Die zwei Jesusknaben

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Der Stammbaum Jesu, Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (um 1180)
Giotto di Bondone: Die Geburt Jesu mit zwei Jesusknaben
Raffaels Madonna Terranuova mit Johannes dem Täufer und den beiden Jesusknaben.
Bernard van Orley (?), Heilige Familie (San Francisco)
Die große Konjunktion im Jahr 7 v. Ch., wie sie am 12. November am Himmel Jerusalems aussah, Blick Richtung Süden

Durch seine auf geistige Wahrnehmung gegründete Forschung kam Rudolf Steiner zu der Ansicht, dass um die Zeitenwende nicht einer, sondern zwei Jesusknaben in Bethlehem geboren wurden, der nathanische und der salomonische Jesus, die beide dem Geschlecht Davids entstammten. Mit dem zwölften Lebensjahr sei dann das Ich des salomonischen Jesus in die Leibeshüllen des nathanischen Jesus übergetreten. Über den weiteren Lebensweg dieses Jesus von Nazareth vom 18. bis zum 30. Lebensjahr, von dem in den vier Evangelien nicht berichtet wird, sprach Steiner sehr ausführlich in seinen Vorträgen über das sogenannte fünfte Evangelium. Steiner schildert darin, wie die irdische Inkarnation des Christus vorbereitet wurde, die tatsächlich erst im 30. Lebensjahr mit der Jordan-Taufe begonnen und sich mit dem Mysterium von Golgatha vollendet habe. Erst diese von Christus durchdrungene, durch die Vereinigung der beiden Jesusknaben gebildete und durch reiche Erfahrungen hindurchgegangene Menschengestalt darf, als gleichsam dritte Messias-Gestalt, zurecht als Jesus Christus angesprochen werden.

Einführung

Rudolf Steiners Ausführungen werfen ein erhellendes Licht auf die zwei einander widersprechenden Genealogien Jesu in den Evangelien, welche die Bibelwissenschaftler und Theologen lange Zeit vor nicht lösbar scheinende Rätsel stellten. Apokryphe Texte wie vor allem auch die in Qumran in der Nähe des Toten Meeres entdecken Schriften der Essener scheinen Steiners Ansichten nun auch durch äußere Dokumente zu unterstützen, indem sie ebenfalls auf zwei messianische Gestalten hinweisen, die der königlichen und der priesterlichen Linie des Hauses David entstammen. Jüngsten Entdeckungen und Interpretationen der Schriftrollen der Essener zeigen darüber hinaus, dass diese nicht nur einen oder zwei, sondern sogar drei Messiasse erwartete, was sich, wie oben angedeutet, gut zu den Darstellungen Steiners fügt.

12 Und David erkannte, dass der HERR ihn als König über Israel bestätigt und sein Königtum erhöht hatte um seines Volkes Israel willen. Söhne und Töchter Davids 13 Und David nahm noch mehr Frauen und Nebenfrauen in Jerusalem, nachdem er von Hebron gekommen war, und es wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren. 14 Dies sind die Namen der Söhne, die ihm zu Jerusalem geboren sind: Schammua, Schobab, Nathan, Salomo, 15 Jibhar, Elischua, Nefeg, Jafia, 16 Elischama, Eljada, Elifelet.

2. Buch Samuel: 5,12-16 LUT

In der traditionellen Weihnachtgeschichte wird die Kindheitsgeschichte der beiden Jesusknaben fälschlich zu einer Erzählung vermischt.

Die Vorfahren der beiden Jesusknaben

In seinen im September 1909 in Basel gehaltenen Vorträgen über das Lukas-Evangelium enthüllte Rudolf Steiner erstmals das Geheimnis der beiden Jesusknaben. Von der Geburt des salomonischen Jesusknaben berichtet das Matthäusevangelium.

„Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht. Diejenigen, welche wir die «davidischen Geschlechter» nennen, leiteten sich alle auf ihren Stammvater David zurück. Sie können es nun aus der Bibel ersehen, daß David zwei Söhne hatte, Salomo und Nathan (2. Samuelis 5, 14). Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische Linie und die nathanische Linie, stammen also von David ab. Wenn wir daher die Zwischenglieder unberücksichtigt lassen, können wir sagen: In der Zeit, als unsere Zeitrechnung beginnt, sind in Palästina vorhanden die Nachkommen sowohl der salomonischen Linie wie auch der nathanischen Linie des davidischen Geschlechtes. Und es lebt als ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die wir die nathanische Linie des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen Joseph in Nazareth. Er hat zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebt ein Nachkomme der salomonischen Linie des David-Geschlechtes in Bethlehem, der auch Joseph heißt. Es ist nicht weiter wunderbar, daß da zwei Menschen leben aus dem Geschlechte Davids, welche beide Joseph heißen, und daß beide mit einer Maria, wie sie die Bibel nennt, vermählt sind. Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina; beide tragen die Namen Joseph und Maria. Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische Linie des Geschlechtes David zurück, das heißt auf die «königliche Linie»; das andere Elternpaar, dasjenige in Nazareth, führt seine Abkunft zurück auf die nathanische Linie, das heißt auf die «priesterliche Linie» [...] Dieses Elternpaar aus der nathanischen Linie ging damals, als das Kind geboren werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem - wie Lukas sagt — «zur Schätzung» (Lukas 2, 4-5). Das schildert uns das Geschlechtsregister des Lukas-Evangeliums.

Das andere Elternpaar, das gar nicht in Nazareth ursprünglich wohnte - man muß die Evangelien nur wörtlich nehmen - , lebte in Bethlehem, und das wird uns geschildert von dem Schreiber des Matthäus- Evangeliums (Matthäus 2, 1). Die Evangelien schildern immer die Wahrheit - man braucht gar nicht zu klügeln - , und die Menschen werden durch die Anthroposophie schon wieder dahin kommen, die Evangelien wörtlich zu nehmen. Diesem Elternpaar der salomonischen Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Dieses Kind hat auch eine mächtige Individualität innerhalb seines Leibes. Aber dieses Kind hatte zuerst eine andere Aufgabe - die Weisheit der Welt ist tief -, dieses Kind sollte nicht dazu berufen sein, dem astralischen Mutterleibe die jugendfrischen Kräfte abzugeben, sondern es war dazu berufen, dasjenige der Menschheit zu bringen, was man nur bringen kann, wenn man eine reife Seele ist. Dieses Kind wurde durch alle Kräfte, die dabei in Betracht kamen, so gelenkt, daß es die Verkörperung jener Individualität sein konnte, die einstmals in Persien den Ahura Mazdao gelehrt hat, die einstmals ihren Astralleib abgeben konnte an Hermes und ihren Ätherleib an Moses und die wiedererschien als der große Lehrer des Pythagoras, als Zarathas oder Nazarathos, der große Lehrer im alten Chaldäa: es ist keine andere Individualität als die Zarathustra-Individualität. Die Ichheit des Zarathustra wurde wiederverkörpert in dem Kinde, von dem uns der Matthäus-Evangelist erzählt, daß es geboren wurde von einem Elternpaare Joseph und Maria, welches aus der königlichen Linie, aus der salomonischen Linie des davidischen Geschlechtes stammte und ursprünglich schon in Bethlehem wohnte.

So finden wir bei Matthäus den einen Teil der Wahrheit, bei Lukas den anderen Teil der Wahrheit. Wörtlich müssen wir beide nehmen, denn die Wahrheit der Welt ist kompliziert.“ (Lit.:GA 114, S. 92f)

Rudolf Steiner war sich dessen wohl bewusst, dass seine Angaben über die beiden Jesusknaben auf den ersten Blick nicht nur verblüffend und befremdend, sondern sogar anstößig erscheinen können:

„Besonders anstößig ist für viele Menschen dasjenige, was die Geisteswissenschaft über die Christus-Wesenheit zu sagen hat. Und doch liegt auch dem nur ein Mißverständnis zugrunde. Wenn jemand zum Beispiel sagt, die Geisteswissenschaft behaupte, daß Jesus nicht von jung auf unter der Leitung des heiligen Geistes zum Christus herangereift sei, sondern daß er in den ersten dreißig Lebensjahren nur die leibliche Hülle zubereitet habe, in die sich bei der Taufe durch Johannes der Christus niederließ: so verzerrt er die Ergebnisse der Geisteswissenschaft in diesem Punkte. Die Geistesforschung untersucht, was eigentlich durch die Johannestaufe geschehen ist, die ja ganz unzweifelhaft auch der Bibel gemäß als ein wichtiges Ereignis im Jesus-Leben zu gelten hat. (Es gibt Übersetzer des Evangeliums, welche die wichtige Stelle bei Lukas wiedergeben: «Dieser ist mein vielgeliebter Sohn; heute habe ich ihn gezeuget».[1]) Und diese Forschung findet, daß der Christus-Geist, der Jesus von Nazareth bis zu seinem dreißigsten Jahre wie von außen geführt hat, dann in diesem Jahre in das Innerste seines Wesens eingezogen ist. Sicher wird die Bibelforschung der Zukunft erkennen, daß gerade in diesem Punkte auch das Evangelium nicht den Gegnern der Geisteswissenschaft, sondern dieser recht gibt.“ (Lit.:GA 35, S. 167f)

