Sinne

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Den Sinnen hast du dann zu trauen,
Kein Falsches lassen sie dich schauen
Wenn dein Verstand dich wach erhält.
Mit frischem Blick bemerke freudig,
Und wandle, sicher wie geschmeidig,
Durch Auen reichbegabter Welt.

Sinne dienen der Wahrnehmung der sinnlichen Welt mittels geeigneter physischer Sinnesorgane und werden deshalb auch als Wahrnehmungsorgane bezeichnet. Rudolf Steiner unterscheidet zwölf Sinne des Menschen, die ihm als Sinnesorganisation die Sinneswahrnehmung ermöglichen. Die wachbewusste sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit begann sich nach Steiner erst allmählich am Ende der atlantischen Zeit herauszubilden und auch heute noch hat die sinnliche Wahrnehmung, sofern sie nicht vom klaren Denken durchdrungen wird, einen weitgehend nur traumbewussten Charakter. Davor verfügte die Menschheit über ein natürliches, traumartiges hellsichtiges Bewusstsein, von dem sich allerletzte Reste bis in unser gegenwärtiges Bewusstseinsseelenzeitalter erhalten haben.

Was ist ein Sinn?

Die Sinne trügen nicht, das Urteil trügt.

Goethe: Maximen und Reflexionen[1]
Eine mögliche Zuordnung der 12 Sinne zu den Tierkreiszeichen nach einer Notizbuchaufzeichnung Rudolf Steiners zu den Vorträgen «Anthroposophie als Kosmosophie» Band II (GA 208) aus dem Jahre 1921 (Lit.: Beiträge 058-059, S. 26). Die Reihenfolge der Sinne, beginnend mit dem Tastsinn und endend mit dem Ich-Sinn, folgt dabei nicht dem Kreis, sondern einer Lemniskate, die der Umstülpung von den inneren (Tastsinn bis Geschmackssinn) zu den äußeren Sinnen (Sehsinn bis Ich-Sinn) entspricht.
Eine weitere Notizbucheintragung R. Steiners zu den Vorträgen aus GA 208 (Lit.: Beiträge 058-059, S. 25).

„In anthroposophischer Beleuchtung darf alles dasjenige ein menschlicher Sinn genannt werden, was den Menschen dazu veranlaßt, das Dasein eines Gegenstandes, Wesens oder Vorganges so anzuerkennen, daß er dieses Dasein in die physische Welt zu versetzen berechtigt ist.“ (Lit.:GA 45, S. 31)

Wobei ein Sinn ganz allgemein etwas ist "..., wo eine Erkenntnis zustande kommt ohne Mitwirkung des Verstandes, des Gedächtnisses usw." (Lit.: GA 45, S. 35) Das Urteil ist beim reinen Sinneserlebnis ausgeschaltet:

„Sinn ist das, wodurch wir uns eine Erkenntnis verschaffen ohne Mitwirken des Verstandes.“ (Lit.:GA 115, S. 31)

„Sie müssen sich klar sein darüber, daß im Sinn eben etwas Unbewußtes - Unterbewußtes wenigstens - liegt. Würde das, was bei der Sinneswahrnehmung unbewußt vorliegt, bewußt gemacht werden, so würde es kein Sinn mehr sein, keine Sinneswahrnehmung, sondern man müßte sprechen von einem Urteil, einer Begriffsbildung und dergleichen.“ (S. 50)

„Das andere, was zum Seelenleben gehört, das Urteilen, wird gerade beim unmittelbaren Sinneserlebnis ausgeschaltet. Da macht sich das Begehren, das Hingebende und Exponierende der Seele gegenüber den äußeren Eindrücken allein geltend. Ein Sinneseindruck ist gerade dadurch charakterisiert, daß die Aufmerksamkeit bei ihm so hingeordnet ist, daß die Urteilsfällung als solche ausgeschaltet wird. Wenn sich die Seele dem Rot oder irgendeinem Ton exponiert, lebt in diesem Exponieren nur Begehren, und die andere Seelentätigkeit, das Urteilen, wird in diesem Falle ausgeschaltet, unterdrückt.“ (S. 160)

Dass es Wesen gibt, die zur Sinneswahrnehmung befähigt sind, ist bereits ein klarer Hinweis auf die Existenz einer übersinnlichen Welt. In einer Notizbucheintragung Rudolf Steiners (Notizbuch 210/17) heißt es:

„Der Sinn kann nur geben einen Ausschnitt der Welt; denn in dieser Welt muß liegen der Grund für seine eigne Gesetzmäßigkeit: diese Gründe kann er nicht mehr geben. - Dadurch, daß der Welt Organismen einverleibt sind, welche diese Welt wahrnehmen, liegt der Hinweis auf eine übersinnliche Welt. Ein Sinnesorgan, welches nicht bloß seinen Gegenstand, sondern sich selbst wahrnähme, gäbe ein Bild dieser übersinnlichen Welt.“ (Lit.: Beiträge 034, S. 24)

Goethe war der Ansicht, dass sich durch jeden Sinn ungeteilt die ganze Natur ausspricht, jedoch auf jeweils besondere Weise, weshalb er schon im Vorwort seiner Farbenlehre bezüglich des Sehsinns schreibt:

„Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.

Ebenso entdeckt sich die ganze Natur einem anderen Sinne. Man schließe das Auge, man öffne, man schärfe das Ohr, und vom leisesten Hauch bis zum wildesten Geräusch, vom einfachsten Klang bis zur höchsten Zusammenstimmung, von dem heftigsten leidenschaftlichen Schrei bis zum sanftesten Worte der Vernunft ist es nur die Natur, die spricht, ihr Dasein, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Verhältnisse offenbart, so dass ein Blinder, dem das unendlich Sichtbare versagt ist, im Hörbaren ein unendlich Lebendiges fassen kann.“

Goethe: Zur Farbenlehre, Vorwort

Die Sinneslehre ist eines der wesentlichsten Kernstücke der anthroposophischen Menschenkunde und ein Ergebnis jahrelanger geisteswissenschaftlicher Untersuchungen Rudolf Steiners (Lit.: GA 93a, S. 67ff, GA 45, S. 31ff) . Nach und nach hat Steiner die Sinneslehre immer weiter modifiziert und verfeinert und dabei den Umkreis der bekannten 5 Sinne zunächst um zwei künftig noch zu entwickelnde auf 7, dann auf 10 und schließlich auf 12 Sinne erweitert.

Der Kopf mit seinen zwölf Paaren von Gehirnnerven, der eine Metamorphose des zwölfgliedrigen Leibes der vorangegangenen Inkarnation ist, bildet heute das eigentliche Sinneszentrum des Menschen, wenngleich auch manche Sinnesorgane über größere Bereiche des Leibes oder sogar über den ganzen Leib ausgebreitet sind.

Wie die äußere Wahrnehmung zustande kommt

Hauptartikel: Wahrnehmung

Der Mensch steckt mit seinem Geistig-Seelischen, d.h. mit seinem Ich und seinem Astralleib, in den Dingen und Wesen drinnen, die er wahrnimmt. Bewusst werden ihm diese Erlebnisse aber nur dadurch, dass sie an den Sinnesorganen des physischen Leibes zurückgespiegelt werden.

„Wie kommt eigentlich die äußere Wahrnehmung zustande? Nun, nicht wahr, da denken die Menschen gewöhnlich - besonders Menschen, die sich sehr gescheit dünken - , daß die äußere Wahrnehmung dadurch zustande kommt, daß die Dinge draußen sind, der Mensch in seiner Haut steckt, daß die äußeren Dinge einen Eindruck auf ihn machen, und daß dadurch sein Gehirn ein Bild der äußeren Objekte und Formen in seinem Innern erzeugt. Nun, es ist ganz und gar nicht so, sondern es verhält sich ganz anders. In Wahrheit ist der Mensch gar nicht drinnen innerhalb seiner Haut [mit seinem Geistig-Seelischen]; das ist er gar nicht. Wenn der Mensch zum Beispiel dieses Rosen-Bukettchen sieht, so ist er mit seinem Ich und Astralleib in der Tat da drinnen in dem Bukettchen, und sein Organismus ist ein Spiegelungsapparat und spiegelt ihm die Dinge zurück. Sie sind in Wahrheit immer ausgebreitet über den Horizont, den Sie überschauen. Und im Wachbewußtsein stecken Sie eben mit einem wesentlichen Teil Ihres Ich und Astralleibes auch im physischen und ätherischen Leibe drinnen. Der Vorgang ist nun wirklich so - ich habe das oft in Vorträgen erwähnt - : Denken Sie sich, sie gingen in einem Zimmer herum, in dem eine Anzahl von Spiegeln an den Wänden angebracht wären. Sie können durch den Raum gehen. Wo Sie keinen Spiegel haben, sehen Sie sich selber nicht. Sobald Sie aber an einen Spiegel kommen, sehen Sie sich. Kommt eine Stelle ohne Spiegel, sehen Sie sich nicht, und wenn wieder ein Spiegel da ist, sehen Sie sich wieder. So ist es auch mit dem menschlichen Organismus. Er ist nicht der Erzeuger der Dinge, die wir in der Seele erleben, er ist nur der Spiegelungsapparat. Die Seele ist beisammen mit den Dingen da draußen, zum Beispiel hier mit diesem Rosen-Bukettchen. Daß die Seele das Bukettchen bewußt sieht, hängt davon ab, daß das Auge in Verbindung mit dem Gehirnapparat der Seele das zurückspiegelt, womit die Seele zusammenlebt. Und in der Nacht nimmt der Mensch nicht wahr, weil er, wenn er schläft, Ich und Astralleib aus seinem physischen und ätherischen Leib herauszieht, und diese dadurch aufhören, ein Spiegelungsapparat zu sein. Das Einschlafen ist so, als ob Sie einen Spiegel, den Sie vor sich hatten, wegnehmen. Solange Sie in den Spiegel hineinsehen können, haben Sie Ihr eigenes Antlitz vor sich; nehmen Sie den Spiegel weg, flugs ist nichts mehr da von Ihrem Antlitz.

So ist der Mensch in der Tat mit dem seelisch-geistigen Wesen in dem Teil der Welt, den er überschaut, und er sieht ihn dadurch bewußt, daß ihn sein Organismus spiegelt. Und in der Nacht wird dieser Spiegelungsapparat weggezogen, da sieht er nichts mehr. Der Teil der Welt, den wir sehen, der sind wir selbst.

Das ist eines der schlimmsten Stücke der Maja, daß der Mensch glaubt, er stecke mit seinem Geistig-Seelischen in seiner Haut. Das tut er nicht. In Wirklichkeit steckt er in den Dingen, die er sieht. Wenn ich einem Menschen gegenüberstehe, so stecke ich in ihm drinnen mit meinem Ich und Astralleib. Würde ich nicht meinen Organismus ihm entgegenhalten, so würde ich ihn nicht sehen. Daß ich ihn sehe, daran ist mein Organismus schuld, aber mit meinem Ich und Astralleib stecke ich in ihm drinnen. Daß man das nicht so ansieht, das gehört eben zu den, ich möchte sagen, verhängnisvollsten Dingen der Maja.

So verschaffen wir uns eine Art Begriff, wie das Wahrnehmen und das Erleben auf dem physischen Plan ist.“ (Lit.:GA 156, S. 22f)

Im 171. anthroposophischen Leitsatz - geschrieben im März 1925 kurz vor seinem Tod - spricht Rudolf Steiner deutlich aus, dass der Mensch bei der Wahrnehmung sich mit seinem geistig-seelisches Wesen an dem beteiligt, was die Welt durch seine Sinne in ihm erlebt. Die menschliche Wahrnehmung ist damit zugleich und primär ein Weltprozess in Form einer Selbstwahrnehmung der Welt, an der der Mensch teilnimmt.

„171. Die menschliche Sinnesorganisation gehört nicht der Menschen-Wesenheit an, sondern ist von der Umwelt während des Erdenlebens in diese hineingebaut. Das wahrnehmende Auge ist räumlich im Menschen, wesenhaft ist es in der Welt. Und der Mensch streckt sein geistig-seelisches Wesen in dasjenige hinein, was die Welt durch seine Sinne in ihm erlebt. Der Mensch nimmt die physische Umgebung während seines Erdenlebens nicht in sich auf, sondern er wächst mit seinem geistig-seelischen Wesen in diese Umgebung hinein.“ (Lit.:GA 26, S. 236)

Der Tierkreis und die Sinne des Menschen

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

Die zwölf Sinne des Menschen wurden durch die Kräfte des Tierkreises und der damit verbundenen geistigen Wesenheiten gebildet.

"Erinnern Sie sich daran, daß wir erst kürzlich von zwölf Sinnen gesprochen haben, und diese zwölf Sinne, die der Mensch in sich trägt, in Zusammenhang gebracht haben mit den zwölf Kräften, die den zwölf Sternbildern des Tierkreises entsprechen. Wir tragen, sagten wir, in uns mikrokosmisch den Makrokosmos mit seinen zunächst aus den zwölf Sternbildern wirkenden Kräften. Jede dieser Kräfte ist anders, anders die Kräfte des Widders, anders die Kräfte des Stiers, anders die Kräfte der Zwillinge und so weiter, wie anders ist die Wahrnehmungsfähigkeit des Auges, anders die Wahrnehmungsfähigkeit des Ohres und so weiter. Zwölf Sinne entsprechen den zwölf Sternbildern des Tierkreises. Aber sie entsprechen ihnen nicht bloß. Wir wissen ja, daß die Anlage zu den menschlichen Sinnesorganen schon auf dem alten Saturn gelegt worden ist, sich weiter gebildet hat während der Sonnen-, während der Mondenzeit bis in unsere Erdenzeit herein. Erst während unserer Erdenzeit ist der Mensch mit seinen Sinnen ein so abgeschlossenes Wesen geworden, wie er uns entgegentritt. Er war viel offener dem großen Kosmos gegenüber in früheren Zeiten, während der Mond-, der Sonnen- und der Saturnzeit. Während dieser drei der Erdenzeit vorangehenden Zeiten wirkten wirklich herein in unsere menschliche Wesenheit die Kräfte der zwölf Zeichen des Tierkreises. Während sich die Anlage unserer Sinne bildete, wirkten auf sie die Kräfte des Tierkreises. Es ist nicht bloß ein Entsprechen, sondern es ist ein Aufsuchen derjenigen Kräfte, die unsere Sinne in uns eingebaut haben, wenn wir von dieser Entsprechung der Sinne mit den Tierkreisbildern sprechen. Wir sprechen nicht in einer oberflächlichen Weise von irgendeinem Entsprechen des Ich-Sinnes mit dem Widder und der anderen Sinne mit diesem oder jenem Tierkreiszeichen, sondern sprechen deshalb so, weil die Sinne des Menschen während der früheren Vorgänge unseres Erdenplaneten noch nicht so ausgebildet waren, daß sie in seinem Organismus saßen und die Außenwelt aufnahmen. Sie wurden erst eingebaut von den zwölf Kräften her in seinen Organismus. Wir sind aus dem Makrokosmos heraus aufgebaut, studieren also, indem wir die menschlichen Sinnesorgane studieren, weltumspannende Kräfte, die in uns gewirkt haben durch Jahrmillionen und aber Jahrmillionen, und deren Ergebnisse solch wunderbare Teile des menschlichen Organismus sind wie die Augen oder die Ohren. Es ist wirklich so, daß wir die Teile auf ihren geistigen Inhalt hin studieren, wie wenn wir jeden Ziegel studieren müßten bei einem Hause, das wir betrachten auf seinen kunstvollen Aufbau hin." (Lit.: GA 169, S. 144f)

Aus den vielfältigen Ausführungen und Notizbucheintragungen Rudolf Steiners zu den zwölf Sinnen ergibt sich keine in allen Fällen gültige, ein-eindeutige Zuordnung zu den Tierkreiszeichen, sondern diese hängt vom jeweiligen Blickpunkt der Betrachtung ab. Eine einzig gültige starre Zuordnung entspräche auch nicht dem lebendigen, ganzheitlichen Charakter des Sinnessystems und seines Bezuges zum Kosmos. Verschiedene Zuordnungen, die Rudolf Steiner gegeben hat, werden in den folgenden Abschnitten besprochen.

Die zwölf Sinne des Menschen

Grundprinzipien der anthroposophischen Sinneslehre

In einem 1916 in Berlin gehaltenen Vortrag über die zwölf Sinne des Menschen schildert Rudolf Steiner das Grundprinzip der anthroposophischen Sinneslehre so:

„Bei unserer letzten Betrachtung habe ich bei einer gewissen Gelegenheit wiederum angespielt auf diese Vorträge über Anthroposophie (Lit.:GA 115), namentlich darauf, daß ich dazumal betont habe, der Mensch habe eigentlich zwölf Sinne. Und ich habe ja das letztemal ausgeführt, daß dasjenige, was verbreitet ist über die Nervensubstanz des Menschen im Zusammenhange mit seinen Sinnen, nach der Zwölfzahl geordnet ist, weil der Mensch einmal in diesem tiefsten Sinne ein Mikrokosmos ist und den Makrokosmos abbildet. Zwölf Sternbilder, durch die der Sonne Kreislauf im Jahre geht, draußen im Makrokosmos — zwölf Sinne, in denen das Ich des Menschen eigentlich lebt hier auf dem physischen Plan! Gewiß, die Dinge sind draußen, in der Zeit aufeinanderfolgend etwas anders: Die Sonne bewegt sich vom Widder durch den Stier und so weiter bis wieder zurück durch die Fische zum Widder. Aber der jährliche Sonnenkreislauf geht durch diese zwölf Sternbilder. Alles, auch was wir in uns tragen, was wir in uns seelisch erleben, steht im Verhältnis zur Außenwelt durch unsere zwölf Sinne. Diese zwölf Sinne habe ich dazumal aufgezählt: der Tastsinn, der Lebenssinn, der Bewegungssinn, der Gleichgewichtssinn, der Geruchssinn, der Geschmackssinn, der Sehsinn, der Wärmesinn, der Gehörsinn, der Sprachsinn, der Denksinn, der Ichsinn. Im Umkreise gleichsam dieser zwölf Sinne bewegt sich unser ganzes Seelenleben, gerade so, wie die Sonne sich im Umkreis der zwölf Sternbilder bewegt.“ (Lit.:GA 169, S. 58ff)

Zeichnung aus GA 206, S. 25
Die fünf Sinne, Gemälde von Hans Makart aus den Jahren 1872–1879: Tastsinn, Hören, Sehen, Riechen, Schmecken
Pietro Paolini: Allegorie der fünf Sinne (ca. 1630); jede Person repräsentiert einen der fünf Sinne.

