Akasha-Chronik

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Die Akasha-Chronik ist das geistige Weltengedächtnis, der Akashastoff, in dem der Geistesforscher die Ereignisse der fernsten Vergangenheit lesen kann – allerdings nicht so, wie sie sich unmittelbar äußerlich zugetragen haben, sondern von der Seite des inneren seelischen Erlebens her.

Das «Weltgedächtnis» in der abendländischen Tradition

Angaben über das Weltgedächtnis finden sich bereits bei Plotin, Marsilio Ficino, Paracelsus, ansatzweise auch bei Agrippa von Nettesheim, und später im 19. Jahrhundert bei Eduard von Hartmann, dem Philosophen des Unbewussten, dem Rudolf Steiner seine grundlegende philosophische Schrift Wahrheit und Wissenschaft (GA 3) gewidmet hat. Die Vorstellung eines Weltgedächtnisses ist auch ein fester Bestandteil der christlichen Tradition, beispielsweise in der Messfeier für Verstorbene (Missa pro defunctis) aus dem Missale curiale (1472) oder auch dem Missale Romanum (1570) der römisch-katholischen Kirche. Im Dies irae der Missa pro defunctis heißt es:

Liber scriptus proferetur
in quo totum continetur,
unde mundus iudicetur.

Ein geschriebenes Buch wird vorgebracht werden,
in dem alles enthalten ist,
nach dem die Welt gerichtet werden soll.

In der Überlieferung des Alten und Neuen Testaments wird mehrfach das Buch des Lebens (hebr. סֵפֶר חִיִּים Sefer Chajim) erwähnt, in das die Namen aller Gerechten eingetragen sind, die am Tag des Jüngsten Gerichts nicht in den Feuersee geworfen werden und nicht den zweiten Tod erleiden.

Helena Petrovna Blavatsky wies in ihrem 1877 erschienenen Werk Isis Unveiled (Isis entschleiert) auf dieses Weltgedächtnis hin, indem sie von „metaphysischen Tafeln“, „Daguerreotypen, auf dem Astrallicht gedruckt“, sprach, von Aufzeichnungen „von allem was war, ist oder je sein wird“ und die „dem Auge des Sehers und Propheten als ein lebendes Bild hingestellt“ würden. (Lit.: Blavatsky, S. 178ff)

Charakteristische Eigenschaften der Akasha-Chronik

Das Lesen in der Akasha-Chonik ist zuverlässiger als eine Geschichtsbetrachtung, die sich nur auf die Interpretation äußerlich überlieferter Dokumente oder Artefakte stützt, dennoch sind auch hier Irrtümer möglich, die eine spätere Korrektur erfordern.

