Gift und Feuerprobe: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Skull and crossbones.svg|right|thumb|Der [[Schädel]] mit gekreuzten [[Knochen]] (<big>☠</big>) ist das traditionelle [[Wikipedia:Piktogramm|Piktogramm]] für Giftstoffe.]]
[[Datei:Juenglinge im Feuerofen Priscilla-Katakombe Rom 2.Jh.jpg|mini|400px|Die [[Jünglinge im Feuerofen]] {{Bibel|Dan|3|1-97|LUT}} in typischer [[Orantenhaltung]], Wandmalerei in den Priscilla-Katakomben, Rom (2. Jh.)]]
Als '''Gift''' ([[Althochdeutsch|ahd.]] ''Gabe'', heute in dieser Bedeutung noch enthalten in dem Wort ''Mitgift'' für die Aussteuer der Braut) bzw. '''Giftstoff''' wird ganz allgemein ein [[Stoff]] bezeichnet, der infolge einer '''Vergiftung''' (''Intoxikation'') die [[Leben]]stätigkeit beeinträchtigt und in der Folge den [[Organismus]] dauerhaft schädigen oder töten kann. Da auch durch die reguläre [[Stoffwechsel]]tätigkeit, namentlich durch [[Eiweiß]]zersetzung, beständig Giftstoffe entstehen, müssen diese zur '''Entgiftung''' kontinuierlich abgebaut und ausgeschieden werden. In [[leben]]den [[Zelle (Biologie)|Zellen]] oder [[Organismus|Organismen]] produzierte Gifte werden als '''Toxine''' (von {{ELSalt|τοξικότητα}}, aus ''toxikón (phármakon) - Pfeil(gift)'' aus ''toxa'' „Pfeil und Bogen“) bezeichnet. Die Lehre von den Giftstoffen, ihren Wirkungen und die Behandlung von Vergiftungen ist Gegenstand der '''Toxikologie''' ({{ELSalt|τοξικολογία}} ''toxikologia'' „Giftkunde“).


Die [[okkult]]e Betrachtung zeigt, dass Gifte noch die Gesetzmäßigkeiten des [[Alter Mond|alten Mondes]], der vorangegangenen Verkörperung unserer [[Erde (Planet)|Erde]], in sich tragen. Sie sind in gewissem Sinn zurückgebliebene [[Substanz]]en und wirken daher zerstörend auf den [[irdisch]]en [[Organismus]]. Sie sind anderseits unerlässlich, um das [[Ich-Bewusstsein]] zu erwecken, das sich gerade an diesen Zerstörungsprozessen entzündet.
Die '''Feuerprobe''' ist die erste [[Probe]], die der [[Geistesschüler]] auf dem [[geist]]igen [[Schulungsweg]] bestehen muss. Das geistige Feuer „verbrennt“ nun den Schleier der [[Sinnliche Welt|sinnlichen Welt]] und die geistigen [[Urbild]]er der äußeren Welt leuchten für den [[Imagination|imaginativen Blick]] auf. Das ist eben nur möglich, wenn zuvor durch die [[Katharsis]] auch die letzten Reste der [[sinnlich]]en [[Begierde]]n abgestreift wurden – denn eben diese weben den Sinnesschleier. Ein Prozess, den ''jeder'' [[Mensch]] nach dem [[Tod]] im „[[Fegefeuer]]“ ([[Kamaloka]]) durchmachen muss.


== Die Gifte als von alten Mond zurückgebliebene Substanzen ==
[[Rudolf Steiner]] schildert die Feuerprobe in «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» ([[GA 10]]) so:
<div style="margin-left:20px">
"Da findet man durch die okkulten Untersuchungen: Das, was jetzt
auf unserer Erde so vorhanden ist, daß sich zum Beispiel der menschliche
Leib, der es zur Nahrung braucht, damit vereinigen kann, das ist,
in der Art wie es heute vorhanden ist, eigentlich erst während des
Erdendaseins entstanden. Es hat allerdings frühere Stadien durchgemacht,
ist aber so, wie es heute vorhanden ist, während des Erdendaseins
entstanden. Man könnte nicht von einem «Weizen» oder von
einer «Gerste» auf dem Monde sprechen.
 
Was ist nun auf dem Monde vorhanden gewesen von dem Substantiellen,
das in den Reichen unserer Erde ist? Das, was heute im mineralischen,
pflanzlichen und tierischen Reich als Gift fließt, was wir heute
Gift nennen und was als Gift wirkt, das war die Normalsubstanz auf
dem Monde! Sie brauchen sich dazu nur zu erinnern an dasjenige, worauf
ich schon öfter aufmerksam gemacht habe, wie auf dem Monde die
[[Blausäure]] vorhanden war als etwas durchaus Normales. Ich habe auch
das seit dem Jahre 1906 öfters erwähnt, wo ich in Paris zum erstenmal
darauf hingewiesen habe. Diese Dinge hängen alle mit der Zyansäure<ref>Rudolf Steiner meint damit ebenfalls Blausäure, die früher auch Zyansäure genannt wurde, nach heutiger [[Nomenklatur (Chemie)|Nomenklatur]] aber als Cyanwasserstoffsäure (HCN) bezeichnet wird. Nach heutiger Benennung ist hingegen die [[Cyansäure]] (H-O-C≡N) eine äußerst instabile, ungifte [[Wikipedia:Cyansauerstoffsäure|Cyansauerstoffsäure]].</ref>
zusammen.
 
Nun, für den Mond waren also die heutigen Gifte durchaus dasselbe,
was für die Erde die Pflanzensäfte sind, die der Mensch vertragen kann.
Warum sind denn heute noch Gifte vorhanden? Aus demselben Grunde,
aus welchem Ahriman vorhanden ist: sie sind eben das Zurückgebliebene,
das in physischen Formen Zurückgebliebene. Wir haben also dasjenige,
was der Mensch vertragen kann, was in normaler Weise fortgeschritten
ist, und dasjenige, was im Mondstadium, das heißt, im Giftstadium
zurückgeblieben ist." {{Lit|{{G|173|357f}}}}
</div>
 
== Die bewusstseinsweckende Kraft der Gifte ==
Gerade durch ihre abbauenden, zerstörende Kräfte sind die Gifte unerlässlich für unsere [[geist]]ige [[Entwicklung]].


