Vorstellung und Hermetische Kabbala: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Vorstellung''' tritt als inneres, im weitesten Sinn [[bild]]haftes [[seelisch]]es Erleben auf. Sie steht zwischen [[Wahrnehmung]] und [[Begriff]] und ist nach [[Rudolf Steiner]]s [[Philosophie der Freiheit]] ein auf eine bestimmte [[Wahrnehmung]] bezogener und dadurch '''individualisierter Begriff''', der dem [[Gedächtnis]] eingeprägt wird - sie ist daher in diesem Sinn eine '''Erinnerungsvorstellung''' und als solche eine bereits begrifflich durchdrungene [[mental]]e '''Repräsentation''' (von [[lat.]] ''repraesentare'' ‚vergegenwärtigen‘) der ursprünglichen Wahrnehmung, aber nicht deren ''reines'' seelisches [[Abbild]]. Die [[Fähigkeit]], Vorstellungen zu bilden, wird als '''Vorstellungsvermögen''' oder '''Vorstellungskraft''' bezeichnet und ist eng verwandt der freier gestaltenden [[Phantasie]], wobei der Übergang zwischen Erinnerungsvorstellungen und Phantasievorstellungen durchaus gleitend ist.
[[Datei:Tree of Life 2009 large.png|170px|mini|Qabalistische Sefirot mit Bezügen zu Astrologie und Tarot]]
Die '''hermetische Kabbala''' ist eine [[Esoterik|esoterische]] Strömung mit Wurzeln in der [[Gnosis]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147>{{Literatur|Autor=Walter Martin, Jill Martin Rische, Kurt van Gorden|Titel=The Kingdom of the Occult|Verlag=Thomas Nelson|Ort=Nashville, Tennessee|Jahr=2008|Seiten=144-147|ISBN=9-781-4185-1644-4|Online={{Google Buch|BuchID=3mVevn3NWYAC|Seite=144}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, dem [[Neuplatonismus]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/>, der [[Hermetik]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> und der [[Christliche Kabbala|christlichen Kabbala]]<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Israel Regardie|Israel Regardie]]|Titel=A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life|TitelErg=Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero|Auflage=3|Verlag=Llewellyn Publications|Ort=St. Paul, MN|Jahr=2004|Seiten=XIII|ISBN=1-56718-141-4}}</ref>. Zur Unterscheidung von der [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbala]] und der mitunter ''Cabala'' geschriebenen christlichen Kabbala wird oftmals eine Schreibweise mit Q, insbesondere die Form '''Qabalah''', verwandt.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/><ref>{{Literatur|Autor=Anthony J. Elia|Titel=An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries|Sammelwerk=Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association|Band=2|Nummer=2|Verlag=American Theological Society|Ort=Chicago|Jahr=2009|Monat=Dezember|Seiten=12|ISSN=1937-8904|Online=https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386|Zugriff=2012-05-20}}</ref>


== Wahrnehmung und Vorstellung ==
== Beschreibung ==
Die hermetische Kabbala nimmt gegenüber der ursprünglichen jüdischen Kabbala einen universelleren Ansatz an<ref>{{Literatur|Autor=Israel Regardie|Titel=A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life|TitelErg=Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero|Auflage=3|Verlag=Llewellyn Publications|Ort=St. Paul, MN|Jahr=2004|Seiten=138|ISBN=1-56718-141-4|Online={{Google Buch|BuchID=ATD9xJr36pEC|Seite=138}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref> und ist daher breiter gefächert und schwerer zu definieren als die jüdische und die christliche Kabbala<ref name=elia-s13f>{{Literatur|Autor=Anthony J. Elia|Titel=An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries|Sammelwerk=Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association|Band=2|Nummer=2|Verlag=American Theological Society|Ort=Chicago|Jahr=2009|Monat=Dezember|Seiten=13f|ISSN=1937-8904|Online=https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386|Zugriff=2012-05-20}}</ref>; in der hermetischen Kabbala werden diverse esoterische Hilfsmittel, wie [[Tarot]]-Karten, [[Astrologie]] und [[Numerologie]], angewandt, um in der Welt der zehn [[Sephiroth]] aufzusteigen.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Während die jüdische Kabbala auf dem Studium der [[Wikipedia:Tora|Tora]] und ihrer Kommentare zur Erlangung von Wissen über Gott basiert, legt die hermetische Kabbala ihren Schwerpunkt auf [[Magie]] als Mittel zur Vereinigung mit der Gottheit.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Die zehn Sephiroth werden mit zehn Graden der magischen Initiation identifiziert.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Auch ist die Grenze zwischen christlicher und hermetischer Kabbala nicht immer eindeutig, da sich bei mitunter der hermetischen Kabbala zugeordneten Werken Elemente der christlichen finden können (beispielsweise bei [[Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim]]) und umgekehrt (beispielsweise [[Wikipedia:Athanasius Kircher|Athanasius Kircher]]).<ref name=elia-s13f/>


