Äthergehirn

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Das Äthergehirn ist ein ätherisches Organ, das dem physischen Gehirn zu Grunde liegt und dieses gestaltet und beständig regeneriert. Es ist das eigentlich Organ des Denkens, das nicht vom physischen Gehirn hervorgebracht wird, sondern von diesem nur in Form der Gedanken in das normale Tagesbewusstsein gespiegelt wird.

„Alle Organe werden in ihrer Form und Gestalt durch die Strömungen und Bewegungen des Ätherleibes gehalten. Dem physischen Herzen liegt ein «Ätherherz» zugrunde, dem physischen Gehirn ein «Äthergehirn» usw. Es ist eben der Ätherleib in sich gegliedert wie der physische, nur komplizierter, und es ist in ihm alles in lebendigem Durcheinanderfließen, wo im physischen Leibe abgesonderte Teile vorhanden sind.“ (Lit.:GA 13, S. 57f)

„Das physische Gehirn ist gleichsam herauskristallisiert aus dem Atherleib wie Eis aus Wasser. Man kann einen innigen Zusammenhang verspüren zwischen diesen beiden «Gehirnen» und wie das physische Gehirn eigentlich eine Art von Spiegelapparat ist für dasjenige, was im ätherischen Gehirn vor sich geht. Das erlebt man besonders dann, wenn man sich sehr anstrengt mit Dingen, die sich auf den physischen Plan beziehen, oder wenn man Erinnerungsvorstellungen in sich hervorrufen will: es ist dann immer - ob man davon weiß oder nicht - der Ätherleib in Mitleidenschaft gezogen, aber besonders auch das physische Gehirn, das wie ein Klotz im Äthergehirn liegt und verhindert, daß es der Beweglichkeit des Äthergehirns folgen kann. Man fühlt dann sehr deutlich, daß es nicht das Äthergehirn ist, das ermüdet; das könnte bis in alle Ewigkeit Gedanken und Erinnerungen hervorrufen, aber das physische Gehirn kommt nicht mit, wirkt wie ein Fremdkörper im Ätherleib. Dadurch spürt man die Ermüdung des physischen Gehirns um so mehr. - Und wenn man auch immer weiter denken könnte mit dem Äthergehirn, so würde man doch sich krank machen; der normale Zusammenhang würde durchbrochen werden, der physische Teil würde wie tot werden. Es ist unmöglich, den Parallelismus zwischen physischem und Äthergehirn in größerem Maße zu durchbrechen.“ (Lit.:GA 265, S. 285f)

„Gehen wir nun zurück in die Zeit, in welcher die atlantische Menschheit auf Erden weilte. Die Erde hat damals ein ganz anderes Aussehen gehabt. Zwischen Europa und Amerika, da, wo jetzt ein großes Meer flutet, war Land, ein Erdteil, der jetzt auf dem Boden des Ozeans liegt. Auch die heutige Wissenschaft kommt nach und nach zu der Erkenntnis, daß ein Erdteil früher existierte, wo jetzt der Atlantische Ozean sich ausdehnt. Menschen von ganz anderer als der heutigen Art bewohnten Atlantis. Zwischen dem Äther- und physischen Leib bestand damals ein ganz anderes Verhältnis als heute. Ein Hellseher sieht beim heutigen Menschen im Kopf zwei Punkte, den einen im Äthergehirn, den andern im physischen Gehirn, zwischen den Augen, etwa einen Zentimeter tief. Diese beiden Punkte fallen beim jetzigen Menschen zusammen. Beim Atlantier war dies anders. Das Äthergehirn ragte beträchtlich über das physische Gehirn heraus, und die zwei Mittelpunkte der Gehirne deckten sich nicht. In Ausnahmefällen kann es auch beim Menschen der Gegenwart vorkommen, daß sich diese zwei Punkte nicht decken; eine Folge davon ist die Idiotie. Erst im letzten Drittel der atlantischen Zeit fand die Vereinigung der Mittelpunkte der beiden Gehirne statt, und erst dann lernte der Mensch bewußt zu sich «Ich» sagen. Auch rechnen, zählen, urteilen, logisch denken konnten die Atlantier vorher nicht. Dafür besaßen sie ein riesiges Gedächtnis, welches über Generationen reichte, und ein dumpfes Hellsehen.“ (Lit.:GA 100, S. 219f)

