Aspekt (Astrologie)

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Animation der Mondphasen:
Vollmond = Oppositions-Aspekt
Halbmond = Quadrat-Aspekt
Neumond = Konjunktions-Aspekt
Dreiviertelmond = Trigon-Aspekt
übertragbar auf die Deutung aller Planetenstellungen im Horoskop

Als Aspekte (lat. aspectus für ‚Anblick‘, ‚Ansicht‘) bezeichnet man in der Astrologie bestimmte Winkelbeziehungen zwischen den Planeten, Sonne, Mond, Aszendent, Medium coeli und weiteren Deutungsfaktoren, wie z. B. dem Tyche-Punkt[1], im Tierkreis. Der Winkel wird hierbei vom Mittelpunkt des Tierkreises aus gemessen. Aspekte werden als Verbindungen der beteiligten Planeten gedeutet. Die Deutung hängt vom Aspekt, seinem Wirkungsradius (Orbis) und von den beteiligten Planeten ab. In der Horoskopzeichnung werden Aspekte als Verbindungslinien zwischen den Planeten dargestellt.

Qualität

Die Verbindung zwischen den Planeten wird in der Astrologie als harmonisch oder gespannt bezeichnet. Bei harmonischen Aspekten ergänzen sich die Kräfte der beteiligten Planeten. Bei gespannten Aspekten widerstreiten die Kräfte der beteiligten Planeten. Einige Aspekte werden auch als eher neutral angesehen. Diese Zuordnungen sind jedoch teilweise umstritten. In der Horoskopzeichnung werden harmonische Aspekte oft durch grüne, gespannte Aspekte durch rote Linien dargestellt.

Orbis

Als Orbis wird in der Astrologie die Abweichung vom exakten Winkel bezeichnet, innerhalb dessen der Aspekt noch als wirksam angesehen wird. Üblicherweise werden maximal 10° Abweichung zugelassen. Das bedeutet z. B. eine Opposition wird zwischen 170° und 190° als wirksam angesehen. Die Wirkung des Aspektes nimmt dabei mit zunehmender Exaktheit zu.

Die Größe des Orbis hängt ab von:

  • der Bedeutung der beteiligten Planeten. Aspekte, an denen beispielsweise die Sonne beteiligt ist, lassen einen größeren Orbis zu als Aspekte des Uranus.
  • der Stärke des Aspektes. Starke Aspekte lassen größere Orben zu als schwächere.

Stärke

Stärke bedeutet in der Astrologie nicht immer Wichtigkeit, da es von der Fragestellung abhängt, welche Aspekte wichtig sind. Die Grundstruktur der Deutung wird von den starken Aspekten bestimmt während feinere Nuancen durch die schwachen Aspekte vermittelt werden. Eine verbreitete Ordnung der Aspekte ist, in abnehmender Stärke:

  • Konjunktion, Opposition, Quadrat und Trigon.
  • Sextil.
  • Quinkunx.
  • Semisextil, Halbquadrat und Anderthalbquadrat
  • Quintil und Biquintil

Die Aspekte bis zum Sextil werden in den meisten Deutungen berücksichtigt. Der Quinkunx wird noch relativ häufig hinzugezogen, während die weiteren Aspekte lediglich von Spezialisten bzw. für besondere Fragestellungen berücksichtigt werden.

In der Horoskopzeichnung können die Stärken der Aspekte durch die Stärke der verbindenden Linien dargestellt werden.

Astrologische Deutung der Aspekte im Einzelnen

Konjunktion

Die Konjunktion beschreibt einen Winkel von 0 Grad, d. h. die Planeten stehen ungefähr hintereinander. Bei diesem Aspekt wird eine Bündelung der Kräfte angegeben. Meistens gilt die Konjunktion als günstiger Aspekt, der auf ein harmonisches Zusammenspiel der Planeten hindeutet. Es könne auch zu negativen Effekten kommen. Ein Beispiel sei die Konjunktion Venus-Uranus, die auf Desorientierung, Wankelmütigkeit und Untreue bei Liebesbeziehungen hinweisen soll.

Opposition

  • Winkel: 180°
  • Qualität: Spannung
  • Symbol: ☍ (Unicode: U+260D)

Die Opposition ist in der Regel ein ungünstiger Aspekt, da die Kräfte der betroffenen Planeten gegeneinander wirken. Es „zeichnen sich Konflikte ab“. Astronomisch betrachtet befindet sich die Erde auf einer Linie zwischen den Planeten, die sich gegenüberstehen.

