Weleda (Unternehmen) und Hermetische Kabbala: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Unternehmen
[[Datei:Tree of Life 2009 large.png|170px|mini|Qabalistische Sefirot mit Bezügen zu Astrologie und Tarot]]
| Name            = Weleda AG
Die '''hermetische Kabbala''' ist eine [[Esoterik|esoterische]] Strömung mit Wurzeln in der [[Gnosis]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147>{{Literatur|Autor=Walter Martin, Jill Martin Rische, Kurt van Gorden|Titel=The Kingdom of the Occult|Verlag=Thomas Nelson|Ort=Nashville, Tennessee|Jahr=2008|Seiten=144-147|ISBN=9-781-4185-1644-4|Online={{Google Buch|BuchID=3mVevn3NWYAC|Seite=144}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, dem [[Neuplatonismus]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/>, der [[Hermetik]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> und der [[Christliche Kabbala|christlichen Kabbala]]<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Israel Regardie|Israel Regardie]]|Titel=A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life|TitelErg=Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero|Auflage=3|Verlag=Llewellyn Publications|Ort=St. Paul, MN|Jahr=2004|Seiten=XIII|ISBN=1-56718-141-4}}</ref>. Zur Unterscheidung von der [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbala]] und der mitunter ''Cabala'' geschriebenen christlichen Kabbala wird oftmals eine Schreibweise mit Q, insbesondere die Form '''Qabalah''', verwandt.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/><ref>{{Literatur|Autor=Anthony J. Elia|Titel=An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries|Sammelwerk=Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association|Band=2|Nummer=2|Verlag=American Theological Society|Ort=Chicago|Jahr=2009|Monat=Dezember|Seiten=12|ISSN=1937-8904|Online=https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386|Zugriff=2012-05-20}}</ref>
| Logo            = [[Datei:Logo Weleda.svg|120px|Logo der Weleda AG]]
| Unternehmensform = [[Wikipedia:Aktiengesellschaft (Schweiz)|Aktiengesellschaft]]
| ISIN            = nicht vorhanden
| Gründungsdatum  = 1922
| Sitz            = [[Wikipedia:Arlesheim|Arlesheim]], [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]]
| Leitung          = Ralph Heinisch <br /> ([[Wikipedia:Chief Executive Officer|CEO]]) <br />Paul Mackay <br /> ([[Wikipedia:Verwaltungsrat (Schweiz)|VR-Präsident]])
| Mitarbeiterzahl  = 1.882 (2013)
| Umsatz          = 364 Mio. [[Wikipedia:Euro|EUR]] (2014)<ref name="GB2012">Vgl. [http://www.weleda.de/media/download/GeschaeftsNachhaltigkeitsbericht_2012.pdf Geschäftsbericht 2012] (PDF; 3,2&nbsp;MB).</ref>
| Branche          = [[Wikipedia:Pharmazie|Pharma]], [[Wikipedia:Kosmetik|Kosmetik]]
| Homepage        = www.weleda.com
}}
Die '''Weleda AG''' mit Hauptsitz in [[Arlesheim]], [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]], ist eine in über 50 Ländern tätige Unternehmensgruppe, die Arzneimittel für [[Anthroposophische Medizin|anthroposophische Medizin]], [[Wikipedia:Diätetik|Diätetik]]a und [[Wikipedia:Naturkosmetik|Naturkosmetik]] entwickelt, produziert und vertreibt. Weleda hat eine [[Anthroposophie|anthroposophische]] Unternehmensphilosophie.


== Produkte ==
== Beschreibung ==
Die Weleda AG stellt rund 1400 Arzneimittel nach eigenem Bekunden auf anthroposophischer Grundlage her. Darunter befinden sich viele homöopathische Präparate, aber auch sogenannte Kompositionen, die aus tierischen, pflanzlichen und mineralischen Substanzen hergestellt werden. Einige der Herstellverfahren, etwa das Rh-Verfahren, bei dem angeblich Haltbarkeit durch rhythmische Bewegungen erzielt wird, aber auch die sogenannten vegetabilisierten Metalle, die mithilfe von Pflanzen angeblich potenziert und belebt werden, wurden von Weleda entwickelt.
Die hermetische Kabbala nimmt gegenüber der ursprünglichen jüdischen Kabbala einen universelleren Ansatz an<ref>{{Literatur|Autor=Israel Regardie|Titel=A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life|TitelErg=Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero|Auflage=3|Verlag=Llewellyn Publications|Ort=St. Paul, MN|Jahr=2004|Seiten=138|ISBN=1-56718-141-4|Online={{Google Buch|BuchID=ATD9xJr36pEC|Seite=138}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref> und ist daher breiter gefächert und schwerer zu definieren als die jüdische und die christliche Kabbala<ref name=elia-s13f>{{Literatur|Autor=Anthony J. Elia|Titel=An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries|Sammelwerk=Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association|Band=2|Nummer=2|Verlag=American Theological Society|Ort=Chicago|Jahr=2009|Monat=Dezember|Seiten=13f|ISSN=1937-8904|Online=https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386|Zugriff=2012-05-20}}</ref>; in der hermetischen Kabbala werden diverse esoterische Hilfsmittel, wie [[Tarot]]-Karten, [[Astrologie]] und [[Numerologie]], angewandt, um in der Welt der zehn [[Sephiroth]] aufzusteigen.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Während die jüdische Kabbala auf dem Studium der [[Wikipedia:Tora|Tora]] und ihrer Kommentare zur Erlangung von Wissen über Gott basiert, legt die hermetische Kabbala ihren Schwerpunkt auf [[Magie]] als Mittel zur Vereinigung mit der Gottheit.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Die zehn Sephiroth werden mit zehn Graden der magischen Initiation identifiziert.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Auch ist die Grenze zwischen christlicher und hermetischer Kabbala nicht immer eindeutig, da sich bei mitunter der hermetischen Kabbala zugeordneten Werken Elemente der christlichen finden können (beispielsweise bei [[Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim]]) und umgekehrt (beispielsweise [[Wikipedia:Athanasius Kircher|Athanasius Kircher]]).<ref name=elia-s13f/>
 
