Brahman (Philosophie)

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Brahman (Sanskrit, n., ब्रह्मन, brahman) bezeichnet in der hinduistischen Philosophie die kosmische Weltenseele und ist ident mit der höchsten Gottesvorstellung. Im Rigveda bedeutet Brahman noch „Kraft“, in der Upanishaden-Zeit wandelt sich die Bedeutung in „kosmische Kraft“. Brahman ist dabei wohl zu unterscheiden von der Gottheit Brahma, die gemeinsam mit Vishnu und Shiva die hinduistische Trimurti bildet.

Im Zeitalter der Upanishaden (750-500 v. Chr.) werden Brahman und Atman als Wesenseinheit begriffen, die das wahre Wesen der Welt repräsentiert. Dieses Eine wird universell als Brahman, im Einzelnen als Atman erkannt.

So heißt es:

„Dieser ist mein Atman im inneren Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern. Dieser ist mein Atman im inneren Herzen größer als die Erde, größer als der Himmel, größer als die Welten. […] Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, dies All in sich Fassende, Wortlose, Achtlose, dieser ist meine Seele im inneren Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier abscheidend eingehen. Wem solches ward, fürwahr, für den gibt es keinen Zweifel.“ (Lit.: Chandogya-Upanishad (3.14))

Ein zentraler Satz der Upanishaden lautet: Tat tvam asi, „Das bist du“. Er drückt die Einheit des Menschen mit dem Brahman aus.

Brahman ist ein unpersönliches Konzept vom Göttlichen, das keinen Schöpfer und keinen Lenker beinhaltet, ein Urgrund des Seins, ohne Anfang und ohne Ende. Brahman ist nicht definierbar in Raum und Zeit. Obwohl attributlos wird es doch als Sat-Chit-Ananda (Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit) beschrieben. Es ist auch das Unsterbliche, das über den Göttern steht. Im hinduistischen Glaubensleben manifestieren die jeweiligen bevorzugt verehrten Götter das höchste Brahman. So stellt für Anhänger von Shiva dieser das Brahman dar, für Anhänger der Göttin eine ihrer Formen, während Vishnu-Verehrer diesen als das höchstes Brahman betrachten.

Im Brahmanismus, dem Vorläufer des Hinduismus, spielte die Brahman-Atman Lehre die zentrale Rolle. Im Vedanta wurde dies später weiterentwickelt.

Eine häufige und historisch eminent wichtige Verwechslung ist die zwischen den Bezeichnungen Brahman (neutral) und dem männlich gedachten Schöpfergott Brahma. In der Literatur kommt es zu vielerlei irreführenden Behauptungen nur auf Grund dieser Verwechslung, zumal diese unterschiedlichen Begriffe im Sanskrit auch ähnlich dekliniert werden.

Siehe auch

Literatur

  • Erich Frauwallner: Geschichte der indischen Philosophie, Otto Müller Verlag, Salzburg 1953
  • A. Ronald Sequeira: Die Philosophien Indiens, ein-FACH-Verlag, Aachen 1996


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