Nach Steiner muss zunächst deutlich zwischen Wahrnehmung und Vorstellung unterschieden werden:
== Geschichte ==
[[Datei:John Dee Ashmolean.jpg|170px|mini|John Dee, um 1600]]
Die Anfänge der hermetischen Kabbala können bei [[John Dee]] und [[Robert Fludd]] gesehen werden. Hermetiker waren empfänglich für die Kabbala, da diese Analogien zu platonischen Ideen aufwies.<ref name=walton>{{Internetquelle|url=http://www.greylodge.org/occultreview/glor_009/hermetic_cabala.htm|titel=Hermetic Cabala in the Monas Hieroglyphica and the Mosaicall Philosophy|autor=Michael T. Walton|hrsg=Grey Lodge|archiv-url=http://web.archive.org/web/20100807233233/http://www.greylodge.org/occultreview/glor_009/hermetic_cabala.htm|archiv-datum=2010-08-07|zugriff=2012-05-20|sprache=englisch}}</ref> Vertreter einer als okkulte Philosophie bezeichneten Strömung, wie Agrippa und [[Wikipedia:Giovanni Pico della Mirandola|Giovanni Pico della Mirandola]], versuchten, Philosophien zu entwickeln, die hermetisches, hebräisches und klassisches Wissen assimilieren, und diese Fusion mit der [[Wikipedia:Christliche Theologie|christlichen Theologie]] zu vereinigen.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=100}}</ref> Trotz ihres esoterischen Charakters wurden die der okkulten Philosophie zugrundeliegenden hermetischen und kabbalistischen Ideen im Europa der Renaissance anfangs positiv aufgenommen. Die Historikerin [[Wikipedia:Frances A. Yates|Frances A. Yates]] betrachtete die okkulte Philosophie sogar als zentrale Triebkraft hinter der Renaissance selbst.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=98}}</ref> Vermutlich ist es kein Zufall, dass die okkulte Philosophie, die Wert auf Einheit legte, während der Zeit der [[Wikipedia:Reformation|Reformation]] und der Renaissance populär wurde; möglicherweise wurde von ihr und ihrer Vereinigung so unterschiedlicher Quellen wie der klassischen Weisheit, der Magie, der hebräischen Kabbala und des Christentums erwartet, eine Lösung für das religiöse und politische Schisma der Zeit zu bieten.<ref name=duxfield-s108>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=108}}</ref> Während das [[Scholastik|scholastische]] Mittelalter Glauben und Frömmigkeit forderte, forderte die Renaissance individuelles Streben und die Suche nach Wissen; die Hermetik versuchte, Wissen und Glauben zu vereinigen.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=107}}</ref> Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden christliche Magi<!-- Das ist kein Tippfehler, sondern der Plural von Magus. --> wie Agrippa und John Dee jedoch wegen ihrer [[Theurgie]] verdächtigt, und als Teil der [[Wikipedia:Gegenreformation|Gegenreformation]] wuchs auch die Reaktion gegen den Renaissance-[[Neuplatonismus]] und damit assoziierte okkulte Strömungen. Die christliche Kabbala, die zunächst der Legitimation okkulten Denkens diente, wurde nun wegen der okkulten Assoziation abgewertet und mit Hexerei assoziiert. Dee und [[Giordano Bruno]] wurden wegen ihrer Philosophie diskreditiert; ersterer verbrachte seine letzten Jahre in Armut, letzterer wurde 1600 verbrannt.<ref name=duxfield-s108/>


