Meditation

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Der ganz Irdische, Natürliche, Finstere Mensch in Sternen und Elementen, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736
Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736

Die Meditation (von lat. meditatio = Nachdenken) ist eine grundlegende geistige Übung, bei der durch geeignete Seelenübungen die willentliche Konzentration auf eine Tätigkeit, eine Wahrnehmung, einen Gedanken oder ähnliches die Seelenkräfte gestärkt und durchformt werden. Es werden dadurch allmählich im Astralleib seelische Organe ausgebildet, die zu einer höheren geistigen Wahrnehmung und einem damit verbundenen höheren Bewusstseinszustand führen.

Katharsis

In rechter Weise werden die seelischen Wahrnehmungsorgane aber nur ausgebildet, wenn der Astralleib zuvor einer gründlichen Reinigung (Katharsis) unterworfen wurde. Geschieht dies nicht, so werden durch die Meditationsübung auch alle noch im Astralleib waltenden negativen Kräfte, wie etwa Eitelkeit, Unehrlichkeit, Neid usw., verstärkt und der Geistesschüler dadurch auf moralisch bedenkliche Abwege geführt. Es gilt daher als goldene Regel für jedes geistige Erkenntnisstreben:

"Und diese goldene Regel ist: wenn du einen Schritt vorwärts zu machen versuchst in der Erkenntnis geheimer Wahrheiten, so mache zugleich drei vorwärts in der Vervollkommnung deines Charakters zum Guten." (Lit.: GA 010, S. 65)

Meditation und Freiheit

"Nicht wahr, solche Meditationen werden einfach gemacht dann, wenn man die Muße für sie findet. Je öfter, desto besser. Sie werden immer die entsprechende Wirkung haben. Es sollte gerade bei solchen Meditationen sich wirklich darum handeln, persönliche Entwickelung anzustreben. Man sollte aus dem, was sich da dem Geiste ergibt, dann den Zusammenschluß suchen und findet ihn auch, so daß eigentlich am bedrückendsten sein müßte, wenn in ganz bestimmter Weise Maßregeln gegeben würden, um diese Meditationen, sei es von einzelnen oder von einer ganzen Gruppe, wie Sie sagen, gleichzeitig machen zu lassen. Das alles führt ja auch dazu, daß die Meditation etwas verliert, was sie eigentlich haben soll. Sehen Sie, jede Meditation wird beeinträchtigt dadurch, daß man von der Verpflichtung ausgeht, sie zu machen. Das müssen Sie sehr genau ins Auge fassen. Jede Meditation wird dadurch beeinträchtigt, daß man von der Verpflichtung ausgeht, sie machen zu müssen. Deshalb ist es bei den persönlichen Meditationen durchaus notwendig, daß diese persönliche Meditation allmählich übergeht in etwas im Menschen, was er seelisch empfindet wie einen Durst nach der Meditation. Und diejenigen Menschen machen eigentlich ihre Morgen- und Abendmeditation, die sie zu machen haben, am richtigsten, denen dürstet nach der Meditation, so wie der Mensch ißt, wenn ihn hungert. Wenn die Meditation etwas wird, ohne das man nicht sein kann, daß man der Seele gegenüber fühlt, als ob es zum ganzen Leben der Seele gehörte, dann ist die Meditation richtig empfunden." (Lit.: GA 316, S. 158)

"Über die Meditation soll man nicht «mystisch» denken, aber man soll auch nicht leicht über sie denken. Die Meditation muß etwas völlig Klares sein in unserem heutigen Sinne. Aber sie ist zugleich etwas, zu dem Geduld und innere Seelenenergie gehört. Und vor allen Dingen gehört etwas dazu, was niemand einem anderen Menschen geben kann: es gehört dazu, daß man sich selber etwas versprechen und es dann halten kann. Wenn der Mensch einmal beginnt, Meditationen zu machen, so vollzieht er damit die einzige wirklich völlig freie Handlung in diesem menschlichen Leben. Wir haben in uns immer die Tendenz zur Freiheit, auch ein gut Teil der Freiheit verwirklicht. Aber wenn wir nachdenken, werden wir finden: wir sind mit dem einen abhängig von unserer Vererbung, mit dem anderen von unserer Erziehung, mit dem dritten von unserem Leben. Und fragen Sie sich, inwiefern wir imstande sind, das was wir durch Vererbung, durch Erziehung und durch das Leben uns angeeignet haben, plötzlich zu verlassen. Wir wären ziemlich dem Nichts gegenübergestellt, wenn wir das plötzlich verlassen wollten. Wenn wir uns aber vornehmen, abends und morgens eine Meditation zu machen, damit wir allmählich lernen, in die übersinnliche Welt hineinzuschauen, dann können wir das jeden Tag unterlassen. Nichts steht dem entgegen. Und die Erfahrung lehrt auch, daß die meisten, die mit großen Vorsätzen an das meditative Leben herangehen, es sehr bald wieder unterlassen. Wir sind darin vollständig frei. Es ist dieses Meditieren eine urfreie Handlung. Können wir uns trotzdem treu bleiben, versprechen wir uns, nicht einem anderen, sondern nur uns selber einmal, daß wir diesem Meditieren treu bleiben, dann ist das an sich eine ungeheure Kraft im Seelischen, dieses sich einfach treu bleiben können." (Lit.: GA 305, S. 79f)

Opfer des Intellekts

Zu beachten ist auch, dass während der Meditation das eigene Denken zu schweigen hat. Nur wenn wir uns unseres Denkens enthalten, kann sich die geistige Welt in uns in ihrer eigenen Gestalt kundgeben. Durch die Meditation wird zwar unsere Denkkraft gestärkt, aber sie dient nun nicht mehr unserem eigenen Nachdenken, sondern sie wird zum seelischen Wahrnehmungsorgan umgebildet. Ohne das Opfer des Intellekts ist eine höhere geistige Erkenntnis nicht möglich.

"Nun, nicht wahr, die Meditation besteht aus folgendem: Als moderner Mensch haben Sie jedem Satz gegenüber das Gefühl, Sie müssen ihn verstehen. Das ist eine ausgesprochene Tätigkeit des Ich in der gegenwärtigen Inkarnation. Alles dasjenige, was Sie intellektuell tun, ist eine ausgesprochene Betätigung des Ich. Der Intellekt ist in der gegenwärtigen Inkarnation [vorherrschend] und alles übrige ist vom Ich zugedeckt, wirkt höchstens traumhaft hinauf und ist unbewußt. Dagegen heißt nun meditieren: ausschalten dieses intellektuelle Streben und den Meditationsinhalt zunächst so nehmen, wie er gegeben ist, rein, ich möchte sagen zunächst dem Wortlaute nach, so daß Sie, wenn Sie intellektuell an den Meditationsinhalt herangehen, bevor Sie den Meditationsinhalt in sich aufnehmen, Ihr Ich in Bewegung bringen, denn Sie denken nach über den Meditationsinhalt, Sie haben ihn außer sich. Wenn Sie den Meditationsinhalt, einfach wie er gegeben ist, in Ihrem Bewußtsein anwesend sein lassen, gar nicht nachdenken, sondern im Bewußtsein anwesend sein lassen, dann arbeitet in Ihnen nicht Ihr Ich aus der gegenwärtigen Inkarnation, sondern das aus der vergangenen. Sie halten stille den Intellekt; Sie versetzen sich einfach in den Wortinhalt, den Sie innerlich, nicht äußerlich hören, als Wortinhalt hören. In das versetzen Sie sich, und indem Sie sich in das versetzen, arbeitet im Meditationsinhalt Ihr innerer Mensch, der nicht derjenige ist der gegenwärtigen Inkarnation. Dadurch aber wird der Meditations-inhalt nicht zu etwas, was Sie verstehen sollen, sondern das real in Ihnen wirkt und so real in Ihnen arbeitet, daß Sie zuletzt gewahr werden, jetzt habe ich etwas erlebt, was ich früher nicht erleben konnte. Nehmen Sie einen einfachen Meditationsinhalt, den ich oftmals gegeben habe: «Weisheit lebt im Licht.» Nun, nicht wahr, wenn man darüber nachdenkt, kann man darüber furchtbar viel Gescheites, aber ebensoviel furchtbar Törichtes herausbekommen. Er ist da, um innerlich gehört zu werden: «Weisheit lebt im Licht.» Da paßt in Ihnen auf, wenn Sie ihn so innerlich hören, dasjenige, was da ist, nicht aus der gegenwärtigen Inkarnation, sondern dasjenige, was Sie sich mitgebracht haben aus früheren Erdenleben. Und das denkt und das empfindet, und es leuchtet auf nach einiger Zeit in Ihnen etwas, was Sie früher nicht gewußt haben, was Sie auch nicht aus Ihrem eigenen Intellekt heraus denken können. Sie sind innerlich viel weiter als Ihr Intellekt ist. Der enthält nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was da ist." (Lit.: GA 316, S. 145f)

Stärkung des Willens im Denken

"Wie wird man eigentlich innerlich immer geistiger und geistiger? Man wird nicht dadurch geistiger, daß man möglichst viele Gedanken aus der Umwelt aufnimmt, denn diese Gedanken geben ja doch nur, ich möchte sagen, die Außenwelt, die eine sinnlich-physische ist, in Bildern wieder. Dadurch, daß man möglichst den Sensationen des Lebens nachläuft, dadurch wird man nicht geistiger. Geistiger wird man durch die innere willensgemäße Arbeit innerhalb der Gedanken. Daher besteht auch Meditieren darinnen, daß man sich nicht einem beliebigen Gedankenspiel hingibt, sondern daß man wenige, leicht überschaubare, leicht prüfbare Gedanken in den Mittelpunkt seines Bewußtseins rückt, aber mit einem starken Willen diese Gedanken in den Mittelpunkt seines Bewußtseins rückt. Und je stärker, je intensiver dieses innere Willensstrahlen wird in dem Elemente, wo eben die Gedanken sind, desto geistiger werden wir. Wenn wir Gedanken von der äußeren physisch-sinnlichen Welt aufnehmen - und wir können ja nur solche aufnehmen zwischen Geburt und Tod - , dann werden wir dadurch, wie Sie leicht einsehen können, unfrei, denn wir werden hingegeben an die Zusammenhänge der äußeren Welt; wir müssen dann so denken, wie es uns die äußere Welt vorschreibt, insofern wir nur den Gedankeninhalt ins Auge fassen; erst in der inneren Verarbeitung werden wir frei.

