Lotosblumen

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Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera) im botanischen Garten von Adelaide, Australien.
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Lotosblumen oder Chakren (von Sanskrit, m., चक्र, cakra, [ʧʌkɽʌ], wörtl.: „Rad, Diskus, Kreis“) sind Organe des Astralleibs bzw. Seelenorgane, die der Wahrnehmung der Seelenwelt dienen. Dem hellsichtigen Blick zeigen sie sich in kreisrunder, blütenartiger Form, was ihren Namen rechtfertigt. Beim heutigen Menschen stehen sie still, können aber durch geistige Schulung in Bewegung gesetzt werden. Beim fortgeschrittenen Geheimschüler drehen sie sich im Uhrzeigersinn und eröffnen ihm dadurch den Blick in die geistige Welt. Das moderne Hellsehen ist dabei mit strenger Gedankenkontrolle verbunden.

Beim Atlantier waren die Lotosblumen noch beweglich, beim Lemurier sogar sehr heftig bewegt, drehten sich aber gegen den Uhrzeigersinn. Das ist auch bei heutigen Medien mit atavistischem Hellsehen der Fall. Das Hellsehen der Medien ist allerdings ein unbewusstes, das keiner Gedankenkontrolle unterliegt (Lit.: GA 94, S. 173).

Als Chakra oder Sudarshana Chakra (skrt. सुदर्शन चक्र sudarśana cakra ; deutsch etwa: „leicht sichtbares Rad“ oder „glückverheißendes Rad“) wird auch die Wurfscheibe des hinduistischen Gottes Vishnu bezeichnet, die neben der Keule (gada), dem Muschelhorn (shankha) und dem Lotos (padma) eine seiner vier wesentlichen Insignien ist. Basierend auf dem Rigveda gilt im Hinduismus, Buddhismus und Sikhismus der rotierende Diskus als Symbol für das Rad der Zeit, für die in immer wiederkehrenden Zyklen verlaufende Zeit, auch Kalachakra genannt[1].

Das System der 7 Lotosblumen

Siehe auch: Lotosbaum

Es gibt sieben Hauptchakren und darüber hinaus noch zahlreiche Nebenchakren, z. B. in den Händen, in denen sich die 7 Hauptchakren auf besondere Weise widerspiegeln. Das gesamte, eng miteinander vernetzte System der Haupt- und Nebenchakren bildet den sog. Lotosbaum. Er entspricht dem Bodhibaum, unter dem der Buddha seine Erleuchtung empfing, aber auch dem von Christus verfluchten Feigenbaum, womit angedeutet werden sollte, dass die Zeit des atavistischen Hellsehens abgelaufen ist. Auch der Prophet Mohammed empfing seine Offenbarung durch den Erzengel Gabriel „beim Lotusbaum am äußersten Ende, an dem das Paradies der Geborgenheit liegt.“ (Koran 53,13-14)

Hauptchakren

Die 7 hauptsächlichen Chakren des Menschen.

In seinen Vorträgen "Populärer Okkultismus" beschrieb Rudolf Steiner das System der sieben hauptsächlichen Lotosblumen wie folgt:

„Man unterscheidet sieben solcher astralen Organe. Die erste, die zweiblättrige Lotusblume, ist in der Gegend der Nasenwurzel; die zweite, die sechzehnblättrige, liegt in der Höhe des Kehlkopfes; die dritte, die zwölfblättrige, in der Höhe des Herzens; die vierte, die acht- bis zehnblättrige, in der Nähe des Nabels; die fünfte, die sechsblättrige, etwas tiefer unten; die sechste, die vierblättrige, noch weiter unten, die Swastika, die mit allem, was Befruchtung ist, zusammenhängt; von der siebenten kann nicht ohne weiteres gesprochen werden. Diese sechs Organe haben für die seelische Welt dieselbe Bedeutung wie die physischen Sinne für die Wahrnehmung der Sinnenwelt. Ein Bild dafür ist die sogenannte Swastika. Durch die genannten Übungen werden sie zuerst heller, dann beginnen sie sich zu bewegen. Beim heutigen Menschen sind sie unbeweglich, beim Atlantier waren sie noch beweglich, beim Lemurier noch sehr lebhaft bewegt. Aber sie drehten sich damals in entgegengesetzter Richtung als heute beim okkult Entwickelten, wo sie sich in der Richtung des Uhrzeigers drehen. Eine Analogie zu dem traumhaft hellseherischen Zustand der Lemurier ist die Tatsache, daß sich auch bei den heutigen Medien mit atavistischem Hellsehen noch immer die Lotusblumen in der Richtung drehen, wie einst in der atlantischen und lemurischen Zeit, nämlich gegen den Uhrzeiger. Das Hellsehen der Medien ist ein unbewußtes, ohne Gedankenkontrolle, das des echten Hellsehers aber bewußt und von den Gedanken genau überwacht. Die Mediumschaft ist sehr gefährlich, die gesunde Geheimschulung aber gänzlich ungefährlich.“ (Lit.:GA 94, S. 173)

In der orientalischen Überlieferung wird die siebente Lotosblume, von der Rudolf Steiner hier nicht weiter spricht, weitgehend übereinstimmend als tausendblättrige Lotosblume bezeichnet. Sie liegt als Scheitelchakra in der Nähe der Zirbeldrüse. Ihre Tätigkeit offenbart sich in der Kopfaura des Menschen, im Heiligenschein.

„Man sollte sich diese Organe nicht wie etwas vorstellen, das in der Vorstellung seines sinnlichen Bildes ein Abdruck seiner Wirklichkeit hat. Diese Organe sind eben übersinnlich und bestehen in einer bestimmt geformten Seelenbetätigung; und sie bestehen nur insofern und so lange, als diese Seelenbetätigung geübt wird. Etwas, was sich als Sinnenfälliges anschauen läßt, ist mit diesen Organen so wenig am Menschen, als irgendein «Dunst» um ihn ist, wenn er denkt. Wer sich das Übersinnliche durchaus sinnlich vorstellen will, gerät eben in Mißverständnisse.“ (Lit.:GA 13, S. 345)

Nicht indischen Ursprungs ist die Zuordnung der Regenbogenfarben zu den Chakren, die erst 1927 von Charles W. Leadbeater in seinem Buch «Die Chakras» eingeführt wurde.