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Nur dadurch, daß wir diese umgestalteten Giftsubstanzen des Mondes
"Die erste «Probe» besteht darinnen, daß er eine wahrere
in uns tragen, haben wir eine gewisse Fähigkeit, Ich-bewußte Wesen
''Anschauung'' erlangt von den leiblichen Eigenschaften
zu sein. Hierauf habe ich sogar in öffentlichen Vorträgen schon aufmerksam
der leblosen Körper, dann der Pflanzen, der Tiere und
gemacht, indem ich sagte, daß dem Menschen zum Leben
des Menschen, als sie der Durchschnittsmensch besitzt.
nicht nur aufbauende, sondern abbauende Kräfte notwendig sind; denn
Damit ist aber nicht das gemeint, was man heute wissenschaftliche
wenn wir nicht abbauen könnten, so könnten wir keine Ich-Intelligenz
Erkenntnis nennt. Denn nicht um Wissenschaft,
haben. Das Abbauen, das Altern und der Tod sind von der Geburt an
sondern um ''Anschauung'' handelt es sich. - In der
notwendig, weil wir im Abbauen gerade, nicht im Aufbauen, die Grundlagen
Regel ist der Vorgang so, daß der Einzuweihende erkennen
haben für unsere geistige Entwickelung. Das Aufbauende schläfert
lernt, wie sich die Naturdinge und Lebewesen für
uns ein; überall, wo Aufbauendes in uns tätig ist, ist einschläfernde,
das geistige Ohr und geistige Auge kundgeben. In einer
wuchernde Tätigkeit. Das trübt das Bewußtsein herab. Bewußtsein
gewissen Weise stehen diese Dinge dann unverhüllt -
kann nur leben durch Verbrauch von geistigen Kräften. Die Strukturen,
nackt - vor dem Beschauer. Dem sinnlichen Auge und
die in uns sind mit ihren Substanzen zu diesem Verbrauch von
dem sinnlichen Ohre verbergen sich die Eigenschaften,
geistigen Kräften, sind umgewandelte Giftsubstanzen des Mondes; nur
die man da hört und sieht. Sie sind für dieses sinnliche
sind sie eben in einer gewissen Weise umgewandelt, so daß sie nicht so
Anschauen wie mit einem Schleier verhüllt. Daß dieser
wirken, wie sie auf dem Monde gewirkt haben." {{Lit|{{G|173|358f}}}}
Schleier für den Einzuweihenden wegfällt, beruht auf
</div>
einem Vorgang, den man als «geistigen Verbrennungsprozeß» bezeichnet. Deshalb wird diese erste Probe die
 
''«Feuerprobe»'' genannt.
== Gifte und Alterung ==
 
Diese Gifte bewirken auch den Alterungsvorgang:
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun ist es schwierig, sich das für gewisse Giftsubstanzen vorzustellen;
aber es ist doch so, daß wir uns die Entwickelung dieser Gifte so
vorzustellen haben, daß ihre Intensität zu einem Siebentel oder zwei
Siebentel oder drei Siebentel geringer geworden ist. Wenn Sie also gewisse
Giftsubstanzen in Pflanzen haben, so sind diese, so wie sie heute
sind, zurückgeblieben vom Monde her. Andere Giftsubstanzen sind in
ihrer Giftwirkung um ein Vielfaches abgeschwächt und im Verlaufe der
Evolution uns eingeimpft worden. Dadurch sind wir imstande, während
des Lebens zu altern." {{Lit|{{G|173|359}}}}
</div>
 
== Die Fortpflanzung als Giftwirkung ==
 
Die Gifte spielen sogar eine wesentliche Rolle bei der [[Fortpflanzung]]. Da wirkt das [[Männlich]]e im Grunde vergiftend auf
das [[Weiblich]]e, das die Tendenz hat, nur ein [[ätherisch]]es [[Wesen]] hervorzubringen. Erst durch die Giftwirkung wird es so weit abgetötet, dass es sich [[physisch]] manifestieren kann.


<div style="margin-left:20px">
Für manche Menschen ist das gewöhnliche Leben selbst
"Dadurch sind wir auch imstande, jene Giftwirkung
schon ein mehr oder weniger unbewußter Einweihungsprozeß
auszuüben - denn eine Giftwirkung ist es - welche darinnen besteht,
durch die Feuerprobe. Es sind das diejenigen,
daß in der Fortpflanzung der Menschheit Männliches wirkt auf
welche durch reiche Erfahrungen von solcher Art durchgehen,
Weibliches. Diese Giftwirkung drückt sich darinnen aus, daß durch
daß ihr Selbstvertrauen, ihr Mut und ihre Standhaftigkeit
das bloß Weibliche jedenfalls nur die Tendenz vorhanden ist, ein ätherisches
in ''gesunder'' Weise groß werden und daß sie
Wesen hervorzubringen. Diese Tendenz ist vorhanden auch ohne
Leid, Enttäuschung, Mißlingen von Unternehmungen mit
Giftwirkung. Damit dieses ätherische Wesen sich physisch gestalten
Seelengröße und namentlich mit Ruhe und in ungebrochener
kann, muß das wuchernde ätherische Leben vergiftet werden. Ich habe
Kraft ertragen lernen. Wer Erfahrungen in dieser
das in dem physiologischen Vortrage in Prag seinerzeit angedeutet. Und
Art durchgemacht hat, der ist oft schon, ohne daß er es
diese Vergiftung ist der Befruchtungsakt, so wie auch im Pflanzenleben
deutlich weiß, ein Eingeweihter; und es bedarf dann nur
die Einwirkung des Stoffes aus dem Ätherischen auf das Pistill, der Befruchtungsakt
eines wenigen, um ihm geistige Ohren und Augen zu
der Pflanze, eine Licht-Giftwirkung ist.
öffnen, so daß er ein Hellsehender wird. Denn das ist festzuhalten:
es handelt sich bei einer wahren «Feuerprobe»
nicht darum, daß die Neugierde des Kandidaten befriedigt
werde. Gewiß, er lernt außergewöhnliche Tatsachen kennen,
von denen andere Menschen keine Ahnung haben.
Aber dieses Kennenlernen ist nicht das Ziel, sondern nur
das Mittel zum Ziel. Das Ziel aber ist, daß sich der Kandidat
durch die Erkenntnis der höheren Welten größeres
und wahreres Selbstvertrauen, höheren Mut und eine ganz
andere Seelengröße und Ausdauer erwerbe, als sie in der
Regel innerhalb der niederen Welt erlangt werden können.