Nun gibt es eine Möglichkeit, ganz frei zu werden, frei zu werden in seinem inneren Leben, wenn man den Gedankeninhalt, insofern er von außen kommt, möglichst ausschließt, immer mehr und mehr ausschließt, und das Willenselement, das im Urteilen, im Schlüsseziehen unsere Gedanken durchstrahlt, in besondere Regsamkeit versetzt. Dadurch aber wird unser Denken in denjenigen Zustand versetzt, den ich in meiner «Philosophie der Freiheit» genannt habe das reine Denken. Wir denken, aber im Denken lebt nur Wille. Ich habe das besonders scharf betont in der Neuauflage der «Philosophie der Freiheit» 1918. Dasjenige, was da in uns lebt, lebt in der Sphäre des Denkens. Aber wenn es reines Denken geworden ist, ist es eigentlich ebensogut als reiner Wille anzusprechen. So daß wir aufsteigen dazu, uns vom Denken zum Willen zu erheben, wenn wir innerlich frei werden, daß wir gewissermaßen unser Denken so reif machen, daß es ganz und gar durchstrahlt wird vom Willen, nicht mehr von außen aufnimmt, sondern eben im Willen lebt. Gerade dadurch aber, daß wir immer mehr und mehr den Willen im Denken stärken, bereiten wir uns vor für das, was ich in der «Philosophie der Freiheit» die moralische Phantasie genannt habe, was aber aufsteigt zu den moralischen Intuitionen, die dann unseren gedankegewordenen Willen oder willegewordenen Gedanken durchstrahlen, durchsetzen. Auf diese Weise heben wir uns heraus aus der physisch-sinnlichen Notwendigkeit, durchstrahlen uns mit dem, was uns eigen ist und bereiten uns vor für die moralische Intuition. Und auf solchen moralischen Intuitionen beruht doch alles das, was den Menschen von der geistigen Welt aus zunächst erfüllen kann. Es lebt also auf dasjenige, was Freiheit ist, dann, wenn wir gerade in unserem Denken immer mächtiger und mächtiger werden lassen den Willen." (Lit.: GA 202, S. 201f)

Wille und Gefühl

"Sie sehen, daß dasjenige, was hier in der physischen Welt gewissermaßen am schwächsten ist im Menschen, der Wille und die Gefühlsimpulse - sie sind ja der schwächste Teil der menschlichen Seele in der physischen Welt und der unklarste -, daß dasjenige, über das wir am wenigsten Herr sind, eine besondere Bedeutung gewinnt, um wahrzunehmen in der geistigen Welt. Dagegen ist das, was hier in der physischen Welt am allerstärksten ist, das Vorstellen - wir leben ja sogar am liebsten in unseren Illusionen und Vorstellungen, weil wir da am allermeisten Herr sein können -, es ist am schwächsten in der geistigen Welt.

Mit Illusionen kann man in der geistigen Welt nicht viel anfangen, die verdecken einem noch die flutende Gedankenwesen-Einheit. Worauf es ankommt, ist nicht eine Ausbildung unseres Vorstellungslebens, sondern eine Ausbildung unseres Willens- und Gefühlslebens; und das ist ja das Wesentliche der Meditation. Bei der Meditation kommt es nicht darauf an, was wir vorstellen, sondern darauf - ich habe das immer wieder und wieder betont -, daß man vorstellt mit innerer Kraft. Auf die innere Energie, auf die Kraft, auf den Willen kommt es an, und auf das Fühlen und Empfinden während wir meditieren, also auf ein Willenselement, das wir im Meditieren entwickeln, und das wir stärker entwickeln, wenn wir uns so anstrengen müssen, wie wir uns bei einer Meditation anstrengen sollen, aber geistig anstrengen sollen.

Am meisten feindlich entgegen steht dem wirklichen Fortschritt hinein in die geistige Welt die Sucht zu träumen, sich über die äußere Wirklichkeit Illusionen zu bilden, aus dem Grunde, weil wir dadurch unseren Willen immer schwächer und schwächer machen. Man macht den Willen am schwächsten, wenn man geradezu die Parasiten des Vorstellungslebens kultiviert, wenn man sich über alle möglichen äußeren Dinge Illusionen macht, wie überhaupt der Weg in die geistige Welt nicht dadurch beschritten wird, daß man sich vom Leben entfernt, sondern dadurch, daß man sich klar wird über die Dinge des Lebens. Nicht eine Verarmung des äußeren Lebens, sondern eine Bereicherung des Lebens muß uns in die geistige Welt hineinführen. Die Menschen möchten so gerne nicht durch Stärke, sondern durch Schwäche in die geistige Welt hineinwachsen. Schwäche ist es, wenn einen die äußere Welt, die Welt des äußeren Lebens nicht interessiert, wenn man die Goethesche Maxime nicht erfüllen kann: «Erkenne dich, leb' mit der Welt in Frieden.»" (Lit.: GA 161, S. 133f)

Grundlagen des richtigen Meditierens

"Es handelt sich darum, daß wir irgendeine Vorstellung oder einen Vorstellungskomplex in den Mittelpunkt unseres Bewußtseins rücken. Es kommt gar nicht darauf an, welches der Gehalt dieses Vorstellungskomplexes ist; aber er soll unmittelbar sein, er soll so sein, daß er keine Reminiszenzen aus der Erinnerung oder dergleichen vorstellt. Daher ist es gut, wenn wir ihn nicht aus unserem Erinnerungsschatze heraufholen, sondern uns von einem anderen, der erfahren ist in solchen Dingen, die Meditation geben lassen, nicht, weil der auf uns irgendeine Suggestion ausüben will, sondern weil wir sicher sein können, daß dasjenige, was wir dann meditieren, etwas Neues für uns ist. Wir könnten ebensogut irgendein altes Werk, das wir ganz sicher noch nicht gelesen haben, nehmen, und uns einen Meditationssatz daraus suchen. Es handelt sich darum, daß wir uns nicht aus dem Unterbewußten und Unbewußten einen Satz heraufholen, der uns überwältigt. Das ist nicht überschaubar, weil sich alle möglichen Empfindungsreste und Gefühlsreste hineinmischen. Es handelt sich darum, daß es so überschaubar sein soll, wie ein Mathematiksatz überschaubar ist.

Nehmen wir etwas ganz Einfaches, den Satz: Im Lichte lebt die Weisheit. - Das ist zunächst gar nicht darauf zu prüfen, ob es wahr ist. Es ist ein Bild. Aber es kommt nicht darauf an, daß wir irgendwie mit dem Inhalte als solchem uns anders beschäftigen, sondern daß wir ihn innerlich seelisch überschauen, daß wir darauf ruhen mit dem Bewußtsein. Wir werden es anfangs nur zu einem sehr kurzen Ruhen mit dem Bewußtsein auf einem solchen Inhalte bringen. Immer länger und länger wird die Zeit werden.

Worauf kommt es denn an? Es kommt darauf an, daß wir den ganzen seelischen Menschen zusammennehmen, um all das, was in uns Denkkraft, Empfindungskraft ist, auf den einen Inhalt zu konzentrieren. Geradeso wie die Muskeln der Arme stark werden, wenn wir mit ihnen arbeiten, so verstärken sich die seelischen Kräfte dadurch, daß sie immer wieder und wieder auf einen Inhalt gerichtet werden. Möglichst sollte dieser eine Inhalt durch Monate, vielleicht durch Jahre derselbe bleiben. Denn die seelischen Kräfte müssen zur wirklichen übersinnlichen Forschung erst gestärkt, erkraftet werden.

Wenn man in dieser Weise fortübt, dann kommt der Tag, ich möchte sagen, der große Tag, an dem man eine ganz bestimmte Beobachtung macht, die Beobachtung, daß man allmählich in einer seelischen Tätigkeit ist, die ganz unabhängig vom Leibe ist. Und man merkt auch: Vorher war man mit allem Denken und Empfinden vom Leibe abhängig, mit dem Vorstellen vom Sinnes-Nervensystem, mit dem Fühlen vom Zirkulationssystem und so weiter; jetzt fühlt man sich in einer geistigseelischen Tätigkeit, welche völlig unabhängig von jeder Leibestätigkeit ist. Und das merkt man daran, daß man nunmehr in die Lage kommt, etwas im Kopfe selber in Vibration zu versetzen, das vorher ganz unbewußt geblieben ist. Man macht nämlich jetzt eine merkwürdige Entdeckung. Man macht die Entdeckung, worin der Unterschied des Schlafens vom Wachen besteht. Dieser Unterschied besteht nämlich darin, daß wenn man wacht, etwas in dem ganzen menschlichen Organismus vibriert, nur nicht im Haupte: da ist dasselbe, was sonst im übrigen menschlichen Organismus in Bewegung ist, in Ruhe." (Lit.: GA 305, S. 80f)

