Alice Sprengel

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Alice Sprengel (* 29. September 1871 in South Shields in Yorkshire, England; † 1949 in Bern, Schweiz), war im Sommer 1902 in München in die Theosophische Gesellschaft eingetreten, also zu einer Zeit, als Rudolf Steiner noch nicht als deutscher Generalsekretär tätig war. Einige Jah­re später schloß sie sich der deutschen Sektion an. Über sie als Persönlichkeit heißt es in dem Schriftstück, durch das der Zentralvorstand der Anthroposophischen Gesellschaft im Herbst 1915 die Mitglieder über den Fall orientierte, daß sie eine ungewöhnlich leidvolle Jugend durchlebt und noch zu der Zeit, als sie an die Gesellschaft herankam, einen seelisch sehr gedrück­ten Eindruck gemacht habe. Außerdem sei sie stellungslos gewesen, so daß auch ihre äußeren Lebensumstände alles andere als günstig gewesen seien. Darum habe man ihr helfen wollen. Marie Steiner (damals Marie von Sivers) zog sie 1907 zur Mitwirkung bei den Münchner Festspielen heran und ver­anlaßte, daß sie von Münchner Mitgliedern finanziell unterstützt wurde. Um ihr zu einem ihren kunstgewerblichen Fähigkeiten entsprechenden Erwerb zu verhelfen, erhielt sie außerdem von Rudolf Steiner Ratschläge zur Anfertigung von symbolischem Schmuck u. ä. für Mitglieder der Ge­sellschaft. 1914 wurde ihr auch ermöglicht, nach Dornach überzusiedeln. Die ihr so großzügig gewährten Hilfen deutete sie jedoch dahingehend, daß ihr in der Gesellschaft eine bedeutsame Mission zukommen müsse. Auf­grund der ihr zuerteilten Rolle der «Theodora» in den Mysteriendramen Rudolf Steiners, sowie der Tatsache, daß Rudolf Steiner Ende 1911 im Zu­sammenhang mit dem Projekt, für die Mysterienspiele einen eigenen Bau zu errichten, den Versuch gemacht hatte, eine «Gesellschaft für theosophi­sche Art und Kunst» zu stiften, in der sie ihrer kunstgewerblichen Tätig­keit wegen als «Siegelbewahrer» nominiert worden war, lebte sie sich immer stärker in ihre Missionsvorstellungen hinein. Sie glaubte, große Inkarnationen hinter sich zu haben und hielt sich sogar für die Inspi­ratorin von Rudolf Steiners geistigem Lehrgut. Die ihr zugewiesene Rolle der «Theodora» hatte in ihr außerdem den Wahn erzeugt, dadurch von Ru­dolf Steiner symbolisch ein Eheversprechen erhalten zu haben. Als dann Rudolf Steiner und Marie von Sivers sich Weihnachten 1914 verheirateten, löste dies bei ihr eine seelische Katastrophe aus. Die folgenden Briefe, die sie dann an Rudolf Steiner und Marie Steiner schrieb, weisen sie eindeutig als psychisch erkrankt aus. Unterstützt wurde sie dabei durch das psychoanalytisch orientierte Ehepaar Goesch. Nach ihrem Ausschluß aus der Anthroposophischen Gesellschaft am 23. September 1915, wurde sie als Sekretärin des umtriebigen Okkultisten Theodor Reuss tätig und erhielt von ihm die Befugnis O.T.O.-Logen zu gründen, wovon sie rege Gebrauch machte. Ihr Todesdatum ist nicht genau überliefert, es scheint sich jedoch um das Jahr 1949 zu handeln.

Lt. Hermann Keimeyer hat sie eine Neuinkarnation als Wibke Reinstein.

Literatur

  • Rudolf Steiner: Probleme des Zusammenlebens in der Anthroposophischen Gesellschaft, GA 253, Dornach 1989

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