Das Äthergehirn wird durch die jahreszeitliche Wirkung der Amshaspands gebildet:

„Wenn wir uns skizzenhaft den Menschen vorstellen, so können wir uns vorstellen, daß dieser Ätherleib, von dem ich jetzt eben gesprochen habe, so empfunden wird — und zwar nach oben immer weniger empfunden wird, aber ins Unbestimmte sich verlierend -, daß er mit der Zeit mitgeht. Und man lernt allmählich sogar ganz deutlich fühlen, daß an diesem Teil unseres Ätherleibes Wesenheiten schöpferisch mit tätig waren, die in den verschiedenen Zeiten, die man da durchlebt vom Frühling gegen den Herbst, sozusagen einander ablösen; man merkt, daß an dem Gehirnteil unseres Ätherleibes die Zeiten gearbeitet haben, so daß unser Äthergehirn ein in gewisser Beziehung kompliziertes Organ ist.

Es ist gleichsam von verschiedenen geistigen Wesenheiten, die ihre Fähigkeiten in aufeinanderfolgenden Zeiten entfalten, ineinandergefügt worden. Man bekommt nun einen Begriif von einer sehr bedeutungsvollen Lehre — und man lernt diese Lehre in ihrer Wahrheit nach und nach empfinden —, von der Lehre, die insbesondere in den Zarathustraschulen gepflogen worden ist. Diese Lehre sagte, daß der Ätherleib des menschlichen Gehirns von geistigen Wesenheiten, die man Amshaspands nannte, nach und nach aus dem geistigen Kosmos heraus geschaffen worden ist. Und diese Amshaspands, sie wirken so, daß sie gleichsam während der Sommerszeit die Herrschaft führen, und zwar heute noch so die Herrschaft führen, daß sie einander ablösen, der erste sozusagen im Frühfrühling, der zweite im Frühling und so weiter bis zum sechsten und siebenten. Sieben, beziehungsweise sechs solcher geistiger Wesenheiten, sie wirken sich ablösend in der Zeit; und sie sind die schöpferischen Geister, welche — dadurch, daß sie eben sich ablösen, so daß, wenn der eine seine Tätigkeit vollführt hat, der andere eingreift — ein solches kompliziertes Wesen zustande bringen, wie es der Ätherleib, besonders der des menschlichen Gehirns ist. In unser Gehirn also spielen herein sechs bis sieben einander ablösende geistige Wesenheiten, und das physische Gehirn des Menschen wird man erst begreifen, wenn man sich sagen wird: da wirkt ein Geist, der empfunden werden kann insbesondere im Frühfrühling — er strahlt seine Kräfte, die zunächst Ätherkräfte sind, aus; dann kommt im späteren Frühling ein zweiter Geist, der strahlt wiederum seine Kräfte aus.

Da strahlen also die Ätherkräfte dieses zweiten Geistes in denselben Raum hinein. Der dritte Geist strahlt wiederum seine Ätherkräfte hinein, und so bildet sich dieser Ätherteil des menschlichen Gehirns in der Weise, daß in denselben Raum in aufeinanderfolgenden Zeiten Geister, die sich ablösen, ihre ätherischen Kräfte hineinsenden.“ (Lit.:GA 145, S. 65f)

Zwölf Weltanschauungen und sieben Seelenstimmungen.

Rudolf Steiner erwähnt das Äthergehirn auch im Zusammenhang mit den Zwölf Weltanschauungen. Die Weltanschauungen, die dem oberen, dem Tagesteil des Tierkreises entsprechen (etwa vom Idealismus bis zum Realismus, mit dem Materialismus an der obersten Spitze) korrespondieren mit dem Physisches Gehirn; die „unteren“, „nächtlichen“ Weltanschauungen (vom Dynamismus bis zum Psychismus) entsprechen dem Äthergehirn.

„Wenn der Mensch sich gewissermaßen in bezug auf alle Weltanschauung ganz nur an das hält, was er an oder um oder in sich selbst erfahren kann: das ist Anthropomorphismus.

