Bewusstsein

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Carl Unger: Aus der Sprache der Bewusstseinsseele. Unter Zugrundelegung der „Leitsätze“ Rudolf Steiners.

Bewusstsein (frühnhd. bewisst, „genau kennen, wissen“; lat. conscientia, „Mitwissen“; eng. consciousness, awareness; griech. συνείδησις syneidesis, „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις, synaisthesis, „Mitwahrnehmung“ und φρόνησις, phronesis von φρονεῖν, phronein, „bei Sinnen sein, denken“; skrt. चित् Chit) beruht nach Rudolf Steiner nicht darauf, „daß ein Wesen auf eine Wirkung eine gewisse Gegenwirkung zeigt, sondern daß das Wesen in seinem Innern etwas erlebt, was zu der bloßen Gegenwirkung als ein Neues hinzukommt.“ (Lit.:GA 13, S. 59f) Das Bewusstsein entfaltet und entwickelt sich nach anthroposophischer Auffassung in einer Folge von sieben Bewusstseinsstufen, von denen unser gegenwärtiges irdisches Wachbewusstsein die vierte und mittlere Stufe darstellt. Sinkt das Bewusstsein unter das Niveau des Traumbewusstseins ab, spricht man gemeinhin von einem Zustand der Bewusstlosigkeit. Dennoch sind auch hier noch dumpfe Grade des Bewusstseins vorhanden.

Die sieben Bewusstseinsstufen

Hauptartikel: Bewusstseinsstufen

Das Bewusstsein entfaltet sich aus anthroposophischer Sicht in sieben Bewusstseinsstufen, die eng mit den sieben Weltentwicklungsstufen zusammenhängen, die Rudolf Steiner beschrieben hat. Sie unterscheiden sich durch den Grad ihrer Bewusstseinshelligkeit und durch ihren Bewusstseinsumfang. Je enger das Bewusstsein wird, desto heller erscheint es und desto unwirklicher ist es zugleich. Die erste Bewusstseinsstufe umspannt als Allbewusstsein die ganze Welt, ist aber entsprechend so dumpf, dass es auch als Trancebewusstsein oder Todesbewusstsein bezeichnet wird. Über dieses Bewusstsein verfügt heute noch die Mineralwelt. Etwas heller und zugleich enger ist das traumlose Schlafbewusstsein, das heute den Pflanzen eigen ist. Diese beiden ersten Bewusstseinsstufen werden heute vollständig dem Unbewussten zugerechnet. Daran liegt es wohl auch, dass „das schwere Problem des Bewusstseins[1] die Neurowissenschaften vor ein unlösbar scheinendes Rätsel stellt. Erst das mehr oder weniger traumartige Bewusstsein, das auch die Tiere in unterschiedlichen Helligkeitsgraden haben, wird heute von vielen Forschern als bewusst oder zumindest halbbewusst angesehen. Doch die Brücke zwischen den leiblichen Vorgängen und den Bewusstseinsphänomenen wird nicht gefunden.

Gegenwärtig stehen wir als Menschen auf der vierten Bewusstseinsstufe, in der sich das Ich-Bewusstsein ausbildet. Es hat den hellsten Bewusstseinsgrad aller bisher entwickelten Bewusstseinsstufen, hat dafür aber seinen Wirklichkeitscharakter vollständig eingebüßt und ist zu einem wirkungslosen Spiegelbild geworden. Gerade dadurch kann es aber auch die Grundlage für die menschliche Freiheit bilden.

„Hier, sehen Sie, liegt jene Schwierigkeit, auf welche die Philosophen fortwährend kommen, und die sie mit ihrer Philosophie nicht überwinden können, die Hauptschwierigkeit. Diesen Philosophen ist ja zunächst nichts anderes gegeben als dasjenige, was sie vorstellen. Aber bedenken Sie, daß aus der Vorstellung, aus dem Inhalt des Bewußtseins das Sein gerade herausgepreßt ist. Es kann nicht darinnen sein, denn was im Bewußtsein ist, ist nur Spiegelbild. Es kann das Sein nicht darinnen sein. Nun suchen die Philosophen das Sein durch das Bewußtsein, durch das gewöhnliche physische Bewußtsein. Sie können es so nicht finden. Und es ist ganz natürlich, daß solche Philosophien entstehen mußten wie die Kantsche zum Beispiel, die da sucht durch das Bewußtsein das Sein. Aber weil das Bewußtsein ganz naturgemäßerweise nur enthalten kann Bilder des Seins, kann man zu nichts anderem kommen als dazu, anzuerkennen, daß man an das Sein mit dem Bewußtsein niemals herankommen könne.“ (Lit.:GA 162, S. 31)

Zeitgenössische Philosophen und Bewusstseinsforscher wie etwa Daniel Dennett oder Susan Blackmore, welche die Realität des gegenwärtigen menschlichen Bewusstseins bestreiten und es letztlich ganz wegerklären wollen, liegen damit durchaus richtiger als jene, die dem Bewusstsein noch eine eigenständige Wirkungsmächtigkeit zubilligen. Sie landen damit zwar vorerst im blanken Materialismus, helfen zugleich aber auch, die fadenscheinigen falschen dualistischen Leib/Seele-Vorstellungen loszuwerden, die die abendländische Kultur nachhaltig geprägt haben und das Verständnis für den wirklichen Geist bis zum heutigen Tag nicht weniger erschweren als der Materialismus.

Über das gegenwärtige spiegelbildartige Wachbewusstsein hinaus werden sich später noch drei höhere Bewusstseinsstufen entwickeln, die dadurch entstehen, dass die drei vorangegangenen Bewusstseinsstufen schrittweise von der Helligkeit des Ich-Bewusstsein durchdrungen werden. Ihre volle Wirksamkeit werden sie erst auf den der Erdentwicklung folgenden planetarischen Weltentwicklungsstufen entfalten. Durch eine entsprechende Geistesschulung können sie aber heute schon bis zu einem gewissen Grad vorweggenommen werden.

Folgende sieben Bewusstseinsstufen werden in der Anthroposophie unterschieden:

  1. Trancebewusstsein, Allbewusstsein (Alter Saturn)
  2. Schlaf-Bewusstsein, traumloses Bewusstsein (Alte Sonne)
  3. Bilderbewusstsein, Traumbewusstsein (Alter Mond)
  4. Wachbewusstsein, Gegenstandsbewusstsein, Ich-Bewusstsein (Erde)
  5. Psychisches Bewusstsein, bewusstes Bilderbewusstsein, Imagination (Neuer Jupiter)
  6. Überpsychisches Bewusstsein, bewusstes Schlafbewusstsein, Inspiration (Neue Venus)
  7. Spirituelles Bewusstsein, bewusstes Allbewusstsein, Intuition (Vulkan)

Daran werden sich laut Rudolf Steiner noch weitere fünf Bewusstseinsstufen anschließen, über die aber heute noch nicht gesprochen werden kann. Insgesamt gibt es also zwölf Bewusstseinsstufen.

„Nach der Vulkanstufe wird ja auch der Mensch sich noch weiter entwickeln und dann noch höhere Bewußtseinsstufen erklimmen. Wie das äußere Auge in nebelgraue Ferne, blickt das innere Auge des Sehers in Geisterweite auf noch fünf Bewußtseinsformen, von denen aber eine Beschreibung ganz unmöglich ist. Es kann also im ganzen von zwölf Bewußtseinsstufen die Rede sein.“ (Lit.:GA 11, S. 161)

Alle Wirkungen in der Welt gehen, wie Rudolf Steiner betont, letztlich von geistigen Wesenheiten aus, die in verschiedenen Bewusstseinszuständen leben. In ihrem Bewusstsein, zu dem sich der Mensch durch höhere Erkenntnis erheben kann, liegt der Ursprungsquell und die eigentliche Substanz, aus der die Wirklichkeit gewoben ist. Alles Sein ist letztlich Bewusstsein:

„Es ist gut, festzuhalten, daß es im Grunde genommen im Weltenall doch nichts anderes gibt als Bewußtseine. Außer dem Bewußtsein irgendwelcher Wesenheiten ist letzten Endes alles übrige dem Gebiete der Maja oder der großen Illusion angehörig. Diese Tatsache können Sie besonders aus zwei Stellen in meinen Schriften entnehmen, auch noch aus anderen, besonders aber aus zwei Stellen: zunächst aus der Darstellung der Gesamtevolution der Erde von Saturn bis Vulkan in der «Geheimwissenschaft im Umriß», wo geschildert wird das Fortschreiten vom Saturn zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zur Erde und so weiter, zunächst nur in Bewußtseinszuständen. Das heißt, will man zu diesen großen Tatsachen aufsteigen, so muß man so weit aufsteigen im Weltengeschehen, daß man es zu tun hat mit Bewußtseinszuständen. Also man kann eigentlich nur Bewußtseine schildern, wenn man die Realitäten schildert. Aus einer anderen Stelle in einem Buche, das in diesem Sommer erschienen ist, «Die Schwelle der geistigen Welt», ist das gleiche zu entnehmen. Da ist gezeigt, wie durch allmähliches Aufsteigen der Seherblick sich erhebt von dem, was sich um uns herum ausbreitet als Dinge, als Vorgänge in den Dingen, wie das alles sozusagen als ein Nichtiges entschwindet und schmilzt, vernichtet wird und zuletzt die Region erreicht wird, wo nur noch Wesen in irgendwelchen Bewußtseinszuständen sind. Also, die wirklichen Realitäten der Welt sind Wesen in den verschiedenen Bewußtseinszuständen. Daß wir in dem menschlichen Bewußtseinszustand leben und von diesem Bewußtseinszustand keinen vollen Überblick über die Realitäten haben, das bewirkt, daß uns dasjenige, was keine Realität ist, als eine Realität erscheint.“ (Lit.:GA 148, S. 305f)

Das Wachbewusstsein des Menschen ist zugleich Gegenstandsbewusstsein und Selbstbewusstsein – entsprechend der cartesianischen Scheidung in res extensa und res cogitans. Im Unterschied zu höheren Bewusstseinsformen ist es an die Funktionen des physischen Leibes und insbesondere des Gehirns gebunden und auf die physische Welt ausgerichtet. Der anthroposophische Schulungsweg, der in Rudolf Steiners Schriften und Vorträgen ausführlich beschrieben wird, nimmt die erst später folgenden höheren Bewusstseinsstufen 5 bis 7 schon jetzt bis zu einem gewissen Grad voraus.

Beim heutigen Menschen erlischt in der Regel im Schlaf das Bewusstsein, abgesehen von vereinzelten Träumen. Durch fortgesetzte geistige Schulung bildet sich aber allmählich eine Kontinuität des Bewusstseins heraus; das Bewusstsein wacht dann für die geistige Welt auf, wenn es für die sinnliche Welt schläft.

