Samenkorn-Meditation und Trülku: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Sunflower Seeds Kaldari.jpg|thumb|Sonnenblumenkern ohne und mit Schale]]
Ein '''Trülku ''' (auch: ''Tulku''; [[Wikipedia:Umschrift nach Wylie|tib.]]: <big>སྤྲུལ་སྐུ</big>, ''sprul sku''; [[Wikipedia:Mongolische Sprache|mongol.]]: ''[[Wikipedia:Kuutuktu|Qutuqtu]]''; [[Sanskrit|skrt.]]: ''[[Nirmanakaya]]''; teilw. ungenau über den chinesischen Begriff ''huofo'' ({{zh|c=活佛|p=huófó|kurz=}}) mit „lebender Buddha“ übersetzt) ist im [[Vajrayana]]-Buddhismus ein buddhistischer Meister, den man als bewusste, vom Vorgänger selbst bestimmte Wiedergeburt ([[Reinkarnation]]) eines früheren Meisters identifiziert hat. Als ''Ehrentitel'' wurde er erstmals [[Wikipedia:1578|1578]] vom mongolischen Fürsten [[Wikipedia:Altan Khan|Altan Khan]] an seinen spirituellen Lehrer [[Wikipedia:Sönam Gyatsho|Sönam Gyatsho]] verliehen.
[[Datei:Sunflower seedlings.jpg|thumb|Keimlinge]]
[[Datei:Sunflower uf7.jpg|thumb|[[Wikipedia:Sonnenblume|Sonnenblume]] (''Helianthus annuus'')]]
[[Datei:Pflanze-Sonnenblume1-Asio.JPG|thumb|Weit fortgeschrittener Blütenstand einer Sonnenblume.]]
[[Datei:Sunflower - Girasole - Foto Giovanni Dall'Orto - 14- Aug-2004 04.jpg|thumb|Sonnenblumenkerne in einem Blütenstand]]


Die '''Samenkorn-Meditation''' ist eine der grundlegenden geistigen Übungen, die [[Rudolf Steiner]] in seiner kleinen Schrift «[[GA 10|Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» gegeben hat:
== Entstehung ==


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Wenn ein buddhistischer Übender Weisheitseinsicht (und nicht ''[[Erleuchtung (Buddhismus)|Erleuchtung]]'') oder zumindest weit fortgeschrittene Einsicht erlangt, wird er im Sinne der Wiedergeburt vermutlich wieder unter (für die Wesen, denen er helfen kann) günstigen Umständen, zum Beispiel als Mensch in einem buddhistischen Kontext, geboren, wobei er oder sie eventuell auch während des Todes Bewusstheit besitzt und folglich Einfluss auf den Ort seiner Geburt nehmen kann. Dies ist im buddhistischen Rahmen logisch, wenn man annimmt, dass auch der [[Buddha]] den Ort seiner Geburt bewusst gewählt hat.
"Man lege ein kleines Samenkorn einer Pflanze vor sich hin. Es kommt darauf an, sich vor diesem unscheinbaren Ding die rechten Gedanken intensiv zu machen und durch diese Gedanken gewisse Gefühle zu entwickeln. Zuerst mache man sich klar, was man wirklich mit Augen sieht. Man beschreibe für sich Form, Farbe und alle sonstigen Eigenschaften des Samens. Dann überlege man folgendes. Aus diesem Samenkorn wird eine vielgestaltige Pflanze entstehen, wenn es in die Erde gepflanzt wird. Man vergegenwärtige sich diese Pflanze. Man baue sie sich in der Phantasie auf. Und dann denke man: Was ich mir jetzt in meiner Phantasie vorstelle, das werden die Kräfte der Erde und des Lichtes später wirklich aus dem Samenkorn hervorlocken. Wenn ich ein künstlich geformtes Ding vor mir hätte, das ganz täuschend dem Samenkorn nachgeahmt wäre, so daß es meine Augen nicht von einem wahren unterscheiden könnten, so würde keine Kraft der Erde und des Lichtes aus diesem eine Pflanze hervorlocken. Wer sich diesen Gedanken ganz klar macht, wer ihn innerlich erlebt, der wird sich auch den folgenden mit dem richtigen Gefühle bilden können. Er wird sich sagen: in dem Samenkorn ruht schon auf verborgene Art – als Kraft der ganzen Pflanze – das, was später aus ihm herauswächst. In der künstlichen Nachahmung ruht diese Kraft nicht. Und doch sind für meine Augen beide gleich. In dem wirklichen Samenkorn ist also etwas unsichtbar enthalten, was in der Nachahmung nicht ist. Auf dieses Unsichtbare lenke man nun Gefühl und Gedanken. ''[Wer da einwenden wollte, daß bei einer genaueren mikroskopischen Untersuchung sich ja doch die Nachahmung von dem wirklichen Samenkorn unterscheide, der zeigte nur, daß er nicht erfaßt hat, worauf es ankommt. Es handelt sich nicht darum, was man genau wirklich in sinnenfälliger Weise vor sich hat, sondern darum, daß man daran seelisch-geistige Kräfte entwickle.]'' Man stelle sich vor: dieses Unsichtbare wird sich später in die sichtbare Pflanze verwandeln, die ich in Gestalt und Farbe vor mir haben werde. Man hänge dem Gedanken nach: das Unsichtbare wird sichtbar werden. Könnte ich nicht denken, so könnte sich mir auch nicht schon jetzt ankündigen, was erst später sichtbar werden wird.  


