Nachfolge Christi

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Die Nachfolge Christi (De imitatione Christi) von Thomas a Kempis ist ein weit verbreitetes und oft gelesenes christliches geistliches Buch. Es erschien zuerst anonym um das Jahr 1418.

Autorschaft und Verbreitung

Thomas von Kempen, zeitgenössische Darstellung

Die Autorschaft war lange umstritten, doch ist diejenige des Thomas von Kempen inzwischen allgemein anerkannt. Denkbar ist jedoch, dass Thomas Gedanken einer bestimmten Denkschule nur zusammentrug.

Die "Nachfolge Christi" gehört zur mystischen deutsch-niederländischen Schule des 14. und 15. Jahrhunderts (vgl. Devotio moderna). Sie wurde lange als bedeutendste Anleitung zur christlichen Nachfolge angesehen und war unter Katholiken wie Protestanten verbreitet. Die Jesuiten gaben ihm einen Platz in ihren Exerzitien. John Wesley und John Newton schrieben ihm einen Einfluss auf ihre Bekehrung zu. General Gordon trug es selbst auf dem Schlachtfeld bei sich.

Es gibt mehr als 3000 verschiedene Ausgaben, davon allein 1000 im British Museum. Es soll allein 545 lateinische und etwa 900 französische Ausgaben geben. Es ist vermutlich das nach der Bibel am weitesten verbreitete Buch des Christentums.

Ursprünglich wurde das Buch in Latein verfasst. Es liegt ein Autograph von 1441 vor und es gibt eine französische Übersetzung von 1447. Erste Drucke erschienen 1488 in Toulouse. Eine handschriftliche Übersetzung ins Deutsche aus dem Jahre 1434 wird in Köln aufbewahrt. Ein erster deutschsprachiger Druck erschein 1486 in Augsburg. Ein englischer Druck folgte 1502, ein italienischer 1488, ein spanischer 1536, ein arabischer 1663, ein armenischer 1674 und ein hebräischer 1837. Pierre Corneille schuf 1651 eine dichterische Paraphrase. Gottfried Wilhelm Leibniz und Dag Hammarskjöld haben es gelobt.

Inhalt

Die "Nachfolge Christi" hat ihren Titel von der Überschrift des ersten seiner vier Bücher. der Urtext ist im Versmaß und in Reimen abgefasst. Die vier Bücher tauchen nicht in allen Ausgaben auf, auch variiert die Reihenfolge. Textlich handelt es sich um eine Kompilation bzw. Anthologie von einzelnen Gedanken, die anhand bestimmter Gesichtspunkte geordnet sind, nicht jedoch um eine durchgängige Gedankenführung.

Das Werk ist in vier Bücher gegliedert. Buch I leitet Anfänger zum christlichen Leben an. Buch II handelt von Demut, Friedfertigkeit, Einfalt und Leidensbereitschaft. Buch IV gibt eucharistische Betrachtungen und Gebete. Buch III, das umfangreichste, beleuchtet den Trost, den der Christ durch den Umgang mit Christus empfängt. (Die Reihenfolge des Autographs ist I-II-IV-III, im Druck meist I-II-III-IV.)

Das Werk will ein Handbuch zur christlichen Nachfolge sein, das der christlichen Seele auf dem Weg der Heiligung und zur Gemeinschaft mit Gott hilft. Die einzelnen Sätze sind Aussagen, keine Argumente, die aus der christlichen Erfahrung fließen. Es ist für Mönche, Nonnen, Asketen usw. bestimmt. Tragender Gedanke aller Reflexionen ist der Rat der Selbstaufgabe.

Das Leben von Jesus Christus wird als höchstes mögliches Studium für Christen dargestellt, da seine Lehren die Lehren aller Heiligen weit übersteigt. Das Buch gibt Ratschläge zur Lektüre der Bibel, zur Unterwerfung unter geistliche Obere, Warnungen gegen Versuchungen und wie man ihnen widerstehen kann, Reflexionen über Tod und das Jüngste Gericht, Meditationen über die Hingabe an Christus und Ermunterungen, den Eitelkeiten der Welt zu entfliehen. Christus ist mehr als alle Weisheit.

Zur Einordnung

So herausragend diese Ratschläge sind, so sie sind doch hauptsächlich für diejenigen bestimmt, die mit Sorgen und Schmerzen überladen sind und in Dunkelheit sitzen. Sie repräsentieren nur eine Seite des Christentums, soweit man nämlich mit Ratschlägen im Kampf der täglichen Existenz helfen kann.

Das Buch ist von einem Mönch geschrieben und für den klösterlichen Konvent bestimmt. Es legt besondere Betonung auf passive Verhaltensweisen und ist keine Anweisung für aktives Verhalten in der Welt. Für die meisten Christen ist das Werk attraktiv, weil soviel Gewicht auf Jesus Christus und die direkte Verbindung mit Gott legt.

Protestantische Bedenken richten sich besonders gegen aus ihrer Sicht mittelalterlichen Aberglauben, so z. B. die Verdienstlichkeit der guten Werke, die Transsubstantiation, die Heiligenverehrung und das Fegefeuer. In diesen Punkten befindet sich Thomas a Kempis in Übereinstimmung mit den Lehren der Katholischen Kirche. Die Kritik hat eine tiefe Wirkung auf den Protestantismus nicht verhindert (z. B. Gerhard Tersteegen).

Siehe auch

Ausgaben

  • Nachfolge Christi, von Thomas von Kempen, hrsg. v. Walter Kröber, übersetzt von Johann Michael Sailer, Ditzingen: Reclam, 4. Aufl. 1986, 239 S., ISBN 3-15-007663-3 (= Reclams Universal-Bibliothek 7883) (Studienausgabe)
  • De imitatione Christi libri quatuor, hrsg. v. Tiburzio Lupo, Vatikanstadt: Libreria Editrice Vaticana 1982, XXVII und 369 S. ISBN 88-209-1365-8 (= Storia e attualità 6) (Urtext)

Literatur

  • Ulrich Köpf: Art. Thomas von Kempen, in: TRE Bd. 33 (2002), S. 480-483.

Weblinks

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