Handchakren

Siehe auch: Hand

Die Handchakren sind bedeutsame Nebenchakren. Durch sie können die sieben Hauptchakren einerseits auf sehr differenzierte Weise ihre besonderen Qualitäten austrahlen, anderseits auch feine Impulse von außen empfangen und wahrnehmbar machen. Es gibt - soweit bekannt - keine Angaben Rudolf Steiners, wie sich die 7 Hauptchakren auf den inneren Handflächen widerspiegeln. Allgemein wird davon ausgegangen, dass das Wurzelchakra vornehmlich auf der Innenseite des Handgelenks zum Ausdruck kommt, und das Kronenchakra in der Mitte der Handfläche. Die restlichen 5 Chakren werden meist grob den fünf Fingern zugeordnet, allerdings nicht immer in übereinstimmender Weise. Das ist auch wenig verwunderlich, da das Chakren-System in Wahrheit noch wesentlich differenzierter ist. Jeder Finger empfängt Wirkungen von allen 7 Hauptchakren, von denen er situationsbedingt eine mehr und andere weniger zum Ausdruck bringt. Eine starre Zuordnung wird dem lebendigen Wesen der Hände nicht gerecht, weshalb auch hier darauf verzichtet wird.

Die Hände des Menschen sind in aufsteigender Entwicklung begriffen. Sie sind dazu bestimmt, auf dem neuen Jupiter zu neuen Denkorganen zu werden (Lit.:GA 156, S. 80ff). Schon heute sind sie überaus feine sensitive Empfindungsorgane. Häufiges Händewaschen fördert diese subtile Empfindungsfähigkeit der Hände. Darüber hinaus sind sie auch subtile Denkorgane für das Schicksal, das Karma (Lit.:GA 181, S. 94ff).

Für den hellsichtigen Blick erscheinen die Hände als ganz besonders wundervolle Gebilde. Sie senden ätherische Strahlungen aus durch die Finger, den Handrücken und insbesondere auch durch die inneren Handflächen, die bei geistig entsprechend hochentwickelten Menschen durchaus eine belebende, heilende Wirkung haben können. Dabei spielen auch die Handchakren eine wesentliche Rolle. Das ist die reale Grundlage des Segnens und Handauflegens.

Fußchakren

Die Fußchakren spiegeln auf den Fußsohlen ähnlich wie die Handchakren auf den Handinnenflächen alle sieben Hauptchakren wider, so etwa im Fersenbereich das Wurzelchakra, in der Mitte der Fußsohle das Herzchakra und im oberen Zehenbereich das Kronenchakra.

Lotosblumen und ätherisches Vorgrat

Das ätherische Vorgrat, Zeichnung aus GA 266/2, S. 119
Hauptartikel: Ätherisches Vorgrat

Das ätherische Vorgrat, von Rudolf Steiner gelegentlich auch als elementarisches Rückgrat bezeichnet (Lit.:GA 147, S. 65f), ist ein ätherisches Organ, das künftig als Gegenpart und Ergänzung zum Rückgrat, mit dem es sich später zu einem geschlossenen System verbinden wird, an der Vorderseite des Menschen ausgebildet wird. Es bildet so gleichsam eine Art von zweiter, allerdings rein ätherischer Wirbelsäule. Durch geistige Schulung, wenn sie in richtiger Weise erfolgt, wird diese Entwicklung heute schon bis zu einem gewissen Grad vorweggenommen (Lit.: GA 266b, S. 119).

Das Vorgrat, das vorne vom Kopf aus heruntergeht, wird durch die gemeinsame Tätigkeit der Epiphyse und der Hypophyse organisiert und kündigt sich heute schon im der Kette der Lotosblumen an, die allerdings keine ätherischen, sondern astrale Organe sind. Diese Seelenorgane, die sich im Astralleib durch die Meditation ausbilden und aktiviert werden, drücken sich im Ätherleib ab und bilden so allmählich das Vorgrat aus. Es liegt hinter dem Brustbein, das der Mensch im 7. nachatlantisches Zeitalter, wenn das Vorgrat zur Reife gelangt, allerdings nicht mehr haben wird. (Lit.:GA 224, S. 40f)

Bedeutung der moralischen Entwicklung

Ist die moralische Entwicklung ungenügend, so wird das elementarische Rückgrat und das System der Lotosblumen sehr leicht zu einem Angriffspunkt der Widersachermächte. Die luziferischen Mächte drängen dabei mehr von außen heran und ergreifen das astralische System der Lotosblumen, während die ahrimanischen Mächte das ätherische Vorgrat ergreifen. Das System der Lotusblumen wird dadurch mit dem ätherischen Vorgrat zusammenschnürt und der Mensch gleichsam in sich gefesselt. Dadurch wird ein Grad von Egoismus, Machtgelüsten und Liebe zur Täuschung ausgebildet, der ganz undenkbar ist, wenn der Mensch ohne geistige Schulung fest in der physischen Welt stehenbleibt.

