3. Buch Mose

Aus AnthroWiki
תּוֹרָה
Tora / Fünf Bücher Mose / Pentateuch
  • Bereschit (בְּרֵאשִׁית);
1. Buch Mose; Genesis
  • Schemot (שְׁמוֹת);
2. Buch Mose; Exodus
  • Wajikra (וַיִּקְרָא);
3. Buch Mose; Levitikus
  • Bemidbar (בְּמִדְבַּר);
4. Buch Mose; Numeri
  • Devarim (דְּבָרִים);
5. Buch Mose; Deuteronomium

Das 3. Buch Mose, auf hebr. וַיִּקְרָא Wajikra, auf altgriech. Λευιτικόν (Leuitikón) Levitikon genannt und auch als Levitikus oder Leviticus bekannt, ist das dritte Buch des jüdischen Tanach wie auch des christlichen Alten Testaments und damit das dritte Buch der verschiedenen Formen des biblischen Kanons. Das Buch enthält die Lehre von den Kohanim (Priestern) und ihren Aufgaben.

Etymologien

Das im Deutschen gewöhnlich 3. Buch Mose oder Levitikus genannte Buch heißt im Hebräischen nach den ersten Worten des Buches Wajikra (Und er rief, ויקרא). Die Benennung nach direkten oder bedeutendsten Anfangsworten ist mit ihrer Verwendung als Parascha oder Sidra („Wochenabschnitt“) für die Lesung der Tora („Weisung, Lehre“) in der Synagoge im Judentum verknüpft.

Im Griechischen und Lateinischen heißt es Levitikon bzw. Leviticus ((το) Λευιτικόν (βιβλίον), „Leviten-Buch“). Der Name Levitikus ist insofern irreführend, als das Buch sich hauptsächlich mit den Kohanim, d. h. den Priestern und ihren Aufgaben, beschäftigt, während die Leviten nur an einer Stelle (Lev 25,32–34 EU) überhaupt erwähnt werden.

Die deutsche Bezeichnung 3. Buch Mose geht vor allem auf die Bibelübersetzung Martin Luthers zurück und folgt dem sonstigen traditionellen jüdischen und kirchlichen Sprachgebrauch, der Mose als Autor benennt.

Das 3. Buch Mose ist im Original in hebräischer Sprache geschrieben und ist Teil der Tora, die hebräisch auch Chumasch, oder im christlichen Umfeld auf griechisch als Pentateuch bezeichnet wird. Im Deutschen spricht man von den „Fünf Büchern Mose“. Sie bilden den ersten Teil des Tanach (jüdische Bibel) und des Alten Testaments der christlichen Bibel. Im Cheder, der traditionellen Ausbildung für jüdische Jungen bis zum 13. Lebensjahr, begann das Studium der Tora mit der Lektüre des Beginns des 3. Buches Mose.

Übersicht

Das 3. Buch Mose ist als Geschichts- und Gottesdienstbuch konzipiert und wird seit dem Mittelalter in 27 Kapitel unterteilt. Es handelt in weiten Teilen vom priesterlichen Gottesdienst im Judentum. Im Christentum wird das Buch eher selten studiert und teilweise symbolisch ausgelegt.

Das 3. Buch Mose steht in engem Zusammenhang zu den anderen vier Büchern Mose der Tora oder des Pentateuch. Zeitlich ist es dem 2. Buch Mose nachgeordnet. An das 3. Buch Mose schließt das 4. Buch Mose inhaltlich an. Das 5. Buch Mose stellt in mancher Hinsicht eine Zusammenfassung des 2.–4. Buches dar, geht aber in seinen Lehren auch darüber hinaus.

Autorschaft

Das 3. Buch Mose selbst nennt keinen Autor. Der deutsche Name folgt der jüdischen und christlichen Tradition einer Autorschaft Moses, die den gesamten Pentateuch (die „Fünf Bücher Mose“) als von Mose verfasst sieht. Diese Sichtweise wird heute nur noch von orthodoxen Juden sowie einem Teil der Christen, besonders unter den Evangelikalen, vertreten.

Die Frage der Autorschaft ist im Artikel zum Pentateuch ausführlicher behandelt.

Wichtige Aussagen und Themen

Hier finden sich die Opfergesetze, die Einführung des Priesterdienstes, Reinheitsvorschriften, der große Versöhnungstag (Jom Kippur) und Gesetze für Alltag und Gottesdienst des Judentums.

Die traditionelle jüdische Sichtweise versteht das gesamte Buch als ein Diktat Gottes auf dem Berg Sinai an Mose. Im Talmud wird dem Buch eine bedeutende Rolle aufgrund seiner Betonung des Gottesdienstes beigemessen.

