Theios aner

Aus AnthroWiki

Theios aner (griech. θεῖος ἀνήρ) bedeutet „göttlicher Mann“ oder Gottmensch. Der Begriff bezeichnet einen mit göttlichen Kräften ausgestatteten Menschen, der übermenschliche Taten vollbringt. Ludwig Bieler sieht Elemente des griechischen Idealbilds des theios aner in der Figur Jesu Christi fortgeführt. Edward Schillebeeckx hingegen betont, daß der theios aner nicht dem christlichen Bild von Jesus von Nazareth entspricht.

Dazu kommt noch, dass die theios aner-Literatur jünger ist als die Evangelien, also eventuell vorhandene Gemeinsamkeiten am besten dadurch erklärt werden, dass die von den Christen verbreitete Botschaft diese Literatur beeinflusst hat.

Rudolf Bultmann sieht in der theios aner-Vorstellung eine Bedrohung der christlichen Existenz:

„Wird die Wirksamkeit des Geistes in besonderen Krafttaten als eindeutigen Kennzeichen der Geistbegabung gesehen, so droht die christliche Existenz als die eines θεῖος ἀνήρ im Sinne des Hellenismus aufgefaßt zu werden, und die eschatologische Heilsgeschichte gerät in das Licht erbaulicher Legende, eine Gefahr, die sich schon im NT zeigt, die aber vollends in den apokryphen Apostelakten ihre Folgen zeigt.“

Rudolf Bultmann: Theologie des Neuen Testaments, S 166

Literatur

  • Bieler, Ludwig: Theios aner. Das Bild des „göttlichen“ Menschen in Spätantike & Frühchristentum. 1967.
  • Edward Schillebeeckx: Jesus: die Geschichte von einem Lebenden. Herder, Freiburg 1980. ISBN 3-451-17233-X
  • Edward Schillebeeckx: Christus und die Christen. Die Geschichte einer neuen Lebenspraxis. Herder, Freiburg1980 . ISBN 3-451-17912-1
  • Rudolf Bultmann: Theologie des Neuen Testaments. J.C.B. Mohr, Tübingen 1980, S. 166.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Theios aner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.