„So wie schon erwähnt worden ist, daß dasjenige, was – in geistiger Art entwickelt – zu hohen Tugenden in der geistigen Welt führen kann, wenn man es in die Sinneswelt hinunterströmen läßt, zu den stärksten Lastern führen kann, so ist es auch in bezug auf die Lotusblumen und das elementarische Rückgrat. Es ist auch möglich, daß man durch gewisse Verrichtungen die Lotusblumen und auch das elementarische Rückgrat erweckt, ohne daß man moralische Festigkeit sucht, aber kein gewissenhafter Hellseher wird das anempfehlen. In dem Augenblick, wo man die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, kommt man in ganz anderer Weise, als man ihnen in der physisch-sinnlichen Welt gegenübertritt, in die Nähe der luziferischen und ahrimanischen Wesen. Und man erlebt das Eigentümliche, sobald man die Schwelle überschritten hat, das heißt, sobald man Lotusblumen und ein Rückgrat hat, daß man sogleich die luziferischen Mächte herankommen sieht. Diese haben das Bestreben, die Blätter der Lotusblüten zu ergreifen. Sie strecken die Fangarme aus nach unseren Lotusblüten, und man muß in der richtigen Weise sich entwickelt haben, damit man diese Lotusblüten zur Erfassung der geistigen Vorgänge verwendet, und daß sie einem nicht erfaßt werden von luziferischen Mächten. Dies ist aber nur möglich, wenn man mit Befestigung der moralischen Kräfte in die geistige Welt hinaufsteigt. Ich habe schon angedeutet, daß in der physisch-sinnlichen Welt die ahrimanischen Kräfte mehr von außen, die luziferischen mehr von innen in der Seele an den Menschen herankommen. In der geistigen Welt ist es umgekehrt: da kommen die luziferischen Wesenheiten von außen und wollen die Lotusblumen ergreifen, und die ahrimanischen Wesenheiten kommen von innen und setzen sich fest in dem elementarischen Rückgrat. Und jetzt schließen, wenn man nicht in Moraliät hinaufgestiegen ist in die geistige Welt, einen merkwürdigen Bund miteinander die ahrimanischen und die luziferischen Mächte. Wenn man mit Ehrgeiz, Eitelkeit, mit Machtgelüsten, mit Stolz hinaufgestiegen ist, dann gelingt es Ahriman und Luzifer miteinander einen Bund zu schließen. Ich werde zwar ein Bild gebrauchen für das, was dann Luzifer und Ahriman tun, aber dieses Bild entspricht der Wirklichkeit. Luzifer und Ahriman knüpfen die Blätter der Lotusblumen an das elementarische Rückgrat an. Alle Blätter der Lotusblumen werden mit dem elementarischen Rückgrat zusammengebunden, der Mensch wird in sich selber zusammengeschnürt, in sich selber gefesselt durch seine entwickelten Lotusblumen und durch sein elementarisches Rückgrat. Und das hat zur Folge, daß ein Grad von Egoismus und Grad von Liebe zur Täuschung eintritt, die ganz undenkbar sind, wenn der Mensch in der physischen Welt nur stehenbleibt.“ (Lit.:GA 147, S. 65f)

Die Ausbildung des Vorgrates ist verwandt dem Prozess der Gedächtnisbildung. Diese beruht darauf, daß einerseits ein Strom ätherisierten Blutes vom Herzen aufströmt und die Zirbeldrüse umspielt, die diese Kräfte nun wie feine Lichtstrahlen aussendet. Anderseits strömt mit der Lymphflüssigkeit aus dem unteren Organismus ein zweiter Ätherstrom aufwärts bis zur Hypophyse. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen diesen beiden Strömungen ausgleicht und das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus aufgenommen wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste Inkarnation aufgespeichert werden. Bei der herkömmlichen wird Gedächtnisbildung das, was zunächst dem Ätherleib eingeprägt wird, bis an den physischen Leib weitergereicht. Bei der geistigen Schulung geschieht das nicht. Da bleiben alle Kräfte im Ätherleib, werden verstärkt und machen dadurch den Ätherleib zum geeigneten lebendigen Spiegelungsorgan, durch das die Erlebnisse der Lotosblumen bewußt werden können.

Die Lotosblumen als geistige Wahrnehmungsorgane

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„Die geistig-seelischen Organe, die Lotusblumen, bilden sich so, daß sie dem übersinnlichen Bewußtsein an dem in Schulung befindlichen Menschen wie in der Nähe bestimmter physischer Körperorgane erscheinen. Aus der Reihe dieser Seelenorgane sollen hier genannt werden: dasjenige, das wie in der Nähe der Augenbrauenmitte erfühlt wird (die sogenannte zweiblättrige Lotusblume), dasjenige in der Gegend des Kehlkopfes (die sechzehnblättrige Lotusblume), das dritte in der Herzgegend (die zwölfblättrige Lotusblume), das vierte in der Gegend der Magengrube. Andere solche Organe erscheinen in der Nähe anderer physischer Körperteile. (Die Namen «zwei-» oder «sechzehnblättrig» können gebraucht werden, weil die betreffenden Organe sich mit Blumen mit entsprechender Blätterzahl vergleichen lassen.)

Die Lotusblumen werden an dem astralischen Leibe bewußt. In dem Zeitpunkte, in dem man die eine oder die andere entwickelt hat, weiß man auch, daß man sie hat. Man fühlt, daß man sich ihrer bedienen kann und daß man durch ihren Gebrauch in eine höhere Welt wirklich eintritt. Die Eindrücke, welche man von dieser Welt erhält, gleichen in mancher Beziehung noch denen der physisch-sinnlichen. Wer imaginativ erkennt, wird von der neuen höheren Welt so sprechen können, daß er die Eindrücke als Wärme- oder Kälteempfindungen, Ton- oder Wortwahrnehmungen, Licht- oder Farbenwirkungen bezeichnet. Denn wie solche erlebt er sie. Er ist sich aber bewußt, daß diese Wahrnehmungen in der imaginativen Welt etwas anderes ausdrücken als in der sinnlich-wirklichen. Er erkennt, daß hinter ihnen nicht physisch-stoffliche Ursachen, sondern seelisch-geistige stehen. Wenn er etwas wie einen Wärmeeindruck hat, so schreibt er diesen nicht zum Beispiel einem heißen Stück Eisens zu, sondern er betrachtet ihn als Ausfluß eines seelischen Vorganges, wie er ihn bisher nur in seinem seelischen Innenleben gekannt hat. Er weiß, daß hinter den imaginativen Wahrnehmungen seelische und geistige Dinge und Vorgänge stehen, wie hinter den physischen Wahrnehmungen stofflich-physische Wesen und Tatsachen. — Zu dieser Ähnlichkeit der imaginativen mit der physischen Welt kommt aber ein bedeutsamer Unterschied hinzu. Es ist etwas in der physischen Welt vorhanden, was in der imaginativen ganz anders auftritt. In jener kann beobachtet werden ein fortwährendes Entstehen und Vergehen der Dinge, ein Wechsel von Geburt und Tod. In der imaginativen Welt tritt an Stelle dieser Erscheinung eine fortdauernde Verwandlung des einen in das andere. Man sieht zum Beispiel in der physischen Welt eine Pflanze vergehen. In der imaginativen zeigt sich in demselben Maße, in dem die Pflanze dahinwelkt, das Entstehen eines andern Gebildes, das physisch nicht wahrnehmbar ist und in welches sich die vergehende pflanze allmählich verwandelt. Wenn nun die Pflanze dahingeschwunden ist, so ist dieses Gebilde an ihrer Stelle voll entwickelt da. Geburt und Tod sind Vorstellungen, welche in der imaginativen Welt ihre Bedeutung verlieren. An ihre Stelle tritt der Begriff von Verwandlung des einen in das andere. — Weil dies so ist, deshalb werden für das imaginative Erkennen jene Wahrheiten über die Wesenheit des Menschen zugänglich, welche in diesem Buche in dem Kapitel «Wesen der Menschheit» mitgeteilt worden sind. Für das physisch-sinnliche Wahrnehmen sind nur die Vorgänge des physischen Leibes wahrnehmbar. Sie spielen sich im «Gebiete von Geburt und Tod» ab. Die andern Glieder der Menschennatur: Lebensleib, Empfindungsleib und Ich stehen unter dem Gesetze der Verwandlung, und ihre Wahrnehmung erschließt sich der imaginativen Erkenntnis. Wer bis zu dieser vorgeschritten ist, nimmt wahr, wie sich aus dem physischen Leibe gleichsam herauslöst dasjenige, was mit dem Hinsterben in anderer Daseinsart weiterlebt.“ (Lit.:GA 13, S. 258ff)