„Durch die gewöhnliche Geschichte kann sich der Mensch nur über einen geringen Teil dessen belehren, was die Menschheit in der Vorzeit erlebt hat. Nur auf wenige Jahrtausende werfen die geschichtlichen Zeugnisse Licht. Und auch was uns die Altertumskunde die Paläontologie, die Geologie lehren können, ist nur etwas sehr Begrenztes. Und zu dieser Begrenztheit kommt noch die Unzuverlässigkeit alles dessen, was auf äußere Zeugnisse aufgebaut ist. Man bedenke nur, wie sich das Bild dieser oder jener gar nicht so lange hinter uns liegenden Begebenheit oder eines Volkes geändert hat, wenn neue geschichtliche Zeugnisse aufgefunden worden sind. Man vergleiche nur einmal die Schilderungen, die von verschiedenen Geschichtsschreibern über eine und dieselbe Sache gegeben werden; und man wird sich bald überzeugen, auf welch unsicherem Boden man da steht. Alles, was der äußeren Sinnenwelt angehört, unterliegt der Zeit. Und die Zeit zerstört auch, was in der Zeit entstanden ist. Die äußerliche Geschichte ist aber auf das angewiesen, was in der Zeit erhalten geblieben ist. Niemand kann sagen, ob das, was erhalten geblieben ist, auch das Wesentliche ist, wenn er bei den äußeren Zeugnissen stehenbleibt. - Aber alles, was in der Zeit entsteht, hat seinen Ursprung im Ewigen. Nur ist das Ewige der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich. Aber dem Menschen sind die Wege offen zur Wahrnehmung des Ewigen. Er kann die in ihm schlummernden Kräfte so ausbilden, daß er dieses Ewige zu erkennen vermag. In den Aufsätzen über die Frage: «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», die in dieser Zeitschrift erscheinen, wird auf diese Ausbildung hingewiesen. In ihrem Verlaufe werden diese Aufsätze auch zeigen, daß der Mensch auf einer gewissen hohen Stufe seiner Erkenntnisfähigkeit auch zu den ewigen Ursprüngen der zeitlich vergänglichen Dinge dringen kann. Erweitert der Mensch auf diese Art sein Erkenntnisvermögen, dann ist er behufs Erkenntnis der Vergangenheit nicht mehr auf die äußeren Zeugnisse angewiesen. Dann vermag er zu schauen, was an den Ereignissen nicht sinnlich wahrnehmbar ist, was keine Zeit von ihnen zerstören kann. Von der vergänglichen Geschichte dringt er zu einer unvergänglichen vor. Diese Geschichte ist allerdings mit andern Buchstaben geschrieben als die gewöhnliche. Sie wird in der Gnosis, in der Theosophie die «Akasha-Chronik» genannt. Nur eine schwache Vorstellung kann man in unserer Sprache von dieser Chronik geben. Denn unsere Sprache ist auf die Sinnenwelt berechnet. Und was man mit ihr bezeichnet, erhält sogleich den Charakter dieser Sinnenwelt. Man macht daher leicht auf den Uneingeweihten, der sich von der Tatsächlichkeit einer besonderen Geisteswelt noch nicht durch eigene Erfahrung überzeugen kann, den Eindruck eines Phantasten, wenn nicht einen noch schlimmeren. - Wer sich die Fähigkeit errungen hat, in der geistigen Welt wahrzunehmen, der erkennt da die verflossenen Vorgänge in ihrem ewigen Charakter. Sie stehen vor ihm nicht wie die toten Zeugnisse der Geschichte, sondern in vollem Leben. Es spielt sich vor ihm in einer gewissen Weise ab, was geschehen ist. - die in das Lesen solcher lebenden Schrift eingeweiht sind, können in eine weit fernere Vergangenheit zurückblicken als in diejenige, welche die äußere Geschichte darstellt; und sie können auch - aus unmittelbarer geistiger Wahrnehmung - die Dinge, von denen die Geschichte berichtet, in einer weit zuverlässigeren Weise schildern, als es dieser möglich ist. Um einem möglichen Irrtum vorzubeugen, sei hier gleich gesagt, daß auch der geistigen Anschauung keine Unfehlbarkeit innewohnt. Auch diese Anschauung kann sich täuschen, kann ungenau, schief, verkehrt sehen. Von Irrtum frei ist auch auf diesem Felde kein Mensch; und stünde er noch so hoch. Deshalb soll man sich nicht daran stoßen, wenn Mitteilungen, die aus solchen geistigen Quellen stammen, nicht immer völlig übereinstimmen. Allein die Zuverlässigkeit der Beobachtung ist hier eine doch weit größere als in der äußerlichen Sinnenwelt. Und was verschiedene Eingeweihte über Geschichte und Vorgeschichte mitteilen können, wird im wesentlichen in Übereinstimmung sein. Tatsächlich gibt es solche Geschichte und Vorgeschichte in allen Geheimschulen. Und hier herrscht seit Jahrtausenden so volle Übereinstimmung, daß sich damit die Übereinstimmung, die zwischen den äußeren Geschichtsschreibern auch nur eines Jahrhunderts besteht, gar nicht vergleichen läßt. Die Eingeweihten schildern zu allen Zeiten und allen Orten im wesentlichen das gleiche.“ (Lit.:GA 11, S. 21ff)

Die Akasha-Chronik am Übergang vom unteren zum oberen Devachan

Laut Rudolf Steiner beginnt die Akasha-Chronik, zumindest was alle Gedankenbildungen betrifft, dort, wo die obere geistige Welt (Oberes Devachan, Arupa-Devachan) in die untere geistige Welt (Unteres Devachan, Rupa-Devachan) übergeht, d.h. dort, wo die formende, aber selbst ungeformte Schöpferkraft sich in das Geformte wandelt.