Zeichnung aus GA 151, S. 63
Zeichnung aus GA 151, S. 63

Er entspricht der Erde, wenn man diese als solche betrachtet, abgesehen davon, ob sie von der Sonne, vom Mond oder anderem umgeben ist. Wie wir die Erde für sich allein betrachten können, so können wir auch in bezug auf Weltanschauungen auf nichts Rücksicht nehmen als auf das, was wir als Menschen in uns finden können. Dann wird der in der Welt so verbreitete Anthropomorphismus entstehen.

Geht man hinaus über das, was der Mensch ist, so wie man zur Erklärung der Erscheinung der Erde hinausgehen muß zu Sonne und Mond - was die gegenwärtige Wissenschaft nicht tut -, so kommt man dazu, dreierlei als nebeneinander berechtigt anerkennen zu müssen: Theismus, Intuitismus und Naturalismus. Denn nicht, daß man auf einem dieser Töne besteht, sondern daß man sie zusammenklingen läßt, entspricht dem, was die Wahrheit ist. Und wie unsere engere Körperlichkeit mit Sonne, Mond und Erde wieder hineingestellt ist in die sieben Planeten, so ist hineingestellt Anthropomorphismus als die trivialste Weltanschauung in das, was zusammenklingen kann aus Theismus, Intuitismus und Naturalismus, und dieses zusammen wieder in das, was zusammenklingen kann aus den sieben Seelenstimmungen. Und diese sieben Seelenstimmungen nuancieren sich nach den zwölf Zeichen des Tierkreises.

Sie sehen schon, dem Namen nach, und zwar nur dem Namen nach, ist nicht eine Weltanschauung wahr, sondern es sind 12 + 7 = 19+ 3 = 22+ 1 = 23 Weltanschauungen berechtigt. Dreiundzwanzig berechtigte Namen für Weltanschauungen haben wir. Aber alles andere kann noch dadurch entstehen, daß die entsprechenden Planeten in den zwölf Geistes-Tierkreisbildern herumlaufen.

Und nun versuchen Sie, aus dem, was jetzt auseinandergesetzt worden ist, sich ein Empfinden anzueignen für die Aufgabe, welche die Geisteswissenschaft für das Friedenstiften innerhalb der verschiedenen Weltanschauungen hat, für das Friedenstiften aus der Erkenntnis heraus, daß die Weltanschauungen miteinander, in ihrem gegenseitigen Aufeinanderwirken, in gewisser Beziehung erklärlich sind, daß sie aber alle nicht ins Innere der Wahrheit führen können, wenn sie einseitig bleiben, sondern daß man gleichsam den Wahrheitswert der verschiedenen Weltanschauungen innerlich in sich erfahren muß, um wirklich - wir dürfen so sagen - mit der Wahrheit zurechtzukommen. So wie Sie sich denken können den physischen Kosmos: den Tierkreis, das Planetensystem, Sonne, Mond und Erde zusammen, die Erde für sich, so können Sie sich ein geistiges Weltenall denken: Anthropomorphismus; Theismus, Intuitismus, Naturalismus; Gnosis, Logismus, Voluntarismus, Empirismus, Mystik, Transzendentalismus, Okkultismus; und das alles verlaufend in den zwölf Geistes-Tierkreisbildern. Das ist vorhanden; nur ist es geistig vorhanden. So wahr als der physische Kosmos physisch vorhanden ist, so wahr ist das geistig vorhanden.

In diejenige Hirnhälfte, die der Anatom findet, von der man ja sagen kann, daß sie die halbkugelförmige ist, in sie wirken herein vorzugsweise diejenigen Wirkungen des Geisteskosmos, die von den oberen Nuancen ausgehen. Dagegen gibt es einen unsichtbaren Teil des Gehirns, der nur, wenn man den Ätherleib betrachtet, sichtbar ist; der ist vorzugsweise von dem unteren Teil des Geisteskosmos beeinflußt (siehe Zeichnung.) Aber wie ist diese Beeinflussung? Sagen wir, bei jemandem ist es so, daß er mit seinem Logismus eingestellt ist in den Sensualismus, daß er eingestellt ist mit seinem Empirismus in den Mathematizismus. Dann gibt das, was auf diese Weise zustande kommt, Kräfte, die in sein Gehirn hereinwirken, und jener obere Teil seines Gehirns ist dann besonders regsam und übertönt die anderen. Unzählige Nuancen von Gehirntätigkeiten kommen dadurch zustande, daß das Gehirn gleichsam im geistigen Kosmos schwimmt und die Kräfte auf diese Weise ins Gehirn hereinwirken, wie wir das jetzt haben darstellen können. So mannigfaltig sind wirklich die menschlichen Gehirne, als sie mannigfaltig sein können nach den Kombinationen, die sich aus diesem geistigen Kosmos ergeben. Was in jenem unteren Teile des geistigen Kosmos ist, das wirkt gar nicht einmal auf das physische Gehirn, sondern auf das Äthergehirn.