<div style="margin-left:20px">
Die hermetische Kabbala blühte im 18./19. Jahrhundert auf und entfernte sich vom Christentum, mitunter bis hin zu einer antichristlichen Ausrichtung.<ref name=elia-s13f/> Im 19. und 20. Jahrhundert erschienen mehrere Werke des französischen [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Éliphas Lévi]], der kabbalistische Lehren verfälscht wiedergab<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]|Titel=Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen|Reihe=suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft|Band=330|Auflage=1|Verlag=suhrkamp Verlag|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1980|Seiten=3|Originaltitel=Major Trends in Jewish Mysticism|Originalsprache=englisch|Übersetzer=Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro}}</ref> und die Werke anderer Autoren niemals wirklichkeitsgetreu wiedergab<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Arthur Edward Waite|Arthur Edward Waite]]|Titel=Doctrine and Literature of the Kabalah|Verlag=Kessinger Publishing|Jahr=1992|Seiten=400|Online={{Google Buch|BuchID=Oj9sSDJz4C0C|Seite=400}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, während sich [[Wikipedia:Arthur Edward Waite|Arthur Edward Waite]] um eine korrekte Darstellung der Kabbala bemühte<ref>{{Literatur|Autor=Don Karr|Titel=The Study of Christian Cabala in English|Jahr=2012|Seiten=68f|Online=http://www.digital-brilliance.com/contributed/Karr/Biblios/ccinea.pdf|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, jedoch nicht des [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] und [[Wikipedia:Aramäische Sprachen|Aramäischen]] mächtig war und daher Fehler aus [[Wikipedia:Jean de Pauly|Jean de Pauly]]s verfälschter [[Zohar]]-Übersetzung in sein Werk ''The Secret Doctrine in Israel'' übernahm<ref>{{Literatur|Autor=Gershom Scholem|Titel=Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen|Reihe=suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft|Band=330|Auflage=1|Verlag=suhrkamp Verlag|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1980|Seiten=232, 419|Originaltitel=Major Trends in Jewish Mysticism|Originalsprache=englisch|Übersetzer=Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro}}</ref>.
"Die Rose zum Beispiel übt einen Eindruck auf uns
aus: Rot, Duft, Form, Ausdehnung. Wenden wir uns ab von der Rose,
so behalten wir in der Seele etwas zurück wie einen abgeblaßten
Rest des Roten, des Duftes, der Ausdehnung, und so weiter. Dieser
abgeblaßte Rest ist die Vorstellung. Man sollte nicht verwechseln
Wahrnehmung und Vorstellung. Die Vorstellung eines Dinges ist
das, wo das Ding nicht mehr dabei ist. Die Vorstellung ist schon ein
Erinnerungsbild der Wahrnehmung.


Wir sind aber immer noch nicht zum Begriff gekommen. Die
== Siehe auch ==
Vorstellung erhalten wir, indem wir uns den Eindrücken der Außenwelt
* {{WikipediaDE|Hermetische Kabbala}}
aussetzen. Wir behalten dann als Bild die Vorstellung zurück.
Die meisten Menschen kommen Zeit ihres Lebens nicht über
die Vorstellung hinaus, sie dringen nicht vor zum eigentlichen Begriff." {{Lit|{{G|108|199}}}}
</div>


== Vorstellung und Begriff ==
== Literatur ==
 
* Frater Achad (eigentl. Charles Stanfield Jones, 1886–1950): ''Q.B.L. Or The Bridge’s Reception – Being A Short Qabalistic Treatise On The Nature And Use Of The Tree Of Life With A Brief Introduction And A Lenghty Appendix'' [http://www.hermetic.com/browe-archive/achad/qbl/QBL%20title%20and%20TOC.htm]. Der Magier und Dichter war einer von [[Wikipedia:Aleister Crowley|Aleister Crowley]]s bevorzugten Schülern.
Mit der Vorstellung ist noch nicht der ''reine'' [[Begriff]] gegeben:
* [[Franz Bardon]]: ''Der Schlüssel zur wahren Kabbalah''; Wuppertal: Rüggeberg, 1998.
 
* [[Wikipedia:Aleister Crowley|Aleister Crowley]]: ''777 and Other Qabalistic Writings.''
<div style="margin-left:20px">
* [[Wikipedia:Dion Fortune|Dion Fortune]]: ''Die mystische Kabbala''; Hamburg: Aurinia, 2004; ISBN 3-937392-00-9. Der Klassiker der esoterischen Kabbala, gute Einführung.
"Was ein Begriff ist und wie er sich verhält zur Vorstellung,
* [[Éliphas Lévi]] (eigentl. Alphonse Louis Constant): ''Les mystères de la Kabbale ou l’harmonie occulte des deux Testaments''; Paris: Ed. de la Maisnie, 1977; ISBN 2-85707-021-7.
wird am besten gezeigt an einem Beispiel aus der Mathematik. Nehmen
* [[Papus]] (eigentl. Gerard Encausse): ''Die Kabbala'' In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler (mit einem Vorwort von Dr. Gerold Necker). Überarbeitet und wissenschaftlich betreut von [[Wikipedia:Michael Tilly|Michael Tilly]]. 3. Aufl. Marix-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-937715-61-2. Studie aus Sicht eines christlichen Universitätsprofessors und Okkultisten des späten 19. Jahrhunderts.
wir den Kreis. Wenn wir mit einem Kahn auf das Meer hinausfahren,
* Alan Richardson: ''Einführung in die Mystische Kabbala. Geheimnisse des Baum des Lebens''; Basel: Sphinx-Verlag, 1982; ISBN 3-85914-307-7. Einstieg in [[Ritualmagie|rituelle Magie]] nach Art des [[Hermetic Order of the Golden Dawn|Golden Dawn]].
bis dort, wo wir schließlich nichts weiter sehen als die Meeresfläche
und den Himmel, so können wir, wenn es ganz ruhig ist,
den Horizont wahrnehmen als einen Kreis. Schließen wir dann die
Augen, so behalten wir von dieser Wahrnehmung als Erinnerungsbild
die Vorstellung des Kreises zurück. Um zum Begriff des Kreises
zu kommen, müssen wir einen anderen Weg einschlagen. Wir dürfen
keinen äußeren Anlaß für die Vorstellung suchen, sondern wir
konstruieren im Geiste alle Punkte einer Fläche, welche von einem
bestimmten festen Punkte gleich weit entfernt sind; wiederholen
wir dies unzählige Male und verbinden im Geiste diese Punkte
durch eine Linie, so baut sich vor unserem Geiste das Bild eines
Kreises auf. Wir können auch mit Kreide an der Tafel eine Illustration
dieses geistigen Bildes geben. Wenn wir uns nun dieses nicht
durch äußere Eindrücke, sondern durch inneres Konstruieren entstandene
Bild des Kreises vor Augen stellen und es vergleichen mit
dem Bild der Meeresfläche und des Horizontes, das sich der äußeren
Wahrnehmung darbot, so können wir finden, daß der innerlich
konstruierte Kreis dem Bild der äußeren Wahrnehmung durchaus
entspricht.
 
