Akupressur

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Die Akupressur (von lateinisch acus „Nadel“ und premere „drücken“), japanisch Shiatsu (指圧), auch Akupunktmassage genannt, ist ein prophylaktisch und therapeutisch angewandtes Heilverfahren, bei dem auf den Körper stumpfer Druck an definierten Stellen ausgeübt wird. Zum Ausüben des Druckes kommen Daumen, Handballen, Ellbogen, Knie, Fuß oder technische Hilfsmittel zur Anwendung. Es handelt sich um eine Heilmethode, die insbesondere in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und der japanischen Medizin angewendet wird. Sie ist neben verschiedenen Massagetechniken und chiropraktischen Methoden auch Bestandteil der chinesischen Tuina-Massage.

Diese Methode war historisch der Vorläufer der Akupunktur und benutzt dieselben Leitbahnen (Meridiane) und deren Druckpunkte (Tsubo). Bei der Weltgesundheitsorganisation, WHO, wird Akupressur als Therapie unter der Überschrift "Akupunktur" klassifiziert.[1] Oft wird auch der Begriff Akupunktmassage benutzt. Die Akupressur kann gefahrlos auch von Laien und in Selbstbehandlung angewandt werden, indem schmerzende Punkte auf Muskeln oder Sehnen einige Sekunden lang mit den Fingerkuppen gedrückt werden.

Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Akupressurbehandlung trotz des fehlenden Wirkungsnachweises.

Anwendungsgebiete

Die Akupressur wird für ein sehr breites Feld an Krankheiten, Beschwerden und Problemen empfohlen. Ungewöhnlich hierbei ist, dass sie für psychische Beschwerden genauso wie für körperliche Beschwerden angewendet werden kann. Sie wird empfohlen für psychische Probleme, akute und chronische Schmerzen, Allergien, Missempfindungen, Schlafstörungen, Krämpfen, Verdauungsstörungen und Probleme mit dem Kreislaufsystem.[2] Sie wird nicht empfohlen (für die ausschließliche Behandlung) von Zwangsstörungen, Depressionen, Selbstmordgedanken und chronischer Müdigkeit.[3]

Insgesamt soll die Akupressur die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Hierbei wird in der Regel die vorsorgliche Anwendung empfohlen, anstelle der symptombezogenen Behandlung. Außerdem wird häufig eine Zusammenarbeit mit schulmedizinischer Behandlung empfohlen.[4]

Wirkung

Die Existenz von Meridianen und Tsubos ist mit naturwissenschaftlichen Methoden allerdings nicht nachgewiesen.

Eine Systematische Übersichtsarbeit untersuchte die Wirksamkeit von Shiatsu und Akupressur, da beide Methoden sich sehr ähnlich seien. Die Arbeit fand keinen Beweis für die Wirksamkeit von Shiatsu, wofür deutlich weniger Studien zu Verfügung standen, aber von Akupressur für Schmerz, Übelkeit, Erbrechen und Schlafqualität.[5]

Eine weitere Systematische Übersichtsarbeit von 2011 untersuchte 43 randomisierte, kontrollierte Studien für die Behandlung von verschiedenen Symptomen.[6] Drei Studien zeigten eine Wirkung bei der Behandlung von Menstruationsschmerzen. Bei der Auswertung von sechs Studien zeigte sich auch eine Wirkung bei Übelkeit und Erbrechen. Ebenso konnte eine Wirkung bei Muskelschmerzen, Dyspnoe, Schlafstörungen und der Fatigue gefunden werden. Die Autoren selbst vermuten einen starken Bias in den überprüften Studien, welcher die Ergebnisse verzerrt haben könnte.

Ein Cochrane Review von 2011 für Akupunktur und Akupressur kam zu dem Schluss, dass Akupressur gegen Wehenschmerzen helfen könnte, die Datenlage jedoch keinen eindeutigen Nutzen beweist.[7]

Die Cochrane Collaboration überprüfte mehrere Studien auf die Effektivität von Akupressur gegen Übelkeit und Erbrechen, durch die Anwendung des empfohlenen P6 Akupunktur Punktes.[8] Sie fanden eine mittlere Effektstärke gegen postoperatives Erbrechen, aber nicht gegen postoperative Übelkeit.

In einer Meta-Studie, in der 39 Studien ausgewertet wurden, konnte eine Wirksamkeit von mittlerer Effektstärke von Akupressur gegen Ängste bei Erwachsenen, vor einer Operation oder Behandlung, festgestellt werden.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Weizhong Sun, Arne Kapner: Tuina-Therapie: Atlas zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern. Hippokrates, Stuttgart 2001, ISBN 3-7773-1808-6.
  • Herbert Mihm: Das große Buch der Akupressur. Med.-Literarische Verlag, Uelzen 2005, ISBN 3-88136-229-0.
  • Paul U. Unschuld: Akupressur. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 27.

Einzelnachweise

  1. Guidelines on Basic Training and Safety in Acupuncture. Abgerufen am 23. Mai 2014.
  2. Christina Mildt: Praxis Akupressur. Stuttgart 2012, S. 5. (GoogleBooks)
  3. Michael Gach, Beth Henning: Akupressur für emotionale Probleme. New York 2004, S. 11. (GoogleBooks)
  4. Christina Mildt: Praxis Akupressur. Stuttgart 2012, S. 5. (GoogleBooks)
  5. N. Robinson, A. Lorenc, X. Liao: The evidence for Shiatsu: a systematic review of Shiatsu and acupressure. In: BMC complementary and alternative medicine. Band 11, 2011, S. 88, doi:10.1186/1472-6882-11-88. PMID 21982157, PMC 3200172 (freier Volltext) (Review).
  6. E. J. Lee, S. K. Frazier: The efficacy of acupressure for symptom management: a systematic review. In: Journal of pain and symptom management. Band 42, Nummer 4, Oktober 2011, S. 589–603, doi:10.1016/j.jpainsymman.2011.01.007. PMID 21531533, PMC 3154967 (freier Volltext) (Review).
  7.  Caroline A. Smith, Carmel T Collins, Caroline A Crowther, Kate M Levett: Acupuncture or acupressure for pain management in labour. In: Cochrane Database of Systematic Reviews. Nr. 7, 2011, S. CD009232, doi:10.1002/14651858.CD009232, PMID 21735441.
  8. A. Lee, S. K. C. Chan, L. T. Y. Fan: Stimulation of the wrist acupuncture point PC6 for preventing postoperative nausea and vomiting. In: Cochrane Database of Systematic Reviews. Issue 11, 2015, Art. No.: CD003281. doi:10.1002/14651858.CD003281.pub4
  9. D. W. Au, H. W. Tsang, P. P. Ling, C. H. Leung, P. K. Ip, W. M. Cheung: Effects of acupressure on anxiety: a systematic review and meta-analysis. In: Acupuncture in medicine : journal of the British Medical Acupuncture Society. Band 33, Nummer 5, Oktober 2015, S. 353–359, doi:10.1136/acupmed-2014-010720. PMID 26002571.


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