Ohrläppchen

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Die menschliche Ohrmuschel

Das Ohrläppchen (lat. Lobulus auriculae) ist ein Teil des äußeren Ohrs und bildet den unteren, fleischig weichen und nur wenig schmerzempfindlichen Abschnitt der menschlichen Ohrmuschel, die ähnlich stark individuell geformt ist wie etwa die Fingerabdrücke. Durch Resonanz trägt das Ohrläppchen zur Verstärkung der Töne bei. Ohrläppchen können frei oder angewachsen sein; letztere werden rezessiv vererbt, während freie Ohrläppchen genetisch dominant sind.

"Es bedeutet viel für den Menschen, zu fühlen, daß alles, was uns äußerlich in der sinnlichen Welt, im sinnlich-sichtbaren Dasein entgegentritt, so erscheinen kann wie die äußere Physiognomie eines zugrunde liegenden unsichtbaren, übersinnlichen Daseins. Die Welt mit allem, was darinnen ist, wird ja schließlich dem, der die Anthroposophie ins Leben einführt, immer mehr und mehr ein physiognomischer Ausdruck des göttlich-geistig Wesenhaften, und wenn er die Welt des Sichtbaren um sich herum betrachtet, wird es ihm sein, wie wenn er von den Zügen eines Menschenantlitzes durchdringt zu dem Herzen, zu der Seele des Menschen." (Rudolf Steiner, GA 104, Vortrag vom 18.6.1908)

"Das Ohr ist ein Bild vergangener Erdenleben, zeigt Begabungen und Schwächen, die man von Geburt an mitbringt. Das Ohr ist das einzige physiognomisch wichtige Organ, das sich von Geburt an kaum verändert." (Rudolf Steiner). Auch der Physiognomieforscher Norbert Glas betont das: "Nur das äußere Ohr bleibt von Veränderungen durch das Leben fast ganz unberührt. Es ist als ein Bild des vergangenen Erdenlebens zu betrachten. Was jemand aus seiner Vergangenheit an Fähigkeiten in das neue Leben mitbringt, das vermittelt uns die Gestalt des Ohres." (Lit.: Norbert Glas, S. 28). Dabei kommt dem Ohrläppchen u. U. eine besondere Bedeutung zu.

"Wäre Ihr Ohrläppchen nur ein bißchen anders geformt, dann müßten Sie auch eine ganz andere Nase, Sie müßten andere Fingerspitzen haben und so weiter." (Rudolf Steiner, GA 339, S. 30).

"Man kann schon sagen - und hier dürfen wir uns durchaus solcher Kategorien bedienen, denn es handelt sich um ein Grenzgebiet in der Pastoralmedizin -, man kann schon sagen, da taten sich im Grunde als Forscher und Denker die Philister zusammen, bildeten sich den Typus eines Normalmenschen heraus, der möglichst ein Philister war. Und was eben abliegt, das war pathologisch. Da das Genie nach der einen Seite, der Wahnsinn nach der anderen Seite abwich, so war eben beides in irgendeiner Weise pathologisch. Und da es für den Einsichtigen ganz selbstverständlich ist, daß jede pathologische Eigentümlichkeit sich auch körperlich ausdrückt, so ist es ganz selbstverständlich, daß in körperlichen Merkmalen nach der einen oder anderen Richtung hin Zeichen gefunden werden können. Es handelt sich ja darum, diese Zeichen in der richtigen Weise zu durchschauen. Gewiß ist ein Ohrläppchen unter Umständen außerordentlich charakteristisch für eine psychologische Eigentümlichkeit, weil solche psychologische Eigentümlichkeiten doch zusammenhängen mit dem Karma, das aber aus früheren Inkarnationen herüberwirkt." GA 318, S. 021f.

Das äußere Ohr ist nicht nur wichtig in seiner physiognomischen Bedeutung, es kann auch herangezogen werden für die Aussagen vom Zusammenspiel der "Dreigliederung von Kopf (Nerven-Sinnes-System), der Körpermitte (rhythmisches System) und dem unteren Teil des Menschen (Stoffwechsel-Gliedmassen-System). Im oberen Teil des Ohres findet man die Anlage für das Nerven-Sinnesystem, die Kraft der Wahrnehmung, der Vorstellung und des Denkens. Im mittleren Abschnitt des äußeren Ohres finden sich die Kräfte von Atmung, der Blutzirkulation, den sensitiven Reizen und das "Fühlen". Der untere Teil des Ohres (Ohrläppchen) weist auf die Kräfte des "Wollens" hin und gibt Erkenntnisse über den Stoffwechsel. In diese Richtung deutet auch das Sprichwort: "auf Herz und Nieren geprüft werden". Das Herz steht für die Gefühlskräfte, die Nieren stehen für die Willens- und Inkarnationskräfte. Letztere findet man in der Ohrenbildung als Ohrläppchen wieder.

