Okzitanische Sprache

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Karte der Sprachen und Dialekte Frankreichs; rot die okzitanischen Varietäten
Albi mit der Brücke über den Tarn und der Kathedrale Sainte-Cécile.
Reliefkarte der Region Okzitanien

Okzitanisch (okzitanisch occitan [utsiˈtɒ] / lenga d’òc [lɛŋgoˈdɔ], französisch occitan bzw. langue d’oc) ist eine galloromanische Sprache, die hauptsächlich im südlichen Drittel Frankreichs gesprochen wird und das man deshalb auch Okzitanien (okzitanisch Occitània [utsi'tanjɔ], franz. Occitanie) nennt.

Übersicht über die okzitanischen Sprachregionen

Zum südfranzösischen okzitanischen Sprachgebiet hinzu kommen auf dem Territorium Spaniens die nordwestkatalanische Region Val d’Aran im Quellgebiet der Garonne und im Norden Italiens einige piemontesische Alpentäler, außerdem durch Auswanderung entstandene Sprachinseln im Süden Italiens (Guardia Piemontese), in Nordamerika (Valdese in North Carolina) und in Südamerika (Colonia Valdense in Uruguay). In den waldenser Siedlungen Süddeutschlands sind die okzitanischen Sprachinseln im 20. Jahrhundert verschwunden.[1][2]

Der Name Okzitanisch ist abgeleitet von òc, der okzitanischen Bejahungspartikel, die aus dem Neutrum hoc des lateinischen Demonstrativpronomens hic entstand. Unter den galloromanischen Sprachen werden die Varietäten des Okzitanischen als langue d’oc abgegrenzt von der/den langue(s) d’oïl Nordfrankreichs, den Varietäten des Altfranzösischen im weiteren Sinne. Letztere sind nach der altfranzösischen Bejahungspartikel oïl ‚ja‘ benannt, die aus o ‚ja‘ und il ‚er‘ zusammengerückt und im Mittel- und Neufranzösischen zu oui wurde. Von der Sprachbezeichnung langue d’oc kommt auch der Name für die Region Languedoc, die nur ein Teil des okzitanischen Sprachgebietes ist.

Als Amtssprache ist Okzitanisch nur in Katalonien (neben Kastilisch und Katalanisch) anerkannt – in seiner dortigen Variante Aranesisch aus dem Val d’Aran. In Frankreich ist (Nord-)Französisch seit 1539 alleinige Amtssprache, während Okzitanisch lediglich zu den vom französischen Staat 1999 mit einigen Einschränkungen anerkannten Regional- oder Minderheitensprachen gemäß der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen gehört.

Provenzalische Sprache

Provenzalische Sprache (im engeren Sinn)

Provenzalisch (franz. provençal, Eigenbezeichnung pro(u)vençau) und insbesondere Altprovenzalisch im umfassensten Sinn ist identisch mit dem Okzitanischen (ISO 639-1: oc; ISO 639-2 und 639-3: oci).

Im engeren Sinn ist damit nur jener Teil der okzitanischen Sprachen gemeint, der in der Landschaftsregion der Provence (okzitan. Provença, Prouvènço, von lat. provincia aus der Zeit der römischen Herrschaft) gesprochen wird. Die Provence umfasst den Südosten Frankreichs und liegt am Mittelmeer zwischen dem Rhonetal und Italien. Im Norden liegt die Landschaft Dauphiné in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Die provenzalische Sprache in dieser engeren Bedeutung wird untergliedert in folgende vier Unterdialekte:

Die geistige Atmosphäre Okzitaniens

Die besondere geistige Atmosphäre Okzitaniens wurde insbesonders durch die provenzalischen Minnesänger, die Trobadors, und die Katharer-Bewegung geprägt. Arthur Schult schreibt dazu:

„In der Provence begründeten die Minnesänger eine neue, freie Geistigkeit, die sich eng mit den mystisch-religiösen Lehren der provenzalischen Katharer-Gemeinden verband. Das war die Gaiescience („Gayascienza“), die „Fröhliche Wissenschaft“ der Troubadoure, die Friedrich Nietzsche bewunderte; er benannte eines seiner grundlegenden Werke „Fröhliche Wissenschaft“. Die Troubadoure impulsierten einen neuen Weg abendländischer Esoterik. Sie forderten nicht mönchische Askese und Weltentsagung, sondern gingen von der Anerkennung der den Menschen verliehenen Sinnennatur aus. Sie ließen das asketische Heiligkeitsideal des christlichen Mönchtums gelten, wie ihre Verbindung mit den asketischen Katharern zeigte; sie selbst aber gingen einen anderen Weg. Nicht durch Abtötung der Erdennatur des Menschen wollten sie den Geist erkraften. Dieses asketische Ideal mönchischer Heiligkeit empfanden sie als vorchristlich-orientalisch. Das wahrhaft christliche Ideal ist nicht Askese, sondern bejaht Leib, Erde und Sinnlichkeit im Vertrauen auf die Verwandlung der Erdennatur durch Christus. Die Troubadoure bejahten daher die im Blut waltenden Kräfte, die den jungen Menschen liebefähig machen. Sie wollten diese leiblichen Kräfte verklären, nicht unterdrücken oder abtöten. So lehrte schon Diotima in Platons Symposion, daß der Eros ein Mittler zum Göttlichen hin sei. So bejaht auch Christus die mystische Erotik, damit der ganze Mensch mit Leib Seele und Geist vom Göttlichen verklärt und zur Auferstehung gebracht werden kann.

Der Troubadour Montangayol aus Toulouse sagt: ‚Liebende sollen reinen Herzens sein und nur an Minne denken, denn die Minne ist keine Sünde, sondern eine Tugend, die die Schlechten gut und die Guten besser macht.‘ Echte Minne ist ebenso rein wie das Gebet und hat mit sexueller Gier nichts zu tun.

Wie in der Troubadourbewegung die Sexualität sublimiert wurde zum platonischen Eros, so führten die Katharer das religiöse Erleben auf eine Höhe, die nicht mehr zu überbieten war. Sie wußten, daß Gott Liebe ist und das Göttliche in Wahrheit von keinem Dogma erfaßt werden kann. , Ihnen war es nicht zu tun um die Lehre von Gott, um persönliche Glaubensauffassungen, sondern ihn war einzig wesentlich die Verwirklichung Gottes im persönlichen Leben, die reale Gotteserfahrung. Sie wußten: Gott entzieht sich dem Begriff. Er kann nur durch Schweigen verehrt und durch Läuterung der Seele erfahren werden. Sich seiner würdig machen, ist alles.“ (Lit.: Schult, S. 23)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Wörterbuch Okzitanisch–Deutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Wörterbücher der okzitanischen Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikisource: Okzitanische Wörterbücher – Quellen und Volltexte
Commons: Okzitanische Sprache - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Ernst HIRSCH. Beiträge zur Sprachgeschichte der württembergischen Waldenser. Stuttgart: Kohlhammer, 1962
  2. Laura SCHRÖEDER. "Les petjades occitanes dels valdesos a Alemanya" in Aitor CARRERA BAIGET, Isabel GRIFOLL, hrsg. Occitània en Catalonha: de tempses novèls, de novèlas perspectivas. Actes de l'XIen Congrès de l'Associacion Internacionala d'Estudis Occitans. (Lhèida, del 16 al 21 de junh de 2014). Barcelona: Generalitat de Catalunya, departament de Cultura. 2017. Biblioteca técnica de política lingüística, 21. Documents occitans, ISBN 978-84-393-9567-6. Online lesen.


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