Da sehen Sie etwas, was für den Menschen selbst während der Erde
Nach der «Feuerprobe» kann jeder Kandidat noch umkehren.
entstanden ist: die Fortpflanzung. Sie ist gewissermaßen eine destillierte
Er wird gestärkt in physischer und seelischer
Giftwirkung, eine Wirkung, die auf dem Monde in der Intensität als
Beziehung dann sein Leben fortsetzen und wohl erst in
Giftwirkung vorhanden war, wie sie in den Giften, die in den unteren
einer nächsten Verkörperung die Einweihung fortsetzen.
Reichen sind, zurückgeblieben ist. Daraus ersehen Sie den Satz, den ich
In seiner gegenwärtigen aber wird er ein brauchbareres
heute zunächst einmal hinstellen möchte: Die eigentlichen Gifte, die
Glied der menschlichen Gesellschaft sein, als er vorher
also substantiell ahrimanisch sind von der Mondenzeit her, sind die
war. In welcher Lage er sich auch befinden mag: seine
Opponenten der regelmäßig vorwärtsschreitenden Evolution; destilliert,
Festigkeit, seine Umsicht, sein günstiger Einfluß auf
gewissermaßen verdünnt sind sie dasjenige, was substantieller
seine Mitmenschen, seine Entschlossenheit werden zugenommen
Träger unseres geistigen Lebens ist." {{Lit|{{G|173|359}}}}
haben." {{Lit|{{G|10|76ff}}}}
</div>
</div>


== Pflanzengifte ==
Nach bestandener Feuerprobe muss der Geistesschüler das Lesen der [[Okkulte Schrift]] erlernen. Er steigt dadurch zur [[Erkenntnis]]stufe der [[Inspiration]] auf und lernt dadurch das geistig Geschaute zu verstehen. Er wird dadurch reif, sich der nachfolgenden [[Wasserprobe]] zu stellen.
 
[[Pflanzen]] verfügen über einen [[Physischer Leib|physischen Leib]] und einen [[Ätherleib]]. Bei der Bildung der [[Blüte]]n und der [[Frucht|Früchte]] wird die Pflanze auch von [[Astralkräfte]]n umschwebt. Bei '''Giftpflanzen''' wird dieses Astralische in die Frucht bzw. Pflanze hineingezogen und erzeugt durch die damit verbundenen [[Abbaukräfte]] die [[Pflanzengifte]]. Dabei handelt es sich vorwiegend um [[Alkaloide]] wie beispielsweise [[Belladonna]].
 
{{GZ|Man lernt eine gewöhnliche Pflanze kennen,
indem man sieht, sie hat ihren physischen Leib, sie hat ihren Ätherleib;
und dann sieht man, daß die Blüte und die Frucht umschwebt wird von
dem allgemeinen Astralischen im Kosmos. Sie sehen also auf die
Pflanze hin. Überall sprießt aus der Erde das Physische der Pflanze
heraus. Überall hat die Pflanze ihren Ätherleib und darüber, wie in
Wolken, lagert das Astralische. So ist es bei solchen Pflanzen wie bei
dem Veilchen.
 
Bei einer Pflanze wie der Tollkirsche wird es anders. Bei der
Belladonna ist es so: die Pflanze wächst, hat hier ihre Blüte, hier
drinnen entwickelt sich die Frucht (es wird gezeichnet). Da aber geht
das Astralische in die Frucht hinein. Das Veilchen entwickelt die
Frucht bloß im Ätherischen. Die Tollkirsche saugt mit der Frucht das
Astralische ein. Dadurch wird sie giftig. Alle Pflanzen, die in irgendeinem
ihrer Teile Astralisches aus dem Kosmos einsaugen, werden
giftig. Dasselbe also, was, wenn es ins Tier kommt, dem Tier den
Astralleib gibt, das Tier innerlich als ein Empfindungswesen ausgestaltet,
es macht, wenn es in die Pflanze eintritt, die Pflanze zur
Giftpflanze. Das ist sehr interessant, weil wir sagen können: Unser
astralischer Leib trägt Kräfte in sich, die, wenn sie in die Pflanze
kommen, als Gift sich darstellen. - Und so muß man auch das Gift
auffassen. Nur dadurch kommt man zu einer innerlichen Erkenntnis
des Giftes, daß man weiß, normalerweise hat man als Mensch in
seinem astralischen Leib eigentlich die Kräfte aller Gifte in sich, die es
gibt, denn das gehört zum Wesen des Menschen.|243|159f}}
 
=== Pflanzengifte und Elementarwesen ===
 
Bösartige [[Sylphen]] tragen das, was nur in den oberen Luft- und Wärmeregionen sein soll, hinunter in die wäßrigen und irdischen Regionen. Indem dabei das Geistig-Seelische (Himmlische) den Leib gleichsam verbrennt, enstehen Pflanzengifte.
 
{{GZ|Wiederum, die gutartigen Sylphen- und Feuerwesen halten sich ferne von Menschen und Tieren und beschäftigen sich mit dem Pflanzenwachstum in der Weise, wie ich es angedeutet habe; aber es gibt eben bösartige. Diese bösartigen tragen vor allen Dingen das, was nur in den oberen, in den Luft- und Wärmeregionen sein soll, hinunter in die wäßrigen und irdischen Regionen.
 