Zeichnung aus GA 151, S. 65
Zeichnung aus GA 151, S. 65

Wenn man von alledem spricht, dann ist wohl der beste Eindruck, den man davon erhalten kann, der, daß man sagt: Es eröffnet einem das die Empfindung für das Unendliche der Welt, für das qualitativ Großartige der Welt, für die Möglichkeit, daß man als Mensch in unendlicher Mannigfaltigkeit in dieser Welt existieren kann. Wahrhaftig, wenn wir nur dieses betrachten können, dann können wir uns schon sagen: Es fehlt wahrlich nicht an Möglichkeiten, daß wir verschieden sein können in unseren verschiedenen Inkarnationen, die wir auf der Erde durchzumachen haben. Und überzeugt kann man auch sein, daß der, welcher die Welt so betrachtet, gerade durch eine solche Weltbetrachtung dazu kommt, daß er sagen muß: Ach, wie reich, wie grandios ist die Welt! Welches Glück, an ihr immer weiter, immer mehr, immer mannigfaltiger teilzunehmen, an ihrem Sein, ihren Wirkungen, ihrem Streben!“ (Lit.:GA 151, S. 63ff)

Durch äußere Mittel, etwa durch entsprechende Diätvorschriften, durch Atemübungen oder im schlimmsten Fall durch psychoaktive Drogen, kann der Ätherleib, namentlich das Äthergehirn gelockert werden. Das ist aber heute ein ungesunder Weg. Heute sollte das nur durch konsequente geistige Übungen erreicht werden.

„Man kann den physischen Leib dazu veranlassen, daß er den Ätherleib hinausstößt, hinausquetscht, indem man den physischen Leib genügend präpariert durch Diät, Atemübungen etc. Unsere vegetarische Lebensweise hat ja im Grunde nur den Zweck, den physischen Leib in diesem Bestreben zu unterstützen. Dies sind die exoterischen Mittel zur Lockerung. Die esoterischen sind unsere Übungen, unsere Exerzitien. Und da muß gesagt werden, daß diese die Hauptsache sind, daß wir diese mit Hingabe und Ernst machen sollen, daß alles übrige nur Unterstützung dieser Hauptsache sein soll. In unserer materialistischen Zeit würde ja mancher in seiner materialistischen Sehnsucht gern die weitestgehenden Diätvorschriften befolgen, würde stundenlange Atemübungen machen, wenn er dadurch etwas erreichte; sich aber geistig anzustrengen durch Meditationen und Konzentrationen, das ist viel unbequemer, und dabei zeigt sich dann erst oft die geistige Trägheit. - Würden wir aber nur durch physische Einwirkungen unseren Ätherleib herausquetschen, so könnte der physische Leib ihm ja nichts mitgeben, und er würde leer in das Unbekannte hinaustreten. Da treten dann solche Zustände ein, daß wir zum Beispiel irgend etwas denkerisch nicht recht erfassen können, wenn wir etwas durchdenken wollen. Wir können mit unserem Äthergehirn uns des physischen nicht recht bedienen, weil wir ja nicht richtig in demselben darin sind. Es ist, als ob wir, im Wasser schwimmend, etwas ergreifen wollten, das uns immer ausweicht. Der vernünftige Esoteriker wird sich bei solchen Zuständen sagen, daß er hier erst einmal Ordnung schaffen muß durch geeignete Willenskonzentrationen und Gedankenübungen. Auch bei normaler Entwicklung wird ja manches eintreten, von dem wir uns sagen müssen, daß es ein vorübergehendes Leiden ist. Denn durch die Herausziehung des Ätherleibes geht es dem physischen Leibe erst ähnlich wie einer Pflanze, der man die Säfte eine Zeitlang entzieht. Sie vertrocknet. Und so vertrocknet - man sieht dies aber nicht physisch - auch der physische Leib zum Teil, und wo er Anlagen zu Erkrankungen hat, da kommen diese heraus. Wenn aber der Ätherleib sich in der richtigen Weise durchtränkt hat mit geistigen Wahrheiten, so bezieht er dadurch neue Kräfte, und diese wirken wiederum gesundend auf den physischen Leib. Man kann beobachten, daß dann beim physischen Leibe selbst Schnittwunden leichter heilen, überhaupt Wunden, wenn der Mensch sich mit spirituellen Wahrheiten durchdringt, ja wenn er nur theosophische Denkweise in sich wirken läßt.“ (Lit.:GA 266b, S. 123f)