Loslösung des Erlebens vom Leib

"Vor allen Dingen möchte ich ein wichtiges Moment hervorheben, das die Initiationserkenntnis auszeichnet. Das ist dies, daß der Mensch immer mehr und mehr fühlt, je weiter er vordringt in dem Erleben des Übersinnlichen, wie ihm seine eigene Leiblichkeit entschwindet, das heißt mit Bezug auf das, woran diese Leiblichkeit im gewöhnlichen Leben beteiligt ist. Fragen wir uns einmal, wie unsere Urteile im Leben zustande kommen. Wir wachsen auf, entwickeln uns als Kind. Es setzt sich in unserem Leben Sympathie und Antipathie fest. Sympathie und Antipathie mit Naturerscheinungen, Sympathie und Antipathie vor allen Dingen mit anderen Menschen. An alledem ist unser Körper beteiligt. Wir legen selbstverständlich da hinein diese Sympathie und Antipathie, die zum großen Teil sogar in physischen Vorgängen unseres Leibes ihren Grund haben. In dem Augenblicke, in dem der zu Initiierende in die übersinnliche Welt aufsteigt, lebt er sich in eine Welt ein, worin ihm diese Sympathie und Antipathie, die mit der Körperlichkeit zusammenhängen, für das Verweilen im Übersinnlichen immer fremder und fremder werden. Er ist demjenigen entrückt, womit er durch seine Leiblichkeit zusammenhängt. Er muß, wenn er wiederum das gewöhnliche Leben aufnehmen will, sich gewissermaßen erst wieder hineinstecken in seine gewöhnlichen Sympathien und Antipathien, was sonst ja selbstverständlich geschieht. Wenn man des Morgens aufwacht, steckt man in seinem Leibe darinnen, entwickelt dieselbe Liebe zu den Dingen und Menschen, dieselbe Sympathie oder Antipathie, die man vorher gehabt hat. Das geschieht von selbst. Wenn man nun im Übersinnlichen verweilt und wiederum zu seinen Sympathien und Antipathien zurück will, dann muß man das mit Anstrengung tun, muß man gewissermaßen untertauchen in seine eigene Leiblichkeit. Dieses Entrücktwerden der eigenen Leiblichkeit, das ist eine der Erscheinungen, die zeigt, daß man wirklich etwas vorwärtsgekommen ist. Überhaupt ist das Auftreten von weitherzigen Sympathien und Antipathien das, was dem Initiierten allmählich sich einverleibt." (Lit.: GA 214, S. 130f)

Erleben im Ätherleib

"Dem Meditieren muß zu Hilfe kommen die Übung in der Charakterstärke, inneren Wahrhaftigkeit, Ruhe des Seelenlebens, völliger Besonnenheit. Denn nur wenn die Seele von diesen Eigenschaften durchzogen ist, wird sie das, was im Meditieren als ein Vorgang sich bildet, der ganzen menschlichen Organisation allmählich einprägen. Ist durch solches Üben der richtige Erfolg eingetreten, dann erlebt man sich im ätherischen Organismus. Das Gedankenerlebnis erhält eine neue Form. Man erlebt die Gedanken nicht nur in der abstrakten Form wie früher, sondern so, daß man in ihnen Kräfte fühlt. Die vorher erfahrenen Gedanken können nur gedacht werden; sie haben keine Macht zu einer Aktivität. Die Gedanken, die man jetzt erlebt, haben eine Macht wie die Wachstumskräfte, die den Menschen vom kleinen Kinde zum Erwachsenen umbilden. Eben deshalb aber ist es notwendig, daß die Meditation in richtiger Art ausgeführt wird. Denn greifen in sie unterbewußte Kräfte ein, ist sie nicht ein in voller Besonnenheit rein seelisch-geistig verlaufender Akt, so werden Impulse entwickelt, die so wie die natürlichen Wachstumskräfte in den eigenen menschlichen Organismus eingreifen. Das darf in keiner Art geschehen. Der eigene physische und ätherische Organismus muß durch die Meditation völlig unberührt bleiben. Man kommt bei richtiger Meditation dazu, mit dem neu entwickelten Gedanken-Kräfte-Inhalt außerhalb des eigenen physischen und ätherischen Organismus zu leben. Man hat das Äther-Erleben; und der eigene Organismus gelangt zu dem persönlichen Erleben in ein Verhältnis einer relativen Objektivität. Man schaut ihn an, und er strahlt in Gedankenform zurück, was man im Äther erlebt.

Gesund ist dieses Erleben, wenn man in den Zustand kommt, durch den man in völlig freier Willkür abwechseln kann zwischen einem Dasein im Äther und einem solchen in seinem physischen Leibe. Liegt etwas vor, was einen in das Ätherdasein hineinzwingt, dann ist der Zustand kein richtiger. Man muß in sich und außer sich nach völlig freier Orientierung sein können." (Lit.: GA 025, S. 24f)

Loslösung der Denkkraft vom Leib

"Die Methode der Initiation lehrt intime Übungen der Seele. Wie wir im alltäglichen Leben auf die leibliche Umgebung wirken, so müssen wir unsere Seele in die Lage bringen, geistig-seelisch auf den Makrokosmos zu wirken und Eindrücke aus ihm zu bekommen. Wir müssen unsere an das leibliche Leben gebundenen geistig-seelischen Kräfte freizumachen suchen. Drei Seelenkräfte sind im gewöhnlichen Leben mit dem Leibe verbunden, die durch die Initiation frei werden. Die erste Kraft der Seele ist die Denkkraft. Wir verwenden sie im gewöhnlichen Leben zur Bildung der Gedanken, zu Vorstellungen der uns umgebenden Dinge. Versuchen wir, uns in die Natur dieser Denkkraft zu versetzen. Was geschieht, wenn wir denken und uns Vorstellungen machen? Auch die physische Wissenschaft wird zugeben, jedesmal, wenn wir einen Gedanken fassen, der sich auf etwas Sinnliches bezieht, findet in unserem Gehirn ein Zerstörungsprozeß statt. Feine Strukturen des Gehirns müssen wir zerstören, die Ermüdung zeigt das zur Genüge, Was das alltägliche Denken zerstört, das wird wieder hergestellt im Schlaf.

Durch die Methode der Initiation erlangen wir einen Zustand, durch den wir die Denkkraft frei bekommen von dem physischen Gehirn: es wird dann nichts zerstört. Das erreichen wir in der Meditation, Konzentration, Kontemplation. Diese sind gewisse Vorgänge in unserer Seele, die sich vom gewöhnlichen Seelenleben unterscheiden. Diejenigen Vorstellungen und Seelenvorgänge, die im gewöhnlichen Leben uns erfüllen, sind wenig geeignet, in unserer Seele die Meditation zu erzeugen; man muß andere dazu wählen. Um konkret zu sprechen, soll ein Beispiel gegeben werden. Stellen Sie sich zwei Gläser vor, das eine leer, das andere halb gefüllt. Dann stellen Sie sich vor, wir füllen Wasser aus dem halb gefüllten Glase in das leere, und nun stellen wir uns vor, das halb gefüllte würde immer voller und voller dabei werden. Der Materialist findet so etwas närrisch. Aber bei einer Vorstellung, die zur Meditation geeignet ist, handelt es sich nicht um etwas im physischen Sinne Wirkliches, sondern um etwas, das Seelenvorstellungen bildet. Gerade weil sich eine solche Vorstellung auf nichts Wirkliches bezieht, lenkt sie unseren Sinn ab vom Wirklichen. Ein Symbol aber kann sie sein, nämlich für den Seelenvorgang, der mit dem Geheimnis der Liebe verknüpft ist. Bei dem Vorgange der Liebe verhält es sich wie mit dem halb gefüllten Glas, aus dem man in ein leeres gießt und das dabei doch voller wird. Die Seele wird nicht leerer, sie wird voller in dem Maße, wie sie gibt. Eine solche Bedeutung kann dieses Symbol haben.

Wenn wir eine solche Vorstellung so behandeln, daß wir alle Seelenkräfte auf sie hinwenden, dann ist dies eine Meditation. Wir müssen bei einer solchen Vorstellung alles andere vergessen, auch uns selbst. Unser gesamtes Seelenleben muß lange auf sie gerichtet sein, etwa eine Viertelstunde lang. Es genügt nicht, einmal oder wenige Male eine solche Übung zu machen; sie muß immer wiederholt werden. Je nach der Veranlagung des Individuums wird sich zeigen, daß das Seelenleben sich dabei verändert. Wir bemerken, daß wir dabei eine solche Denkkraft entwickeln, die das Gehirn nicht zerstört. Wer eine solche Entwickelung durchmacht, wird erkennen, daß die Meditation keine Ermüdung hervorruft und das Gehirn nicht zerstört. Dem scheint zu widersprechen, daß Anfänger bei der Meditation einschlafen. Aber dieses rührt davon her, daß wir im Beginn noch an der äußeren Welt hängen und noch nicht die Gedanken vom Gehirn befreit haben. Haben wir durch wiederholte Anstrengungen die Denkkräfte vom Gehirn befreit, haben wir das Meditieren ohne Ermüdung erreicht, dann tritt eine Umwandlung in unserem ganzen menschlichen Leben ein. Wie wir bisher im Schlafe ohne Bewußtsein außerhalb des Körpers waren, so sind wir es jetzt bewußt. Und wie wir unser Ich im alltäglichen Leben in unserer Haut denken, so erleben wir uns nach der Meditation außerhalb unseres Leibes. Der Leib wird ein Objekt, auf das wir hinschauen. Jetzt aber lernen wir das noch anders kennen als im Schlafe. Wir lernen es wie magnetische Kräfte kennen, die uns an unseren Leib ketten. Er ist etwas, in das wir untertauchen wollen. Und wir erkennen, es sind dieselben Kräfte, die jeden Morgen uns zu unserem physischen Körper ziehen, die wir vor der Geburt uns aus der geistigen Welt herausgeholt haben, und die uns veranlaßt haben, die Vererbungsströmungen aufzusuchen, um einen neuen Körper zu finden. Wir erfahren dadurch, warum wir uns zu unseren Eltern und Ahnen hingezogen fühlen." (Lit.: GA 150, S. 60ff)

Loslösung der Sprachkraft bzw. des Gefühls vom Leib

"Wie wir die Denkkraft loslösen, so können wir auch die Kraft loslösen, die wir zum sprachlichen Ausdruck verwenden. Die materialistische Wissenschaft sagt, die motorischen Sprachorgane hätten ihr Zentrum im sogenannten Brocaschen Sprachorgan. Aber nicht das Brocasche Organ hat die Sprache gebildet, sondern diese hat jenes gebildet.