Weil Tiere zwar über einen eigenständigen Astralleib, nicht aber über ein individuelles Ich verfügen, ist das Tierbewusstsein anders geartet als das menschliche Wachbewusstsein. Es ähnelt mehr dem menschlichen Traumbewusstsein, ist aber gesättigter und weniger flüchtig als dieses. (Lit.: GA 228, S. 45f)

Das Rätsel des Bewusstsein

John Tyndall
Emil Heinrich du Bois-Reymond, Heliogravüre der Fotografie eines Gemäldes von Max Koner.
Franz Brentano (1838-1917)
David Chalmers (2008)

Für eine rein materialistische Weltsicht muss das Phänomen des Bewusstseins zwangsläufig rätselhaft bleiben. 1868 schrieb der Physiker John Tyndall (1820-1893):

„Aber der Übergang vom physikalischen Gehirn zu den entsprechenden Tatsachen des Bewusstseins ist als Resultat mechanischer Vorgänge nicht vorstellbar. Angenommen, ein bestimmter Gedanke und ein bestimmter molekularer Vorgang im Gehirn treten gleichzeitig auf, so besitzen wir doch nicht das intellektuelle Organ, ja nicht einmal ein Bruchstück eines solchen Organs, das uns ermöglichen würde, durch Überlegung von dem einen Phänomen zum anderen zu gelangen. Sie treten zusammen auf, aber wir wissen nicht, warum. Wäre unser Geist, wären unsere Sinne so ausgedehnt, stark und erleuchtet, dass wir die einzelnen Moleküle des Gehirns sehen und spüren könnten, wären wir fähig, all ihren Bewegungen, Gruppierungen und elektrischen Entladungen zu folgen, so es diese denn gibt, und wären wir intensiv vertraut mit den entsprechenden Zuständen des Denkens und Fühlens, wären wir doch so weit wie immer davon entfernt, das Problem „Wie sind diese physikalischen Vorgänge mit den Tatsachen des Bewusstseins verknüpft?“ zu lösen. Die Kluft zwischen den beiden Klassen von Phänomenen bliebe intellektuell dennoch unüberwindbar. Nehmen wir beispielsweise an, das Bewusstsein für Liebe sei mit einer rechtsdrehenden Spiralbewegung der Moleküle des Gehirns verknüpft, und das Bewusstsein für Hass mit einer linksdrehenden Spiralbewegung. Wir müssten dann wissen, dass die Bewegung in eine Richtung verläuft, wenn wir lieben, und in die andere, wenn wir hassen. Das „WARUM?“ aber wäre so wenig zu beantworten als zuvor.“

John Tyndall: Fragments of Science, S. 94f[2]

Auf dieses Problem wies auch 1872 der Physiologe Emil Heinrich Du Bois-Reymond in seiner berühmten Ignorabimus-Rede hin:

„Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.“

Emil Du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, S. 458

Rudolf Steiner bemerkt dazu:

„Die moderne Naturwissenschaft versetzt ein unwirkliches Abstraktum, ein aller Empfindungsqualitäten entkleidetes, schwingendes Substrat in den Raum und wundert sich, dass nicht begriffen werden kann, was den vorstellenden mit Nervenapparaten und Gehirn ausgestatteten Organismus veranlassen kann, diese gleichgültigen Bewegungsvorgänge in die bunte, von Wärmegraden und Tönen durchsetzte Sinnenwelt zu übersetzen. Du Bois-Reymond nimmt deshalb an, dass der Mensch wegen einer unüberschreitbaren Grenze seines Erkennens nie verstehen werde, wie die Tatsache: «ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot», zusammenhängt mit bestimmten Bewegungen kleinster Körperteile im Gehirn, welche Bewegungen wieder veranlasst werden durch die Schwingungen der geschmack-, geruch-, ton- und farbenlosen Elemente der äußeren Körperwelt. «Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, dass es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden.» («Grenzen des Naturerkennens», Leipzig 1882, 5.33 f) Es liegt aber hier durchaus keine Erkenntnisgrenze vor. Wo im Raume eine Anzahl von Atomen in einer bestimmten Bewegung ist, da ist notwendig auch eine bestimmte Qualität (z.B. Rot) vorhanden. Und umgekehrt, wo Rot auftritt, da muss die Bewegung vorhanden sein. Nur das abstrahierende Denken kann das eine von dem andern trennen. Wer die Bewegung von dem übrigen Inhalte des Vorganges, zu dem die Bewegung gehört, in der Wirklichkeit abgetrennt denkt, der kann den Übergang von dem einen zu dem andern nicht wieder finden.

Nur was an einem Vorgang Bewegung ist, kann wieder von Bewegung abgeleitet werden; was dem Qualitativen der Farben- und Lichtwelt angehört, kann auch nur auf ein ebensolches Qualitatives innerhalb desselben Gebietes zurückgeführt werden. Die Mechanik führt zusammengesetzte Bewegungen auf einfache zurück, die unmittelbar begreiflich sind. Die Farbentheorie muss komplizierte Farbenerscheinungen auf einfache zurückführen, die in gleicher Weise durchschaut werden können.“ (Lit.:GA 6, S. 173f)

Goethes und Steiners Ansatz wurde nicht aufgegriffen und so steht noch heute das Problem der Qualia, der subjektiv erlebten Bewusstseinsinhalte, im Zentrum der modernen Philosophie des Geistes, die sich damit weiterhin an eine fundamentale Erkenntnisgrenze gestellt sieht. Thomas Nagel (* 1937) fragt sich etwa „What is it like to be a bat?[3] (Wie fühlt es sich an, eine Fledermaus zu sein?).

Für den australische Philosophen David Chalmers (* 1966) ist die Frage, warum es überhaupt bewusste Erlebnisinhalte gibt, das schwere Problem des Bewusstseins:

„Zu den einfachen Problemen des Bewusstseins gehören die folgenden: Wie kann ein Mensch Sinnesreize unterscheiden und angemessen darauf reagieren? Wie integriert das Gehirn Informationen aus vielen verschiedenen Quellen und nutzt diese Informationen, um das Verhalten zu kontrollieren? Wie kommt es, dass die Probanden ihren inneren Zustand formulieren können? Obwohl all diese Fragen mit dem Bewusstsein verbunden sind, betreffen sie alle die objektiven Mechanismen des kognitiven Systems. Folglich haben wir allen Grund zu der Annahme, dass die weitere Arbeit in der Kognitionspsychologie und den Neurowissenschaften sie beantworten wird.

Das schwierige Problem ist dagegen die Frage, wie physikalische Prozesse im Gehirn zu subjektiven Erfahrungen führen. Dieses Rätsel beinhaltet den inneren Aspekt des Denkens und Wahrnehmens: die Art und Weise, wie sich die Dinge für das Subjekt anfühlen. Wenn wir zum Beispiel sehen, erleben wir visuelle Empfindungen, wie das von leuchtendem Blau. Oder denken Sie an den unaussprechlichen Klang einer fernen Oboe, die Qual eines intensiven Schmerzes, das Funkeln des Glücks oder die meditative Qualität eines Moments in Gedanken versunken. Alle sind Teil dessen, was ich Bewusstsein nenne. Es sind diese Phänomene, die das wahre Geheimnis des Geistes darstellen.“

David Chalmers: The puzzle of conscious experience[4]

Grundsätzlich denkbar sei immerhin ein hypothetisches Wesen, ein „philosophischer Zombie“, der von außen nicht von einem normalen Menschen zu unterscheiden sei, auch nicht durch seine Handlungen und ihm auch materiell in jeder Beziehung gliche, aber keine bewussten Erlebnisse habe. Das Bewusstsein sei deshalb nicht auf materielle Vorgänge reduzierbar und der Materialismus daher offensichtlich falsch. Den klassischen Dualismus von Geist und Materie lehnt Chalmers dennoch ab und spricht statt dessen von einem Eigenschaftsdualismus: Im Gegensatz zur bewusstlosen Materie, die nur physisch Eigenschaften besitze, verfüge der Mensch auch über irredizible nichtphysische Eigenschaften, eben die Qualia.

Man geht vielfach davon aus, dass das Problem des Bewusstseins grundsätzlich nicht mit den Mitteln der Neuro- und Kognitionswissenschaften gelöst werden kann. Dieses Problem stellt sich gleichermaßen für das Bewusstsein des Menschen und für das, allerdings traumartigere Bewusstsein der Tiere.

Joseph Levine (* 1955) spricht in seiner mittlerweile klassischen, 1983 veröffentlichen Publikation Materialism and Qualia: The Explanatory Gap[5] von einer fundamentalen Erklärungslücke (eng. explanatory gap), die zwischen dem bewussten Erleben und der materiellen Grundlage des Bewusstseins bestehe und verweist damit auf die grundsätzliche Schwierigkeit, das Leib-Seele-Problem auf materialistischer Grundlage – die er selbst vertritt – zu lösen.

Umgekehrt sieht John Searle (* 1932) in der Angst vor dem Bewusstsein geradezu die Wurzel des Materialismus:

„Wenn man den tiefsten Beweggrund des Materialismus bezeichnen wollte, dann könnte man wohl sagen, daß es einfach ein horror conscientiae[6] ist. Doch weshalb? Warum sollten sich Materialisten vor dem Bewußtsein fürchten? Warum nehmen sie das Bewußtsein nicht an als eine weitere materielle Eigenschaft unter vielen anderen? Einige unter ihnen – Armstrong und Dennett zum Beispiel – behaupten, genau das täten sie. Aber sie tun es, indem sie für »Bewußtsein« eine neue Definition geben, mit der das zentrale Merkmal von Bewußtsein bestritten wird: seine subjektive Qualität. Der tiefste Grund für die Angst vor dem Bewußtsein ist, daß Bewußtsein das von sich aus furchteinflößende Merkmal der Subjektivität hat. Es widerstrebt Materialisten, dieses Merkmal zu akzeptieren, weil sie glauben, daß die Existenz eines subjektiven Bewußtseins sich nicht vertrüge mit der Welt, wie sie sich in ihrer Konzeption ausnimmt. Viele denken, daß man angesichts der naturwissenschaftlichen Entdeckungen nur noch eine Konzeption der Wirklichkeit haben kann, in der die Existenz von Subjektivität bestritten wird. Wie beim »Bewußtsein« kann man sich auch hier wiederum damit behelfen, daß man »Subjektivität« so umdefiniert, daß dieses Wort nicht mehr Subjektivität bedeutet, sondern irgend etwas Objektives […].“ (Lit.: Searle, S. 72f)

Dazu kommt speziell für das menschliche Bewusstsein noch das Problem von dessen Intentionalität, d. h. der gezielten willkürlichen Ausrichtung des Bewusstseins auf ein Objekt bzw. auf dessen mentale Repräsentation als innere Vorstellung. Der von Rudolf Steiner sehr geschätzte und öfters erwähnte deutsche Philosoph und Psychologe Franz Brentano (1838–1917) sah in dem Begriff der Intentionalität des Bewusstseins, den er in seiner Psychologie vom empirischen Standpunkte 1874 im Rückgriff auf die Scholastik wieder eingeführt hatte, das definierende Merkmal des Mentalen überhaupt, das sich dadurch grundlegend vom Materiellen unterscheide.

Aus anthroposophischer Sicht liegt die objektive Realität der Qualia in der Astralwelt begründet. Sie sind die grundlegenden seelischen Substanzen, die diese Seelenwelt aufbauen, so wie die physischen Substanzen die physische Welt aufbauen. Indem die Qualia vom menschlichen Astralleib aufgenommen werden, treten sie in den subjektiven Erlebnishorizont des Bewusstseins ein.

Die intentionale Ausrichtung des menschlichen Bewusstsein und die damit verbundene willkürliche Lenkung der Aufmerksamkeit ist hingegen durch das Ich gegeben, das als eigenständiges Wesensglied zum Astralleib hinzutritt. Tiere verfügen über kein eigenständiges individuelles Ich und haben daher auch nur ein traumartiges Bewusstsein.

