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Atlantis

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Rudolf Steiner: Atlantis, Pastell auf Papier (1914)
Gesüdete Phantasiekarte der Atlantis aus Athanasius Kirchers Mundus Subterraneus von 1665
Pangaea zerbricht im Mesozoikum, das der lemurischen Zeit entspricht, in Laurasia und Gondwana an der Trias-Jura-Grenze vor etwa 200 Millionen Jahren.

Die atlantische Zeit ist das vierte der sieben Hauptzeitalter, in die sich der gegenwärtige physische Formzustand der Erde gliedert. Nach veralteter theosophischer Tradition wird dieses Hauptzeitalter auch als vierte Wurzelrasse[1] bezeichnet. Damals lebte die Menschheit nach theosophischer Ansicht vorwiegend auf dem atlantischen Festland, der Atlantis (Ἀτλαντὶς νῆσος Atlantìs nēsos „Insel des Atlas“), die nach den Angaben Rudolf Steiners im nördlichen Atlantik zwischen dem heutigen Europa und Amerika lag. Der Begriff „Atlantis“ gilt heute zwar als wissenschaftlich überholt, ist aber für das Verständnis von Steiners Angaben wesentlich. Möglicherweise beziehen sich seine Schilderungen auf Bruchstücke des ehemaligen Großkontinents Laurasia.

Der atlantischen Zeit ging die lemurische Zeit voran, in der sich der Mensch erstmals auf Erden inkarnierte, und im folgt die nachatlantische Zeit, die sich in sieben Kulturepochen gliedert, in deren fünfter wir mit unserer gegenwärtigen Neuzeit stehen.

Klima und Lage

Nach Rudolf Steiner begann die atlantische Zeit auf der geologischen Zeitskala annähernd mit dem Känozoikum (Lit.: GA 300a, S. 107), dessen Beginn vor etwa 66 Millionen Jahren[2] angesetzt wird. Ganz anders als heute war damals das Klima. Anfangs war es noch sehr warm. Später erst, vor rund 2,6 Millionen Jahren begann das jüngste Eiszeitalter mit der Vereisung des Nordpols. Am Südpol begann die Inlandvereisung bereits vor 38 Mio. Jahren. Alle Zeitangaben dienen hier nur dem Vergleich mit dem gegenwärtigen Stand der äußeren Forschung und sind mit großer Vorsicht zu nehmen, worauf auch Rudolf Steiner deutlich hinweist.[3]

Die Luft war mit Wasserdampf gesättigt und erfüllt von Nebeldünsten. Vor etwa 11.700 Jahren, mit dem Abklingen der letzten Kaltzeit und dem Beginn des Holozän, ging das atlantische Zeitalter zu Ende. Erst am Ende der atlantischen Zeit begannen sich die Nebelmassen niederzuschlagen und der Meeresspiegel stieg sehr schnell infolge der raschen Erwärmung, sodass die Atlantis schließlich in einer gewaltigen Flutkatastrophe unterging. Plato erzählt noch von dem letzten Rest dieses Landes, der Insel Poseidonis, die westwärts von Europa und Afrika gelegen haben soll.

„Es war im wesentlichen die ganze Fläche, die heute Ozean ist, die alte Atlantis, und da wohnten die physischen Vorfahren des heutigen Menschengeschlechts.“ (Lit.:GA 100, S. 125)

„Das Land war bedeckt mit weiten Wassernebelmassen; diese Wassernebelmassen waren von verschiedener Dichte in der ersten und in der letzten atlantischen Zeit, namentlich waren sie in der Nähe des heutigen Irland anders als in den sonstigen Gegenden. Die Wasser- und Nebelmassen waren zuerst warm und heiß. Im südlichen Teil der Atlantis waren sie noch warm, zum Teil heiß, wie warme, heiße Rauchmassen; gegen Norden zu waren sie kälter.“ (Lit.:GA 101, S. 20)

„Betrachten wir hellseherisch den alten Kontinent der atlantischen Welt, den wir zu suchen haben da, wo jetzt der Atlantische Ozean ist, zwischen Afrika und Europa einerseits und Amerika anderseits. Dieser Kontinent war umschlossen von einer Art von warmem Strom, von einem Strom, bezüglich dessen das hellseherische Bewußtsein ergibt, daß er, so sonderbar es klingen mag, von Süden heraufging, durch die Baffins-Bai gegen das nördliche Grönland verlaufend und es umfassend, dann herüberfloß nach Osten, sich allmählich abkühlte, dann in der Zeit, in welcher Sibirien und Rußland noch lange nicht zur Erdoberfläche gehoben waren, in der Gegend des Ural hinunterfloß, sich umkehrte, die östlichen Karpathen berührte, in die Gegend hineinfloß, wo die heutige Sahara ist, und endlich beim Meerbusen von Biskaya dem Atlantischen Ozean zuging, so daß er ein ganz geschlossenes Stromgebiet hatte. Sie werden begreifen, daß dieser Strom nur noch in den allerletzten Resten vorhanden sein kann. Dieser Strom ist der Golfstrom, der einst den atlantischen Kontinent umflossen hat.“ (Lit.:GA 121, S. 176f)

„Was die germanische Mythologie mit dem Namen Niflheim oder Nebelheim - Wolkenheim - bezeichnet, das ist das Land der Atlantier. Die Erde war zu dieser Zeit in der Tat wärmer und noch umhüllt von einer konstanten Dampf hülle. Der atlantische Kontinent ging unter durch eine Reihe von sintflutartigen Wolkenbrüchen, in deren Verlauf die Erdatmosphäre sich lichtete. Erst dann entstanden blauer Himmel, Gewitter, Regen und Regenbogen. Aus diesem Grunde sagt die Bibel, daß, nachdem die Arche des Noah gelandet war, der Regenbogen zum neuen Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Menschen wurde.“ (Lit.:GA 94, S. 24f)

Geologische Hinweise

Aus heutiger geologischer Sicht auf Basis der Plattentektonik ist der von Rudolf Steiner als Atlantis bezeichnete Kontinent wohl am ehesten mit Bruchstücken des ehemaligen Großkontinents Laurasia zu identifizieren, der sich vor etwa 200 Millionen Jahren im jüngeren Mesozoikum von dem letzten Superkontinent Pangaea ablöste. Gondwana, der südliche Großkontinent, der mit dem Zerfall Pangaeas (wieder) selbstständig wurde, ist vermutlich weitgehend mit der von Rudolf Steiner beschriebenen Lemuria identisch. Antarktika, Australien und die Indische Platte hatten sich damals schon von diesem Südkontinent abgelöst.

Mit der schon vor etwa 150 Millionen Jahren von Süden her beginnenden Öffnung des Atlantischen Ozeans spaltete sich Laurasia allmählich in Eurasien und das heutigen Nordamerika. Laurasia soll aber nach manchen Angaben bis vor etwa 55 Millionen Jahren im frühen Paläogen, das schon zur atlantischen Zeit gehört, im Norden in noch weitgehend zusammenhängender Form bestanden haben. Der Südatlantik hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon weit geöffnet. Da der Meeresspiegel damals noch wesentlich niedriger lag, dürften wesentliche Landbrücken zwischen den Bruchstücken vor allem im Norden auch später noch lange bestanden haben. Alle Zeitangabe sind dabei mit großer Vorsicht zu nehmen[4] Problematisch erscheint aus geologischer Sicht vor allem ein längerer Bestand und der relativ rasche Untergang der südlichen Atlantis, von der Platons Poseidonis der allerletzte Rest gewesen sein soll. Andreas Delor hat hierzu einen ungewöhnlichen Lösungsvorschlag umrissen (Lit.: Delor, 2011-2014).