Die Denkkraft wirkt zerstörend, die Sprache, die aus der sozialen Umgebung kommt, wirkt aufbauend. Nun können wir diese Kraft, die das Brocasche Organ aufbaut, loslösen. Das erreichen wir dadurch, daß wir unsere Meditation durchtränken mit Gefühlswerten. Wenn ich meditiere: Im Lichte strahlet Weisheit - , so spiegelt auch das keine äußere Wahrheit, aber einen tiefen Sinn hat es, eine tiefe Bedeutung. Wenn wir unser Gefühl damit durchdringen: Wir wollen leben mit dem ganzen Lichte, das Weisheit strahlt - , dann fühlen wir, wie wir die Kraft ergreifen, die sonst im Worte zum Ausdruck kommt, und die nun in unserer Seele lebt. Wenn man vom goldenen Schweigen spricht, so bezieht sich das darauf: Wir haben in unserer Seele eine Kraft, die das Wort schafft. - Wir können sie ergreifen wie die Denkkraft. Dann überwinden wir die Zeit, wie wir durch das Ergreifen der Denkkraft den Raum überwinden. Was für das alltägliche Leben ein Erinnern ist bis zur Kindheit, das dehnt sich dann aus über das vorgeburtliche Leben. Das ist der Weg, um Erfahrungen zu bekommen über das Leben vom letzten Tode bis zu unserer jetzigen Geburt, und zugleich der Weg, die Entwickelung der Menschheit zu durchschauen. Wir durchschauen die Kräfte, die die Evolution der Menschengeschichte leiten." (Lit.: GA 150, S. 62f)

Loslösung der Willenskraft vom Leib

"Dann wird noch eine dritte Kraft durch die Meditation selbständig. Nicht nur das Gehirn und den Kehlkopf, sondern auch die Blutzirkulation und das Herz ergreift sie. In schwacher Form wirkend, fühlen wir sie beim Erröten und Erblassen. Da greift ein Seelisches in die Pulsation des Blutes ein und geht bis zum Herzen. Diese Seelenkraft kann herausgezogen werden aus der Pulsation des Blutes und eine selbständige Seelenkraft werden. Dieses geschieht durch Meditation, da wo der Wille sich mit der Meditation verbindet. Wir meditieren: Im Lichte erstrahlet Weisheit. - Aber wir fassen den Entschluß, unser Wollen so damit zu verbinden, daß wir mitgehen wollen mit dieser strahlenden Weisheit in der Evolution der Menschheit. Wenn wir zu solcher Willensmeditation kommen, dann erreichen wir, daß die Willenskräfte in die Seele einströmen. Diese Kräfte kann man erfassen und herausziehen aus dem Blute - man kann sie zwar nicht ganz herausziehen -, dann bilden sie eine hellseherische Kraft, durch die wir hinauskommen über unsere Erde. Wir lernen unsere Erde erkennen als einen wiederverkörperten Planeten, der sich neu verkörpern wird und wir Menschen mit ihm. So wachsen wir durch die geistig-seelische Welt hinein in den Makrokosmos. In gewisser Weise erfahren wir, wie das Leben zwischen Tod und Geburt entgegengesetzt sein muß dem Leben in einer Inkarnation. Denn was der Mensch da nach dem Tode erlebt, befreit vom Körper, das erfährt ja der Initiierte. Nehmen wir das Hauptcharakteristikum dessen, was sich uns dargeboten hat im leibfreien Zustande. Es ist dasselbe Erlebnis wie im Leben nach dem Tode. Im Mikrokosmos lebend, nehmen wir wahr durch das physische Organ der Sinne. Nach dem Tode sehen wir auf den Körper wie der Initiierte. Nicht wahrnehmen kann man da, was die Sinnesorgane wahrnehmen. Der Initiierte kann das Leben zwischen Tod und neuer Geburt erkennen, weil er schon hier den Übergang vom Mikrokosmos zum Makrokosmos gefunden hat." (Lit.: GA 150, S. 63f)

"Sowie man beginnt zu meditieren, zieht sich der Ätherleib zusammen. Dadurch entsteht eine innerliche Wärme, denn der Wärmeäther, der niederste Äther - über ihm kommt der Lichtäther, Tonäther, Lebensäther - ist es, der sich zusammenzieht. Wenn man darauf achtet, was man dann außer sich hat, so wird man wahrnehmen, daß das etwas ist wie hinfließend, [wie] eine Art religiöser Hingabe, wie moralische Wärme im Weltenäther. Und man wird gewahr, daß das, was man in sich hat, etwas anderes ist: wie ein Sich-Schämen-Müssen dieser moralischen Weltenwärme gegenüber. Das will der Mensch nicht gern, er mag sich nicht schämen, er weicht dem aus. Und daher sagt er, er mache keine Fortschritte. Er verbirgt sich vor sich selber. Nur durch Entfaltung seines Willenswesens kann er da weiter kommen. Und wenn er da sagt: ich kann nicht - so heißt das nur: ich will nicht! Ich will meinen Willen nicht entfalten." (Lit.: GA 266c, S. 252)

"Wenn wir auf eine solche Weise meditieren, daß unsere Meditation mit Impulsen des Willens erfüllt wird, so halten wir eine Kraft zurück, die sonst in die Pulsation des Blutes übergehen würde. Sie können leicht beobachten, daß das Leben unseres inneren Ich in das Pulsieren des Blutes übergehen kann, wenn Sie sich daran erinnern, daß wir blaß werden, wenn wir uns fürchten, und erröten, wenn wir uns schämen. Das ist der Übergang der Seelenkraft in das Pulsieren des Blutes. Wenn diese selbe Kraft, die das Blut beeinflußt, so in Tätigkeit tritt, daß sie nicht in das Physische hinuntersteigt, sondern nur in der Seele bleibt, dann fängt diese dritte Meditation an, die wir durch Willensimpulse beeinflussen können." (Lit.: GA 152, S. 29)

Ausbildung der Lotosblumen

"Derjenige, der diese drei Formen der okkulten Entwickelung durchmacht, fühlt, wenn er nur Denkkraft freimacht, als ob er ein Organ an der Nasenwurzel hätte. Dieses Organ wird als Lotusblume beschrieben, durch welches er dieses Ich oder Selbst bemerken kann, das weit in den Raum ausgedehnt ist.

Derjenige, welcher durch Meditation Gedanken, durchdrungen von Gefühlen, entwickelt hat, wird sich allmählich durch diese entwickelte Kraft, die sonst Sprache geworden wäre, der sogenannten sechzehnblättrigen Lotusblume in der Gegend des Kehlkopfes bewußt. Mit Hilfe dieser sogenannten Lotusblume kann er das begreifen, was mit zeitlichen Dingen vom Anfang der Erde bis ans Ende derselben verbunden ist. Durch dieses Organ lernt man auch in Wirklichkeit die okkulte Bedeutung des Mysteriums von Golgatha erkennen, von welcher wir in unserem nächsten Vortrag sprechen werden.

Durch die zurückgehaltene Seelenkraft, die im normalen alltäglichen Leben sich bis in das Blut und seine Pulsation ausdehnen würde, wird ein Organ in der Gegend des Herzens entwickelt, das in meinem Buch «Die Geheimwissenschaft im Umriß» beschrieben wird und durch welches man die Evolution verstehen kann, die man im Okkultismus als Saturn, Sonne und Mond bezeichnet, die früheren Inkarnationen unserer Erde." (Lit.: GA 152, S. 29f)

Gebet und Meditation

"Man muß unterscheiden zwischen Gebet und Meditation. Das gewöhnliche Gebet dient heute zumeist einer Befriedigung des eigenen Selbstes. Die wahre Meditation aber ist ein Vollziehen des geistigen Willens, der den Zeitgeist in sich trägt. Wo solche Meditation geübt wird, da vermag eine geistige Kraft in das irdische Geschehen hineinzuwirken. Geistige Welten wollen heute in das irdische Geschehen hineinwirken, aber sie können dieses nur, wenn durch menschliche Meditation Raum dafür geschaffen wird. Es geschieht dadurch etwas wie eine Aussparung im physischen Felde, in die sich geistige Wesen mit ihren Wirkungen hineinbegeben können." (Lit.: GA 266c, S. 436)[1]

Die Stufen der höheren Erkenntnis

Rosenkreuz-Meditation - Das Rosenkreuz mit 7 roten Rosen

Drei Stufen der höheren Erkenntnis können wir unterscheiden: die Imagination, die Inspiration und die Intuition.

Bildhaftes Denken zur Vorbereitung der Imagination

Zur Vorbereitung der Imagination muss der Meditierende ein klares bildhaftes Denken entwickeln.

