Theodora (Mysteriendrama) und Nominalismus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Theodora''' ist eine Gestalt aus den [[Mysteriendramen]] [[Rudolf Steiner]]s und tritt hier als [[Seherin]], die noch über alte [[medial]]e Fähigkeiten verfügt, in Erscheinung. Bei ihr ist das [[Wille]]ns-Element in naives Sehertum umgewandelt. In [[Goethes Märchen]], das den Ausgangspunkt für Steiners Mysteriendramen bildete, entspricht ihr der ''Habicht'', der, hoch im Himmel fliegend, schon früh die aufgehende [[Sonne]] verkündigt. Im [[Die Pforte der Einweihung#Erstes Bild|ersten Bild]] in "[[Die Pforte der Einweihung]]" hat sie eine [[Vision]] von der [[Die Wiederkehr des Christus im Ätherischen|Wiederkehr des Christus im Ätherischen]]. Im zweiten Drama, "[[Die Prüfung der Seele]]", wird ihre vorige [[Inkarnation]] zur Zeit des [[Wikipedia:Spätmittelalter|Spätmittelalter]]s geschildert, in der sie als '''Cäcilia''', genannt Cilli, die Pflegetochter [[Joseph Kühne]]s, der vorigen Inkarnation [[Felix Balde]]s, war. In "[[Der Hüter der Schwelle]]" ist Theodora die Gattin [[Doktor Strader]]s.
Der '''Nominalismus''' (von [[Latein|lat.]] ''nomen'' = "Name") war eine der im [[mittelalter]]lichen [[Universalienstreit]] vertretenen Positionen, wonach die [[Allgemeinbegriffe]] oder [[Universalien]] letztlich nur zusammenfassende Bezeichnungen (''Namen'') für eine Gruppe gleichartiger [[Erscheinung]]en sind, denen aber keine eigenständige [[geist]]ige [[Realität]] zu Grunde liegt. Real sind für die '''Nominalisten''' nur die einzelnen, konkreten [[sinnlich]]en [[Phänomen]]e. Die Gegenposition wurde von den [[Realisten]] eingenommen, zu denen etwa [[Thomas von Aquin]] zählte. Die Realisten gingen davon aus, dass den Allgemeinbegriffen eine [[konkret]]e [[objektiv]]e [[geist]]ige [[Realität]] entspricht.


Im 1. Bild der «Pforte der Einweihung» charakterisiert [[Maria (Mysteriendrama)|Maria]] ihr Wesen so:
Im [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] trat als nominalistischer, aber zugleich originär eigenständiger Denker insbesondere [[Ludwig Wittgenstein]] hervor, nach dem alle [[Philosophie]] demgemäß letztlich [[Sprachphilosophie]] ist.


<div style="margin-left:50px">
[[Kategorie:Philosophie]]
<poem>
[[Kategorie:Scholastik]]
'''MARIA''':
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
Die Freundin hat es oft uns dargestellt,
[[Kategorie:Sprachphilosophie]]
Wie sonderbar es ihr ergangen.
[[Kategorie:Ontologie]]
Sie fühlte eines Tages sich wie umgewandelt.
[[Kategorie:Theologie]]
Und nirgends konnte sie Verständnis finden.
Ihr Wesen wirkte überall Befremden nur,
Bis sie in unsre Kreise trat.
Nicht daß wir selbst begreifen könnten,
Was sie mit keinem Menschen teilt;
Doch wir erwerben uns durch unsre Denkungsart
Die volle Anteilnahme auch für Ungewohntes,
Wir lassen jede Art
Des Menschenwesens gelten.
Für unsre Freundin gab es
Im Leben einen Augenblick,
Da sie verschwinden fühlte alles,
Was ihrem eignen Lebenslaufe angehört.
Vergangnes war wie ausgelöscht in ihrer Seele.
Und seit sich diese Wandlung eingestellt,
Erneuert immer wieder sich die Seelenstimmung.
Sie dauert jedesmal nur kurze Zeit.
Im andern Leben ist sie so wie alle Menschen.
Wenn sie in jenen Zustand fällt,
Ermangelt sie fast ganz
Der Gabe der Erinnerung.
Es ist ihr auch des Auges Kraft genommen,
Sie fühlt dann mehr, was sie umgibt.
Sie sieht es nicht.
Dabei erglimmen ihre Augen
In eigenartigem Licht.
Dafür erscheinen ihr Gebilde,
Die anfangs traumhaft waren,
Die jetzt so klar doch sind,
Daß sie als Vorverkündung spätrer Zukunft
Nur zu verstehen sind.
Wir haben dieses oft gesehn.
</poem>
{{Lit|{{G|014|34f}}}}
</div>
 
Theodoras unbewusstes "naives" Sehertum ist ein Nachklang des [[Bilderbewusstsein]]s des [[Alter Mond|alten Mondes]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich habe versucht, die verschiedenen Typen der Menschen in den
Mysteriendramen darzustellen, und auch eine solche Gestalt zu
zeichnen, die in das Mondenhafte zurückfällt, die also auf dem physischen
Plan unintelligent ist und doch richtige Dinge offenbaren
kann, die also unter dem Niveau des normalen irdischen Menschen
steht: das ist die Theodora. Die Theodora ist eine Gestalt, bei der
gerade gemeint ist, daß sie ein Rückfall in das Mondenbewußtsein
ist. Das ist ja sehr klar. Ich möchte sagen, es ist sehr klar dort darauf
hingewiesen, wie das ist, indem gesagt ist an der einen Stelle, wo die
Theodora auftritt: «Theodora, eine Seherin. Bei ihr ist das Willenselement
in naives Sehertum umgewandelt.» Naives Sehertum heißt
eben Mondensehertum, selbstverständlich. Es ist ein naives Sehertum,
und so ist der Charakter auch durchgeführt. Und aus diesem
Grund ist es auch, daß im letzten Mysterium ja nicht mehr die Theodora
selbst auftreten kann, sondern nur ihre Seele, weil sie gewisse
Dinge nicht mitmachen kann. Gerade diese Mysteriendramen sollten
sehr, sehr genau genommen werden." {{Lit|{{G|164|60}}}}
</div>
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0
#Rudolf Steiner: ''Der Wert des Denkens für eine den Menschen befriedigende Erkenntnis'', [[GA 164]] (1984), ISBN 3-7274-1640-8 {{Vorträge|164}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Mysteriendrama]]

Version vom 27. Juni 2018, 08:13 Uhr

Der Nominalismus (von lat. nomen = "Name") war eine der im mittelalterlichen Universalienstreit vertretenen Positionen, wonach die Allgemeinbegriffe oder Universalien letztlich nur zusammenfassende Bezeichnungen (Namen) für eine Gruppe gleichartiger Erscheinungen sind, denen aber keine eigenständige geistige Realität zu Grunde liegt. Real sind für die Nominalisten nur die einzelnen, konkreten sinnlichen Phänomene. Die Gegenposition wurde von den Realisten eingenommen, zu denen etwa Thomas von Aquin zählte. Die Realisten gingen davon aus, dass den Allgemeinbegriffen eine konkrete objektive geistige Realität entspricht.

Im 20. Jahrhundert trat als nominalistischer, aber zugleich originär eigenständiger Denker insbesondere Ludwig Wittgenstein hervor, nach dem alle Philosophie demgemäß letztlich Sprachphilosophie ist.