Die Atlantis als völlig neuer Einschlag in der Erdentwicklung

Erst mit der Atlantis begann etwas wirklich Neues in der Erdentwicklung; alle vorangegangenen Epochen waren nur Wiederholungen früherer Weltentwicklungsstufen.

„Nun schauen wir uns einmal diesen vierten Zeitraum, den atlantischen an, was er darstellt. Ihm ging voran dasjenige, was ich öfter genannt habe den lemurischen Zeitraum in der Erdenentwickelung, dann dasjenige, was wir als den zweiten und als den ersten Zeitraum der Erdenentwickelung bezeichnen können. Allein diese drei ersten Zeiträume der Erdenentwickelung bis zum atlantisehen Zeitraum hin sind ja Wiederholungen: der erste des Saturnzeitalters, der zweite des Sonnenzeitalters, der dritte des Mondenzeitalters. Erst der vierte, der atlantische Zeitraum, stellt etwas Neues dar. Die vorhergehenden Zeiträume sind durchaus Wiederholungen, Wiederholungen allerdings auf einer höheren Stufe, aber eben Wiederholungen.

Der atlantische Zeitraum, also dieser vierte Zeitraum, stellt etwas Neues dar. Und dasjenige, was damals geschehen ist während des atlantischen Zeitraumes, das traf ja ein, als die Erde noch wesentlich andere Formen hatte, als die späteren sind. Eine feste Erdkruste war ja namentlich in der Mitte der atlantischen Zeit nicht in demselben Sinne vorhanden wie heute. Die geologischen Zeiträume, die für diese Dinge angenommen werden, sind ja Illusionen. Die Zeiten, in denen sich die Erde verfestigt hat aus verhältnismäßig fest-flüssiger Beschaffenheit, sie liegen ja noch in der atlantischen Zeit. Und das Menschengeschlecht war während der atlantischen Zeit ein ganz anderes. Es hatte in der Mitte der atlantischen Zeit noch nicht das heutige feste Knochengerüst. Die Menschen in ihrer damaligen Bildung glichen eigentlich substantiell mehr oder weniger niederen Tieren, nicht in ihrer Form - in ihrer Form waren sie sehr edel gebildet -, aber substantiell glichen sie niederen quallenartigen Tieren in weicher, sich verknorpelnder Substanz.“ (Lit.:GA 346, S. 168f)

„Wenn auch der atlantische Kontinent damals im wesentlichen schon in seinen Formen blieb, er war etwas außerordentlich Bewegliches, ringsum von webender dichter Flüssigkeit eingeschlossen, er war etwas, man kann nicht sagen Halbflüssiges, aber doch Zähflüssiges, das die noch so weich organisierten Körper tragen konnte, die damals noch nicht auf dem Erdboden befestigten Pflanzen, die durchaus noch in dem substantiell Weichen, Beweglichen mehr oder weniger schwebenden oder gleitenden Pflanzen. Also es waren ganz andere physische Verhältnisse. Man kann sagen: Meer und Land waren noch nicht in der Weise geschieden wie später, sie gingen noch ineinander über. Es war so, daß diejenigen, die damals die Verhältnisse sehen konnten, davon sprachen: In dem unmittelbar angrenzenden Meer, wo mehr und stärker das sich Metamorphosierende sich ausdrückt als auf dem fest-flüssigen Lande, da walten die Götter stärker. Rings um die Atlantis sah man die waltenden Götter. Man hatte keinen Zweifel, daß da diese Götter walteten, man nahm überall das Geistige und das Seelische zugleich mit dem Physischen wahr; und man schaute im Physischen das Seelische und das Geistige.“ (S. 170)

Die Gruppen-Iche der atlantischen Menschen

Bis etwa zum letzten der atlantischen Zeit war das individuelle Ich noch nicht in den physischen Leib eingezogen. Das Ich-Bewusstsein war noch nicht erwacht und der Mensch stand noch ganz unter dem Einfluss des Gruppen-Ichs.

„Erst durch das allmähliche Hineinschieben des Ätherkopfes wurden Teile des Kopfes verdichtet, erst losgelöst von den Teilen der Umgebung. Auch in der späteren Atlantis war der Mensch noch in ungeheurer Weise begabt mit dem, was sich in krankhafter Weise erhalten hat im Wasserkopf, in einem wässerigen Gehirn. Außerdem haben wir uns noch dazu zu denken eine Knochenerweichung, eine völlige Erweichung der oberen Glieder des Menschen. Das klingt schrecklich für den heutigen Menschen. Aus dieser wässerigen Substanz hat sich verhärtet, was heute den menschlichen Kopf bildet und umschließt. Es ist das nicht einmal ein sehr ungeeignetes Bild, das ich manchmal brauche, das Verhärten, Auskristallisieren aus den Wassermassen, aus einer Salzlösung in einem Glase; es gibt die Dinge ziemlich genau wieder, dies Herauskristallisieren des Salzes aus der wässerigen Salzlösung. Was mit dem Kopf in so später Zeit vor sich ging, ist mit dem übrigen Menschen viel früher geschehen. Auch die übrigen Glieder haben sich allmählich aus einer weichen Masse herausgebildet. So daß wir sagen können: Wo ist denn damals eigentlich das menschliche Ich, das heutige Ich? Im Menschen eigentlich nicht; es ist noch in der Umgebung. Durch das Einziehen des Ichs können wir auch sagen, verhärten sich die oberen Glieder des Menschen. Dadurch, daß das Ich außerhalb des Menschen war, war es in einer anderen Beziehung noch mit einer Eigenart behaftet, die später anders wurde. Durch Einziehen in den physischen Leib wurde das Ich veranlaßt, ein individuelles Ich zu werden, während es vorher noch eine Art Gruppenseele war. Ich will Ihnen hier ein Bild geben für den Tatbestand. Denken Sie sich, es säße ein Kreis von zwölf Menschen; irgendwo in einem Kreis angeordnet säßen diese zwölf Menschen. Durch die Entwickelung, wie sie heute ist, hat jeder Mensch sein Ich in sich. Es sitzen also zwölf Ichs im Kreis herum. Betrachten wir aber in der atlantischen Zeit einen solchen Kreis von Menschen, so säßen die physischen Körper auch herum, aber das Ich ist erst im Ätherleibe, der noch draußen ist. Vor einem jeden also befindet sich sein Ich. Das Ich hat aber eine andere Eigenschaft, es ist nicht so zentralisiert, es entfaltet gleich seine Kräfte und verbindet sich mit den Ichs der anderen Menschen, so daß sie einen Ring bilden, der wiederum seine Kräfte nach seinem Mittelpunkt schickt. Also haben wir hier einen ätherischen Kreis körper, der eine Einheit in sich bildet, und in ihm die Ichs, also ein Kreis von physischen Körpern und innerhalb eine ätherische Kreisfläche, die eine Einheit bildet, dadurch, daß die Ichs eingefangen werden, wird eingeschlossen das Einzel-Ich und durch dieses Bild kommen wir zu einer anschaulichen Vorstellung der Gruppenseelen.