"Nun, dieses ganze Üben beruht ja darauf, daß man von einem Eingehen auf die Sinneseindrücke absieht. Den Sinneseindrücken gibt man sich nicht hin im Meditieren, man gibt sich allein dem Gedankenleben hin. Dieses Gedanken leben aber muß, durch ein festes Ruhen auf gewissen leicht überschaubaren Gedanken, zu einer solchen Lebendigkeit, zu einer solchen Intensität gebracht werden, wie es sonst nur das äußere Sinnesleben hat. Sie wissen ja, es ist etwas ganz anderes, wenn wir den äußeren Sinneseindrücken hingegeben sind, als wenn wir mit dem gewöhnlichen Bewußtsein nur unserer blassen, unlebendigen Gedankenwelt hingegeben sind. Die Sinneseindrücke wirken lebendig, intensiv auf uns. Wir sind an sie hingegeben. Die Gedanken verblassen, sie werden abstrakt, sie werden kalt. Aber darin besteht gerade das Wesen des Meditierens, daß wir es durch Übung dahin bringen, in dem bloßen Gedankenweben mit einer solchen Intensität und Lebhaftigkeit darinnen zu leben wie sonst im äußeren Sinnesleben. Wenn man einen Meditationsgedanken in einer solchen inneren Lebendigkeit erfassen kann, wie sie sonst vorhanden ist, wenn man sich einer Farbe hingibt, dann hat man den Meditationsgedanken in der richtigen Weise ins Leben hereingestellt. Alles das aber muß mit einer solchen inneren Freiheit geschehen, wie eben das normale Gedankenweben und das sinnliche Wahrnehmen geschieht. Wie wir uns da nicht nebulosen Stimmungen, mystischen Verträumtheiten hingeben, wenn wir die äußere Welt beobachten, wie wir da nicht zum Schwärmer werden, so dürfen wir es auch nicht, wenn wir in dieser Weise richtig meditieren. Genau dieselbe Stimmung muß in diesem Meditieren enthalten sein, wie sonst im äußerlichen, sinnlichen Wahrnehmen.

Das ist das Eigentümliche der anthroposophischen Methode, daß sie die Sinneswahrnehmung geradezu zum Muster nimmt. Sonstige nebulose Mystiker findet man ja, die sagen: Sinneswahrnehmungen - etwas sehr Minderwertiges! Die muß man verlassen. Man muß ins Traumhafte, ins Mystische, ins Sinnesabgewandte sich versetzen! - Dadurch kommt natürlich nur ein halber Schlaf zustande, nicht ein wirkliches Meditieren. Die Anthroposophie verfolgt den entgegengesetzten Weg: Sie nimmt sich das Sinneswahrnehmen geradezu zum Muster in bezug auf seine Qualität, Intensität, in bezug auf seine Lebhaftigkeit. So daß sich der Mensch in diesem Meditieren so frei bewegt, wie er sich in der Sinneswahrnehmung sonst bewegt. Er fürchtet sich dabei gar nicht, daß er zum trockenen Nüchterling wird. Die Dinge, die er auf diese Weise in aller Objektivität erlebt, die halten ihn schon von der trockenen Philistrosität ab und er hat nicht nötig, wegen der Objekte, die er erlebt, um der Überwindung der Alltäglichkeit willen sich in traumhafte Nebulositäten zu erheben.

Indem der Mensch also richtig meditiert, gelangt er dazu, sich in Gedanken frei zu bewegen. Dadurch aber werden die Gedanken selber befreit von ihrem vorherigen abstrakten Charakter, sie werden bildhaft. Und das tritt jetzt beim vollen Wachbewußtsein ein, mitten unter dem anderen gesunden Denken. Das darf man nämlich nicht verlieren. Der Halluzinant, der Schwärmer, der ist in dem Momente, wo er halluziniert, schwärmt, ganz Halluzinant, ganz Schwärmer, da setzt er den gesunden Menschenverstand ganz weg; das darf derjenige, der die hier beschriebenen Methoden befolgt, nicht. Der hat immer den gesunden Menschenverstand neben sich. Den nimmt er durch all dasjenige mit, was er da im bildhaften Gedankenleben erlebt. Und was tritt dadurch ein? Ja, sehen Sie: bei vollem Wachzustande tritt dasjenige ein, was sonst nur das unbewußte Leben formt an der Bildhaftigkeit des Traumes. Aber das ist gerade der Unterschied der Imagination gegenüber dem Traume: beim Traume wird alles in uns gemacht; dann dringt es aus unerkannten Tiefen herein in das Wachleben, und wir können es nur hinterher beobachten. Bei der Imagination, bei der Vorbereitung zur Imagination, beim meditativen Inhalt machen wir das selbst, was sonst in uns gemacht wird. Wir werfen uns auf zu Schöpfern von Bildern, die nicht bloße Phantasiebilder sind, sondern an Intensität, an Lebendigkeit sich von den Phantasiebildern ebenso unterscheiden wie die Traumbilder von den bloßen Phantasiebildern. Aber wir machen das alles selbst, und darauf kommt es an. Und indem wir es selbst machen, sind wir auch von einer gründlichen Illusion befreit, die nämlich darinnen besteht, daß man dasjenige, was man so selber macht, als eine Kundgebung aus der objektiven Außenwelt ansehen könnte. Das wird man nie, denn man ist sich bewußt, daß man dieses ganze Bildgewebe selber macht. Der Halluzinant, der hält seine Halluzinationen für Wirklichkeit. Er hält Bilder für Wirklichkeit, weil er sie ja nicht selber macht, weil er weiß, daß sie gemacht werden. Dadurch entsteht für ihn die Täuschung, daß sie Wirklichkeit seien. Derjenige, der sich durch Meditation für die Imagination vorbereitet, kann gar nicht in den Fall kommen, das, was er da selber ausbildet, für wirkliche Bilder zu halten. Eine erste Stufe zur übersinnlichen Erkenntnis wird gerade darinnen bestehen, daß man illusionsfrei wird dadurch, daß man das ganze Gewebe, das man jetzt als die innere Fähigkeit, Bilder von solcher Lebendigkeit, wie sonst die Traumbilder sind, hervorzurufen, daß man das in völlig freier Willkür gestaltet. Und man müßte selbstverständlich ja jetzt verrückt sein, wenn man das für Wirklichkeit hielte!" (Lit.: GA 303, S. 75ff)

Imagination

Die Erleuchtung wird erreicht, wenn sich die Tätigkeit der durch die Meditation ausgebildeten astralischen Organe im Ätherleib abdrückt. Der Geistesschüler hat dann das imaginative Bewusstsein ausgebildet, das im die Geistige Welt in seelischen Bilder vor das innere Auge rückt. Die wahre Bedeutung dieser geistigen Bilder kann aber auf dieser Erkenntnisstufe noch nicht mit völliger Sicherheit erkannt werden.

"Durch die Meditationsübungen, die zur imaginativen Erkenntnis führen sollen, wird das gesamte seelische Innenleben des Menschen verwandelt. Ebenso werden verwandelt die Beziehungen der Menschenseele zur umliegenden Welt. Es handelt sich ja darum, daß Meditieren in dem Sinne, wie es in den letzten Vorträgen hier gemeint war, besteht in einem Konzentrieren aller Seelenkräfte auf einen bestimmten, leicht überschaulichen Vorstellungskomplex. Es ist wichtig, daß man dies ins Auge faßt: ein leicht überschaulicher Vorstellungskomplex, ein solcher, auf den das Geistig-Seelische des Menschen in der unmittelbaren Gegenwart alle Aufmerksamkeit verwenden kann, so daß während des Ruhens der Seele auf diesem Vorstellungskomplex nichts in sie einfließt von irgendwie unterbewußten oder unbewußten oder irgendwie aus der Erinnerung heraufspielenden Seeleneindrücken.

Man muß, wenn die imaginative Erkenntnis in der richtigen Weise herbeigeführt werden soll, beim Meditieren den ganzen Vorstellungskomplex, dem man sich mit allen Seelenkräften hingibt, so vor sich haben wie etwa ein mathematisches Problem, so daß in das Meditieren nichts hineinspielt von gefühlsbetonten Vorstellungen oder von willensdurchzogenen Vorstellungen. Wenn man sich einem mathematischen Problem hingibt, weiß man in jedem Augenblick, daß man mit der Seelentätigkeit in dem verharrt, was man unmittelbar vor dem Seelenauge hat. Man weiß, daß nichts Emotionelles, nichts Gefühlsmäßiges, keine Reminiszenzen aus dem verflossenen Leben in das hineinkommen dürfen, was man sich vorstellt und was zur Urteilsfällung in dem betreffenden Problem führt. In einer solchen Seelenverfassung muß man auch sein bei dem richtigen Meditieren.

Dann ist es am besten, wenn man sich möglichst einem solchen Vorstellungskomplex hingibt, der einem ganz neu ist, von dem man weiß, daß man ihn ganz gewiß noch niemals gedacht hat. Denn wenn man einfach aus der Erinnerung etwas heraufholen würde, so könnte man ja gar nicht wissen, was da alles an unbewußten, gefühlsmäßigen Impulsen hineinspielt. Es ist daher für den Meditanten außerordentlich gut, wenn er sich von einem erfahrenen Geistesforscher raten läßt, denn dieser wird darauf sehen, daß der Meditierende einen Vorstellungsinhalt habe, über den er ganz gewiß bisher nicht gedacht haben kann, so daß dasjenige, was nunmehr meditiert wird, zum ersten Male in das Bewußtsein eintritt, nichts Erinnerungsmäßiges, nichts von Instinktivem hineinspielen kann und nur das Geistig-Seelische bei diesem Meditieren engagiert ist.

Wenn dann eine solche Meditation, die an einem Tage nur kurz zu sein braucht, immer wiederholt wird, dann kommt endlich ein Seelenzustand zustande, der den Menschen ganz deutlich fühlen läßt: Jetzt lebst du in einer inneren Tätigkeit, die sich losgelöst hat von dem physischen Leibe; jetzt lebst du in einer Tätigkeit, die anders ist, als wenn du deine Denktätigkeit oder deine Gefühls- oder Willenstätigkeit innerhalb des physischen Leibes auslösest. - Was einem da besonders entgegentritt, das ist, daß man deutlich fühlt: Man lebt in einer von der physischen Körperlichkeit getrennten Welt. - Man lebt sich eben allmählich in die ätherische Welt hinein und das fühlt man daran, daß der eigene Organismus, der physische Organismus, den Charakter einer relativen Objektivität annimmt. Man schaut gewissermaßen von außen auf diesen physischen Organismus hin, so wie man sonst vom Innern dieses physischen Organismus auf äußere Gegenstände schaut. Aber was sich im inneren Erleben zeigt, daß das Meditieren von Erfolg begleitet war, das ist, daß die Gedanken gewissermaßen dichter werden, daß sie nicht nur den Charakter tragen, den sie sonst haben, nämlich den des Abstrakten, sondern daß man in den Gedanken etwas erlebt, was ähnlich ist den Wachstumskräften, die einen vom kleinen Kinde zum erwachsenen Menschen gemacht haben, oder den Kräften, die täglich in einem tätig sind, wenn der Stoffwechsel den Leib versorgt.

