imitatio

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imitatio (lat., „Nachfolge, Nachahmung“) heißt die mehr oder weniger getreue Nachahmung, die Imitation, einer Person oder eines Werkes, namentlich eines Kunstwerkes, das als Vorbild, als Modell dient, im Unterschied zur Naturnachahmung (mimesis).

Im Bildungswesen der späteren Antike und des Mittelalter hatte die imitatio älterer, meist antiker Vorbilder eine große pädagogische Bedeutung. So sollten etwa die Schüler ihre Redekunst dadurch ausbilden, dass sie die überlieferten Reden der großen Rhetoren memorieren und ihren Vorbildern nacheifern und sie möglichst noch zu übertreffen suchen (lat. aemulatio „Nacheiferung“), um sich laut Cicero so immer mehr dem Ideal des perfekten Redners, des perfectus orator, anzunähern. Schon Quintilian (* um 35; † um 96) warnte allerdings: „Nihil autem crescit sola imitatione“ (Nichts aber wächst, wo man nur nachahmt).

Im gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter, das mit dem individuellen schöpferischen Ich rechnet, muss die imitatio allerdings mehr in den Hintergrund treten.