Leben und Bewusstsein

Nach Rudolf Steiner kann sich Bewusstsein nur auf der Grundlage des Lebens entfalten, nicht in der leblosen Materie. Das schließt die Möglichkeit eines künstlich erzeugten Bewusstseins (→ künstliche Intelligenz) nicht grundsätzlich aus, doch kann es sich auch dann nur aus einem lebendigen, d. h. einem sich selbst beständig erneuernden System entspringen. Bewusstsein entsteht, wenn das Leben partiell zerstört und diese Zerstörung durch die Lebenstätigkeit selbst wieder bis zu einem gewissen Grad überwunden wird.

„Alte Materie absondern und neue wieder bilden, das ist Leben. Leben ist aber noch nicht Empfindung und noch nicht Bewußtsein. Es ist eine kindliche Vorstellungsart mancher Wissenschaftler, die sie den Begriff der Empfindung so wenig richtig fassen läßt, daß sie der Pflanze, der wir Leben zuschreiben müssen, auch Empfindung beimessen. Wenn man das sagt, weil manche Pflanzen Blätter und Blüten auf einen äußeren Reiz hin schließen, wie wenn sie diesen Reiz empfinden würden, so könnte man auch sagen, das blaue Lackmuspapier, das durch äußeren Reiz gerötet wird, habe Empfindung. Auch chemischen Substanzen könnten wir dann Empfindung zuschreiben, weil sie auf gewisse Einflüsse reagieren. Das genügt aber nicht. Soll Empfindung konstatiert werden, so muß sich der Reiz im Innern spiegeln. Erst dann können wir von dem ersten Element des Bewußtseins, von der Empfindung sprechen. Und was ist dieses erste Element des Bewußtseins? Wenn wir uns in der Welterforschung auf die nächsthöhere Stufe erheben und das Wesen des Bewußtseins zu erfassen suchen, so werden wir es zwar nicht gleich erkennen, aber es doch ein wenig in der Seele leuchten spüren, ebenso wie wir auch das Wesen des Lebens ein wenig erklären konnten. Wo Leben ist, kann allein Bewußtsein entstehen, nur aus dem Leben heraus kann Bewußtsein entspringen. Entspringt das Leben aus der scheinbar leblosen Materie, indem die Zusammensetzung der Materie so kompliziert wird, daß sie sich selbst nicht erhalten kann und vom Leben ergriffen werden muß, um ihren Zerfall fortwährend zu verhindern, so erscheint uns das Bewußtsein innerhalb des Lebens als etwas Höheres. Da, wo das Leben fortwährend als Leben vernichtet wird, wo fortwährend ein Wesen hart an der Grenze zwischen Leben und Tod steht, wo fortwährend das Leben wieder aus der lebendigen Substanz zu verschwinden droht, da entsteht das Bewußtsein. Und wie zuerst die Substanz zerfallen ist, wenn das Leben sie nicht bewohnte, so scheint uns jetzt das Leben zu zerfallen, wenn nicht als neues Prinzip das Bewußtsein hinzuträte. Das Bewußtsein kann nicht anders begriffen werden als indem wir sagen: so wie das Leben dazu da ist, gewisse Vorgänge zu erneuern, deren Fehlen den Zerfall der Materie herbeiführen würde, so ist das Bewußtsein dazu da, das Leben, das sich sonst auflösen würde, immer wieder zu erneuern.

Nicht jedes Leben kann sich auf diese Weise innerlich immerfort erneuern. Es muß auf einer höheren Stufe angekommen sein, wenn es sich aus sich selbst erneuern soll. Nur dasjenige Leben kann zum Bewußtsein erwachen, welches in sich selbst so stark ist, daß es fortwährend den Tod in sich verträgt. Oder gibt es ein solches Leben nicht, das in jedem Augenblick den Tod in sich selbst hat? Sie brauchen nur das Menschenleben anzusehen und sich zu erinnern an das, was im letzten Vortrage unter dem Titel «Blut ist ein ganz besonderer Saft» gesagt worden ist. Aus dem Blute erneuert sich fortwährend das menschliche Leben, und ein geistvoller deutscher Seelenkundiger hat gesagt, im Blute hat der Mensch einen Doppelgänger, aus dem er fortwährend Kraft zieht. Aber auch eine andere Kraft hat das Blut noch: es erzeugt fortwährend aus sich selbst den Tod. Wenn das Blut die lebenerweckenden Stoffe an die Körperorgane abgesetzt hat, dann führt es die lebenzerstörenden Kräfte wieder herauf zum Herzen und in die Lungen. Was in die Lungen zurückfließt, ist für das Leben Gift, ist das, was das Leben fortwährend ersterben macht.“ (Lit.:GA 55, S. 78f)

Schmerz und Bewusstsein

Alles Bewusstsein ist letztlich aus dem Schmerz herausgeboren. Schmerz ist die ursprünglichste, noch am wenigsten differenzierte Form des Bewusstseins.

„Wenn wir diesen Zusammenhang begriffen haben, dann brauchen wir nur mit offenen Augen die Erscheinungen anzusehen, und der Schmerz wird uns begreiflich erscheinen. Alles das, womit das Bewußtsein beginnt, ist ursprünglich Schmerz. Wenn das Leben sich nach außen öffnet, wenn einer lebendigen Wesenheit Licht, Luft, Hitze, Kälte entgegentreten, dann wirken diese äußeren Elemente zunächst auf das lebendige Wesen. Solange diese Elemente aber nur auf dieses lebendige Wesen wirken, solange sie von diesem lebendigen Wesen aufgenommen werden, wie sie von der Pflanze als Träger von inneren Lebensvorgängen aufgenommen werden, solange entsteht kein Bewußtsein. Bewußtsein entsteht erst dann, wenn diese äußeren Elemente in Widerspruch treten mit dem inneren Leben, wenn eine Zerstörung stattfindet. Aus der Zerstörung des Lebens muß das Bewußtsein erfließen. Ohne teilweisen Tod wird ein Lichtstrahl in ein lebendiges Wesen nicht eindringen können, wird in dem lebendigen Wesen nie der Vorgang angeregt werden können, aus dem das Bewußtsein entspringt. Wenn aber das Licht in die Oberfläche des Lebens eindringt, dann eine teilweise Verwüstung anrichtet, die inneren Stoffe und Kräfte niederreißt, dann entsteht jener geheimnisvolle Vorgang, der sich überall in der Außenwelt in ganz bestimmter Weise abspielt. Stellen Sie sich vor: Die intelligenten Kräfte der Welt wären zu einer Höhe emporgestiegen, daß das äußere Licht und die äußere Luft ihnen fremd geworden wären. Nur eine Zeitlang blieben sie mit ihnen in Einklang, dann vervollkommneten sie sich selbst, wodurch ein Widerspruch entstand. Könnten Sie mit den Augen des Geistes diesen Vorgang verfolgen, so könnten Sie sehen, wie da, wo sich in einfache Wesen ein Lichtstrahl eindrängt, die Haut etwas umgestaltet wird und ein winziges Auge entsteht. Was ist es nun, was da in der Materie zuerst aufdämmert? In was drückt sich diese feine Zerstörung aus, denn eine Zerstörung ist es, was dabei vor sich geht? Es ist der Schmerz, der nichts als ein Ausdruck für diese Zerstörung ist. Überall, wo das Leben der äußeren Natur entgegentritt, findet Zerstörung statt, die, wenn sie größer wird, selbst den Tod hervorbringt. Aus dem Schmerz wird das Bewußtsein geboren. Derselbe Prozeß, der Ihr Auge geschaffen hat, wäre ein Zerstörungsprozeß geworden, wenn er an dem Wesen, das sich in dem menschlichen Wesen herauf entwickelt hat, überhand genommen hätte. So hat er aber nur einen kleinen Teil ergriffen, wodurch er aus der Zerstörung, aus dem partiellen Tod heraus jene Spiegelung der Außenwelt schaffen konnte, die man das Bewußtsein nennt. Das Bewußtsein innerhalb der Materie wird also aus dem Leide, aus dem Schmerz geboren.“ (Lit.:GA 55, S. 80f)

Denken und Bewusstsein

Das menschliche Bewusstsein, genauer das Selbstbewusstsein, ist der Ort, wo Begriff und Wahrnehmung im Erkenntnisakt miteinander verbunden werden:

„Nun ist es am Platze, von dem Denken auf das denkende Wesen überzugehen. Denn durch dieses wird das Denken mit der Beobachtung verbunden. Das menschliche Bewusstsein ist der Schauplatz, wo Begriff und Beobachtung einander begegnen und wo sie miteinander verknüpft werden. Dadurch ist aber dieses (menschliche) Bewusstsein zugleich charakterisiert. Es ist der Vermittler zwischen Denken und Beobachtung. Insofern der Mensch einen Gegenstand beobachtet, erscheint ihm dieser als gegeben, insofern er denkt, erscheint er sich selbst als tätig. Er betrachtet den Gegenstand als Objekt, sich selbst als das denkende Subjekt. Weil er sein Denken auf die Beobachtung richtet, hat er Bewusstsein von den Objekten; weil er sein Denken auf sich richtet, hat er Bewusstsein seiner selbst oder Selbstbewusstsein. Das menschliche Bewusstsein muss notwendig zugleich Selbstbewusstsein sein, weil es denkendes Bewusstsein ist. Denn wenn das Denken den Blick auf seine eigene Tätigkeit richtet, dann hat es seine ureigene Wesenheit, also sein Subjekt, als Objekt zum Gegenstande.“ (Lit.:GA 4, S. 59)

Das Erscheinen des Denkens im Bewusstsein wird dadurch vorbereitet, das zuvor die Leibesorganisation zurückgedrängt wird. Dadurch treten namentlich bestimmte, durch das Denken bewirkte Gehirnprozesse auf, bevor uns ein Gedanke bewusst werden kann. Dem entspricht auch die Tatsache, dass ein Gedanke zuerst tätig hervorgebracht werden muss, ehe er beobachtet werden kann – wie es bei jeder schöpferischen Tätigkeit der Fall ist. Der Geist wirkt über den Willen und stirbt zuletzt hinein in den Gedanken. Das bedeutet keineswegs, dass die Gehirnprozesse die Ursache der gebildeten Gedanken sind und deren Inhalt bestimmen, wie vielfach in den Neurowissenschaften angenommen wird.