„Wenn wir nun in Wirklichkeit analysieren das Cesamtgebiet, den Umkreis unserer äußeren Erlebnisse, die wir in ähnlicher Weise wahrnehmen, sagen wir, wie die Seherlebnisse oder wie die Tasterlebnisse oder wie die Wärmeerlebnisse, dann kommen wir zu zwölf deutlich voneinander unterscheidbaren Sinnen, die ich ja früher öfter in folgender Weise aufgezählt habe: erstens der Ichsinn, der, wie gesagt, zu unterscheiden ist von dem Bewußtsein des eigenen Ich; mit Ichsinn wird nichts anderes bezeichnet als die Fähigkeit, das Ich des andern wahrzunehmen. Das zweite ist der Gedankensinn, das dritte ist der Wortesinn, das vierte ist der Gehörsinn, das fünfte ist der Wärmesinn, das sechste der Sehsinn, das siebente der Geschmackssinn, das achte der Geruchssinn, das neunte der Gleichgewichtssinn. Wer auf diesem Gebiete wirklich analysieren kann, der weiß, daß es ein ganz begrenztes Gebiet des Wahrnehmens gibt, ebenso wie das Gebiet des Sehens, ein begrenztes Gebiet, das uns einfach eine Empfindung davon vermittelt, daß wir als Mensch in einem gewissen Gleichgewichte stehen. Ohne daß ein Sinn uns vermitteln würde dieses Stehen im Gleichgewichte oder dieses Schweben und Tanzen im Gleichgewichte, ohne dies würden wir durchaus nicht unser Bewußtsein vollständig aufbauen können. Dann ist der Bewegungssinn das nächste. Der Bewegungssinn ist die Wahrnehmung dessen, ob wir in Ruhe oder in Bewegung sind. Diese Wahrnehmung müssen wir genau ebenso in uns erleben, wie wir erleben unsere Gesichtswahrnehmung. Elftens der Lebenssinn, zwölftens der Tastsinn (siehe Zeichnung Seite 25).“ (Lit.:GA 206, S. 11f)

Die zwölf Sinne des Menschen
Ich-Sinn ausgeprägte äußere Sinne
Vorstellungsverwandt bezogen
Denksinn
Sprachsinn
Gehörsinn
Wärmesinn äußerlich-innerliche-Sinne
Gefühlsverwandt
Sehsinn
Geschmackssinn
Geruchssinn
Gleichgewichtssinn ausgeprägte innere Sinne
Willesverwandt
Bewegungssinn
Lebenssinn
Tastsinn

Die fünf klassischen Sinnesfähigkeiten

Die klassischen fünf Sinnesfähigkeiten, die schon Aristoteles beschrieben hat, sind:

  1. Sehen (Visuelle Wahrnehmung)
  2. Hören (Auditive Wahrnehmung)
  3. Riechen (Olfaktorische Wahrnehmung)
  4. Schmecken (Gustatorische Wahrnehmung)
  5. Tasten (Haptische Wahrnehmung)

Ihnen entsprechen die fünf Tanmatras (skrt. तन्मात्र) der Samkhya-Philosophie, die die Grundbausteine aller Dinge sind, insoferne sie auf unsere Sinne wirken, nämlich Form (rupa)[2], Geschmack (rasa), Geruch (gandha), Berührung (sparsha) und Ton (shabda). Das macht den Zusammenhang mit der Region der fließenden Reizbarkeit in der Astralwelt deutlich.

Weitere Sinne

Dass damit der Kreis der menschlichen Sinne allerdings noch nicht erschöpft ist, hat auch die moderne Physiologie bestätigt, die nach gegenwärtigem Forschungsstand noch vier weitere Sinne kennt:

Steiner nennt darüber hinaus noch drei weitere Sinne, die vor allem im sozialen Zusammenleben der Menschen bedeutsam sind, nämlich den Sprachsinn, den Denksinn und den Ichsinn, die von der zeitgenössischen Physiologie allerdings noch nicht als eigenständige Sinne anerkannt werden.

Eine weitere Zuordnung der 12 Sinne des Menschen zu den 12 Tierkreiszeichen, weiters der 7 Lebensprozesse zu den 7 klassischen Planeten und von Sonne, Mond und Erde zu den Seelenvorgängen nach einer Notizbuchaufzeichnung Rudolf Steiners (Notizbuch 210/11; (Lit.: Beiträge 034, S. 20))

Gliederung in Willenssinne, Gefühlssinne und Erkenntnissinne

Sachgemäß gliedern sich die zwölf Sinne durch ihren Bezug zu Denken, Fühlen und Wollen in drei Gruppen mit je 4 Sinnen.

Willenssinne

„Da haben wir zunächst vier Sinne: Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn. Diese Sinne sind hauptsächlich durchdrungen von Willenstätigkeit. Der Wille wirkt hinein in das Wahrnehmen durch diese Sinne. Fühlen Sie doch, wie in das Wahrnehmen von Bewegungen, selbst wenn Sie diese Bewegungen im Stehen ausführen, der Wille hineinwirkt! Der ruhende Wille wirkt auch in die Wahrnehmung Ihres Gleichgewichtes hinein. In den Lebenssinn wirkt er ja sehr stark hinein, und in das Tasten wirkt er auch hinein: denn wenn Sie irgend etwas betasten, so ist das im Grunde genommen eine Auseinandersetzung zwischen Ihrem Willen und der Umgebung. Kurz, Sie können sagen: Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Lebenssinn und Tastsinn sind Willenssinne im engeren Sinne. Beim Tastsinn sieht der Mensch äußerlich, daß er zum Beispiel seine Hand bewegt, wenn er etwas betastet: daher ist es für ihn offenbar, daß dieser Sinn für ihn vorhanden ist. Beim Lebenssinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn ist es nicht so offenbar, daß diese Sinne vorhanden sind. Da sie aber im besonderen Sinne Willenssinne sind, so verschläft der Mensch diese Sinne, weil er ja im Willen schläft. Und in den meisten Psychologien finden Sie diese Sinne gar nicht angeführt, weil die Wissenschaft in bezug auf viele Dinge den Schlaf des äußeren Menschen behaglich mitschläft.“ (Lit.:GA 293, S. 128)

Die Willenssinne sind ganz auf das Körperinnere gerichtet, dessen Zustand sie aber ganz objektiv wahrnehmen:

„Wenn wir nun zu den nächsten vier Sinnen kommen, zu dem Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Lebenssinn und Tastsinn, so kommen wir zu ausgesprochen inneren Sinnen. Wir haben es da zunächst mit ausgesprochen inneren Sinnen zu tun. Denn das, was uns der Gleichgewichtssinn übermittelt, ist unser eigenes Gleichgewicht, was uns der Bewegungssinn übermittelt, ist der Zustand der Bewegung, in dem wir sind. Unser Lebenszustand ist dieses allgemeine Wahrnehmen, wie unsere Organe funktionieren, ob sie unserem Leben förderlich sind oder abträglich sind und so weiter. Beim Tastsinn könnte es täuschen; dennoch aber, wenn Sie irgend etwas betasten, so ist das, was Sie da als Erlebnis haben, ein inneres Erlebnis. Sie fühlen gewissermaßen nicht die Kreide, sondern Sie fühlen die zurückgedrängte Haut, wenn ich mich grob ausdrücken darf; der Vorgang ist natürlich viel feiner zu charakterisieren. Es ist die Reaktion Ihres eigenen Inneren auf einen äußeren Vorgang, der da im Erlebnis vorliegt, der in keinem andern Sinneserlebnis in derselben Weise vorliegt wie im Tasterlebnis.

Nun aber wird allerdings diese letztere Gruppe der Sinne durch etwas anderes modifiziert. Da müssen Sie sich erinnern an etwas, das ich vor einigen Wochen hier gesagt habe. Nehmen Sie den Menschen in bezug auf das, was durch diese letzten vier Sinne wahrgenommen wird; es sind, trotzdem wir die Dinge wahrnehmen - unsere eigene Bewegung, unser eigenes Gleichgewicht - , es sind, trotzdem wir das, was wir wahrnehmen, auf entschieden subjektive Weise nach innen hin wahrnehmen, dennoch aber Vorgänge, die ganz objektiv sind. Das ist das Interessante an der Sache. Wir nehmen diese Dinge nach innen hin wahr, aber was wir da wahrnehmen, sind ganz objektive Dinge, denn es ist im Grunde genommen physikalisch gleichgültig, ob, sagen wir, ein Holzklotz sich bewegt oder ein Mensch, ob ein Holzklotz im Gleichgewicht ist oder ein Mensch. Für die äußere physische Welt in ihrer Bewegung ist der sich bewegende Mensch ganz genau ebenso zu betrachten wie ein Holzklotz; ebenso mit Bezug auf das Gleichgewicht. Und wenn Sie den Lebenssinn nehmen, so ist es zunächst allerdings nicht in bezug auf die äußere Welt - scheinbar allerdings nur - , aber es ist so, daß das, was unser Lebenssinn übermittelt, ganz objektive Vorgänge sind. Stellen Sie sich vor einen Vorgang in einer Retorte: er verläuft nach gewissen Gesetzen, kann objektiv beschrieben werden. Das, was der Lebenssinn wahrnimmt, ist ein solcher Vorgang, der nach innen gelegen ist. Ist er in Ordnung, dieser Vorgang, ganz als objektiver Vorgang, so übermittelt Ihnen dieses der Lebenssinn, oder ist er nicht in Ordnung, so überliefert Ihnen der Lebenssinn auch das. Wenn auch der Vorgang in Ihrer Haut eingeschlossen ist, der Lebenssinn übermittelt es. Ein objektiver Vorgang ist schließlich gar nichts, was zunächst mit dem Inhalt Ihres Seelenlebens einen besonderen Zusammenhang hat. Und ebenso beim Tastsinn; es ist immer eine Veränderung in der ganzen organischen Struktur, wenn wir wirklich tasten. Unsere Reaktion ist eine organische Veränderung in unserem Inneren. Wir haben also durchaus in dem, was wir mit diesen vier Sinnen gegeben haben, eigentlich ein Objektives gegeben, ein solches, was uns als Menschen so in die Welt hineinstellt, wie wir im Grunde genommen als objektive Wesen sind, die auch in der Sinneswelt äußerlich gesehen werden können. So daß wir sagen können, es sind ausgesprochen innere Sinne, aber dasjenige, was wir durch sie wahrnehmen, ist an uns genauso wie das, was wir äußerlich in der Welt wahrnehmen. Ob wir schließlich einen Holzklotz in Bewegung setzen, oder ob der Mensch in äußerer Bewegung ist, darauf kommt es nicht an für den physikalischen Fortgang der Ereignisse. Der Bewegungssinn ist nur da, damit das, was in der Außenwelt geschieht, auch zu unserem subjektiven Bewußtsein kommt, wahrgenommen wird.

Sie sehen also, richtig subjektiv sind gerade die ausgesprochen äußeren Sinne. Die müssen dasjenige, was durch sie wahrgenommen wird, im ausgesprochenen Sinne in unsere Menschlichkeit hereinbefördern. Ich möchte sagen, ein Hin- und Herpendeln zwischen Außen- und Innenwelt stellt die mittlere Gruppe der Sinne dar, und ein ausgesprochenes Miterleben von etwas, was wir sind, indem wir der Welt angehören, nicht uns, ist uns durch die letzte Gruppe der Sinne übermittelt.“ (Lit.:GA 206, S. 15ff)

Gefühlssinne

„Die nächsten Sinne: Geruchssinn, Geschmackssinn, Sehsinn, Wärmesinn, sind hauptsächlich Gefühlssinne. Das naive Bewußtsein empfindet ja ganz besonders beim Riechen und Schmecken die Verwandtschaft mit dem Fühlen. Daß man es beim Sehen und der Wärme nicht so empfindet, hat eben seine besonderen Gründe. Beim Wärmesinn beachtet man nicht, daß er mit dem Gefühl sehr nahe verwandt ist, sondern wirft ihn mit dem Tastsinn zusammen. Man konfundiert zugleich unrichtig und unterscheidet zugleich unrichtig. Der Tastsinn ist in Wahrheit viel mehr willensmäßig, während der Wärmesinn nur gefühlsmäßig ist. Daß der Sehsinn auch Gefühlssinn ist, dahinter kommen die Menschen deshalb nicht, weil sie nicht solche Betrachtungen anstellen, wie sie in Goethes Farbenlehre zu finden sind. Dort haben Sie alles Verwandte der Farben mit dem Gefühl, was zuletzt dann sogar zu Willensimpulsen führt, deutlich ausgesprochen. Aber warum merkt dann der Mensch so wenig, daß beim Sehsinn hauptsächlich eigentlich ein Fühlen vorhanden ist?

Wir sehen ja im Grunde genommen die Dinge fast immer so, daß sie uns, indem sie uns die Farben zuordnen, auch die Grenzen der Farben zeigen: Linien, Formen. Wir werden aber gewöhnlich nicht darauf aufmerksam, wie wir da eigentlich wahrnehmen, wenn wir zugleich Farbiges und Formen wahrnehmen. Wenn der Mensch einen farbigen Kreis wahrnimmt, sagt er grob: Ich sehe die Farbe, ich sehe auch die Rundung des Kreises, die Kreisform. Da werden aber doch zwei ganz verschiedene Dinge durcheinandergeworfen. Durch die eigentliche Tätigkeit des Auges, durch die abgesonderte Tätigkeit des Auges sehen Sie zunächst überhaupt nur die Farbe. Die Kreisform sehen Sie, indem Sie sich in Ihrem Unterbewußtsein des Bewegungssinnes bedienen und unbewußt im Ätherleib, im astralischen Leibe eine Kreiswindung ausführen und dies dann in die Erkenntnis hinaufheben. Und indem der Kreis, den Sie durch Ihren Bewegungssinn aufgenommen haben, in die Erkenntnis heraufkommt, verbindet sich der erkannte Kreis erst mit der wahrgenommenen Farbe. Sie holen also die Form aus Ihrem ganzen Leibe heraus, indem Sie appellieren an den über den ganzen Leib ausgebreiteten Bewegungssinn. Das kleiden Sie in etwas, was ich schon auseinandergesetzt habe, wo ich sagte: Der Mensch vollzieht eigentlich die Formen der Geometrie im Kosmos und hebt sie dann in die Erkenntnis hinauf.“ (Lit.:GA 293, S. 129f)

Die Gefühlssinne vermitteln zwischen Innerem und Äußerem, Subjektives und Objektives vermischt und durchdringt sich hier beständig:

„Diejenigen Sinne, die sozusagen auf der Kippe stehen zwischen Äußerem und Innerem, die ebenso äußeres wie inneres Erleben sind, das sind die vier nächsten Sinne: der Wärmesinn, der Sehsinn, der Geschmackssinn, der Geruchssinn. Versuchen Sie nur einmal die ganze Summe der Erlebnisse, die durch einen dieser Sinne gegeben ist, sich vor Augen zu führen, und Sie werden sehen, wie da auf der einen Seite bei all diesen Sinnen ein Miterleben mit der Außenwelt vorhanden ist, aber zu gleicher Zeit ein Erleben im eigenen Inneren. Wenn Sie Essig trinken, also Ihr Geschmackssinn in Betracht kommt, haben Sie ganz gewiß auf der einen Seite ein inneres Erlebnis mit dem Essig und auf der andern Seite ein Erlebnis, das nach außen gerichtet ist, das man vergleichen kann mit dem Erleben eines äußeren Ich zum Beispiel oder der Worte. Aber es würde sehr schlimm sein, wenn man in demselben Sinne ein subjektives, ein inneres Erlebnis, sagen wir, dem Anhören der Worte beimischen würde. Denken Sie sich einmal, wenn Sie Essig trinken, Sie verziehen das Gesicht; das deutet Ihnen ganz klar an, daß Sie da ein inneres Erlebnis mit dem äußeren Erlebnis haben, daß äußeres Erlebnis und inneres Erlebnis ineinanderschwimmen. Würde dasselbe bei den Worten der Fall sein, wenn Ihnen zum Beispiel einer eine Rede hielte und Sie in derselben Weise innerlich miterleben müßten wie beim Essigtrinken oder beim Moselweintrinken oder dergleichen, dann würden Sie ja niemals in einer objektiven Weise sich über die Worte klar sein, die der andere Ihnen sagt. In demselben Maße, wie Sie beim Essig ein unangenehmes und beim Moselwein ein angenehmes inneres Erlebnis haben, in demselben Maße tingieren Sie ein äußeres Erlebnis. Dieses äußere Erlebnis dürfen Sie nicht tingieren, wenn Sie wahrnehmen, sagen wir, die Worte des andern. Man kann sagen: Hier sieht man das Hereinragen des Moralischen in dem Augenblicke, wo man die Dinge im rechten Lichte sieht. - Denn es gibt allerdings Menschen, die namentlich in bezug auf den Ichsinn, aber auch in bezug auf den Gedankensinn sich so verhalten, daß man sagen kann, die Menschen stecken so stark in ihren mittleren Sinnen, im Wärmesinn, Sehsinn, Geschmackssinn und Geruchssinn drinnen, daß sie auch die andern Menschen oder deren Gedanken so beurteilen. Dann hören sie aber gar nicht die Gedanken oder die Worte des andern, sondern sie nehmen sie so wahr, wie zum Beispiel eben, sagen wir, Moselwein oder Essig oder irgendein anderes Getränk oder eine Speise wahrgenommen wird.

Hier sehen wir, wie etwas Moralisches einfach aus einer sonst ganz amoralischen Betrachtungsweise sich ergibt. Nehmen Sie zum Beispiel einen Menschen, bei dem der Gehörsinn, namentlich aber der Wortesinn, der Gedankensinn und der Ichsinn schlecht ausgebildet sind. Ein solcher Mensch lebt gewissermaßen, sagen wir, ohne Kopf, das heißt, er gebraucht seine Kopfsinne auch in einer ähnlichen Weise, wie die mehr schon dem Animalischen zugeneigten Sinne. Das Tier kann nicht in dieser Weise objektiv wahrnehmen, wie es objektiv-subjektiv wahrnehmen kann durch Wärmesinn, Sehsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn. Das Tier riecht: Sie können sich vorstellen, daß das Tier in sehr geringem Maße objektiv dasjenige sich vergegenständlichen kann, was ihm entgegentritt, sagen wir zum Beispiel beim Geruchssinn. Es ist in hohem Grade ein subjektives Erlebnis. Nun, natürlich haben ja alle Menschen auch Gehörsinn, Wortesinn, Gedankensinn, Ichsinn; aber diejenigen, die mehr sich hineinlegen mit ihrer ganzen Organisation in den Wärmesinn und Sehsinn, namentlich aber in den Geschmacks- oder gar Geruchssinn, die verändern alles nach ihrem subjektiven Geschmack oder nach ihrem subjektiven Riechen der Umgebung. Nicht wahr, solche Dinge kann man ja täglich im Leben wahrnehmen.“ (Lit.:GA 206, S. 13ff)

Erkenntnissinne

„Ich habe noch hinzuzufügen, daß Ich-Sinn, Gedankensinn, Hörsinn und Sprachsinn mehr Erkenntnissinne sind, weil der Wille darin eben der schlafende Wille ist, der wirklich schlafende Wille, der in seinen Äußerungen mitvibriert mit einer Erkenntnistätigkeit.“ (Lit.:GA 293, S. 132)

Die Erkenntnissinne sind ganz nach außen gerichtet. Wir sind von dem, was wir durch sie wahrnehmen ganz getrennt und sind mit ihrer eigentlichen Objektivität nicht unmittelbar verbunden, weshalb Rudolf Steiner gerade die äußeren Sinne mit Recht als subjektiv bezeichnet: „... richtig subjektiv sind gerade die ausgesprochen äußeren Sinne. Die müssen dasjenige, was durch sie wahrgenommen wird, im ausgesprochenen Sinne in unsere Menschlichkeit hereinbefördern.“ (siehe oben, GA 206, S. 17) Damit ist keineswegs gesagt, dass die äußeren Sinnesqualitäten selbst, also Farben, Töne usw., subjektiv sind, wohl aber, dass es uns zunächst schwer fällt, sie objektiv zu „ergreifen“.