Wenn nun die Menschen wirklich logisch denken, im strengen logischen
Sinne denken, so tun sie etwas anderes als äußerlich wahrnehmen
und das Wahrgenommene sich wieder vergegenwärtigen;
dies ist nur eine Vorstellung. Beim logischen Denken aber muß jeder
Gedanke innerlich konstruiert sein, er muß ähnlich geschaffen
sein, wie ich es eben am Beispiele des Kreises erklärt habe. Mit diesem
inneren Gedankenbilde geht der Mensch dann erst an die äußere
Wirklichkeit heran und findet Harmonie zwischen dem inneren
Bilde und der äußeren Wirklichkeit. Die Vorstellung steht mit der
äußeren Wahrnehmung in Verbindung, der Begriff ist entstanden
durch inneres Konstruieren. Immer haben die Menschen so innerlich
konstruiert, die wirklich logisch dachten. So hat Kepler, als er
seine Gesetze aufstellte, diese innerlich konstruiert, und er fand sie
dann in Harmonie mit der äußeren Wirklichkeit.
 
Der Begriff ist also nichts anderes als ein Gedankenbild, er hat seine
Genesis, seinen Ursprung im Gedanken. Eine äußere Illustration
ist nur eine Krücke, ein Hilfsmittel, um den Begriff anschaulich zu
machen. Nicht durch äußere Wahrnehmung wird der Begriff gewonnen,
er lebt zunächst nur in der reinen Innerlichkeit." {{Lit|{{G|108|199f}}}}
</div>
 
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"In dem Augenblicke, wo eine Wahrnehmung in meinem Beobachtungshorizonte auftaucht, betätigt sich durch mich auch das Denken. Ein Glied in meinem Gedankensysteme, eine bestimmte Intuition, ein Begriff verbindet sich mit der Wahrnehmung. Wenn dann die Wahrnehmung aus meinem Gesichtskreise verschwindet: was bleibt zurück? Meine Intuition mit der Beziehung auf die bestimmte Wahrnehmung, die sich im Momente des Wahrnehmens gebildet hat. Mit welcher Lebhaftigkeit ich dann später diese Beziehung mir wieder vergegenwärtigen kann, das hängt von der Art ab, in der mein geistiger und körperlicher Organismus funktioniert. Die Vorstellung ist nichts anderes als eine auf eine bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff, der einmal mit einer Wahrnehmung verknüpft war, und dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist. Mein Begriff eines Löwen ist nicht aus meinen Wahrnehmungen von Löwen gebildet. Wohl aber ist meine Vorstellung vom Löwen an der Wahrnehmung gebildet. Ich kann jemandem den Begriff eines Löwen beibringen, der nie einen Löwen gesehen hat. Eine lebendige Vorstellung ihm beizubringen, wird mir ohne sein eigenes Wahrnehmen nicht gelingen.


Die Vorstellung ist also ein individualisierter Begriff. Und nun ist es uns erklärlich, dass für uns die Dinge der Wirklichkeit durch Vorstellungen repräsentiert werden können. Die volle Wirklichkeit eines Dinges ergibt sich uns im Augenblicke der Beobachtung aus dem Zusammengehen von Begriff und Wahrnehmung. Der Begriff erhält durch eine Wahrnehmung eine individuelle Gestalt, einen Bezug zu dieser bestimmten Wahrnehmung. In dieser individuellen Gestalt, die den Bezug auf die Wahrnehmung als eine Eigentümlichkeit in sich trägt, lebt er in uns fort und bildet die Vorstellung des betreffenden Dinges. Treffen wir auf ein zweites Ding, mit dem sich derselbe Begriff verbindet, so erkennen wir es mit dem ersten als zu derselben Art gehörig; treffen wir dasselbe Ding ein zweites Mal wieder, so finden wir in unserem Begriffssysteme nicht nur überhaupt einen entsprechenden Begriff, sondern den individualisierten Begriff mit dem ihm eigentümlichen Bezug auf denselben Gegenstand, und wir erkennen den Gegenstand wieder." {{Lit|{{G|004|106f}}}}
== Einzelnachweise ==
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<references/>
 
== Die Erfahrung als die Summe aller im Leben gebildeten Vorstellungen ==
 
Die Summe dessen, worüber sich ein Mensch Vorstellungen bilden kann, bestimmt seine [[Erfahrung]].
 