Wenn Sie nun studieren wollen, was da geschieht, wenn diese Sylphenwesen zum Beispiel aus den oberen Regionen in die niederen Regionen des wäßrigen und erdigen Elementes das hinuntertragen, was da oben hinaufgehört, dann schauen Sie sich die Belladonna an. Die Belladonna ist diejenige Pflanze, welche in ihrer Blüte, wenn ich mich so ausdrücken darf, von der Sylphe geküßt worden ist, und welche dadurch das, was gutartiger Saft sein kann, in den Giftsaft der Belladonna umgewandelt hat.
 
Da haben Sie das, was man eine Verschiebung der Sphäre nennen kann. Oben ist es richtig, wenn die Sylphen ihre Umschlingungskräfte entwickeln, wie ich sie vorhin beschrieben habe, wo man vom Lichte förmlich betastet wird - denn das braucht die Vogelwelt. Kommt sie aber herunter, die Sylphe, und verwendet sie das, was sie oben anwenden sollte, unten in bezug auf die Pflanzenwelt, dann entsteht ein scharfes Pflanzengift. Parasitäre Wesen durch Gnomen und Undinen; durch Sylphen die Gifte, die eigentlich das zu tief auf die Erde geströmte Himmlische sind. Wenn der Mensch oder manche Tiere die Belladonna essen, die aussieht wie eine Kirsche, nur daß sie sich verbirgt im Kelch drinnen - es wird hinuntergedrückt, man kann es noch der Form der Belladonna ansehen, was ich jetzt eben beschrieben habe -, wenn der Mensch oder gewisse Tiere die Belladonna essen, so sterben sie davon. Aber sehen Sie einmal Drosseln und Amseln an: die setzen sich auf die Belladonna und haben daran ihre beste Nahrung in der Welt. In deren Region gehört das, was in der Belladonna ist.
 
Es ist doch ein merkwürdiges Phänomen, daß die Tiere und die Menschen, die eigentlich mit ihren unteren Organen erdgebunden sind, das, was an der Erde in der Belladonna verdorben ist, als Gift aufnehmen, daß dagegen so repräsentative Vögel wie die Drosseln und Amseln, die also auf geistige Art durch die Sylphen gerade das haben sollen - und durch die gutartigen Sylphen haben sie es auch -, daß die es vertragen können, auch wenn das, was da oben in ihrer Region ist, hinuntergetragen wird. Für sie ist Nahrung, was für die mehr an die Erde gebundenen Wesenheiten Gift ist.|230|136f}}
 
Bösartige [[Salamander]] steigern in den Pflanzen die Giftwirkung bis in den [[Samen]] hinein (z.B. [[Bittermandeln]]).
 
{{GZ|Wenn dagegen die Feuerwesen sich mit jenen Impulsen durchdringen, welche in die Region der Schmetterlinge gehören, welche den Schmetterlingen zu ihrer Entwickelung sehr nützlich sind, und das heruntertragen in die Früchte, dann entsteht zum Beispiel das, was wir innerhalb einer Reihe von Mandeln als giftige Mandeln haben. Da wird dieses Gift durch die Tätigkeit der Feuerwesen in die Mandelfrucht hineingetragen. Und wiederum würde die Mandelfrucht überhaupt nicht entstehen können, wenn nicht auf gutartige Weise von denselben Feuerwesen sozusagen das, was wir bei den anderen Fruchten essen, verbrannt würde. Sehen Sie sich doch die Mandel an. Bei den anderen Früchten haben Sie in der Mitte den weißen Kern und ringsherum das Fruchtfleisch. Bei der Mandel haben Sie mitten drinnen den Kern, und ringsherum das Fruchtfleisch ist ganz verbrannt. Das ist die Tätigkeit der Feuerwesen. Und artet diese Tätigkeit aus, wird das, was die Feuerwesen vollführen, nicht bloß in die braune Mandelschale hineingearbeitet, wo es noch gutartig sein kann, sondern geht nur etwas von dem, was Schale erzeugen soll, innerlich in den weißen Kern der Mandel hinein, dann wird die Mandel giftig.|230|140}}
 
== Toxizität ==


Die '''Toxizität''' (von {{ELSalt|τοξικότητα}}, aus ''toxikón (phármakon) - Pfeil(gift)'' aus ''toxa'' „Pfeil und Bogen“) oder ''' Giftigkeit''' einer Substanz kann mit verschiedenen Methoden bestimmt werden. Am bekanntesten ist die für eine ganz bestimmte [[Art (Biologie)|Art]] von [[Lebewesen]] angegebene mittlere '''letale Dosis''' '''LD<sub>50</sub>''', die für 50% der getesteten Population tödlich ist. Da diese Dosis vom Körpergewicht abhängt, wird sie zumeist auf [[Kilogramm|kg]] Körpergewicht bezogen. Häufig verwendet wird auch die mittlere '''letale Konzentration''' '''LC<sub>50</sub>'''. Die '''toxische Dosis''', bei der eine oder mehrere toxische Wirkungen auftreten, liegt in der Regel unter der letalen Dosis und wird meist als '''TD<sub>50</sub>''' angegeben. Sie ist größer als die '''geringste bekannte toxische Dosis''' ({{EnS}} '''toxic dose low''', '''TD<sub>Lo</sub>''').
[[Datei:Simeon Solomon - Shadrach Meshach Abednego.JPG|mini|Simeon Solomon: ''Schadrach, Meschach und Abed-Nego'' (1863)]]
Eine [[Wikipedia:Altes Testament|alttestamentarische]] Schilderung der Feuerprobe ist die Geschichte der [[Jünglinge im Feuerofen]] im [[Buch Daniel]] {{BB|Dan|3|1-97|LUT}}. Der König [[Wikipedia:Neubabylonisches Reich|neubabylonische]] [[Wikipedia:Nabû-kudurrī-uṣur II.|Nebukadnezar II.]] (* um 640 v. Chr.; † 562 v. Chr.) ließ ein goldenes Standbild errichten, das alle Amtsträger seines Reiches anbeten sollten. Nachdem auf Befehl des Königs eine Musik zu spielen begonnen hatte, sollten sich alle vor dem [[Götze]]nbild niederwerfen. Doch [[Daniel]]s Gefährten ''Hananja'', ''Mischaël'' und ''Asarja'', denen die Babylonier die Namen ''Schadrach'' ({{HeS|שׁדרך|„Gebot Akus“}}), ''Meschach'' ({{HeS|מישׁך|„Wer ist wie Aku“}}) und ''Abed-Nego'' ({{HeS|עבד נגוא|„Diener [[Wikipedia:Nabu (Gott)|Nabus]]“}}) gegeben hatten, weigerten sich, da sie [[JHWH]] treu bleiben wollten. Da ließ sie der König zur Strafe in den glühenden Feuerofen werfen. Doch die drei Jünglinge werden durch einen [[Engel]] errettet, den auch Nebukadnezar als vierte Gestalt im Feuer erkennt. Die Jünglinge singen einen Hymnus zu Gottes Lob und entsteigen unversehrt dem Feuerofen. Erschüttert durch dieses Erlebnis gebietet Nebukadnezar die Anbetung JHWHs als einzigen Gott.