„Wir haben zunächst vier Sinne, die uns in zweifelloser Weise mit der Außenwelt verbinden, wenn ich das Wort zweifellos in diesem Falle gebrauchen darf; das sind: der Ichsinn, der Gedankensinn, der Wortesinn und der Gehörsinn. Es wird Ihnen ohne weiteres klar sein, daß wir mit unserem ganzen Erleben gewissermaßen in der Außenwelt sind, wenn wir das Ich eines andern wahrnehmen, ebenso wenn wir die Gedanken oder die Worte eines andern wahrnehmen. Nicht so einleuchtend könnte das sein in bezug auf den Gehörsinn; aber das kommt ja nur davon her, weil man in einer Art abstrakter Anschauung über alle Sinne so eine gemeinsame Begriffsnuance ausgegossen hat, die eben ein gemeinsamer Begriff, eine gemeinsame Idee eines Sinneslebens sein soll, und man nicht eigentlich das Spezifische der einzelnen Sinne ins Auge faßt. Natürlich kann man diese Dinge nicht, ich möchte sagen, im äußeren Experimente auf ihre Begriffe bringen, sondern dazu ist schon notwendig, daß man eben die Fähigkeit des Anfühlens der Erlebnisse hat.

Das gewöhnliche Denken befaßt sich ja zum Beispiel gar nicht damit, wie das Hören dadurch, daß der Vermittler des Hörens die bewegte Luft, also ein Physisches ist, im Grunde genommen uns unmittelbar in die Außenwelt hinausbringt. Und wenn Sie einfach ins Auge fassen, wie sehr äußerlich der Gehörsinn eigentlich gegenüber unserem ganzen organischen inneren Erleben ist, so werden Sie bald darauf kommen, daß Sie den Gehörsinn in dieser Weise anders fassen müssen als zum Beispiel den Sehsinn. Beim Sehsinn wird man einfach aus der Betrachtung des Organs, des Auges, bald ersehen können, wie dasjenige, was da vermittelt wird, doch in einem hohen Maße ein innerer Vorgang, wenigstens relativ ein innerer Vorgang ist. Wir schließen das Auge, wenn wir schlafen, wir schließen das Ohr nicht, wenn wir schlafen. In solchen Dingen, die scheinbar triviale, einfache Tatsachen sind, drückt sich aber tief Bedeutsames für das ganze Leben des Menschen aus. Und wenn wir beim Schlafen genötigt sind, unser Inneres abzuschließen, weil wir nicht wahrnehmen sollen durch das Sehen, so sind wir eben nicht genötigt, unser Ohr abzuschließen, weil das in einer ganz andern Weise in der Außenwelt drinnen lebt als das Auge. Das Auge ist viel mehr Bestandteil unseres Inneren. Die Sehwahrnehmung ist viel mehr nach innen gerichtet als die Gehörwahrnehmung. Nicht die Empfindung des Gehörten, das ist ja etwas anderes. Die Empfindung des Gehörten, die dem Musikalischen zugrunde liegt, das ist etwas anderes als der eigentliche Gehörvorgang.“ (Lit.:GA 206, S. 12f)

Die zwölf Sinne im Detail

Näher charakterisiert Rudolf Steiner die einzelnen Sinne so:

"Sie erinnern sich, daß, wenn wir von unseren Sinnen sprechen, von dem, was der Mensch als Besitzer seiner Sinne ist, wir sagen: Diese Sinne haben ihren ersten Anstoß, ihre ersten Keime während der alten Saturnentwickelung erhalten. Das finden Sie ja auch in Zyklen ausgeführt und immer wieder angegeben. Nun, selbstverständlich darf man sich nicht vorstellen, daß die Sinne, wie sie im ersten Anlauf, im ersten Keim während der Saturnzeit aufgetreten sind, schon so waren, wie sie heute sind. Das wäre natürlich eine Torheit. Es ist sogar außerordentlich schwierig, sich die Gestalt der Sinne vorzustellen, die zur Zeit der alten Saturnentwickelung vorhanden war. Denn es ist schon schwierig, sich vorzustellen, wie die Sinne des Menschen waren während der alten Mondenentwickelung. Da waren sie noch ganz anders als heute. Und darauf möchte ich jetzt einiges Licht werfen, wie diese Sinne, die ja während der alten Mondenentwickelung schon sozusagen ihr drittes Entwickelungsstadium durchmachten - Saturn, Sonne, Mond -, zur Zeit der alten Mondenentwickelung waren.

Die Gestalt, die die menschlichen Sinne heute haben, ist gegenüber der Art, wie sie zur Zeit der alten Mondenentwickelung vorhanden waren, eine viel totere. Die Sinne waren damals viel lebendigere, viel lebensvollere Organe. Dafür aber waren sie nicht geeignet, Grundlagen zu bilden für das vollbewußte Leben des Menschen; sie waren nur geeignet für das alte traumhafte Hellsehen des Mondenmenschen, das dieser Mondenmensch vollzogen hat mit Ausschluß jeder Freiheit, jedes freien Handlungs- oder Begehrungsimpulses. Die Freiheit konnte sich erst während der Erdenentwickelung im Menschen als ein Impuls entwickeln. Also die Sinne waren noch nicht Grundlage für ein solches Bewußtsein, wie wir es während der Erdenzeit haben; sie waren Grundlage nur für ein Bewußtsein, das dumpfer, auch imaginativer war als das heutige Erdenbewußtsein, und das, wie wir das öfter auseinandergesetzt haben, dem heutigen Traumesbewußtsein glich. Der Mensch, so wie er heute ist, nimmt fünf Sinne an. Wir wissen aber, daß das unberechtigt ist, denn in Wahrheit müssen wir zwölf menschliche Sinne unterscheiden. Alle anderen sieben Sinne, die außer den fünf gewöhnlichen Sinnen noch genannt werden müssen, sind genau ebenso berechtigte Sinne hier für die Erdenzeit, wie es die fünf Sinne sind, die immer aufgezählt werden. Sie wissen, man zählt auf: Gesichtssinn, Hörsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn und Gefühlssinn. - Letzteren nennt man oft Tastsinn, wobei man schon beim Tasten nicht recht unterscheidet, was in der neueren Zeit einige nun doch schon unterscheiden wollen, den eigentlichen Tastsinn von dem Wärmesinn. Tastsinn und Wärmesinn hat eine ältere Zeit noch ganz durcheinandergeworfen. Diese beiden Sinne sind natürlich völlig voneinander verschieden. Durch den Tastsinn nehmen wir wahr, ob etwas hart oder weich ist; der Wärmesinn ist etwas ganz anderes. Aber wenn man wirklich einen Sinn hat, wenn ich das Wort so gebrauchen darf, für das Verhältnis des Menschen zur übrigen Welt, dann hat man zwölf Sinne zu unterscheiden. Wir wollen sie heute noch einmal aufzählen, diese zwölf Sinne.

Tastsinn ist gewissermaßen derjenige Sinn, durch den der Mensch in ein Verhältnis zur materiellsten Art der Außenwelt tritt. Durch den Tastsinn stößt gewissermaßen der Mensch an die Außenwelt, fortwährend verkehrt der Mensch durch den Tastsinn in der gröbsten Weise mit der Außenwelt. Aber trotzdem spielt sich der Vorgang, der beim Tasten stattfindet, innerhalb der Haut des Menschen ab. Der Mensch stößt mit seiner Haut an den Gegenstand. Das, was sich abspielt, daß er eine Wahrnehmung hat von dem Gegenstand, an den er stößt, das geschieht selbstverständlich innerhalb der Haut, innerhalb des Leibes. Also der Prozeß, der Vorgang des Tastens geschieht innerhalb des Menschen.

Schon mehr innerhalb des menschlichen Organismus als der Vorgang des Tastsinns liegt dasjenige, was wir nennen können den Lebenssinn. Es ist ein Sinn innerhalb des Organismus, an den der Mensch sich heute kaum gewöhnt zu denken, weil dieser Lebenssinn, ich möchte sagen, dumpf im Organismus wirkt. Wenn irgend etwas im Organismus gestört ist, dann empfindet man die Störung. Aber jenes harmonische Zusammenwirken aller Organe, das sich in dem alltäglich und immer im Wachzustande vorhandenen Lebensgefühl, in dieser Lebensverfassung ausdrückt, das beachtet man gewöhnlich nicht, weil man es als sein gutes Recht fordert. Es ist dieses: sich mit einem gewissen Wohlgefühl durchdrungen wissen, mit dem Lebensgefühl. Man sucht, wenn das Lebensgefühl herabgedämpft ist, sich ein bißchen zu erholen, daß das Lebensgefühl wieder frischer wird. Diese Erfrischung und Herabdämpfung des Lebensgefühles, die spürt man, nur ist man im allgemeinen zu sehr an sein Lebensgefühl gewöhnt, als daß man es immer spüren würde. Aber es ist ein deutlicher Sinn vorhanden, der Lebenssinn, durch den wir das Lebende in uns geradeso fühlen, wie wir irgend etwas mit dem Auge sehen, was ringsherum ist. Wir fühlen uns mit dem Lebenssinn, wie wir mit dem Auge sehen. Wir wüßten nichts von unserem Lebensverlaufe, wenn wir nicht diesen inneren Lebenssinn hätten.

Schon noch mehr innerlich, körperlich-innerlich, leiblich-innerlich als der Lebenssinn ist das, was man nennen kann Bewegungssinn. Der Lebenssinn verspürt gewissermaßen den Gesamtzustand des Organismus als ein Wohlgefühl oder auch als ein Mißbehagen. Aber Bewegungssinn haben, heißt: Die Glieder unseres Organismus bewegen sich gegeneinander, und das können wir wahrnehmen. Hier meine ich nicht, wenn sich der ganze Mensch bewegt - das ist etwas anderes -, sondern wenn Sie einen Arm beugen, ein Bein beugen; wenn Sie sprechen, bewegt sich der Kehlkopf; das alles, dieses Wahrnehmen der innerlichen Bewegungen, der Lageveränderungen der einzelnen Glieder des Organismus, das nimmt man mit dem Bewegungssinn wahr.

Weiter müssen wir wahrnehmen dasjenige, was wir nennen können unser Gleichgewicht. Wir achten auch darauf eigentlich nicht. Wenn wir sogenannten Schwindel bekommen und umfallen, ohnmächtig werden, dann ist der Gleichgewichtssinn unterbrochen, genau ebenso, wie der Sehsinn unterbrochen ist, wenn wir die Augen zumachen. Ebenso wie wir unsere innere Lageveränderung wahrnehmen, so nehmen wir unser Gleichgewicht wahr, wenn wir einfach uns in ein Verhältnis bringen zu oben und unten, links und rechts, und uns so einordnen in die Welt, daß wir uns drinnen fühlen; daß wir fühlen, wir stehen jetzt aufrecht. Also dieses Gleichgewichtsgefühl wird wahrgenommen von uns durch den Gleichgewichtssinn. Der ist ein wirklicher Sinn.

Diese Sinne verlaufen in ihren Prozessen so, daß eigentlich alles innerhalb des Organismus bleibt, was vorgeht. Wenn Sie tasten, stoßen Sie zwar an den äußeren Gegenstand, aber Sie kommen nicht hinein in den äußeren Gegenstand. Wenn Sie an einer Nadel sich stoßen, so sagen Sie, die Nadel ist spitz, Sie kommen selbstverständlich nicht hinein in die Spitze, wenn Sie bloß tasten, sonst stechen Sie sich, aber das ist ja nicht mehr Tasten. Aber alles das kann nur in Ihrem Organismus selbst vorgehen. Sie stoßen zwar an den Gegenstand, aber das, was Sie als Tastmensch erleben, vollzieht sich innerhalb der Grenzen Ihrer Haut. Also das ist leiblich-innerlich, was Sie da im Tastsinn erleben. Ebenso ist leiblich-innerlich, was Sie im Lebenssinn erleben. Sie erleben nicht, wie der Verlauf da oder dort ist, außer sich, sondern was in Ihnen ist. Ebenso im Bewegungssinn: nicht die Bewegung, daß man hin und her gehen kann, ist gemeint, sondern diejenigen Bewegungen, wenn ich an mir meine Glieder bewege, oder aber wenn ich spreche, also die innerlichen Bewegungen, die sind mit dem Bewegungssinn gemeint. Wenn ich außer mir mich bewege, bewege ich mich auch innerlich. Sie müssen da die zwei Dinge unterscheiden: meine Vorwärtsbewegung und die Lage der Glieder, das Innerliche. Der Bewegungssinn also wird innerlich wahrgenommen, wie der Lebenssinn und auch der Gleichgewichtssinn. Nichts nehmen Sie da äußerlich wahr, sondern Sie nehmen sich selbst in einem Gleichgewicht wahr.

Jetzt gehen Sie zunächst aus sich heraus im Geruchssinn. Da kommen Sie schon in das Verhältnis zur Außenwelt. Aber Sie werden das Gefühl haben, daß Sie da im Geruchssinn noch wenig nach außen kommen. Sie erfahren wenig durch den Geruchssinn von der Außenwelt. Der Mensch will das auch gar nicht wissen, was man durch einen intimeren Geruchssinn von der Außenwelt erfahren kann. Der Hund will es schon mehr wissen. Es ist so, daß der Mensch die Außenwelt durch den Geruchssinn nur zunächst wahrnehmen will, aber wenig mit der Außenwelt in Berührung kommt. Es ist kein Sinn, durch den sich der Mensch so sehr tief mit der Außenwelt einlassen will.

Schon mehr will sich der Mensch mit der Außenwelt einlassen im Geschmackssinn. Man erlebt das, was Eigenschaft ist des Zuckers, des Salzes, indem man es schmeckt, schon sehr innerlich. Das Äußere wird schon sehr innerlich, mehr als im Geruchssinn. Also es ist schon mehr Verhältnis zu Außenwelt und Innenwelt.

Noch mehr ist es im Sehsinn, im Gesichtssinn. Sie nehmen viel mehr von den Eigenschaften der Außenwelt im Gesichtssinn herein als im Geschmackssinn. Und noch mehr nehmen Sie im Wärmesinn herein. Das, was Sie durch den Sehsinn, durch den Gesichtssinn wahrnehmen, bleibt Ihnen doch noch fremder, als was Sie durch den Wärmesinn wahrnehmen. Durch den Wärmesinn treten Sie eigentlich schon in ein sehr intimes Verhältnis zu der Außenwelt. Ob man einen Gegenstand als warm oder kalt empfindet, das erlebt man stark mit, und man erlebt es mit dem Gegenstande mit. Die Süßigkeit des Zuckers zum Beispiel erlebt man weniger mit dem Gegenstande mit. Denn schließlich kommt es Ihnen beim Zucker auf das an, was er durch Ihren Geschmack erst wird, weniger auf das, was da draußen ist. Beim Wärmesinn können Sie das nicht mehr unterscheiden. Da erleben Sie schon das Innere dessen, was Sie wahrnehmen, stark mit.

Noch intimer setzen Sie sich mit dem Inneren der Außenwelt durch den Gehörsinn in Beziehung. Der Ton verrät uns schon sehr viel von dem inneren Gefüge des Äußeren, viel mehr noch als die Wärme, und sehr viel mehr als der Gesichtssinn. Der Gesichtssinn gibt uns sozusagen nur Bilder von der Oberfläche. Der Hörsinn verrät uns, indem das Metall anfängt zu tönen, wie es in seinem eigenen Innern ist. Der Wärmesinn geht schon auch in das Innere hinein. Wenn ich irgend etwas, zum Beispiel ein Stück Eis anfasse, so bin ich überzeugt: Nicht bloß die Oberfläche ist kalt, sondern es ist durch und durch kalt. Wenn ich etwas anschaue, sehe ich nur die Farbe der Grenze, der Oberfläche; aber wenn ich etwas zum Tönen bringe, dann nehme ich gewissermaßen von dem Tönenden das Innere intim wahr.

Und noch intimer nimmt man wahr, wenn das Tönende Sinn enthält. Also Tonsinn: Sprachsinn, Wortsinn könnten wir vielleicht besser sagen. Es ist einfach unsinnig, wenn man glaubt, daß die Wahrnehmung des Wortes dasselbe ist wie die Wahrnehmung des Tones. Sie sind ebenso voneinander verschieden wie Geschmack und Gesicht. Im Ton nehmen wir zwar sehr das Innere der Außenwelt wahr, aber dieses Innere der Außenwelt muß sich noch mehr verinnerlichen, wenn der Ton sinnvoll zum Worte werden soll. Also noch intimer in die Außenwelt leben wir uns ein, wenn wir nicht bloß Tönendes durch den Hörsinn wahrnehmen, sondern wenn wir Sinnvolles durch den Wortsinn wahrnehmen. Aber wiederum, wenn ich das Wort wahrnehme, so lebe ich mich nicht so intim in das Objekt, in das äußere Wesen hinein, als wenn ich durch das Wort den Gedanken wahrnehme. Da unterscheiden die meisten Menschen schon nicht mehr. Aber es ist ein Unterschied zwischen dem Wahrnehmen des bloßen Wortes, des sinnvoll Tönenden, und dem realen Wahrnehmen des Gedankens hinter dem Worte. Das Wort nehmen Sie schließlich auch wahr, wenn es gelöst wird von dem Denker durch den Phonographen, oder selbst durch das Geschriebene. Aber im lebendigen Zusammenhange mit dem Wesen, das das Wort bildet, unmittelbar durch das Wort in das Wesen, in das denkende, vorstellende Wesen mich hineinversetzen, das erfordert noch einen tieferen Sinn als den gewöhnlichen Wortsinn, das erfordert den Denksinn, wie ich es nennen möchte. Und ein noch intimeres Verhältnis zur Außenwelt als der Denksinn gibt uns derjenige Sinn, der es uns möglich macht, mit einem anderen Wesen so zu fühlen, sich eins zu wissen, daß man es wie sich selbst empfindet. Das ist, wenn man durch das Denken, durch das lebendige Denken, das einem das Wesen zuwendet, das Ich dieses Wesens wahrnimmt - der Ichsinn.