Indem ich mir eine Vorstellung bilde, bekommt die Wahrnehmung einen konkreten Bezug zu meinem eigenen Selbst. Durch die Wahrnehmung werde ich auf die Außenwelt verwiesen, die Vorstellung hingegen erlebe ich in meiner eigenen Innenwelt, wobei mit Außenwelt keineswegs bloß die [[Sinnliche Welt|sinnliche Außenwelt]] gemeint ist, sondern auch die [[Geistige Welt|geistige Außenwelt]] mit umfasst, eben insgesamt jeden Weltbereich, der außerhalb meines Selbst liegt.
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich nehme nicht nur andere Dinge wahr, sondern ich nehme mich selbst wahr. Die Wahrnehmung meiner selbst hat zunächst den Inhalt, dass ich das Bleibende bin gegenüber den immer kommenden und gehenden Wahrnehmungsbildern. Die Wahrnehmung des Ich kann in meinem Bewusstsein stets auftreten, während ich andere Wahrnehmungen habe. Wenn ich in die Wahrnehmung eines gegebenen Gegenstandes vertieft bin, so habe ich vorläufig nur von diesem ein Bewusstsein. Dazu kann dann die Wahrnehmung meines Selbst treten. Ich bin mir nunmehr nicht bloß des Gegenstandes bewusst, sondern auch meiner Persönlichkeit, die dem Gegenstand gegenüber steht und ihn beobachtet. Ich sehe nicht bloß einen Baum, sondern ich weiß auch, dass ich es bin, der ihn sieht. Ich erkenne auch, dass in mir etwas vorgeht, während ich den Baum beobachte. Wenn der Baum aus meinem Gesichtskreise verschwindet, bleibt für mein Bewusstsein ein Rückstand von diesem Vorgange: ein Bild des Baumes. Dieses Bild hat sich während meiner Beobachtung mit meinem Selbst verbunden. Mein Selbst hat sich bereichert; sein Inhalt hat ein neues Element in sich aufgenommen. Dieses Element nenne ich meine Vorstellung von dem Baume. Ich käme nie in die Lage, von Vorstellungen zu sprechen, wenn ich diese nicht in der Wahrnehmung meines Selbst erlebte. Wahrnehmungen würden kommen und gehen; ich ließe sie vorüberziehen. Nur dadurch, dass ich mein Selbst wahrnehme und merke, dass mit jeder Wahrnehmung sich auch dessen Inhalt ändert, sehe ich mich gezwungen, die Beobachtung des Gegenstandes mit meiner eigenen Zustandsveränderung in Zusammenhang zu bringen und von meiner Vorstellung zu sprechen.
 
Die Vorstellung nehme ich an meinem Selbst wahr, in dem Sinne, wie Farbe, Ton usw. an andern Gegenständen. Ich kann jetzt auch den Unterschied machen, dass ich diese andern Gegenstände, die sich mir gegenüberstellen, Außenwelt nenne, während ich den Inhalt meiner Selbstwahrnehmung als Innenwelt bezeichne. Die Verkennung des Verhältnisses von Vorstellung und Gegenstand hat die größten Missverständnisse in der neueren Philosophie herbeigeführt. Die Wahrnehmung einer Veränderung in uns, die Modifikation, die mein Selbst erfährt, wurde in den Vordergrund gedrängt und das diese Modifikation veranlassende Objekt ganz aus dem Auge verloren. Man hat gesagt: wir nehmen nicht die Gegenstände wahr, sondern nur unsere Vorstellungen. Ich soll nichts wissen von dem Tische an sich, der Gegenstand meiner Beobachtung ist, sondern nur von der Veränderung, die mit mir selbst vorgeht, während ich den Tisch wahrnehme." {{Lit|{{G|004|67}}}}
</div>
 
== Die irrige Ansicht Immanuel Kants, dass wir nur von unseren Vorstellungen wissen können ==
 
Irrig ist die besonders von [[Kant]] und [[Schopenhauer]] vertretene Ansicht, dass der Mensch an die eigentliche [[Wirklichkeit]] nicht heranreiche und überhaupt nur durch Vorstellungen etwas von der Welt wissen könne. Wie Steiner streng philosophisch nachgewiesen hat, steht der Mensch inmitten der Wirklichkeit, wenn er im [[Erkenntnis]]prozess die unmittelbare Wahrnehmung mit dem zugehörigen Begriff verbindet. Die Vorstellung ist die subjektive Repräsentation dieser Wirklichkeit.
 