Gehen wir immer weiter zurück, so können wir dieses Bild festhalten, aber wir müssen uns nicht mehr einen solchen regelmäßigen Kreis von Menschen vorstellen, sondern diese Menschen können in der mannigfaltigsten Weise in der Welt zerstreut sein. Denken wir uns einen Menschen im westlichen Frankreich, einen andern im Osten von Amerika und so weiter, also nicht zusammensitzend, aber da, wo es sich um die Gesetze der geistigen Welt handelt, können die Iche doch zusammenhängen, wenn die Menschen auch über der Erde zerstreut sind. Diese Menschen bilden dann diesen Reigen. Das, was durch das Zusammenfließen ihrer Ichs gebildet wird, ist dann zwar nicht ein so geometrisch schöner Ätherkörper, aber es ist doch ein Einheitliches. Es hat also eine Gruppe von Menschen damals gegeben, die dadurch verbunden waren, daß ihre Ichs eine Einheit bildeten; und zwar gab es im wesentlichen vier solche Gruppen-Ichs. Sie müssen sich diese Menschen wieder entsprechend den Gesetzen der geistigen Welt vorstellen. Die Gruppenseelen der vier Gruppen gingen ineinander; sie waren nicht innerlich verbunden, gingen aber ineinander. Man nennt diese vier Gruppenseelen mit den Namen der vier apokalyptischen Tieren: Adler, Löwe, Stier, Mensch.“ (Lit.:GA 107, S. 74f)

Diese Gruppenseelen gab es schon in der lemurischen Zeit. Damals hatte sich aus den Löwenmenschen das weibliche und aus den Stiermenschen das männliche Geschlecht herausgebildet.

„Damals würde sich ein ganz eigenartiger Anblick für den Beschauer geboten haben. Man hätte eine Art Rasse gefunden, von der man sich mit prophetischer Gabe hätte sagen können: Das sind physische Wesen, die etwas an Löwen erinnern, die den Charakter des Löwen wiedergeben, wenn sie auch anders aussahen als heute die Löwen. Es waren löwenmutige Menschen, aggressive Menschenkeime. Dann wieder gab es eine Gruppe von stierähnlichen Menschen, alles auf dem physischen Plan angesehen. Die dritte und vierte Rasse können Sie sich leicht ergänzen. Die dritte Rasse war schon stark visionär. Während die erste kampfmutig war, während die zweite alles pflegte, was mit dem physischen Plan, mit der Verarbeitung des physischen Planes zusammenhängt, hätten Sie eine dritte Klasse von Menschen gefunden, die sehr visionär waren. In der Regel hatten sie etwas, was im Verhältnis zu den anderen Leibern mißgestaltet war. Sie würden Sie erinnert haben an solche Menschen, die viel Psychisches haben und an Visionen glauben, die aber, weil sie sich um das Physische nicht viel kümmern, etwas Vertrocknetes haben, etwas Verkümmertes gegenüber dem Kraftstrotzenden der beiden anderen Gruppen. Sie würden Sie erinnert haben an die Vogelnatur. «Ich will zurückbehalten meinen Geist», das war die Tendenz der Adlermenschen. Die anderen hatten etwas, was sozusagen aus allen Teilen gemischt war.“ (S. 76f)

Die Menschen der Atlantis

In der Frühzeit der Atlantis war die Menschengestalt noch weich beweglich, wässrig-knorpelig. Noch war die Arbeit der regelmäßigen Geister der Form (-> Hierarchien) nicht abgeschlossen, das Knochensystem noch nicht verhärtet. Der Ätherleib ragte noch weit über den physischen Leib hinaus, namentlich im Kopfbereich. Unser alltäglich gewohntes, gegenständliches Sinnesbewusstsein war noch kaum entfaltet, und ein natürliches Hellsehen war den Menschen eigen.

Bereits auf der alten Lemuria, wo der Mensch die feste Erde betrat, erwarb er sich - als Folge des Mondenaustrittes - die aufrechte Haltung. Zu dieser Zeit trat auch die Geschlechtertrennung ein. Die Sprache wurde dann vornehmlich auf der alten Atlantis ausgebildet, wenngleich die Anfänge bereits in der spätlemurischen Zeit liegen. Die dafür nötige Ausbildung des Kehlkopfes setzt einerseits bereits die aufrechte Haltung voraus, hängt aber anderseits eng mit der West-Wanderung der Menschheit von der Lemuria auf die Atlantis zusammen.

Die regelmäßigen Geister der Form wirkten von der Sonne bzw. vom Mond (Jahve) aus. Diese Kräfte, entweder mehr sonnenhaft männlich, oder stärker mondenhaft weiblich, liegen auch der Geschlechtertrennung zugrunde, und sie prägten dem Menschenleib die allseitige ichhafte Form auf.

„Wenn wir fragen, weshalb die Geister der Form nicht auf dem Saturn eingreifen konnten, so müssen wir erwidern: weil die dort ausgebildeten Keimanlagen des physischen Leibes sozusagen noch zu jung waren; ein gewisser Reifezustand mußte erst eintreten. Und dieser Reifezustand trat erst ein, als unsere Erde vor jener Entwickelung stand, von der ich Ihnen gesprochen habe, indem ich Ihnen schilderte, wie die Erde mit der Sonne zusammen eine Art feinen substantiellen Weltenkörper bildete und dann weiter in ihrer Entwickelung fortschritt. Da waren schon die Geister der Form tätig und bearbeiteten langsam und allmählich den Menschenleib, bis er endlich die menschliche Form erlangen konnte.

Wir können auf einen Zeitpunkt hindeuten, wo diese Formgebung des Menschen einen gewissen Abschluß gefunden hat, wo sozusagen die menschliche Form in der Hauptsache fertig war. In der ersten Zeit der atlantischen Periode war das noch nicht der Fall. Wenn wir bis in die erste Zeit hinter der gewaltigen Katastrophe zurückgehen, die die alte Atlantis weggeräumt hat, so finden wir unsere Vorfahren in einem Zustand, der von unserem heutigen sehr verschieden ist. Erst in der Mitte der atlantischen Zeitepoche ungefähr gelangen wir an den Zeitpunkt, wo der Mensch in der Hauptsache seine Menschengestalt erhalten hat, wie wir sie heute kennen. Vorher war der Mensch durchaus nicht in einer solchen Weise fest wie nachher, sondern sein ganzer materieller Inhalt, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, war weicher. In der ersten atlantischen Zeit finden wir den Menschen aus weicher Materie bestehend, die noch nichts von der heutigen Knochenhärte hatte, ja nicht einmal so fest wie Knorpel war. Der Mensch schwamm sozusagen noch herum in der noch ganz von dichten Wassern angefüllten und durchsetzten Luft, er war eine Art von Wasserwesen, in der Art, wie es heute gewisse Tiere gibt, die man kaum vom Wasser unterscheiden kann. Veranlagt war auch schon damals in den Kräften der Knochenbau, aber er war noch nicht verhärtet. Das ist die Zeit, in welcher auch noch ein ganz anderer Zusammenhang zwischen den höheren und den niederen Gliedern des Menschenwesens bestand. Erinnern wir uns noch einmal daran, daß heute, wenn der Mensch schläft, er seinen physischen und seinen Ätherleib im Bette liegen läßt, während der Astralleib und das Ich draußen sind. Da heute der Ätherleib annähernd in Form und Größe dem physischen gleicht, so ist der Mensch, wenn er sich mit seinem Astralleib aus dem physischen Leibe begibt, auch sehr bald aus dem Ätherleibe heraus. So war das nicht in der ersten atlantischen Zeit. Da ragte der Ätherleib nach allen Seiten, namentlich am Kopfe, über den physischen Leib heraus. Dieses Herausragen hatte zur Folge, daß der Astralleib, wenn er schon aus dem physischen Leibe herausgetreten war, immer noch mit dem Ätherleibe verbunden blieb. Wenn beim heutigen Menschen der Astralleib heraustritt, so hat er in demselben Augenblick, wo er den physischen Leib verlassen hat, auch den Ätherleib verlassen. Und die Folge dieser Verbindung des Astralleibes mit dem Ätherleibe, die früher noch andauerte, wenn der physische Leib schon verlassen war, bestand darin, daß der Mensch in der Nacht nicht eine solche Finsternis und Bewußtlosigkeit um und in sich hatte, wie es heute der Fall ist. Dann, wenn er aus seinem physischen Leibe heraus war, konnte er in einem dämmerhaften Hellsehen seelisch-geistige Wesenheiten wahrnehmen. Es ist so, daß, wenn Sie sich vorstellen, daß Sie einschlafen und Ihr Astralleib aus dem physischen Leibe heraustritt, daß dann Ihr Blick sich ablenkt von der physischen Welt, dafür aber Ihnen eine Welt entgegentritt, die mit seelisch-geistigen Wesenheiten bevölkert ist. Ein solcher Mensch aber konnte keinen festen physischen Leib brauchen, ein festes Knochensystem konnte er nicht brauchen; denn dadurch, daß der physische Leib weich war, war er auch beweglicher.