Besonders deutlich sei es betont: Was man da denkt, muß man auch intensiv ''fühlen''. Man muß in Ruhe, ohne alle störenden Beimischungen anderer Gedanken, den einen oben angedeuteten in sich erleben. Und man muß sich Zeit lassen, so daß sich der Gedanke und das Gefühl, die sich an ihn knüpfen, gleichsam in die Seele einbohren. – Bringt man das in der rechten Weise zustande, dann wird man nach einiger Zeit – vielleicht erst nach vielen Versuchen – eine Kraft in sich verspüren. Und diese Kraft wird eine neue Anschauung erschaffen. Das Samenkorn wird wie in einer kleinen Lichtwolke eingeschlossen erscheinen. Es wird auf sinnlich–geistige Weise als eine Art Flamme empfunden werden. Gegenüber der Mitte dieser Flamme empfindet man so, wie man beim Eindruck der Farbe Lila empfindet; gegenüber dem Rande, wie man der Farbe Bläulich gegenüber empfindet. – Da erscheint das, was man vorher nicht gesehen hat und was die Kraft des Gedankens und der Gefühle geschaffen hat, die man in sich erregt hat. Was sinnlich unsichtbar war, die Pflanze, die erst später sichtbar werden wird, das offenbart sich da auf geistig sichtbare Art.  
Daraus ergibt sich im Vajrayana-Buddhismus, dass man besonders begabte Kinder als Wiedergeburt eines früheren Praktizierenden erkennt und im Sinne dieser sozialen Position ausbildet. Dazu haben sich insbesondere bei wichtigen Stellungen eine bestimmte Vorgangsweise, wie das Suchen von Kindern nach bestimmten Vorzeichen (manchmal durch einen testamentarischen Brief des Verstorbenen) und die Prüfung der infragekommenden Kandidaten durch Erkennen früherer persönlicher Gegenstände etc. eingebürgert. Kandidaten fallen ihrerseits dadurch auf, dass sie sich als Kinder selbst an ein früheres Leben erinnern und überraschende Details mitteilen; weiters zeigen sie besondere Fähigkeiten, wünschen die Klostergelübde zu nehmen, etc. In der Regel entscheidet ein hochgestellter Lama (oder mehrere Lamas) des betreffenden Klosters über die Anerkennung.


Es ist begreiflich, daß mancher Mensch das alles für Illusion halten wird. Viele werden sagen: «Was sollen mir solche Gesichte, solche Phantasmen?» Und manche werden abfallen und den Pfad nicht fortsetzen. Aber gerade darauf kommt es an: in diesen schwierigen Punkten der menschlichen Entwickelung nicht Phantasie und geistige Wirklichkeit miteinander zu verwechseln. Und ferner darauf, den Mut zu haben, vorwärts zu dringen und nicht furchtsam und kleinmütig zu werden. Auf der anderen Seite aber muß allerdings betont werden, daß der gesunde Sinn, der Wahrheit und Täuschung unterscheidet, fortwährend gepflegt werden muß. Der Mensch darf während all dieser Übungen nie die volle bewußte Herrschaft über sich selbst verlieren. So sicher, wie er über die Dinge und Vorgänge des Alltagslebens denkt, so muß er auch hier denken. Schlimm wäre es, wenn er in Träumerei verfiele. Verstandesklar, um nicht zu sagen: nüchtern, muß er in jedem Augenblicke bleiben. Und der größte Fehler wäre gemacht, wenn der Mensch durch solche Übungen sein Gleichgewicht verlöre, wenn er abgehalten würde, so gesund und klar über die Dinge des Alltagslebens zu urteilen, wie er das vorher getan hat. Immer wieder soll sich der Geheimschüler daher prüfen, ob er nicht etwa aus seinem Gleichgewicht herausgefallen ist, ob er derselbe geblieben ist innerhalb der Verhältnisse, in denen er lebt. Festes Ruhen in sich selbst, klarer Sinn für alles, das muß er sich bewahren. Allerdings ist streng zu beachten, daß man sich nicht jeder beliebigen Träumerei hingeben soll, sich nicht allen möglichen Übungen überlassen soll. Die Gedankenrichtungen, die hier angegeben werden, sind seit Urzeiten in den Geheimschulen erprobt und geübt. Und nur solche werden hier mitgeteilt. Wer solche anderer Art anwenden wollte, die er sich selbst bildet oder von denen er da oder dort hört und liest, der muß in die Irre gehen und wird sich bald auf dem Pfade uferloser Phantastik befinden.  
Trülkus müssen zwar in jedem Leben erneut in die Schule gehen und Kenntnisse erwerben, tun sich aber beim Erlernen geistiger Fähigkeiten sehr leicht oder besitzen sie bereits weitgehend von vornherein (Geistesruhe, meditative Fähigkeiten, Einsicht, andere besondere Fähigkeiten). Insgesamt fördert das tibetische System junge Mönche und Nonnen sehr individuell nach ihren geistigen Fähigkeiten, wonach die Trülku-Anerkennung nur ein Aspekt dieser Förderung ist.