„Dem Wesenhaften, das im Denken wirkt, obliegt ein Doppeltes: Erstens drängt es die menschliche Organisation in deren eigener Tätigkeit zurück, und zweitens setzt es sich selbst an deren Stelle. Denn auch das erste, die Zurückdrängung der Leibesorganisation, ist Folge der Denktätigkeit. Und zwar desjenigen Teiles derselben, der das Erscheinen des Denkens vorbereitet. Man ersieht aus diesem, in welchem Sinne das Denken in der Leibesorganisation sein Gegenbild findet. Und wenn man dieses ersieht, wird man nicht mehr die Bedeutung dieses Gegenbildes für das Denken selbst verkennen können. Wer über einen erweichten Boden geht, dessen Fußspuren graben sich in dem Boden ein. Man wird nicht versucht sein, zu sagen, die Fußspurenformen seien von Kräften des Bodens, von unten herauf, getrieben worden. Man wird diesen Kräften keinen Anteil an dem Zustandekommen der Spurenformen zuschreiben. Ebensowenig wird, wer die Wesenheit des Denkens unbefangen beobachtet, den Spuren im Leibesorganismus an dieser Wesenheit einen Anteil zuschreiben, die dadurch entstehen, daß das Denken sein Erscheinen durch den Leib vorbereitet.[7]

Aber eine bedeutungsvolle Frage taucht hier auf. Wenn an dem Wesen des Denkens der menschlichen Organisation kein Anteil zukommt, welche Bedeutung hat diese Organisation innerhalb der Gesamtwesenheit des Menschen? Nun, was in dieser Organisation durch das Denken geschieht, hat wohl mit der Wesenheit des Denkens nichts zu tun, wohl aber mit der Entstehung des Ich-Bewußtseins aus diesem Denken heraus. Innerhalb des Eigenwesens des Denkens liegt wohl das wirkliche «Ich», nicht aber das Ich-Bewußtsein. Dies durchschaut derjenige, der eben unbefangen das Denken beobachtet. Das «Ich» ist innerhalb des Denkens zu finden; das «Ich-Bewußtsein» tritt dadurch auf, daß im allgemeinen Bewußtsein sich die Spuren der Denktätigkeit in dem oben gekennzeichneten Sinne eingraben. (Durch die Leibesorganisation entsteht also das Ich-Bewußtsein. Man verwechsele das aber nicht etwa mit der Behauptung, daß das einmal entstandene Ich-Bewußtsein von der Leibesorganisation abhängig bleibe. Einmal entstanden, wird es in das Denken aufgenommen und teilt fortan dessen geistige Wesenheit.)“ (Lit.:GA 4, S. 148)

Das Gehirn als Spiegelungsorgan

Unser waches Bewusstsein entsteht dadurch, dass uns das Gehirn unsere seelisch-geistige Tätigkeit spiegelt. Das Gehirn ist nicht das Werkzeug unseres Seelenlebens, sondern nur das Spiegelungsorgan, das sie uns bewusst macht. Die eigentliche geistige Tätigkeit wirkt in den Leerräumen des Gehirns – genauer gesagt in jenen Räumen, die leerer sind als leer, weil sie mit negativer Materie, d. h. mit Äthermaterie bzw. Ätherkräften erfüllt sind, wie es ähnlich auch im Inneren der Sonne der Fall ist:

„Das ist der größte Fehler der heutigen Weltanschauung, daß sie diese eigentümliche Art von negativer Stofflichkeit - wenn ich mich so ausdrücken darf - nicht kennt, daß sie nur die Leerheit kennt und die Erfüllung, und nicht dasjenige, was weniger ist als die Leerheit. Denn dadurch, daß das heutige Wissen, die heutige Weltanschauung das, was weniger ist als die Leerheit, nicht kennt, dadurch wird diese heutige Weltanschauung mehr oder weniger im Materialismus festgehalten, richtig im Materialismus festgehalten, ich möchte sagen: gebannt in den Materialismus. Denn es gibt auch im Menschen, wenn ich mich so ausdrücken darf, einen Ort, welcher leerer ist als leer; nicht in seiner Gänze, aber welcher eingelagert hat Teile, die leerer sind als leer. Im ganzen ist ja der Mensch - ich meine der physische Mensch - ein Wesen, welches einen Raum materiell ausfüllt; aber ein gewisses Glied der menschlichen Natur, von den dreien, die ich angeführt habe, hat tatsächlich etwas in sich, was sonnenähnlich ist, leerer ist als leer. Das ist - ja, Sie müssen es schon hinnehmen - der Kopf. Und gerade darauf, daß der Mensch so organisiert ist, daß sein Kopf sich immer entleeren kann und in gewissen Gliedern leerer sein kann als leer, dadurch hat dieser Kopf die Möglichkeit, das Geistige sich einzulagern. Stellen Sie sich einmal die Sache vor, wie sie eigentlich ist. Natürlich muß man die Dinge sich schematisch vorstellen; aber denken Sie sich, alles dasjenige, was materiell Ihren Kopf ausfüllt, würde ich schematisch durch das Folgende zeichnen. Das wäre schematisch Ihr Kopf (siehe Zeichnung, rot). Nun aber muß ich, wenn ich ihn vollständig zeichnen will, in diesem Kopf leere Stellen lassen. Das ist natürlich jetzt nicht so groß, aber drinnen sind leere Stellen. In diese leeren Stellen kann dasjenige hinein, was ich Ihnen den jungen Geist genannt habe in diesen Tagen. In die leeren Stellen hinein muß der junge Geist, gewissermaßen in seinen Strahlen, gezeichnet werden (gelb).

Zeichnung aus GA 183, S. 101
Zeichnung aus GA 183, S. 101

Ja, die Materialisten sagen: Das Gehirn ist das Werkzeug des Seelenlebens, des Denkens. - Das Umgekehrte ist wahr: Die Löcher im Gehirn, ja sogar dasjenige, was mehr ist als Löcher, oder ich könnte auch sagen, weniger ist als Löcher, was leerer ist als leer, das ist das Werkzeug des Seelenlebens. Und da, wo das Seelenleben nicht ist, wo das Seelenleben fortwährend aufstößt, wo der Raum unseres Schädels mit Gehirnmasse ausgefüllt ist, da wird nichts gedacht, da wird nichts seelisch erlebt. Wir brauchen unser physisches Gehirn nicht zum Seelenleben, sondern wir brauchen es nur, damit wir das Seelenleben einfangen, physisch einfangen. Wenn da nicht das Seelenleben, das in den Löchern des Gehirnes eigentlich lebt, überall aufstoßen würde, so würde es verfliegen; es käme uns nicht zum Bewußtsein. Aber es lebt in den Löchern des Gehirns, die leerer sind als leer.

So müssen wir uns die Begriffe allmählich korrigieren. Wir nehmen, wenn wir vor dem Spiegel stehen, nicht uns wahr, sondern unser Spiegelbild. Uns können wir vergessen. Wir sehen uns im Spiegel drinnen. So erlebt der Mensch auch nicht sich, indem er durch sein Gehirn dasjenige zusammenhält, was in den Löchern des Gehirnes liegt; er erlebt, wie sich überall sein Seelenleben spiegelt, indem es an die Gehirnmasse anstößt. Es spiegelt sich überall; das erlebt der Mensch. Er erlebt eigentlich sein Spiegelbild. Das aber, was da in die Löcher hereingeschlüpft ist, das ist dasjenige, was dann, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht, ohne die Widerlage des Gehirnes seiner selbst bewußt wird, weil es dann in entgegengesetzter Weise mit Bewußtsein durchsetzt wird.“ (Lit.:GA 183, S. 100ff)

Jeder Denkakt besteht in Wahrheit aus zwei Schritten, von denen uns allerdings normalerweise nur der letztere bewusst wird, der dann als fertiger Gedanke ins Bewusstsein gespiegelt wird.

„Der grobe Materialist unserer Zeit findet es seinen Intentionen gemäß, davon zu sprechen, daß das Gehirn den Gedanken bildet, respektive, daß das Zentralnervensystem den Gedanken bildet. Für den, der die Dinge durchschaut, ist das geradeso wahr, wie es wahr wäre, zu meinen, wenn man in einen Spiegel hineinschaut, der Spiegel habe das Gesicht gemacht, das man sieht. Aber er macht gar nicht das Gesicht, das man sieht, sondern das Gesicht ist außerhalb des Spiegels. Der Spiegel reflektiert nur das Gesicht, wirft es zurück. Ich habe das sogar schon in öffentlichen Vorträgen wiederholt auseinandergesetzt. In ganz ähnlicher Weise verhält es sich mit dem, was der Mensch an Gedanken erlebt. Wir wollen jetzt von anderen Seeleninhalten absehen. Das Gedankenerlebnis, das in der Seele regsam, real ist, indem der Mensch den Gedanken erlebt, entsteht sowenig durch das Gehirn, wie durch den Spiegel das Bild des Gesichtes produziert wird. Das Gehirn wirkt in der Tat nur als Reflektionsapparat, damit es die Seelentätigkeit zurückwirft und diese sich selber sichtbar wird. Mit dem, was der Mensch als Gedanken wahrnimmt, hat wirklich das Gehirn so wenig zu tun, wie der Spiegel mit Ihrem Gesicht zu tun hat, wenn Sie Ihr Gesicht im Spiegel sehen.

Aber etwas anderes ist vorhanden. Der Mensch nimmt, indem er denkt, eigentlich nur die letzte Phase seiner denkerischen Tätigkeit, seines denkerischen Erlebens wahr. Um das klarzumachen, möchte ich wiederum den Spiegelvergleich nehmen. Denken Sie sich einmal, Sie würden sich hinstellen und Ihr Gesicht in einem Spiegel sehen wollen. Wenn Sie keinen Spiegel da haben, können Sie Ihr Gesicht nicht sehen. Sie können noch so lange hinstarren, Ihr Gesicht sehen Sie nicht. Wollen Sie es sehen, so müssen Sie irgend etwas, was an Materie daliegt, so bearbeiten, daß es ein Spiegel wird. Das heißt, Sie müssen es erst zubereiten, damit es das Spiegelbild hervorbringen kann. Wenn Sie das getan haben und dann hineinschauen, sehen Sie Ihr Gesicht. - Dasselbe muß die Seele machen mit dem Gehirn, was ein Mensch mit dem Spiegel machen würde. Es geht der eigentlichen denkerischen Tätigkeit der Wahrnehmung des Gedankens eine solche Tätigkeit voraus, die, wenn Sie zum Beispiel den Gedanken «Löwe» wahrnehmen wollen, erst tief drinnen die Teile des Gehirns so in Bewegung versetzt, daß diese Spiegel werden für die Wahrnehmung des Gedankens «Löwe». Und der, welcher das Gehirn erst zum Spiegel macht, das sind Sie selber. Was Sie als Gedanken zuletzt wahrnehmen, das sind Spiegelbilder; was Sie erst präparieren müssen, damit das betreffende Spiegelbild erscheint, das ist irgendeine Partie des Gehirnes. Sie sind es selbst mit Ihrer Seelentätigkeit, der das Gehirn in diejenige Struktur und in die Fähigkeit bringt, um das, was Sie denken, als Gedanke spiegeln zu können. Wollen Sie auf die Tätigkeit zurückgehen, die dem Denken zugrunde liegt, so ist es die Tätigkeit, die von der Seele aus ins Gehirn eingreift und sich im Gehirn betätigt. Und wenn Sie eine gewisse Tätigkeit von der Seele aus im Gehirn verrichten, dann wird eine solche Spiegelung im Gehirn bewirkt, daß Sie den Gedanken «Löwe» wahrnehmen. - Sie sehen, ein Geistig-Seelisches muß erst da sein. Das muß am Gehirn arbeiten. Dann wird das Gehirn durch diese geistig-seelische Tätigkeit zum Spiegelapparat, um den Gedanken zurückzuspiegeln. Das ist der wirkliche Vorgang, der sich für so viele Leute der Gegenwart so konfundiert, daß sie ihn überhaupt nicht fassen können.