Die zwölf Sinne des Menschen (Lit.:GA 170, S. 113)

Sehen Sie, man muß wirklich unterscheiden zwischen dem Ichsinn, der das Ich des anderen wahrnimmt, und dem Wahrnehmen des eigenen Ich. Das ist nicht nur deshalb verschieden, weil man das eine Mal das eigene Ich wahrnimmt, und das andere Mal das Ich des anderen, sondern es ist auch verschieden hinsichtlich des Herkommens. Die Keimanlage, das, was jeder vom anderen wissen kann, wahrnehmen zu können, die wurde schon auf dem alten Saturn uns eingepflanzt mit den Sinnesanlagen. Also, daß Sie einen anderen als ein Ich wahrnehmen können, das wurde Ihnen schon mit den Sinnesanlagen auf dem alten Saturn eingepflanzt. Ihr Ich haben Sie aber überhaupt erst während der Erdenentwickelung erlangt; dieses innerlich Sie beseelende Ich ist nicht das gleiche wie der Ichsinn. Die beiden Dinge müssen streng voneinander unterschieden werden. Wenn wir vom Ichsinn reden, so reden wir von der Fähigkeit des Menschen, ein anderes Ich wahrzunehmen. Sie wissen, ich habe nie anders als voll anerkennend über das Wahre und Große der materialistischen Wissenschaft gesprochen. Ich habe hier Vorträge gehalten, um diese materialistische Wissenschaft voll anzuerkennen; aber man muß dann wirklich so liebevoll sich in diese materialistische Wissenschaft vertiefen, daß man sie auch in ihren Schattenseiten liebevoll anfaßt. Wie diese materialistische Wissenschaft von den Sinnen denkt, das kommt erst heute in eine gewisse Ordnung. Erst heute fangen die Physiologen an, wenigstens Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn zu unterscheiden, und den Wärmesinn vom Tastsinn zu trennen. Das andere, was hier noch angeführt ist, das unterscheidet die äußere materialistische Wissenschaft nicht. Also, was Sie Erleben Ihres eigenen Ichs nennen, das bitte ich Sie sehr zu unterscheiden von der Fähigkeit, ein anderes Ich wahrzunehmen. Bezüglich dieser Wahrnehmung des anderen Ich durch den Ichsinn ist nun - das sage ich aus tiefer Liebe zur materialistischen Wissenschaft, weil diese tiefe Liebe zur materialistischen Wissenschaft einen befähigt, die Sache wirklich zu durchschauen - die materialistische Wissenschaft heute geradezu behaftet mit Blödsinnigkeit. Sie wird blödsinnig, wenn sie von der Art redet, wie sich der Mensch verhält, wenn er den Ichsinn in Bewegung setzt, denn sie redet Ihnen vor, diese materialistische Wissenschaft, daß eigentlich der Mensch, wenn er einem Menschen entgegentritt, aus den Gesten, die der andere Mensch macht, aus seinen Mienen und aus allerlei anderem unbewußt auf das Ich schließt, daß es ein unbewußter Schluß wäre auf das Ich des anderen. Das ist ein völliger Unsinn! Wahrhaftig, so unmittelbar wie wir eine Farbe wahrnehmen, nehmen wir das Ich des anderen wahr, indem wir ihm entgegentreten. Zu glauben, daß wir erst aus der körperlichen Wahrnehmung auf das Ich schließen, ist eigentlich vollständig stumpfsinnig, weil es abstumpft gegen die wahre Tatsache, daß im Menschen ein tiefer Sinn vorhanden ist, das andere Ich aufzufassen. So wie durch das Auge Hell und Dunkel und Farben wahrgenommen werden, so werden durch den Ichsinn die anderen Iche unmittelbar wahrgenommen. Es ist ein Sinnenverhältnis zu dem anderen Ich. Das muß man erleben. Und ebenso, wie die Farbe durch das Auge auf mich wirkt, so wirkt das andere Ich durch den Ichsinn. Wir werden, wenn die Zeit dazu gekommen sein sollte, auch ebenso von dem Sinnesorgan für den Ichsinn sprechen, wie man von den Sinnesorganen für den Sehsinn, für den Gesichtssinn sprechen kann. Es ist da nur leichter, eine materielle Manifestation anzugeben, als für den Ichsinn. Aber vorhanden ist das alles.

Wenn Sie gewissermaßen sich besinnen auf diese Sinne, so können Sie sagen: In diesen Sinnen spezifiziert sich oder differenziert sich Ihr Organismus. Er differenziert sich wirklich, denn Sehen ist nicht Töne-Wahrnehmen, Tonwahrnehmung ist nicht Hören, Hören ist wiederum nicht Denken-Wahrnehmen, Denken-Wahrnehmen ist nicht Tasten. Das sind gesonderte Gebiete des menschlichen Wesens. Zwölf gesonderte Gebiete des menschlichen Organismus haben wir in diesen Sinnesgebieten. Die Sonderung, daß jedes für sich ein Gebiet ist, das bitte ich Sie besonders festzuhalten; denn wegen dieser Sonderung kann man diese ganze Zwölfheit in einen Kreis einzeichnen, und man kann zwölf getrennte Gebiete in diesem Kreise unterscheiden.

Das ist anders, als es nun mit den Kräften steht, die gewissermaßen tiefer im Menschen liegen als diese Sinneskräfte. Der Sehsinn ist an das Auge gebunden, ist ein gewisser Bezirk im menschlichen Organismus. Der Hörsinn ist an den Hörorganismus gebunden, wenigstens in der Hauptsache; er braucht ihn aber nicht allein; es wird mit viel mehr im Organismus gearbeitet, es wird mit einem viel weiteren Bezirk gehört als durch das Ohr; aber das Ohr ist der normalste Hörbezirk. Alle diese Sinnesbezirke werden von dem Leben gleichmäßig durchflossen. Das Auge lebt, das Ohr lebt, das, was dem Ganzen zugrunde liegt, lebt; was dem Tastsinn zugrunde liegt, lebt - alles lebt. Das Leben wohnt in allen Sinnen, es geht durch alle Sinnesbezirke durch." (Lit.: GA 170, S. 105ff)

Sinneswahrnehmung und Erinnerung

An anderer Stelle hat Rudolf Steiner auch eine andere Anordnung der 12 Sinne und entsprechend auch eine andere Zuordnung zu den Tierkreiszeichen gegeben. Hier bespricht er auch den Zusammenhang zwischen der Sinneswahrnehmung und dem Bilden der Erinnerungen.

"Sehen Sie, Sie richten Ihre Sinne nach außen. Da finden Sie durch Ihre Sinne die Außenwelt als eine sinnenfällige ausgebreitet. Ich zeichne das schematisch, was da nach außen als sinnenfällig ausgebreitet um uns herum liegt. Bitte, es soll das, was da außen herum liegt, dieses (siehe Zeichnung, blau) sein. Wenn Sie Ihre Augen, Ihre Ohren, wenn Sie Ihren Geruchssinn, was Sie wollen, auf die Außenwelt richten, so wendet sich Ihnen gewissermaßen entgegen, es wendet sich diesen Sinnen entgegen dasjenige, was die Innenseite dieses Außen ist— also bitte: die Innenseite dieses Außen (links). Nehmen Sie an, Sie wenden Ihre Sinne dem zu, was ich da gezeichnet habe (siehe Zeichnung, Pfeile), so sind diese Sinne auf diese Außenwelt gerichtet und Sie sehen das, was sich innen hier hineinneigt. Nun folgt die schwierige Vorstellung, auf die ich aber schon kommen muß. Alles das, was Sie da anschauen, zeigt sich Ihnen von innen. Denken Sie sich, daß das auch eine Außenseite haben muß. Nun, ich will es schematisch dadurch vor Ihre Seele rufen, daß ich sage: Wenn Sie so hinausschauen, sehen Sie als Grenze Ihres Schauens das Firmament: das hier ist ja fast so, nur daß ich es klein gezeichnet habe. Aber jetzt denken Sie sich, Sie könnten flugs da hinausfliegen und könnten da durchfliegen und von der andern Seite gucken, Ihre sinnenfälligen Eindrücke von der andern Seite angucken. Also Sie könnten so hinschauen (siehe

Zeichnung aus GA 183, S 85
Zeichnung aus GA 183, S 85

Zeichnung, Pfeile oben). Bitte, das sehen Sie natürlich nicht; aber könnten Sie so hinschauen, so würde das der andere Aspekt sein. Sie würden aus sich heraus müssen und würden von der andern Seite Ihre ganze sinnenfällige Welt anschauen müssen. Sie würden also das, was sich Ihnen als Farbe zuwendet, von der Rückseite betrachten, das, was sich Ihnen als Ton zuwendet, von der Rückseite betrachten und so weiter; was sich Ihnen als Geruch zuwendet, würden Sie von der Rückseite betrachten, Sie würden von der Rückseite den Geruch in die Nase fassen. Also von der andern Seite denken Sie sich die Weltbetrachtung: wie einen Teppich ausgebreitet die sinnenfälligen Dinge, und nun den Teppich von der andern Seite einmal angesehen. Ein kleines Stück sehen Sie nur, ein sehr, sehr kleines Stück von dieser Rückseite. Dieses sehr kleine Stück, das kann ich hier nur dadurch zur Darstellung bringen, daß ich die Sache so mache: Denken Sie sich jetzt, ich zeichne das, was Sie da von der andern Seite sehen würden, rot ein; so daß ich sagen kann, schematisch sieht man das Sinnenfällige so: Wie man es gewöhnlich sieht, so sieht es blau aus; sieht man es von der andern Seite, so sieht es rot aus, aber das sieht man natürlich nicht. In diesem, was man da rot sehen würde, steckt erstens alles das drin, was erlebt werden kann zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, zweitens alles das, was beschrieben ist in der «Geheimwissenschaft im Umriß» als Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erdenentwickelung und so weiter. Dasjenige liegt da aufgespeichert, was eben verborgen ist für die sinnenfällige Anschauung. Das ist da auf der andern Seite der Kugel. Aber ein kleines Stück sehen Sie davon; das kann ich nur so zeichnen, daß ich jetzt sage: Nehmen Sie dieses kleine Stück von dem Roten, das ginge da herüber (siehe Zeichnung, unten) und durchkreuzt sich mit dem Blauen, so daß das Blaue, statt daß es jetzt vorne ist, dahinter ist. Ich müßte eigentlich hier vierdimensional zeichnen, wenn ich es wirklich zeichnen würde, ich kann es daher nur ganz schematisch zeichnen. Also da (links) sind die Sinne jetzt hier dem Blauen zugewendet; da sind sie nicht zugewendet dem Blauen, sondern dem Roten, das Sie sonst nicht sehen. Aber hinter dem Rot hat sich jetzt gekreuzt das, was sonst gesehen wird, und das ist jetzt darunter. Und dieses kleine Stück, das da sich kreuzt mit dem andern, das sehen Sie fortwährend im gewöhnlichen Bewußtsein. Das sind nämlich Ihre aufgespeicherten Erinnerungen. Alles, was als Erinnerung entsteht, entsteht nicht nach Gesetzen dieser äußeren Wahrnehmungswelt, sondern es entsteht nach den Gesetzen, die dieser hinteren Welt da entsprechen. Dieses Innere, das Sie als Ihre Erinnerungen haben, das entspricht wirklich dem, was da auf der andern Seite ist (rechts). Indem Sie in sich hineinblicken, in alles das, was Ihre Erinnerungen sind, sehen Sie tatsächlich die Welt auf einem Stück von der andern Seite; da ragt das andere ein wenig herein, da sehen Sie die Welt von der andern Seite. Und wenn Sie jetzt durch Ihre Erinnerungen, wie sie so aufgeschrieben sind, durchschlüpfen könnten - ich habe vor acht Tagen davon gesprochen - , wenn Sie da hinunter könnten, unter Ihre Erinnerungen sehen und sie von der andern Seite anschauen könnten, von da drüben (siehe Zeichnung, links), da würden Sie die Erinnerungen als Ihre Aura sehen. Da würden Sie den Menschen sehen als ein geistig-seelisches aurisches Wesen, wie Sie sonst die äußere Welt sinnenfällig in den Wahrnehmungen sehen. Nur wäre es ebensowenig angenehm - wie ich das vor acht Tagen hier charakterisiert habe - , weil da der Mensch noch nicht schön ist von dieser andern Seite.

Also das ist das Interessante, was man kreuzen muß mit dem andern Verständnis des dreigliedrigen Menschen. Diese Kreuzung hier, die liegt nun im mittleren Menschen, im Brustmenschen. Sie erinnern sich an die Zeichnung, die ich vor acht Tagen gemacht habe, wo ich ja die in sich gewundenen Lemniskaten mit den zurückgeschlagenen Schleifen hatte: die müßte ich hier zeichnen. Hier müßte ich diesen Brustmenschen zeichnen mit den zurückgeschlagenen Lemniskaten (siehe Zeichnung Seite 85, links unten): das würde zusammenfallen mit der Erinnerungssphäre. So daß dieser dreigliedrige Mensch hier in seinem mittleren Teil diese Umwendung des Menschen hat, wo das Innere äußerlich und das Äußere innerlich wird, wo Sie ein Tableau, das Sie sonst als Welttableau, als die große Welterinnerung sehen würden, nun als Ihre eigene kleine mikrokosmische Erinnerung sehen. Sie sehen in Ihrem gewöhnlichen Bewußtsein dasjenige, was sich zugetragen hat von Ihrem dritten Jahre an bis jetzt: das ist eine innere Aufzeichnung, ein kleines Stück für das, was gleichartig mit dem ist, was sonst Aufzeichnung für die ganze Weltenevolution ist, was auf der andern Seite liegt.

Nicht ohne Grund habe ich seinerzeit, wie den meisten von Ihnen wohl bekannt sein wird, davon gesprochen - und ich habe es ja wiederum ausgeführt in meinem letzten Buche «Von Seelenrätseln» am Schluß in der Anmerkung - , nicht ohne Grund habe ich davon gesprochen, daß der Mensch eigentlich zwölf Sinne hat. Diese Sinne müssen wir uns so denken, daß eine Anzahl von diesen zwölf Sinnen nach dem Sinnenfälligen zugewendet sind, eine andere Anzahl von diesen zwölf Sinnen sind aber nach rückwärts gerichtet. Sie sind auch da unten (siehe Zeichnung Seite 85) nach dem gerichtet, was schon das Gewendete ist. Und zwar sind nach dem äußeren Sinnenfälligen gerichtet: Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn, Hörsinn, Sehsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn. Diese Sinne sind gerichtet nach dem Sinnenfälligen. Die andern Sinne kommen ja eigentlich dem Menschen deshalb nicht zum Bewußtsein, weil sie zunächst nach seinem eigenen Inneren und dann nach dem Umgekehrten der Welt gerichtet sind. Das sind vorzugsweise: Wärmesinn, Lebenssinn, Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Tastsinn. So daß wir sagen können: Für das gewöhnliche Bewußtsein liegen sieben Sinne im Hellen (oben) und fünf Sinne im Dunkeln (unten). Und diese fünf Sinne, die im Dunkeln liegen, die sind der andern Seite der Welt zugewendet, auch im Menschen der andern Seite (siehe Zeichnung Seite 85).

Sie können daher einen vollständigen Parallelismus haben zwischen den Sinnen und zwischen etwas anderem, wovon wir gleich sprechen werden (siehe Zeichnung, Kreis). Also nehmen wir an, wir hätten als Sinne zu verzeichnen den Hörsinn, den Sprachsinn, den Denksinn, den Ichsinn, den Wärmesinn, den Lebenssinn, den Gleichgewichtssinn, den Bewegungssinn, den Tastsinn, den Geruchssinn, den Geschmackssinn, den Sehsinn, so haben Sie im wesentlichen alles dasjenige, was vom Ichsinn geht bis zum Geruchssinn, im Hellen liegend, in dem, was dem gewöhnlichen Bewußtsein zugänglich ist (siehe Zeichnung, schraffiert). Und alles dasjenige, was abgewendet ist vom gewöhnlichen Bewußtsein, so wie die Nacht vom Tag abgekehrt ist, das gehört den andern Sinnen an.