Als zweites Geschäftsfeld produziert und vertreibt das Unternehmen etwa 100 sogenannte naturkosmetische Produkte für die Körperpflege. Weleda ist bekannt für ihre Körperöle, die Gesichtspflege für Männer und Frauen und Duschlotionen.
 
Der Umsatz der Naturkosmetik beträgt rund 70 Prozent und der der Arzneimittel rund 30 Prozent am Gesamtumsatz der Weleda AG.<ref name="GB2012" />
 
== Organisation der Weleda Gruppe ==
Die Weleda AG ist eine [[Wikipedia:Aktiengesellschaft (Schweiz)|Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht]] mit Hauptsitz in [[Arlesheim]] bei [[Wikipedia:Basel|Basel]].
Eigentümer der Weleda AG ist zu etwa einem Drittel die [[Anthroposophische Gesellschaft]], zu einem weiteren Drittel der gemeinnützige Verein [[Ita Wegman-Klinik|Klinisch-Therapeutisches Institut]] und zu einem Drittel rund 500 Aktionäre und Partizipanten.<ref>Vgl. [http://www.weleda.de/media/download/WeledaTransparenz2004.pdf Geschäftsbericht 2004] (PDF; 1,6&nbsp;MB) Seite 11.</ref> Die Anthroposophische Gesellschaft und die Ita-Wegman-Klinik halten zusammen 80 Prozent der Stimmrechte und 40 Prozent des Kapitals der Weleda AG.<ref>Vgl. [http://www.weleda.de/media/download/Geschaeftsbericht_2010.pdf Geschäftsbericht 2010] (PDF; 4,4&nbsp;MB); Seite 6.</ref>
 
Der [[Wikipedia:Verwaltungsrat (Schweiz)|Verwaltungsrat]] setzt sich zusammen aus Vertretern der wichtigsten Anteilseigner und Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben. Er wurde zuletzt am 23. März 2012 neu gewählt.<ref>[http://www.weleda.de/Unternehmen/Presse/PresseInfo/PresseInfo20120326 Pressemitteilung Weleda AG] vom 26. März 2012.</ref>
Unternehmerisch geführt wird die Weleda Gruppe von der Weleda Geschäftsleitung. Sie ist verantwortlich für die Umsetzung der Unternehmensstrategie auf internationaler Ebene.
 
Der größte Teil des Arzneimittel- und Naturkosmetiksortiments wird in den Betrieben der drei Länder Schweiz, Deutschland und Frankreich produziert. Die deutsche Niederlassung in [[Wikipedia:Schwäbisch Gmünd|Schwäbisch Gmünd]] mit etwa 700 Mitarbeitern (FTE) ist die größte Niederlassung.
 