Eine weitere Übung, die sich an die beschriebene anzuschließen hat, ist die folgende. Man stelle sich einer Pflanze gegenüber, die sich auf der Stufe der vollen Entwickelung befindet. Nun erfülle man sich mit dem Gedanken, daß die Zeit kommen werde, wo diese Pflanze abstirbt. Nichts wird von dem mehr sein, was ich jetzt vor mir sehe. Aber diese Pflanze wird dann Samenkörner aus sich entwickelt haben, die wieder zu neuen Pflanzen werden. Wieder werde ich gewahr, daß in dem, was ich sehe, etwas verborgen ruht, was ich nicht sehe. Ich erfülle mich ganz mit dem Gedanken: diese Pflanzengestalt mit ihren Farben wird künftig nicht mehr sein. Aber die Vorstellung, daß sie Samen bildet, lehrt mich, daß sie nicht in Nichts verschwinden werde. Was sie vor dem Verschwinden bewahrt, kann ich jetzt ebensowenig mit Augen sehen, wie ich früher die Pflanze im Samenkorn habe sehen können. Es gibt also in ihr etwas, was ich nicht mit Augen sehe. Lasse ich diesen Gedanken in mir leben und verbindet sich das entsprechende Gefühl in mir mit ihm, dann entwickelt sich wieder, nach angemessener Zeit, in meiner Seele eine Kraft, die zur neuen Anschauung wird. Aus der Pflanze wächst wieder eine Art von geistiger Flammenbildung heraus. Diese ist natürlich entsprechend größer als die vorhin geschilderte. Die Flamme kann etwa in ihrem mittleren Teile grünlichblau und an ihrem äußeren Rande gelblichrot empfunden werden.  
Die als Trülkus anerkannten Wiedergeburten sind in 99% der Fälle männlichen Geschlechts.


Es muß ausdrücklich betont werden, daß man, was hier als «Farben» bezeichnet wird, nicht so sieht, wie physische Augen die Farben sehen, sondern daß man durch die geistige Wahrnehmung Ähnliches empfindet, wie wenn man einen physischen Farbeneindruck hat. Geistig «blau» wahrnehmen heißt etwas empfinden oder erfühlen, was ähnlich dem ist, was man empfindet, wenn der Blick des physischen Auges auf der Farbe «Blau» ruht. Dies muß berücksichtigen, wer allmählich wirklich zu geistigen Wahrnehmungen aufsteigen will. Er erwartet sonst, im Geistigen nur eine Wiederholung des Physischen zu finden. Das müßte ihn auf das bitterste beirren." {{Lit|{{G|10|60ff}}}}
== Geschichte des Trülku-Systems ==
</div>


==Literatur==
Das tibetische Trülku-System besteht seit vielen Jahrhunderten, und so hat man heute unter den berühmtesten Trülkus beispielsweise den „14.“ [[Dalai Lama]] oder den „17.“ [[Wikipedia:Gyelwa Karmapa|Karmapa]]. Insgesamt gibt es zirka 1000 Trülkus. Je nach Art ihrer spirituellen Schwerpunktsetzung bezeichnet man diese Trülkus auch als Wiedergeburt eines bestimmten [[Bodhisattva]]; der Dalai Lama beispielsweise gilt als Verkörperung des Bodhisattva [[Avalokiteshvara]], der unter anderem als Beschützer Tibets gesehen wird.
* Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1904/05), Kapitel ''Kontrolle der Gedanken und Gefühle''