Einer näheren Betrachtung zeigt sich sehr deutlich, dass in den Evangelien zwei sehr unterschiedliche Geburtserzählungen gegeben werden. Die Geburtserzählung im Matthäus-Evangelium weicht deutlich von der des Lukas-Evangeliums ab; außerdem sind auch die Geschlechtsregister, die in beiden Evangelien angeben sind - und die im jüdischen Kulturkreis für gewöhnlich sehr gewissenhaft gepflegt wurden - wesentlich voneinander abweichend.

Weiters berichtet das Matthäus-Evangelium von dem Besuch der durch den Stern von Bethlehem geführten Weisen aus dem Morgenland und von dem durch Herodes dem Großen (* um 73 v. Chr.; † vermutlich im März 4 v. Chr. in Jericho) angeordneten Kindermord, vor dem der salomonische Jesus nur durch die Flucht nach Ägypten gerettet werden konnte. Der Stern von Bethlehem wird, neben einigen anderen astronomisch-astrologischen Deutungen, mit einer großen Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild Fische in Zusammenhang gebracht, die in den Jahren 7 bis 6 v. Chr. stattfand. Die historisch bzw. astronomisch fassbaren Indizien sprechen dafür, dass der salomonische Jesus bereits deutlich vor der Zeitenwende geboren wurde.

Eine gleichartige Erzählung findet sich im Lukas-Evangelium nicht. Nach Angabe Rudolf Steiners wurde der Jesusknabe des Lukas-Evangeliums, der nathanische Jesus, erst einige Zeit nach dem salomonischen Jesus geboren, als der bethlehemitische Kindermord bereits vorüber war.

Schon im frühen Christentum wurden die Unstimmigkeiten in den Geburtsgeschichten wahrgenommen und diskutiert, so z.B. von den Kirchenvätern Ignatius von Antiochien (2.Jh.), Irenäus von Lyon (135-202) und Justinus dem Märtyrer (100-165), doch ist die Quellenlage zu unsicher, um eine klare Deutung zu erlauben. Da das Problem aus theologischer Sicht nicht lösbar schien, entschloss man sich dazu, den beiden Stammbäumen eine bloß symbolische Bedeutung zuzuschreiben.[2] So schreibt etwa Benedikt XVI.:

„Wie soll man das erklären? Abgesehen von Elementen, die dem Alten Testament entnommen sind, haben beide Autoren mit Überlieferungen gearbeitet, deren Quellen wir nicht rekonstruieren können. Es scheint mir schlicht überflüssig, Hypothesen darüber aufzustellen. Beiden Evangelisten kommt es nicht auf die einzelnen Namen an, sondern auf die symbolische Struktur, in der sich der Ort Jesu in der Geschichte darstellt...“[3]

Tatsächlich gibt es aber neben den Evangelien noch weitere biblische und außerbiblische Quellen, die darauf hindeuten, dass es im Judentum eine zweifache Messiaserwartung gab. So wird etwa im Alten Testament in Sach 4,1-14 EU von einem aus einer goldenen Schale und sieben Öllampen bestehendem Leuchter gesprochen, der von zwei Ölbäumen überragt wird, die links und rechts neben der Schale stehen. Ein Engel belehrt Sacharja, dass dies die beiden Gesalbten seien, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen:

„1 Danach wandte sich der Engel, der mit mir redete, um und weckte mich, wie man jemand aus seinem Schlaf aufweckt, 2 und sagte zu mir: Was siehst du? Ich antwortete: Ich habe hingesehen: Sieh da, ein Leuchter, ganz aus Gold, und darauf eine Schale und auf ihr sieben Lampen mit je sieben Schnäbeln an den Lampen, die oben auf dem Leuchter sind; 3 und zwei Ölbäume ragen darüber hinaus, der eine rechts, der andere links von der Schale. 4 Und ich sprach weiter und fragte den Engel, der mit mir redete: Was bedeuten diese, mein Herr? 5 Der Engel, der mit mir redete, antwortete und sagte zu mir: Weißt du nicht, was sie bedeuten? Ich erwiderte: Nein, mein Herr. 6 Da erwiderte er und sagte zu mir: So lautet das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht, nicht durch Kraft, allein durch meinen Geist! - spricht der HERR der Heerscharen. 7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel wirst du zur Ebene. Er holt den Schlussstein hervor und man ruft: Wie schön, wie schön ist er! 8 Da erging das Wort des HERRN an mich: 9 Serubbabels Hände haben den Grund zu diesem Haus gelegt und seine Hände werden es vollenden. Dann wirst du erkennen, dass mich der HERR der Heerscharen zu euch gesandt hat. 10 Denn wer gering dachte von der Zeit der kleinen Anfänge - sie werden sich freuen, wenn sie den auserlesenen Stein in Serubbabels Hand sehen. Das sind die sieben Augen des HERRN, die über die ganze Erde schweifen. 11 Ich fragte ihn weiter: Was bedeuten die zwei Ölbäume auf der rechten und auf der linken Seite des Leuchters? 12 Und weiter fragte ich ihn: Was bedeuten die beiden fruchttragenden Zweige der Ölbäume bei den beiden goldenen Röhren, die das goldene Öl von ihnen herab ausgießen? 13 Er sagte zu mir: Weißt du nicht, was sie bedeuten? Ich erwiderte: Nein, mein Herr. 14 Er sagte: Das sind die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.“