Insgesamt umfasst die internationale Weleda Gruppe 18 Mehrheitsbeteiligungen und weitere Minderheitsbeteiligungen, Vertretungen und Lizenznehmer weltweit. Insgesamt beschäftigt die Weleda AG mehr als 1.900 Menschen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== 1920–1933 ===
[[Datei:John Dee Ashmolean.jpg|170px|mini|John Dee, um 1600]]
[[Datei:Steiner um 1905.jpg|miniatur|Rudolf Steiner um 1905]]
Die Anfänge der hermetischen Kabbala können bei [[John Dee]] und [[Robert Fludd]] gesehen werden. Hermetiker waren empfänglich für die Kabbala, da diese Analogien zu platonischen Ideen aufwies.<ref name=walton>{{Internetquelle|url=http://www.greylodge.org/occultreview/glor_009/hermetic_cabala.htm|titel=Hermetic Cabala in the Monas Hieroglyphica and the Mosaicall Philosophy|autor=Michael T. Walton|hrsg=Grey Lodge|archiv-url=http://web.archive.org/web/20100807233233/http://www.greylodge.org/occultreview/glor_009/hermetic_cabala.htm|archiv-datum=2010-08-07|zugriff=2012-05-20|sprache=englisch}}</ref> Vertreter einer als okkulte Philosophie bezeichneten Strömung, wie Agrippa und [[Wikipedia:Giovanni Pico della Mirandola|Giovanni Pico della Mirandola]], versuchten, Philosophien zu entwickeln, die hermetisches, hebräisches und klassisches Wissen assimilieren, und diese Fusion mit der [[Wikipedia:Christliche Theologie|christlichen Theologie]] zu vereinigen.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=100}}</ref> Trotz ihres esoterischen Charakters wurden die der okkulten Philosophie zugrundeliegenden hermetischen und kabbalistischen Ideen im Europa der Renaissance anfangs positiv aufgenommen. Die Historikerin [[Wikipedia:Frances A. Yates|Frances A. Yates]] betrachtete die okkulte Philosophie sogar als zentrale Triebkraft hinter der Renaissance selbst.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=98}}</ref> Vermutlich ist es kein Zufall, dass die okkulte Philosophie, die Wert auf Einheit legte, während der Zeit der [[Wikipedia:Reformation|Reformation]] und der Renaissance populär wurde; möglicherweise wurde von ihr und ihrer Vereinigung so unterschiedlicher Quellen wie der klassischen Weisheit, der Magie, der hebräischen Kabbala und des Christentums erwartet, eine Lösung für das religiöse und politische Schisma der Zeit zu bieten.<ref name=duxfield-s108>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=108}}</ref> Während das [[Scholastik|scholastische]] Mittelalter Glauben und Frömmigkeit forderte, forderte die Renaissance individuelles Streben und die Suche nach Wissen; die Hermetik versuchte, Wissen und Glauben zu vereinigen.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=107}}</ref> Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden christliche Magi<!-- Das ist kein Tippfehler, sondern der Plural von Magus. --> wie Agrippa und John Dee jedoch wegen ihrer [[Theurgie]] verdächtigt, und als Teil der [[Wikipedia:Gegenreformation|Gegenreformation]] wuchs auch die Reaktion gegen den Renaissance-[[Neuplatonismus]] und damit assoziierte okkulte Strömungen. Die christliche Kabbala, die zunächst der Legitimation okkulten Denkens diente, wurde nun wegen der okkulten Assoziation abgewertet und mit Hexerei assoziiert. Dee und [[Giordano Bruno]] wurden wegen ihrer Philosophie diskreditiert; ersterer verbrachte seine letzten Jahre in Armut, letzterer wurde 1600 verbrannt.<ref name=duxfield-s108/>
Die heutige ''Weleda AG'' geht auf zwei Gründungen in Deutschland und der Schweiz zurück. Die schweizerische ''Futurum AG'' wurde 1920 in Dornach von [[Ita Wegman]] und [[Rudolf Steiner]] gegründet und verfügte ab dem 1. Februar 1921, nachdem das „Laboratorium am Goetheanum“ gekauft wurde, über eine pharmazeutische Herstellung. In Stuttgart in Deutschland wiederum wurde unabhängig davon die Firma ''Der kommende Tag AG – Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte'' am 13. März 1920 von Rudolf Steiner mitgegründet. Die Zentrale des kommendes Tages war in Stuttgart, und in Schwäbisch Gmünd wurde ein Mühlenbetrieb gekauft, um Nahrungsmittel und Arzneimittel herzustellen.


Die ''[[Futurum AG]]'' und die ''[[Der Kommende Tag AG]]'' waren als sogenannte „[[Assoziation (Wirtschaftsleben)|Assoziationen]]“ gegründet worden, um der Verbreitung der [[Dreigliederung]]s-Idee durch eine allmähliche Wirtschaftsreform einen neuen Auftrieb zu geben. Weiterhin sollten diese beiden Betriebe die finanziellen Mittel für das Fortführen der verschiedenen Initiativen innerhalb der [[anthroposophisch]]en Bewegung – zum Beispiel der Aufbau des [[Goetheanum]] oder der „Freien [[Waldorfschule]] Stuttgart“, sichern. Daher betonte Rudolf Steiner, dass sowohl die Arzneimittel wie auch die Naturkosmetik Gewinn bringen müssten und sich nicht gegenseitig finanzieren dürften, da ansonsten das große Ziel gefährdet sei.<ref>Vgl. Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung (Hrsg.): ''Rudolf Steiner und die Gründung der Weleda.'' 1997, Seite 181 ff.</ref>
Die hermetische Kabbala blühte im 18./19. Jahrhundert auf und entfernte sich vom Christentum, mitunter bis hin zu einer antichristlichen Ausrichtung.<ref name=elia-s13f/> Im 19. und 20. Jahrhundert erschienen mehrere Werke des französischen [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Éliphas Lévi]], der kabbalistische Lehren verfälscht wiedergab<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]|Titel=Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen|Reihe=suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft|Band=330|Auflage=1|Verlag=suhrkamp Verlag|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1980|Seiten=3|Originaltitel=Major Trends in Jewish Mysticism|Originalsprache=englisch|Übersetzer=Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro}}</ref> und die Werke anderer Autoren niemals wirklichkeitsgetreu wiedergab<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Arthur Edward Waite|Arthur Edward Waite]]|Titel=Doctrine and Literature of the Kabalah|Verlag=Kessinger Publishing|Jahr=1992|Seiten=400|Online={{Google Buch|BuchID=Oj9sSDJz4C0C|Seite=400}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, während sich [[Wikipedia:Arthur Edward Waite|Arthur Edward Waite]] um eine korrekte Darstellung der Kabbala bemühte<ref>{{Literatur|Autor=Don Karr|Titel=The Study of Christian Cabala in English|Jahr=2012|Seiten=68f|Online=http://www.digital-brilliance.com/contributed/Karr/Biblios/ccinea.pdf|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, jedoch nicht des [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] und [[Wikipedia:Aramäische Sprachen|Aramäischen]] mächtig war und daher Fehler aus [[Wikipedia:Jean de Pauly|Jean de Pauly]]s verfälschter [[Zohar]]-Übersetzung in sein Werk ''The Secret Doctrine in Israel'' übernahm<ref>{{Literatur|Autor=Gershom Scholem|Titel=Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen|Reihe=suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft|Band=330|Auflage=1|Verlag=suhrkamp Verlag|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1980|Seiten=232, 419|Originaltitel=Major Trends in Jewish Mysticism|Originalsprache=englisch|Übersetzer=Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro}}</ref>.