So wie für die sinnliche Wahrnehmung physische Sinnesorgane nötig sind, bedarf es zur geistigen Wahrnehmung seelischer Wahrnehmungsorgane. Im gegenwärtigen Entwicklungszustand der Menschheit sind sie während unseres irdischen Lebens nicht aktiv. Wenn der Mensch mit dem Tod seinen physischen Leib - und damit auch seine physischen Sinne - ablegt, beginnen sie zu erwachen. Sie können aber auch während des Erdendaseins durch gezielte geistige Schulung in Tätigkeit gesetzt werden:

„Diese Organe sind die sieben Lotusblumen, Chakrams. So entsteht an der Nasenwurzel, zwischen den Augenbrauen die zweiblättrige Lotusblume. Hellsehende Künstler haben das gewußt und ihren Kunstwerken das Symbol dafür gegeben: Michelangelo bildete seinen «Moses» mit zwei Hörnern. Die Lotusblumen sind in folgender Weise verteilt:

die sechzehnblättrige Lotusblume in der Nähe des Kehlkopfes,
die zwölfblättrige Lotusblume in der Nähe des Herzens,
die acht- oder zehnblättrige Lotusblume in der Nähe der Magengrube,
eine sechs- und eine vierblättrige sind weiter unten.

Diese astralen Organe sind beim gewöhnlichen heutigen Menschen kaum angedeutet zu sehen, aber wenn er hellsehend wird, oder im Trancezustand, treten sie scharf hervor in lebhaften, leuchtenden Farben und bewegen sich.

In dem Augenblick, wo die Lotusblumen sich bewegen, nimmt der Mensch in der Astralwelt wahr. Der Unterschied zwischen physischen und astralen Organen besteht darin, daß die physischen Sinnesorgane des Menschen passiv sind; sie lassen alles von außen auf sich einwirken. Auge, Ohr und so weiter sind zunächst im Zustande der Ruhe, sie müssen warten, bis ihnen etwas geboten wird, Licht, Töne und so weiter. Die geistigen Organe sind im Gegensatz dazu aktiv, sie umfassen klammerartig den Gegenstand. Diese Tätigkeit kann aber erst dann erwachen, wenn die Kräfte des Astralleibes nicht anderweitig, gebraucht werden; dann aber strömen sie in die Lotusblumen ein. Auch in Kamaloka, solange die niederen Teile des Astralleibes noch mit dem Menschen verbunden sind, findet immer noch eine Trübung statt. Wenn aber der astrale Leichnam abgestoßen ist und nur das dauernd Erworbene zurückbleibt, also an der Pforte von Devachan, dann sind diese astralen Sinnesorgane zu voller Tätigkeit erwacht, und im Devachan lebt der Mensch in hohem Maße bewußt mit diesen Sinnesorganen.“ (Lit.:GA 95, S. 42f)

Die selben astralischen Kräfte, die in der Nacht im Schlaf den physischen Leib und den Ätherleib wieder erfrischen, gebraucht der Geistesschüler, um seine astralen Sinnesorgane auszubilden und zu aktivieren. Er zieht dazu einen Teil dieser Kräfte von seinen unteren leiblichen Wesengliedern ab und formt sie zu geistigen Wahrnehmungsorganen um. Erfolgreich wird er dabei nur sein, wenn er seinem ganzen Leben einen rhythmischen Verlauf gibt. Rhythmus erspart Kraft!

„Hat der Mensch diesen devachanischen Zustand erlangt, dann fangen die Lotusblumen, die Chakrams oder Räder, an gewissen Stellen im Astralleib an, sich wie der Zeiger einer Uhr von links nach rechts zu drehen. Sie sind die Sinnesorgane des Astralleibes, aber ihr Wahrnehmen ist ein aktives. Das Auge zum Beispiel ist in Ruhe, es läßt das Licht in sich hereinkommen und nimmt es dann wahr. Dagegen nehmen die Lotusblumen erst dann wahr, wenn sie sich bewegen, wenn sie einen Gegenstand umfassen. Die durch das Drehen der Lotusblumen erregten Schwingungen bewirken dann eine Berührung der Astralmaterie, und so entsteht die Wahrnehmung auf dem Astralplan.

Welches sind nun die Kräfte, welche die Lotusblumen ausbilden? Woher kommen diese Kräfte? Wir wissen, daß während des Schlafes die verbrauchten Kräfte des physischen und ätherischen Körpers von dem Astralleibe wieder ersetzt werden; durch seine Regelmäßigkeit kann er im Schlafe Unregelmäßigkeiten des physischen und ätherischen Leibes ausgleichen. Diese Kräfte aber, welche zur Überwindung der Ermüdung verwendet werden, sind es, die die Lotusblumen ausbilden. Ein Mensch, der seine okkulte Entwickelung anfängt, entzieht also dadurch eigentlich seinem physischen und ätherischen Leibe Kräfte. Würden diese Kräfte dauernd dem physischen Leibe entzogen werden, so müßte der Mensch erkranken, ja, es würde sogar eine völlige Erschöpfung eintreten. Will er sich also physisch und moralisch nicht schädigen, so muß er diese Kräfte durch etwas anderes ersetzen.