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"Als Wahrnehmung und Begriff stellt sich uns die Wirklichkeit, als Vorstellung die subjektive Repräsentation dieser Wirklichkeit dar." {{Lit|{{G|004|108}}}}
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"Die Hauptschwierigkeit bei der Erklärung der Vorstellungen wird von den Philosophen in dem Umstande gefunden, dass wir die äußeren Dinge nicht selbst sind, und unsere Vorstellungen doch eine den Dingen entsprechende Gestalt haben sollen. Bei genauerem Zusehen stellt sich aber heraus, dass diese Schwierigkeit gar nicht besteht. Die äußeren Dinge sind wir allerdings nicht, aber wir gehören mit den äußeren Dingen zu ein und derselben Welt. Der Ausschnitt aus der Welt, den ich als mein Subjekt wahrnehme, wird von dem Strome des allgemeinen Weltgeschehens durchzogen. Für mein Wahrnehmen bin ich zunächst innerhalb der Grenzen meiner Leibeshaut eingeschlossen. Aber was da drinnen steckt in dieser Leibeshaut, gehört zu dem Kosmos als einem Ganzen. Damit also eine Beziehung bestehe zwischen meinem Organismus und dem Gegenstande außer mir, ist es gar nicht nötig, dass etwas von dem Gegenstande in mich hereinschlüpfe oder in meinen Geist einen Eindruck mache, wie ein Siegelring in Wachs. Die Frage: wie bekomme ich Kunde von dem Baume, der zehn Schritte von mir entfernt steht, ist völlig schief gestellt. Sie entspringt aus der Anschauung, dass meine Leibesgrenzen absolute Scheidewände seien, durch die die Nachrichten von den Dingen in mich hereinwandern. Die Kräfte, welche innerhalb meiner Leibeshaut wirken, sind die gleichen wie die außerhalb bestehenden. Ich bin also wirklich die Dinge; allerdings nicht Ich, insofern ich Wahrnehmungssubjekt bin, aber Ich, insofern ich ein Teil innerhalb des allgemeinen Weltgeschehens bin. Die Wahrnehmung des Baumes liegt mit meinem Ich in demselben Ganzen. Dieses allgemeine Weltgeschehen ruft in gleichem Maße dort die Wahrnehmung des Baumes hervor, wie hier die Wahrnehmung meines Ich. Wäre ich nicht Welterkenner, sondern Weltschöpfer, so entstünde Objekt und Subjekt (Wahrnehmung und Ich) in einem Akte. Denn sie bedingen einander gegenseitig. Als Welterkenner kann ich das Gemeinsame der beiden als zusammengehöriger Wesenseiten nur durch Denken finden, das durch Begriffe beide aufeinander bezieht.
 
Am schwierigsten aus dem Felde zu schlagen werden die Sogenannten physiologischen Beweise für die Subjektivität unserer Wahrnehmungen sein. Wenn ich einen Druck auf die Haut meines Körpers ausführe, so nehme ich ihn als Druckempfindung wahr. Denselben Druck kann ich durch das Auge als Licht, durch das Ohr als Ton wahrnehmen. Einen elektrischen Schlag nehme ich durch das Auge als Licht, durch das Ohr als Schall, durch die Hautnerven als Stoß, durch das Geruchsorgan als Phosphorgeruch wahr. Was folgt aus dieser Tatsache? Nur dieses: Ich nehme einen elektrischen Schlag wahr (respektive einen Druck) und darauf eine Lichtqualität, oder einen Ton beziehungsweise einen gewissen Geruch und so weiter. Wenn kein Auge da wäre, so gesellte sich zu der Wahrnehmung der mechanischen Erschütterung in der Umgebung nicht die Wahrnehmung einer Lichtqualität, ohne die Anwesenheit eines Gehörorgans keine Tonwahrnehmung usw. Mit welchem Rechte kann man sagen, ohne Wahrnehmungsorgane wäre der ganze Vorgang nicht vorhanden? Wer von dem Umstande, dass ein elektrischer Vorgang im Auge Licht hervorruft, zurückschließt also ist das, was wir als Licht empfinden, außer unserem Organismus nur ein mechanischer Bewegungsvorgang, der vergisst, dass er nur von einer Wahrnehmung auf die andere übergeht und durchaus nicht auf etwas außerhalb der Wahrnehmung. Ebenso gut wie man sagen kann: das Auge nimmt einen mechanischen Bewegungsvorgang seiner Umgebung als Licht wahr, ebenso gut kann man behaupten: eine gesetzmäßige Veränderung eines Gegenstandes wird von uns als Bewegungsvorgang wahrgenommen. Wenn ich auf den Umfang einer rotierenden Scheibe ein Pferd zwölfmal male, und zwar genau in den Gestalten, die sein Körper im fortgehenden Laufe annimmt, so kann ich durch Rotieren der Scheibe den Schein der Bewegung hervorrufen. Ich brauche nur durch eine Öffnung zu blicken und zwar so, dass ich in den entsprechenden Zwischenzeiten die aufeinanderfolgenden Stellungen des Pferdes sehe. Ich sehe nicht zwölf Pferdebilder, sondern das Bild eines dahineilenden Pferdes." {{Lit|{{G|004|104ff}}}}
</div>
 