Es ist natürlich die Grenze auch wiederum nur schematisiert; es fällt etwas ineinander; es sind die Wirklichkeiten nicht so bequem. Aber diese Gliederung des Menschen nach den Sinnen ist so, daß Sie schon im Schema an die Stelle der Sinne nur zu zeichnen brauchen die Himmelszeichen, so haben Sie: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage - sieben Himmelszeichen für die helle Seite; fünf für die dunkle Seite: Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische: Tag, Nacht; Nacht, Tag. Und Sie haben einen vollständigen Parallelismus zwischen dem mikrokosmischen Menschen - dem, was zugewendet ist seinen Sinnen, und dem, was abgewendet ist, aber

Die zwölf Sinne des Menschen: Zeichnung aus GA 183, S 89
Die zwölf Sinne des Menschen: Zeichnung aus GA 183, S 89

eigentlich zugewendet ist seinen unteren Sinnen - und zwischen dem, was im äußeren Kosmos den Wechsel bedeutet von Tag und Nacht. Es geht gewissermaßen im Menschen dasselbe vor, was im Weltengebäude vorgeht. Im Weltengebäude wechseln Tag und Nacht, im Menschen wechselt auch Tag und Nacht, nämlich Wachen und Schlafen, wenn sich auch beide voneinander emanzipiert haben für den gegenwärtigen Bewußtseinszyklus des Menschen. Während des Tages ist der Mensch zugewendet den Tagessinnen; wir können ebensogut sagen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, wie wir sagen könnten: Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn und so weiter. Sie können jedes Ich eines andern Menschen sehen, Sie können die Gedanken des andern Menschen verstehen, Sie können hören, sehen, schmecken, riechen: das sind die Tagessinne. In der Nacht ist der Mensch so, wie sonst die Erde nach der andern Seite gewendet ist, den andern Sinnen zugewendet, nur sind diese noch nicht vollentwickelt. Sie werden erst nach der Venuszeit so voll entwickelt sein, daß sie wahrnehmen können, was da nach der andern Seite ist. Sie sind noch nicht so voll entwickelt, daß sie das wahrnehmen können, was da nach der andern Seite ist. Sie sind in Nacht gehüllt, wie beim Durchgang durch die andern Himmelsregionen, durch die andern Bilder des Tierkreises, die Erde in der Nacht ist. Das Durchschreiten des Menschen durch seine Sinne ist ganz zu parallelisieren mit dem Gang - ob Sie nun sagen der Sonne um die Erde oder der Erde um die Sonne, das ist ja schließlich für diesen Zweck gleichgültig; aber diese Dinge hängen zusammen. Und diese Zusammenhänge kannten die Weisen der alten Mysterien sehr gut." (Lit.: GA 183, S. 87ff)

Tages- und Nachtsinne

Datei:Menschkosmos.gif Die Tagessinne sind nach außen auf die Welt gerichtet, sind also äußere Sinne. Was sie wahrnehmen, wird im hellen Licht des Tagesbewusstseins erlebt und prägt sich auch gut dem Gedächtnis ein. Die Nachtsinne richten sich als innere Sinne nach innen auf die körperliche Wahrnehmung, die nur vergleichsweise dumpf, d.h. mehr oder weniger unterbewusst miterlebt werden und sich daher auch dem Gedächnis nur wenig einprägen. Bereits mit dem Tastsinn, der hier von Rudolf Steiner mit dem Sternbild Waage zusammengeschaut wird, tauchen wir in den Bereich der Nachtsinne ein. Die folgenden Sinne - Lebenssinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn - führen noch tiefer in das Unterbewusstsein hinein. Mit dem Geruchssinn und dem Geschmackssinn beginnt das Seelenleben langsam wieder aufzudämmern. Erst mit dem Gesichtssinn geht die Sonne des Tagesbewusstseins wieder auf und steigt mit dem Wärmesinn und dem Tonsinn höher bis zur Mittagsstunde des wachen Bewusstseins, die zwischen dem Tonsinn und dem ihm folgenden Sprachsinn liegt. Der Denksinn und der Ichsinn führen bereits zur Abenddämmerung des Bewusstseins hin. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Zuordnung der 12 Sinne zu den 12 Tierkreiszeichen, die sich implizit aus dieser Darstellung Rudolf Steiners ergibt. An anderen Stellen hat Steiner auch davon abweichende Zuordnungen gegeben. Insbesondere ist hier die Umstülpung von den inneren zu den äußeren Sinnen, die zu einer umgekehrten Zuordnung der Tagessinne zu den Tierkreiszeichen führt (siehe die Zeichnung Steiners ganz oben), nicht erwähnt und erscheint aus dem hier gewählten Blickpunkt auch nicht plausibel. Im 7. Vortrag desselben Bandes, der aber mit dem hier zitierten Text nicht unmittelbar zusammenhängt, ordnet Steiner zwar, wie auch an anderen Stellen, dem Ichsinn das Sternbild Widder zu - hier wäre aber folgerichtig der Sehsinn dem Widder als dem ersten Tagessternzeichen zuzuweisen und der Ichsinn der Jungfrau.

„Alles, auch was wir in uns tragen, was wir in uns seelisch erleben, steht im Verhältnis zur Außenwelt durch unsere zwölf Sinne. Diese zwölf Sinne habe ich dazumal aufgezählt: der Tastsinn, der Lebenssinn, der Bewegungssinn, der Gleichgewichtssinn, der Geruchssinn, der Geschmackssinn, der Sehsinn, der Wärmesinn, der Gehörsinn, der Sprachsinn, der Denksinn, der Ichsinn. Im Umkreise gleichsam dieser zwölf Sinne bewegt sich unser ganzes Seelenleben, gerade so, wie die Sonne sich im Umkreis der zwölf Sternbilder bewegt. Aber der äußere Vergleich schon geht auch noch viel weiter. Bedenken Sie, daß die Sonne während des Jahres durch die Sternbilder vom Widder gehen muß bis hin gegen die Waage, daß die Sonne gleichsam im Lichte des Tages durch die oberen Sternbilder, während der Nacht durch die unteren Sternbilder geht, und daß dieses Gehen der Sonne durch die unteren Sternbilder zunächst dem äußeren Lichte verborgen ist. So ist es auch mit dem Leben der Menschenseele in diesen zwölf Sinnen. Tagessinne sind eigentlich nur annähernd die eine Hälfte davon, wie die eine Hälfte der Sternbilder nur Tag-Sternbilder sind, die anderen Nacht-Sternbilder.

Sehen Sie, der Tastsinn ist wirklich etwas, wovon wir sagen können, er drängt den Menschen schon hinein in das Nachtleben des Seelischen; denn mit dem Tastsinn tappen wir grobsinnlich an die äußere Welt an. Und versuchen Sie nur einmal, sich zu erklären, wie wenig der Tastsinn im Grunde genommen mit dem Tages-, das heißt mit dem wirklichen bewußten Seelenleben zusammenhängt. Das können Sie daraus sehen, daß Sie die Eindrücke der anderen Sinne leicht werden im Gedächtnisse aufbewahren können, aber versuchen Sie selbst, wie wenig Sie die Erfahrungen des Tastsinnes im Gedächtnisse aufbewahren können. Versuchen Sie, wie wenig Sie sich erinnern, wie irgendein Stoff sich angefühlt hat, den Sie vor Jahren anfühlten, ja, wie wenig Sie sogar das Bedürfnis haben, sich daran zu erinnern. Das taucht schon hinunter, so wie das Licht aufhört und in die Dämmerung versinkt, wenn die Sonne in dem Sternbild der Waage hinuntergeht in die Nacht, in die Region der Nacht-Sternbilder hinein. Und völlig verborgen, möchte ich sagen, für das wache, offene Seelenleben sind dann die anderen Sinne.

Der Lebenssinn: In den wenigsten Seelenbetrachtungen der äußeren Wissenschaft finden Sie überhaupt von diesem Lebenssinn gesprochen. Gewöhnlich redet man ja nur von den fünf Sinnen, den Sinnen des Tages, des wachen Bewußtseins. Aber das braucht uns ja nicht weiter anzugehen. Es ist dieser Lebenssinn der Sinn, durch den wir unser Leben in uns fühlen, aber eigentlich nur, wenn es gestört wird, wenn es krank wird, wenn uns dies oder jenes schmerzt oder gerade weh tut; dann kommt der Lebenssinn und zeigt uns an: Dir tut es da oder dort weh. Wenn das Leben gesund ist, ist es getaucht in die Untergründe, so wie das Licht nicht da ist, wenn die Sonne im Skorpion steht, überhaupt in einem Nacht-Sternbild steht.

Ebenso ist es beim Bewegungssinn. Dieser Bewegungssinn ist ja dasjenige, wodurch wir wahrnehmen, wie in uns die Tatsachen verlaufen dadurch, daß wir irgend etwas in Bewegung bringen. Jetzt erst spricht die äußere Wissenschaft etwas von diesem Bewegungssinn. Sie weiß jetzt erst, daß von der Art und Weise, wie die Gelenke aufeinander drücken - dadurch, daß ich zum Beispiel den Finger beuge, drückt diese Gelenkfläche auf die andere -, die Bewegung, die unser Körper ausführt, wahrgenommen wird. Wir gehen, aber wir gehen unbewußt. Dem liegt ein Sinn zugrunde: die Wahrnehmung der Bewegungsfähigkeit, wiederum in Nacht des Bewußtseins gegossen.

Nehmen Sie weiter den Gleichgewichtssinn. Wir erringen ihn uns ja eigentlich im Leben erst allmählich. Aber wir denken nicht daran, weil er in der Nacht des Bewußtseins liegt. Das Kind hat ihn noch nicht, es kriecht auf dem Boden. Der Gleichgewichtssinn wird erst erworben. Die Wissenschaft hat erst in den letzten Jahrzehnten das Sinnesorgan für den Gleichgewichtssinn entdeckt. Ich habe davon gesprochen, daß im Ohre die drei halbzirkelförmigen Kanäle sind, die in den drei Richtungen des Raumes aufeinander senkrecht stehen. Wenn diese beschädigt sind in uns, dann bekommen wir Schwindel, das heißt, wir haben das Gleichgewicht nicht mehr. So wie wir für das Gehör das äußere Ohr haben, für das Sehen das Auge, so haben wir für das Gleichgewicht die drei halbzirkelförmigen Kanäle, die nur durch einen besonderen Verwandtschaftsrest von Ton und Gleichgewicht an das Ohr gebunden sind. Aber sie sind da drinnen in der Felsenbein-Höhle des Ohres. Es sind drei Halbkreise aus kleinen, winzigkleinen Knöchelchen gebildet. Aber sie brauchen nur beschädigt zu sein, und die Möglichkeit, das Gleichgewicht zu halten, ist dahin. Wir erwerben uns die Empfänglichkeit für diesen Gleichgewichtssinn erst im Laufe unserer ersten Kindheit; aber er ist in Nacht des Bewußtseins getaucht. Wir merken ihn nicht. Dann kommt die Dämmerung und dämmert herauf ins Bewußtsein.

Denken Sie aber, wie wenig eigentlich diejenigen Sinne, die nun auch noch etwas verborgen sind - Geruchssinn und Geschmackssinn - mit unserem Seelenleben in höherem Sinne zu tun haben. Wir müssen schon untertauchen in das Körperleben, um so recht uns hineinleben zu können in den Geruch. Geschmackssinn ist ja nun schon eine starke Dämmerung für die Menschen, da dämmert es schon herauf ins Bewußtsein. Aber Sie können noch immer gleichsam das Seelenexperiment machen, das ich vorhin angeführt habe für den Tastsinn: Sie werden sich sehr schwer erinnern an die Wahrnehmungen des Geruchs- und des Geschmackssinnes. Und nur dann, wenn das Seelenleben mehr ins Unbewußte hinuntertaucht, kommt gewissermaßen der Geruchssinn für das bewußte Seelenleben ein wenig zur Geltung. So wissen Sie ja vielleicht, daß es Tonkünstler gegeben hat, die besonders inspiriert wurden dadurch, daß sie in die Nähe desselben Wohlgeruchs kamen, den sie einmal bei einer anderen Tonschöpfung erlebt haben. Es dämmert gar nicht der Wohlgeruch im Gedächtnis herauf, aber dieselben Seelenvorgänge dämmern herauf ins volle Bewußtsein, die mit dem Geruchssinn zusammenhängen. Geschmackssinn, nun, das ist ja schon für die meisten Menschen starke Dämmerung. Aber es zeigen doch die meisten Menschen, daß der Geschmackssinn doch noch mindestens in der Dämmerung des Seelenlebens, noch nicht im vollen Tag des Seelenlebens liegt; denn die wenigsten Menschen geben sich zufrieden mit dem rein seelischen Eindruck des Geschmackssinnes, sonst müßten wir, wenn uns etwas recht geschmeckt hat, ebenso froh sein, wenn wir uns daran erinnern, wie wenn wir es wieder zu schmecken kriegen. Und das ist ja, wie Sie wissen, für die meisten Menschen nicht so. Sie wollen es wieder haben, sind nicht zufrieden damit, sich nur zu erinnern an dasjenige, was ihnen gut geschmeckt hat.

Dann aber kommen wir mit dem Gesichtssinn da herauf, wo die Sonne des Bewußtseins aufgeht, wir kommen in das volle Wachbewußtsein mit dem Gesichtssinn. Die Sonne geht immer höher und höher. Zum Wärmesinn kommt sie, zum Tonsinn, vom Tonsinn in den Sprachsinn. Die Sonne steht am Mittag. Zwischen Tonsinn und Sprachsinn ist die Mittagszeit des Seelenlebens. Nun kommen Denksinn, Ichsinn. Der Ichsinn ist nicht der Sinn für das eigene Ich, sondern für die Wahrnehmung des Ich im andern, natürlich - es ist ja Wahrnehmung, es ist ja Sinn! Das Bewußtsein vom Ich, vom eigenen Ich, ist etwas ganz anderes. Das habe ich dazumal in den Anthroposophie-Vorträgen auseinandergelegt. Es kommt hierbei nicht darauf an, daß man von seinem eigenen Ich weiß, sondern daß man dem anderen Menschen gegenübersteht und daß er einem sein Ich öffnet. Die Wahrnehmung für das Ich des anderen, das ist der Ichsinn, nicht das eigene Ich-Wahrnehmen.

Das sind die zwölf Sinne, vor denen sozusagen das Seelenleben des Menschen erscheint wie die Sonne vor je einem der zwölf Sternbilder.“ (Lit.:GA 169, S. 59ff)

Der Gebrauch der Sinnesorgane muss erlernt werden

Lernen ist für alle Sinnestätigkeit von größter Bedeutung. Die Sinneswahrnehmung ist uns nicht fertig gegeben, sondern wir müssen den Gebrauch der Sinne erst mühsam erlernen. So wie wir lesen lernen müssen (→ Sprachsinn), müssen wir auch lernen zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu hören, zu tasten usw. Die menschliche Sinnestätigkeit lässt sich im Grunde ein Leben lang verfeinern, sie ist eine erst zu erwerbende und dann beständig weiterzuentwickelnde Fähigkeit. Ein Maler hat einen differenzierteren Sehsinn entwickelt als der Durchschnittsmensch, der Feinschmecker hat durch Übung einen feineren Geschmacks- und Geruchssinn ausgebildet, Blinde entwickeln meist ein sehr feinfühliges Tastvermögen usw.

Der Gebrauch der Sinne ist durch diesen Lernprozess aber auch vielfach mit Vorurteilen belastet. Wahrnehmungsurteile, durch die wir gegebene Wahrnehmungen rasch identifizieren, beruhen überwiegend auf lange, oft schon seit der frühen Kindheit eingeübten, unbewusst bleibenden und daher kaum verrückbaren Vorurteilen, die gegebenenfalls auch zu typischen Wahrnehmungstäuschungen führen, die sich oft selbst dann nicht aufheben lassen, wenn wir sie mit dem wachen Verstand durchschauen. Bei den uns aus dem Alltagsleben gut vertrauten Dingen fließen Wahrnehmung und Begriff so selbstverständlich und rasch zusammen, dass wir uns dieses Vorgangs gar nicht bewusst werden. Der zugehörige Begriff ist längst in uns vorgebildet und muss nicht erst mühsam suchend der Wahrnehmung entgegengebracht werden. Die Wahrnehmung wird dadurch unvermerkt mit Vorstellungen durchsetzt. Wir sehen nur, was wir zu sehen erwarten - und so für alle Sinne.

„Eingeübt ist heute, dass Gedanken blitzschnell auf das folgen, was die Sinne wahrnehmen. Dabei weiß der Verstand immer schon, was die Sinne wahrnehmen werden. Es besteht, so gesehen, ein Diktat des Denkens über die Wahrnehmungen. Damit entledigt sich der Mensch einer wichtigen Quelle, nämlich der eigenen, unvoreingenommenen Erfahrung. Er verliert den Zugang zu den Geheimnissen, die sich ihm durch seine Sinne offenbaren. Er meint sie zu kennen, weil sie für ihn bereits in gedanklicher Form vorliegen. Die Dinge verlieren dadurch ihr eigenes Gesicht; sie sind schon gedacht worden , bevor sie sich zeigen können. Es geht aber gerade darum, sich der Quelle der unmittelbaren Erfahrung wieder zu versichern. Ziel ist nicht, nicht mehr zu denken, sondern sein Gedankenleben bewusster dem auszusetzen, was dem Menschen von der sinnlichen Welt unaufhörlich zukommt. Denn das Sinnliche ist ein Strom, eigentlich ein Lebensstrom, eine Lebensquelle, der es gegeben ist, die Seele des Menschen tief zu berühren und zu verwandeln. Die Geheimnisse der Erde teilen sich in den Sinneserscheinungen in einem Gradd mit der den, der geübt ist, darauf zu schauen, immer wieder überrascht; also besteht gar kein Grund, den Sinnen nicht zu trauen. Vielmehr sollte man Gedanken gegenüber kritisch sein, die die Neigung haben, die Wahrnehmung einzuengen. Gedanken sollen erweitern, nicht einschränken.“ (Lit.: Massei, S. 18f)

Für die rasche routinierte Orientierung im Alltagsleben sind die fertigen Begriffe und Vorstellungen nützlich. Allerdings beziehen sie sich heute, wo wir durch eine stark materialistische Denkweise geprägt sind, meist nur auf das rein gegenständliche räumlich-materielle Dasein. Wir erkennen auf diese Weise eine bestimmte Gruppe sinnlicher Wahrnehmungen sofort als Eiche, als Buche, als Bergkristall, als Löwe usw. Diese „Dinge“ erscheinen uns derart ganz unmittelbar als gegebene gegenständliche materielle Wirklichkeit und wir glauben ihr ganzes Wesen darin erschöpft. Das ist aber nicht der Fall. Ihr eigentliches, tieferes Wesen erschließt sich nur, wenn es gelingt, diesen „Erkenntnisautomatismus“ zu durchbrechen. Dazu muss einerseits die Wahrnehmung von den begrifflichen Elementen befreit und zu einer möglichst reinen Wahrnehmung geläutert werden und andererseits der Begriff geistig vertieft werden, was nur durch eine entsprechende geistige Schulung möglich ist.