Man muß eingedenk sein einer allgemeinen Weltregel: Rhythmus ersetzt Kraft! Das ist ein wichtiger okkulter Grundsatz. Heute lebt der Mensch höchst unregelmäßig, namentlich im Vorstellen und Handeln. Ein Mensch, der bloß die zerstreuende Außenwelt auf sich einwirken ließe und mitmachen würde, könnte dieser Gefahr, in die sein physischer Leib durch die okkulte Entwickelung wegen der Kraftentziehung gestürzt wird, nicht entgehen. Deshalb muß der Mensch daran arbeiten, daß Rhythmus in sein Leben hineinkommt. Natürlich kann er es nicht so einrichten, daß ein Tag wie der andere verläuft. Aber eines kann er tun: gewisse Tätigkeiten kann er ganz regelmäßig ausführen, und das muß nun derjenige tun, der eine okkulte Entwickelung durchmacht. So zum Beispiel sollte er jeden Morgen Meditations- und Konzentrationsübungen zu einer von ihm selbst festgesetzten Zeit verrichten. Rhythmus kommt auch durch eine Abendrückschau über den Tag in sein Leben hinein. Kann man dann noch andere Regelmäßigkeiten einführen, so ist dies um so besser, denn so läuft alles sozusagen im Sinne der Weltgesetze ab. Das ganze Weltensystem verläuft ja rhythmisch. Alles in der Natur ist Rhythmus: der Gang der Sonne, der Verlauf der Jahreszeiten, von Tag und Nacht und so weiter. Die Pflanzen wachsen rhythmisch. Allerdings, je höher wir steigen, desto weniger prägt sich der Rhythmus aus, aber selbst bei den Tieren kann man noch einen gewissen Rhythmus wahrnehmen. Das Tier begattet sich zum Beispiel noch zu regelmäßigen Zeiten. Nur der Mensch kommt in ein unrhythmisches, chaotisches Leben hinein: die Natur hat ihn entlassen.

Dieses chaotische Leben muß er nun ganz bewußt wiederum rhythmisch gestalten, und um das zu erreichen, werden ihm bestimmte Mittel an die Hand gegeben, durch die er diese Harmonie, diesen Rhythmus in seinen physischen und ätherischen Leib hineinbringen kann. Nach und nach werden alsdann diese beiden Körper in solche Schwingungen versetzt, daß sie sich beim Heraustreten des Astralleibes selbst korrigieren. Wenn sie bei Tage auch aus dem Rhythmus herausgetrieben werden, so drängen sie in der Ruhe von selbst wieder in die richtige Bewegung.“ (Lit.:GA 95, S. 111ff)

Neben der Meditation tragen vor allem auch die sechs Nebenübungen zur richtigen Ausbildung der Lotosblumen, namentlich des Herzchakras, bei.

Imagination, Inspiration, Intuition

Wenn sich die Tätigkeit der zweiblättrigen Lotosblume nach innen wendet, entsteht die Fähigkeit zur äußeren, sinnlichen Wahrnehmung. Wenden sich ihre „astralischen Fangarme“ nach außen, entsteht die Imagination. Nach innen gewendet ermöglicht die sechzehnblättrige Lotosblume das Gefühl, nach außen gewendet die Inspiration. Die nach innen wahrnehmende zwölfblättrige Lotosblume ermöglicht die Gedankenbildung, nach außen zu die Intuition. Wenn sich die noch tiefer gelegenen Lotosblumen nach innen wenden, enstehen noch feinere Seelentätigkeiten. Am Ende dieser Reihe stehen nicht mir die bloßen Gedanken, sondern die ganz reinen, logischen Gedanken.

nach innen nach außen Lotosblume
Sinneswahrnehmung, Vorstellung Imagination Zweiblättrige Lotosblume
Gefühl Inspiration Sechzehnblättrige Lotosblume
Gedankenbildung Intuition Zwölfblättrige Lotosblume

„Wenn Sie nun in der Lage sind, ohne daß eine äußere Veranlassung da ist, Ihre astralischen Fangarme herauszustrecken, so tritt das ein, was man im höheren Sinne das geistige Wahrnehmen nennen kann. Es bilden sich die eigentlichen geistigen Wahrnehmungsorgane. In dem Augenblick, wo der Mensch die Fähigkeit erlangt, nicht nur mit seiner Aufmerksamkeit das System der Obertöne zurückzuschieben[2], sondern wo er an einer gewissen Stelle des Vorderhirns - zwischen den Augenbrauen - seine astralische Substanz herausschieben kann wie zwei Fangarme, da bildet er an dieser Stelle das, was man die zweiblättrige Lotusblume nennt, das erste geistige Organ, was man auch nennen kann den imaginativen Sinn... Und in demselben Maße, als der Mensch immer fähiger und fähiger wird, so aus sich selbst heraus, ohne daß er durch die Außenwelt gezwungen wird, seine astralische Substanz herauszustrecken, in demselben Maße bildet er weitere höhere Sinne aus. In der Gegend des Kehlkopfes bildet er aus durch diese Arbeit einen sehr komplizierten Sinn, die sechzehnblättrige Lotusblume, den inspirierenden Sinn; weiter in der Herzgegend den Sinn, den man auch den intuitiven Sinn nennen kann, die zwölfblättrige Lotusblume, und dann noch weitere höhere Sinne, die man aber nun, weil man da ins rein Geistige kommt, nicht mehr Sinn nennen kann im gewöhnlichen Sinne. Es genügt ja, daß wir zu den physischen, eigentlichen Sinnen hinzuzufügen haben den imaginativen Sinn, den inspirierenden Sinn und den intuitiven Sinn.

Nun fragen wir uns: Sind nun diese drei Sinne nur tätig im hellsichtigen Menschen oder gibt es auch beim gewöhnlichen Menschen etwas, was er als eine Tätigkeit dieser Sinne auffassen kann? - Ja, auch beim gewöhnlichen Menschen gibt es etwas, was als eine Tätigkeit dieser Sinne aufzufassen ist, des imaginativen, des inspirierenden und des intuitiven Sinnes. Wenn Sie genau aufgefaßt haben, wie diese Sinne beim hellsichtigen Menschen wirken, so werden Sie sich sagen, sie wirken, indem sie sich wie Fangarme nach außen erstrecken. Beim gewöhnlichen Menschen sind sie auch vorhanden, nur mit dem Unterschiede, daß sie sich da nicht nach außen, sondern daß sie sich nach innen strecken. Genau an der Stelle, wo die zweiblättrige Lotusblume beim hellsichtigen Menschen entsteht, da ist beim gewöhnlichen Menschen etwas vorhanden wie zwei solcher Fangarme, die nach innen gehen, die sich nur in der Gegend des Vorderhirns kreuzen. So wendet das gewöhnliche Bewußtsein einfach diese Fangarme, statt wie beim hellsichtigen Menschen nach außen, nach innen.