Da nach Steiner die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen nicht auf die [[sinnliche Welt]] beschränkt ist, sondern sich nach entsprechender [[Schulungsweg|Schulung]] der Seelenkräfte auch auf [[Geistige Welt|geistige Weltbereiche]] erstreckt, so sind auch diese der Erfahrung zugänglich und können streng methodisch [[Wissenschaft|wissenschaftlich]] erforscht werden.
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1962)
#Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}}


{{GA}}
[[Kategorie:Hermetik]]
[[Kategorie:Hermetische Kabbala|!]]
[[Kategorie:Kabbala]]


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 29. November 2020, 21:30 Uhr

Qabalistische Sefirot mit Bezügen zu Astrologie und Tarot

Die hermetische Kabbala ist eine esoterische Strömung mit Wurzeln in der Gnosis[1], dem Neuplatonismus[1], der Hermetik[1] und der christlichen Kabbala[2]. Zur Unterscheidung von der jüdischen Kabbala und der mitunter Cabala geschriebenen christlichen Kabbala wird oftmals eine Schreibweise mit Q, insbesondere die Form Qabalah, verwandt.[1][3]

Beschreibung

Die hermetische Kabbala nimmt gegenüber der ursprünglichen jüdischen Kabbala einen universelleren Ansatz an[4] und ist daher breiter gefächert und schwerer zu definieren als die jüdische und die christliche Kabbala[5]; in der hermetischen Kabbala werden diverse esoterische Hilfsmittel, wie Tarot-Karten, Astrologie und Numerologie, angewandt, um in der Welt der zehn Sephiroth aufzusteigen.[1] Während die jüdische Kabbala auf dem Studium der Tora und ihrer Kommentare zur Erlangung von Wissen über Gott basiert, legt die hermetische Kabbala ihren Schwerpunkt auf Magie als Mittel zur Vereinigung mit der Gottheit.[1] Die zehn Sephiroth werden mit zehn Graden der magischen Initiation identifiziert.[1] Auch ist die Grenze zwischen christlicher und hermetischer Kabbala nicht immer eindeutig, da sich bei mitunter der hermetischen Kabbala zugeordneten Werken Elemente der christlichen finden können (beispielsweise bei Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim) und umgekehrt (beispielsweise Athanasius Kircher).[5]

Geschichte

John Dee, um 1600

Die Anfänge der hermetischen Kabbala können bei John Dee und Robert Fludd gesehen werden. Hermetiker waren empfänglich für die Kabbala, da diese Analogien zu platonischen Ideen aufwies.[6] Vertreter einer als okkulte Philosophie bezeichneten Strömung, wie Agrippa und Giovanni Pico della Mirandola, versuchten, Philosophien zu entwickeln, die hermetisches, hebräisches und klassisches Wissen assimilieren, und diese Fusion mit der christlichen Theologie zu vereinigen.[7] Trotz ihres esoterischen Charakters wurden die der okkulten Philosophie zugrundeliegenden hermetischen und kabbalistischen Ideen im Europa der Renaissance anfangs positiv aufgenommen. Die Historikerin Frances A. Yates betrachtete die okkulte Philosophie sogar als zentrale Triebkraft hinter der Renaissance selbst.[8] Vermutlich ist es kein Zufall, dass die okkulte Philosophie, die Wert auf Einheit legte, während der Zeit der Reformation und der Renaissance populär wurde; möglicherweise wurde von ihr und ihrer Vereinigung so unterschiedlicher Quellen wie der klassischen Weisheit, der Magie, der hebräischen Kabbala und des Christentums erwartet, eine Lösung für das religiöse und politische Schisma der Zeit zu bieten.[9] Während das scholastische Mittelalter Glauben und Frömmigkeit forderte, forderte die Renaissance individuelles Streben und die Suche nach Wissen; die Hermetik versuchte, Wissen und Glauben zu vereinigen.[10] Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden christliche Magi wie Agrippa und John Dee jedoch wegen ihrer Theurgie verdächtigt, und als Teil der Gegenreformation wuchs auch die Reaktion gegen den Renaissance-Neuplatonismus und damit assoziierte okkulte Strömungen. Die christliche Kabbala, die zunächst der Legitimation okkulten Denkens diente, wurde nun wegen der okkulten Assoziation abgewertet und mit Hexerei assoziiert. Dee und Giordano Bruno wurden wegen ihrer Philosophie diskreditiert; ersterer verbrachte seine letzten Jahre in Armut, letzterer wurde 1600 verbrannt.[9]