Infolge einer Liquiditätskrise bei der ''Futurum AG'' im Jahr 1922 wurden die Firma in ''Internationale Laboratorien AG'' (ILAG) umbenannt und neue Aktien ausgegeben. Da auch die deutsche Vorläuferfirma der Weleda ''Der kommende Tag AG'' im Jahr 1922 kurz vor dem Konkurs stand, bat Rudolf Steiner auf der Hauptversammlung die Aktionäre des „kommenden Tages“ ihre Anteile an die ILAG zu verschenken, da er hoffte, dass durch diesen Schritt das Überleben beider Firmen gewährleistet sein würde.
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Hermetische Kabbala}}
Nachdem die Mitglieder dem zugestimmt hatten, firmierte die neu fusionierte Firma am 21.&nbsp;November 1922 unter den Namen ''Internationale Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim A.G.''. Dieses Datum ist das offizielle Gründungsdatum der ''Weleda AG''. Wegen Namensstreitigkeiten wurden ab 1924 die Heilmittel unter den Namen ''Weleda'' vertrieben und am 25.&nbsp;September 1924 auch markenrechtlich geschützt. Am 10.&nbsp;Dezember 1928 wurde vom Verwaltungsrat beschlossen, dass auch die ILAG den Namen ''Weleda AG'' bekommt und dementsprechend wurde dies dann in den Handelsregistern eingetragen.<ref>Vgl. Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung (Hrsg.): ''Rudolf Steiner und die Gründung der Weleda.'' 1997, Seiten 35, 44, 47, 89.</ref>
 
Der Name Weleda geht auf die germanische Heilerin und Seherin [[Veleda]] zurück, wird aber mit W statt mit V geschrieben, da befürchtet wurde, dass in manchen Sprachen das V wie ein F ausgesprochen werden könnte.
 
=== 1933–1945 ===
In den 1980er Jahren geriet das Unternehmen in die Kritik, weil es dem KZ-Arzt und [[Wikipedia:Heinrich Himmler|Himmler]]-Protegé [[Wikipedia:Sigmund Rascher|Sigmund Rascher]] eine „naturheilkundliche Frostschutzcreme“ geliefert hatte. Rascher, der Lösungen für die Probleme von ins Meer abgestürzten Wehrmachtspiloten suchte, setzte die Weleda-Creme im Rahmen von [[Wikipedia:Nürnberger Ärzteprozess#Unterdruck-, Unterkühlungs- und Meerwasserversuche|Unterkühlungsversuchen]] an Häftlingen im [[Wikipedia:Konzentrationslager|Konzentrationslager]] [[Wikipedia:KZ Dachau|Dachau]] ein. Obwohl die Firma Weleda Sigmund Rascher unter seiner Münchner Privatadresse belieferte und von der Verwendung der Creme aufgrund der Geheimhaltungsstufe der Versuche Raschers keine Kenntnis hatte,<ref>Vgl. Uwe Werner: ''Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus. (1933–1945).'' Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56362-9, S. 361.</ref> entschuldigte sich das Unternehmen Ende der 1990er Jahre schriftlich bei der [[Wikipedia:Aktion Kinder des Holocaust|Aktion Kinder des Holocaust]] (AKdH) und sicherte dem Historischen Seminar der [[Wikipedia:Universität Basel|Universität Basel]] die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung durch eine Öffnung seiner Firmenarchive zu.
Davon ungeachtet, überstand die ''Weleda AG'' in Schwäbisch Gmünd als Niederlassung einer Schweizer AG das NS-Regime und die Kriegsjahre relativ unbeschadet – wenn auch nicht ohne zeitweise schwere Bedrohung durch behördliche Maßnahmen, da die Anthroposophie während der NS-Zeit in Deutschland verboten war.
 