„Das ist die Werkstatt der Welt, die alle Formen in sich einschliesst, aus denen die Schöpfung entsprungen ist. Das ist die Ideenwelt Platos, das Reich der Mütter, von dem Goethe spricht und aus dem er das Phantom der Helena aufsteigen lässt. Was auf dieser Stufe des Devachan erscheint, ist dasjenige, was der Inder die Akasha-Chronik nennt. In unserer neuzeitlichen Sprache würden wir es das Astralbild aller Weltereignisse nennen. Alles, was durch den Astralleib der Menschen hindurchgegangen ist, ist hier in einer unendlich subtilen Substanz, die eigentliche eine negative Materie ist, festgehalten.“ (Lit.:GA 94, S. 82f)

Genauer besehen handelt es sich hier um die vierte Region des Geisterlandes, die bereits über unser Planetensystem hinausweist:

„Und was als die vierte Region des Geisterlandes geschildert ist, das geht schon hinaus über unser Planetensystem. Da dehnt sich die Seele sozusagen in weitere Räume aus, in den weiteren Sternenhimmel hinein. Und Sie werden an der Schilderung, welche damals von dem inneren Seelengesichtspunkte aus gegeben wurde, finden, wie die Eigenschaften der Seelenerlebnisse für die vierte Region des Geisterlandes so gegeben sind, daß man ihnen ansieht: sie können nicht durchlebt werden in dem, was noch in einer solchen räumlichen kosmischen Beziehung zur Erde steht wie das gesamte Planetensystem. Es wird aus der vierten Region des Geisterlandes etwas hereingetragen, was so urfremd ist, daß man es nicht mit alledem zusammenbringen kann, was innerhalb auch der letzten planetarischen Sphäre, der Saturn-Sphäre, erlebt werden kann.“ (Lit.:GA 141, S. 182)

Akasha-Chronik und Saturnsphäre

Aus kosmologischer Sicht entspricht dem die äußerste Grenze der Saturnsphäre, also die äußerste Grenze unseres Planetensystems und darüber hinaus, wo dieses bereits in die Weiten des Sternenhimmels übergeht (siehe voriger Abschnitt). Hier ist die Schnittstelle, wo das Geschaffene, die Schöpfung, in ihrer allerfeinsten geistigen Gestalt, aus der schöpferischen Quelle, also aus dem ungeschaffenen Schaffenden (die natura naturans non naturata im Sinne der Scholastik), hervorbricht. In der oberen geistigen Welt sind die noch völlig gestaltlosen schöpferischen Ideen, aus denen unsere Welt hervorgeht. In der unteren geistigen Welt verdichten sich diese „Geistkeime“ zu ausgestalteten, geformten Weltgedanken. Hier kann man erstmals den Raumbegriff einigermaßen sinnvoll anwenden. Die Akasha-Chronik enthält alle Weltgedanken, die sich im Zuge der Entwicklung im gestalteten Zustand verwirklicht haben – und dadurch ist die Akasha-Chronik so etwas wie ein universelles Weltgedächtnis.

„Was ist Akasha-Chronik? Wir machen uns den besten Begriff davon, wenn wir uns klar sind, daß alles, was auf unserer Erde oder sonst auf der Welt geschieht, einen bleibenden Eindruck auf gewisse feine Essenzen macht, der für den Erkennenden, der eine Einweihung durchgemacht hat, aufzufinden ist. Es ist keine gewöhnliche Chronik, sondern eine Chronik, die man als eine lebendige bezeichnen könnte. Nehmen wir an, ein Mensch lebte im ersten Jahrhundert nach Christo. Das, was er damals gedacht, gefühlt, gewollt hat, das, was in seine Taten übergegangen ist, ist nicht ausgelöscht, sondern es ist aufbewahrt in dieser feinen Essenz. Der Seher kann es «sehen». Nicht etwa so, wie wenn es aufgeschrieben wäre in einem Geschichtsbuche, sondern so, wie es sich zugetragen hat. Wie man sich bewegt, was man getan, wie man zum Beispiel eine Reise gemacht hat, kann man sehen in diesen geistigen Bildern. Man kann auch die Willensimpulse, die Gefühle, die Gedanken sehen. Doch wir dürfen uns nicht vorstellen, daß diese Bilder sich so ausnehmen, als wenn sie Abdrücke der physischen Persönlichkeiten hier wären; das ist nicht der Fall. Um ein einfaches Bild zu gebrauchen: Wenn man seine Hand bewegt, so ist der Wille des Menschen überall in den kleinsten Teilen der sich bewegenden Hand, und diese Willenskraft, die sich hier versteckt, die kann man sehen. Das, was jetzt geistig wirkt in uns und im Physischen ausgeflossen ist, das sieht man dort im Geistigen.“ (Lit.:GA 99, S. 44)