In der Partnerschaftsanalyse gilt dieser Aspekt durchaus als positiv, da gegensätzliche Energien ergänzend wirken sollen.

Eine Sonne-Mond-Opposition (Vollmond) kann zu einer Mondfinsternis führen. Astrologisch betrachtet deutet diese Opposition auf einen Konflikt zwischen dem bewussten Willen (Sonne) und den unbewussten Motivationen (Mond) hin. Verstand und Gefühle ziehen in verschiedene Richtungen, was zu Ruhelosigkeit, Stress, Neurosen und diversen psychosomatischen Erkrankungen führen kann.

Als besonders ungünstig gilt in der Astrologie die Sonne-Pluto-Opposition, da der Pluto explosionsartig immer das wieder zunichte macht, was sich die Sonne (das Geburtszeichen) gerade mühevoll aufgebaut hat. Als Folge kann eine Empfindung des Eingesperrtseins entstehen. Dies kann reale Gefängnis- oder Krankenhausaufenthalte, aber z.B. auch das Gefühl in einer stagnierenden Ehe andeuten. Die individuellen Potentiale werden so meist verhindert, wenn nicht andere günstige Aspekte dies wieder auszugleichen in der Lage sind. Auch ein sinnlos prügelnder Vater, der das im Entstehen befindliche Selbstbewußtsein (in der Pubertät) wieder in Stücke legt, ist bei dieser Konstellation häufig zu finden.

Quadrat

  • Winkel: 90°
  • Qualität: Spannung
  • Symbol: □ (Unicode: U+25A1)

Das Quadrat ist eine problematische und zugleich chancenreiche Paarung. Die beiden Gestirne sind „Feinde“. Die Wirkung der Gestirne erfolgt aus Gegensätzen. Das Gegeneinander entsteht immer aus jeweils einem Tag- und einem Nachtzeichen. Zudem erfolgt die Wirkung aus sich fremden Symboliken wie z. B. Widder (Feuer, Tag) und Krebs (Wasser, Nacht), oder Stier (Erde, Nacht) und Löwe (Feuer, Tag). Immer ist auch das entstehende Symbol getragen von scheinbar unvereinbaren Gegensätzen, im Unterschied zur Opposition.

Bei einem Quadrat, z. B. Sonne und Saturn, arbeiten die beiden Gestirne gegeneinander. Die zugeordneten Eigenschaften kommen sich in die Quere. Die Härte des Saturns bedroht die Lebendigkeit der Sonne, die Wärme und Lebenskraft droht die Härte des Saturn aufzuweichen. Doch wirkt dies genauso stark positiv, sofern die Chance aus dieser Verbindung wahrgenommen wird. Ein harter Kerl hat dann das warme Herz. Der wildwuchernde Garten hat dann einen Zaun, eine Grenze.

Trigon

  • Winkel: 120°
  • Qualität: Harmonie
  • Symbol: ▴ (Unicode: U+25B3)

Der Trigon hat eine sehr ähnliche Wirkung wie das Sextil. Die Kräfte der Planeten beeinflussen sich positiv und führen zu einem Ergebnis, das besser wäre, als die einzelnen Planeten erzielen könnten. Die Planeten sind „befreundet“ und eröffnen dem Menschen viele Chancen. Der Trigon wird ähnlich wie das Sextil gedeutet, wobei manche Astrologen den Trigon als den stärkeren Aspekt betrachten. Als besonders günstig wird z.B. ein Sonne-Jupiter-Trigon angesehen.

Sextil

  • Winkel: 60°
  • Qualität: Harmonie
  • Symbol: ⚹ (Unicode: U+26B9 sextile)

Das Sextil ist eine hilfreiche Paarung. Die beiden Gestirne sind „Freunde“. Die Wirkung der Gestirne erfolgt aus dem gegenseitigen Austausch von Werten. Die Tierkreiszeichen sind immer entweder beide Tag- oder beide Nachtzeichen. Das entstehende Symbol bringt jedem der beteiligten Gestirne Zuwachs.

Bei einem Sextil, z. B. Mars und Venus, arbeiten die beiden Gestirne zusammen. Die Eigenschaften unterstützen sich gegenseitig. Die bindende Kraft der Venus erhält Verstärkung durch die Antriebskraft des Mars’. Dadurch erhält dies die Symbolwirkung aktive Anziehung. Es entsteht ein starker Reiz, der die Umwelt anzieht. Die Venus wiederum spendet Mars die Verbindlichkeit, die Diplomatie. Es ist die Politik der sanften Gewalt, der höflichen festen Art, die dennoch keine Kompromisse eingeht. Als besonders günstig ("Glückskonstellation") wird z.B. ein Sonne-Jupiter-Sextil angesehen.