=== ab 1945 ===
[[Datei:2014 Weleda Gmünd.jpg|miniatur|Hauptverwaltung der Weleda in Schwäbisch Gmünd]]
 
Im Jahre 1964 wurde das Krebs-Arzneimittel „Iscador“ bei den Krankenkassen zugelassen und seit 1976 wirken Weleda-Mitarbeiter in der Deutschen Homöopathischen Arzneimittel-Kommission an den Arzneibuch-Monografien des [[Wikipedia:Homöopathisches Arzneibuch|Homöopathischen Arzneibuchs]] (HAB) mit. Fast alle aufgeführten mineralischen, wärmebehandelt und rhythmisch behandelt bezeichneten Arzneimittel gehen auf Weleda zurück. Das Sortiment umfasst über 100 Körperpflegeprodukte und 1.400 Fertig-Arzneimittel. Das Unternehmen beschäftigt zur Zeit 1.808 Mitarbeiter weltweit (800 davon in Schwäbisch Gmünd).  Weleda ist nach den Regelwerken [[Wikipedia:EMAS-Verordnung|EU-Ökoaudit-Verordnung]] und nach der Norm [[Wikipedia:ISO 14001|ISO 14001]] zertifiziert.
 
[[Datei:Calendula Feld Weleda.jpg|links|miniatur|[[Wikipedia:Calendula|Calendula]]-Feld im Weleda-Heilpflanzengarten]]
Im Juli 2006 wurden der Heilpflanzenanbau und die Pflanzenverarbeitung in die hundertprozentige Tochterfirma ''Weleda Naturals'' ausgegliedert. Die Weleda Naturals stellte jährlich rund 450 verschiedene Tinkturen und Ölauszüge aus Frischpflanzen und getrockneten Kräutern her, die in den drei Weleda Herstellstandorten als Ausgangsstoffe für die Arzneimittel und Körperpflegeprodukte Verwendung finden. 2014 wurde die Weleda Naturals GmbH in die Weleda AG integriert. Im firmeneigenen Heilpflanzengarten werden rund 260 verschiedene Heilpflanzen angebaut, die zum großen Teil nach der Ernte sofort als Frischpflanze verarbeitet werden. Mit 23 Hektar in [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischer Anbauweise]] ist er der größte Heilpflanzengarten Europas mit Freilandanbau für einheimische Arten und Gehölze sowie Gewächshäusern für die Jungpflanzenzucht und tropische Pflanzen. Um der großen Anzahl an Besuchern gerecht zu werden, hat die Weleda Naturals in [[Wikipedia:Schwäbisch Gmünd|Schwäbisch Gmünd]] ein Besucher- und Erlebniszentrum gebaut, in dem Führungen, Kurse und Massagen angeboten werden.
 
2008 kam es zu Problemen in der Lieferkette infolge einer IT-Umstellung. So mussten Waren wegen Ablauf des Verfalldatums teilweise vernichtet werden und einige Kunden erhielten Waren, aber keine Rechnungen.<ref>Gmünder Tagespost: [http://www.gmuender-tagespost.de/398710/ Weleda musste eigene Ware vernichten] 2. Februar 2008.</ref>
 
2009 zertifizierte Weleda seine sogenannten Naturkosmetikprodukte nach den Richtlinien des Ende 2008 von Naturkosmetikherstellern gegründeten [[Wikipedia:NaTrue|NaTrue]]-Label<ref>Natrue: [http://www.natrue.org/de/about-natrue/unsere-mitglieder-und-unser-sekretariat/ Weleda Natrue Mitgliedschaft].</ref> und erzielte 2009 einen Umsatzwachstum von 13 Prozent auf 399,4&nbsp;Millionen Franken.<ref>Weleda AG: [http://www.weleda.de/media/download/GB_Weleda_2009.pdf Geschäftsbericht 2009] (PDF; 2,2&nbsp;MB).</ref> [[Wikipedia:Utopia (Community)|Utopia]], Deutschlands größte Gemeinschaft für nachhaltigen Konsum verlieh Weleda 2009 den Utopia-Award gleich zweifach: Neben dem Jury-Preis wählte auch das Publikum Weleda zum vorbildhaftesten Unternehmen in Sachen [[Wikipedia:Nachhaltigkeit|Nachhaltigkeit]].<ref>Utopia: [http://award.utopia.de/utopia-award-2009/nominierungen09/abtimmungpublikumspreis Award Gewinner 2009].</ref> Bundeskanzler [[Wikipedia:Gerhard Schröder|Gerhard Schröder]] und Bundesfamilienministerin [[Wikipedia:Renate Schmidt|Renate Schmidt]] ehrten Weleda mit dem Innovativpreis für zukunftsweisende familienorientierte Maßnahmen. Das Weleda Generationen-Netzwerk erhielt 2010 vom Bund Deutscher Unternehmensberater den „Demografie Exzellenz Award“.
 
Im Jahr 2012 kam es aufgrund von Verlusten in den vorangehenden Jahren zu einer umfassenden Reorganisation des Unternehmens, an deren Beginn ein vollständiger personeller Wechsel an der Spitze von Weleda stand: Der Verwaltungsrat wurde von den Aktionären neu besetzt und dieser wieder setzte den Dipl.-Kaufmann Ralph Heinisch als CEO ein. Im selben Jahr erwirtschaftete Weleda einen Überschuss von 0,5 Mio. Euro nach Steuern bei einem Umsatz von 322,5 Mio. Euro (+5 Prozent).
 
2014 war Weleda Projektpartner der baden-württembergischen Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd. Mit 2 Millionen Besuchern war sie die erfolgreichste ihrer Art. Das Geschäftsjahr endete mit einem Umsatz von 364 Mio. Euro (+8 Prozent).
 