Einer genaueren geistigen Betrachtung zeigt sich, dass alles, was jemals gedacht wurde, wohl in den Regionen des oberen Devachans sein Gegenbild in der Akasha-Chronik findet, dass aber Gefühle und Willensimpulse auf noch höheren Planen bewahrt werden. Die Gefühle haben ihr Gegenbild auf dem Buddhiplan und die Taten und Willensimpulse auf dem Nirvanaplan:

„Wenn man im Sinne dieser Pläne den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.

Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man Akasha-Chronik. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan.“ (Lit.:GA 89, S. 175)

Die Akasha-Chronik, die ihrer Wirklichkeit nach in den geschilderten höheren Weltebenen lebt, spiegelt sich ab bis hinunter in die Astralwelt. Hier finden sich aber nur sehr unzuverlässige Widerspiegelungen der wahren Bilder, die sehr leicht zu Irrtümern in der geistigen Forschung führen können. Scott Elliots Schilderung der Atlantis ist aus solchen astralen Schauungen hervorgegangen und daher mit manchen Fehlern behaftet. Medien beziehen ihre Mitteilungen meist aus diesem Bereich; oft zitieren sie auch lebendige Akasha-Bilder von Verstorbenen, die aber nicht mit den zugehörigen Individualitäten, von denen sie stammen, verwechselt werden dürfen.

Die Geschehnisse der Vergangenheit prägen sich nicht nur der Akasha-Chronik ein, sondern hinterlassen teilweise auch anderwärts ihre Spuren. Menschliche Taten etwa, die mit starken Emotionen verbunden waren, lassen sich auch im Astrallicht erkennen. Das leidenschaftslose Wirken der großen Eingeweihten ist zwar im Astrallicht nicht zu sehen, bildet sich aber im Äther ab. Die vergangenen großen kosmischen Weltereignisse kann man allerdings nur in der Akasha-Chronik lesen. (Lit.: GA 093a, S. 78ff)

Die Saturnwesen als Bewahrer des «Weltengedächtnisses»

„So sehen wir, wenn wir nach dem Monde hinaufschauen, seine Wirklichkeit nur dann, wenn wir verstehen, daß da hohe geistige Wesenheiten, die einmal mit der Erde verbunden waren, es sich heute zur Aufgabe machen, nicht das, was sie selber in sich tragen, sondern was im Weltenall an physischen und geistigen Kräften vermittelt ist, auf die Erde zurückzustrahlen [...]

Nicht in derselben Weise wie die Mondenbevölkerung war die Saturnbevölkerung mit der Erde verbunden. Daß eine Verbindung da war, können Sie aus meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» ersehen. Aber nicht in derselben Weise wie die Mondenwesen sind die Saturnwesen mit dem Irdischen verbunden, sondern diese Saturnwesen strahlen nichts zurück von dem, was im Weltenraum ist. Kaum daß wir physisch Sonnenlicht vom Saturn zurückgestrahlt bekommen. Wie ein einsamer, wenig leuchtender Einsiedler zieht der Saturn langsam um die Sonne herum. Aber dasjenige, was die äußere Astronomie zu sagen weiß über den Saturn, das ist das allerallerwenigste. Was der Saturn für die Menschheit der Erde bedeutet, das tritt jede Nacht auf, aber nur im Bilde, insbesondere aber im Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, wenn der Mensch durch die geistige und damit durch die Sternenwelt hindurchgeht, wie ich es auch schon einmal in einem der Vorträge in diesem Zweige hier auseinandergesetzt habe.