„Nicht wahr, unser gewöhnliches Geistesleben im wachen Zustande verläuft ja so, daß wir wahrnehmen und eigentlich immer im Wahrnehmen schon das Wahrgenommene mit Vorstellungen durchtränken, im wissenschaftlichen Denken ganz systematisch das Wahrgenommene mit Vorstellungen verweben, durch Vorstellungen systematisieren und so weiter. Dadurch, daß man sich ein solches Denken angeeignet hat, wie es allmählich hervortritt im Verlaufe der «Philosophie der Freiheit», kommt man nun wirklich in die Lage, so scharf innerlich seelisch arbeiten zu können, daß man, indem man wahrnimmt, ausschließt das Vorstellen, daß man das Vorstellen unterdrückt, daß man sich bloß dem äußeren Wahrnehmen hingibt. Aber damit man die Seelenkräfte verstärke und die Wahrnehmungen im richtigen Sinne gewissermaßen einsaugt, ohne daß man sie beim Einsaugen mit Vorstellungen verarbeitet, kann man auch noch das machen, daß man nicht im gewöhnlichen Sinne mit Vorstellungen diese Wahrnehmungen beurteilt, sondern daß man sich symbolische oder andere Bilder schafft zu dem mit dem Auge zu Sehenden, mit dem Ohre zu Hörenden, auch Wärmebilder, Tastbilder und so weiter. Dadurch, daß man gewissermaßen das Wahrnehmen in Fluß bringt, dadurch, daß man Bewegung und Leben in das Wahrnehmen hineinbringt, aber in einer solchen Weise, wie es nicht im gewöhnlichen Vorstellen geschieht, sondern im symbolisierenden oder auch künstlerisch verarbeitenden Wahrnehmen, dadurch kommt man viel eher zu der Kraft, sich von der Wahrnehmung als solcher durchdringen zu lassen. Man kann sich ja schon gut vorbereiten für eine solche Erkenntnis bloß dadurch, daß man wirklich im strengsten Sinne sich heranerzieht zu dem, was ich charakterisiert habe als den Phänomenalismus, als das Durcharbeiten der Phänomene. Wenn man wirklich an der materiellen Grenze des Erkennens getrachtet hat, nicht in Trägheit durchzustoßen durch den Sinnesteppich und dann allerlei Metaphysisches da zu suchen in Atomen und Molekülen, sondern wenn man die Begriffe verwendet hat, um die Phänomene anzuordnen, um die Phänomene hin zu verfolgen bis zu den Urphänomenen, dann bekommt man dadurch schon eine Erziehung, die dann auch alles Begriffliche hinweghalten kann von den Phänomenen. Und symbolisiert man dann noch, verbildlicht man die Phänomene, dann bekommt man eine starke seelische Macht, um gewissermaßen die Außenwelt begriffsfrei in sich einzusaugen.“ (Lit.:GA 322, S. 113f)

Das unterschiedliche Alter der Sinnesorgane

Die erste Anlage zu den Sinnen wurde bereits auf dem alten Saturn gelegt; sie sind also entwicklungsgeschichtlich bereits sehr alt. Allerdings waren sie in vergangen Zeiten ihrer Zahl und ihrer Funktion nach noch ganz anders geartet als heute. Das Gehörorgan war in gewissem Sinn sogar schon vorgebildet, als der Mensch aus ganz anderen Welten zum alten Saturn herüberkam. Damals war der physische Leib im Grunde genommen ein einziges großes Ohr, der alles mittönte, was die Welt an Tönen durchklang. Dann spezialisierten sich die Sinne allmählich und verteilten sich auf eigene Organe. So wurde später auf dem alten Saturn die Anlage zum Wärmesinn hinzugefügt. Während der alten Sonnenentwicklung erwarb sich der Mensch den Sehsinn und auf dem alten Mond entstand der Geschmackssinn. Der jüngste und damit unvollkommenste Sinn, der Geruchssinn, kam in der uns gewohnten Form erst auf der Erde hinzu. Der Gehörssinn ist der vollkommenste aller Sinne, weil er bereits viermal umgebildet und verfeinert wurde und gegenwärtig seine fünfte Umwandlung erfährt.

Der Geruchssinn steckt heute noch ganz in der physischen Entwicklung drinnen. Auf den Geschmackssinn hat der Ätherleib Einfluss, auf den Sehsinn der Astralleib und auf den Wärmesinn das Ich. Was der Mensch durch diese vier niedern Sinne aufnimmt, wird der ewigen Seele noch nicht einverleibt. Das Geistselbst, soweit es der Mensch bereits entwickelt hat, verbindet sich mit dem Gehörssinn. Und erst alles, was in Worten ausdrückbar ist, wird zum ewigen unvergänglichen geistigen Besitz des Menschen.

Die Veranlagung der Sinne auf dem alten Saturn

Auf dem alten Saturn wurde der physische Leib des Menschen veranlagt, zunächst allerdings nur als reiner Wärmeleib. Die Wärmesubstanz aus der er gebildet wurde, war durch das Willensopfer der Throne entstanden. Durch die Tätigkeit der Geister der Form wurde diesem Wärmeleib eine fest umrissene Form gegeben. Nachdem diese Tätigkeit um die Mitte des vierten Saturnkreislaufes vollendet war, setzte die Arbeit der Archai ein, die auf dem alten Saturn ihre Menschheitsstufe, d.h. ihre Ich-Entwicklung, absolvierten. Sie pflanzten dem Wärmeleib des Menschen die ersten Keime der Sinnesorgane ein:

"Dann folgt die Tätigkeit der «Geister der Finsternis», die auch «Geister der Persönlichkeit» oder der «Selbstheit» (Egoismus) genannt werden. Ihnen kommt auf dieser Stufe ein Bewußtsein zu, das dem gegenwärtigen menschlichen Erdenbewußtsein ähnlich ist. Sie bewohnen den geformten menschlichen Stoffleib als «Seelen» in einer ähnlichen Art, wie heute die Menschenseele ihren Leib bewohnt. Sie pflanzen dem Leib eine Art von Sinnesorganen ein, welche der Keim sind zu den Sinnesorganen, die sich später während der Erdentwickelung am Menschenkörper entwickeln. — Man muß sich nur klarmachen, daß sich diese «Sinneskeime» von den heutigen Sinneswerkzeugen des Menschen doch noch wesentlich unterscheiden. Der Mensch der Erde konnte durch solche «Sinneskeime» nichts wahrnehmen. Denn für ihn müssen die Bilder der Sinneswerkzeuge erst noch durch einen feineren Ätherkörper, der sich auf der Sonne bildet, und durch einen Astralkörper, der sein Dasein der Mondenentwickelung verdankt, hindurchgehen. (Alles das werden die weiteren Ausführungen klarlegen.) Aber die «Geister der Persönlichkeit» können die Bilder der «Sinneskeime » durch ihre eigene Seele so bearbeiten, daß sie mit ihrer Hilfe äußere Gegenstände so wahrnehmen können, wie dies der Mensch während seiner Erdentwickelung tut. Indem sie so am Menschenleibe arbeiten, machen die «Geister der Persönlichkeit» ihre eigene «Menschheitsstufe» durch. Sie sind somit von der Mitte des vierten bis zur Mitte des fünften Saturnkreislaufes Menschen." (Lit.: GA 11, S. 165f)

Danach setzte die Tätigkeit der «Söhne des Feuers», der heutigen Erzengel, ein, die damals aber erst ein traumartiges Bewusstsein hatten.

"Sie können nicht zu sich sagen: «Ich bin da», sondern etwa: «Meine Umgebung läßt mich da sein.» Sie nehmen wahr, und zwar bestehen ihre Wahrnehmungen in den geschilderten Lichtwirkungen auf dem Saturn. Diese sind in einer gewissen Art ihr «Ich». Das verleiht ihnen eine besondere Art des Bewußtseins. Man kann dies als Bilderbewußtsein bezeichnen. Es kann vorgestellt werden von der Art des menschlichen Traumbewußtseins; nur daß man sich den Grad der Lebhaftigkeit sehr viel größer zu denken hat als beim menschlichen Träumen und daß man es nicht mit wesenlos auf- und abwogenden Traumbildern zu tun hat, sondern mit solchen, welche in einem wirklichen Verhältnisse zu dem Lichtspiel des Saturn stehen." (Lit.: GA 13, S. 165)

Erst auf der alten Sonne entwickelten sie ihr Ich und wurden zu Schöpfern des Lichts, indem sie den Geister der Weisheit, die einen Teil ihres inneren Wesens an sie verschenkten, äußerlich, aber zeitversetzt zurückstrahlten. Während der fünften Runde der alten Saturnentwicklung nahmen sie davon schon etwas voraus und konnten dadurch die Sinneskeime des menschlichen Wärmeleibs beleben und zum Leuchten anregen. Dieses ausgestrahlte Licht ermöglicht erst unser heutiges Sehen, bei dem das innerlich erregte Licht dem äußeren Licht entgegenkommen muss.

"Die Arbeit dieser Geister wird um die Mitte des fünften Saturnkreislaufes abgelöst von derjenigen der «Söhne des Feuers», welche auf dieser Stufe noch ein dumpfes Bilderbewußtsein haben, gleich dem Mondenbewußtsein des Menschen. Sie erreichen die Stufe der Menschheit erst auf dem nächsten Planeten, der Sonne. Ihre Arbeit ist daher hier noch in einem gewissen Grade unbewußt, traumhaft. Durch sie wird aber die Tätigkeit der «Sinneskeime» aus dem vorigen Kreislauf belebt. Die von den «Feuergeistern» erzeugten Lichtbilder scheinen durch diese Sinneskeime nach außen. Der Menschenvorfahr wird dadurch zu einer Art leuchtender Wesenheit erhoben. Während das Saturnleben sonst dunkel ist, leuchtet jetzt der Mensch aus der allgemeinen Finsternis auf. — Noch die «Geister der Persönlichkeit» wurden dagegen in dieser allgemeinen Finsternis zu ihrem Menschendasein erweckt." (Lit.: GA 11, S. 166f)

"In diesem Wechselspiel zwischen den Feuergeistern und den Saturnwärmekörpern werden die Keime der menschlichen Sinnesorgane der Entwickelung einverleibt. Die Organe, durch welche der Mensch gegenwärtig die physische Welt wahrnimmt, leuchten auf in ihren ersten feinen ätherischen Anlagen. Menschen-Phantome, welche an sich noch nichts anderes zeigen als die Licht-Urbilder der Sinnesorgane, werden innerhalb des Saturn dem hellseherischen Wahrnehmungsvermögen erkennbar." (Lit.: GA 13, S. 166)

Der Mensch selbst konnte sich damals dieser Leuchtkraft noch nicht bedienen, aber die erhabenen Seraphim, die Geister der All-Liebe, konnten sich durch dieses Leuchten der Sinneskeime offenbaren.

"Das Menschenwesen selbst kann sich auf dem Saturn aber seiner Leuchtkraft nicht bedienen. Die Lichtkraft seiner Sinneskeime würde durch sich selbst nichts ausdrücken können, aber es finden durch sie andere erhabenere Wesen die Möglichkeit, sich dem Saturnleben zu offenbaren. Durch die Leuchtquellen der Menschenvorfahren strahlen sie etwas von ihrer Wesenheit auf den Planeten nieder. Es sind dies erhabene Wesen aus der Reihe jener vier, von denen oben gesagt worden ist, daß sie in ihrer Entwickelung bereits über alle Verbindung mit dem Menschendasein hinausgewachsen seien. Ohne daß für sie selbst eine Notwendigkeit vorläge, strahlen sie jetzt durch «freien Willen» etwas von ihrer Natur aus. Die christliche Geheimlehre spricht hier von der Offenbarung der Seraphime (Seraphim), der «Geister der Alliebe». Dieser Zustand dauert bis zur Mitte des sechsten Saturnkreislaufes." (Lit.: GA 11, S. 167)

"Wären sie nicht da, so könnten die Feuergeister nicht das oben geschilderte Bewußtsein haben. Sie schauen die Saturnvorgänge mit einem Bewußtsein an, das es ihnen ermöglicht, diese als Bilder auf die Feuergeister zu übertragen. Sie selbst verzichten auf alle Vorteile, welche sie durch das Anschauen der Saturnvorgänge haben könnten, auf jeden Genuß, jede Freude; sie geben das alles hin, damit die Feuergeister es haben können." (Lit.: GA 13, S. 166)

Die Beziehung der Sinne zu den höheren Welten

Das Licht ist nicht bloß physischer Natur, sondern in ihm wirken auch astrale Wesenheiten, deren Tätigkeit sich in den sinnlichen Farben offenbart. Diese astralen Wesenheiten werden durch die schattenwerfenden physischen Gegenstände nicht aufgehalten; sie offenbaren sich dem geistigen Blick daher besonders leicht bei der Betrachtung des Schattens. Im Schatten des Menschen wird in diesem Sinn auch das Wesen seiner eigenen Seele sichtbar.

Der Sehsinn hängt zusammen mit den höheren Regionen der Astralwelt, der Wärmesinn mit deren unteren Bereichen. Der bereits sehr hoch entwickelte Gehörssinn hat eine unmittelbare Beziehung zur physischen Welt, während gerade die noch wenig ausgereiften Sinne, wie z.B. der Geruchssinn, eng mit den höchsten geistigen Welten zusammenhängen.

Ahrimanische und luziferische Einflüsse auf die Sinne

Luziferische (unten) und ahrimanische (oben) Umgestaltung der Sinne.

Die oberen Sinne sind durch ahrimanische, die unteren Sinne durch luziferische Kräfte umgestaltet; nur die mittleren Sinnesbereiche, die in etwa den klassischen 5 Sinnen entsprechen, sind von diesen Einflüssen weitgehend frei:

"Die eigentlich für den physischen Plan bestimmten Sinne, Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn, sind ahrimanisch umgestaltet. Und nur dadurch sind wir das geworden, was wir als Menschen auf dem physischen Plan sind, daß Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn luziferisch umgestaltet sind. Und nur ein mittleres Gebiet haben wir, das gewissermaßen sich bewahrt hat vor diesen Einflüssen.

[...]

Wir sehen da, wie es schon notwendig ist, das Augenmerk zu richten auf jenen Gleichgewichtszustand, der das Wesentliche, das Bedeutungsvolle ist, der hergestellt werden muß zwischen Ahrimanischem und Luziferischem in der Welt. Denken Sie, daß gewissermaßen an den äußersten Enden das Ich des Menschen beteiligt ist, hier gewissermaßen das Ich von außen, am Tastsinn das Ich von innen. (Siehe Zeichnung, orange Pfeile.) Ebenso ist der astralische Leib am Denken beteiligt, aber am Lebensorganismus wiederum von innen beteiligt (rote Pfeile). Der Ätherleib ist beteiligt hier, wenn das Sprechen nicht geschieht, aber ebenso beteiligt am Bewegungssinn von innen (blaue Pfeile). In der Mitte haben wir gewissermaßen dasjenige, woran «ich taste - denke - lebe — spreche - bewege», weniger beteiligt sind, eine Art Hypomochlion, wie es die Waage hat in der Mitte, wo sie ruht. Je mehr man gegen die Mitte kommt, desto mehr bleibt der Waagebalken ruhig. An den Seiten schlägt er aus. So hätten wir in der Mitte eine Art Ruheverhältnis." (Lit.: GA 170, S. 253)

Die Sinnesprozesse waren einstmals Lebensprozesse

Früher waren die Sinne viel lebendiger und sind erst heute zu beinahe physikalischen Apparaten abgestorben. Noch während der alten Mondenzeit glichen die Sinnesprozesse viel eher Lebensprozessen. Deshalb aber konnten sie noch keine Grundlage für das vollbewusste Leben des Menschen bilden, sondern waren nur geeignet für das traumartige Hellsehen des Mondenmenschen.

Der Ichsinn war auf dem alten Mond noch bedeutungslos und ähnlich auch der Denksinn und der Sprachsinn. Der Gehörssinn war damals allerdings viel lebendiger als heute. Das Hören war mit einem innerlichen Durchbebtsein verbunden; mit einem inneren Vibrieren machte man den Ton lebendig mit in einer Art von innerem Tanz. Und wenn man selbst Töne hervorbrachte, indem man das Gehörte nachahmte, so wurde auch da ein innerer Tanz erregt, den man durch den Bewegungssinn wahrnahm. Ähnlich lebendig war der Wärmesinn, durch den man das Wärmen und Kühlen lebensvoll im Inneren empfand. Was während der Erdenentwicklung zum Geruchssinn geworden ist, war damals noch innig verbunden mit der Lebensttätigkeit. Auch das Schmecken glich einem Lebensprozess ähnlich unserem heutigen Atemprozess. Es gingen dadurch viel realere Prozesse in uns vor, als wenn wir uns heute des Geschmackssinns bedienen. So war es auch mit dem Sehsinn. Das Auge war so etwas wie ein Farbatmungsorgan. Die ganze Lebensverfassung hing davon ab, wie wir durch das Auge das Licht aufnahmen. Man dehnte sich aus, wenn man ins Blaue hineinkam und man drückte sich zusammen, wenn man sich ins Rote hineinwagte - der Mensch war ja damals in seiner ganzen Gestalt noch viel beweglicher als heute. Der Lebenssinn, durch den wir heute unsere innere Lebendigkeit spüren, konnte in der Form auf dem alten Mond noch nicht vorhanden sein, denn man lebte damals noch viel mehr das allgemeine Leben der Umwelt mit. Ein weitgehend abgesondertes inneres Leben gab es noch nicht und indem alle heutigen Sinnesorgane damals Lebensorgane waren, bedurfte es eines besonderen Lebenssinnes nicht. Der Tastsinn entstand in seiner heutigen Form erst auf der Erde zusammen mit dem Mineralreich.

Insgesamt gab es somit auf dem alten Mond 7 Sinne, die aber damals noch vorwiegend Lebensorgane waren. Das Leben ist immer siebengliedrig:

Die weiteren 5 Sinne sind erst auf der Erde dazugekommen. Das Verhältnis der Siebenzahl zur Zwölfzahl drückt ein tiefes Geheimnis des Daseins aus. Die 12-Zahl enthält das Geheimnis, dass wir ein Ich aufnehmen können. Das war auf dem alten Mond noch nicht möglich. Damals konnte der Mensch als höchstes Wesensglied nur den Astralleib haben. Dem astralischen Seelenleben liegt die 7-Zahl zugrunde.

"So, wie die Sinne heute im Menschen sind, waren sie nicht während der alten Mondenzeit. Ich sagte, sie waren viel, viel lebendiger. Sie waren die Grundlage für das alte traumhafte Hellsehen während der Mondenzeit. Heute sind die Sinne mehr tot als sie während der alten Mondenzeit waren, sie sind mehr getrennt von dem Einheitlichen, von dem siebengliedrigen und in seiner Siebengliedrigkeit einheitlichen Lebensprozeß. Die Sinnesprozesse waren während der alten Mondenzeit noch selbst mehr Lebensprozesse. Wenn wir heute sehen oder hören, so ist das schon ein ziemlich toter Prozeß, ein sehr peripherischer Prozeß. So tot war die Wahrnehmung während der alten Mondenzeit gar nicht. Greifen wir einen Sinn heraus, zum Beispiel den Geschmackssinn. Wie er auf der Erde ist, ich denke, Sie wissen es alle. Während der Mondenzeit war er etwas anderes. Da war das Schmecken ein Prozeß, in dem der Mensch sich nicht so von der Außenwelt abtrennte wie jetzt. Jetzt ist der Zucker draußen, der Mensch muß erst daran lecken und einen inneren Prozeß vollziehen. Da ist sehr genau zwischen Subjektivem und Objektivem zu unterscheiden. So lag es nicht während der Mondenzeit. Da war das ein viel lebendigerer Prozeß, und das Subjektive und Objektive unterschied sich nicht so stark. Der Schmeckprozeß war noch viel mehr ein Lebensprozeß, meinetwillen ähnlich dem Atmungsprozeß. Indem wir atmen, geht etwas Reales in uns vor. Wir atmen die Luft ein, aber indem wir die Luft einatmen, geht mit unserer ganzen Blutbildung etwas vor in uns; denn das gehört ja alles zur Atmung hinzu, insofern die Atmung einer der sieben Lebensprozesse ist, da kann man nicht so unterscheiden. Also da gehören Außen und Innen zusammen: Luft draußen, Luft drinnen, und indem der Atmungsprozeß sich vollzieht, vollzieht sich ein realer Prozeß. Das ist viel realer, als wenn wir schmecken. Da haben wir allerdings eine Grundlage für unser heutiges Bewußtsein; aber das Schmecken auf dem Mond war viel mehr ein Traumprozeß, so wie es heute für uns der Atmungsprozeß ist. Im Atmungsprozeß sind wir uns nicht so bewußt wie im heutigen Schmeckprozeß. Aber der Schmeckprozeß war auf dem Mond so, wie heute der Atmungsprozeß für uns ist. Der Mensch hatte auf dem Mond auch nicht mehr vom Schmecken als wir heute vom Atmen, er wollte auch nichts anderes haben. Ein Feinschmecker war der Mensch noch nicht und konnte es auch nicht sein, denn er konnte seinen Schmeckprozeß nur vollziehen, insoferne durch das Schmecken in ihm selber etwas bewirkt wurde, was mit seiner Erhaltung zusammenhing, mit seinem Bestehen als Mondes-Lebewesen.