Heute ist Weleda der drittgrößte Hersteller von Babypflege-Produkten in Deutschland und Marktführer bei sogenannter Naturkosmetik in Europa.<ref>Vgl. Christiane Jaud: ''Corporate Social Responsibility als Erfolgsfaktor für das Marketing von Unternehmen.'' GRIN Verlag, München 2009, ISBN 978-3-640-48987-9, Seite 71ff.</ref> 2012 beträgt der Marktanteil in Deutschland 28 Prozent.<ref>''Lebensmittelzeitung.'' Nr.&nbsp;27, 6. Juli 2012, S. 98.</ref>
 
== Kritik ==
Weleda finanzierte mit Claus Fritzsche einen Betreiber mehrerer Websites, der sich selbst als Journalist bezeichnete und sich auf diesen der Diffamierung von Kritikern komplementärmedizinischer Praktiken widmete. Dabei verwendete Fritzsche verschiedene Server, die sich gegenseitig verlinken, um so unter anderem die Google-Suchergebnisse zu manipulieren und so die Kritik in den Vordergrund zu rücken. Ein Opfer dieser Praxis war der britische Forscher [[Wikipedia:Edzard Ernst|Edzard Ernst]].<ref>''[http://www.sueddeutsche.de/wissen/homoeopathie-lobby-im-netz-schmutzige-methoden-der-sanften-medizin-1.1397617 Homöopathie-Lobby im Netz – Schmutzige Methoden der sanften Medizin]'', Artikel in der [[Wikipedia:Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen]] vom 30. Juni 2012, abgerufen am 8. August 2012.</ref> Weleda stellte im Juli 2012 die Finanzierung ein, nachdem die Süddeutsche Zeitung diese Vorgehensweise kritisiert hatte.<ref>''[http://www.freitag.de/autoren/merdeister/weleda-und-die-weisheit-der-menschen Weleda und die Weisheit der Menschen]'', Artikel in [[Wikipedia:der Freitag|der Freitag]] vom 9. Juli 2012, abgerufen am 4. März 2014.</ref>
Weleda geriet zudem in den Verdacht, mit Fakeaccounts die firmeneigene Facebookseite zu pushen.<ref>''[http://www.wuv.de/digital/wir_betreiben_keine_fake_accounts_weleda_wehrt_sich_gegen_social_media_vorwuerfe "Wir betreiben keine Fake-Accounts": Weleda wehrt sich gegen Social-Media-Vorwürfe]'', Artikel in [[Wikipedia:W&V|W&V]] vom 17. Oktober 2011, abgerufen am 31. Juli 2014.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung (Hrsg.): ''Rudolf Steiner und die Gründung der Weleda'' (= ''Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe.'' Nr.&nbsp;118/119, {{ZDB|302064-2}}). Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1997.
* Frater Achad (eigentl. Charles Stanfield Jones, 1886–1950): ''Q.B.L. Or The Bridge’s Reception – Being A Short Qabalistic Treatise On The Nature And Use Of The Tree Of Life With A Brief Introduction And A Lenghty Appendix'' [http://www.hermetic.com/browe-archive/achad/qbl/QBL%20title%20and%20TOC.htm]. Der Magier und Dichter war einer von [[Wikipedia:Aleister Crowley|Aleister Crowley]]s bevorzugten Schülern.
* Werner, Uwe: ''Das Unternehmen Weleda 1921 - 1945. Entstehung und Pionierzeit eines menschengemäßen und nachhaltig ökologischen Unternehmens'', Bwv Berliner-Wissenschaft, 2014 ISBN 3830532725
* [[Franz Bardon]]: ''Der Schlüssel zur wahren Kabbalah''; Wuppertal: Rüggeberg, 1998.
* Vögele, Wolgang G.: ''Zur Geschichte der Weleda'', in: Erziehungskunst, 11/2014, [http://www.erziehungskunst.de/artikel/sachbuch/zur-geschichte-der-weleda/ Text]
* [[Wikipedia:Aleister Crowley|Aleister Crowley]]: ''777 and Other Qabalistic Writings.''
*Weber, Stefanie: ''Versuch eines Unternehmens, eine philosophische Grundhaltung zu vermitteln. Die externe Unternehmenskommunikation von WELEDA'' Magisterarbeit, Essen 2000, Verlag Diplomica, ISBN 9783832428532
* [[Wikipedia:Dion Fortune|Dion Fortune]]: ''Die mystische Kabbala''; Hamburg: Aurinia, 2004; ISBN 3-937392-00-9. Der Klassiker der esoterischen Kabbala, gute Einführung.
 