{{GA}}
== Genauere Begriffserklärung ==


[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Meditation]]
Der Begriff 'Trülku' ('Ausstrahlungskörper') bezieht sich wörtlich auf jeden physischen Körper, den ein Wesen innehat, er hat also hier die Sonderbedeutung 'Trülku eines bewussten/besonderen Wesens'. Dass man Trülkus anerkennt, ist eine tibetisch-mongolisch-chinesische Besonderheit, die zwar grundsätzlich entbehrlich ist, jedoch auch nicht im Widerspruch zur buddhistischen Lehre steht, denn natürlich können manche Praktizierende von Geburt an aufgrund ihrer früheren Übung bereits sehr viel weiter fortgeschritten sein als andere.
 
Die Realisation (tatsächliche Verinnerlichung) von Geistesruhe, [[Bodhichitta]], oder Einsicht in die [[Shunyata|Leerheit]] werden gemeinhin die Gründe dafür sein, dass Schüler die Wiedergeburt ihres Lehrers nach dessen Tod suchen. In der Volksrepublik China werden ''Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas'' ergriffen.<ref>[http://www.igeawagu.com/news/tibet/1201826801.html igeawagu.com: Chinas KP-Regierung ergreift Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas] 1. Februar 2008</ref>
 
=== Abgrenzung ===
 
Abzugrenzen ist der Trülku-Titel von anderen buddhistischen Würden wie [[Wikipedia:Geshe|Geshe]], (Gelehrter; einer, der viel gelernt hat), Khenpo (Klosterabt), [[Wikipedia:Lama (Buddhismus)|Lama]] (spiritueller Lehrer), [[Wikipedia:Bhikkhu|Mönch]]/[[Wikipedia:Bhikkhuni|Nonne]] (jemand mit bestimmten Gelübden), [[Wikipedia:Yogi|Yogi]] (ein fortgeschrittener Übender des [[Wikipedia:Tantrayana|Tantrayana]]). Trülkus können jeden dieser Titel im Leben erwerben, 'Trülku' sind sie (per gesellschaftlicher Anerkennung) von Geburt an.
 
== Literatur ==
* [[Wikipedia:Sogyal Rinpoche|Sogyal Rinpoche]]: ''Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben. Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod''. 3. Auflage. O. W. Barth Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN
3502611130
'''Aufsatz'''
* Pamela Logan, [http://www.asiaquarterly.com/content/view/143/ ''Tulkus in Tibet''], Harvard Asia Quarterly, Vol. VIII, No. 1. Winter 2004, (engl.)
* Alexander Berzin:
** [http://www.berzinarchives.com/web/de/archives/e-books/published_books/spiritual_teacher/pt1/spiritual_teacher_02.html#n9bc6864a3490485f6 Reinkarnierte Lamas: Tulkus und Rinpoches]
** [http://www.berzinarchives.com/web/de/archives/e-books/published_books/spiritual_teacher/pt1/spiritual_teacher_02.html#n9bc6864a3490485f7 Lamaismus und die traditionelle soziale Rolle der Tulkus]
** [http://www.berzinarchives.com/web/de/archives/approaching_buddhism/modern_adaptation/recommendations/buddhism_west/tulkus_conference_nonsectarianism.html Konferenz der Tulkus zum Nicht-Sektierertum]
 
== Weblinks ==
* [https://collab.itc.virginia.edu/access/wiki/site/679c2e7e-ca49-462b-0038-a5e0534b709f/sprul%20pa%27i%20sku.html collab.itc.virginia.edu: sprul pa'i sku]
 
== Quellen ==
 
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4430516-3}}
{{SORTIERUNG:Trulku}}
[[Kategorie:Buddhismus]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 24. Dezember 2021, 07:57 Uhr

Ein Trülku (auch: Tulku; tib.: སྤྲུལ་སྐུ, sprul sku; mongol.: Qutuqtu; skrt.: Nirmanakaya; teilw. ungenau über den chinesischen Begriff huofo (活佛, huófó) mit „lebender Buddha“ übersetzt) ist im Vajrayana-Buddhismus ein buddhistischer Meister, den man als bewusste, vom Vorgänger selbst bestimmte Wiedergeburt (Reinkarnation) eines früheren Meisters identifiziert hat. Als Ehrentitel wurde er erstmals 1578 vom mongolischen Fürsten Altan Khan an seinen spirituellen Lehrer Sönam Gyatsho verliehen.