In der tibetischen Medizin gilt die Niere als übersinnlicher Sitz der Inkarnationsseele. Als Karma-Träger der einstigen Lebenserfahrungen, die der Mensch in seinem Durchgang durch die Planetensphären vor der sogenannten "Weltenmitternachtsstunde" in der Mondensphäre zurückgelassen hat, gelten nach Dr. Guenther Wachsmuth im Rahmen einer gewaltigen Metamorphose die im Nieren-System, die im Milz-System und die im Leber-System aktiven übersinnlichen Kräfte. „Es gibt einen Zeitpunkt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, wo eine vollständige Umstülpung stattfindet, wo das Innere nach Außen gekehrt wird, wo sich das, was sich in unserem unteren Menschen als der Zusammenhang darstellte zwischen der Leber- und Milz-Organisation, umgestaltet in seiner ganzen Kraftstruktur zu demjenigen, was in uns ist als Gehör- (bzw. Ohr-) Organisation, wenn wir wiedergeboren werden.“ (Lit.: Guenther Wachsmuth).

"Für die traditionelle Medizin Chinas gilt das Ohr als Widerspiegelung der Niere und der äußere Gehörgang als die Öffnung der Nieren. Bestimmte Partien des Ohres werden zusätzlich bestimmten Organsystemen zugeordnet. Das Ohrläppchen entspricht danach der Niere" (Lit.: Michael Noack).

Es gibt auch eine Legende, nach der der Gautama Buddha von einem Besucher nach der Bedeutung seiner besonders langen Ohrläppchen gefragt wird und er diesem antwortet, dass die Ohrläppchen um so länger seien, je mehr Erdenleben "im Rad der Wiedergeburten" bereits zurückgelegt worden seien.

Der Physiognomieforscher Norbert Glas benutzt für die Ohrenbildung des ich-losen Menschen das Bild des Fauns. (Lit.: Norbert Glas, S. 32 - 33).

Faun

In Rudolf Steiners Werk ist aber keine abschliessende Aufklärung über die Frage der Ohrläppchen zu finden, so dass die genannte Buddha-Legende und die weiteren Quellen nur als Anhaltspunkt zur Hypothesenbildung dienen können.

Falls die vorstehenden Ausführungen sich aus anthroposophischer Sicht bejahen ließen, so müssten die sogenannten Heuschreckenmenschen (Ichlose Menschen) - als Erwachsene - als eines ihrer wesentlichen Erkennungsmerkmale - neben der Jugendlichkeit ihrer Gesichtszüge - in der Regel nur über verkümmerte bzw. keine Ohrläppchen verfügen. Bei dem katholischen Kardinal Rainer Maria Woelki besteht der begründete Verdacht, dass es sich bei ihm um einen ichlosen Menschen handelt. Auch bei dem Oslo-Attentäter Anders Behring Breivik besteht der begründete Verdacht, dass es sich bei ihm um einen Heuschreckenmenschen handelt.

Klar muss dabei aber sein, dass die nicht oder nur verkümmert ausgebildeten Ohrläppchen nur ein mögliches Symptom sind. Eine sichere Beurteilung ist ausschließlich durch die unmittelbare Geistesschau und - eingeschränkt - durch einen sehr gut ausgebildeten Ichsinn möglich; liegt beides nicht vor, muss man sich des Urteils enthalten. Darüber hinaus hängt die Funktionstüchtigkeit und die grundlegende Formung des Ohres, die nur individuell überformt wird, auch von der Vererbung ab. Es kann also durchaus der Fall eintreten, dass sich gerade ein stark entwickeltes Ich wegen anderer Eigenschaften, die es für seine Verkörperung sucht, oder aus einer tieferen karmischen Verbindung in einer Vererbungslinie mit schwach ausgebildeten Ohrläppchen inkarniert. Derartige geistige Zusammenhänge können grundsätzlich nur auf geistigem Weg erkannt und niemals aus äußeren Anzeichen erschlossen werden.

Literatur

  • Rudolf Steiner: Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs, GA 318, Dornach 1994
  • Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104, Dornach 1985
  • Rudolf Steiner: Anthroposophie, soziale Dreigliederung und Redekunst, GA 339, Dornach 1984
  • Guenther Wachsmuth: Die Reinkarnation des Menschen als Phänomen der Metamorphose, Dornach 1983
  • Johann Caspar Lavater: Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe (4 Bde., 1775-78)
  • Johann Wolfgang von Goethe: Für Lavater verfasste Erklärung (1774)
  • Norbert Glas: Das Antlitz offenbart den Menschen. Eine geistgemäße Physiognomik, I. Band, Stuttgart 1992
  • Bernhard P. Wirth: Alles über Menschenkenntnis, Charakterkunde und Körpersprache, mvg Verlag, München 2000, S. 182 - 183
  • Walter Hartenbach: Was Ohren verraten, Herbig Vlg., München 2002
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II, BOD, Norderstedt 2018
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

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Siehe auch