Thomasakten

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Die Apostelakten
eine Sammlung von
apokryphen Apostelgeschichten

Die Thomasakten (lat. Acta Thomae, deutsch auch Apostelgeschichte des Thomas) sind eine apokryphe Apostelgeschichte, die Teil der manichäischen Sammlung der Apostelakten war. Sie wurden in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts auf Syrisch verfasst und sind folglich pseudepigraphisch. Ihr Verfasser stand möglicherweise dem Gnostizismus nahe, war in jedem Fall aber Enkratit. Erhalten ist eine syrische Überarbeitung, die das gnostische Element stark zurückdrängt und eine weniger gereinigte griechische Übersetzung. Weiterhin existieren lateinische, armenische und äthiopische Bearbeitungen.

Die Akten beginnen, wie auch die kanonische Apostelgeschichte, mit der Versammlung der Apostel in Jerusalem. Der Apostel Thomas, der hier Judas Thomas, teils auch nur Judas genannt wird, weigert sich, nach Indien zu gehen. Als ein indischer Kaufmann auf dem Sklavenmarkt einen "Zimmermann" kaufen möchte, bietet Jesus in einem ironischen Verwechslungsspiel den Thomas (syr. für Zwilling) zum Verkauf an. Nachdem der Handel vollzogen ist, gibt Jesus dem Thomas seinen Kaufpreis mit, damit dieser sich jederzeit freikaufen kann. Anschließend reist Thomas als Sklave zu Schiff nach Nordwestindien. Schon auf dem Weg dorthin begeht er gemeinsam mit dem auferstandenen Christus, seinem "Zwilling", Bekehrungs- und Wundertaten, bis er schließlich in Nordwestindien den Märtyrertod erleidet. Der Kern ihrer Predigt besteht in der Aufforderung, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, weil aus diesem alles Schlechte hervorgehe.

Eingestreut in die Akten finden sich zahlreiche Predigten und Hymnen. Bekannt sind das Hochzeitslied und das Perlenlied als Zeugnisse gnostischer Erlösungslehre. Interessant ist auch eine Predigt, die Jesus in Gestalt des Thomas einem frischgetrauten, königlichen Hochzeitspaar über die Schädlichkeit des Kinderbekommens hält.

Die Thomasakten haben sowohl im Manichäismus, als auch bei syrischen Kirchenchristen eine bedeutende Rolle gespielt, ebenso wird das in den Nag-Hammadi-Schriften erhaltene Buch des Athleten Thomas auf den Apostel Thomas zurückgeführt. Im Manichäismus wird er schließlich zum Didymos (arabisch at-Taum), zum offenbarenden Engel, der Mani zum Glauben anleitet. Ungeklärt ist das Verhältnis zur Beschreibung einer Indienreise Manis, die teilweise vergleichbare Motive enthält, sowie das Verhältnis der edessenischen Thomastradition zum manichäischen in Edessa wirkenden Apostel Thomas.

Die Thomasakten standen lange sowohl bei Manichäern als auch bei Kirchenchristen in Ansehen, wurden aber schließlich vom Decretum Gelasianum zu Anfang des 6. Jahrhunderts zu den apokryphen Schriften gezählt, die in der verfassten Kirche abzulehnen sind.

Literatur

  • Jan N. Bremmer (Hrsg.): The apocryphal acts of Thomas. Peeters Publishers, Leuven, 2001 (Studies on early Christian apocrypha, Bd. 6), ISBN 9-042-91070-4, online.
  • Susan E. Myers: Spirit epicleses in the Acts of Thomas. Mohr Siebeck, Tübingen, 2010 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, Reihe 2, 281), ISBN 978-3-16-149472-7 (überarbeitete Fassung der Diss. Notre Dame University, Ind., 2003)


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