Akanthusblatt

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Korinthische Säule

Definition

Beim Akanthusblatt handelt es sich um eine der meist verwendeten Ornamentform die durch die Menschheitsgeschichte hinweg immer wieder Verwendung fanden. Archäologisch- historisch wird es auf eine Nachahmung des Blattes der Akanthusgewächse zurückgeführt. Pflanzen der Gattung Akanthus (Acanthus) sind im Mittelmeerraum und Asien beheimatet.[1] Im Volksmund auch als "Bärenklau" bekannt, aber nicht zu verwechseln mit dem Bärenklau (Heracleum). Eine Reihe aus Akanthusblättern wird „Akanthusfries“ genannt. Eine aus Akanthusblättern zusammengesetzte runde und symmetrische Blüte wird „Akanthusrosette“ bezeichnet. Eine aus Akanthusblättern zusammengesetzte Ranke heißt „Akanthusranke“. Die bekannteste Verwendung ist die korinthische Säule.[2]

Verwendung

Akanthusblatt

Nachweisbar wurde es zuerst von den Griechen benutzt, herausgeleitet aus der ägyptischen Palmette. [3] Häufigste Verwendung hier ist die korinthische Säule. Die älteste korinthische Säule findet man beim Apollontempel bei Bassae in Arcadia, diese wird auf 450- 420 v.Chr. datiert. Bei den Griechen schlicht gestaltet, arbeiteten die Römer das Akanthusblatt seit der Regierungszeit von Augustus weiter aus und nutzten es für jedes größere Gebäude. Weitere Verwendung fand dieses Ornament in der byzantinischen Kultur, in der Gotik, in der Renaissance sowie in heutiger Zeit. [4] Beispielsweise in der eklektizistisch ausgerichteten postmodernen Architektur.

Ausserdem findet man in der Oberpfalz mehrere Altäre, welche mit dem Akanthusblatt verziert sind. [5]


Entstehung

Korbhypothese

Die von Rudolf Steiner benannte "Korbhypothese" beruht auf einer Anekdote des römischen Schreibers Vitruvius. Das Ornament sei entstanden, als Kallimachos, ein griechischer Architekt und Bildhauer ein zufällig dastehendes Körbchen auf dem Grabe eines Mädchens gesehen hat. Um das Körbchen herum seien Akanthusblätter gewachsen. In dem Korb waren einige ihrer Spielsachen und auf dem Korb lag eine quadratische Kachel.[6] Dies diente ihm dann als Inspiration für spätere Bauten.

Deutung von Rudolf Steiner

Palmette

Rudolf Steiner nennt diese Theorie eine rein materialistische Theorie und glaubt nicht an ein künstlerisches Nachahmen der Natur. Frei seines Satzes: "Die Kunst kopiert nicht die Natur, die Anfänge der Kunst sind nie aus dem Naturalismus hervorgegangen." formuliert er in seiner Vortragsreihe "Wege zu einem neuen Baustil" am 7. Juni 1914 in Dornach eine alternative Theorie, welche auf den Menschen als spirituelles Wesen Rücksicht nimmt.

Steiner, der unter anderem Vorlesungen zur Architektur und Statik besuchte, beschäftigte sich ausgiebig mit dem Akanthusblatt. Beim Nachzeichnen fiel ihm auf, dass es Ähnlichkeiten mit der Palmette hat. Ebenso spürte er, welchen Grund die Motivwahl gehabt haben könnte. Die Menschen spürten den Zusammenhang zwischen Erde und Sonne. Alles Irdische strebt zur Sonne, und die Sonne wirkt auf alles Irdische. Es ergeben sich zwei Bilder. Ein nach oben geöffneter Fächer, und ein nach unten geöffneter Fächer. Zu Steiners Zeit war man kunsthistorisch der Auffassung, dass sich das Einfache im Lauf verkompliziert. Er erkannte, dass sich alles Komplizierte im Lauf der Zeit vereinfacht. Anstatt die komplexe Wirkung von Sonne und Erde zeichnerisch darzustellen, suchte man nach ähnlichen Formen in der Natur und fand in diesem Fall das Palmblatt, woraus die ägyptische "Palmette" entstand. Formt man dieses Palmette nun plastisch aus, ergibt sich das Arkanthusblatt.[7]

Damit hat Steiner eine alternative Theorie zur Entstehung der Ornamentik entworfen, die bis heute nicht anerkannt ist. Man ist kunsthistorisch noch immer der Auffassung, dass die Natur nachgebildet wurde.

Galerie

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Akanthus_%28Gattung%29
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Akanthus_%28Ornament%29
  3. Seemanns Lexikon der Weltarchitektur ISBN: 3865020194 herausgegeben von Verlag E.A. Seemann, 3. Auflage 2009
  4. http://en.wikipedia.org/wiki/Acanthus_%28ornament%29
  5. http://de.wikipedia.org/wiki/Akanthus_%28Ornament%29
  6. http://en.wikipedia.org/wiki/Acanthus_%28ornament%29
  7. Rudolf Steiner: Wege zu einem neuen Baustil In: GA 286 herausgegeben von Marie Steiner, 1925, S. 7-10.