* [[Éliphas Lévi]] (eigentl. Alphonse Louis Constant): ''Les mystères de la Kabbale ou l’harmonie occulte des deux Testaments''; Paris: Ed. de la Maisnie, 1977; ISBN 2-85707-021-7.
== Weblinks ==
* [[Papus]] (eigentl. Gerard Encausse): ''Die Kabbala'' In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler (mit einem Vorwort von Dr. Gerold Necker). Überarbeitet und wissenschaftlich betreut von [[Wikipedia:Michael Tilly|Michael Tilly]]. 3. Aufl. Marix-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-937715-61-2. Studie aus Sicht eines christlichen Universitätsprofessors und Okkultisten des späten 19. Jahrhunderts.
* [http://www.weleda.com/ www.weleda.com] – Internationale Website
* Alan Richardson: ''Einführung in die Mystische Kabbala. Geheimnisse des Baum des Lebens''; Basel: Sphinx-Verlag, 1982; ISBN 3-85914-307-7. Einstieg in [[Ritualmagie|rituelle Magie]] nach Art des [[Hermetic Order of the Golden Dawn|Golden Dawn]].
* [http://www.weleda.de/ www.weleda.de] – Deutsche Website
* Iso Ambühl: ''Crème für KZ: Weleda bedauert'', in: Sonntags Zeitung Nr.&nbsp;15 vom 12. April 1998, [http://www.akdh.ch/ps/ps_05.html online abrufbar] über das Archiv der [[Wikipedia:Aktion Kinder des Holocaust|Aktion Kinder des Holocaust]] (AKdH), mit einem Zusatz der AKdH
* [http://www.weleda-naturals.de/ www.weleda-naturals.de] – Tochterfirma für Tinkturenherstellung
* [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/weleda-die-anthroposophen-ag-1939665.html FAZ.net vom 20. Februar 2010: ''Ein Interview mit Patrick Sirdey, dem Vorstandschef des Arznei- und Kosmetikherstellers'']
* [http://egoistenblog.blogspot.de/2011/06/scharfe-auseinandersetzungen-wegen.html Egoisten.de - Scharfe Auseinandersetzungen wegen WELEDA]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 29. November 2020, 21:30 Uhr

Qabalistische Sefirot mit Bezügen zu Astrologie und Tarot

Die hermetische Kabbala ist eine esoterische Strömung mit Wurzeln in der Gnosis[1], dem Neuplatonismus[1], der Hermetik[1] und der christlichen Kabbala[2]. Zur Unterscheidung von der jüdischen Kabbala und der mitunter Cabala geschriebenen christlichen Kabbala wird oftmals eine Schreibweise mit Q, insbesondere die Form Qabalah, verwandt.[1][3]

Beschreibung

Die hermetische Kabbala nimmt gegenüber der ursprünglichen jüdischen Kabbala einen universelleren Ansatz an[4] und ist daher breiter gefächert und schwerer zu definieren als die jüdische und die christliche Kabbala[5]; in der hermetischen Kabbala werden diverse esoterische Hilfsmittel, wie Tarot-Karten, Astrologie und Numerologie, angewandt, um in der Welt der zehn Sephiroth aufzusteigen.[1] Während die jüdische Kabbala auf dem Studium der Tora und ihrer Kommentare zur Erlangung von Wissen über Gott basiert, legt die hermetische Kabbala ihren Schwerpunkt auf Magie als Mittel zur Vereinigung mit der Gottheit.[1] Die zehn Sephiroth werden mit zehn Graden der magischen Initiation identifiziert.[1] Auch ist die Grenze zwischen christlicher und hermetischer Kabbala nicht immer eindeutig, da sich bei mitunter der hermetischen Kabbala zugeordneten Werken Elemente der christlichen finden können (beispielsweise bei Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim) und umgekehrt (beispielsweise Athanasius Kircher).[5]

Geschichte

John Dee, um 1600

Die Anfänge der hermetischen Kabbala können bei John Dee und Robert Fludd gesehen werden. Hermetiker waren empfänglich für die Kabbala, da diese Analogien zu platonischen Ideen aufwies.[6] Vertreter einer als okkulte Philosophie bezeichneten Strömung, wie Agrippa und Giovanni Pico della Mirandola, versuchten, Philosophien zu entwickeln, die hermetisches, hebräisches und klassisches Wissen assimilieren, und diese Fusion mit der christlichen Theologie zu vereinigen.[7] Trotz ihres esoterischen Charakters wurden die der okkulten Philosophie zugrundeliegenden hermetischen und kabbalistischen Ideen im Europa der Renaissance anfangs positiv aufgenommen. Die Historikerin Frances A. Yates betrachtete die okkulte Philosophie sogar als zentrale Triebkraft hinter der Renaissance selbst.[8] Vermutlich ist es kein Zufall, dass die okkulte Philosophie, die Wert auf Einheit legte, während der Zeit der Reformation und der Renaissance populär wurde; möglicherweise wurde von ihr und ihrer Vereinigung so unterschiedlicher Quellen wie der klassischen Weisheit, der Magie, der hebräischen Kabbala und des Christentums erwartet, eine Lösung für das religiöse und politische Schisma der Zeit zu bieten.[9] Während das scholastische Mittelalter Glauben und Frömmigkeit forderte, forderte die Renaissance individuelles Streben und die Suche nach Wissen; die Hermetik versuchte, Wissen und Glauben zu vereinigen.[10] Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden christliche Magi wie Agrippa und John Dee jedoch wegen ihrer Theurgie verdächtigt, und als Teil der Gegenreformation wuchs auch die Reaktion gegen den Renaissance-Neuplatonismus und damit assoziierte okkulte Strömungen. Die christliche Kabbala, die zunächst der Legitimation okkulten Denkens diente, wurde nun wegen der okkulten Assoziation abgewertet und mit Hexerei assoziiert. Dee und Giordano Bruno wurden wegen ihrer Philosophie diskreditiert; ersterer verbrachte seine letzten Jahre in Armut, letzterer wurde 1600 verbrannt.[9]