Und so war es zum Beispiel mit dem Sehprozeß, mit dem Gesichtsprozeß während der Mondenzeit. Da war das nicht so, daß man äußerlich einen Gegenstand anschaute, äußerlich Farbe wahrnahm, sondern da lebte das Auge in der Farbe drinnen, und das Leben wurde unterhalten durch die Farben, die durch das Auge kamen. Das Auge war eine Art Farbenatmungsorgan. Die Lebensverfassung hing zusammen mit der Beziehung, die man mit der Außenwelt durch das Auge in dem Wahrnehmungsprozeß des Auges einging. Man dehnte sich aus während des Mondes, wurde breit, wenn man ins Blaue hineinkam, man drückte sich zusammen, wenn man sich ins Rot hineinwagte: auseinander - zusammen, auseinander - zusammen. Das hing mit dem Wahrnehmen von Farben zusammen. Und so hatten alle Sinne noch ein lebendigeres Verhältnis zur Außenwelt und zur Innenwelt, wie es heute die Lebensprozesse haben.

Der Ichsinn - wie war er auf dem Monde? Das Ich kam in den Menschen erst auf der Erde hinein, konnte also auf dem Mond gar keinen «Sinn» haben; man konnte kein Ich wahrnehmen, der Ichsinn konnte überhaupt noch nicht da sein. - Auch das Denken, wie wir es heute wahrnehmen, wie ich es vorher geschildert habe, das lebendige Denken, das ist mit unserem Erdenbewußtsein in Zusammenhang. Der Denksinn, wie er heute ist, war auf dem Monde noch nicht da. Redende Menschen gab es auch nicht. In dem Sinne, wie wir heute die Sprache des ändern wahrnehmen, gab es das auf dem Monde noch nicht, es gab also auch den Wortsinn nicht. Das Wort lebte erst als Logos, durchtönend die ganze Welt, und ging auch durch das damalige Menschenwesen hindurch. Es bedeutete etwas für den Menschen, aber der Mensch nahm es noch nicht als Wort wahr am anderen Wesen. Der Gehörsinn war allerdings schon da, aber viel lebendiger, als wir ihn jetzt haben. Jetzt ist er gewissermaßen als Gehörsinn zum Stehen gekommen auf der Erde. Wir bleiben ganz ruhig, in der Regel wenigstens, wenn wir hören. Wenn nicht gerade das Trommelfell platzt durch irgendeinen Ton, wird in unserem Organismus nicht etwas substantiell geändert durch das Hören. Wir in unserem Organismus bleiben stehen; wir nehmen den Ton wahr, das Tönen. So war es nicht während der Monenzeit. Da kam der Ton heran. Gehört wurde er; aber es war jedes Hören mit einem innerlichen Durchbebtsein verbunden, mit einem Vibrieren im Innern, man machte den Ton lebendig mit. Das, was man das Weltenwort nennt, das machte man auch lebendig mit; aber man nahm es nicht wahr. Man kann also nicht von einem Sinn sprechen, aber der Mondenmensch machte dieses Tönen, das heute dem Hörsinn zugrunde liegt, lebendig mit. Wenn das, was wir heute als Musik hören, auf dem Monde erklungen wäre, so würde nicht nur äußerer Tanz möglich gewesen sein, sondern auch noch innerer Tanz; da hätten sich die inneren Organe alle mit wenigen Ausnahmen so verhalten, wie sich heute mein Kehlkopf und das, was mit ihm zusammenhängt, innerlich bewegend verhält, wenn ich den Ton hindurchsende. Der ganze Mensch war innerlich bebend, harmonisch oder disharmonisch, und wahrnehmend dieses Beben durch den Ton. Also wirklich ein Prozeß, den man wahrnahm, aber den man lebendig mitmachte, ein Lebensprozeß.

Ebenso war der Wärmesinn ein Lebensprozeß. Heute sind wir verhältnismäßig ruhig gegenüber unserer Umgebung: es kommt uns warm oder kalt vor. Wir erleben das zwar leise mit, auf dem Monde aber wurde es so miterlebt, daß immer die ganze Lebensverfassung anders wurde, wenn die Wärme hinauf- oder herunterging. Also ein viel stärkeres Mitleben; wie man mit dem Ton mitbebte, so wärmte und kühlte man im Innern und empfand dieses Wärmen und Kühlen. Sehsinn, Gesichtssinn: Ich habe schon beschrieben, wie er auf dem Monde war. Man lebte mit den Farben. Gewisse Farben verursachten, daß man seine Gestalt vergrößerte, andere, daß man sie zusammenzog. Heute empfinden wir so etwas höchstens symbolisch. Wir schrumpfen nicht mehr zusammen gegenüber dem Rot und blasen uns nicht mehr auf gegenüber dem Blau; aber auf dem Mond taten wir es. Den Geschmackssinn habe ich schon beschrieben. Geruchssinn war auf dem Monde innig verbunden mit dem Lebensprozesse. Gleichgewichtssinn war auf dem Monde vorhanden, den brauchte man auch schon. Bewegungssinn war sogar viel lebendiger. Heute vibriert man nur wenig, bewegt seine Glieder, es ist alles mehr oder weniger zur Ruhe gekommen, tot geworden. Aber denken Sie, was dieser Bewegungssinn wahrzunehmen hatte, wenn alle diese Bewegungen stattfanden wie das Erbeben durch den Ton. Es wurde der Ton wahrgenommen, mitgebebt, aber dieses innere Beben, das mußte erst wiederum durch den Bewegungssinn wahrgenommen werden, wenn der Mensch es selber hervorrief, und er ahmte nach dasjenige, was der Hörsinn in ihm erweckte.

Lebenssinn: Nun, aus dem, was ich beschrieben habe, können Sie ersehen, daß der Lebenssinn in demselben Sinne, wie er auf der Erde ist, nicht vorhanden gewesen sein kann auf dem Monde. Das Leben muß man viel mehr als ein allgemeines mitgemacht haben. Man lebte viel mehr im Allgemeinen drinnen. Das innere Leben grenzte sich nicht so durch die Haut ab. Man schwamm im Leben drinnen. Indem alle Organe, alle heutigen Sinnesorgane dazumal Lebensorgane waren, brauchte man nicht einen besonderen Lebenssinn, sondern alle waren Lebensorgane und lebten und nahmen sich gewissermaßen selber wahr. Lebenssinn brauchte man nicht auf dem Monde. Der Tastsinn entstand erst mit dem Mineralreich, das Mineralreich ist aber ein Ergebnis der Erdenentwickelung. In demselben Sinne, wie wir auf der Erde den Tastsinn durch das Mineralreich entwickelt haben, gab es ihn auf dem Monde nicht, der hatte dort ebensowenig einen Sinn wie der Lebenssinn. Zählen wir, wieviel Sinne uns übrigbleiben, die nun in Lebensorgane verwandelt sind: sieben. Das Leben ist immer siebengliedrig. Die fünf, die auf der Erde dazukommen und zwölf machen, weil sie ruhige Bezirke werden, wie die Tierkreisbezirke, die fallen beim Monde weg. Sieben bleiben nur übrig für den Mond, wo die Sinne noch in Bewegung sind, wo sie selber noch lebendig sind. Es gliedert sich also auf dem Mond das Leben, in das die Sinne noch hineingetaucht sind, in sieben Glieder.

Das ist nur ein kleiner elementarer Teil dessen, was man sagen muß, um zu zeigen, daß da nicht Willkür zugrunde liegt, sondern lebendige Beobachtung der übersinnlichen Tatsachenwelt, die während des Erdenseins zunächst nicht in die Sinne der Menschen fällt. Je weiter man vordringt und je weiter man sich wirklich auf die Betrachtung der Weltengeheimnisse einläßt, desto mehr sieht man, wie so etwas nicht eine Spielerei ist, dieses Verhältnis von zwölf zu sieben, sondern wie es wirklich durch alles Sein durchgeht, und wie die Tatsache, daß es draußen ausgedrückt werden muß durch das Verhältnis der ruhenden Sternbilder zu den bewegten Planeten, auch ein Ergebnis ist eines Teiles des großen Zahlengeheimnisses im Weltendasein. Und das Verhältnis der Zwölfzahl zur Siebenzahl drückt ein tiefes Geheimnis des Daseins aus, drückt das Geheimnis aus, in dem der Mensch steht als Sinneswesen zum Lebewesen, zu sich als Lebewesen. Die Zwölfzahl enthält das Geheimnis, daß wir ein Ich aufnehmen können. Indem unsere Sinne zwölf geworden sind, zwölf ruhige Bezirke, sind sie die Grundlage des Ich-Bewußtseins der Erde. Indem diese Sinne noch Lebensorgane waren während der Mondenzeit, konnte der Mensch nur den astralischen Leib haben; da waren diese sieben noch Lebensorgane bildenden Sinnesorgane die Grundlage des astralischen Leibes. Die Siebenzahl wird so geheimnisvoll zugrunde gelegt dem astralischen Leib, wie die Zwölfzahl geheimnisvoll zugrunde liegt der Ich-Natur, dem Ich des Menschen." (Lit.: GA 170, S. 117ff)

Die Umgestaltung der Sinnesorgane durch die Geister der Form

Auf dem alten Mond gab es drei Naturreiche. In der vierten Runde der Erdentwicklung traten diese drei Naturreiche zunächst wieder hervor.

"Man hat es also da zu tun mit den Nachkömmlingen der drei Mondenreiche: dem Mineralreich, das noch in gewissem Sinne pflanzlich ist, mit dem Pflanzenreiche, das etwas wie tierisches Leben hat, und mit einem Tierreiche, das höher steht als das gegenwärtige Tierreich. Diese drei Reiche bilden zusammen den von Neuem aus dem Dämmerzustand hervortretenden Planeten: die Erde." (Lit.: GA 262, S. 135)

Die im höchsten dieser drei Naturreiche veranlagten Sinneskeime wurde dann von den Geistern der Form, den Elohim, zu geformten Sinnesorganen umgestaltet. Indem sie nun eine feste Form erhielten, wurden sie zu passiven, beinahe physikalischen Apparaten und verloren ihre lebendige Produktivität. Diese verlagerte sich nach innen und bildete das Gehirn zum Verstandesorgan aus. Ein Teil der Produktivkraft musste dabei allerdings in eine niederere Sphäre hinuntergestoßen werden und trat dann als zunächst rein vegetative Fortpflanzungskraft in Erscheinung. Die Neigung der Geschlechter zueinander, die sexuelle Anziehungskraft, die Liebe in ihrer niedersten Form, war damit aber noch nicht gegeben. Diese wurde erst durch Venuswesenheiten bewirkt und sie sorgten auch dafür, dass der Verstand fruchtbar wurde. Allerdings wäre der Verstand kalt und leidenschaftslos geblieben, wenn in der Folge nicht auch Marswesenheiten befeuernd eingegriffen und dadurch auch die Selbstständigkeit des Menschen befördert hätten.

"Die Herausbildung dieses physischen Zustandes bei den drei genannten Reichen obliegt den «Geistern der Form». Sie bilden namentlich bei dem höchsten Reiche, dem Tier-Menschenreiche die früheren «Sinneskeime» zu wirklich geformten Sinnesorganen um. In allen früheren physischen Zuständen, welche der Mensch durchgemacht hat, hatten die Sinnesorgane noch nicht die festgefügte Form.

Nun hören diese Organe dadurch, dass sie eine feste Form erhalten, auf, aktiv zu sein; sie verlieren ihre Produktivität, sie werden rein passiv, geeignet zum bloßen Wahrnehmen des von außen als Gegenstände Dargebotenen. Die Produktionskraft zieht sich also von den Sinnesorganen zurück; sie geht mehr nach innen; sie bildet das Verstandesorgan. - Dieses Organ kann aber nicht gebildet werden, ohne dass wieder ein Hinabstoßen eines gewissen Teiles der menschlichen Genossen auf eine tiefere Stufe stattfindet. Jetzt aber stößt der Mensch einen Teil seines Wesens selbst in eine untergeordnete Region hinab. Er sondert einen Teil seines Wesens als die eigene niedere Natur ab. Und diese niedere Natur behält die Produktionskraft, welche die Sinnesorgane haben abgeben müssen. Diese in eine niedrigere Sphäre hinabgestoßene Produktionskraft wird zur geschlechtlichen Hervorbringungskraft, wie sie auf der Erde auftritt. Die «Geister der Form» würden alle Hervorbringungskraft und damit alles Leben erstarren machen, zur bloßen Form erhärten, wenn sie nicht diese Kraft auf einen Teil des Menschenwesens konzentrierten. Daher bewirken die Geister der Form die Geschlechtsbildung. Ohne diese müssten statt lebender Menschen Statuen entstehen.

Nun ist der ganze Vorgang mit einer völligen Umbildung der Erde verknüpft. Es entstehen solche Verhältnisse, dass die geschilderten Wesen leben können. Das wird möglich dadurch, dass die Erde - jetzt noch mit dem Monde vereint - aus dem sich abspaltet, was als Sonne zurückbleibt. Dadurch tritt die Sonne eben als selbständiger Körper der Erde entgegen. Das ist die äußere physische Bedingung für das Entstehen der äußeren Wahrnehmung, des Gegenstandsbewusstseins, und für die Herausbildung der geschlechtlichen Anlagen. Doch hat man es zu dieser Zeit noch durchaus mit einer Doppelgeschlechtigkeit zu tun. Das rührt davon her, dass die Mondenkräfte noch alle in der Erde darinnen stecken. Nur ist während dieser Zeit das Verstandesorgan, obwohl vorhanden, noch ganz untätig. Es wird erst seine Aktivität entfalten können, wenn die Geschlechts-Produktionskraft sich um die Hälfte vermindert hat, so dass ein jedes Wesen nur die Hälfte der früheren Produktionskraft sein eigen nennt. Damit ist dann die Zweigeschlechtigkeit gegeben. Äußerlich wird das bewirkt durch das Heraustreten derjenigen Kräfte aus der Erde, welche diese dann als der gegenwärtige Mond umkreisen. Wäre nun diese Abtrennung nicht erfolgt, dann hätte die ganze Erde zu einer starren Masse, zur bloßen Form werden müssen. So aber hat sich nur das aus ihr entfernt, was unbedingt fest werden musste, und dies ist eben Mond geworden, auf dem eben das menschliche Leben nicht sich entfalten konnte. So hat sich, aus der gemeinsamen planetarischen Materie heraus, die Erde das gerettet, was produktiv sein konnte, wenn auch nur auf dem niederen Gebiete des geschlechtlichen Lebens. Der Repräsentant der «Geister der Form» ist Jehova. Er bewirkt somit die Formung der Sinnesorgane; aber er bewirkte auch, wenn er nun mehr allein wirksam wäre, die vollständige Erstarrung in der bloßen Form.

Nun werden für den weiteren Fortgang zwei Ereignisse bedeutsam. Das Eine ist die Entstehung der beiden Geschlechter aus dem oben angegebenen Grunde. Die Form des Geschlechtlichen rührt von den Formgeistern her. Aber damit ist nicht auch schon der Zug der beiden Geschlechter für einander, die Neigung derselben zu einander gegeben. Diese kommt davon, dass sich in dem Leben der beiden Geschlechter besondere Wesen verkörpern, welche von einem fremden Schauplatze herabsteigen: von der Venus. Durch sie wird jetzt die Liebe in ihrer untergeordnetsten Form, als Neigung der Geschlechter [zu einander], der Erde einverleibt. Diese Liebe ist dazu berufen, sich immer mehr zu veredeln, und später die höchsten Formen anzunehmen.

So wie nun die Venuswesen das Element [der Neigung] der getrennten Geschlechter [zu einander] abgeben, so bewirken sie andrerseits auch, dass der Verstand fruchtbar werden kann. Er erhält die Hälfte der an der Geschlechtskraft ersparten Produktionsfähigkeit. Aus diesem Grunde können sich jetzt die Monaden - zunächst ihr Manasteil -, die sich, wie gezeigt, während Saturn-, Sonne- und Mond-Zyklus gebildet haben, in das Verstandesorgan herabsenken. Doch wäre das Wirken der Monaden kalt und trokken geblieben, wenn nicht der Astralleib einen solchen Einschlag erhalten hätte, dass der Mensch die Tätigkeit seines Verstandes mit einer gewissen höheren Leidenschaftlichkeit betriebe. Dieser Einschlag kam dem Menschen vom Mars her. Und diejenigen, welche ihn vermittelten, sind die luziferischen Wesenheiten, welche auf dem Monde zwar über die Stufe des späteren Erd-Menschendaseins hinausgekommen sind, es aber doch nicht so weit gebracht haben, dass sie wie die Lunar-Pitris ihre Mondentwickelung mit dem Mondmanvantara hätten abschließen können. Sie bringen, als Eingeweihte, jetzt die Mars-Astralkräfte in den Astralleib des Menschen und fachen damit in diesem die Leidenschaft für die Betätigung des Intellektes an. Damit beleben sie die Erkenntnis des Menschen; sie fachen ihn zur Selbständigkeit an. Das ist die Hilfe in der Fortentwickelung des Menschen, welche durch das luziferische Prinzip geleistet wird. Allerdings verbanden sie mit der Erkenntnis auch den Eigennutz. Denn sie entfachen ja das Denken durch die Leidenschaft, und diese bewirkt den Eigennutz. Aber nur dadurch ist es möglich geworden, dass der Mensch die Erde seinen Zwecken dienstbar gemacht hat, sie in seinen Nutzen genommen hat. Jehova hätte bloß die Form des Verstandesorgans gegeben, und die Geister von der Venus hätten bloß in diesem einen leidenschaftslosen Sinn erweckt; denn was von ihnen nach dieser Richtung gegeben werden konnte, ist ja an die Fortpflanzungskraft abgeliefert worden." (Lit.: GA 262, S. 135ff)

Innere und äußere Sinne

Die sieben äußeren Sinne und ihre Beziehung zu Imagination, Inspiration und Intuition

Zeichnung aus GA 199, S. 48
Zeichnung aus GA 199, S. 48

„Sie wissen, wenn der Mensch aufsteigt von der gewöhnlichen Sinneserkenntnis zur höheren Erkenntnis, kann er es dadurch tun, daß er mit seinem Geistig-Seelischen aus seinem physischen Leib heraustritt. Dann treten die höheren Arten des Erkennens auf: Imagination, Inspiration, Intuition. Ich möchte sagen: beschreibend sind Imagination, Inspiration, Intuition ja geschildert in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» und in meiner Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?». Aber Sie werden sich leicht vorstellen können, daß wir, gerade wenn wir diese Gliederung der Sinne vor uns haben, zu einer besonderen Charakteristik dessen gelangen können, was Anschauung der höheren Welten ist. Wir dringen aus uns heraus. Über welche Grenze schreiten wir denn da? Wenn wir in uns bleiben, wenn wir in uns stecken, dann sind die Sinne unsere Grenzen; wenn wir aus uns herausdringen, dann dringen wir durch die Sinne nach außen. Es ist ganz, ich möchte sagen, selbstverständlich, daß, wenn unser Geistig-Seelisches die Leibeshülle verläßt, es durch die Sinne nach außen dringt. Wir kommen also durch die äußeren Sinne, durch den Geschmackssinn, den Sehsinn, den Wärmesinn, den Hörsinn, den Wortesinn, den Gedankensinn und den Ichsinn nach außen. Wir werden nachher sehen, wohin wir kommen, wenn wir durch die andere Grenze, wo die Sinne sich nach innen öffnen, nach innen dringen. Also wir dringen durch die Sinne nach außen, indem wir mit unserem Geistig-Seelischen gewissermaßen unsere Leibesgrenze verlassen. Da passieren wir zum Beispiel den Sehsinn nach außen: das heißt, wir dringen mit unserem Geistig- Seelischen nach außen, indem wir unsere Sehwerkzeuge zurücklassen. Indem wir uns bewegen in der Welt, mit dem seelischen Auge sehend, aber die physischen Augen zurücklassend, wenn wir also gerade durch das Auge verlassen unsere Leiblichkeit, kommen wir in jene Region hinein, wo die Imagination waltet (siehe Zeichnung Seite 48).