Quinkunx

  • Winkel: 150°
  • Qualität: Spannung
  • Symbol: ⚻ (Unicode: U+26BB quincunx)

Das Quinkunx ist ein nur schwer wahrnehmbarer Aspekt zwischen Trigon und Opposition.

Es verfeinert die starken geistigen Qualitäten eines Trigons, lässt aber bereits konkrete Handlungszwänge bzw. Herausforderungen einer Opposition spüren. Es wird von manchen Astrologen auch als neptunischer bzw. Sehnsuchtsaspekt bezeichnet. Entscheidungsschwäche und Hilflosigkeit sind typische Begleiterscheinungen dieses Aspektes. Die beteiligten Planeten schwingen so undurchschaubar miteinander, dass es einer Floßfahrt im offenen Meer gleicht. Das Quinkunx zeigt Potentiale in uns auf, die wir entweder noch entwickeln können oder die bereits erschöpft sind. Was von beidem in Frage kommt, muss der Horoskopeigner für sich in jeder Situation selber klären. Insofern lehrt uns dieser Aspekt wohlüberlegtes Denken und Handeln.

Semisextil (oder Halbsextil)

  • Winkel: 30°
  • Qualität: Spannung
  • Symbol: ⚺ (Unicode: U+26BA semisextile)

Das Semisextil ist dem Wesen nach ein unproblematischer Aspekt. Es soll die Verstandesseite in uns fördern. So beschrieb Else Parker in ihrem Buch „Mondphasenpsychologie“ (Amersfoort, 1950) die unter Sonne/Mond-Semisextil Geborenen als Realisten. Als leichter Spannungsaspekt hat es eher nebensächliche Bedeutung, sollte aber bei Gradgenauigkeit mit in die Horoskopdeutung einbezogen werden.

Halbquadrat

  • Winkel: 45°
  • Symbol: Halbquadrat (Unicode: darstellbar durch ∠ U+2220 angle[2])

Anderthalbquadrat

  • Winkel: 135°
  • Symbol: ⚼ (Unicode: U+26BC sesquiquadrate)

Quintil

  • Winkel: 72°
  • Qualität: Harmonie
  • Symbol: Quintil

Das Quintil ist ein harmonischer Nebenaspekt. Die Planeten sollen hier derart reibungslos „miteinander schwingen“, dass der Aspekt vom Betreffenden eher statisch wahrgenommen wird.

Biquintil

Deklinationsparallele

Die noch in der klassischen Astrologie vielfach berücksichtigten Deklinationsparallelen werden heute seltener beachtet. Reinhold Ebertin machte auf diese vergessenen Aspekte der Klassik wieder aufmerksam. In der englischsprachigen Astrologie werden sie häufiger verwendet. Ein Deklinationsaspekt ergibt sich bei gleichen Abständen zum Himmelsäquator. Durch die Rotation der Erde beschreiten die Planeten Parallelkreise, die im Abstand zum Äquator gemessen werden, die deshalb südliche oder nördliche Werte annehmen können. Wenn die Deklinationswerte identisch sind, dann spricht man von einer Deklinationskonjunktion, Symbol //. Bei einer Deklinationsopposition sind die Werte ebenfalls identisch, nur ist der eine Wert südlich, während der andere nördlich ist. Schreibweise: #

Halbsumme

Die Halbsummen wurden von Alfred Witte eingeführt und beruhen auf den klassischen Äquidistanzpunkten. Wenn ein Planet auf der Ekliptik zwischen 2 anderen Planeten oder Faktoren steht, so verbindet er die beiden flankierenden Planeten zu einem Aspekt von 3 Faktoren. Witte nannte diese Kombination Planetenbild. Näheres unter Halbsumme.

Siehe auch

Literatur

  • Bil Tierney: Dynamische Aspektanalyse, Tübingen 2005, ISBN 3-89997-137-X
  • Peter Schlapp: Das astrologische Halbsextil, Tübingen 2004, ISBN 3-937077-07-3
  • Michael Roscher: Astrologische Aspektlehre, Knaur TB, München 1997

Einzelnachweise

  1. Knappich, Koch, Horoskop und Himmelshäuser,1959, S. 30
  2. David Faulks: Proposal to add some Western Astrology Symbols to the UCS. (PDF) In: Unicode Technical Committee Document No. L2/06-171. ISO/IEC JTC1/SC2/WG2, 9. Mai 2006, abgerufen am 8. März 2015 (english).
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