Der Mensch begegnet ja nicht dem Saturn selber in der jetzigen menschlichen Entwickelungsphase, aber er kommt auf einem Umwege dennoch mit den Saturnwesen zusammen. Den Umweg will ich heute nicht charakterisieren. Aber um was es sich handelt, ist, daß innerhalb des Saturn Wesen wohnen von einer sehr hohen Vollkommenheit, äußerst erhabene Wesenheiten, Wesenheiten, die unmittelbar in einer inneren Beziehung zu Seraphim, Cherubim und Thronen stehen, für die eigentlich Seraphim, Cherubim und Throne die nächsten Wesen sind, die Wesen ihrer nächsten Hierarchie sind.

Diese Wesenheiten, diese Bevölkerung des Saturn, strahlen eigentlich vom Saturn zur Erde nichts nieder und geben nichts den Menschen, was in der äußeren physischen Welt ist. Dagegen bewahren die Saturnwesen das kosmische Gedächtnis, die kosmische Erinnerung. Alles, was das Planetensystem an physischen und geistigen Tatsachen durchgemacht hat, was Wesenheiten innerhalb unseres Planetensystems erlebt haben, das bewahren die Saturnwesen treulich im Gedächtnis. Die Saturnwesen schauen immer erinnernd zurück auf das ganze Leben des Planetensystems. Wie wir auf unser ganzes enges Erdenleben mit der Erinnerung zurückschauen, so haben - zusammen in ihren Wirkungen - Saturnwesen das kosmische Erinnern an all das, was das Ganze und jedes einzelne Wesen des Planetensystems durchgemacht hat. Und das alles, was da an Kräften in dieser Erinnerung lebt, das lebt für den Menschen dadurch, daß er zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, eigentlich auch in jeder Nacht im Bilde, mit diesen Saturnwesen in eine Beziehung kommt. Dadurch wirken im Menschen die Kräfte, die ausgehen von diesen Saturnwesen, die eigentlich das tiefste Innere des Planetensystems darstellen. Denn wie die Erinnerung unser tiefstes Inneres auf Erden ist, so ist das, was im Saturn lebt, eigentlich das tiefste innere kosmische Ich des ganzen Planetensystems.“ (Lit.:GA 228, S. 74ff)

Lesen in der Akasha-Chronik

Das Lesen in der Akasha-Chronik erfordert das Opfer des Intellekts:

„Sie wissen, daß alle Ereignisse, welche geschehen sind, in einer gewissen Weise aufgezeichnet sind in einer ewigen Chronik, in dem Akasha-Stoff, der ein viel feinerer Stoff ist als die Stoffe, welche wir kennen. Sie wissen, daß alle Ereignisse der Geschichte und Vorgeschichte in diesem Stoff aufgezeichnet sind. Das, was man gewöhnlich in der theosophischen Sprache die Akasha-Chronik nennt, sind aber nicht die ursprünglichen Aufzeichnungen, sondern es sind Abspiegelungen der eigentlichen Aufzeichnungen im astralen Raum. Um diese lesen zu können, sind gewisse Vorbedingungen notwendig, von denen ich Ihnen wenigstens eine angeben will.

Um in der Akasha-Chronik lesen zu können, ist es notwendig, daß man seine eigenen Gedanken den Kräften und Wesenheiten zur Verfügung stellt, die wir in der theososphischen Sprache die «Meister» nennen. Die Meister müssen uns die nötigen Anweisungen geben, um in der Akasha-Chronik lesen zu können, die geschrieben ist in Symbolen und Zeichen, nicht in Worten irgendeiner bestehenden Sprache oder einer, die früher bestanden hat. Solange man die Kraft noch anwendet, die der Mensch beim gewöhnlichen Denken anwendet — und jeder Mensch, der nicht ausdrücklich gelernt hat, sein Ich bewußt auszuschalten, wendet diese Kraft an —, solange kann man nicht in der Akasha-Chronik lesen. Wenn Sie sich fragen: Wer denkt?—, so werden Sie sich sagen müssen: Ich denke. — Sie verbinden Subjekt und Prädikat miteinander, wenn Sie einen Satz bilden. Solange Sie selbst die einzelnen Begriffe miteinander verbinden, sind Sie nicht imstande, in der Akasha-Chronik zu lesen, weil Sie Ihre Gedanken mit dem eigenen Ich verbinden. Sie müssen aber Ihr Ich ausschalten; Sie müssen verzichten auf jeden Eigen-Sinn. Sie müssen lediglich die Vorstellungen hinstellen und die Verbindung der einzelnen Vorstellungen durch Kräfte außerhalb Ihrer selbst durch den Geist herstellen lassen. Es ist also der Verzicht notwendig — nicht auf das Denken —, wohl aber darauf, von sich aus die einzelnen Gedanken zu verbinden. Dann kann der Meister kommen und Sie lehren, durch den Geist von außen Ihre Gedanken zusammenfügen zu lassen zu dem, was der universelle Weltengeist über Ereignisse und Tatsachen, die in der Geschichte sich vollzogen haben, zu zeigen vermag. Wenn Sie nicht mehr urteilen über die Tatsachen, dann spricht zu Ihnen der universelle Weltengeist selbst, und Sie stellen ihm Ihr Gedankenmaterial zur Verfügung.