Dasjenige, was hier vorliegt, kann ich Ihnen nur durch einen Vergleich klarmachen. Sie müßten viel meditieren, wenn Sie über den Vergleich hinauskommen wollten zur Tatsache. Denn eine Tatsache ist es. Sie brauchen sich nur klarzumachen, daß der Mensch das, was er außer sich hat, sieht, und das, was er in sich hat, nicht sieht. Keiner hat noch sein eigenes Herz oder Gehirn gesehen. So ist es auch im Geistigen. Die Organe werden nicht nur nicht gesehen, sondern sie werden auch nicht bewußt, und sie können daher auch nicht angewendet werden. Aber sie wirken. Dadurch, daß etwas nicht bewußt ist, ist es noch nicht untätig. Das Bewußtsein entscheidet nicht über die Wirklichkeit. Sonst müßte alles dasjenige, was um uns ist in dieser Stadt Berlin und was Sie jetzt nicht sehen, nicht da sein. Allerdings ist das eine Logik, wonach diejenigen gehen, welche die höheren Welten ableugnen, weil sie sie nicht sehen. Tätig sind diese Sinne, aber ihre Tätigkeit richtet sich nach innen. Und diese Wirkung der Tätigkeit nach innen nimmt jetzt der Mensch wahr. Wie nimmt er sie wahr? Indem sich der imaginative Sinn nach innen ergießt, entsteht das, was man im gewöhnlichen Leben die Empfindung irgendeiner Sache nennt, die äußere Empfindung, die äußere Wahrnehmung. Daß Sie die Dinge draußen sehen, das beruht darauf, daß nach innen hinein dieser Sinn arbeitet. Was Sie nach draußen als Empfindung, als Wahrnehmung haben, das können Sie nur dadurch haben, daß dasjenige in Sie hineinarbeitet, was im imaginativen Sinn zum Vorschein kommt. Unterscheiden Sie aber wohl, was hier Empfindung genannt ist, von dem, was zum Beispiel ein Ton ist. Es ist noch etwas anderes, einen Ton zu hören, eine Farbe zu sehen, oder eine Empfindung dabei zu haben. Eine Farbe zu sehen und zu sagen, sie ist rot, ist etwas anderes, als die Empfindung dabei zu haben: sie ist schön oder häßlich, angenehm oder unangenehm im unmittelbaren Eindruck.

Auch der inspirierende Sinn ergießt seine Tätigkeit nach innen, und durch diese Tätigkeit entsteht das, was nun eine kompliziertere Empfindung ist: das Gefühl. Das ganze Gefühlsleben, das mehr Innerlichkeit hat als das bloße Empfindungsleben, ist eine Tätigkeit des inspirierenden Organes, das nur nach innen tätig ist statt nach außen. Und wenn der intuitive Sinn sich nach innen ergießt, dann entsteht das, was wir eigentlich jetzt das Denken nennen, das Gedankenbilden. Das ist der Erfolg der Tätigkeit des intuitiven Sinnes nach innen. Zuerst hat der Mensch eine Empfindung von der Sache, dann kommt das Gefühl, und zuletzt bildet er sich seine Gedanken darüber.

Damit werden Sie gesehen haben, daß wir aus dem Sinnesleben bereits hineingestiegen sind in das Seelenleben. Wir haben von außen, aus der Sinnenwelt heraus, im Menschen selber die Seele ergriffen in Empfindungen, in Gefühlen, in Gedanken. Wenn wir nun weitergehen würden und die höheren Sinne, die wir nun nicht mehr gut Sinne nennen können, die den andern Lotusblumen entsprechen, in ihrer Wirkung nach innen betrachten, so würden wir das gesamte höhere Seelenleben finden. Wenn zum Beispiel die im Organismus weiter unten gelegene achtblättrige oder die zehnblättrige Lotusblume ihre Tätigkeit nach innen ergießt, dann entsteht eine noch feinere Seelentätigkeit. Und am Ende dieser Reihe finden wir jene allerfeinste Seelentätigkeit, die wir nun nicht mehr mit dem bloßen Gedanken bezeichnen, sondern als den reinen Gedanken, den bloß logischen Gedanken. Das ist das, was hervorgebracht wird durch das Hineinwirken ins Innere des Menschen durch die verschiedenen Lotusblumentätigkeiten.

Wenn nun dieses Hineinarbeiten wiederum aufhört, bloßes Hineinarbeiten zu sein und, wie ich angedeutet habe, anfängt hinauszuarbeiten, wenn also jene Fangarme, die sich sonst nach innen erstrecken, sich überall kreuzen und nach außen sich als Lotusblumen ergießen, dann kommt jene höhere Tätigkeit zustande, durch die wir von der Seele aufsteigen zum Geiste, wo dasjenige, was uns sonst bloß als Innenleben erscheint in Denken, Fühlen und Wollen, nunmehr in der Außenwelt auftritt, getragen von geistigen Wesenheiten.“ (Lit.:GA 115, S. 53ff)

Die Eigenschaften einzelner Lotosblumen

„Das geistige Sinnesorgan, welches sich in der Nähe des Kehlkopfes befindet, macht es möglich, hellseherisch die Gedankenart eines anderen Seelenwesens zu durchschauen, es gestattet auch einen tieferen Einblick in die wahren Gesetze der Naturerscheinungen. – Das Organ in der Nachbarschaft des Herzens eröffnet eine hellseherische Erkenntnis der Gesinnungsart anderer Seelen. Wer es ausgebildet hat, kann auch bestimmte tiefere Kräfte bei Tieren und Pflanzen erkennen. Durch den Sinn in der Nähe der sogenannten Magengrube erlangt man Kenntnis von den Fähigkeiten und Talenten der Seelen; man kann durchschauen, welche Rolle Tiere, Pflanzen, Steine, Metalle, atmosphärische Erscheinungen und so weiter im Haushalte der Natur spielen.