Das Denken nimmt durchaus einen realen Charakter an. Und gerade weil das Denken einen realen Charakter annimmt, so daß man sich jetzt in dem Denken fühlt, wie man sich früher in seinen Wachstumsprozessen oder in seinen Lebensprozessen gefühlt hat, gerade aus dem Grunde muß dieses imaginative Denken auf die eben beschriebene Art erworben sein. Denn wenn man es so erworben hätte, daß Unbewußtes, vielleicht sogar Körperliches beim Meditieren mitgespielt hätte, so würden jene Kräfte, jene Realitäten, die man jetzt im übersinnlichen Denken erlebt, auch wiederum zurückspielen in den physischen und in den ätherischen menschlichen Organismus. Sie würden sich dort vereinigen mit den Wachstumskräften, mit den Ernährungskräften und man würde, indem man dann in einem solchen realen Denken verharrt, seinen physischen und seinen ätherischen Organismus verändern. Das darf aber auf keine Weise sein!" (Lit.: GA 215, S. 45ff)

"Wenn Sie sich so vorstellen, daß der Mensch, der zum geringen Teile ein fester Leib ist, zum großen Teile Wasser, Luft und die darinnen vibrierende Wärme, so werden Sie es auch nicht mehr so sehr unglaubhaft finden, daß da etwas noch Feineres in uns ist. Und dieses Feinere will ich jetzt den Ätherleib nennen. Dieser Ätherleib, der ist feiner als die Luft. Er ist so fein, daß er uns durchzieht, ohne daß wir im gewöhnlichen Leben etwas davon wissen. Dieser Ätherleib, der ist es, welcher im Wachen in innerlicher Bewegung ist, in einer regelmäßigen Bewegung im ganzen übrigen menschlichen Leib, nur nicht im Kopfe. Im Kopfe ist der Ätherleib innerlich ruhig.

Im Schlafe ist das anders. Das Schlafen beginnt damit und dauert dann in der Art und Weise an, daß der Ätherleib auch im Kopfe anfängt in Bewegung zu sein. So daß wir im Schlafe als ganzer Mensch, nach Kopf und übrigem Menschen, einen innerlich bewegten Ätherleib haben. Und wenn wir träumen, sagen wir, beim Aufwachen, dann ist es so, daß wir die letzten Bewegungen des Ätherleibes gerade im Aufwachen noch wahrnehmen. Die stellen sich uns als die Träume dar. Die letzten Kopf-Ätherbewegungen nehmen wir beim Aufwachen noch wahr; beim schnellen Aufwachen kann das nicht der Fall sein. Wer lange in der Weise, wie ich es angedeutet habe, meditiert, der kommt aber in die Lage, in den ruhigen Ätherleib des Kopfes allmählich Bilder hineinzuformen. Das nenne ich in dem Buche, das ich angeführt habe, Imaginationen. Und diese Imaginationen, die unabhängig vom physischen Leibe im Ätherleib erlebt werden, sind der erste übersinnliche Eindruck, den wir haben können. Der bringt uns dann in die Lage, ganz abzusehen von unserem physischen Leibe, und unser Leben bis zu der Geburt hin in seinem Handeln, in seiner Bewegung wie in einem Bilde anzuschauen. Was oftmals von den Leuten beschrieben wird, die im Wasser untergesunken, am Ertrinken waren: daß sie ihr Leben rückwärtsschauend in bewegten Bildern gesehen haben - das kann hier systematisch ausgebildet werden, so daß man alle Ergebnisse unseres gegenwärtigen Erdenlebens darinnen sehen kann. Das erste, was die Initiationserkenntnis gibt, ist die Anschauung des eigenen seelischen Lebens. Das ist allerdings anders, als man es gewöhnlich vermutet. Gewöhnlich vermutet man in der Abstraktion dieses seelische Leben als etwas, das aus Vorstellungen gewoben ist. Wenn man es in seiner wahren Gestalt entdeckt, da ist es etwas Schöpferisches, da ist es zugleich dasjenige, was in unserer Kindheit gewirkt hat, was unser Gehirn plastisch gebildet hat, was den übrigen Leib durchdringt und in ihm eine plastische, bildsame Tätigkeit bewirkt, indem es unser Wachen, sogar unsere Verdauungstätigkeit jeden Tag bewirkt.

Wir sehen dieses innerlich Tätige im Organismus als den Ätherleib des Menschen. Das ist kein räumlicher Leib, das ist ein zeitlicher Leib. Daher können Sie auch als Raumesform den Ätherleib nur beschreiben, wenn Sie sich bewußt sind, Sie tun dabei dasselbe, wie wenn Sie einen Blitz abmalen. Wenn Sie den Blitz abmalen, malen Sie natürlich einen Augenblick; Sie halten den Augenblick fest. Den menschlichen Ätherleib kann man auch nur so räumlich festhalten, daß das ein Augenblick ist. In Wirklichkeit haben wir einen physischen Raumesleib und einen Zeitleib, einen Ätherleib, der immer in Bewegung ist. Und es bekommt nur einen Sinn, von dem Ätherleib zu sprechen, wenn wir von diesem als Zeitleib sprechen, den wir als Einheit überschauen bis zu unserer Geburt hin, von dem Augenblick ab, wo wir in die Lage kommen, diese Entdeckung zu machen. Das ist das erste, was wir an übersinnlichen Anlagen in uns selbst zunächst entdecken können." (Lit.: GA 214, S. 128ff)

Verwandtschaft mit dem künstlerischen Erleben

"Was man da im Erkennen dieses ätherischen Wesens ausführt, das ist ähnlich und doch wiederum sehr unähnlich nicht der gewöhnlich naturalistisch- abstrakten Erkenntnisweise, sondern der künstlerischen Betätigung. Man muß vielmehr ein gestaltendes Denken entwickeln, ein Denken, das in einer gewissen Beziehung schon an die besondere Vorstellungsweise des Künstlers erinnert. Allerdings, es ist auch wiederum der künstlerischen Vorstellungsweise sehr unähnlich. Denn dasjenige, was der Künstler bildet, bleibt innerhalb des Wesens der Phantasie stehen. Die phantasievoll bildende Tätigkeit ist im eminentesten Sinne an die Leiblichkeit, an die Körperlichkeit gebunden, ist nicht eine Tätigkeit frei von der Leiblichkeit. Die Tätigkeit, die man in der imaginativen Erkenntnis ausübt, ist frei von der Leiblichkeit, und deswegen ergreift sie auch ein Reales. Die Schöpfungen des Künstlers sind nicht so, daß sie sich als Reales in die Welt hineinstellen können. Sie werden noch niemals die Vorstellung gehabt haben von der Venus von Milo, daß sie anfängt weiterzuschreiten und auf Sie zuzukommen. Dasjenige, was der Künstler bildet, ist doch nicht Realität. Ebensowenig werden Sie, wenn Sie auf einem Gemälde einen Teufel gesehen haben, die Befürchtung haben hegen können, daß der Teufel, der da gemalt ist, Sie holen könnte. Es ist die Art und Weise, wie der Künstler sich in die Realität hineinstellt, an die menschliche physische Realität gebunden, taucht aber nicht in die geistig-seelische Realität hinein. Dasjenige, was in imaginativer Erkenntnis erobert wird, das taucht in eine wirkliche Realität, in ein Geschehen ein." (Lit.: GA 303, S. 88f)

"Voll in dieser Tätigkeit, in die sich da der Mensch durch das imaginative Erkennen einfügt, lebt eigentlich nur das ganz kleine Kind, bevor es sprechen gelernt hat. Denn indem es sprechen lernt, indem sich die Sprache im Seelenleben herausbildet, sondern sich aus den allgemeinen Wachstums- und sonstigen Lebenskräften jene Kräfte ab, die dann als abstraktes Denken erlebt werden. Das Kind hat dieses abstrakte Denken noch nicht. Die Metamorphose eines Teiles der Wachstums- und Lebenskräfte zu Denkkräften hat sich noch nicht vollzogen. Daher ist das Kind gegenüber dem Kosmos in einer Tätigkeit, in die man sich wieder zurückversetzt fühlt durch das imaginative Erkennen, nur, daß das Kind es unbewußt erlebt. Der imaginative Denker erlebt es vollbewußt in klarer Besonnenheit.