Bekannte Personen sind Mose, Aaron und dessen Söhne.

Inhaltliche Zusammenfassung

Opfergaben (Kapitel 1–7)

Das Buch beginnt mit Vorschriften zum Darbringen unterschiedlichster Opfer (Brandopfer, Speiseopfer, Mahlopfer, Sühneopfer, Wiedergutmachungsopfer), die von den Priestern, Aaron und seinen Nachkommen durchgeführt werden. Des Weiteren werden die Pflichten der Priester beschrieben. Die verschiedenen Opferarten haben im hebräischen Original jeweils ganz eigenständige Namen, heißen also nicht jeweils „…-Opfer“. Bei der Übersetzung in moderne Sprachen ist dies sehr schwierig wiederzugeben, da unsere Kultur solche Handlungen und die entsprechende reichhaltige Fachsprache nicht mehr kennt.

Aarons Priesterweihe (Kapitel 8–10)

Mit der Weihe Aarons und seiner Söhne zum Priester wird der Priesterstand der Israeliten begründet. Nadab und Abihu, zwei Söhne Aarons, begehen einen schweren Verstoß gegen die Opfervorschriften und werden von Gott getötet.

Rituelle Reinheitsgebote (Kapitel 11–15)

Vorschriften zum Verzehr erlaubter Tierarten werden gegeben. Darauf folgen Angaben über die rituelle Reinheit von Menschen in verschiedenen Situationen (Geburt, Menstruation, Geschlechtsverkehr, Krankheit).

Ausführlich wird in Kapitel 13 und 14 auf den Umgang mit Aussätzigen eingegangen. Auch wenn aus dem Text nicht explizit hervorgeht, welche Krankheit gemeint ist – die Beschreibung könnte sich auf verschiedene Erkrankungen mit Hautsymptomen beziehen –, kann wegen der Allgegenwart der Lepra zur damaligen Zeit und dem üblichen Umgang mit den Leprakranken davon ausgegangen werden, dass die Regeln vor allem den Umgang mit Leprakranken betreffen:

„Und wenn der Priester die Stelle an der Haut sieht, dass die Haare dort weiß geworden sind und die Stelle tiefer als die übrige Haut, so ist es eine aussätzige Stelle. Wenn der Priester das an ihm sieht, soll er ihn unrein sprechen … Wer nun aussätzig ist, soll rufen: ‚Unrein! Unrein!‘ Und solange der Aussatz an ihm ist, soll er unrein sein, allein wohnen und seine Wohnung außerhalb des Lagers sein.“

In den folgenden Aussagen wird genau darauf eingegangen, wie der Priester den weiteren Verlauf der Erkrankung beobachten und beurteilen soll, welche Handlungen zu erfolgen haben.

Das Christentum nimmt zum Umgang mit Aussätzigen eine neue Position ein. Im Neuen Testament wird berichtet, dass Jesus Christus Moses Regeln für den Umgang mit Aussätzigen ignorierte und hinab zu den Leprakranken in deren Höhlen stieg.

Jom Kippur (Kapitel 16)

Das alljährliche Fest zur Sündenvergebung aller Israeliten wird eingesetzt. Die Vertreibung des Sündenbocks bildet den Ursprung des jüdischen Versöhnungstages.

Heiligkeitsgesetz (Kapitel 17–26)

Die geheiligte Lebensweise wird zuerst durch den rechten Umgang mit dem Blut von Speise- und Opfertieren erreicht. Dies ist grundlegend, da nach jüdischer Lehre das Blut die Seele ist (Lev 17 EU).

Ein zweiter Regelkomplex betrifft Heiratsverbote zwischen Verwandten sowie Vorschriften zum Sexualverhalten. Inzest (Lev 18,6–18 EU), Geschlechtsverkehr während der weiblichen Regel, Sex mit männlichen Prostituierten[1] (Lev 18,22 EU) (nach der älteren Luther-Übersetzung von 1912 mit Knaben[2]) sowie der Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Tier (Lev 18,23 EU) werden streng untersagt. Strafen beim Übertreten dieser Regeln sind in Kapitel 20 angegeben (in der Regel Todesstrafe) (Lev 20 EU).

In Kapitel 19 heißt es hinsichtlich sozialem Verhalten und Nächstenliebe in Anklang an die Zehn Gebote beispielsweise: Jeder soll Mutter und Vater fürchten und den Sabbat achten (Lev 19,3 EU). Vor „grauem Haar“ soll man aufstehen, das Ansehen eines Greises ehren (Lev 19,32 EU).