Die hermetische Kabbala blühte im 18./19. Jahrhundert auf und entfernte sich vom Christentum, mitunter bis hin zu einer antichristlichen Ausrichtung.[5] Im 19. und 20. Jahrhundert erschienen mehrere Werke des französischen Okkultisten Éliphas Lévi, der kabbalistische Lehren verfälscht wiedergab[11] und die Werke anderer Autoren niemals wirklichkeitsgetreu wiedergab[12], während sich Arthur Edward Waite um eine korrekte Darstellung der Kabbala bemühte[13], jedoch nicht des Hebräischen und Aramäischen mächtig war und daher Fehler aus Jean de Paulys verfälschter Zohar-Übersetzung in sein Werk The Secret Doctrine in Israel übernahm[14].

Siehe auch

Literatur

  • Frater Achad (eigentl. Charles Stanfield Jones, 1886–1950): Q.B.L. Or The Bridge’s Reception – Being A Short Qabalistic Treatise On The Nature And Use Of The Tree Of Life With A Brief Introduction And A Lenghty Appendix [1]. Der Magier und Dichter war einer von Aleister Crowleys bevorzugten Schülern.
  • Franz Bardon: Der Schlüssel zur wahren Kabbalah; Wuppertal: Rüggeberg, 1998.
  • Aleister Crowley: 777 and Other Qabalistic Writings.
  • Dion Fortune: Die mystische Kabbala; Hamburg: Aurinia, 2004; ISBN 3-937392-00-9. Der Klassiker der esoterischen Kabbala, gute Einführung.
  • Éliphas Lévi (eigentl. Alphonse Louis Constant): Les mystères de la Kabbale ou l’harmonie occulte des deux Testaments; Paris: Ed. de la Maisnie, 1977; ISBN 2-85707-021-7.
  • Papus (eigentl. Gerard Encausse): Die Kabbala In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler (mit einem Vorwort von Dr. Gerold Necker). Überarbeitet und wissenschaftlich betreut von Michael Tilly. 3. Aufl. Marix-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-937715-61-2. Studie aus Sicht eines christlichen Universitätsprofessors und Okkultisten des späten 19. Jahrhunderts.
  • Alan Richardson: Einführung in die Mystische Kabbala. Geheimnisse des Baum des Lebens; Basel: Sphinx-Verlag, 1982; ISBN 3-85914-307-7. Einstieg in rituelle Magie nach Art des Golden Dawn.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6  Walter Martin, Jill Martin Rische, Kurt van Gorden: The Kingdom of the Occult. Thomas Nelson, Nashville, Tennessee 2008, ISBN 9-781-4185-1644-4, S. 144-147 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 20. Mai 2012).
  2.  Israel Regardie: A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life. Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero. 3 Auflage. Llewellyn Publications, St. Paul, MN 2004, ISBN 1-56718-141-4, S. XIII.
  3.  Anthony J. Elia: An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries. In: Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association. 2, Nr. 2, American Theological Society, Chicago Dezember 2009, ISSN 1937-8904, S. 12 (https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386, abgerufen am 20. Mai 2012).
  4.  Israel Regardie: A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life. Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero. 3 Auflage. Llewellyn Publications, St. Paul, MN 2004, ISBN 1-56718-141-4, S. 138 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 20. Mai 2012).
  5. 5,0 5,1 5,2  Anthony J. Elia: An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries. In: Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association. 2, Nr. 2, American Theological Society, Chicago Dezember 2009, ISSN 1937-8904, S. 13f (https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386, abgerufen am 20. Mai 2012).
  6. Michael T. Walton: Hermetic Cabala in the Monas Hieroglyphica and the Mosaicall Philosophy. Grey Lodge, archiviert vom Original am 7. August 2010; abgerufen am 20. Mai 2012 (englisch).
  7.  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 100.
  8.  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 98.
  9. 9,0 9,1  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 108.
  10.  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 107.
  11.  Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen (= suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 330). 1 Auflage. suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980 (Originaltitel: Major Trends in Jewish Mysticism, übersetzt von Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro), S. 3.
  12.  Arthur Edward Waite: Doctrine and Literature of the Kabalah. Kessinger Publishing, 1992, S. 400 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 20. Mai 2012).
  13.  Don Karr: The Study of Christian Cabala in English. 2012, S. 68f (http://www.digital-brilliance.com/contributed/Karr/Biblios/ccinea.pdf, abgerufen am 20. Mai 2012).
  14.  Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen (= suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 330). 1 Auflage. suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980 (Originaltitel: Major Trends in Jewish Mysticism, übersetzt von Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro), S. 232, 419.


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