Für den Menschen, der nicht das imaginative Denken erringt, ist es unmöglich, dasjenige zu überschauen, was da spielt zwischen dem menschlichen ätherischen Organismus und dem Ätherischen im Kosmos. Das Kind kann es nicht schauen, obwohl es das unmittelbar erlebt, weil es noch kein abstraktes Denken hat; der Mensch mit dem gewöhnlichen Bewußtsein kann es nicht schauen, weil er sein abstraktes Denken noch nicht durch Meditation vertieft hat. Vertieft er es durch Meditation, dann schaut er vollbewußt im Grunde genommen jenes Wechselspiel des ätherischen menschlichen Organismus mit dem Ätherischen im Kosmos, in dem noch ungeteilt das ganz kleine Kind lebt. Und so möchte man den paradoxen Satz aussprechen: Der allein ist ein wirklicher Philosoph, der als reifer Mensch wiederum in seiner Seelenverfassung zum ganz kleinen Kinde werden kann, der aber die Gabe sich erworben hat, diese Seelenverfassung des kleinen Kindes in einem wacheren Zustande zu erleben, als das Wachsein des gewöhnlichen Bewußtseins ist, und wiederum heraufzuholen in sein ganzes Seelenleben das, was man war als ganz kleines Kind, bevor man durch die Sprache zum abstrakten Denken übergegangen ist. - Und das, was man so erlebt, vollbewußt zu überschauen, das gibt den Philosophen der modernen Zeit. Der Philosoph der modernen Zeit lebt in der - vollbewußten - Verfassung des ganz kleinen Kindes, bevor es sprechen gelernt hat." (Lit.: GA 215, S. 50)

Inspiration

Eine noch höhere Stufe der geistigen Erkenntnis wird erreicht, wenn durch fortgesetzte Meditation die imaginativen Bilder willentlich unterdrückt und bei vollem Wachen ein Zustand völliger Leere im Bewusstsein hergestellt wird. Dann beginnt sich das Bewusstsein alsbald mit Inspirationen zu erfüllen, durch sich die Wesen der geistigen Welt in ihrer wahren geistigen Bedeutung und in ihrem Verhältnis zueinander auszusprechen beginnen. Erst auf dieser Erkenntnisstufe kann eine sichere geistige Erkenntnis errungen werden.

"Nun, die nächste Etappe in diesem Meditieren besteht darinnen, daß man sich wiederum die Fähigkeit erwirbt, diese Bilder, die etwas Faszinierendes haben, und die, wenn der Mensch sie nicht in vollständiger Freiheit wie beim Meditieren entwickelt, tatsächlich sich wie die Parasiten festsetzen, daß man diese Bilder aus dem Bewußtsein wiederum ganz verschwinden lassen kann, daß man auch die innere Willkür erhält, diese Bilder, wenn man will, wiederum völlig verschwinden zu lassen. Diese zweite Etappe ist so notwendig wie die erste. So wie im Leben gegenüber dem Erinnern das Vergessen notwendig ist - sonst würden wir immer mit der ganzen Summe unserer Erinnerungen herumgehen - , so ist auf dieser ersten Stufe des Erkennens das Abwerfen der imaginativen Bilder so notwendig als das Weben, das Gestalten dieser imaginativen Bilder.

Aber, indem man das alles durchgemacht hat, durchgeübt hat, hat man etwas mit dem Seelischen vollzogen, was man vergleichen könnte damit, wenn man einen Muskel immerfort gebraucht, wenn man ihn immerfort übt, so wird er stark. Man hat jetzt eine Übung in der Seele dadurch vollzogen, daß man Bilder weben, Bilder gestalten lernt, und sie wiederum unterdrückt, und daß das alles vollständig in dem Bereich unseres freien Willens steht. Sehen Sie, man ist dadurch, daß man die Imagination ausgebildet hat, zu der bewußten Fähigkeit gekommen, Bilder zu gestalten, wie sie sonst das unbewußte Leben des Traums gestaltet, da drüben in der Welt, die man sonst mit seinem gewöhnlichen Bewußtsein nicht überblickt, die in die Zustände zwischen dem Einschlafen und Aufwachen hineinverlegt sind. Jetzt entfaltet man diese selbe Tätigkeit bewußt herüber. Man entfaltet also in jener Meditation, die abzielt auf das imaginative Erkennen, den Willen, die Fähigkeit zu erringen, bewußt Bilder zu schaffen, und wiederum die Fähigkeit, bewußt Bilder aus dem Bewußtsein wegzuschaffen. Dadurch kommt eine andere Fähigkeit.

Diese Fähigkeit ist eine solche, die sonst unwillkürlich vorhanden ist nicht während des Schlafens, sondern im Momente des Aufwachens und Einschlafens. Der Moment des Aufwachens und Einschlafens kann sich so gestalten, daß man das, was man vom Einschlafen bis zum Aufwachen erlebt hat, in den Traumresten herübernimmt, dann von dorther dasjenige, was drüben ist, beurteilt. Es kann uns aber auch dasjenige, dem wir uns öffnen beim Aufwachen, gleich so überraschen, daß alle Erinnerung an den Traum hinuntersinkt. Im allgemeinen kann man sagen: In den Träumen ragt etwas Chaotisches, etwas wie erratische Gebilde von einem außer dem gewöhnlichen Wachleben Liegenden in das Wachleben herein. Es ragt dadurch herein, daß der Mensch während des Schlafens die bildhafte, die Imaginationen schaffende Tätigkeit entwickelt. Entwickelt er im Wachleben die Imaginationen schaffende Tätigkeit und die Imaginationen wegschaffende Tätigkeit, kann er also aus seiner Vorbereitung zur Imagination zu einem bewußtseinsleeren Zustand kommen: dann ist es so wie ein Aufwachen, und dann dringen von jenseits des Sinnesteppichs - was ich jetzt hier in der Zeichnung mit einem roten Kreis bezeichnet habe —, da dringen dann auf den durch die Meditation entwickelten Gedankenbahnen diejenigen Wesenhaftigkeiten durch den Sinnesteppich durch in uns ein, die jenseits dieses Sinnesteppichs sind. Wir durchstoßen den Sinnesteppich, wenn wir nach den gemachten Bildern mit leerem Bewußtsein verharren; dann kommen die Bilder herein durch Inspiration aus dem Jenseits der Sinneswelt. Wir treten in diejenige Welt ein, die jenseits der Sinneswelt liegt. Wir bereiten uns durch das imaginative Leben zur Inspiration vor. Und die Inspiration besteht darinnen, daß wir bewußt so etwas erleben können wie sonst unbewußt den Moment des Aufwachens. Wie im Moment des Aufwachens in unser waches Seelenleben etwas von jenseits des wachen Seelenlebens hereinkommt, so kommt dann, wenn wir durch die Imagination unser Seelenleben so ausgebildet haben, wie ich es geschildert habe, etwas von jenseits des Bewußtseins des Sinnesteppichs herein.

Wir erleben auf diese Weise die geistige Welt, die hinter der Sinneswelt ist. Es ist durchaus das, was als solche Fähigkeiten zur übersinnlichen Erkenntnis angeeignet wird, eine Fortsetzung desjenigen, was der Mensch schon im gewöhnlichen Leben als Fähigkeit hat. Und darauf beruht Anthroposophie, daß solche Fähigkeiten weiter ausgebildet werden. Sie muß sich aber dabei ganz und gar auf dasjenige stützen, was sich der Mensch durch ein zeitliches Erfassen der Lebens- und Daseinsläufe aneignet." (Lit.: GA 303, S. 78ff)

Erleben des Ätherleibs - das Lebenstableau

"Wenn Sie nun die Ubungsrichtung so weit fortsetzen, daß Sie es bis zur Unterdrückung der selbstgemachten Imagination gebracht haben, bis zur Leerheit des Bewußtseins und dennoch realen geistig-seelischen Inhalt erleben, dann wird das erste sein, was Sie erleben, ein Tableau Ihres bisherigen Erdenlebens so ungefähr bis zur Geburt hin. Den physischen Leib sehen Sie dabei nicht. Der physische Leib entschwindet einem, wenn man also zum leibfreien Wahrnehmen kommt. Aber alles das bleibt vor der Seele stehen, was man erlebt hat, was sonst unbewußte Erinnerungsströmung ist, aus der die einzelnen Erinnerungen auftauchen. Das tritt jetzt vor die Seele hin, aber nicht so wie in der gewöhnlichen Erinnerung, sondern so, daß es auf einmal da ist, daß es gewissermaßen ein Zeitorganismus ist, ein in sich beweglicher Zeitorganismus." (Lit.: GA 303, S. 84f)

"Wenn man sich in dieses Lebenstableau hineinlebt, dann findet man: in diesem Lebenstableau ist etwas viel realer als in der bloßen Erinnerung. Die Erinnerungsvorstellungen sind neutrale, die keine innere Kraft haben, die gewissermaßen daliegen, die wir aufnehmen können, die aber keine innere Kraft haben. Dasjenige, was im Lebenstableau enthalten ist, hat innere Kraft und enthält zugleich diejenigen Kräfte, die den Menschen bilden, die innerlich bildend wirken, die zum Beispiel beim Kinde, wo das Gehirn zunächst noch nicht seine vollständige plastische Ausgestaltung hat, sondern erst im Laufe der ersten Lebensjahre ausgestaltet wird, als übersinnliche Bildekräfte wirken. Diese übersinnlichen Bildekräfte lernt man jetzt kennen, \ndem sie in diesem Lebenstableau drinnen enthalten sind. Man ergreift also nicht etwas bloß abstrakt Vorstellungsmäßiges, sondern man ergreift eine Realität, einen Zeitlauf, der krafterfüllt ist: und das ist der feinere Leib, von dem wir sprechen, Ätherleib, auch Bildekräfteleib genannt, der ein abgeschlossenes Bild im Räume nur gibt als ein augenblicklich Festgehaltenes in einem fortwährenden Strömen. Dieser Ätherleib ist in fortwährender Bewegung. Und wenn man versucht, ihn zu malen, so malt man eigentlich etwas Unwirkliches auf, etwas, was nur einen Augenblick dauern könnte, denn der nächste Zustand ist schon gleich wieder ein anderer und der frühere war ein anderer. Es ist eben durchaus ein Zeitenleib, der aber als Kräfteleib, als Bildekräfteleib dem Wachstum und auch dem Stoffwechsel des menschlichen Organismus zugrunde liegt, von dem wir als von einem feineren, ätherischeren Leibe sprechen. Das Wort ätherisch darf uns dabei nicht an das erinnern, wie es in der Physik gebraucht wird, sondern nur an dasjenige, was eben vorhin charakterisiert und so genannt worden ist." (Lit.: GA 303, S. 87f)