Auch durch Hypnose wird das Äthergehirn vom physischen Gehirn gelöst und hängt gleichsam schlaff zu beiden Seiten des Kopfes heraus:

„Beim schlafenden Menschen ist der Ätherleib mit dem physischen Leib verbunden im Bett, und nur der Astralleib löst sich heraus. Im Augenblick des Todes geschieht für den Menschen etwas außerordentlich Merkwürdiges: das ganze verflossene Leben liegt vor dem Gedächtnis ausgebreitet und zieht an ihm vorüber. Dasselbe kommt zuweilen in höchster Lebensgefahr vor, zum Beispiel bei Ertrinkenden, Abgestürzten und so weiter, die wieder zum Leben erwacht sind. In solchen Momenten tritt ihnen auch ihr ganzes vergangenes Leben vor die Seele. Was geschieht da? Es lockert sich der Ätherleib vom physischen Körper. Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich, wenn ein Glied «einschläft» oder wenn man es abbindet. Der Hellseher sieht beispielsweise, wenn jemand sich den Finger abbindet, wie der Ätherleib des Fingers herunterhängt und gelockert ist. Bei einem Hypnotisierten ist dieser Zustand sehr gefährlich, weil bei ihm das Äthergehirn zu beiden Seiten des Kopfes schlaff heraushängt. Warum liegt in besonderen Augenblicken das ganze Leben vor dem Menschen? Weil der Ätherleib der Träger des Gedächtnisses ist. Wird er vom physischen Leib frei, so kann er in diesem Augenblick seinen eigenen Bewegungen folgen, und das Gedächtnis ist freier als sonst. Im normalen Zustand erfüllt er den physischen Leib wie eine verdichtete Lichtwolke. Bis zum Tode stört der physische Leib fortwährend die feinen Kräftewirkungen des Ätherleibes.“ (Lit.:GA 94, S. 131f)

Um die geistige Welt zu begreifen, muss man sich des Äthergehirns bedienen:

„Man kann nicht die Dinge, die man ausspricht, so sagen, daß es die Leute erfreut, sondern man muß es so sagen, daß es Wahrheit ist. Ich mußte im Zusammenhange sagen: Gerade die führende Klasse der Gegenwart habe ein dekadentes physisches Gehirn. Es ist unangenehm, wenn man das aussprechen muß, es ist nicht bloß unangenehm, dies zu hören. Aber es ist notwendig, daß der Mensch es erfährt. Gerade die Menschen, welche die heutige Zeitkonfiguration herbeigeführt haben, sind dabei angekommen, ein dekadentes physisches Gehirn zu haben. Das ist so! Und wir sind in gewisser Beziehung heute in einem ähnlichen Falle, wie die Menschen Europas waren bei der Völkerwanderung und der Ausbreitung des Christentums. Vom Orient herüber kam der christliche Impuls, er ging zuerst durch Griechenland und Rom. Die griechische, die römische Welt war natürlich weit höher entwickelt als die germanische. Die Germanen waren Barbaren. Aber die Gehirne der Griechen und Römer waren dekadent. Daher wurde die christliche Welle in der griechischen und der römischen Welt nicht so aufgenommen, wie sie es wurde, als sie an die Germanen herankam. Das ist die Völkerwanderung, die horizontal gegangen ist. Heute ist sie vertikal. Heute kommt eine Welle geistigen Lebens aus der geistigen Welt. Wie das Christentum zuerst aufprallte auf die Griechen und Römer, so prallt die geistige Welt auf die gegenwärtige, auf die bürgerliche Welt auf, und die ist dekadent. Die Proletarier sind noch nicht dekadent; sie werden noch begreifen, was gemeint ist mit der spirituellen Welt. Aber die anderen werden die Vorbereitung durch Anthroposophie gebrauchen, das heißt, denjenigen Teil des Gehirns ausbilden müssen, der noch nicht physisch ist, das ätherische Gehirn. Wir stehen heute einmal vor der Notwendigkeit, daß die führenden Klassen nicht nur ein dekadentes Gehirn haben werden, sondern ganz in die Dekadenz kommen werden, wenn sie nicht begreifen, daß sie übersinnlich die spirituelle Weltanschauung erfassen müssen.

