Bodhisattva

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Bodhisattva (Sanskrit, m., बोधिसत्त्व, bodhisattva „Erleuchtungswesen“, von Bodhi „Erleuchtung“ bzw. „Erwachen“ und Sattva „Wesen“) nennt man in der östlichen Lehre eine Persönlichkeit, die bis in ihren physischen Leib, oft auch nur bis in ihren Ätherleib hinein von einer Erzengelwesenheit beseelt ist.

„Diejenigen Persönlichkeiten, die bis in ihren Ätherleib hinein beseelt sind, die einen Erzengel in sich tragen in der nachatlantischen Zeit, die nennt man Bodhisattva. Und diejenigen, die einen Engel in sich tragen, die also durchseelt sind in ihrem physischen Leib, Ätherleib und astralischen Leib, die nennt man menschliche Buddhas.“ (Lit.:GA 110, S. 121)

„Einer, der die ganzen irdischen Erfahrungen aufgenommen hat, so daß er von einem jeglichen Dinge weiß, wie es verwertet werden kann und so ein Schöpfer geworden ist, wird ein Bodhisattva genannt, das heißt ein Mensch, der Bodhi, die Buddhi der Erde, genugsam in sich aufgenommen hat. Dann ist er reif, aus den innersten Impulsen heraus zu wirken. Die Weisen der Erde sind noch nicht Bodhisattvas. Auch für einen Weisen gibt es immer noch Dinge, in denen er noch nicht vermag sich zurechtzufinden. Erst wenn man das gesamte Wissen der Erde in sich aufgenommen hat, um schaffen zu können, ist man ein Bodhisattva. Buddha, Zarathustra zum Beispiel, waren Bodhisattvas.“ (Lit.:GA 93a, S. 54)

„Die Bodhisattva-Würde wird dadurch erreicht, dass der Mensch sich nach und nach so weit hinaufentwickelt, dass seine Seele die Weisheit aufnehmen kann, die die geistige Heimat des Menschen charakterisiert. Wenn dann der Mensch von Verkörperung zu Verkörperung so weit gelangt ist, dass er ein Bodhisattva geworden ist, dann ist seine nächste Stufe - die höhere Rangordnung gleichsam, die er erlangen kann - die Buddha-Stufe; man wird vom Bodhisattva zum Buddha. Aber der Buddha ist nun nicht mehr berufen, wieder herunterzusteigen zur Erde, sondern er ist, nachdem er ein Buddha geworden ist, da angelangt, wo der Durst nach dem Leben im Leibe erlischt, wo Erlösung eintritt, wo er fortan nicht mehr mit der physischen Welt verbunden bleibt, wo er nicht mehr weiter in ihr lebt.“ (Lit.:GA 69c, S. 162)

„Solange der Mensch auf Erden weilt, wie hoch er auch stehen mag, kann man immer bei jedem Menschen von jener Individualität sprechen, die ihn leitet von Inkarnation zu Inkarnation. Die individuelle Führung der Menschen unterliegt den Angeloi, den Engelwesen. Wenn ein Mensch vom Bodhisattva zum Buddha wird, dann wird sozusagen sein Engel frei. Solche Engelwesen sind es dann, die nach Erfüllung ihrer Mission aufsteigen in die Reiche der Erzengelwesen.“ (Lit.:GA 152, S. 74)

Im Mahayana-Buddhismus werden „Acht Große Bodhisattvas“ besonders verehrt. Insgesamt gibt es laut Rudolf Steiner zwölf Bodhisattvas, von denen jeder eine ganz bestimmte Mission im Laufe der Erdenentwicklung zu erfüllen hat. Alles, was sie dazu brauchen, strömt ihnen als substanzielle Weisheit von einem Dreizehnten zu: dem Christus.

„Nehmen wir unser hellsichtiges Auge zu Hilfe, so sehen wir, daß ein Bodhisattva ein menschliches Wesen ist, welches beständig mit der geistigen Welt verbunden ist und nicht ganz in der physischen Welt lebt. Seine Wesenheit ist gleichsam zu groß, um in einem menschlichen Körper Platz zu finden, nur ein Teil reicht bis in die irdische Hülle herab, der größere Teil bleibt in den höheren Welten. Der Bodhisattva ist infolgedessen stets im Zustande der Inspiration.“ (Lit.:GA 118, S. 219)

Bodhisattvas ragen mit ihrem Bewusstsein bis auf den Buddhiplan, d.h. bis in die Welt der Vorsehung hinauf. Der Leib, durch den ein Bodhisattva auf Erden wirkt, wird als Dharmakaya (Gesetzeskörper) bezeichnet. Ein Bodhisattva sorgt sich nich nur um die eigene Erleuchtung, um dadurch endgültig ins Nirvana einzugehen, sondern er hilft mit allen seinen Kräften anderen Wesenheiten, sich aus dem Rad der Wiedergeburten zu befreien, wie es auch das Bodhisattva-Gelübde ausdrückt, das in vielen Schulen des Mahayana-Buddhismus rezitiert wird:

„Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen.
Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden.
Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten.
Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen.“

Die Vier Großen Gelübde

Die Mission eines Bodhisattvas ist erfüllt, wenn das, was er zu geben hat, restlos zur eigenen menschlichen Fähigkeit geworden ist. Von da an braucht er sich nicht mehr in einem physischen Leib zu verkörpern.