Die hermetische Kabbala blühte im 18./19. Jahrhundert auf und entfernte sich vom Christentum, mitunter bis hin zu einer antichristlichen Ausrichtung.[5] Im 19. und 20. Jahrhundert erschienen mehrere Werke des französischen Okkultisten Éliphas Lévi, der kabbalistische Lehren verfälscht wiedergab[11] und die Werke anderer Autoren niemals wirklichkeitsgetreu wiedergab[12], während sich Arthur Edward Waite um eine korrekte Darstellung der Kabbala bemühte[13], jedoch nicht des Hebräischen und Aramäischen mächtig war und daher Fehler aus Jean de Paulys verfälschter Zohar-Übersetzung in sein Werk The Secret Doctrine in Israel übernahm[14].

Siehe auch

Literatur

  • Frater Achad (eigentl. Charles Stanfield Jones, 1886–1950): Q.B.L. Or The Bridge’s Reception – Being A Short Qabalistic Treatise On The Nature And Use Of The Tree Of Life With A Brief Introduction And A Lenghty Appendix [1]. Der Magier und Dichter war einer von Aleister Crowleys bevorzugten Schülern.
  • Franz Bardon: Der Schlüssel zur wahren Kabbalah; Wuppertal: Rüggeberg, 1998.
  • Aleister Crowley: 777 and Other Qabalistic Writings.
  • Dion Fortune: Die mystische Kabbala; Hamburg: Aurinia, 2004; ISBN 3-937392-00-9. Der Klassiker der esoterischen Kabbala, gute Einführung.
  • Éliphas Lévi (eigentl. Alphonse Louis Constant): Les mystères de la Kabbale ou l’harmonie occulte des deux Testaments; Paris: Ed. de la Maisnie, 1977; ISBN 2-85707-021-7.
  • Papus (eigentl. Gerard Encausse): Die Kabbala In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler (mit einem Vorwort von Dr. Gerold Necker). Überarbeitet und wissenschaftlich betreut von Michael Tilly. 3. Aufl. Marix-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-937715-61-2. Studie aus Sicht eines christlichen Universitätsprofessors und Okkultisten des späten 19. Jahrhunderts.
  • Alan Richardson: Einführung in die Mystische Kabbala. Geheimnisse des Baum des Lebens; Basel: Sphinx-Verlag, 1982; ISBN 3-85914-307-7. Einstieg in rituelle Magie nach Art des Golden Dawn.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6  Walter Martin, Jill Martin Rische, Kurt van Gorden: The Kingdom of the Occult. Thomas Nelson, Nashville, Tennessee 2008, ISBN 9-781-4185-1644-4, S. 144-147 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 20. Mai 2012).
  2.  Israel Regardie: A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life. Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero. 3 Auflage. Llewellyn Publications, St. Paul, MN 2004, ISBN 1-56718-141-4, S. XIII.
  3.  Anthony J. Elia: An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries. In: Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association. 2, Nr. 2, American Theological Society, Chicago Dezember 2009, ISSN 1937-8904, S. 12 (https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386, abgerufen am 20. Mai 2012).
  4.  Israel Regardie: A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life. Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero. 3 Auflage. Llewellyn Publications, St. Paul, MN 2004, ISBN 1-56718-141-4, S. 138 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 20. Mai 2012).
  5. 5,0 5,1 5,2  Anthony J. Elia: An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries. In: Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association. 2, Nr. 2, American Theological Society, Chicago Dezember 2009, ISSN 1937-8904, S. 13f (https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386, abgerufen am 20. Mai 2012).
  6. Michael T. Walton: Hermetic Cabala in the Monas Hieroglyphica and the Mosaicall Philosophy. Grey Lodge, archiviert vom Original am 7. August 2010; abgerufen am 20. Mai 2012 (englisch).
  7.  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 100.
  8.  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 98.
  9. 9,0 9,1  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 108.
  10.  Andrew Duxfield: Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism. In: Sara Munson Deats (Hrsg.): Doctor Faustus. A Critical Guide. Continuum, London u. a. 2010, S. 107.
  11.  Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen (= suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 330). 1 Auflage. suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980 (Originaltitel: Major Trends in Jewish Mysticism, übersetzt von Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro), S. 3.
  12.  Arthur Edward Waite: Doctrine and Literature of the Kabalah. Kessinger Publishing, 1992, S. 400 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 20. Mai 2012).
  13.  Don Karr: The Study of Christian Cabala in English. 2012, S. 68f (http://www.digital-brilliance.com/contributed/Karr/Biblios/ccinea.pdf, abgerufen am 20. Mai 2012).
  14.  Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen (= suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 330). 1 Auflage. suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980 (Originaltitel: Major Trends in Jewish Mysticism, übersetzt von Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro), S. 232, 419.


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