Und da kommen wir an etwas, was für das hellseherische Bewußtsein durchaus einmal vorhanden war, so sehr es für das heutige materialistische Bewußtsein auch ein Greuel sein mag: In der ersten atlantischen Zeit hatte der Mensch eine große Gewalt über die Gestalt seines Leibes. Denken Sie sich, der Mensch damals wollte, daß ein Glied, das später zur Hand wurde - grob ausgedrückt -, anders ausschauen sollte, daß es zum Beispiel sich verlängern sollte; dann konnte er es in der Tat elastisch verlängern, er konnte alle seine Glieder nicht nur bewegen, sondern auch elastisch dehnen, er konnte sich sozusagen aufblasen. Das war damals durchaus möglich, so sehr es auch dem heutigen materialistisch denkenden Menschen widerstrebt; er konnte die Finger weithin ausstrecken, verlängern; und besonders stark war das der Fall, wenn wir noch weiter zurückgehen, in das lemurische Zeitalter. Und jetzt werden Sie sehen, wie sich zwei Dinge zusammenschließen. Wann hat der Mensch die Fähigkeit verloren, seine Glieder auszustrecken, zu dehnen und wieder zusammenzuziehen? Als die Geister der Form fertig geworden waren mit der Ausarbeitung der Formen.“ (Lit.:GA 105, S. 96ff)

Einseitig und frühzeitig verhärtend wirkten nun aber die abnormen Geister der Form von den restlichen fünf Planeten herein. Weil sie zurückgebliebene Geister sind, wirkten sie, wie es noch auf dem alten Mond üblich war, auf den Astralleib und nicht Ich-bildend wie die Elohim. Dadurch entstanden zunächst die 7 atlantischen Rassen, wobei allerdings die Rassemerkmale anfangs noch nicht physisch verhärtet, sondern erst ätherisch vorgebildet waren. Entsprechend konnte sich der physische Menschenleib zunächst noch leicht an wechselnde Bedingungen anpassen, wie bereits oben erwähnt wurde. Erst mit dem fortschreitenden Untergang der Atlantis entstanden die heutigen Rassen, und zwar dadurch, dass die atlantischen ätherisch beweglichen Rassen geeignet durchmischt wurden, teilweise auch noch mit Resten der ehemals lemurischen Bevölkerung, namentlich in den südlichen und südöstlichen Erdgebieten. Diese sekundär gebildeten Rassen wurden dann auf bestimmten Territorien, die im wesentlichen unseren heutigen Kontinenten entsprechen und die ihre heutige Form erst im Zuge des Untergangs der Atlantis erhalten haben, festgehalten und zu ihrer jetzigen Gestalt verhärtet. 7 ist, wie auch die Zahl der Erdentwicklungsperioden zeigt, die Zahl der zeitlichen, d.h. aber zugleich der ätherischen Entwicklung. Daher gab es auch 7 sich auf der Atlantis entfaltende Rassen, von denen Rudolf Steiner in seinen Berichten Aus der Akasha-Chronik (Lit.: GA 11) ausführlich spricht, so dass hier eine kurze Übersicht genügen mag:

  1. Rmoahals (Gefühle, Sinnesgedächnis, Sprache)
  2. Tlavatli (Erinnerung, Ahnenkult)
  3. Ur-Tolteken (persönliche Erfahrung)
  4. Ur-Turanier (persönliche Machtfülle)
  5. Ur-Semiten (Urteilskraft, Rechnen)
  6. Ur-Akkadier (Anwendung der Urteilskraft, "Gesetze")
  7. Ur-Mongolen (verlieren die Macht über die Lebenskräfte, behalten aber den Glauben daran)

Sieben ist die Zahl der ätherischen Entwicklung; in der Fünfzahl vollendet sich die physische Gestaltung des Menschenwesens, die frei beweglichen Bildekräfte gerinnen zur festen, der Außenwelt angepaßten Form. Nicht zufällig ist die heutige feste Erde in fünf für die Menschheitsentwicklung wesentliche Kontinente geteilt, nicht zufällig zeigt die menschliche Gestalt mit Kopf und vier Gliedmaßen einen fünfstrahligen Bau, und nicht zufällig sind Hände und Füße, mit denen wir am stärksten der äußeren Welt begegnen, fünfzählig. Und so entstanden auch durch Durchmischung und Erstarrung aus den 7 ätherischen atlantischen Rassen unsere heutigen 5 physischen Hauptrassen. Sie sind ebenso entwicklungsnotwendig wie die fünf Finger für die Gebrauchsfähigkeit der Hand unerläßlich sind.

Auf der alten Atlantis waren die Menschen noch wenig für die Sinneswelt erwacht, verfügten dafür aber, wie erwähnt, über ein natürliches Hellsehen, das wesentlich von der körperlichen Konstitution abhängig war, die sich in den verschiedenen Rassen ausdrückt. Es war zugleich ein Naturhellsehen, das jene geistigen Kräfte zu schauen vermochte, die die Natur gestalten und auch bei der Rassebildung mitwirkten. In den atlantischen Orakelstätten befaßte man sich mit diesen Kräften ganz besonders. In den Orakelstätten wurden gewissenhaft jene Gleichgewichtspunkte auf der Erde gesucht, die für die Bildung der verschiedenen Rassen in Betracht kamen, und danach wurden gezielt die Auswanderungs- und Kolonisationsströme gelenkt.

Alle Atlantier hatten großen Einfluss auf die Lebenskräfte, sowohl auf die ihres eigenen Leibes, als auch auf die ihrer natürlichen Umgebung. Die gewaltige Flutkatastrophe, durch die die Atlantis schließlich unterging, wurde durch den Mißbrauch dieser Ätherkräfte hervorgerufen.

"Da besaß der Mensch noch eine gewisse magische Gewalt über das Wachstum der Pflanzen. Wenn er seine Hand, die damals noch eine ganz andere Form hatte, über eine Pflanze erhob, dann war er imstande, sie zum schnellen Wachstum zu bringen durch seinen Willenseinfluß. Er stand noch im innigen Zusammenhang mit den Wesen der Natur. Das ganze Leben des Atlantiers entsprach diesem Zusammenleben mit der Natur.