Man soll nicht stehlen, nicht täuschen und einander betrügen (Lev 19,11 EU). Das gilt auch vor Gericht und beim Verwenden von Messgeräten und Messverfahren (Lev 19,13 EU), (Lev 19,36 EU). In der Rechtsprechung soll man kein Unrecht tun (Lev 19,15 EU), Stammesgenossen nicht verleumden und nicht das Leben des Nächsten fordern (Lev 19,16 EU). Den Nächsten soll man nicht hassen (Lev 19,17 EU), ihn nicht ausbeuten (Lev 19,13 EU), ihm nichts nachtragen oder Rache üben, sondern: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lev 19,18 EU) – auch Fremde, die im Übrigen wie Einheimische gelten müssen (Lev 19,34 EU) und nicht unterdrückt werden dürfen (Lev 19,33 EU). Taube soll man nicht verfluchen und einem Blinden kein Hindernis in den Weg stellen (Lev 19,14 EU).

Zu Ackerbau und Viehzucht führt Kapitel 19 auch Vorschriften an, die Auswirkung auf jüdische Speisegesetze haben: Felder sollen nicht bis zum äußersten Rand abgeerntet und nicht nachgelesen werden (Lev 19,9 EU). Auch im Weinberg soll keine Nachlese erfolgen, abgefallenen Beeren sollen nicht eingesammelt werden (Lev 19,9 EU). Die Früchte von Obstbäumen dürfen erst im fünften Jahr verzehrt werden (Lev 19,25 EU). Dem Verbot, Unterschiedliches nicht zu mischen, entspringt die Forderung, dass Tiere verschiedener Art sich nicht paaren, Felder nicht mit zweierlei Arten besät werden, aber auch, dass Kleider nur aus einer Garnart bestehen dürfen (Lev 19,19 EU).

Auch Vorschriften zur Sexualität finden sich in Kapitel 19: Hat eine Frau, die einem Mann als Sklavin zur Nebenfrau bestimmt ist, Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann, muss sie bestraft werden, aber – anders als Freie – nicht mit dem Tode (Lev 19,20 EU). Die eigene Tochter darf nicht der Unzucht preisgegeben werden (Lev 19,29 EU).

Fremde Kultbräuche sind verboten. So darf man nichts Blutiges essen, Wahrsagerei und Zauberei weder betreiben noch aufsuchen. Das Kopfhaar darf nicht rundum abgeschnitten, der Bart nicht gestutzt werden (Lev 19,26–31 EU).

Besondere Regeln gelten für das Verhalten von Priestern, sowohl im Alltagsleben (Lev 21 EU) als auch in ihrer religiösen Rolle (Lev 22 EU) sowie für deren Töchter. Die Priestereigenschaft des Vaters führt zur Todesstrafe durch Verbrennen für jede Frau, die als Dirne tätig wird. (Lev 21,9 EU) Daneben gibt es spezielle religiöse Festtage: Der Sabbat als letzter (siebter) Tag jeder Woche, Jom Kippur und das Laubhüttenfest (Lev 23 EU). Es folgen Vorschriften zum Tempelritus und Strafmaßnahmen (Lev 24 EU) – hieraus auch die Festlegung der Todesstrafe durch Steinigung für Gotteslästerung, deren Durchführung in einem Fall beschrieben wird (Lev 24,16 EU). Auch der Ausspruch „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Lev 24,20 EU) – sowie Bestimmungen zum Sabbatjahr, Jubeljahr und zur Möglichkeit der Sklaverei (Lev 25 EU) finden sich in diesem Buch. Einer abschließenden Verheißung und Verfluchung Gottes (Lev 26 EU) – später oft Grundlage für Strafpredigten, daher der Ausdruck „jemandem die Leviten lesen“ – folgt ein nachträgliches Kapitel über Bestimmungen der Gelübde (Lev 27 EU).

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Hieke: Levitikus. Erster Teilband: 1–15. Übersetzt und ausgelegt. Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament. Herder Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-26806-9.
  • Thomas Hieke: Levitikus. Zweiter Teilband: 16–27. Übersetzt und ausgelegt. Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament. Herder Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-26807-6.
  • Hanna Liss: Tanach – Lehrbuch der jüdischen Bibel. Schriften der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Band 8. 3. Auflage. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8253-5904-1.
  • Rolf Rendtorff: Leviticus, Biblischer Kommentar Altes Testament, Band III/1, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1985.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. P. N. Christiansen: 1 LGBTQ’s und christlicher Glaube Theologische Erkenntnisse. In: Gleichstellungsantrag des Konvents KonsulT an die KL der NEK. Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH, 15. September 2009, abgerufen am 9. April 2017.
  2. Lutherbibel 1912
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel 3. Buch Mose aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.