„Wenn ein solcher Bodhisattva es durch seine frühere Entwickelung dahin gebracht hat, einen Menschenleib so vollkommen zu machen, daß er Fähigkeiten entwickeln kann für die Eigenschaften, die mit der Mission des Bodhisattva Zusammenhängen, dann braucht er sich nicht mehr zu verkörpern. Dann schwebt er, die Angelegenheiten der Menschen fördernd und leitend, in geistigen Regionen und wirkt von dort in die Menschheit hinein. Und die Menschen haben dann die Aufgabe, das, was ihnen früher von Himmelshöhen heruntergeströmt ist, weiter auszubilden und sich zu sagen: Wir müssen uns jetzt so entwickeln, daß wir jene Fähigkeiten ausbilden, welche wir zum ersten Male in vollstem Maß erreicht sehen in derjenigen Inkarnation, die durch die Fähigkeiten des Bodhisattva erreicht worden ist und die im Buddha aufgetreten ist. Und wie die Wesenheit, die durch Epochen hindurch als Bodhisattva gewirkt hat, sich ausnimmt als Mensch, auch als voller einzelner Mensch, wo alles in die menschliche Natur hineingenommen ist, was früher aus Himmelshöhen hineinströmte, das noch an einem einzelnen Menschen zu zeigen, was der Bodhisattva vermag, das heißt «Buddha» sein [...] Daher darf sich das Bodhisattva-Wesen, nachdem es Buddha geworden ist, von der Erde zurückziehen in gewisse geistige Höhen, darf dort verweilen und die Angelegenheiten der Menschheit von dort aus weiterlenken, wo es nur noch einem gewissen hellseherischen Vermögen möglich ist, es zu sehen.“ (Lit.:GA 114, S. 37f)

Er ist zum Buddha geworden, dessen Bewusstsein nun bis zum Nirvanaplan hinauf reicht und dessen Leib zum Sambhoakaya (Leib der Vollendung) verwandelt wurde. Nach dem Tod in diesem letzten Erdenleben wirkt ein Buddha nur mehr in ätherischer oder astralischer Gestalt durch den sog. Nirmanakaya in das Erdengeschehen herein:

„Ein solcher ätherischer Leib aber, in dem sich eine Individualität wie der Buddha verkörpert, ist nicht eine geschlossene Raumeinheit. Er ist eine Vielheit von nicht zusammenhängenden Gliedern.“ (Lit.:GA 117, S. 18)

Dass der Nirmanakaya eines Buddha als eine Vielzahl von Gliedern erscheint, beruht auf einer Steigerung jener Spaltung der Persönlichkeit, die sich auf dem Einweihungsweg ergibt, durch die Denken, Fühlen und Wollen immer mehr als eigenständige Wesenheiten auftreten.

In den Schulen der Rosenkreuzer gilt Skythianos als der große Bodhisattva des Westens:

„Daher ist es in aller Geistesschulung des Rosenkreuzes so, daß man hinaufblickt mit tiefster Verehrung zu jenen alten Eingeweihten, die die uralte Weisheit der Atlantis bewahrten: zu dem wiederverkörperten Skythianos, in ihm sah man den großen verehrten Bodhisattva des Westens; zu dem jeweilig verkörperten Abglanz des Buddha, den man ebenfalls verehrte als einen der Bodhisattvas, und endlich zu Zarathas, dem wiederverkörperten Zarathustra.“ (Lit.:GA 113, S. 192)

Da hier Individualitäten genannt werden, die Rudolf Steiner an anderern Stellen auch als Meister bezeichnet, darf man wohl davon ausgehen, dass es sich bei den zwölf Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen um denselben Kreis von Eingeweihten handelt[1].