Wer im okkulten Wahrnehmen ein wenig vordringt, kann die beiden Phasen seelischer Tätigkeit auseinanderhalten. Er kann verfolgen, wie er zuerst, wenn er irgend etwas denken will, notwendig hat, nicht bloß den Gedanken zu fassen, sondern ihn vorzubereiten; das heißt, er hat sein Gehirn zu präparieren. Hat er es präpariert soweit, daß es spiegelt, dann hat er den Gedanken. Man hat immer, wenn man okkult forschen will, so daß man die Dinge vorstellen kann, zuerst die Aufgabe, nicht gleich vorzustellen, sondern erst die Tätigkeit auszuüben, die das Vorstellen vorbereitet. Das ist es, was so außerordentlich wichtig zu berücksichtigen ist. Diese Dinge müssen wir deshalb ins Auge fassen, weil wir jetzt erst, wenn wir sie ins Auge fassen, die wirkliche Wirksamkeit des menschlichen Gedankens vor uns haben. Jetzt wissen wir erst, wie die menschliche Denkertätigkeit arbeitet. Zuerst ergreift diese Denkertätigkeit das Gehirn, respektive das Zentralnervensystem irgendwo, übt eine Tätigkeit aus, bewegt, sagen wir, meinetwillen, die atomistischen Teile in irgendeiner Weise, bringt sie in irgendwelche Bewegungen. Dadurch werden sie zum Spiegelapparat, und der Gedanke wird reflektiert und der Seele als solcher Gedanke bewußt. Wir haben also zwei Phasen zu unterscheiden: erst vom Geistig-Seelischen aus die Gehirnarbeit; dann kommt die Wahrnehmung zustande, nachdem für diese Wahrnehmung durch die Seele die vorbereitende Gehirnarbeit getan ist. Beim gewöhnlichen Menschen bleibt die Gehirnarbeit ganz im Unterbewußten; er nimmt nur die Spiegelung wahr. Beim okkult forschenden Menschen ist wirklich das vorhanden, daß man zunächst die Vorbereitung erleben muß. Man muß erleben, wie man die Seelentätigkeit hineingießen muß und das Gehirn erst zubereiten muß, damit es sich herbeiläßt, einem den Gedanken vorzustellen.“ (Lit.:GA 151, S. 72ff)

Abbauprozesse als Grundlage des Bewusstseins

Das Bewusstsein des irdisch verkörperten Menschen beruht auf Abbauprozessen, die der Tätigkeit des physischen und ätherischen Leibes hemmend entgegentreten. In den Anthroposophischen Leitsätzen (8–10) schreibt Rudolf Steiner dazu:

„8. Man kann die Wesenheit des Menschen betrachten, insofern diese aus seinem physischen und seinem ätherischen Leib sich ergibt. Man wird finden, daß alle Erscheinungen am Menschen, die von dieser Seite ausgehen, nicht zum Be­wußtsein führen, sondern im Unbewußten verbleiben. Das Bewußtsein wird nicht erhellt, sondern verdunkelt, wenn die Tätigkeit des physischen und des Ätherleibes erhöht wird. Ohnmachtszustände kann man als Ergebnis einer sol­chen Erhöhung erkennen. Durch die Verfolgung einer solchen Urteilsorientierung gelangt man dazu, anzuerkennen, daß in die Organisation des Menschen - und auch des Tie­res - etwas eingreift, das mit dem Physischen und Ätheri­schen nicht von der gleichen Art ist. Es ist wirksam nicht wenn das Physische und Ätherische aus seinen Kräften her­aus tätig ist, sondern wenn diese aufhören, auf ihre Art wirk­sam zu sein. Man kommt so zum Begriffe des Astralleibes.

9. Die Wirklichkeit dieses Astralleibes wird gefunden, wenn man durch die Meditation von dem Denken, das durch die Sinne von außen angeregt wird, zu einem innerlichen An­schauen fortschreitet. Man muß dazu das von außen ange­regte Denken innerlich ergreifen und es in der Seele als sol­ches, ohne seine Beziehung auf die Außenwelt, intensiv Erleben; und dann durch die Seelenstärke, die man in solchem Ergreifen und Erleben sich angeeignet hat, gewahr wer­den, daß es innere Wahrnehmungsorgane gibt, die ein Gei­stiges schauen da, wo in Tier und Menschen der physische und der ätherische Leib in ihren Schranken gehalten wer­den, damit Bewußtsein entstehe.

10. Das Bewußtsein entsteht nicht durch ein Fortführen der­jenigen Tätigkeit, die aus dem physischen und dem Ätherleib als Ergebnis kommt, sondern diese beiden Leiber müs­sen mit ihrer Tätigkeit auf den Nullpunkt kommen, ja noch unter denselben, damit «Platz entstehe» für das Walten des Bewußtseins. Sie sind nicht die Hervorbringer des Bewußt­seins, sondern sie geben nur den Boden ab, auf dem der Geist stehen muß, um innerhalb des Erdenlebens Bewußt­sein hervorzubringen. Wie der Mensch auf der Erde einen Boden braucht, auf dem er stehen kann, so braucht das Gei­stige innerhalb des Irdischen die materielle Grundlage, auf der es sich entfalten kann. Und so wie im Weltenraum der Planet den Boden nicht braucht, um seinen Ort zu behaup­ten, so braucht der Geist, dessen Anschauung nicht durch die Sinne auf das Materielle, sondern durch die Eigenkraft auf das Geistige gerichtet ist, nicht diese materielle Grundlage, um seine bewußte Tätigkeit in sich rege zu machen.“ (Lit.:GA 26, S. 18f)

„Wir Menschen haben in uns in physischer Beziehung ein aufsteigendes Leben und auch ein absteigendes Leben. Diese, ich möchte sagen zweifache Strömung unseres Lebens wird in der Regel nicht genügend berücksichtigt. Alles aufsteigende Leben besteht darinnen, daß wir Wachstumskräfte entfalten und diejenigen Kräfte entfalten, welche die aufgenommenen Nahrungsstoffe nach allen, auch den feinsten Organisationsgliedern unseres Organismus treiben. Nun, neben diesen Vorgängen, die durchaus aufbauende sind, gehen andere vor sich, die abbauende sind, so daß wir fortwährend Abbauprozesse in uns haben - auch das ist etwas, was eben nur durch die Geisteswissenschaft festgestellt werden kann, was die gewöhnliche materialistische Physiologie noch nicht zur Genüge heute kennt. Nun hängen mit den organischen Aufbauprozessen zusammen alle diejenigen Erscheinungen, die unser Bewußtsein herabdämpfen, die uns in ganzen oder partiellen Schlaf versetzen. Mit den Abbauprozessen in unserem Organismus gehen nun parallel die Prozesse unserer Gedanken, und alle übrigen seelischen Prozesse wie instinktive Wahrnehmungen, Triebwahrnehmungen, die uns immer eigentlich in herabgestimmten Bewußtseinszustand versetzen, sind verbunden mit den organisch aufsteigenden Prozessen; mit den Abbauprozessen hängt das eigentliche Denkleben zusammen. Dieses Denkleben ist schon bei jedem einzelnen Menschen so, daß es sich unabhängig entwickelt vom Organismus, es muß nur gerade ein Abbauprozeß, das heißt ein Dissoziationsprozeß im Gehirn vor sich gehen, wenn das Denken in uns Platz greifen soll.“ (Lit.:GA 255b, S. 335f)

Dass Bewusstsein auf einem dem Leben entgegengesetzten Verzehrungsprozess beruht, erkannte schon der deutsche Philosoph Karl Fortlage (1806–1881), den auch Rudolf Steiner erwähnt. In seinen «Acht psychologischen Vorträgen» (1869) schrieb Fortlage:

„Wenn wir uns lebendige Wesen nennen, und so uns eine Eigenschaft beilegen, die wir mit Tieren und Pflanzen teilen, so verstehen wir unter dem lebendigen Zustand notwendig etwas, das uns nie verlässt, und sowohl im Schlaf als im Wachen stets in uns fortdauert. Dies ist das vegetative Leben der Ernährung unseres Organismus, ein unbewusstes Leben, ein Leben des Schlafs. Das Gehirn macht hier dadurch eine Ausnahme, dass dieses Leben der Ernährung, dieses Schlafleben bei ihm in den Pausen des Wachens überwogen wird von dem Leben der Verzehrung. In diesen Pausen steht das Gehirn einer überwiegenden Verzehrung preisgegeben, und gerät folglich in einen Zustand, welcher, wenn er sich auf die übrigen Organe miterstreckte, die absolute Entkräftigung des Leibes oder den Tod zu Wege bringen würde. Der Zustand des Bewusstseins und der Persönlichkeit kommt demnach nur dann zustande, wenn das Zentrum und der Urquell unserer Nervenkraft, das Gehirn, an der Gefahr des Todes leidet. Jedoch wird auf diesem Wege der Lebensgefahr nur immer soweit vorgeschritten, als sich mit der Erhaltung des Gesamtorganismus verträgt […].“ (Lit.: Fortlage, S. 35f [1])

Das Bewusstsein entsteht, indem der Astralleib den Ätherleib teilweise zerstört. Das führt zu einer Verhärtung bzw. Verknöcherung des physischen Leibes. So ist es schon bei den einfachsten Tieren. Beim Menschen kommt dazu die Tätigkeit des Ichs. Durch diesen neuen Einschlag wird die Verhärtung nicht nur gemildert, sondern es tritt sogar eine gewisse Erweichung ein, ohne die eine weitere Entwicklung nicht möglich wäre. Ein Teil der Ätherkräfte wird nun zurückbehalten und mit dem Zahnwechsel um das siebente Lebensjahr frei für die geistige Tätigkeit:

„Der astralische Leib ist in gewisser Beziehung während des bewußten Lebens - nicht während des Schlafes - damit beschäftigt, den Ätherleib fortwährend zu töten, fortwährend die Kräfte, die der Ätherleib entwickelt, herabzusetzen, abzudämpfen. Daher ist der Ausdruck für das Leben des Astralleibes die Ermüdung, die Abmüdung des Körpers während des Tages. Der astralische Leib zerstört fortwährend den Ätherleib. Würde er das nicht tun, dann entstünde kein Bewußtsein, denn Bewußtsein ist nicht möglich, ohne daß das Leben fortwährend wieder stufenweise zerstört wird. Das ist außerordentlich wichtig zu beachten. Diese geistige Tätigkeit - das Leben in der Ätherwelt, das wunderbare Aufflackern des Lebens in der Ätherwelt, das sich in den herrlichsten Bewegungen und Rhythmen auslebt, und die fortwährende Dämpfung dieses Rhythmus des Ätherleibes durch den astralischen Leib - das ist dasjenige, was das Bewußtsein hervorbringt, auch schon das einfachste tierische Bewußtsein. Diese geistigen Vorgänge drücken sich in der physischen Welt nun so aus, daß in dem Augenblick, wo in das bloße Leben Bewußtsein einschießt, Verhärtung, Verknöcherung im physischen Leibe eintritt. Es gibt natürlich Übergänge, Weichtiere und so weiter; diese haben auch ein ganz eigentümliches Bewußtsein. Das Bewußtsein wird erst dadurch ein eigenes, es nähert sich um so mehr dem Selbstbewußtsein, je mehr sich die weichen, organischen Lebensmassen mit harten, knöchernen Einschlüssen innerlich durchsetzen. Es ist also der astralische Leib in seiner Wirkung auf den Ätherleib, der - wie bei den Weichtieren, Schnecken, Muscheln und so weiter - nach außen die harten Schalenteile absondert, um in ihnen jenes dumpfe Bewußtsein zu erzeugen, das in diesen Tieren lebt. Bei den höheren Tieren, bei denen das Selbstbewußtsein stärker wird, ist es eine Nebentätigkeit des astralischen Leibes neben der Bildung des Nervensystems, alles Knöcherige, Verhärtende abzusondern. In demselben Maße, in dem das Selbstbewußtsein stärker wird, sondert sich aus der weichen, gallertartigen Masse das feste Knorpel- und Knochenartige heraus. Bei den höchsten Tieren ist diese Bildung ungefähr fertig; der astralische Leib hat da ein Knochensystem herausgebildet, das in seiner Art beinah abgeschlossen ist.