Entstehung

Wenn ein buddhistischer Übender Weisheitseinsicht (und nicht Erleuchtung) oder zumindest weit fortgeschrittene Einsicht erlangt, wird er im Sinne der Wiedergeburt vermutlich wieder unter (für die Wesen, denen er helfen kann) günstigen Umständen, zum Beispiel als Mensch in einem buddhistischen Kontext, geboren, wobei er oder sie eventuell auch während des Todes Bewusstheit besitzt und folglich Einfluss auf den Ort seiner Geburt nehmen kann. Dies ist im buddhistischen Rahmen logisch, wenn man annimmt, dass auch der Buddha den Ort seiner Geburt bewusst gewählt hat.

Daraus ergibt sich im Vajrayana-Buddhismus, dass man besonders begabte Kinder als Wiedergeburt eines früheren Praktizierenden erkennt und im Sinne dieser sozialen Position ausbildet. Dazu haben sich insbesondere bei wichtigen Stellungen eine bestimmte Vorgangsweise, wie das Suchen von Kindern nach bestimmten Vorzeichen (manchmal durch einen testamentarischen Brief des Verstorbenen) und die Prüfung der infragekommenden Kandidaten durch Erkennen früherer persönlicher Gegenstände etc. eingebürgert. Kandidaten fallen ihrerseits dadurch auf, dass sie sich als Kinder selbst an ein früheres Leben erinnern und überraschende Details mitteilen; weiters zeigen sie besondere Fähigkeiten, wünschen die Klostergelübde zu nehmen, etc. In der Regel entscheidet ein hochgestellter Lama (oder mehrere Lamas) des betreffenden Klosters über die Anerkennung.

Trülkus müssen zwar in jedem Leben erneut in die Schule gehen und Kenntnisse erwerben, tun sich aber beim Erlernen geistiger Fähigkeiten sehr leicht oder besitzen sie bereits weitgehend von vornherein (Geistesruhe, meditative Fähigkeiten, Einsicht, andere besondere Fähigkeiten). Insgesamt fördert das tibetische System junge Mönche und Nonnen sehr individuell nach ihren geistigen Fähigkeiten, wonach die Trülku-Anerkennung nur ein Aspekt dieser Förderung ist.

Die als Trülkus anerkannten Wiedergeburten sind in 99% der Fälle männlichen Geschlechts.

Geschichte des Trülku-Systems

Das tibetische Trülku-System besteht seit vielen Jahrhunderten, und so hat man heute unter den berühmtesten Trülkus beispielsweise den „14.“ Dalai Lama oder den „17.“ Karmapa. Insgesamt gibt es zirka 1000 Trülkus. Je nach Art ihrer spirituellen Schwerpunktsetzung bezeichnet man diese Trülkus auch als Wiedergeburt eines bestimmten Bodhisattva; der Dalai Lama beispielsweise gilt als Verkörperung des Bodhisattva Avalokiteshvara, der unter anderem als Beschützer Tibets gesehen wird.

Genauere Begriffserklärung

Der Begriff 'Trülku' ('Ausstrahlungskörper') bezieht sich wörtlich auf jeden physischen Körper, den ein Wesen innehat, er hat also hier die Sonderbedeutung 'Trülku eines bewussten/besonderen Wesens'. Dass man Trülkus anerkennt, ist eine tibetisch-mongolisch-chinesische Besonderheit, die zwar grundsätzlich entbehrlich ist, jedoch auch nicht im Widerspruch zur buddhistischen Lehre steht, denn natürlich können manche Praktizierende von Geburt an aufgrund ihrer früheren Übung bereits sehr viel weiter fortgeschritten sein als andere.

Die Realisation (tatsächliche Verinnerlichung) von Geistesruhe, Bodhichitta, oder Einsicht in die Leerheit werden gemeinhin die Gründe dafür sein, dass Schüler die Wiedergeburt ihres Lehrers nach dessen Tod suchen. In der Volksrepublik China werden Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas ergriffen.[1]

Abgrenzung

Abzugrenzen ist der Trülku-Titel von anderen buddhistischen Würden wie Geshe, (Gelehrter; einer, der viel gelernt hat), Khenpo (Klosterabt), Lama (spiritueller Lehrer), Mönch/Nonne (jemand mit bestimmten Gelübden), Yogi (ein fortgeschrittener Übender des Tantrayana). Trülkus können jeden dieser Titel im Leben erwerben, 'Trülku' sind sie (per gesellschaftlicher Anerkennung) von Geburt an.

Literatur

  • Sogyal Rinpoche: Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben. Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod. 3. Auflage. O. W. Barth Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN

3502611130 Aufsatz

Weblinks

Quellen


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Trülku aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.