Was man heute den Kombinationssinn, die Intelligenz, das logische Denken nennt, gab es damals noch nicht. Dagegen hatte der Mensch anderes in hohem Maße entwickelt, zum Beispiel das Gedächtnis, von dessen fabelhafter Entwicklung wir uns heute gar keine Vorstellung machen können. Rechnen konnte der Mensch nicht, nicht einmal, daß 2 mal 2 = 4 sind, aber aus dem Gedächtnis heraus wußte er es. Jedesmal erinnerte er sich an das frühere Erlebnis. Auch das hat sich in der atlantischen Zeit erhalten, daß, wenn man auch die Volksseele nicht mehr unmittelbar in sich spürte wie auf dem Monde, man doch die Wirkung der alten Volks- und Rassenseelen empfand. Sie war so stark, daß es damals ganz unmöglich gewesen wäre, daß derjenige, der einer Rasse oder Volksseele angehörte, sich je mit einem verbunden hätte, der einer anderen Rasse zugehörig war. Zwischen den Angehörigen der verschiedenen Volksseelen war eine tiefe Antipathie vorhanden. Nur das liebte sich, was innerhalb derselben Volksseele war. Man kann sagen, das gemeinsame Blut, das früher ja in der Mondenzeit sich aus der Volksseele herniedergegossen hatte, war der Grund der Zusammengehörigkeit, und man erinnerte sich nicht nur dunkel etwa, sondern ganz deutlich der Erlebnisse der Vorfahren. Man empfand sich als Glied in der Vorfahrenkette durch das gemeinsame Blut, so wie Sie die Hand fühlen als ein Glied Ihres Organismus. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit hing mit der Entwickelung insofern zusammen, als damals bei diesem Übergang, den wir betrachtet haben und der zur Zeit des Sonne- Ablösens und des Hinausstoßens des Mondes stattfand, ein anderer bedeutungsvoller Vorgang sich abspielte. Der hängt zusammen mit all dem, was als eine Art von Verhärtungsprozeß auf der Erde vorging. Das Mineralreich entstand, und gleichzeitig ging ein solcher Verhärtungsprozeß auch im Inneren der Menschennatur vor sich. Aus der weichen Masse bildete sich allmählich ein Härteres heraus, das sich erst bis zum Knorpel und dann bis zum Knochen verhärtete, und erst mit diesem Ansetzen der Knochenmasse begann die gehende Bewegung der Menschen.

Und mit dieser Gliederung in die Knochenmasse ging wieder ein anderer Prozeß parallel. Indem der Mensch sich dadurch weiterentwikkelte, daß die Mondenmasse von der Erde abgestoßen wurde und nur das Entwickelungsfähige zurückblieb, bildeten sich zwei Arten von Kräften aus in den Wesen, die die Erde bewohnten. Jetzt waren die Sonne und der Mond draußen, und die Sonnen- und Mondenkräfte wirken deshalb von außen auf die Erde ein. Und aus dieser Mischung von Sonnen-und Mondenkräften, die früher ja in der Erde selbstgewesen waren, nun aber von außen hereinstrahlten, entstand das, was wir das Vorrücken zum geschlechtlichen Leben nennen. Denn alle diejenigen Kräfte, welche im geschlechtlichen Leben zum Ausdruck kommen, stehen unter dem Einfluß der Sonnen- und Mondenkräfte." (Lit.:GA 99, S. 123ff)

Fähigkeiten, die sehr stark auf diesen ätherischen Bildekräften beruhen, konnten von den Atlantiern ausgebildet werden, insbesondere das Gedächtnis, die Sprache und eine anfängliche, aber noch keineswegs ichbewusste, sondern vielmehr instinktive Urteilskraft. Diese letztere Fähigkeit bildete sich vor allem bei den unter dem Einfluss der Sonnenkräfte stehenden Ur-Semiten aus, von denen ein kleines Häuflein die nachatlantische Zeit nach den Eiszeitkatastrophen vorbereitete. Die hier bereits vorbereitete Urteilskraft in das wache Ich-Bewusstsein zu heben ist die hauptsächliche Aufgabe unserer nachatlantischen Kulturepochen. Dieser geradezu instinktive, treffsichere Intellekt ist auch heute noch gerade bei den semitischen Völkern sehr rege und hat das abendländische Geistesleben vielfältig befruchtet und erst zu dem gemacht, was es heute ist. Mit der erwachenden Urteilskraft verdämmerte aber zugleich das natürliche ätherische Hellsehen und das sinnliche Gegenstandsbewusstsein wurde immer klarer.

Eine äußere Kultur gab es auf der alten Atlantis, abgesehen von einigen primitiven Werkzeugen, noch kaum.

"Eine atlantische Ansiedlung - das geht wohl schon aus allem Beschriebenen hervor - trug einen Charakter, der in nichts dem einer modernen Stadt glich. In einer solchen Ansiedlung war vielmehr noch alles mit der Natur im Bunde. Nur ein schwach ähnliches Bild gibt es, wenn man etwa sagt: In den ersten atlantischen Zeiten - etwa bis zur Mitte der dritten Unterrasse - glich eine Ansiedlung einem Garten, in dem die Häuser sich aufbauen aus Bäumen, die in künstlicher Art mit ihren Zweigen ineinandergeschlungen sind. Was Menschenhand damals erarbeitete, wuchs gleichsam aus der Natur heraus. Und der Mensch selbst fühlte sich ganz und gar mit der Natur verwandt. Daher kam es, daß auch sein gesellschaftlicher Sinn noch ein ganz anderer war als heute. Die Natur ist ja allen Menschen gemeinsam. Und was der Atlantier auf der Naturgrundlage aufbaute, das betrachtete er ebenso als Gemeingut, wie der heutige Mensch nur natürlich denkt, wenn er das, was sein Scharfsinn, sein Verstand erarbeitet, als sein Privatgut betrachtet." (Lit.: GA 11, S. 30)

In allgemeinen Umrissen schildert Rudolf Steiner den atlantischen Menschen und seine Umwelt so:

"Wenn wir einige tausend Jahre in Europa selbst zurückgehen, so finden wir Europa vereist. Die Gletscher der Alpen ragten damals tief herunter bis in die norddeutsche Tiefebene hinein. Die Gegenden, in denen wir jetzt leben, waren damals kalt und rauh. Darin lebte ein Menschengeschlecht, welches sich noch höchst einfacher und primitiver Werkzeuge bediente. Gehen wir etwa eine Million Jahre zurück, so finden wir aut demselben Boden ein tropisches Klima, wie es heute nur in den heißesten Gegenden Afrikas zu finden ist; in einzelnen Teilen mächtige Urwälder, darin Papageien, Affen, besonders der Gibbon, und Elefanten lebten. Kaum aber würden wir, wenn wir diese Wälder durchschweiften, etwas von dem jetzigen Menschen und auch nicht von dem der späteren Perioden vor einigen tausend Jahren antreffen. Die Naturwissenschaft kann aus gewissen Erdschichten, die entstanden sind zwischen jenen beiden Zeitaltern, einen Menschen nachweisen, bei dem sich das Vorderhirn noch nicht so ausgebildet hatte wie jetzt, und bei dem die Stirne weit zurückliegend war. Nur der hintere Teil des Gehirns war ausgebildet. Wir kommen da zurück in Zeiten, in denen die Menschen noch nicht das Feuer gekannt haben und sich Waffen durch Abschleifen von Steinen herstellten. Der Naturforscher vergleicht diesen Zustand des Menschen gerne mit dem Entwickelungszustand der Wilden oder demjenigen des unbeholfenen Kindes. Überreste von solchen Menschen hat man im Neandertal und in Kroatien gefunden. Sie haben einen affenähnlichen Schädel, und an den Funden in Kroatien ist zu erkennen, daß sie, ehe sie gestorben sind, gebraten worden sind, daß also damals dort Kannibalen gewohnt haben.