Beim Menschen geschieht mit dem astralischen Leibe etwas besonderes, da findet ein neuer Einschlag statt. Der Astralleib wird durch das Ich teilweise umgewandelt, und das bewirkt die Umsetzung der Tendenz der Verknöcherung, die früher da war. Hätte der Mensch den Astralleib unverändert gelassen und weiter fortgearbeitet an der Skelettbildung, so gäbe es keine menschliche Kultur auf der Erde. Aller Fortschritt in der menschlichen Entwickelung ist dadurch bedingt, daß Teile des menschlichen Astralleibes herausgesondert und dem Ich unterworfen werden. Dieser abgesonderte Teil des Astralleibes hat eine besondere Aufgabe, er bewirkt eine neue Tendenz; dadurch kommt die Skelettbildung, die Verknöcherung unter die Herrschaft des abgesonderten Teiles des astralischen Leibes.

Wie äußert sich das? Sehr merkwürdig. Während früher die Tendenz des Astralleibes dahin gegangen ist, das Wesen mehr und mehr zu verhärten, gleichsam einen Schlußpunkt in der Entwickelung des Knochensystems zu setzen, behält der Astralleib des Menschen eine Kraft zurück, eine Tendenz, wiederum zu erweichen, so daß ein Fortschreiten der Entwickelung wiederum möglich ist. Gäbe es das nicht, würde alles das, was fest werden kann, in das menschliche Knochensystem einfließen, so gäbe es keinen menschlichen Fortschritt, keine Kultur. Ebenso wie die tierische Art keinen Fortschritt kennt - die Art der Löwen, der Tiger ist fertig, abgeschlossen -, so würde es auch beim Menschen sein. Der Mensch aber kann mit dem abgesonderten Teil des Astralleibes wiederum das zurücknehmen, was sich verhärtet hat. Neben der Tendenz der Verhärtung, der Knochenbildung, ist im menschlichen Leibe immer die Tendenz vorhanden, etwas zurückzubehalten, so daß neue Organe gebildet werden können, die weich sind. Das ist außerordentlich wichtig zu beachten. Diese Tendenz ist beim Tiere nicht vorhanden.

Betrachten wir jetzt einmal einen Menschen mitten im Leben drinnen, wie er dasteht auf der einen Seite mit seiner Tendenz zu verhärten, und auf der anderen Seite mit seiner Tendenz, etwas zurückzubehalten. Wir sehen diese beiden Tendenzen sich da scheiden, wo der Mensch um das siebente Jahr herum seine zweiten Zähne bekommt. Die Tendenz, in die Knochenbildung hineinzugehen, sich abzuschließen in der Verhärtung, findet ihren Ausdruck in den Zähnen, die das Kind um das siebente Lebensjahr herum bekommt. Der abgesonderte Teil des Astralleibes bewirkt, daß der Mensch - abweichend vom Tier - gewisse Lebenskräfte zurückbehält, so daß er sich weiterbilden kann. Bis zum siebenten Jahre kam beim Menschen nur das Artmäßige, das Gattungsmäßige zum Ausdruck; jetzt tritt der Zeitpunkt ein, wo er sich in den Kulturfortschritt unserer Zeit hineinleben kann. Es beginnt die Schulzeit. Diese zwei Dinge hängen wesenhaft zusammen: die Tendenz zur Verhärtung, die sich ausdrückt in der Zahnbildung, und die Tendenz zur Erweichung, die etwas zurückbehalten muß, was der Ätherleib, der im siebenten Jahr frei wird, zu seiner Fortentwickelung braucht. Diese zwei Tendenzen sind aneinandergefesselt, das zeigt sich klar und deutlich im Leben.“ (Lit.:GA 101, S. 53ff)

Bedeutung des Ameisensäure-Prozesses

Hauptartikel: Ameisensäure

Die Ameisensäure bzw. der Ameisensäure-Prozess dient im menschlichen Organismus der Ich-Organisation, um die sich durch den Astralleib zum Leblosen entwickelnden Substanzen, die für die Bewusstseinsbildung nötig sind, wieder aufzulösen. Die Ameisensäure bildet die Grundlage für Seele und Geist – und das nicht nur für den Menschen, sondern auch für die ganze Erde.

„Im menschlichen Organismus entsteht auch die Ameisensäure. Da aber hat sie ihre Bedeutung. Sie dient der Ich-Organisation. Durch den astralischen Leib werden aus der organischen Substanz Teile ausgesondert, die dahin zielen, leblos zu werden. Die Ich-Organisation braucht diesen Übergang der organischen Substanz in den leblosen Zustand. Aber sie braucht eben den Vorgang des Überganges; nicht, was dann durch den Übergang entsteht. Ist nun das nach dem Leblosen hin sich Entwickelnde gebildet, so wird es im Innern des Organismus zur Last. Es muß entweder unmittelbar abgesondert werden, oder aufgelöst, um mittelbar hinwegzukommen.

Geschieht nun für etwas, das aufgelöst werden sollte, diese Auflösung nicht, so häuft es sich im Organismus an und kann die Grundlage für gichtische oder rheumatische Zustände bilden. Da tritt nun im menschlichen Organismus auflösend die sich bildende Ameisensäure ein. Wird sie in der notwendigen Menge erzeugt, so entfernt der Organismus die zum Leblosen zielenden Produkte in richtiger Art. Ist die Erzeugungskraft zu schwach, so entstehen die gichtischen oder rheumatischen Zustände. Führt man sie dem Organismus von außen zu, so unterstützt man ihn, indem man ihm gibt, was er nicht selbst erzeugen kann.“ (Lit.:GA 27, S. 90f)

Wahrnehmung der Aufbauprozesse als Grundlage des Selbstbewusstseins

„11. Das Selbstbewußtsein, das im «Ich» sich zusammenfaßt, steigt aus dem Bewußtsein auf. Dieses entsteht, wenn das Geistige in den Menschen dadurch eintritt, daß die Kräfte des physischen und des ätherischen Leibes diese ab­bauen. Im Abbau dieser Leiber wird der Boden geschaffen, auf dem das Bewußtsein sein Leben entfaltet. Dem Abbau muß aber, wenn die Organisation nicht zerstört werden soll, ein Wiederaufbau folgen. So wird, wenn für ein Erle­ben des Bewußtseins ein Abbau erfolgt ist, genau das Ab­gebaute wieder aufgebaut werden. In der Wahrnehmung dieses Aufbaues liegt das Erleben des Selbstbewußtseins. Man kann in innerer Anschauung diesen Vorgang verfol­gen. Man kann empfinden, wie das Bewußte in das Selbst­bewußte dadurch übergeführt wird, daß man aus sich ein Nachbild des bloß Bewußten schafft. Das bloß Bewußte hat sein Bild in dem durch den Abbau gewissermaßen leer Gewordenen des Organismus. Es ist in das Selbstbewußt­sein eingezogen, wenn die Leerheit von innen wieder er­füllt worden ist. Das Wesenhafte, das zu dieser Erfüllung fähig ist, wird als «Ich» erlebt.

12. Die Wirklichkeit des «Ich» wird gefunden, wenn man die innere Anschauung, durch die der Astralleib erkennend ergriffen wird, dadurch weiter fortbildet, daß man das er­lebte Denken in der Meditation mit dem Willen durch­dringt. Man hat sich diesem Denken zuerst willenslos hin­gegeben. Man hat es dadurch dazu gebracht, daß ein Geisti­ges in dieses Denken eintritt, wie die Farbe bei der sinnli­chen Wahrnehmung in das Auge, der Ton in das Ohr eintritt. Hat man sich in die Lage gebracht, dasjenige, das man auf diese Art, durch passive Hingabe, im Bewußtsein ver­lebendigt hat, durch einen Willensakt nachzubilden, so tritt in diesen Willensakt die Wahrnehmung des eigenen «Ich» ein.

13. Man kann auf dem Wege der Meditation zu der Gestalt, in der das «Ich» im gewöhnlichen Bewußtsein auftritt, drei weitere Formen finden: 1. In dem Bewußtsein, das den Ätherleib erfaßt, erscheint das «Ich» als Bild, das aber zu­gleich tätige Wesenheit ist und als solche dem Menschen Gestalt, Wachstum, Bilderkräfte verleiht. 2. In dem Bewußt­sein, das den Astralleib erfaßt, offenbart sich das «Ich» als Glied einer geistigen Welt, von der es seine Kräfte erhält. 3. In dem Bewußtsein, das eben als das zuletzt zu erringen­de angeführt worden ist, zeigt sich das «Ich» als eine von der geistigen Umwelt relativ unabhängige, selbständige geistige Wesenheit.“ (Lit.:GA 26, S. 19ff)

Das Bewusstsein im Doppelstrom der Zeit

Siehe auch: Zeit

Der ätherische und der gegenläufige astralische Zeitstrom

Das gegenwärtige Bewusstsein als Zusammenfluss der ätherischen Strömung aus der Vergangenheit und der astralischen Strömung aus der Zukunft (GA 115, S 190)

Das Bewusstsein hängt eng mit dem Doppelstrom der Zeit zusammen. Aus höherer Sicht ist es nicht richtig, dass die Zeit einseitig von der Vergangenheit in die Zukunft fließt. Das ist nur im Ätherischen der Fall. Auf dem Astralplan hingegen fließt die Zeit in umgekehrter Richtung:

„Zum Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und dann das Ei. Im Astralischen sieht man umgekehrt erst das Ei und dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen bewegt sich die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache. Daher der prophetische Blick; niemand könnte künftige Ereignisse voraussehen ohne dieses Rückwärtsgehen von Zeitereignissen.“ (Lit.:GA 95, S. 22)

Das Phänomen des menschlichen Bewusstseins wird man nur verstehen, wenn man berücksichtigt

„[…] daß der Strom des Seelenlebens nicht nur von der Vergangenheit in die Zukunft, sondern auch von der Zukunft in die Vergangenheit fließt, daß wir zwei Zeitströmungen haben: das Ätherische, das in die Zukunft geht, während dasjenige, was wir als Astralisches dagegen haben, von der Zukunft in die Vergangenheit zurückfließt.“ (Lit.:GA 124, S. 64f)

Alles Vorstellungsmäßige hängt mit dem ätherischen Strom aus der Vergangenheit zusammen, alles Begehren, alle Wünsche, die Phänomene von Liebe und Hass, alle Willensimpulse kommen uns mit dem astralischen Strom aus der Zukunft entgegen. Das Übereinanderschlagen dieser beiden Strömungen, der ätherischen und der astralischen, die gleichsam einen «Wirbel» bilden (Lit.: GA 59, S. 109), ist das gegenwärtig empfundene Bewusstsein:

„Wenn Sie voraussetzen, daß der Strom der Phänomene von Liebe und Haß, von Begehrungen und so weiter Ihnen entgegenkommt aus der Zukunft und sich begegnet mit dem Strom der Vorstellungen, den wir vorhin charakterisiert haben, was ist dann im Moment unser Seelenleben? Es ist nichts anderes als die Begegnung eines Stromes aus der Vergangenheit in die Zukunft, und eines Stromes, der aus der Zukunft in die Vergangenheit fließt. Und wenn der gegenwärtige Augenblick in unserem Seelenleben eine solche Begegnung ist, dann werden Sie leicht begreifen, daß diese zwei Ströme in der Seele selber zusammenkommen, sozusagen übereinanderschlagen. Dieses Übereinanderschlagen ist das Bewußtsein. Es gibt keine andere Erklärung für das Bewußtsein, als die eben gegebene. So nimmt also unsere Seele teil an allem, was aus der Vergangenheit weiterfließt in die Zukunft, und an allem, was uns aus der Zukunft entgegenkommt. Wenn Sie also in irgendeinem Moment in Ihr Seelenleben schauen, können Sie sagen: Da ist etwas wie eine Durchdringung von dem, was aus der Vergangenheit in die Zukunft fließt, mit dem, was aus der Zukunft in die Vergangenheit fließt und sich dem ersteren entgegenstemmt als Begehrungen, als Interessiertheit, als Wünsche und so weiter. Zweierlei durchdringt sich.“ (Lit.:GA 115, S. 190f)

„Bezeichnen wir daher den Strom, der die für den Moment unbewußten Vorstellungen birgt, der aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft fließt, als den Ätherleib, und den andern Strom, der von der Zukunft in die Vergangenheit geht, der sich mit dem ersteren staut und zum Schnitt bringt, als den Astralleib. Und was ist das Bewußtsein? Das sich gegenseitige Treffen des Astralleibes und des Ätherleibes.