== Siehe auch ==
[[Bild:Dante_Fire.jpg|thumb|[[Wikipedia:William Blake|William Blake]]: ''Dante betritt das Feuer'']]
Auch [[Dante Alighieri]] (1265-1321) schildert die Feuerprobe in seiner «[[Göttliche Komödie/Purgatorio#7. Kreis: Wollust|Göttlichen Komödie]]». Nachdem er auf dem [[Läuterungsberg]] bis zum 7. Kreis aufgestiegen ist, wo die [[Wollust|Wollüstigen]] im [[Feuer]] büßen, soll er selbst durch die Flammen schreiten, um in das [[Irdisches Paradies|irdische Paradies]], den [[Garten Eden]], zu gelangen. Außerhalb der Flammen naht ein Engel mit den Worten „Beati mundo corde“ („Selig, die reinen Herzens sind.“ Mt 5,8) und fordert die Wanderer auf, die Feuerwand zu durchschreiten. Starr vor Schauer bleibt Dante stehen. Erst als ihm sein Führer [[Wikipedia:Vergil|Vergil]] erzürnt klarmacht, dass nur der Weg durch die Flammen zu [[Beatrice]] führt, die in der Bildsprache Dantes ein Sinnbild für den geläuterten und zum [[Geistselbst]] verwandelten [[Astralleib]] ist, der in der [[christlich]]en Terminologie auch als [[Jungfrau Sophia]] bezeichnet wird, tritt Dante mit Vergil und [[Wikipedia:Publius Papinius Statius|Statius]] ein. Die Stimme des Engels ertönt aus dem hellen Licht: „O benedicti Patris mei, venite!“ („Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters.“ {{B|Mt|25|34}}).