Geistesgegenwart

"Nun hat diese Erkenntnis aber noch ein Charakteristikon. Sie werden auch darüber in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» Aufschlüsse finden. Man muß sich nämlich noch etwas aneignen, wenn man zu dieser inspirierten Erkenntnis kommen will. Das ist Geistesgegenwart. Geistesgegenwart hat man, wenn man, in irgendeine Lebenssituation gebracht, schnell handeln kann, nicht erst nachklappt mit seinem Urteil, bis die Gelegenheit zum Handeln schon vorüber ist. Man muß gerade durch solche Dinge sich üben, die einem notwendig machen, schnell zu handeln, schnell zuzugreifen, weil nämlich dasjenige, was durch Inspiration auftritt, schnell vorüberhuscht; im Status nascendi, im Momente des Entstehens entschwindet es auch schon. Man muß die Aufmerksamkeit schnell darauf werfen können." (Lit.: GA 303, S. 86f)

Verwandtschaft mit dem moralischen Erleben

"Und wenn wir uns zur inspirierten herauferheben, dann werden die Inspirationen, die wir in unserem Bewußtsein tragen, so sein, daß wir sie wieder Erlebnissen vergleichen können, die ihnen ähnlich und doch wiederum unähnlich sind; und das sind die moralischen Erlebnisse und ist das Auffassen moralischer Ideen. Ähnlich sind die Inspirationen aus der geistigen Welt den moralischen Ideen dadurch, daß man qualitativ dasselbe tut, wenn man die inspirierten Vorstellungen erlebt, wie man tut, wenn man moralische Ideen und Ideale in seinem Bewußtsein anwesend sein läßt. Diesem Qualitativen des innerlichen Erlebens nach sind auch die Inspirationen dem moralischen Ideale- Erleben ähnlich; aber sie sind wiederum total verschieden dadurch, daß ja das moralische Ideal, das wir fassen, nicht die innerliche Aktivität hat, sich durch eigene Kraft zu verwirklichen. Unser moralisches Ideal ist zunächst machtlos, ohnmächtig in der Welt. Wir müssen es durch unsere physische Persönlichkeit verwirklichen. Wir müssen es auf dem Umwege durch unsere physische Persönlichkeit in die Welt hineinstellen. An sich bleibt das moralische Ideal ein bloßer Gedanke. Das ist die Inspiration nicht. Wir vollziehen sie so, daß sie qualitativ ähnlich ist dem moralischen Vorstellen, dem moralischen Impuls; aber sie erweist sich durch ihr Drinnenstehen in der Welt als ein Reales, als ein Mächtiges, als dasjenige, was so wirkt, wie Naturkräfte wirken. Man taucht also in eine Welt ein, die man so zu denken hat, wie man die moralische denkt, die aber eine von vornherein durch ihre eigene Kraft reale ist." (Lit.: GA 303, S. 89f)

Intuition

Die höchste Erkenntnisstufe, die Intuition, führt schließlich zu einer vollkommen Einswerdung mit den Wesen der geistigen Welt, in dem das eigene Bewusstsein unmittelbar in dem ihren erwacht.

Verwandtschaft mit dem religiösen Empfinden

Die Intuition verlangt die vollkommene Hingabe an das Objekt und ist darin dem religiösen Empfinden ähnlich, das allerdings nur ein subjektiv inneres Erleben ist, während die Intuition unmittelbar in die Realität eintaucht.

"Und wenn man in der Inspiration so weit gekommen ist, daß man nun darinnensteht in einer geistig-seelischen Welt, daß einem die geistigseelische Welt einen Inhalt gibt, dann ist zum vollen Erleben dieser geistig-seelischen Welt noch etwas notwendig. Dann muß man in diese geistig-seelische Welt etwas hineintragen, was eben durchaus nicht in unserer abstrakten Gedankenwelt ist. Man muß hineintragen die Hingabe an das Objekt. Man lernt doch eine Wesenheit oder eine Kraft in der geistig-seelischen Welt nicht voll kennen, wenn man nicht mit dem eigenen Wesen in Liebe ganz hinübergehen, ganz einströmen kann in das, was sich einem in der Inspiration darbietet. Die Inspiration ist gewissermaßen zunächst nur eine Offenbarung des Geistig-Seelischen. Das innere Wesen enthüllt sich einem, wenn man sich selber in liebevoller Hingabe in dasjenige ausgießt, wovon man inspiriert wird. Und indem man in dieser Weise, lebensvoll erhöht, die geistig-seelische Realität erlebt, ist man in der Intuition darinnen.

Das ist die intuitive Erkenntnis. Schatten von der Intuition sind ja auch schon im gewöhnlichen Leben vorhanden, und die Schatten der Intuition leben sich im religiösen Empfinden, im religiösen Fühlen aus. Dasjenige, was im religiösen Fühlen nur innerlich ist, ohne daß man in einer besonderen Welt darinnensteht, das ist in der geistigen Intuition voll erfüllt mit Realität. So daß die geistige Intuition ähnlich und wiederum ganz verschieden ist von dem bloß religiösen Empfinden. Das bloß religiöse Empfinden bleibt subjektiv. Bei der geistigen Intuition strömt das Innenwesen in die Objektivität hinüber, lebt in der geistig-seelischen Realität darinnen, so daß man sagen kann: Ähnlich und unähnlich dem religiösen Vorstellen ist die intuitive Art der übersinnlichen Erkenntnis." (Lit.: GA 303, S. 90f)

Erlebnisse nach der Meditation

"Nach der Meditation ist es gut, eine Ruhepause eintreten zu lassen, die Seele ganz leer zu machen und nur zu warten, welche Imaginationen uns aus höheren Welten kommen. - Viel hängt auch ab von der Stimmung, Verfassung unserer Seele: nur aus voller Andacht und Freude, nur mit größter Hingabe sollen wir an unsere Übungen herangehen. Die Erlebnisse, die sich einstellen, sind sehr verschieden je nach der Individualität und dem Karma des Meditanten. Aus der Fülle derselben möchte ich heute zwei herausgreifen:

Das eine ist das Hinausgehobensein in den Raum, in die Unendlichkeit. Man fühlt sich wie erweitert, wie emporgehoben; damit ist natürlich verknüpft ein Verlassen des Körpers. Bei diesem Emporgehobenwerden sieht man eine Rötung; gelblichrötliche Wolken kommen uns entgegen, aus denen sich nach und nach Gestalten herauskristallisieren. Dieses Erlebnis löst aus ein Gefühl der Wonne, der Glückseligkeit.

Daneben tritt ein zweites Erlebnis auf, das des Hinuntertauchens, des Versinkens in die Tiefe. Dabei hat man ein Gefühl des Verengens, des Zusammenschnürens. Die geistigen Wesenheiten, die man bei diesem Untertauchen empfindet, erscheinen einem in blau-violetten Farbenerglänzungen. Sie lösen in uns aus ein Gefühl ehrfürchtigen Erschauerns und veranlassen den Menschen, eine Art Selbstschau über sich zu halten. Sie zeigen dem Menschen, wie er wirklich ist, alle seine Fehler und Irrtümer, alle seine moralischen Schwächen in ihrer ganzen Größe und Verwerflichkeit.

Zwar sind wir durch die Rückschau, die wir alle Abend anstellen, schon darauf hingelenkt; aber mit dem physischen Bewußtsein ist der Mensch doch nicht fähig, so klar zu erkennen. Diese aus der Tiefe auftauchenden Wesen bringen uns auch dazu, deutlich zu sehen, was Gewohnheitsfehler und falsches Denken in uns hervorbringen. Die Wesenheiten, die uns in bläulich- violettem Licht erscheinen und uns unsere Fehler zur Anschauung bringen, gehören den Angeloi an, während die oberen, die rötlich-gelben Lichtgestalten, die ihm gleich der strafenden Gerechtigkeit sein Urteil sprechen, den Archangeloi angehören. Diese Erlebnisse können auch in anderer Weise an den Menschen herantreten, nämlich durch Klänge, Töne. Das ist dann noch viel schauriger, noch viel schwerer zu ertragen, wenn ihm auf diese Weise sein Urteil mit Donnerstimme von dem Erzengel verkündet wird. Aber wenn der Mensch bis zu dieser Stunde gekommen ist, die eintritt, nachdem er die Erscheinung mit dem Hüter der Schwelle gehabt hat, dann muß er sich eben das Erschauern (Furcht) abgewöhnt haben." (Lit.: GA 266c, S. 89f)

Beispiele

In seiner Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (GA 10) hat Rudolf Steiner einige grundlegende Meditationen geben, so etwa die Samenkorn-Meditation. Eine weitere Meditation von großer Bedeutung, die Steiner in seiner «Geheimwissenschaft im Umriß» (GA 13)schildert, ist die Rosenkreuz-Meditation. Weitere grundlegende Beispiele finden sich in «Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen» (GA 16).

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Ausspruch Dr. Steiners nach Aufzeichnungen einzelner Freunde.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, GA 10 (1904/05), Kapitel Kontrolle der Gedanken und Gefühle
  2. Rudolf Steiner: Drei Schritte der Anthroposophie. Philosophie – Kosmologie – Religion, GA 25 (1999), ISBN 3-7274-0252-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein, GA 150 (1980), ISBN 3-7274-1500-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Vorstufen zum Mysterium von Golgatha , GA 152 (1990), ISBN 3-7274-1520-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung, GA 161 (1999), ISBN 3-7274-1610-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen, GA 202 (1993), ISBN 3-7274-2020-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Das Geheimnis der Trinität, GA 214 (1999), ISBN 3-7274-2140-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Die Philosophie, Kosmologie und Religion in der Anthroposophie, GA 215 (1980), ISBN 3-7274-2152-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik., GA 303 (1978), ISBN 3-7274-3031-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  10. Rudolf Steiner: Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst. Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben., GA 305 (1991), ISBN 3-7274-3050-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  11. Rudolf Steiner: Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst, GA 316 (2003), ISBN 3-7274-3160-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner: Ausgewählte Gebete, Meditationen und mantrische Sprüche, BOD, Norderstedt 2012
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.