Nun sagt sich der materialistische Denker: Wir verfolgen so den Menschen bis in die Zeiten, in denen er noch unentwickelt und unbeholfen war, und nehmen an, daß sich der Mensch von dieser kindlichen Stufe des Daseins bis zur heutigen Kulturstufe der Menschheit entwickelt hat, und daß sich dieser primitive Mensch herausentwickelt hat aus menschenähnlichen Tieren. - Er macht also da einfach einen Sprung in dieser Entwickelungstheorie vom primitiven Menschen zu den menschenähnlichen Tieren. Der Naturforscher nimmt an, daß sich immer das Vollkommenere aus dem Unvollkommeneren entwickelt hat. Dies ist aber nicht immer der Fall. Verfolgen wir zum Beispiel den einzelnen Menschen zurück bis zur Kindheit, so kommt dann nichts Unvollkommeneres mehr, denn das Kind stammt ja von Vater und Mutter ab. Das heißt, wir kommen also zu einem primitiven Zustand, der wieder von einem höheren Zustand kommt. Das ist wichtig, denn das hängt damit zusammen, daß das Kind schon bei der Geburt die Anlage zu einem späteren Vollkommenheitsgrad hat, während das Tier auf der unteren Stufe zurückbleibt.

Wenn der Naturforscher bis zu der Stufe zurückgegangen ist, auf der der Mensch noch kein Vorderhirn und noch keinen Verstand hatte, dann sollte er sich sagen: Ich muß voraussetzen, daß der Ursprung des Menschen anderswo zu suchen ist.

Geradeso wie ein Kind von einem Elternpaar abstammt, so stammen alle jene primitiven Menschen von anderen Menschen ab, die schon einen gewissen Vollkommenheitsgrad erreicht hatten. Diese Menschen nennen wir die Atlantier. Sie haben gelebt auf dem Boden, der jetzt bedeckt ist mit den Fluten des Atlantischen Ozeans. Die Atlantier hatten noch weniger Vorderhirn und eine noch weiter zurückliegende Stirne. Aber sie hatten noch etwas anderes als die späteren Menschen. Sie hatten noch einen viel stärkeren, kräftigeren Ätherkörper. Der Ätherkörper der Atlantier hatte gewisse Verbindungen mit dem Gehirn noch nicht ausgebildet gehabt; sie entstanden erst später. So war noch über dem Kopf ein mächtig großer Ätherkopf entwickelt; der physische Kopf war verhältnismäßig klein und in einen mächtigen Ätherkopf eingebettet. Die Funktionen, die die Menschen jetzt mit Hilfe des Vorderhirns ausführen, wurden bei den Atlantiern mit Hilfe von Organen im Ätherkörper ausgeführt. Dadurch konnten sie mit Wesenheiten in Verbindung treten, zu denen uns der Zugang heute versperrt ist, weil eben der Mensch das Vorderhirn entwickelt hat. Bei den Atlantiern war sichtbar eine Art feuriger farbiger Bildung, die ausströmte aus der Öffnung des physischen Kopfes zu dem Ätherkopf hin. Er war zugänglich für eine Menge psychischer Einflüsse. Ein solcher Kopf, der als Ätherkopf denkt, hat Gewalt über das Ätherische, während ein Kopf, der im physischen Gehirn denkt, allein über das Physische Gewalt hat, über das Zusammenfügen rein mechanischer Dinge. Er kann sich physische Werkzeuge machen. Dagegen kann ein Mensch, der noch im Äther denkt, ein Samenkorn zum Aufblühen bringen, so daß es wirklich wächst. Die atlantische Kultur hing wirklich noch mit dem Wachstum des Natürlichen, Vegetabilischen zusammen, über das der heutige Mensch die Macht verloren hat. Der Atlantier hat zum Beispiel nicht die Dampfkraft zur Bewegung von Fahrzeugen gebraucht, sondern die Samenkraft der Pflanzen, mit der er seine Fahrzeuge vorwärtsgetrieben hat. Erst vom letzten Drittel der atlantischen Zeit, von der Zeit der Ursemiten an bis zu der Zeit, als Atlantis von den Fluten des Atlantischen Ozeans bedeckt wurde, hat das ätherische Vorderhaupt das Vorderhirn ausgebildet. Dadurch verlor der Mensch die Macht, das Pflanzenwachstum zu beeinflussen und bekam nun die Fähigkeit des physischen Gehirns, den Verstand. Mit vielen Dingen mußte er nun neu anfangen. Er mußte anfangen mechanische Verrichtungen zu erlernen. Da war er noch wie ein Kind, unbeholfen und ungeschickt, während er es in der Entfaltung des Vegetabilischen vorher schon zu einer großen Geschicklichkeit gebracht hatte. Der Mensch muß durch die Intelligenz hindurchgehen und dann das wiedergewinnen, was er früher schon konnte. Höhere geistige Mächte hatten damals einen Einfluß auf den unfreien Willen; durch das offen gelassene ätherische Haupt wirkten sie durch ihren Verstand." (Lit.: GA 93a, S. 137ff)

Über das Bewusstsein der (späteren) atlantischen Menschheit heißt es:

"Da müssen wir uns in Seelen der letzten atlantischen Bevölkerung versetzen. Wir müssen uns erinnern, dass in der atlantischen Zeit der Mensch in der Nacht nicht bewusstlos war, sondern dass er dann ebenso wahrnahm, wie er bei Tage wahrnahm, wenn man überhaupt in dieser Zeit von Tag und Nacht sprechen darf. Bei Tage nahm er die erste Spur dessen wahr, was wir heute so klar sehen als die Welt der Sinneswahrnehmungen. Bei Nacht war er ein Genosse der göttlich-geistigen Wesenheiten. Er brauchte keinen Beweis dafür, dass es Götter gab, ebensowenig wie wir heute einen Beweis dafür brauchen, dass es Mineralien gibt. Die Götter waren seine Genossen, er selbst war in der Nacht eine geistige Wesenheit. In seinem Astralleib und seinem Ich wandelte er in der geistigen Welt umher. [...] In diesem Zustande, der allgemein menschlich war, nahm man, auch wenn man während des Tages bewusst war, die umliegenden Gegenstände anders wahr als heute, auch das Tagesbewusstsein war anders, und wir müssen versuchen zu verstehen, wie dieses letzte Bewusstsein der Atlantier war.

Es ist beschrieben worden, wie dem Menschen sich die göttlichen Wesenheiten entzogen, wenn er morgens hinuntertauchte in seinen physischen Leib. Er sah die Gegenstände wie mit einem Nebel umhüllt. So waren die Bilder des damaligen Tagwachens. Diese Bilder hatten aber eine andere eigentümliche Eigenschaft, die wir ganz genau erfassen müssen. Denken wir uns, eine solche Seele näherte sich einem Teiche. Das Wasser in dem Teiche sah diese Seele nicht so scharf begrenzt wie heute; aber wenn die Seele ihre Aufmerksamkeit darauf richtete, dann erlebte sie etwas noch ganz anderes, als wenn sich heute jemand einem Teiche nähert. Beim Annähern an den Teich, schon durch die bloße Anschauung, stieg in ihr ein Gefühl auf, wie wenn sie einen Geschmack bekäme von dem, was da physisch vor ihr lag, ohne dass sie das Wasser des Teiches zu trinken brauchte. Durch das bloße Anschauen würde sie gefühlt haben: das Wasser ist süß oder salzig. überhaupt war es nicht so, wie wenn wir heute Wasser sehen. Wir sehen heute nur die Oberfläche, aber ins Innere kommen wir nicht hinein. Derjenige, der früher, als es noch dämmerhaftes Hellsehen gab, sich dem Teiche näherte, der hatte nicht das Gefühl der Fremdheit diesem gegenüber, er fühlte sich darinnen in den Eigenschaften des Wassers; er stand dem Gegenstande gar nicht so gegenüber wie heute, es war so, als wenn er in das Wasser hätte eindringen können. Nehmen wir an, wir wären einem Salzklotz entgegengetreten, wir hätten, indem wir uns annäherten, den Geschmack gemerkt. Heute müssen wir das Salz erst kosten, damals wäre das durch die Anschauung gegeben worden. Der Mensch war wie darinnen in dem ganzen, und er nahm die Dinge wie beseelt wahr. Er nahm sozusagen die Wesenheiten wahr, die zum Beispiel dem Dinge den salzigen Geschmack verliehen. So beseelte sich ihm alles. Luft, Erde, Wasser, Feuer, alles, alles verriet ihm etwas. Das was heute dem Bewusstsein als seelenlose Gegenstände erscheint, gab es damals nicht. Daher empfand der Mensch auch alles mit Sympathie und Antipathie, weil er das Innere sah. Er fühlte, er erlebte das innere Wesen der Gegenstände. [...]