Versuchen Sie einmal die Probe darauf zu machen: Alles, was Sie aus den Forschungen des hellsichtigen Bewußtseins gelernt haben über den Ätherleib, versuchen Sie es anzuwenden auf das hier Gesagte. Sie werden es schon wiedererkennen. Und versuchen Sie alles, was Sie über den Astralleib gelernt haben, mit dem zu vergleichen, was hier gesagt worden ist: Sie werden auch damit zurecht kommen und Ihre Wahrheiten von dort wiedererkennen. Sie brauchen sich nur die Frage vorzulegen: Was ist es, was da die Stauung hervorbringt, was den Durchschnitt hervorbringt? - Daß sich da etwas staut, das liegt daran, daß sich die beiden Ströme im physischen menschlichen Leben begegnen. Nehmen Sie an, der physische menschliche Leib sei weggenommen, und der Ätherleib sei auch weggenommen. Das ist aber der Fall nach dem Tode, wo die von der Vergangenheit in die Zukunft gehende Strömung nicht mehr da ist. Dann hat die von der Zukunft in die Vergangenheit drängende Strömung, das heißt der Astralleib, freien Lauf und macht sich nun nach dem Tode unmittelbar geltend. Und die Folge ist, daß das Leben in Kamaloka rückwärts verläuft, wie es Ihnen erzählt worden ist.“ (Lit.:GA 115, S. 191f)

Aber nicht nur die Richtung, auch die Geschwindigkeit der verschiedenen Seelentätigkeiten ist sehr unterschiedlich. Die grundlegenden Willensimpulse verändern sich sehr viel langsamer als das dahineilende Denken.

„Unser seelisches Leben beruht darauf, daß zum Beispiel das Denken, das Vorstellen, mit einer ganz anderen Geschwindigkeit abläuft als das Fühlen, und dieses wiederum mit einer ganz anderen Geschwindigkeit als das Wollen. Diese Dinge - daß innerlich im Seelenleben verschiedene ineinandergeschichtete Geschwindigkeiten sind - bewirken gerade das innere Entstehen des Bewußtseins. Bewußtsein entsteht nur da, wo irgend etwas sich stört. Daher ist Bewußtsein sogar verwandt mit dem Tode: weil der Tod das Leben stört.“ (Lit.:GA 73, S. 50)

„Denn der Wille bewegt sich nämlich wesentlich langsamer in der menschlichen Evolution als die Gedanken. Bitte, fassen Sie das als eine sehr wichtige Wahrheit auf: Der Wille bewegt sich viel langsamer als die Gedanken. So daß zum Beispiel bei den Menschen, die sich mehr den allgemeinen Gewohnheiten überlassen haben, die nicht dazumal gerade in den vierziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] Rebellen oder Revolutionäre waren, sondern die sich so mehr den allgemeinen Gewohnheiten, den patriarchischen, biederen Gewohnheiten der dreißiger, vierziger Jahre überlassen haben, diese Gewohnheiten fortlebten bis in die Jahrzehnte, die ich jetzt meine. Aber die Gedanken schritten weiter. Und dadurch treten fortwährend in der Evolution Diskrepanzen auf zwischen dem Gedankenleben und dem Willensleben, die nicht in allen Sphären des Lebens, aber in gewissen Sphären des Lebens erscheinen.“ (Lit.:GA 177, S. 258)

Subjektivität und Objektivität des Bewusstseins

Die Wirklichkeit liegt jenseits der Trennung von Subjekt und Objekt. Mensch und Kosmos sind subjektiv und objektiv zugleich. Ehe der Mensch sein heutiges Gegenstandsbewusstsein entwickelte, durch das er sich als Subjekt den Objekten gegenübergestellt sieht, verfügte er über ein imaginatives Bilderbewusstsein, das diese Trennung nicht kennt. Unser gegenwärtiges Traumbewusstsein ist ein atavistischer Rest dieses alten Bilderbewusstseins. Zukünftig wird der der Mensch ein vollbewusstes Bilderbewusstsein entwickeln, das auf höherer Ebene die Trennung von Subjekt und Objekt wieder überwinden wird.

„Das imaginative Bilderbewußtsein konnte von sich aus nicht ein Objekt abbilden, sondern es gab sich einen inneren Gehalt durch eine in ihm liegende plastische Kraft. Je weiter wir in die Vergangenheit der Menschheit zurückgehen, desto mehr sehen wir die Seele des Menschen nicht in ihm, sondern um ihn. Wir kommen zu einem Punkt, wo die Empfindungswerkzeuge nur erst keimhaft existieren und wo der Mensch die äußeren Gegenstände nur durch Anziehung oder Abstoßung, durch Sympathie oder Antipathie wahrnimmt. Dieses Wesen, das noch nicht ein Mensch ist in dem Sinne, wie wir ihn verstehen, sondern erst ein Menschenkeim, dirigiert seine Bewegungen nach diesen Anziehungen oder Abstoßungen. Es hat noch keine Vernunft, und die Zirbeldrüse, die einstmals ein wichtiges Organ war, bildet für sich allein sein Gehirn.

In der Tatsache dieses Bilderbewußtseins findet sich die Antwort auf alle die philosophischen Diskussionen über die Objektivität und Realität der Welt und die Widerlegung der rein subjektivistischen Philosophien wie derjenigen von Berkeley. Das Universum und der Mensch sind zugleich subjektiv und objektiv. Diese beiden Pole von Sein und Leben sind notwendig für die Evolution. Das universale Subjekt wird zum objektiven Universum, und der Mensch schreitet zuerst vor vom Subjektiven zum Objektiven durch die gradweise fortschreitende Beschaffenheit seines physischen Körpers. Alsdann kehrt er vom Objektiven zum Subjektiven zurück durch die Höherentwickelung seiner Seele (Manas), seines Lebensgeistes (Budhi), seines Geistesmenschen (Atma).

Das Bewußtsein, das wir im Traumzustand haben, ist ein atavistisches Überbleibsel des einstmaligen Bilderbewußtseins. Eine Besonderheit dieses Bilderbewußtseins ist, daß es schöpferisch ist. Es erschafft in seiner eigenen Wesenheit Formen und Farben, die in physischer Wirklichkeit nicht existieren. Das Gegenstandsbewußtsein ist analytisch. Das subjektive Bewußtsein ist plastisch, es hat eine magische Gewalt.“ (Lit.:GA 94, S. 88f)

Alle Wesen haben ein Bewusstsein

„In Wirklichkeit haben alle Wesen ein Bewußtsein, aber der Mensch unterscheidet sich von ihnen darin, daß sein Selbstbewußtsein heute vollkommen auf den physischen Plan bezogen ist.

Außerhalb des Wachzustandes, der diesem physischen Plan entspricht, kennt er andere Bewußtseinszustände, die ihn den Bewußtseinszuständen anderer Reiche annähern. Während des traumlosen Schlafes lebt das menschliche Bewußtsein auf dem Devachanplan, wie es beim Bewußtsein der Gewächse fortwährend der Fall ist. Wenn eine Pflanze leidet, so bringt dieses Leiden eine Veränderung im devachanischen Bewußtsein hervor. Das Bewußtsein des Tieres, das dem Traumbewußtsein ähnelt, ist auf dem Astralplan beheimatet, das heißt, daß das Tier ein Astralbewußtsein von der Welt hat, wie der Mensch im Traum.

Diese drei Bewußtseinszustände sind sehr verschieden. Auf dem physischen Plan macht man sich keine Vorstellungen und Begriffe als mittels der Sinnesorgane und der äußeren Realitäten, mit denen sie uns in Beziehung setzen. Auf dem Astralplan bemerkt man die Umgebung nur in Form von Bildern, wobei man sich zugleich mit ihr ganz verbunden fühlt.

Warum fühlt sich der Mensch im Wachbewußtsein auf dem physischen Plan getrennt von allem, was nicht er selbst ist? Der Grund ist der, daß er alle seine Eindrücke von einer Umgebung empfängt, die er mit deutlicher Unterscheidung außerhalb seines Körpers sieht. Im Gegensatz dazu nimmt man auf dem Astralplan nicht mit den Sinnen wahr, sondern durch die Sympathie, die einen ins Herz von allem, dem man begegnet, dringen läßt. Das Astralbewußtsein ist nicht eingeschlossen in einen verhältnismäßig geschlossenen Bezirk. Es ist gewissermaßen flüssig, fließend. Auf dem Felde des Devachan ist das Bewußtsein so flüchtig, wie es nur ein Gas sein kann. Es gibt da keine Ordnung, die sich mit derjenigen des physischen Bewußtseins vergleichen ließe, in das nichts dringt, es sei denn auf dem Umweg über die Sinne.“ (Lit.:GA 94, S. 93f)

Bewusstsein als Quelle der Wirklichkeit

Die Anthroposophie, als Wissenschaft vom Geistigen, muss ihr Erkenntnisstreben naturgemäß überall auf das Wesen der Erscheinungen richten. Dazu genügt es nicht, vom Weltgeist im allgemeinen, als einem unbestimmten und undifferenzierten Ganzen, zu sprechen, sondern der Blick muss sich auf eine reich gegliederte Hierarchie individueller Geistwesen und naturhafter Elementarwesen richten, also auf Wesenheiten, die durch ihr geordnetes Zusammenwirken die Erscheinungen der äußeren Welt, das Insgesamt des Kosmos, hervorbringen. Alle Wirkungen gehen letztendlich von geistigen Wesenheiten aus, die in verschiedenen Bewusstseinszuständen leben. In ihrem Bewusstsein liegt der Ursprungsquell und die eigentliche Substanz, aus der die Wirklichkeit gewoben ist:

„Es ist gut, festzuhalten, daß es im Grunde genommen im Weltenall doch nichts anderes gibt als Bewußtseine. Außer dem Bewußtsein irgendwelcher Wesenheiten ist letzten Endes alles übrige dem Gebiete der Maja oder der großen Illusion angehörig. Diese Tatsache können Sie besonders aus zwei Stellen in meinen Schriften entnehmen, auch noch aus anderen, besonders aber aus zwei Stellen: zunächst aus der Darstellung der Gesamtevolution der Erde von Saturn bis Vulkan in der «Geheimwissenschaft im Umriß», wo geschildert wird das Fortschreiten vom Saturn zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zur Erde und so weiter, zunächst nur in Bewußtseinszuständen. Das heißt, will man zu diesen großen Tatsachen aufsteigen, so muß man so weit aufsteigen im Weltengeschehen, daß man es zu tun hat mit Bewußtseinszuständen. Also man kann eigentlich nur Bewußtseine schildern, wenn man die Realitäten schildert. Aus einer anderen Stelle in einem Buche, das in diesem Sommer erschienen ist, «Die Schwelle der geistigen Welt», ist das gleiche zu entnehmen. Da ist gezeigt, wie durch allmähliches Aufsteigen der Seherblick sich erhebt von dem, was sich um uns herum ausbreitet als Dinge, als Vorgänge in den Dingen, wie das alles sozusagen als ein Nichtiges entschwindet und schmilzt, vernichtet wird und zuletzt die Region erreicht wird, wo nur noch Wesen in irgendwelchen Bewußtseinszuständen sind. Also, die wirklichen Realitäten der Welt sind Wesen in den verschiedenen Bewußtseinszuständen.“ (Lit.:GA 148, S. 305f)

