Ohrenschmalz

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Ceruminalpfropf
Trockenes Ohrenschmalz
Ein Ceruminalpfropf blockiert den äußeren Gehörgang
Ceruminalpfropf aus Gehörgang, Größenvergleich: Feuerzeug
Ohrenschmalz auf einem Wattestäbchen – von der Entfernung des Cerumens mit Wattestäbchen wird abgeraten

Ohrenschmalz (medizinischer Fachausdruck Zerumen oder Cerumen; von altgriechisch κήρωμα kēroma „Wachssalbe“)[1] ist eine gelb-bräunliche, fettige und bittere Absonderung der Ohrenschmalzdrüsen (Glandulae ceruminosae, modifizierte Schweißdrüsen; apokrine, tubuläre Knäueldrüsen) des äußeren Gehörgangs.

Funktion

Das Ohrenschmalz existiert bei allen Säugetieren. Es befeuchtet die Haut im Gehörgang und dient der Entfernung von Staub, Schmutz, abgestorbenen Hautzellen und Fremdmaterialien aus dem Ohr. Es enthält außerdem Lysozym und andere Stoffe, die Bakterien bekämpfen sowie Insekten davon abhalten sollen, in den Gehörgang vorzudringen. Fehlt dieser Schutz, zum Beispiel durch häufiges Waschen oder Schwimmen, kann dies zu starken Ohrenschmerzen führen.

Analytik und Inhaltsstoffe

Zur Bestimmung der Inhaltsstoffe kommen chromatographische Trennungen durch Säulenchromatographie, Gaschromatographie und anschließende Massenspektrometrie zur Anwendung. Neben Kohlenwasserstoffen, Squalen, Wachsestern, Triglyceriden, Cholesterin, Cholesterinestern, freien Fettsäuren, Hydroxysäuren wurden weitere lipophile Komponenten beschrieben. Ca. 1000 Substanzen konnten bisher identifiziert werden.[2] Zu aktuellen Forschungsgegenständen des Ohrenschmalzes gehören auch antimikrobielle Substanzen auf Peptidbasis.[3]

Merkmale

Das Ohrenschmalz ist neben der Galle eines der beiden stark bitter schmeckenden Sekrete des Menschen. Es existiert, genetisch bedingt, beim Menschen in trockener Form (hoher Anteil gesättigter Fettsäuren) und feuchter Form (hoher Anteil ungesättigter Fettsäuren). Der feuchte Typ ist gelblich, hellbraun oder dunkelbraun und ölig-klebrig. Dieser Typ ist genetisch dominant über die trockene Variante (Farbe weißlich).

Die trockene Variante kommt in Europa und Afrika mit unter 3 Prozent sehr selten vor, hingegen ist sie mit 80 bis 95 Prozent in Ostasien am weitesten verbreitet. Eine mittelhäufige Verbreitung besteht in Süd-, Zentral- und Kleinasien, auf den pazifischen Inseln, bei den Ureinwohnern Nordamerikas und den Eskimos. Die Zusammensetzung wird über das Gen ABCC11 gesteuert.[4]

Verstopfungsgefahr des Gehörgangs

Das Cerumen kann den Gehörgang, unter anderem bei Überproduktion, völlig verschließen (Ohrenschmalzpfropf, Ceruminalpfropf, Cerumen obturans) und plötzliche Schwerhörigkeit bewirken.[5] Sie werden vom Arzt (Hausarzt oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt) mittels eines Ohrlöffels oder Absaugung entfernt oder notfalls mit warmem Wasser herausgespült. Ist dies nicht möglich, weil dieser Pfropf zu fest sitzt, kann ein Arzt mit Hilfe von einigen Tropfen Wasserstoffperoxid in einer Konzentration von 3 % den Pfropf anlösen,[6][7] um ihn dann anschließend ausspülen zu können.[8][9]

Schädliche Wattestäbchen

Trotz entsprechender Warnhinweise werden handelsübliche Wattestäbchen nach wie vor von vielen Menschen zur Entfernung des Ohrenschmalzes in den Gehörgängen eingesetzt. Stattdessen wird dabei der Schmalz jedoch tiefer in das Ohr gedrückt und kann dort zu einem Ohrschmalzpfropfen verhärten, der unter Umständen Druck auf das Trommelfell ausübt und zu Schwerhörigkeit führen kann.[10] Man geht davon aus, dass die Bewegungen mit dem Stäbchen ein angenehmes Gefühl verursachen, weil der Vagusnerv stimuliert und dadurch dieses Fehlverhalten verstärkt wird. Zur Gehörgangsreinigung reicht es stattdessen, die Ohren mit klarem Wasser, z. B. beim Duschen oder mit einer Ohrenspritze, auszuspülen. Ein bereits fest gewordener Propf muss vor einer Selbstreinigung durch einen Arzt entfernt werden.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Ohrenschmalz - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Ohrenschmalz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1.  Pschyrembel. Medizinisches Wörterbuch. 257. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1993, ISBN 3-933203-04-X, S. 245.
  2. K. Stránský, I. Valterová, E. Kofroňová et al.: Non-polar lipid components of human cerumen. In: Lipids. 2011, Bd. 46, Nr. 8, S. 781–788, PMID 21547555, doi:10.1007/s11745-011-3564-y.
  3. M. Schwaab, A. Gurr, A. Neumann, S. Dazert, A. Minovi: Human antimicrobial proteins in ear wax. In: European journal of clinical microbiology & infectious diseases. (Eur J Clin Microbiol Infect Dis) August 2011, Bd. 30, Nr. 8, S. 997–1004, PMID 21298458, doi:10.1007/s10096-011-1185-2.
  4. Koh-ichiro Yoshiura, Akira Kinoshita1, Takafumi Ishida et al.: A SNP in the ABCC11 gene is the determinant of human earwax type. In: Nature Genetics. Nr. 38, 2006, (Letter) S. 324–330, doi:10.1038/ng1733.
  5. Esther Schimanski: Geschichte der Tympanoplastik. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum 2005.
  6. Wolfgang Vahle: Wie soll man die Ohren reinigen? Auf: hno-vahle.de vom 13. November 2011; Kommentar: Vahle - Antworten 11. August 2013; zuletzt abgerufen am 3. Mai 2014.
  7. P. L. Wilson, R. J. Roeser: Cerumen management: professional issues and techniques. In: Journal of the American Academy of Audiology. (J Am Acad Audiol) Dezember 1997, Bd. 8, Nr. 6, S. 421–430, PMID 9433688
  8. A. J. Clegg, E. Loveman, E. Gospodarevskaya et al.: The safety and effectiveness of different methods of earwax removal: a systematic review and economic evaluation. In: Health Technology Assessment. (HTA) Juni 2010, Bd. 1, Nr. 28, S. 1–192, doi:10.3310/hta14280.
  9. J. G. Fraser: The efficacy of wax solvents: in vitro studies and a clinical trial. In: The Journal of Laryngology and Otology. (J Laryngol Otol) Oktober 1970, Bd. 84, Nr. 10, S. 1055–64, PMID 5476901, doi:10.1017/s0022215100072856.
  10. Wattestäbchen zur Ohrreinigung? auf aerztekammer-bw.de
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