Edward Bulwer-Lytton

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Edward Bulwer-Lytton, Porträt von Henry William Pickersgill

Edward George Bulwer-Lytton, 1st Baron Lytton of Knebworth (* 25. Mai 1803 in London; † 18. Januar 1873 in Torquay) war einer der erfolgreichsten englischen Romanautoren des 19. Jahrhunderts. Rudolf Steiner hat gelegentlich auf die Romane Bulwer-Lyttons Bezug genommen.


Leben

Edward Bulwer-Lytton

Bekannt ist Bulwer-Lytton hauptsächlich für seinen Roman Die letzten Tage von Pompeji. Darüber hinaus kennt man auch sein Spätwerk The Coming Race. In diesem beschreibt er eine unterirdisch lebende Gesellschaft, die eine geheime Kraft, Vril (abgeleitet vermutlich von lat. virilis „männlich“, „kraftvoll“) genannt, beherrscht. Dieser Mythos lebte später in der (fiktiven) Vril-Gesellschaft fort und wurde nationalistisch bis rassistisch entfremdet.

Bulwer-Lytton hatte auch eine beachtliche politische Karriere vorzuweisen. Er war lange Jahre Mitglied des britischen Unterhauses (zunächst für die Liberalen (1831–41) und später für die Konservativen (1852–66)); außerdem war er 1858 unter Derby - wenngleich nur recht kurz - Kolonialminister, 1866 als Baron Lytton of Knebworth zum Peer ernannt.

Im 20. Jahrhundert gelangte Bulwer-Lytton zu ganz neuer und unerwarteter Popularität durch den nach ihn benannten "Bulwer-Lytton fiction contest". In diesem Wettbewerb geht es in verschiedensten Kategorien darum, den schlechtesten möglichen Anfangssatz eines (fiktiven) Romans zu schreiben. Grund dafür, dass ausgerechnet Bulwer Lytton als Namenspatron für diesen wenig ehrenhaften Wettbewerb herhalten musste, ist sein berühmt gewordener Anfangssatz zu seinem Roman Paul Clifford: "It was a dark and stormy night...". Dieser Satz inspirierte selbst Peanuts-Hund Snoopy zu schriftstellerischen Meisterleistungen.

In Radioessays, mit der Übersetzung zweier Werke ins Deutsche und durch die aufnehmende Verarbeitung in eigenen Prosawerken unterstrich Arno Schmidt in den letzten Jahren seines Schaffens die Bedeutung von Bulwer-Lytton.

Seine Frau Rosina Bulwer-Lytton war ebenfalls Romanschriftstellerin, sein Sohn Robert Bulwer-Lytton war Vizekönig von Indien.

Rudolf Steiner über Bulwer-Lytton

"Nur Ahnungen haben einzelne Menschen gehabt. Durch Ahnungen allerdings sind dann manche Menschen in jene Regionen des Erlebens eingedrungen, um die es sich da handelt. Und solche Menschen haben manchmal sonderbare äußere Lebensformen angenommen, wie zum Beispiel Lord Bulwer, der den «Zanoni» geschrieben hat. So wie er in seinen späteren Lebensjahren geworden ist, das ist ja nur zu begreifen, wenn man weiß, wie er zunächst die Tradition der menschlichen Selbsterkenntnis aufgenommen hat, wie er aber durchaus durch seine besondere individuelle Konstitution fähig war, schon in gewisse Mysterien einzudringen. Dadurch aber entfernte er sich von der Naturgemäßheit des Lebens. Gerade an ihm kann man sehen, wie der Mensch dem Leben gegenüber sich dann verhält, wenn er im Inneren eben diese andersgeartete geistige Welt nicht bloß in Begriffen aufnimmt, sondern in die ganze Seelenverfassung, eben in das innere Erleben. Man muß dann manches anders beurteilen, als es nach dem Maßstabe der gewöhnlichen Philisterei geschehen kann. Es ist ja natürlich etwas Ungeheuerliches, wenn Bulwer herumgezogen ist so, daß er mit einer gewissen Emphase seine inneren Erlebnisse ausgesprochen hat, dann aber bei sich hatte eine jüngere weibliche Gestalt, die ein harfenartiges Instrument spielte, und immer dieses Spiel des harfenartigen Instrumentes zwischen den einzelnen Passagen seiner Rede brauchte.

Er erschien da oder dort in den Gesellschaften, in denen es ja sonst formell ganz philisterhaft herging; er erschien aber niemals allein. Da erschien er in seiner etwas absonderlichen Tracht, setzte sich, und vor seinen Knien saß dann gewissermaßen sein Harfenmädchen, und wenn er sprach, dann sprach er einige Sätze, dann wiederum spielte das Mädchen, dann setzte er fort, dann spielte das Mädchen wieder. So stellte er etwas in einem höheren Sinne Kokettes - so muß man es zunächst aussprechen - in die gewöhnliche Welt des menschlichen Philisteriums hinein, jenes Philisteriums, in das die Menschheit ja immer mehr hineinwuchs, besonders seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Es weiß die Menschheit von dem Grade der Philistrosität, in den sie hineingewachsen ist, nicht viel, und immer weniger weiß sie davon, weil diese ein Naturgemäßes wird. Man sieht nur das als vernünftig an, wie man sich nun eben jetzt «benimmt». Aber die Dinge im Leben hängen zusammen, und die moderne Trockenheit und Schläfrigkeit, die moderne Art, von Mensch zu Mensch sich zu verhalten, gehört als Folge zu der intellektualistischen Entwickelung der letzten Jahrhunderte. Beide Dinge gehören zusammen. Solch ein Mensch wie Bulwer paßt da natürlich an sich nicht hinein. Man kann es sich ja durchaus als ein Mögliches vorstellen, daß die älteren Menschen in der Welt herumgehen und von den jüngeren mit einer angenehmen Musik begleitet werden. Man muß nur den Abstand der einen Seelenverfassung von der anderen im richtigen Lichte sehen, dann wird einem so etwas doch auch im richtigen Lichte erscheinen können. Aber es war bei Bulwer so, weil in ihm etwas aufleuchtete, was so unmittelbar nicht da sein konnte in der modernen intellektualistischen Zeit, sondern nur als Tradition." (Lit.: GA 207, S. 17f)

Werke

  • Ismael. – London : Hatchard, 1820
  • O'Neill, or, The rebel. – London : Colburn, 1827
  • Falkland. – London : Colburn, 1827
  • Pelham, or, The adventures of a gentleman. – London : Colburn, 1828
  • Devereux. – London : Colburn, 1829
  • The Disowned. – London : Colburn, 1829
  • Paul Clifford. – London : Colburn, 1830
  • Eugene Aram. – London : Colburn, 1832
  • Godolphin. – London : Bentley, 1833
  • England and the English 1833
  • The Pilgrims of the Rhine. – London : Saunders, 1834
  • The last days of Pompeii. – London : Richard Bentley, 1834 (an den archäologischen Ausgrabungen orientierte Schilderung des Untergangs von Pompeji)
  • Zanoni, 1842; deutsch von einem nicht genannten Übersetzer
  • My Novel, 1853; deutsch von Arno Schmidt unter dem Titel Dein Roman (1973).
  • What will he do with it?; deutsch von Arno Schmidt unter dem Titel Was wird er damit machen? (1971).
  • A Strange Story, 1862
  • The Coming Race, 1871; deutsch u.a. von Guenther Wachsmuth unter dem Titel Vril oder eine Menschheit der Zukunft

Die meisten Texte sind beim Project Gutenberg] auf Englisch verfügbar.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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