Und wenn wir wirklich imstande sind, durch die Initiation gerade durch das Auge hinauszudringen in die geistige Welt, dann bekommen wir reine Imaginationen, Imaginationen, die, ich möchte sagen, Bilder sind, so wie der Regenbogen ein Bild ist, reine Bildimaginationen, webend und lebend im Seelisch-Geistigen. Noch tingiert mit den letzten Resten materiellen Daseins erscheinen die Bilder, wenn wir durch das Geschmacksorgan nach außen dringen. So daß wir also sagen können: Dringen wir durch das Geschmacksorgan nach außen, so sind die Imaginationen tingiert, also förmlich betupft mit Materialität. Wir bekommen nicht reine duftige Bilder wie beim Regenbogen, sondern wir bekommen etwas, was tingiert ist, was gewissermaßen im Bilde etwas wie einen letzten Rest des Materiellen enthält: wir bekommen Gespenster, richtige Gespenster, wenn wir durch das Geschmacksorgan den physischen Leib verlassen. Verläßt man durch den Wärmesinn den physischen Leib, so bekommt man die Bilder auch tingiert. Die Bilder, die sonst rein sind, ich möchte sagen, wie der Regenbogen, die erscheinen dann so, daß sie uns seelisch in einer gewissen Weise affizieren. Das macht jetzt ihre Tingierung aus. Beim Geschmacksorgan verdichtet sich gleichsam das Bild zum Gespensterhaften. Wenn wir aber durch den Wärmesinn nach außen gehen, bekommen wir allerdings auch Imaginationen, aber Imaginationen, welche seelisch wirken, welche sympathisch, antipathisch wirken, welche seelisch warm oder kalt wirken. Also die Bilder erscheinen nicht in der gleichen Weise gelassen wie die andern, sondern sie erscheinen warm oder kalt, aber seelisch warm oder kalt.

Wenn wir nun durch unser Ohr, durch den Gehörsinn unseren Leib verlassen, dann kommen wir hinaus in die geistig-seelische Welt und erleben die Inspiration. Also hier vorher (in der Zeichnung) erleben wir Imaginationen, tingiert mit seelisch Affizierendem; wenn wir durch den Gehörsinn unseren Leib verlassen, dringen wir in das Gebiet der Inspiration. Während sonst diese Sinne mehr nach außen hin gehen, dringt jetzt das, was da vom Wärmesinn zum Gehörsinn herüberkommt, wenn wir den Leib verlassen, mehr in unser seelisch-geistiges Inneres ein. Denn Inspirationen gehören mehr dem seelisch-geistigen Inneren an als Imaginationen, wir werden mehr berührt, nicht nur affektiv, sondern wir fühlen uns durchdrungen mit Inspirationen, wie wir uns leiblich durchdrungen fühlen mit der Luft, die wir eingeatmet haben, so fühlen wir uns seelisch durchdrungen mit den Inspirationen, in deren Region wir hineingelangen, wenn wir durch den Gehörsinn unseren Leib verlassen.

Wenn wir durch den Wortesinn, durch den Sprachsinn unseren Leib verlassen, dann tingieren sich wiederum die Inspirationen. Das ist etwas, was ganz besonders wichtig ist, daß man kennenlernt dasjenige Organ, das ebenso real da ist in der physischen Organisation, wie der Gehörsinn da ist, wenn man sich ein Gefühl erwirbt zunächst für das, was der Sprachsinn ist. Wenn man durch dieses Organ den physischen Leib mit dem Geistig-Seelischen verläßt, so tingiert sich die Inspiration mit innerlichem Erleben, mit dem Sich-Eins-Fühlen mit dem fremden Wesen.

Wenn wir durch den Gedankensinn unseren Leib verlassen, dann dringen wir in das Gebiet der Intuitionen. Und wenn wir durch den Ichsinn unseren Leib verlassen, dann sind die Intuitionen tingiert mit Wesenhaftem der geistigen Außenwelt.

So dringen wir immer mehr und mehr in das Wesenhafte der geistigen Außenwelt ein, sobald wir mit unserem Geistig-Seelischen den Leib verlassen, und wir können immer hinweisen darauf, wie eigentlich das, was uns umgibt, die geistige Welt ist. Aber der Mensch ist gewissermaßen herausgedrängt aus der geistigen Welt. Was da hinter den Sinnen ist, nimmt er ja erst wahr, wenn er durch sein Geistig-Seelisches den Leib verläßt. Aber es drückt sich ab durch die Sinne: Es erscheinen uns die Intuitionen durch den Ich- und den Gedankensinn, aber nur die Abdrücke davon; die Inspirationen durch den Wortesinn und den Hörsinn, aber wiederum nur Abdrücke davon; die Imaginationen durch den Wärmesinn und den Sehsinn, und ein wenig durch den Geschmackssinn, aber abgetönt, hereingenommen, ins Sinnliche verwandelt. Schematisch könnte man die Sache so zeichnen: An der Grenze ist die Wahrnehmung der Sinneswelt (siehe Zeichnung, rot); gelangt man hinaus mit

Zeichnung aus GA 199, S. 52
Zeichnung aus GA 199, S. 52

dem Geistig-Seelischen, so dringt man in die geistige Welt ein (siehe Zeichnung, gelb) durch Imagination, Inspiration und Intuition. Und das zu Imaginierende, das zu Inspirierende, zu Intuitierende, das ist da draußen. Aber indem es in uns eindringt, wird es zu unserer Sinneswelt. Sie sehen: Atome sind nicht da draußen, wie es sich die Materialisten phantasieren, sondern da draußen ist die Welt des Imaginativen, des Inspirierten, des Intuitiven. Und indem diese Welt auf uns wirkt, entstehen die Abdrücke davon in den äußeren Sinneswahrnehmungen.“ (Lit.:GA 199, S. 49ff)

Die seelischen Wirkungen der fünf inneren Sinne

„Wie ist es nun, wenn wir durch die inneren Sinne, den Lebenssinn, den Bewegungssinn, den Gleichgewichtssinn, den Tastsinn, den Geruchssinn in unser Inneres eindringen, wenn wir - ebenso, wie wir durch die äußeren Sinne nach außen dringen - durch diese inneren Sinne in uns eindringen? Da nimmt sich die Sache überhaupt anders aus. Schreiben wir uns noch einmal diese inneren Sinne auf: Geruchssinn, Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Lebenssinn. Was da eigentlich in uns vorgeht, das wird da nicht wahrgenommen. Wir nehmen im gewöhnlichen Leben eigentlich das, was im Bereiche dieser Sinne vorgeht, nicht wahr; das bleibt unterbewußt. Dasjenige, was wir im gewöhnlichen Leben durch diese Sinne wahrnehmen, ist schon heraufgestrahlt in das Seelische.

Sehen Sie, wenn das die äußere geistige Welt der Imagination, Inspiration, Intuition ist (siehe Zeichnung S. 54, rot), so strahlt sie gewissermaßen auf unsere Sinne, und durch die Sinne wird vor uns hingestellt, wird die sinnliche Welt eben erzeugt. Da wird also um eine Stufe hereingeschoben die äußere Geistwelt. Was aber diese Sinne umschließt, und

Zeichnung aus GA 199, S. 54
Zeichnung aus GA 199, S. 54

was da unten in der Körperlichkeit wühlt (orange), das nimmt man unmittelbar nicht wahr. So wie man unmittelbar nicht wahrnimmt die objektive äußere Geistwelt, sondern nur in ihrer Hereingeschobenheit in unsere Sinne, so nimmt man unmittelbar auch nicht das wahr, was da in unserem Körper wühlt, sondern nur das Heraufgeschobensein in das Seelische. Man nimmt gewissermaßen die seelischen Wirkungen dieser inneren Sinne wahr. Sie nehmen nicht die Vorgänge wahr, welche die Lebensvorgänge sind, sondern Sie nehmen wahr vom Lebenssinn (siehe Zeichnung Seite 48), was Gefühl ist davon, was Sie nicht wahrnehmen, wenn Sie schlafen, was Sie wahrnehmen als innere Behaglichkeit beim Wachen, als das Durchbehaglichtsein, was nur gestört ist, wenn einem irgend etwas weh tut in seinem Inneren. Da ist der Lebenssinn, der sonst als Behaglichkeit heraufstrahlt, so, daß er gestört ist, geradeso wie ein äußerer Sinn gestört ist, wenn man zum Beispiel schlecht hört. Aber im ganzen lebt sich beim gesunden Menschen der Lebenssinn als Behaglichkeit aus. Jenes Durchdrungensein von Behaglichkeit, erhöht nach einer würzigen Mahlzeit, etwas herabgestimmt beim Hunger, dieses allgemeine innerliche Sich-Fühlen, das ist die in die Seele hineingestrahlte Wirkung des Lebenssinnes.

Der Bewegungssinn (siehe Zeichnung Seite 48), dasjenige, das da in uns vorgeht, indem wir durch Verkürzung und Verlängerung unserer Muskeln wahrnehmen, ob wir gehen oder stehen, ob wir springen oder tanzen, also wodurch wir wahrnehmen, ob und wie wir in Bewegung sind, das gibt, in die Seele hineingestrahlt, jenes Freiheitsgefühl des Menschen, das ihn sich als Seele empfinden laßt: Empfindung des eigenen freien Seelischen. Daß Sie sich als eine freie Seele empfinden, das ist die Ausstrahlung des Bewegungssinnes, das ist das Hereinstrahlen der Muskelverkürzungen und Muskelverlängerungen in Ihr Seelisches, so wie die innere Behaglichkeit oder Unbehaglichkeit das Hereinstrahlen der Ergebnisse, der Erfahrungen des Lebenssinnes in Ihr Seelisches ist. Wenn der Gleichgewichtssinn hereinstrahlt in das Seelische, da lösen wir schon sehr stark dieses Seelische los. Denken Sie nur einmal, wie wenig wir darauf aus sind - wenn wir nicht gerade ohnmächtig geworden sind, dann wissen wir nichts davon —, unmittelbar wirklich zu empfinden, daß wir in die Welt im Gleichgewichte hineingestellt sind. Wie empfinden wir denn, in die Seele hineingestrahlt, die Erlebnisse des Gleichgewichtssinnes? Das ist schon ganz seelisch: wir empfinden das als innere Ruhe, als jene innere Ruhe, welche macht, daß, wenn ich von da bis hierher gehe, ich doch nicht zurücklasse den, der da in meinem Körper steckt, sondern ihn mitnehme; der bleibt ruhig derselbe. Und so könnte ich durch die Luft fliegen, ich würde ruhig derselbe bleiben. Das ist dasjenige, was uns unabhängig erscheinen läßt von der Zeit. Ich lasse mich auch heute nicht zurück, sondern ich bin morgen derselbe. Dieses Unabhängigsein von der Körperlichkeit, das ist das Hineinstrahlen des Gleichgewichtssinnes in die Seele. Es ist das Sich-als-Geist- Fühlen.

Noch weniger nehmen wir wahr die inneren Vorgänge des Tastsinnes. Die projizieren wir ja ganz nach außen. Wir fühlen den Körpern an, ob sie hart oder weich sind, ob sie rauh oder glatt sind, ob sie seidig sind oder wollen; wir projizieren die Erlebnisse des Tastsinnes ganz in den äußeren Raum. Eigentlich ist das, was wir im Tastsinn haben, ein inneres Erlebnis, aber was da innerlich vorgeht, das bleibt ganz im Unbewußten. Davon ist nur ein Schatten vorhanden in den Eigenschaften des Tastsinnes, die wir den Körpern zuschreiben. Aber das Organ des Tastsinnes, das macht, daß wir die Gegenstände seiden oder wollen, hart oder weich, rauh oder glatt fühlen. Das strahlt auch ins Innere herein, das strahlt in die Seele herein; nur merkt der Mensch den Zusammenhang seines seelischen Erlebnisses mit dem, was der äußere Tastsinn ertastet, nicht, weil die Dinge sich sehr differenzieren - was da ins Innere hineinstrahlt und was nach außen hin erlebt wird. Aber dasjenige, was da ins Innere hineinstrahlt, ist nichts anderes als das Durchdrungensein mit dem Gottgefühl. Der Mensch würde, wenn er keinen Tastsinn hatte, das Gottgefühl nicht haben. Was da im Tastsinn sich als Rauheit und Glatte, Härte und Weichheit erfühlt, das ist das nach außen Strahlende; was sich zurückschlägt in der Seelenerscheinung, das ist das Durchdrungensein mit der allgemeinen Weltsubstantialität, das Durchdrungensein mit dem Sein als solchem. Wir konstatieren das Sein der äußeren Welt gerade durch den Tastsinn. Wir glauben noch nicht, wenn wir irgend etwas sehen, daß es auch im Räume vorhanden ist; wir überzeugen uns, daß es im Räume vorhanden ist, wenn der Tastsinn es ertasten kann. Dasjenige, was alle Dinge durchdringt, was auch in uns hereindringt, was Sie alle hält und trägt, diese alles durchdringende Gottsubstanz kommt ins Bewußtsein und ist, nach innen reflektiert, das Erlebnis des Tastsinnes.

Der Geruchssinn: seine Ausstrahlung nach außen kennen Sie. Wenn der Geruchssinn aber seine Erlebnisse nach innen strahlt, dann merkt der Mensch schon gar nicht mehr, wie diese inneren Erlebnisse mit den äußeren Erlebnissen zusammenfallen. Wenn der Mensch irgend etwas riecht, so ist das die Ausstrahlung seines Geruchssinnes nach außen; er projiziert die Bilder nach außen. Aber diese Wirkung projiziert sich auch nach innen. Der Mensch beachtet sie nur seltener als die Wirkung nach außen. Manche Leute riechen gern wohlriechende Dinge, da beobachten sie die Ausstrahlung des Geruchssinnes nach außen. Aber es gibt auch Leute, die sich dem hingeben, was da als die Wirkung des Geruchssinnes nach innen so intensiv das Innere ergreift, was nicht nur wie das Gottesgefühl den Menschen durchdringt, sondern was sich so hineinsetzt in den Menschen, daß er es als mystisches Einssein mit Gott empfindet.

5. Geruchssinn = mystisches Einssein mit Gott
4. Tastsinn = Durchdrungensein mit dem Gottgefühl
3. Gleichgewichtssinn = innere Ruhe, sich als Geist fühlen
2. Bewegungssinn = Empfindung des eigenen freien Seelischen
1. Lebenssinn = Behaglichkeit

Sie sehen, man muß sich, wenn man die Dinge durchschaut, so wie sie wirklich in der Welt sind, von manchem sentimentalen Vorurteile losmachen. Denn manch einer wird ganz sonderbare Gefühle haben, wenn er Mystiker sein will und nun erfährt, was eigentlich dieses mystische Erlebnis im Verhältnis zur Sinneswelt ist: es ist das in das Innere der Seele einstrahlende Geruchssinn-Erlebnis.“ (Lit.:GA 199, S. 53ff)

Siehe auch

Literatur

Rudolf Steiner
Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe
Wandtafelzeichnungen
Andere Autoren
  • Dietrich Rapp, Hans-Christian Zehnter: Die zwölf Sinne in der seelischen Beobachtung – Eine Exkursion. Sentovision, Basel 2019, ISBN 978-3037521083
  • Robert F. Schmidt, Hans-Georg Schaible: Neuro- und Sinnesphysiologie, 5. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006, ISBN 978-3540257004, eBook ISBN 978-3540294917
  • Albert Soesman: Die zwölf Sinne. Tore der Seele. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995; 6. überarb. A. 2007, ISBN 978-3-7725-2161-4
  • Karsten Massei: Zwiegespräche mit der Erde: Ein innerer Erfahrungsweg, Futurum Verlag, 2014 ISBN 978-3856362461
  • Johannes Weinzirl (Hrsg.), Peter Heusser (Hrsg.): Bedeutung und Gefährdung der Sinne im digitalen Zeitalter, Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie, Band 5, Königshausen u. Neumann 2017, ISBN 978-3826059919
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Weblinks

  1. Rudolf Steiner: Die zwölf Sinne des Menschen
  2. Materialien zu den zwölf Sinnen des Menschen - Dr. Martin Errenst
  3. Sinnestäuschung gibt es nicht
  4. Sinn - Artikel in Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe (1907)

Einzelnachweise

  1. Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen, Werke - Hamburger Ausgabe Bd. 12, 9. Aufl. München: dtv, 1981, S. 408, ISBN 3423590386
  2. Dazu gehört aber vor allem auch die Farbwahrnehmung; rupa entspricht hier dem Sehsinn.