Nun muß ich über etwas sprechen, was vielleicht Vorurteile erwecken wird. Ich muß etwas sagen, was eine gute Vorbereitung ist, um zur Ausschaltung des eigensinnigen Ich zu kommen und dadurch in der Akasha-Chronik lesen zu lernen. Sie wissen, wie heute das verachtet wird, was die Mönche im Mittelalter gepflegt haben: sie haben das Opfer des Intellektes gebracht. Der Mönch hat nicht so gedacht wie der heutige Forscher. Der Mönch hatte eine bestimmte heilige Wissenschaft, die geoffenbarte heilige Theologie, deren Inhalt gegeben war, über den man nicht zu entscheiden hatte. Der Theologe des Mittelalters hat seinen Verstand dazu gebraucht, die gegebenen Offenbarungen zu erklären und zu verteidigen. Das war — wie man sich auch heute dazu stellen mag — eine strenge Schulung: die Hinopferung des Intellektes an einen gegebenen Inhalt. Ob das nun nach modernen Begriffen etwas Vorzügliches oder etwas Verwerfliches ist, davon wollen wir absehen. Dieses Opfer des Intellektes, das der Mönch brachte, die Ausschaltung des von dem persönlichen Ich ausgehenden Urteils, das führte ihn dazu zu lernen, wie man den Gedanken in den Dienst eines Höheren stellt. Bei der späteren Wiederverkörperung kommt dann das, was damals durch dieses Opfer hervorgebracht wurde, zur Auswirkung und befähigt den Betreffenden zu selbstlosem Denken und macht ihn zu einem Genie des Anschauens. Kommt das höhere Schauen, die Intuition dazu, dann kann er diese Fähigkeiten darauf anwenden, die Tatsachen in der Akasha-Chronik zu lesen.“ (Lit.:GA 92, S. 22f)

Beim Lesen in der Akasha-Chronik sieht man nicht die äußeren Taten der Menschen, sondern deren geistige Urbilder, aus denen sie hervorgegangen sind. Die Kenntnis der äußeren historischen Überlieferung behindert sogar das Lesen in der Akasha-Chronik.

„Nehmen wir an, der Blick des Sehers schweift zurück - sagen wir in die Zeit des Cäsar. Cäsar hat dies und das getan, und insofern er es auf dem physischen Plan getan hat, haben es seine Zeitgenossen gesehen. Alles hat eine Spur zurückgelassen in der Akasha-Chronik. Wenn man aber zurücksieht als Seher, dann sieht man die Taten so, wie wenn man ein geistiges Schattenbild oder ein geistiges Urbild vor sich hätte. Denken Sie sich noch einmal die Bewegung der Hand. Das Augenbild können Sie als Seher nicht erblicken; aber die Absicht, die Hand zu bewegen, die unsichtbaren Kräfte, welche die Hand bewegt haben, die werden Sie immer sehen. So ist alles zu sehen, was in den Gedanken des Cäsar gelebt hat, sei es, daß er diese oder jene Schritte machen oder diesen oder jenen Kampf führen wollte. Alles, was die Zeitgenossen gesehen haben, ist ja aus seinen Willensimpulsen hervorgegangen, hat sich ja realisiert durch die unsichtbaren Kräfte, die hinter den Augenbildern stehen. Aber das, was hinter diesen Augenbildern stand, ist wirklich wie der wandelnde und handelnde Cäsar zu sehen, wie ein Geistesbild des Cäsar, wenn man zurückblickt als geistiger Seher in die Akasha-Chronik.