Das Organ in der Nähe des Kehlkopfes hat sechzehn «Blumenblätter» oder «Radspeichen», das in der Nähe des Herzens deren zwölf, das in der Nachbarschaft der Magengrube liegende deren zehn.“ (Lit.:GA 10, S. 84)

Im modernen Yoga werden den Lotosblumen die Regenbogenfarben, bestimmte Laute und Mantren zugeordnet. Die Zuordnung der Vokale entspricht deren natürlichem Sitz. Das Herzchakra wird entweder grün oder in der Komplementärfarbe pfirsichblüt dargestellt.

Die Lotosblumen in der abendländischen Überlieferung

Johann Georg Gichtel, Theosophia practica, 7 Tle., Leiden 1722, "Der gantz irdische natürliche finstere Mensch in Sternen und Elementen"
Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736

Ergänzend sollen hier noch einige Informationen gegeben werden, die sich so nicht im Werk Steiners finden. Das Wissen von den Chakren war durchaus nicht nur auf die morgenländischen Weisen beschränkt, auch in Europa hatten die Eingeweihten davon eine klare Anschauung, wie sie etwa Johann Georg Gichtel, ein Schüler Jakob Böhmes, geschildert hat.

Lotosblumen und Planetensphären

Gichtel setzte die Lotosblumen (allerdings ohne diese namentlich als solche zu bezeichnen) in Beziehung zu den Planetensphären, wobei sich folgende Anordnung ergibt:

Chakra Planet Anzahl der Blätter
Scheitelchakra Saturn 1000-blättrig
Stirnchakra Jupiter 2-blättrig
Halschakra Mars 16-blättrig
Herzchakra Sonne 12-blättrig
Oberbauchchakra Venus 10-blättrig
Sakralchakra Merkur 6-blättrig
Wurzelchakra Mond 4-blättrig

Die Zahl der Blätter der Lotosblumen hängt sehr deutlich mit planetarischen Rhythmen zusammen. So zeigen sich im Wurzelchakra die 4 Mondphasen, im Sakralchakra die drei oberen und die drei unteren Konjunktionen des Merkur (Merkur-Hexagramm) und dem Nabelchakra liegt das Venus-Pentagramm zugrunde. Diese Planetenkräfte wirken übrigens auch bei der Gestaltung äußerer Blütenformen mit: Merkur bei den sechsstrahligen Blüten (Liliengewächse) und Venus bei den fünfstrahligen Blüten (Rosengewächse). Im 12-blättrigen Herzlotos bildet sich der Weg der Sonne durch die 12 Tierkreiszeichen ab.

Zu beachten ist die okkulte Reihenfolge der Planeten (Mond – Merkur – Venus – Sonne – Mars – Jupiter - Saturn), bei der die Planeten Merkur und Venus gegenüber den heutigen Darstellungen nach dem heliozentrischen System vertauscht sind. Gichtel war diese okkulte Reihung ganz offenbar vertraut. Rudolf Steiner hat auch auf diese Vertauschung der Reihenfolge von Merkur und Venus mehrmals sehr nachdrücklich hingewiesen.

Gichtel beschreibt hier die grundlegende und natürliche Zuordnung der Chakren zu den Planetensphären. Tatsächlich bilden die Lotosblumen aber ein ganzheitliches System, in dem jede Lotosblume mit jeder Planetensphäre in gewisser Weise korrespondiert. In bestimmten Zusammenhängen sind daher durchaus andere Zuordnungen möglich und sinnvoll. So kann beispielsweise die heilende Liebeskraft der Sonne oder die kriegerisch-aktive Marskraft sehr wohl auch mit dem Wurzelchakra, dem natürlicherweise die Mondensphäre entspricht, verbunden werden, wodurch sehr unterschiedliche Wirkungen entstehen.

Lotosblumen und meditative Farbzuordnung

Hier einmal die meditativen spektralen Farbzuordnungen zu den Lotosblumen für die Farbtherapie[3]:

Chakra Farbzuordnung Anzahl der Blätter
Scheitelchakra Violett 1000-blättrig
Stirnchakra Indigo 2-blättrig
Kehlchakra Cyan 16-blättrig
Herzchakra Grün, Rosa, Gold 12-blättrig
Oberbauchchakra Gelb 10-blättrig
Sakralchakra Orange 6-blättrig
Wurzelchakra Rot 4-blättrig

Lotosblumen und endokrine Organe

Die moderne Chakrenforschung setzt die sieben Chakren in Verbindung mit bestimmten endokrinen Organen, und zwar wie folgt[4]:

Chakra Endokrines Organ Anzahl der Blätter
Scheitelchakra Zirbeldrüse 1000-blättrig
Stirnchakra Hypophyse 2-blättrig
Kehlchakra Schilddrüse 16-blättrig
Herzchakra Thymusdrüse 12-blättrig
Oberbauchchakra Bauchspeicheldrüse 10-blättrig
Sakralchakra Nebennieren 6-blättrig
Wurzelchakra Gonade 4-blättrig

Die Kerneigenschaften der Lotosblumen

Hier noch eben die Kerneigenschaften der Lotosblumen[5]:

Chakra Kerneigenschaft Anzahl der Blätter
Scheitelchakra Spiritualität 1000-blättrig
Stirnchakra Intuition 2-blättrig
Kehlchakra Ausdruck 16-blättrig
Herzchakra Liebe 12-blättrig
Oberbauchchakra Macht 10-blättrig
Sakralchakra Sexualität 6-blättrig
Wurzelchakra Überleben 4-blättrig

Lotosblumen und Kristalltherapie

Die Zuordnung der Kristalle für die Kristalltherapie (zur Aufladung der Chakren)[6]:

Chakra Zugeordnete Kristalle
Scheitelchakra Amethyst, Bergkristall
Stirnchakra Lapislazuli, Indigoblauer Saphir
Kehlchakra Aquamarin, Türkis
Herzchakra Smaragd, Jade, Rosenquarz, Turmalin
Oberbauchchakra Tigerauge, Bernstein, Citrin
Sakralchakra Karneol, Mondstein
Wurzelchakra Achat, Granat, Rubin

Lotosblumen und Klangtherapie

Hier noch eben die Tonzuordnungen für die Klangtherapie[7]:

Chakra Tonzuordnung Anzahl der Blätter
Scheitelchakra C 1000-blättrig
Stirnchakra D 2-blättrig
Kehlchakra E 16-blättrig
Herzchakra F 12-blättrig
Oberbauchchakra G 10-blättrig
Sakralchakra A 6-blättrig
Wurzelchakra H 4-blättrig

Die Lotosblumen und die Alchemie

Auch einige Alchemisten schrieben über den Zusammenhang der Lotosblumen, die sie Brennöfen der Seele oder Siegel der Planeten nannten, mit den Planetensphären. Die Lotosblumen stehen in Zusammenhang mit der geistigen Schulung, die mit der Bereitung des Steins der Weisen, dem Opus Magnum der Alchemie, verbunden ist. Dieser geistige Weg geht über drei Hauptstufen: die Nigredo, die Albedo und die Rubedo.