* {{WikipediaDE|Gift}}
{{Spalten|<poem>{{Zeile|1}} Wie wenn der erste Strahl vom jungen Tage<ref>XXVII. 1–5. Auf dem Berge des Fegefeuers wurde es Abend; folglich mußte es in Jerusalem Morgen werden. Als die Gränzen der beiden Hemisphären betrachtet der Dichter östlich von Jerusalem den Ganges, westlich Spanien oder dessen Hauptfluß, den Ebro. Von beiden setzt er voraus, daß sie 90 Grade von Jerusalem entfernt sind. Da nun die Sonne in 24 Stunden 360 Grade folglich 90 Grade in 6 Stunden durchläuft, so ist es, wenn es in Jerusalem zur Aequinoctialzeit Tag wird, 90 Grade weiter östlich bereits Mittag, 90 Grade aber westlich Mitternacht.</ref>
* {{WikipediaDE|Toxikologie}}
Im Lande glänzt, benetzt von Gottes Blut,
* {{WikipediaDE|Toxizität}}
Wenn Ebro hinfließt unter hoher Waage,
{{Zeile|4}} Und Mittagshitz’ erwärmt des Ganges Flut,
So stand die Sonn’ itzt, drob der Tag entflohe,
Als uns ein Engel glänzt’ in heitrer Glut.
{{Zeile|7}} Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe:
„Beglückt, die reines Herzens sind!“ – und mehr<ref>[8. Passender Gesang beim Austritt aus dem ''siebenten'' Kreise und damit aus ''dem Fegefeuer überhaupt.'']</ref>
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe.
{{Zeile|10}} Drauf: „Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher
Die Glut euch nagte! Tretet in die Flammen,
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!“
{{Zeile|13}} Dies Wort ertönte jetzt, da wir zusammen
Uns ihm genaht, so schrecklich in mein Ohr,
Als hört’ ich mich zum schwersten Tod verdammen.
{{Zeile|16}} Ich sank auf die gefalt’nen Hände vor,<ref>16. Durch obige Verse wird zugleich das Vorbeugen des Oberleibes und das Vorstrecken der gefalteten Hände höchst plastisch ausgedrückt, eine Geberde der Angst und der ablehnenden Bitte.</Ref>
Ins Feuer schauend, – wen ich brennen sehen,
Deß Bild stieg itzt vor meinem Geist empor.
{{Zeile|19}} Die Führer nahten sich, mir beizustehen,
Und tröstend sprach zu mir Virgil: „Mein Sohn,
Du kannst zur Qual hier, nicht zum Tode gehen.
{{Zeile|22}} Gedenk’, gedenke, – konnt’ ich früher schon
Dich sicher auf Geryons Rücken führen,<ref>23. ''Auf Geryon’s Rücken'' etc., s. den siebenzehnten Gesang der Hölle.</ref>
Wie jetzt, viel näher hier bei Gottes Thron!
{{Zeile|25}} Wär’ auch die Glut noch loher anzuschüren,<ref>25. Die heilige Glut, die uns läutert, kann zwar quälen, aber nie vernichten.</ref>
Und stündest du auch tausend Jahre drin,
Doch dürfte sie dir nicht ein Haar berühren.
{{Zeile|28}} Glaubst du, daß ich nicht treu der Wahrheit bin,
So nahe dich und halt’, um selbst zu schauen,
Des Kleides Saum mit deinen Händen hin.
{{Zeile|31}} Leg’ ab, mein Sohn, leg’ ab hier jedes Grauen,
Dorthin sei sicher jetzt dein Fuß gewandt!“
Doch säumt’ ich, wider besseres Vertrauen.
{{Zeile|34}} Er, sehend, daß ich starr und stille stand,
Sprach, fast unwillig: „Wie, Sohn, noch verdrossen?<ref>[35. Das persönliche Ziel, der poetisch-allegorische Grundgedanke der ganzen göttl. Kom. wird uns hier auf eine dichterisch-schöne Weise in Erinnerung gebracht – ''Beatrice!'']</ref>
''Von Beatricen trennt dich diese Wand''!“
{{Zeile|37}} Wie sterbend Pyramus den Blick erschlossen,<ref>37. ''Pyramus'', im Wahn, daß die Geliebte vom Löwen verschlungen sei, durchstieß sich mit seinem Dolche. Aber Thisbe hatte sich gerettet und kehrte zurück als ihr Geliebter im Sterben lag. Beim Laute ihres Namens, den sie verzweifelnd ausrief, öffnete er noch einmal die Augen, um sie für immer zu schließen. Thisbe vereinigte sich durch denselben Dolch, der ihr den Geliebten entrissen hatte, mit ihm auf ewig. Der mit dem Blute bespritzte Maulbeerbaum trug seitdem rothe Früchte.</ref>
Da’s: ''Thisbe''! klang, gekehrt zum theuren Bild,
Als blut’ges Roth die Maulbeer’ übergossen;
{{Zeile|40}} So kehrt’ ich, nicht mehr hart, nein, sanft und mild,
Zum Führer mich, ''sobald der Nam’ erschollen'',
''Der ewig frisch in meinem Herzen quillt''.
{{Zeile|43}} Drob schüttelt’ er das Haupt und sagte: „Sollen<ref>43. Virgil schüttelt das Haupt, weil seinen Zögling nur der ''Lohn'' antreibt, das zu thun, was die Vernunft verlangt, weil er wie ein Kind ist, dessen Nichtwollen durch die versprochene Frucht besiegt wird.</ref>
Wir diesseits bleiben?“ lächelnd, denn ich that
Wie Knaben, die, besiegt ''vom'' Apfel, wollen.
{{Zeile|46}} Drauf trat er vor mir in die Flamm’ und bat
Den Statius, uns folgend nachzukommen,
Der uns vorher getrennt den langen Pfad.
{{Zeile|49}} Ich folgt’ und hätt’, um Kühlung zu bekommen,
Mich in geschmolz’nes Glas gestürzt, so war
Im höchsten Uebermaß die Flamm’ entglommen.
{{Zeile|52}} Doch bot mir Trost mein süßer Vater dar,
Sprechend von Ihr, und half mir weiter dringen,
Und sprach: „''Ich seh im Geist ihr Augenpaar''!“
{{Zeile|55}} Wir hörten jenseits eine Stimme singen,
Und dieser folgten wir, ihr horchend, nach,
Indem wir, wo man stieg, der Flamm’ entgingen.<ref>[57. „Wo man stieg“ <tt>„ove si montava“</tt> = wo die Treppe war.]</ref>
{{Zeile|58}} „Gesegnete des Vaters, kommt!“ so sprach
Die Stimm’ aus einem Licht, dort aufgegangen,
Bei dessen Anschau’n mir das Auge brach.
{{Zeile|61}} „Die Sonne geht, der Abend kommt!“ so klangen
Die Töne fort – „nicht weilt, beeilt den Lauf,
Bevor den Westen dunkles Grau umfangen.“
                                    (Purgatorio 27, 1 - 61)</poem>|||2}}


== Literatur ==
==Literatur==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1; '''Tb 600''', ISBN 978-3-7274-6001-2 {{Schriften|010}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes'', [[GA 230]] (1993), ISBN 3-7274-2300-5 {{Vorträge|230}}


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


[[Kategorie:Klinische Toxikologie]]
[[Kategorie:Schulungsweg]]
[[Kategorie:Gift|!]]
[[Kategorie:Proben]]

Version vom 2. September 2020, 18:32 Uhr

Die Jünglinge im Feuerofen (Dan 3,1-97 LUT) in typischer Orantenhaltung, Wandmalerei in den Priscilla-Katakomben, Rom (2. Jh.)

Die Feuerprobe ist die erste Probe, die der Geistesschüler auf dem geistigen Schulungsweg bestehen muss. Das geistige Feuer „verbrennt“ nun den Schleier der sinnlichen Welt und die geistigen Urbilder der äußeren Welt leuchten für den imaginativen Blick auf. Das ist eben nur möglich, wenn zuvor durch die Katharsis auch die letzten Reste der sinnlichen Begierden abgestreift wurden – denn eben diese weben den Sinnesschleier. Ein Prozess, den jeder Mensch nach dem Tod im „Fegefeuer“ (Kamaloka) durchmachen muss.