Nun könnte jemand, der in solchen Dingen nicht bewandert ist, sagen: Wenn ihr uns erzählt von vergangenen Zeiten, so glauben wir, daß das alles nur Träumerei ist. Denn ihr kennt aus der Geschichte, was der Cäsar getan hat, und glaubt dann durch eure mächtige Einbildung irgendwelche unsichtbaren Akasha-Bilder zu sehen. - Wer aber in diesen Dingen bewandert ist, der weiß, daß es um so leichter ist, in der Akasha-Chronik zu lesen, je weniger man dieselben Dinge aus der äußeren Geschichte kennt. Denn die äußere Geschichte und ihre Kenntnis ist geradezu eine Störung für den Seher. Wenn wir an ein bestimmtes Lebensalter kommen, so haftet uns mancherlei Erziehung an aus unserer Zeit heraus. Auch der Seher kommt mit der Erziehung seines Zeitalters zu demjenigen Zeitpunkt, wo er sein seherisches Ich gebären kann. Er hat gelernt aus der Geschichte, er hat gelernt, wie Geologie, Biologie, wie die Kulturgeschichte und Archäologie ihm die Dinge überliefern. Das alles stört eigentlich den Blick und kann ihn befangen machen für das, was in der Akasha-Chronik zu lesen ist. Denn in der äußeren Geschichte darf man durchaus nicht etwa dieselbe Objektivität suchen und dieselbe Sicherheit, die bei der Entzifferung der Akasha-Chronik möglich ist. Bedenken Sie nur einmal, wovon es in der Welt abhängt, daß dieses oder jenes «Geschichte» wird. Da sind von irgendeinem Ereignis diese oder jene Urkunden erhalten geblieben, während andere, und vielleicht gerade die wichtigsten, abhanden gekommen sind.“ (Lit.:GA 112, S. 29f)

Es gibt aber bedeutsame Fehlerquellen, die sehr leicht zu einer Fehlinterpretation dessen führen können, was man in der Akasha-Chronik lesen kann:

„Je weiter wir zurückgehen in die Vergangenheit, desto mehr müssen wir uns auf die Akasha-Chronik verlassen, und je weiter wir zurückgehen, desto reiner ist diese Chronik. Sie ist am leichtesten zu lesen in weit, weit zurückliegenden Erdenzuständen, ehe die Erde physisch war. Viel schwieriger ist es, sie zu lesen während der atlantischen Zeit, und am allerschwierigsten während der nachatlantischen Zeit. Denn der Lesende muß sorgfältig alles eigene Wissen von diesen Zeiten aus seiner Seele ausmerzen, damit es nicht die Chronik fälscht. Daher ist es leichter, über die ältesten Zeiten etwas zu erforschen, von denen man noch keine sinnlichen Bilder hat.

Es kann aber auch große Verwirrung geben, wenn jemand nicht ganz sicher im Lesen dieser Schriftzeichen ist. Zum Beispiel, wenn jemand gelebt hat zur Römerzeit, nehmen wir an Vergil. Wenn wir Vergil in der Akasha-Chronik wahrnehmen, so wirkt dieser wie ein lebendiges Bild, wie wirkliches Leben; es ist wie eine Wiederholung des Lebens selbst. Man kann nun dieses Vergil-Leben neu sich abspielen sehen; es ist eine treue Wiedergabe dessen, was sich damals zugetragen hat. Wenn Sie an dieses Bild eine Frage richten, so antwortet es so, wie Vergil möglicherweise hätte antworten können. Swedenborg hat mit diesem Akasha-Bild des Vergil gesprochen. Die Individualität des Vergil selbst hat eine eigene, andere Entwicklung durchgemacht. Wenn jemand nicht genau unterscheiden kann, dann kann er das verwechseln.“ (Lit.:GA 89, S. 282)

Siehe auch

Literatur

Kritische Literatur
  • Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945, Göttingen 2007
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
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