Der Mensch nimmt damals wahr, wie das Wasser schmeckt, indem er sich dem Teiche nähert. Da sieht er eine geistige Wesenheit, die dem Wasser den Geschmack gibt. Diese geistige Wesenheit kann er in der Nacht treffen, wenn er sich neben das Wasser legt und einschläft. Bei Tage sieht er das Materielle, bei Nacht sieht er das, was alles durchlebt. Bei Tage sieht er die Gegenstände, Steine, Pflanzen, Tiere, er hört den Wind wehen, das Wasser rauschen; bei Nacht sieht er in seinem Inneren das, was er bei Tage empfindet, in seiner wirklichen Gestalt, da sieht er die Geister, die in allem leben. Wenn er sagte: In den Mineralien, in den Pflanzen, im Wasser, in den Wolken, im Winde, da leben Geister, überall leben Geister – so waren das für ihn ganz und gar keine Dichtungen, das war ihm keine Phantasie, das war etwas, das er wahrnehmen konnte." (Lit.: GA 106, S. 41ff)

Ausbildung des individuellen Ich-Bewusstseins im letzten Drittel der atlantischen Zeit

„Wenn wir zurückgehen zur polarischen Wurzelrasse, finden wir Menschen, die noch nicht Selbstbewußtsein besaßen und noch nicht in verschiedene Geschlechter getrennt waren; ebenso bei den Hyperboräern. Erst in der dritten Wurzelrasse, in der lemurischen Epoche, wird der Mensch eingeschlechtlich. Und erst in der atlantischen Zeit wird das Ich geboren, bei der fünften Unterrasse. Da sagt der Mensch zum ersten Male zu sich selbst «ich». Dieses Ich-Bewußtsein wird im Mythos als Zwerg geschildert, als Alberich, es wird empfunden als aus Nifelheim aufsteigend. Atlantis war das Nifelheim, und mit Recht konnte es ein Nebelheim genannt werden. Noch nicht war unsere Erdatmosphäre von den Wasserdämpfen gereinigt, noch gab es keine Niederschläge durch Regen. Aus diesem Nifelheim mit seinen brodelnden Wassern und schwebenden Nebeln heraus wird das menschliche Ich geboren.“ (Lit.:GA 92, S. 124)

„Erst gegen das Ende des letzten Drittels der atlantischen Zeit fingen die Menschen an, gewahr zu werden, daß sie ein Ich sind. Die Anlage dazu war schon längst vorhanden und ein gewisses Gefühl davon auch. Aber klar und deutlich aussprechen: Ich bin ein Ich -, das lernte man erst im letzten Drittel der atlantischen Zeit. Dies hängt zusammen mit dem Verhältnis des Ätherleibes zum physischen Leibe. Wenn Sie diese beiden Leiber betrachten, sehen Sie, daß sie sich ungefähr decken, nur ragt der Ätherleib etwas über den physischen Leib hinaus. Es gibt nun zwischen den Augenbrauen eine Stelle, die ein Mittelpunkt für gewisse Kräfte und Strömungen des Ätherleibes ist. Zu ihm gehört nun hinzu ein ganz bestimmter Punkt im physischen Gehirn. Beide müssen sich decken, und darauf beruht die Fähigkeit, sich als ein Ich zu empfinden; darauf beruht auch die Fähigkeit, zu rechnen, kombinieren zu können und so weiter.“ (Lit.:GA 100, S. 126)

Spätzeit und Untergang der Atlantis

„Insbesondere gegen das Ende der atlantischen Zeit trat eine mächtige Abkühlung ein. Nun war es gerade diese Abkühlung der Nebelmassen, diese nordische Kälte, welche die neue Anschauung, das neue Seelenleben aus den Menschen herauszauberte. Niemals hätten unter den Gluten der Hitze des Südens der Intellekt, die Urteilskraft zuerst sich in der Menschheit entwickeln können. Der Atlantier in der Nähe Irlands fühlte Fähigkeiten in sich hineinströmen, die ihn so durchdrangen, daß er fähig wurde, mit seinen Sinnesorganen die Dinge draußen zu sehen, zu hören und so weiter. Er empfand das so, daß er es der Abkühlung der Luftmassen zu verdanken hatte.“ (Lit.:GA 101, S. 20)

„Gegen das Ende der atlantischen Zeit hin stellt es sich heraus, daß die äußeren und inneren Verhältnisse für den Menschen am günstigsten waren auf einem bestimmten Gebietsteile unserer Erdoberfläche, der sich in der Nähe des heutigen Irlands befand. Heute ist das betreffende Landgebiet mit Wasser bedeckt. Damals waren dort ganz besonders günstige Verhältnisse; und dort bildete sich innerhalb der atlantischen Völker das begabteste Volk aus, das am meisten Veranlagung dazu hatte, zum freien menschlichen Selbstbewußtsein aufzusteigen. Und der Führer dieses Volkes, das man gewohnt worden ist in der theosophischen Literatur die «Ursemiten» zu nennen, war ein großer Eingeweihter, der, wenn man trivial sprechen darf, sich die fortgeschrittensten Individuen dieses Volksteiles aussuchte und mit ihnen nach dem Osten zog, durch Europa bis nach Asien hinüber in die Gegend des heutigen Tibet. Dahin zog ein verhältnismäßig kleiner, aber namentlich geistig, spirituell sehr weit fortgeschrittener Bruchteil der atlantischen Bevölkerung.

Innerhalb der letzten atlantischen Zeit war es ja so gekommen, daß nach und nach die westlichen Gegenden der Atlantis verschwanden, sich mit Meer bedeckten. Europa trat in seiner heutigen Gestalt immer mehr hervor. Asien war noch so, daß die große sibirische Ländermasse noch bedeckt war mit weiten Wassermassen; aber namentlich die südlichen Gegenden Asiens waren, anders gestaltet, schon vorhanden. Die weniger fortgeschrittenen Volksmassen gliederten sich zum Teil an diesen Kern des Volkes an, der von Westen nach Osten zog; manche zogen weiter, manche weniger weit mit. Aber auch die alte europäische Bevölkerung kam zum großen Teile dadurch zustande, daß aus der Atlantis herüber Völkermassen zogen, sich dort niederließen und das alte Europa bevölkerten. Früher schon hinausgeschobene Völkermassen, zum Teil auch solche, die von anderen Gebieten der Atlantis, auch vom alten Lemurien, nach Asien gekommen waren, trafen bei diesem Völkerzuge zusammen. So daß Volksmassen verschiedenster Begabung und verschiedenster geistiger Fähigkeiten in Europa und Asien sich niederließen. Der kleine Bruchteil, der geführt wurde von jener großen spirituellen Individualität, ließ sich drüben in Asien nieder, um dort die damals mögliche höchste Geistigkeit zu pflegen. Von diesem Kulturgebiete aus gingen die Kulturströmungen nach den verschiedensten Gebieten der Erde und zu den verschiedenen Völkern.“ (Lit.:GA 103, S. 139f)