Von den Weisen der Erde unterscheiden sich die Bodhisattvas dadurch, dass sie die ganzen irdischen Erfahrungen und damit die Buddhi der Erde in sich aufgenommen haben. Solche Bodhisattvas seien etwa Buddha oder Zarathustra gewesen:

„Einer, der die ganzen irdischen Erfahrungen aufgenommen hat, so daß er von einem jeglichen Dinge weiß, wie es verwertet werden kann und so ein Schöpfer geworden ist, wird ein Bodhisattva genannt, das heißt ein Mensch, der Bodhi, die Buddhi der Erde, genugsam in sich aufgenommen hat. Dann ist er reif, aus den innersten Impulsen heraus zu wirken. Die Weisen der Erde sind noch nicht Bodhisattvas. Auch für einen Weisen gibt es immer noch Dinge, in denen er noch nicht vermag sich zurechtzufinden. Erst wenn man das gesamte Wissen der Erde in sich aufgenommen hat, um schaffen zu können, ist man ein Bodhisattva. Buddha, Zarathustra zum Beispiel, waren Bodhisattvas.“ (Lit.:GA 93a, S. 54)

In einem in Lugano am 17. September 1911 gehaltenen Vortrag wird auch die Meister- und Buddhaschaft gleichsetzt und zugleich festgehalten, dass dieses Ziel nur eine höhere Stufe dessen darstellt, was jeder Mensch - zumindest prinzipiell - durch eine entsprechende geistige Entwicklung erreichen kann:

„Der Bodhisattva, welcher der Buddha wurde, war in das Königshaus des Suddhodana hineingeboren und wurde im neunundzwanzigsten Jahre seines Lebens Buddha, das heißt, daß er dann nachher nicht mehr inkarniert zu werden brauchte. Wenn eine solche Wesenheit, ein Bodhisattva, Buddha oder Meister wird, so bedeutet das eine innere Entwickelung, nur eine höhere, die jeder Mensch durchmachen kann. Eine esoterische Schulung des Menschen ist nur ein Anfang dessen, was zum Buddha-Werden führt. Das hat nichts zu tun mit dem, was um die Menschen herum geschieht. Solche Menschen treten zu gewissen Zeiten auf, um die Welt weiterzubringen. Es sind das aber andere Ereignisse als das Christus-Ereignis. Christus war nicht etwa herübergekommen von einer anderen menschlichen Individualität, sondern Christus war aus dem Makrokosmos herübergekommen, während alle Bodhisattvas immer mit der Erde verbunden gewesen sind.“ (Lit.:GA 130, S. 22)

Nach einer anderen Darstellung Rudolf Steiners sind die zwölf Bodhisattvas Nachfolger der Monden-Urlehrer der Menschheit. Sie ermöglichten es dem Menschen in früheren Zeiten nach dem Tod von der Mondensphäre zur Sonnensphäre aufzusteigen. Das ist heute aber nicht mehr möglich. Heute bedarf der Mensch des Christus als Führer in die Sonnensphäre.

„Wir haben ja gesehen, daß in der allerältesten Epoche der Menschheit diejenigen Wesen hier auf Erden gelebt haben, die sich dann in die kosmische Mondenfestung wie verschanzt, wie zurückgezogen haben. Die Wesen selber also sind solche, zu denen der Mensch erst wiederum eine Beziehung erlangt nach dem Tode. Aber es sind Nachfolger dieser Wesenheiten geblieben, welche von Zeit zu Zeit dann in den älteren nachfolgenden Epochen der Menschheit auf Erden erschienen sind. Im Orient hat man diese Wesenheiten die Bodhisattvas genannt. Die erschienen wohl im Menschenleibe verkörpert, waren aber dennoch die Nachkommen derjenigen Wesenheiten, die sich dann im Monde verschanzten. So daß das Leben der Bodhisattvas eigentlich verfließt in Gemeinschaft mit den in der kosmischen Mondenfestung lebenden Wesenheiten. Da liegen die Quellen ihrer Kraft, da liegen die Quellen ihrer Gedanken. Und sie waren es, die dann den Menschen Führer waren, ihnen den Übergang möglich gemacht haben durch das, was sie auf Erden sie lehrten, so daß die Menschen die Kraft hatten, als sie an das Ende der Mondenregion kamen, in die Sonnenregion überzugehen.

Wir werden nun in den nächsten Vorträgen sehen, wie das im Laufe der Menschheitsentwickelung auf Erden eben unmöglich geworden ist, und wie vom Sonnenwesen selber hat herunterkommen müssen das Christus-Wesen, um das Mysterium von Golgatha zu vollbringen, damit der Mensch durch seine Christus-Lehre, durch die Lehre von dem Mysterium von Golgatha auf der Erde die starke Kraft empfängt, den Übergang aus der Seelenwelt in das Geisterland, aus der Mondenregion in die Sonnenregion zu gewinnen.“ (Lit.:GA 227, S. 237f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. vgl. dazu auch die Ausführungen von Hella Wiesberger in (Lit.:GA 264, S. 251)