Das ist die Tragik der bürgerlichen Weltordnung, daß sie alles physisch begreifen möchte, während man darauf angewiesen ist, heute mit dem Äthergehirn die Dinge zu erfassen, das heißt spirituelle Wahrheiten in sich aufzunehmen. Da hinein muß die Menschheit der Gegenwart steuern, und da muß der Westen die Führung in die Hand nehmen. Und hier müssen wir uns mit etwas sehr Wichtigem bekanntmachen. Sehen Sie sich die Sprachentwickelung an, von Osten nach Westen gehend. Nehmen wir noch unsere deutsche Sprache. Sie wird ja heute furchtbar mißbraucht, aber wir wissen, daß sie die Eigentümlichkeit hat, wenn wir noch in die Goethesche, in die Lessingsche Sprache zurückblicken, daß vor noch nicht langer Zeit mit den Worten der deutschen Sprache das Kongruente bezeichnet werden konnte, was geistiges Leben ist. Heute haben wir die Sprache furchtbar negligiert, zur Phrase heruntergewürdigt. Aber da liegt es noch nicht in der Sprache allein, daß sie nicht spirituell sein kann. Je weiter wir aber zu den westlichen Sprachen gehen, desto mehr finden wir, daß diese Sprachen aus der Sprache selbst, aus den Lauten der Sprache, aus dem Ton der Sprache, auch aus der Grammatik der Sprache das eigentliche Geistige herausgeworfen haben. Und aus diesem Herausgeworfenhaben des Geistig-Seelischen aus dem anglo-amerikanischen Idiom, folgt die Weltmission der anglo-amerikanischen Völker. Diese Weltmission der angloamerikanischen Völker besteht darin, daß sie lernen - sie lernen es ganz instinktiv, aber sie werden es lernen, und im Ergreifen der Weltherrschaft lernen sie es —, indem sie den anderen Menschen zuhören, nicht nur den Laut zu vernehmen, sondern die Geste der Sprache zu deuten, mehr zu vernehmen als den bloß physischen Laut, etwas zu vernehmen, wenn gesprochen wird, was von Mensch zu Mensch zwar, aber doch über das Gesprochene hinaus, übergeht. Das wirkt von Ätherleib zu Ätherleib. Das ist das Geheimnis der westlichen Sprachen, daß der physische Ton seine Bedeutung verliert. Und das Geistige gewinnt an Bedeutung. Da liegt es schon in der Volksaufgabe, in die Sprache hinein den Geist träufeln zu lassen, nicht bloß physisch zu hören, sondern zu intuitieren, mehr zu empfinden als dasjenige, was in den Laut hineingeht. Das ist im Westen, da wird durch die Sprache selbst das Geistige gesucht werden müssen.“ (Lit.:GA 193, S. 133f)

Für die Ausbildung des physischen und ätherischen Gehirns spielt der Halleysche Komet, der etwa alle 75 bis 77 Jahre der Erde so nahe kommt, dass er selbst mit freiem Auge gut gesehen werden kann, eine bedeutsame Rolle:

„Der Halleysche Komet - und wir reden zunächst vom Geistigen desselben - hat die Aufgabe, in der gesamten menschlichen Natur sein eigenes Wesen so abzudrücken, daß diese menschliche Natur und Wesenheit immer, wenn er in die besondere Sphäre der Erde, wenn er in die Erdennähe tritt, dann einen Schritt in der Entwickelung des Ich weiter macht, und zwar jenen Schritt in der Entwickelung des Ich macht, der dieses Ich herausführt in seinen Begriffen auf den physischen Plan. Zunächst hat der Komet seinen besonderen Einfluß auf die zwei unteren Glieder der menschlichen Natur, auf dasjenige, was männlich und weiblich ist; da gesellt er sich dann zu den Wirkungen des Mondes hinzu. Wenn er nicht da ist, so ist die Mondenwirkung einseitig, die Wirkungen werden also anders, wenn der Komet da ist. Nun drückt sich die Wirkung des Kometen so aus: Nicht wahr, wenn das menschliche Ich einen Ruck macht nach vorwärts, da muß ja, damit der ganze Mensch vorwärtskommen kann, auch der physische und Äther- oder Lebensleib in entsprechender Weise umgeformt werden. Wenn das Ich anders denken soll im 19. Jahrhundert, als es im 18. Jahrhundert gedacht hat, so muß auch etwas da sein, was den äußeren Ausdruck des Ich im physischen und im Äther- oder Lebensleib ändert, und das ist der Komet! Der Komet wirkt auf den physischen und den Äther- oder Lebensleib des Menschen so, daß dieser physische und Äther- oder Lebensleib des Menschen in der Tat Organe, feine Organe schaffen, die der Fortentwickelung des Ich angemessen sind, dieses Ich, wie es sich als Bewußtseins-Ich insbesondere seit dem Einschlag des Christus-Impulses auf der Erde entwickelt hat. Seit jener Zeit haben die Kometenerscheinungen die Bedeutung, daß das Ich, indem es sich immer weiter und weiter entwickelt, von Etappe zu Etappe sich entwickelt, solche Organe zuerteilt bekommt, das heißt, solche physische und ätherische Organe bekommt, daß dieses fortgeschrittene Ich sie eben brauchen kann. Denn denken Sie nur einmal, so sonderbar das auch klingen mag und so schrecklich närrisch es die heutigen Zeitgenossen finden werden, es ist aber trotzdem so: Wenn das Ich des Büchner, das Ich des Moleschott und anderer Materialisten so um 1850/60 herum nicht ein geeignetes physisches Gehirn und nicht ein geeignetes Äthergehirn gehabt hätten, dann hätten sie auch nicht so materialistisch denken können, wie sie gedacht haben. Dann wäre vielleicht der gute Büchner ein braver Durchschnittspfarrer geworden. Damit er dasjenige, was er in seinem «Kraft und Stoff» zuweggekriegt hat, in Gedanken hat ausführen können, mußte nicht nur sein Ich diese Entwickelung durchmachen, die dazu notwendig war, es mußte auch die entsprechende Organisation im physischen und Äther- oder Lebensleib da sein. Wenn wir die Ich-Entwickelung selber suchen, dann müssen wir uns nur im geistigen Kulturleben umtun. Wenn wir aber wissen wollen: Was hat es bewirkt, daß diese Leute, daß die Menschen des 19. Jahrhunderts überhaupt ein zum materialistischen Denken geeignetes physisches Gehirn und den geeigneten Äther- oder Lebensleib hatten? - dann müssen wir sagen, das hat der 1835 erschienene Halleysche Komet auf dem Gewissen. Und was hat im 18. Jahrhundert bewirkt, daß damals dasjenige aufgetreten ist, was man «Aufklärung» nennt, was auch eine gewisse Etappe in der Ich-Entwickelung ist? In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat der Durchschnittsmensch diese geistige Konfiguration in seinem Gehirn, die man «Aufklärung» nennt. Das war dasjenige, worüber Goethe sich so erbost hat, daß da nämlich ein paar Begriffe hingepfahlt werden und die Leute sich damit zufrieden geben! Was hat diesem «Aufklärungszeitalter» die Gehirne geschafft? Der Halleysche Komet vom Jahre 1759 hat diese Gehirne geschafft. Das ist eine zentrale Wirkung in bezug auf den Halleyschen Kometen.“ (Lit.:GA 118, S. 107f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1989), ISBN 3-7274-0130-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001), ISBN 3-7274-0940-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis, GA 100 (1981), ISBN 3-7274-1000-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt, GA 118 (1984), ISBN 3-7274-1180-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?, GA 145 (2005), ISBN 3-7274-1450-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Der menschliche und der kosmische Gedanke, GA 151 (1990), ISBN 3-7274-1510-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Der innere Aspekt des sozialen Rätsels, GA 193 (1989), ISBN 3-7274-1930-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914, GA 265 (1987), ISBN 3-7274-2650-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912, GA 266/2 (1996), ISBN 3-7274-2662-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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