Die Nigredo

Auf der Stufe der Nigredo oder Schwärzung stirbt die Materie, wird von dem ihr innenwohnenden Geist befreit und verfällt ganz der irdischen Welt. Auf diese Stufe bezieht sich Gichtel, wenn er vom gantz irdischen natürlichen finsteren Menschen spricht, wie es auch in der oben stehenden Zeichnung aus seiner Theosophia practica zu sehen ist. Der Mensch ist noch ganz in der geistigen Finsternis befangen, und darum auch in ganz dunkler Gestalt dargestellt. Dieser Stufe entspricht die natürliche Anordnung der Chakren, die mit der okkulten Reihenfolge der Planeten in unserem gegenwärtigen Planetensystem korrespondiert.

Die Albedo

Das Septagramm als Symbol des mystischen Lammes

Gichtel zeigt aber auch bereits den Weg, der zur Reinigung, zur Erhellung und schließlich zur Albedo, zur Weißung führt. Dieser Weg ist durch die Spirale angedeutet, die im Herzchakra entspringt und im Kronenchakra endet. Im Ganzen ergibt sich folgende Reihung, die auch als der Weg des Herzens bezeichnet wird:

Herzchakra (Sonne) - Oberbauchchakra (Venus) - Halschakra (Mars) - Sakralchakra (Merkur) - Stirnchakra (Jupiter) - Wurzelchakra (Mond) - Scheitelchakra (Saturn)

Der Siebenstern, dem die sieben Planeten zugeordnet sind, ist einem Kreis eingeschrieben, der mit der bekannten Vitriol-Formel der Alchemisten beschriftet ist: Visita Interiora Terrae Rectificando Invenies Occultum Lapidem (Veram Medicinam)
«Siehe in das Innere der gereinigten Erde, und du wirst finden den geheimen Stein, die wahre Medizin.» Quelle: Lukas Jennis: Musaeum Hermeticum, Frankfurt 1625

Komplementär dazu ist der Weg der Mystik, der sich ergibt, wenn man der Spirale, beginnend mit dem Scheitelchakra und dem ihm zugeordneten Saturn und endend im Herzchakra, von außen nach innen folgt.

Die Rubedo

Die Rubedo, die Rötung, die die höchste Stufe des Opus Magnum ist, ist in Gichtels Zeichnung nicht mehr zu sehen. Der Weg dorthin wurde streng geheim gehalten und nur in symbolisch verschlüsselter Form mitgeteilt. Dem Symbol liegt der Siebenstern zugrunde, der das Lamm Gottes, den Christus bezeichnet. Die Spitzen des Siebensterns sind mit den Planetensymbolen versehen, wie es in der nebenstehenden Zeichnung von Rudolf Steiner zu sehen ist. Beginnt man den Weg an der obersten Spitze des Siebensterns, der das Sonnensymbol trägt und schreitet von dort zur unteren rechten Spitze weiter, die mit dem Mondsymbol versehen und geht dann konsequent von Spitze zu Spitze weiter, so ergibt sich die Reihenfolge, die der Rubedo entspricht:

Herzchakra (Sonne) - Wurzelchakra (Mond) - Halschakra (Mars) - Sakralchakra (Merkur) - Stirnchakra (Jupiter) - Nabelchakra (Venus) - Kronenchakra (Saturn)

Diese Reihenfolge ist leicht zu merken, denn sie entspricht genau der Reihenfolge der Wochentage von Sonntag bis Samstag.

Beginnt man diesen Weg einen Schritt früher, indem man von links unten vom Saturn zur Sonne oben weitergeht und dann den Weg wie oben weiter verfolgt, so kommt man, ausgehend vom alten Saturn, zu den großen planetarischen Weltentwicklungsstufen, in denen sich unsere Planetenkette entwickelt. Diese Anordnung war schon den Chaldäern bekannt und wird nach ihnen auch als Chaldäische Reihe bezeichnet. Die Planetennamen beziehen sich dabei nicht unmittelbar auf unser gegenwärtiges Planetensystem, sondern auf die gleichnamigen, sogenannten okkulten Planeten, die frühere bzw. zukünftige Verkörperungen unserer Erde sind. Unser gegenwärtiger Erdenzustand wird durch Mars und Merkur gemeinsam repräsentiert, da sich nach den Erkenntnissen Rudolf Steiners die Erdentwicklung in eine Marshälfte und eine darauf folgende Merkurhälfte gliedert:

Kronenchakra (Alter Saturn) - Herzchakra (Alte Sonne) - Wurzelchakra (Alter Mond) - Halschakra (erste Erdenhälfte = Mars) - Sakralchakra (zweite Erdenhälfte = Merkur) - Stirnchakra (Neuer Jupiter) - Nabelchakra (Neue Venus)

Die letzte, siebente Entwicklungsstufe unserer Planetenkette, der künftige Vulkanzustand fehlt in dieser Aufreihung.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Agarwala, Vasudeva Sharana (1965). Indian Art: A history of Indian art from the earliest times up to the third century A.D, Volume 1 of Indian Art. Prithivi Prakashan. S. 101.
  2. Bei der Wahrnehmung der Töne und Laute durch den Lautsinn
  3. Spirit Science - Selenwissenschaft YouTube
  4. Shalila Shuramon, Bodo J. Baginski: Das Chakren-Handbuch, Winterpferd - Reihe Schangrila
  5. Spirit Science - Selenwissenschaft YouTube
  6. Shalila Shuramon, Bodo J. Baginski: Das Chakren-Handbuch, Winterpferd - Reihe Schangrila
  7. Shalila Shuramon, Bodo J. Baginski: Das Chakren-Handbuch, Winterpferd - Reihe Schangrila