Rudolf Steiner schildert die Feuerprobe in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (GA 10) so:

"Die erste «Probe» besteht darinnen, daß er eine wahrere Anschauung erlangt von den leiblichen Eigenschaften der leblosen Körper, dann der Pflanzen, der Tiere und des Menschen, als sie der Durchschnittsmensch besitzt. Damit ist aber nicht das gemeint, was man heute wissenschaftliche Erkenntnis nennt. Denn nicht um Wissenschaft, sondern um Anschauung handelt es sich. - In der Regel ist der Vorgang so, daß der Einzuweihende erkennen lernt, wie sich die Naturdinge und Lebewesen für das geistige Ohr und geistige Auge kundgeben. In einer gewissen Weise stehen diese Dinge dann unverhüllt - nackt - vor dem Beschauer. Dem sinnlichen Auge und dem sinnlichen Ohre verbergen sich die Eigenschaften, die man da hört und sieht. Sie sind für dieses sinnliche Anschauen wie mit einem Schleier verhüllt. Daß dieser Schleier für den Einzuweihenden wegfällt, beruht auf einem Vorgang, den man als «geistigen Verbrennungsprozeß» bezeichnet. Deshalb wird diese erste Probe die «Feuerprobe» genannt.

Für manche Menschen ist das gewöhnliche Leben selbst schon ein mehr oder weniger unbewußter Einweihungsprozeß durch die Feuerprobe. Es sind das diejenigen, welche durch reiche Erfahrungen von solcher Art durchgehen, daß ihr Selbstvertrauen, ihr Mut und ihre Standhaftigkeit in gesunder Weise groß werden und daß sie Leid, Enttäuschung, Mißlingen von Unternehmungen mit Seelengröße und namentlich mit Ruhe und in ungebrochener Kraft ertragen lernen. Wer Erfahrungen in dieser Art durchgemacht hat, der ist oft schon, ohne daß er es deutlich weiß, ein Eingeweihter; und es bedarf dann nur eines wenigen, um ihm geistige Ohren und Augen zu öffnen, so daß er ein Hellsehender wird. Denn das ist festzuhalten: es handelt sich bei einer wahren «Feuerprobe» nicht darum, daß die Neugierde des Kandidaten befriedigt werde. Gewiß, er lernt außergewöhnliche Tatsachen kennen, von denen andere Menschen keine Ahnung haben. Aber dieses Kennenlernen ist nicht das Ziel, sondern nur das Mittel zum Ziel. Das Ziel aber ist, daß sich der Kandidat durch die Erkenntnis der höheren Welten größeres und wahreres Selbstvertrauen, höheren Mut und eine ganz andere Seelengröße und Ausdauer erwerbe, als sie in der Regel innerhalb der niederen Welt erlangt werden können.

Nach der «Feuerprobe» kann jeder Kandidat noch umkehren. Er wird gestärkt in physischer und seelischer Beziehung dann sein Leben fortsetzen und wohl erst in einer nächsten Verkörperung die Einweihung fortsetzen. In seiner gegenwärtigen aber wird er ein brauchbareres Glied der menschlichen Gesellschaft sein, als er vorher war. In welcher Lage er sich auch befinden mag: seine Festigkeit, seine Umsicht, sein günstiger Einfluß auf seine Mitmenschen, seine Entschlossenheit werden zugenommen haben." (Lit.: GA 10, S. 76ff)

Nach bestandener Feuerprobe muss der Geistesschüler das Lesen der Okkulte Schrift erlernen. Er steigt dadurch zur Erkenntnisstufe der Inspiration auf und lernt dadurch das geistig Geschaute zu verstehen. Er wird dadurch reif, sich der nachfolgenden Wasserprobe zu stellen.

Simeon Solomon: Schadrach, Meschach und Abed-Nego (1863)

Eine alttestamentarische Schilderung der Feuerprobe ist die Geschichte der Jünglinge im Feuerofen im Buch Daniel 3,1-97 LUT. Der König neubabylonische Nebukadnezar II. (* um 640 v. Chr.; † 562 v. Chr.) ließ ein goldenes Standbild errichten, das alle Amtsträger seines Reiches anbeten sollten. Nachdem auf Befehl des Königs eine Musik zu spielen begonnen hatte, sollten sich alle vor dem Götzenbild niederwerfen. Doch Daniels Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja, denen die Babylonier die Namen Schadrach (hebr. שׁדרך „Gebot Akus“), Meschach (hebr. מישׁך „Wer ist wie Aku“) und Abed-Nego (hebr. עבד נגוא „Diener Nabus) gegeben hatten, weigerten sich, da sie JHWH treu bleiben wollten. Da ließ sie der König zur Strafe in den glühenden Feuerofen werfen. Doch die drei Jünglinge werden durch einen Engel errettet, den auch Nebukadnezar als vierte Gestalt im Feuer erkennt. Die Jünglinge singen einen Hymnus zu Gottes Lob und entsteigen unversehrt dem Feuerofen. Erschüttert durch dieses Erlebnis gebietet Nebukadnezar die Anbetung JHWHs als einzigen Gott.

William Blake: Dante betritt das Feuer

Auch Dante Alighieri (1265-1321) schildert die Feuerprobe in seiner «Göttlichen Komödie». Nachdem er auf dem Läuterungsberg bis zum 7. Kreis aufgestiegen ist, wo die Wollüstigen im Feuer büßen, soll er selbst durch die Flammen schreiten, um in das irdische Paradies, den Garten Eden, zu gelangen. Außerhalb der Flammen naht ein Engel mit den Worten „Beati mundo corde“ („Selig, die reinen Herzens sind.“ Mt 5,8) und fordert die Wanderer auf, die Feuerwand zu durchschreiten. Starr vor Schauer bleibt Dante stehen. Erst als ihm sein Führer Vergil erzürnt klarmacht, dass nur der Weg durch die Flammen zu Beatrice führt, die in der Bildsprache Dantes ein Sinnbild für den geläuterten und zum Geistselbst verwandelten Astralleib ist, der in der christlichen Terminologie auch als Jungfrau Sophia bezeichnet wird, tritt Dante mit Vergil und Statius ein. Die Stimme des Engels ertönt aus dem hellen Licht: „O benedicti Patris mei, venite!“ („Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters.“ Mt 25,34 EU).