„Dort aber, wo Irland ist, und westlich davon, wo heute Meer ist, hatte der Mensch sich am weitesten entwickeln können. Da waren jene Mischungen von Warm und Kalt, durch welche der Menschenkörper am weitesten vorwärtskommen konnte. Aus der damals noch magischen Willenskraft entwickelte sich in der ersten Anlage ein unausgesprochenes Ich- Empfinden. Gerade an diesem Zeitpunkt lernte der Mensch zum ersten Male «Ich» zu sich sagen. Dann lernten da die Menschen in der ersten Anlage zählen, rechnen, ein beginnendes Urteilsvermögen zu entwickeln, das Kombinatorische. Es gab aber immer auch unter ihnen fortgeschrittene Wesen, die Führer der Menschheit, die sich zu den Menschen so verhielten, wie Wesen eines höheren Reiches. Die waren die Lehrer und Leiter geworden und gaben den Anlaß zu dem Zug nach dem Osten. - Von jenem Punkt in der Nähe des heutigen Irland aus bis weiter Östlich und nach Asien hinüber waren schon überall Völkersiedlungen. Nun gingen die fortgeschrittensten Bevölkerungsmassen nach dem Osten hinüber und bildeten auf ihrem Wege überall eine Art Kolonie. Die mächtigste, mit der höchst entwickeltsten Kultur, war in der Nähe der heutigen Wüste Gobi. Von dort gingen später einzelne Teile nach den verschiedensten Gegenden der Welt, ein Teil nach dem heutigen Indien; sie trafen dort schon Völkerschaften an, gelb-bräunliche, und vermischten sich zum Teil mit ihnen.

Das war nach der atlantischen Flut, als diese Kolonie nach Süden ging und dort die erste Kultur der nachatlantischen Zeit begründete, die erste Kultur unserer Zeitepoche.“ (Lit.:GA 100, S. 141)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Der Begriff Wurzelrasse entstammt der damals gebräuchlichen Terminologie der Theosophischen Gesellschaft und wurde von Rudolf Steiner später ebenso wie der Begriff «Unterrasse» nicht mehr verwendet. Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Begriff «Rasse» in der nachatlantischen Zeit eigentlich nicht mehr berechtigt ist, da nun nicht mehr die körperliche, sondern die seelisch-geistige Entwicklung in den Vordergrund rückt. Die Gliederung der Menschheit in Rassen wird allmählich völlig überwunden werden und ist schon heute für die geistige Entwicklung der Menschheit bedeutungslos.
  2. vgl. die Tabelle in Bosse 2002, S. 57
  3. Abstrakte, von den Dingen abgelöste Zeitbegriffe sind für die Betrachtung der Natur nicht sinnvoll. Vielmehr muss man sich auf die Eigenzeit des betrachteten Systems stützen. So kann etwa das Erdenjahr oder das Platonische Jahr erst seit der Trennung von Sonne, Erde und Mond als Referenz dienen. Die Eigenzeit ist im Wesen einer lebendig sich entwickelnden Ganzheit begründet und äußert sich durch die in ihr periodisch in geordneter Folge ablaufenden und sich dabei beständig metamorphosierenden Prozesse. Alle Lebewesen und alle lebendigen Systeme, so etwa auch unsere Erde, das ganze Planetensystem und der Kosmos insgesamt, sind solche Ganzheiten und jede hat ihre spezifische Eigenzeit. Eine von den Dingen abgezogene absolute Zeit gibt es nicht. Zeitmessungen können daher nicht auf sie bezogen werde, sondern bestehen im Vergleich verschiedener Eigenzeiten miteinander.

    „Und damit komme ich dazu, daß im Grunde jede Entität, die überhaupt betrachtet werden darf wie eine Totalität, eigentlich ihre Zeit in sich trägt. Ein Stückchen [eines] unorganischen Körpers kann ich für sich betrachten, ein Blatt nicht, weil es nur einen Bestand hat am Baum. Ich muß also Rücksicht nehmen bei meiner Betrachtung darauf, was ein in sich geschlossenes totales System ist, was eine Totalität ist. Jede Totalität aber, die ich so betrachte, hat die Zeit als etwas Immanentes in sich. So daß ich eigentlich nicht viel übrig haben kann für die abstrakte Zeit, die noch außer jedem Ding ist und [neben] der jedem Ding oder Verlauf immanenten Zeit existiert. Wenn ich die Zeit, die von Anfang bis Ende gehen soll, ins Auge fasse, kommt es mir gerade so vor, wie wenn jemand den abstrakten Begriff für das einzelne Pferd bildet. Die einzelnen Pferde sind in der äußeren Raumrealität da, aber um den Begriff zu bekommen, muß ich ihm etwas anderes noch zuschreiben. So ist es auch mit der Zeit. Die Frage: Ist die Zeit in sich veränderlich oder nicht? - hat keinen wirklichen Inhalt, weil jedes Totalsystem in seinem immanenten Sein seine [eigene] Zeit hat, und seinen [eigenen] Geschwindigkeitsverlauf. Der Geschwindigkeitsverlauf des Unorganischen oder des Lebensprozesses führt zurück auf diese immanente Zeit...

    In der Geologie beschreiben wir [je] eine Periode [für sich genommen] nach der anderen, als wenn sie so eine Wirklichkeitwäre. Sie ist es nicht. Sie ist nur eine Wirklichkeit mit dem Ganzender Erde, und zwar so, wie ein Organismus eine Wirklichkeit ist, wo ich nicht eines herausreißen darf. Es käme vielmehr darauf an, statt unsere Vorgänge zu beziehen auf Koordinatenachsensysteme,sie auf ihre eigene innere Wirklichkeit zu beziehen, dann würdenwir zu Totalitätssystemen kommen. Und dann würden wir müssen zu einer Art von Monadismus zurückkommen.“ (Lit.:GA 324a, S. 144)

    Darüber hinaus folgen Entwicklungsepochen einander nicht einfach, sondern überlappen sich in weiten Bereichen. In der Regel deutet sich der Beginn der folgenden Epoche schon in der Mitte der vorangehenden an und wirkt bis in die Mitte der nächstfolgenden nach.

    Vgl. dazu auch (Lit.: Bosse 2002, S 38ff)

  4. "Man kann nicht sprechen von der Totalität der Silurperiode bei der Erde, sondern da muß man die Silurperiode mit einer anderen [erdgeschichtlichen Periode] zu einem Totalitätssystem zusammenfassen. Ebensowenig kann ich von einem Menschenkopf sprechen als von einer Totalität, da gehört das andere dazu.
    In der Geologie beschreiben wir [je] eine Periode [für sich genommen] nach der anderen, als wenn sie so eine Wirklichkeit wäre. Sie ist es nicht. Sie ist nur eine Wirklichkeit mit dem Ganzen der Erde, und zwar so, wie ein Organismus eine Wirklichkeit ist, wo ich nicht eines herausreißen darf. Es käme vielmehr darauf an, statt unsere Vorgänge zu beziehen auf Koordinatenachsensysteme, sie auf ihre eigene innere Wirklichkeit zu beziehen, dann würden wir zu Totalitätssystemen kommen. Und dann würden wir müssen zu einer Art von Monadismus zurückkommen." (Lit.: GA 324a, S. 144); vgl. dazu auch (Lit.: Bosse, S 38ff)