Anthroposophie steht damit im diametralen Gegensatz zum heute auch aus naturwissenschaftlicher Sicht nur mehr eingeschränkt gültigen klassischen Materialismus, der alle Welterscheinungen auf die Wechselwirkung wesenloser elementarer materieller Objekte zurückführt, ohne dessen praktische Bedeutung für einzelne äußere Lebensbereiche zu leugnen. Viele materialistische Theorien werden aber erst wirklich fruchtbar, wenn man ihren geistigen Hintergrund erfasst. So maß Rudolf Steiner etwa der - nun geistig verstandenen - Evolutionslehre große Bedeutung zu, denn alle Wesen machen eine Entwicklung durch:

„Alle Wesenheiten steigen auf von Wesen, die empfangen, zu Wesen, die produzieren und schaffen. Schöpfer werden ist das Ziel der Wesen.“ (Lit.:GA 98, S. 194)

Das Bewusstsein der menschlichen Wesensglieder

Alle Wesensglieder des Menschen verfügen über ein eigenständiges Bewusstsein, das aber heute normalerweise dem Ich-Bewusstsein nicht zugänglich ist und daher unterbewusst bleibt. Durch die Einweihung kann das Ich aber auch diese Bewusstseinsebenen erreichen.

„Der Mensch hat seine vier Wesensglieder auf dem physischen Plan. Was am Menschen physischer Natur ist, bleibt physischer Leib, hat aber im Devachan für sich ein Bewußtsein, von dem der Mensch allerdings nichts weiß, das indessen in seinen Gliedern spukt. Ein anderes Bewußtsein hat der Ätherleib, das sich im unteren Devachan auslebt. Endlich hat auch der Astralleib ein ihm eigenes Bewußtsein auf dem Astralplan. So daß der Mensch also ein sehr kompliziertes Wesen ist. Folgendes Schema mag uns zur Erläuterung dienen:

Oberer Devachan Physischer Leib
Unterer Devachan Ätherleib
Astralplan Astralleib
Physischer Plan Ich

Sein Ich ist heimisch in der physischen Welt; das kann ihm niemand streitig machen. Weiter lebt im Menschen und gehört zu ihm dasjenige von seinem Astralleib, das ein unbewußtes Bewußtsein hat und heimisch ist auf dem Astralplan. Ferner besteht ein unbewußtes Bewußtsein des Ätherleibes auf dem unteren Devachanplan, und ein solches vom Ich im oberen Devachanplan. Das Wichtigste nun ist, daß der Mensch vom Ich aus in die anderen Körper hineinarbeitet, und daß dadurch erst die verschiedenen Bewußtseine ihm bewußt werden.

Eine eigentümliche Verbindung des Menschen mit den verschiedenen Welten gibt es, die ein höchst wichtiges Mysterium ist. Lernt man das erkennen, dann weiß man allmählich, was eine Einweihung ist. Wenn der Mensch von seinem Ich aus hineinarbeitet in seinen Astralleib, dann steigt er hinauf zum Astralplan und wird ein Genosse aller astralischen Wesenheiten. Alles das, was ein Astralbewußtsein hat, ist rings um ihn. Wenn er mit seinem Ich in seinen Ätherleib hineinarbeitet, dann steigt er zugleich hinauf in die unteren Partien des Devachan; es tauchen dann um ihn herum ätherische Wesenheiten auf. Das ist ein großer und gewaltiger Moment: Er sieht das Licht nicht nur als Licht, sondern als den Träger lichtvoller Wesenheiten; mit den physischen Sonnenstrahlen dringen heran Engelwesenheiten, die das Licht als Leib haben. Das ist ein Ergebnis der Einweihung.

Wenn der Mensch noch höher hinaufsteigt oder hinuntersteigt - erinnert sei an das Goethe-Wort:

«Versinke denn! Ich könnt' auch sagen: steige!
's ist einerlei ...»

- dann ist der Augenblick da, wo er zunächst mit dem Urvater der Welt eins wird. Dann kann er sagen: «Ich und der Vater sind eins.»“ (Lit.: GA 94, S. 257ff)

Das Bewusstsein der Naturreiche und Elementarwesen

„Beim Menschen ist das Bewußtsein im Kopfe lokalisiert. Beim Tier, zum Beispiel beim Tiger, ist das Bewußtsein auf dem Astralplan. Es schafft sich außerhalb des Kopfes einen gewissen Angriffspunkt, durch den es auf den Tiger wirkt. Wenn der Tiger Schmerz empfindet, dann geht der Schmerz auch über auf den Astralplan. Das Organ dafür ist bei dem Tiger vor dem Kopfe, an der Stelle, wo beim Menschen die Stirne ist. Beim Menschen ist der Punkt bereits in den Kopf eingeschlossen und mit dem Vorderhirn ausgefüllt; es ist das Bewußtsein eingefangen worden durch das Gehirn und den Vorderschädel und ist daher auf dem physischen Plan. Bei dem Tiger und überhaupt bei allen Tieren liegt der Knotenpunkt des Bewußtseins vor dem Kopfe, im Astralen, da geht es in die AstralWelt hinein. Bei der Pflanze ist es wiederum anders. Wenn wir ihr Bewußtsein verfolgen könnten, würden wir, von oben nach unten gehend, immer an der Wurzelspitze herauskommen. Wenn wir dann die Linie des Wachstums verfolgen, so würden wir an den Mittelpunkt der Erde kommen. Da ist der Sammelpunkt aller Empfindungen, der Aufsaugepunkt des Bewußtseins der Pflanzen. Er steht direkt in Verbindung mit der mentalen Welt. Die gesamte PflanzenWelt hat ihr Bewußtsein im Mentalen.

Bei der gesamten mineralischen Welt ist das Bewußtsein auf den höchsten Gebieten der Mental weit, auf dem Arupaplan. Die Steine haben ihr Bewußtsein so, daß wenn wir den Punkt suchen wollten, wir ihn wie eine Art Sonnenatmosphäre finden würden. Wenn wir auf der Erde die mineralische Welt bearbeiten, Steine klopfen, steht jede einzelne Tat zu dieser Sonnenatmosphäre in einer gewissen Beziehung. Dort spürt man, was der Mensch hier arbeitet. Da haben wir also eine Reihe von Wesenheiten auf dem physischen Plan, deren Bewußtsein aber auf verschiedenen Planen liegt.

Zeichnung aus GA 93a, S 217
Zeichnung aus GA 93a, S 217

Menschen und Tiere unterscheiden sich dadurch, daß sie ihr Bewußtsein auf verschiedenen Planen haben. Es gibt nun auch noch andere Wesen als Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen. Es gibt Wesen, die ihr Bewußtsein im Physischen haben und ihren Körper im Astralen. Ein solches Wesen ist sozusagen das umgekehrte Tier. Solche Wesen gibt es wirklich, es sind die Elementarwesen. Machen wir uns zu ihrem Verständnis klar, was zum physischen Plan gehört. Physisch ist: Erstens die feste Erde, zweitens Wasser, drittens Luft, viertens Äther (Wärmeäther, Lichtäther, chemischer Äther, Lebensäther). Bleiben wir bei den vier unteren Formen unseres physischen Planes, scheiden wir die ätherische Welt davon ab.

In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine liegen, während der Körper eines solchen Wesens im Astralen liegt. Man denke sich das Bewußtsein in der festen Erde, den Körper im Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und dessen Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein in der Luft und dem Körper im Astralen; und eines mit dem Bewußtsein im Feuer und dem Körper im Astralen. Die heutige Menschheit weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit nur durch die Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr gut. Ein Gnom ist nur wahrnehmbar für den, der auf dem astralen Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen manchmal ein solches astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind in unserer Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der Naturforscher heute Naturgesetze nennt, das sind die Gedanken von Wesenheiten, die auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem Naturgesetz steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines Wesens, das auf dem Astralplan seinen Körper hat. Die Naturkräfte sind schaffende Wesenheiten und die Naturgesetze sind ihre Gedanken.“

Zeichnung aus GA 93a, S 218
Zeichnung aus GA 93a, S 218

(Lit.: GA 93a, S. 216)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Chalmers: The Character of Consciousness. Oxford University Press, Oxford 2010, ISBN 978-0195311112, p. 39.
  2. „But the passage from the physics of the brain to the corresponding facts of consciousness is inconceivable as a result of mechanics. Granted that a definite thought, and a definite molecular action in the brain, occur simultaneously; we do not possess the intellectual organ, nor apparently any rudiment of the organ, which would enable us to pass, by a process of reasoning, from the one to the other. They appear together, but we do not know why. Were our minds and senses so expanded, strengthened, and illuminated, as to enable us to see and feel the very molecules of the brain; were we capable of following all their motions, all their groupings, all their electric discharges, if such there be; and were we intimately acquainted with the corresponding states of thought and feeling, we should be as far as ever from the solution of the problem, How are these physical processes connected with the facts of consciousness?" The chasm between the two classes of phenomena would still remain intellectually impassable. Let the consciousness of love, for example, be associated with a right-handed spiral motion of the molecules of the brain, and the consciousness of hate with a left-handed spiral motion. We should then know, when we love, that the motion is in one direction, and, when we hate, that the motion is in the other; but the "WHY?" would remain as unanswerable as before.“
    John Tyndall: Scientific Materialism (1868), in: Fragments of Science, Band 2, 1902, pp. 94–95 archive.org.
  3. Thomas Nagel: What is ist like to be a bat? in: The Philosophical Review LXXXIII, 4 (October 1974), p. 435–450.
  4. „The easy problems of consciousness include the following: How can a human subject discriminate sensory stimuli and react to them appropriately? How does the brain integrate information from many different sources and use this information to control behavior? How is it that subjects can verbalize their internal states? Although all these questions are associated with consciousness, they all concern the objective mechanisms of the cognitive system. Consequently, we have every reason to expect that continued work in cognitive psychology and neuroscience will answer them.
    The hard problem, in contrast, is the question of how physical processes in the brain give rise to subjective experience. This puzzle involves the inner aspect of thought and perception: the way things feel for the subject. When we see, for example, we experience visual sensations, such as that of vivid blue. Or think of the ineffable sound of a distant oboe, the agony of an intense pain, the sparkle of happiness or the meditative quality of a moment lost in thought. All are part of what I call consciousness. It is these phenomena that pose the real mystery of the mind.“
    David Chalmers: The Puzzle of Conscious Experience. Scientific American, 237(6): 62–68, December 1995.
  5. Joseph Levine: Materialism and Qualia: The Explanatory Gap. In: Pacific Philosophical Quarterly. Band 64, Nr. 4, Oktober 1983, S. 354–361 pdf.
  6. horror conscientiae „Angst vor dem Bewusstsein“
  7. Wie innerhalb der Psychologie, der Physiologie usw. sich die obige Anschauung geltend macht, hat der Verfasser in Schriften, die auf dieses Buch gefolgt sind, nach verschiedenen Richtungen dargestellt. Hier sollte nur das gekennzeichnet werden, was die unbefangene Beobachtung des Denkens selbst ergibt.