1 Wie wenn der erste Strahl vom jungen Tage[1]
Im Lande glänzt, benetzt von Gottes Blut,
Wenn Ebro hinfließt unter hoher Waage,
4 Und Mittagshitz’ erwärmt des Ganges Flut,
So stand die Sonn’ itzt, drob der Tag entflohe,
Als uns ein Engel glänzt’ in heitrer Glut.
7 Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe:
„Beglückt, die reines Herzens sind!“ – und mehr[2]
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe.
10 Drauf: „Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher
Die Glut euch nagte! Tretet in die Flammen,
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!“
13 Dies Wort ertönte jetzt, da wir zusammen
Uns ihm genaht, so schrecklich in mein Ohr,
Als hört’ ich mich zum schwersten Tod verdammen.
16 Ich sank auf die gefalt’nen Hände vor,[3]
Ins Feuer schauend, – wen ich brennen sehen,
Deß Bild stieg itzt vor meinem Geist empor.
19 Die Führer nahten sich, mir beizustehen,
Und tröstend sprach zu mir Virgil: „Mein Sohn,
Du kannst zur Qual hier, nicht zum Tode gehen.
22 Gedenk’, gedenke, – konnt’ ich früher schon
Dich sicher auf Geryons Rücken führen,[4]
Wie jetzt, viel näher hier bei Gottes Thron!
25 Wär’ auch die Glut noch loher anzuschüren,[5]
Und stündest du auch tausend Jahre drin,
Doch dürfte sie dir nicht ein Haar berühren.
28 Glaubst du, daß ich nicht treu der Wahrheit bin,
So nahe dich und halt’, um selbst zu schauen,
Des Kleides Saum mit deinen Händen hin.
31 Leg’ ab, mein Sohn, leg’ ab hier jedes Grauen,
Dorthin sei sicher jetzt dein Fuß gewandt!“
Doch säumt’ ich, wider besseres Vertrauen.
34 Er, sehend, daß ich starr und stille stand,
Sprach, fast unwillig: „Wie, Sohn, noch verdrossen?[6]
Von Beatricen trennt dich diese Wand!“
37 Wie sterbend Pyramus den Blick erschlossen,[7]
Da’s: Thisbe! klang, gekehrt zum theuren Bild,
Als blut’ges Roth die Maulbeer’ übergossen;
40 So kehrt’ ich, nicht mehr hart, nein, sanft und mild,
Zum Führer mich, sobald der Nam’ erschollen,
Der ewig frisch in meinem Herzen quillt.
43 Drob schüttelt’ er das Haupt und sagte: „Sollen[8]
Wir diesseits bleiben?“ lächelnd, denn ich that
Wie Knaben, die, besiegt vom Apfel, wollen.
46 Drauf trat er vor mir in die Flamm’ und bat
Den Statius, uns folgend nachzukommen,
Der uns vorher getrennt den langen Pfad.
49 Ich folgt’ und hätt’, um Kühlung zu bekommen,
Mich in geschmolz’nes Glas gestürzt, so war
Im höchsten Uebermaß die Flamm’ entglommen.
52 Doch bot mir Trost mein süßer Vater dar,
Sprechend von Ihr, und half mir weiter dringen,
Und sprach: „Ich seh im Geist ihr Augenpaar!“
55 Wir hörten jenseits eine Stimme singen,
Und dieser folgten wir, ihr horchend, nach,
Indem wir, wo man stieg, der Flamm’ entgingen.[9]
58 „Gesegnete des Vaters, kommt!“ so sprach
Die Stimm’ aus einem Licht, dort aufgegangen,
Bei dessen Anschau’n mir das Auge brach.
61 „Die Sonne geht, der Abend kommt!“ so klangen
Die Töne fort – „nicht weilt, beeilt den Lauf,
Bevor den Westen dunkles Grau umfangen.“
                                     (Purgatorio 27, 1 - 61)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. XXVII. 1–5. Auf dem Berge des Fegefeuers wurde es Abend; folglich mußte es in Jerusalem Morgen werden. Als die Gränzen der beiden Hemisphären betrachtet der Dichter östlich von Jerusalem den Ganges, westlich Spanien oder dessen Hauptfluß, den Ebro. Von beiden setzt er voraus, daß sie 90 Grade von Jerusalem entfernt sind. Da nun die Sonne in 24 Stunden 360 Grade folglich 90 Grade in 6 Stunden durchläuft, so ist es, wenn es in Jerusalem zur Aequinoctialzeit Tag wird, 90 Grade weiter östlich bereits Mittag, 90 Grade aber westlich Mitternacht.
  2. [8. Passender Gesang beim Austritt aus dem siebenten Kreise und damit aus dem Fegefeuer überhaupt.]
  3. 16. Durch obige Verse wird zugleich das Vorbeugen des Oberleibes und das Vorstrecken der gefalteten Hände höchst plastisch ausgedrückt, eine Geberde der Angst und der ablehnenden Bitte.
  4. 23. Auf Geryon’s Rücken etc., s. den siebenzehnten Gesang der Hölle.
  5. 25. Die heilige Glut, die uns läutert, kann zwar quälen, aber nie vernichten.
  6. [35. Das persönliche Ziel, der poetisch-allegorische Grundgedanke der ganzen göttl. Kom. wird uns hier auf eine dichterisch-schöne Weise in Erinnerung gebracht – Beatrice!]
  7. 37. Pyramus, im Wahn, daß die Geliebte vom Löwen verschlungen sei, durchstieß sich mit seinem Dolche. Aber Thisbe hatte sich gerettet und kehrte zurück als ihr Geliebter im Sterben lag. Beim Laute ihres Namens, den sie verzweifelnd ausrief, öffnete er noch einmal die Augen, um sie für immer zu schließen. Thisbe vereinigte sich durch denselben Dolch, der ihr den Geliebten entrissen hatte, mit ihm auf ewig. Der mit dem Blute bespritzte Maulbeerbaum trug seitdem rothe Früchte.
  8. 43. Virgil schüttelt das Haupt, weil seinen Zögling nur der Lohn antreibt, das zu thun, was die Vernunft verlangt, weil er wie ein Kind ist, dessen Nichtwollen durch die versprochene Frucht besiegt wird.
  9. [57. „Wo man stieg“ „ove si montava“ = wo die Treppe war.]