Sacharja: Sach 4,1-14 EU

Auch in der Gemeinderegel von Qumran wird von zwei Messiassen gesprochen[4][5]: „... und sie (die Männer der Gemeinde) werden gerichtet werden durch die früheren Gesetze, durch welche die Männer der Gemeinschaft angefangen haben, sich der Züchtigung zu unterwerfen, bis zum Kommen eines Propheten und der Messiasse von Aaron und Israel“[6]. Die Grundlage dazu bildet der Spruch des Bileam in 4Mos 24,17 EU:

„13 Auch wenn mir Balak sein Haus voll Silber und Gold gibt, kann ich dem Befehl des HERRN nicht zuwiderhandeln und nach eigenem Gutdünken Gutes oder Böses bewirken. Ich muss sagen, was der HERR sagt. 14 Siehe, ich gehe jetzt zu meinem Volk zurück. Ich will dir aber noch verraten, was dieses Volk deinem Volk in der Zukunft antun wird. 15 Und er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit geöffnetem Auge, 16 Spruch dessen, der Gottesworte hört und die Kunde des Höchsten kennt, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der niedersinkt mit entschleierten Augen: 17 Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel. Er zerschlägt Moab die Schläfen und allen Söhnen Sets den Schädel.“

Numeri: 24,17 EU

Matthäus-Evangelium

1 Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:
2 Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern.
3 Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram,
4 Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon.
5 Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai,
6 Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war.
7 Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa,
8 Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija.
9 Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija,
10 Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija.
11 Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit des Babylonischen Exils.
12 Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel,
13 Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor.
14 Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud,
15 Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob.
16 Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.
17 Im Ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen. (Mat 1,1-17 EU)

Lukas-Evangelium

23 Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat. Man hielt ihn für den Sohn Josefs. Die Vorfahren Josefs waren: Eli,
24 Mattat, Levi, Melchi, Jannai, Josef,
25 Mattitja, Amos, Nahum, Hesli, Naggai,
26 Mahat, Mattitja, Schimi, Josech, Joda,
27 Johanan, Resa, Serubbabel, Schealtiël, Neri,
28 Melchi, Addi, Kosam, Elmadam, Er,
29 Joschua, Eliëser, Jorim, Mattat, Levi,
30 Simeon, Juda, Josef, Jonam, Eljakim,
31 Melea, Menna, Mattata, Natan, David,
32 Isai, Obed, Boas, Salmon, Nachschon,
33 Amminadab, Admin, Arni, Hezron, Perez, Juda,
34 Jakob, Isaak, Abraham, Terach, Nahor,
35 Serug, Regu, Peleg, Eber, Schelach,
36 Kenan, Arpachschad, Sem, Noach, Lamech,
37 Metuschelach, Henoch, Jered, Mahalalel, Kenan,
38 Enosch, Set, Adam; (der stammte von) Gott. (Luk 3,23-38 EU)

Will man die Evangelien ernst nehmen und nicht nur für phantasievolle Dichtungen nehmen, so entsteht hier immerhin ein gewisser Erklärungsbedarf. Rudolf Steiners Darstellung mag im einzelnen sehr komplex und verwirrend erscheinen - aber das kann vielleicht insoferne wenig verwundern, da es sich hier um zentralste Ereignisse der Menschheitsentwicklung handelt, die nicht so leicht in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen sind.

Knapp zusammenfassend stellt Rudolf Steiner die Sache so dar:

Die zwei Jesusknaben: Der zwölfjährige Jesus im Tempel, Schule des Borgognone (ca. 1450-1523), Tesoro di Sant'Ambrogio (Mailand)

„Man betrachte zunächst Jesus von Nazareth. Dieser hatte ganz besondere Daseinsbedingungen. Im Beginne unserer Zeitrechnung sind zwei Jesus-Knaben geboren worden. Der eine stammte aus der nathanischen Linie des Hauses David, der andere aus der salomonischen Linie desselben Hauses. Diese beiden Knaben waren nicht ganz zu gleicher Zeit geboren, aber doch annähernd. In dem salomonischen Jesus-Knaben, den das Matthäus-Evangelium schildert, inkarnierte sich dieselbe Individualität, die früher als Zarathustra auf der Erde gelebt hat, so daß man in diesem Jesus-Kinde des Matthäus-Evangeliums vor sich hat den wiederverkörperten Zarathustra oder Zoroaster. So wächst heran, wie ihn Matthäus schildert, in diesem Jesus-Knaben bis zum zwölften Jahre die Individualität des Zarathustra. In diesem Jahre verläßt Zarathustra den Körper dieses Knaben und geht hinüber in den Körper des anderen Jesus-Knaben, den das Lukas-Evangelium schildert. Daher wird dieses Kind so plötzlich etwas ganz anderes. Die Eltern erstaunen, als sie es in Jerusalem im Tempel wiederfinden, nachdem in dasselbe der Geist des Zarathustra eingetreten war. Das wird dadurch angedeutet, daß der Knabe, nachdem er verlorengegangen war und in Jerusalem im Tempel wiedergefunden wurde, so gesprochen hat, daß ihn die Eltern nicht wiedererkannten, weil sie dieses Kind - den nathanischen Jesus-Knaben - eben nur so kannten, wie er früher war. Aber als es anfing zu den Schriftgelehrten im Tempel zu reden, da konnte es so sprechen, weil in dasselbe der Geist des Zarathustra eingetreten war. - Bis zum dreißigsten Jahre lebte der Geist des Zarathustra in dem Jesus-Jüngling, der aus der nathanischen Linie des Hauses David stammte. In diesem andern Körper reifte er heran zu einer noch höheren Vollendung. Noch ist zu bemerken, daß in diesem andern Körper, in dem jetzt der Geist des Zarathustra lebte, das Eigentümliche war, daß in dessen Astralleib der Buddha seine Impulse aus der geistigen Welt einstrahlen ließ.

Die morgenländische Tradition ist richtig, daß der Buddha als ein «Bodhisattva» geboren wurde, und erst während seiner Erdenzeit, im neunundzwanzigsten Jahre, zur Buddha-Würde aufgestiegen ist.

Asita, der große indische Weise, kam, als der Gotama Buddha ein kleines Kind war, in den Königspalast des Vaters des Buddha weinend. Dies aus dem Grunde, weil er als Seher hat wissen können, daß dieses Königskind der «Buddha» werden wird, und weil er sich als ein alter Mann fühlte, der es nicht mehr erleben wird, wie der Sohn des Suddhodana zum Buddha werden wird. Dieser Weise wurde in der Zeit des Jesus von Nazareth wiedergeboren. Es ist derselbe, der uns im Lukas-Evangelium als jener Tempelpriester vorgeführt wird, welcher in dem nathanischen Jesus-Knaben den Buddha sich offenbaren sieht. Und weil er dies sah, deshalb sagte er: «Laß, Herr, deinen Diener in Frieden fahren, denn ich habe meinen Meister gesehen!» Was er damals in Indien nicht sehen konnte, das sah er durch den Astralleib dieses Jesus-Knaben, der uns als der des Lukas-Evangeliums entgegentritt: den zum Buddha gewordenen Bodhisattva.

Das alles war notwendig, damit der Leib zustande kommen konnte, welcher dann am Jordan die «Johannes-Taufe» empfing.“ (Lit.:GA 15, S. 74ff)

Jesus ist nicht mit Christus identisch. Der Geist des Christus zog erst mit der Jordan-Taufe in den Jesus ein, der aus dieser doppelten Abstammungslinie hervorgegangen ist.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl Heinrich von Weizsäcker: Das Neue Testament, Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1904, S. 65 archive.org; vgl. dazu die Luther-Bibel 2017 (Lk 3,21-22 EU)
  2. Elsbeth Weymann: Zwei Jesusknaben und die Zweifache Messias-Erwartung in Qumran, Berlin 2013, S. 1 online
  3. Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten. Verlag Herder. Kindle-Version. S. 19
  4. 1QS IX, 11
  5. Sung-Ho Park, S. 160 google
  6. zit. nach J. Gnilka, p. 396