Hermetische Kabbala und Modell: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Tree of Life 2009 large.png|170px|mini|Qabalistische Sefirot mit Bezügen zu Astrologie und Tarot]]
Ein '''Modell''' (von [[lat.]] ''modulus'' „Maß, Maßstab“) ist ein in der Regel vereinfachtes [[Realität|reales]] oder [[Gedanke|gedankliches]] [[Abbild]] der [[Wirklichkeit]] bzw. das [[Vorbild]] eines zu schaffenden Werkes.
Die '''hermetische Kabbala''' ist eine [[Esoterik|esoterische]] Strömung mit Wurzeln in der [[Gnosis]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147>{{Literatur|Autor=Walter Martin, Jill Martin Rische, Kurt van Gorden|Titel=The Kingdom of the Occult|Verlag=Thomas Nelson|Ort=Nashville, Tennessee|Jahr=2008|Seiten=144-147|ISBN=9-781-4185-1644-4|Online={{Google Buch|BuchID=3mVevn3NWYAC|Seite=144}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, dem [[Neuplatonismus]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/>, der [[Hermetik]]<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> und der [[Christliche Kabbala|christlichen Kabbala]]<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Israel Regardie|Israel Regardie]]|Titel=A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life|TitelErg=Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero|Auflage=3|Verlag=Llewellyn Publications|Ort=St. Paul, MN|Jahr=2004|Seiten=XIII|ISBN=1-56718-141-4}}</ref>. Zur Unterscheidung von der [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbala]] und der mitunter ''Cabala'' geschriebenen christlichen Kabbala wird oftmals eine Schreibweise mit Q, insbesondere die Form '''Qabalah''', verwandt.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/><ref>{{Literatur|Autor=Anthony J. Elia|Titel=An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries|Sammelwerk=Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association|Band=2|Nummer=2|Verlag=American Theological Society|Ort=Chicago|Jahr=2009|Monat=Dezember|Seiten=12|ISSN=1937-8904|Online=https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386|Zugriff=2012-05-20}}</ref>


== Beschreibung ==
== Kunst ==
Die hermetische Kabbala nimmt gegenüber der ursprünglichen jüdischen Kabbala einen universelleren Ansatz an<ref>{{Literatur|Autor=Israel Regardie|Titel=A Garden of Pomegranates: Skrying on the Tree of Life|TitelErg=Edited and Annotated with New Material by Chich Cicero and Sandra Tabatha Cicero|Auflage=3|Verlag=Llewellyn Publications|Ort=St. Paul, MN|Jahr=2004|Seiten=138|ISBN=1-56718-141-4|Online={{Google Buch|BuchID=ATD9xJr36pEC|Seite=138}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref> und ist daher breiter gefächert und schwerer zu definieren als die jüdische und die christliche Kabbala<ref name=elia-s13f>{{Literatur|Autor=Anthony J. Elia|Titel=An Historical Assessment of the Narrative Uses of the Words “Kabbalah,” “Cabala,” and “Qabala/h”: Discerning the Differences for Theological Libraries|Sammelwerk=Theological Librarianship: An Online Journal of the American Theological Library Association|Band=2|Nummer=2|Verlag=American Theological Society|Ort=Chicago|Jahr=2009|Monat=Dezember|Seiten=13f|ISSN=1937-8904|Online=https://journal.atla.com/ojs/index.php/theolib/article/view/111/386|Zugriff=2012-05-20}}</ref>; in der hermetischen Kabbala werden diverse esoterische Hilfsmittel, wie [[Tarot]]-Karten, [[Astrologie]] und [[Numerologie]], angewandt, um in der Welt der zehn [[Sephiroth]] aufzusteigen.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Während die jüdische Kabbala auf dem Studium der [[Wikipedia:Tora|Tora]] und ihrer Kommentare zur Erlangung von Wissen über Gott basiert, legt die hermetische Kabbala ihren Schwerpunkt auf [[Magie]] als Mittel zur Vereinigung mit der Gottheit.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Die zehn Sephiroth werden mit zehn Graden der magischen Initiation identifiziert.<ref name=martin-rische-gorden-s144-147/> Auch ist die Grenze zwischen christlicher und hermetischer Kabbala nicht immer eindeutig, da sich bei mitunter der hermetischen Kabbala zugeordneten Werken Elemente der christlichen finden können (beispielsweise bei [[Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim]]) und umgekehrt (beispielsweise [[Wikipedia:Athanasius Kircher|Athanasius Kircher]]).<ref name=elia-s13f/>
In der [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]] dient ein Modell ganz allgemein als [[sinnlich]]es Vorbild eines [[Kunstwerk]]s, in der [[Bildhauerei]] und [[Malerei]] meist eine nackte ([[Wikipedia:Aktmodell|Aktmodell]]) oder bekleidete [[Person]], in der Bildhauerkunst auch ein gegenständlich-plastischer Entwurf des zu schaffenden Werkes. In der [[Architektur]] handelt es sich dabei um die maßstäbliche Darstellung eines Entwurfs.


== Geschichte ==
== Wissenschaft ==
[[Datei:John Dee Ashmolean.jpg|170px|mini|John Dee, um 1600]]
In in den [[Wissenschaft]]en ist das Modell ein beschränktes, [[Gegenstand|gegenständliches]] oder [[Theorie|theoretisches]] [[Abbild]] der [[Wirklichkeit]]. In letzterem Fall spricht man auch von einer '''Modellvorstellung''' bzw. von einem '''Gedankenmodell'''. Nach [[wikipedia:Herbert Stachowiak|Herbert Stachowiak]] ist es durch mindestens drei Merkmale gekennzeichnet:<ref>''Allgemeine [[wikipedia:Modelltheorie|Modelltheorie]]'', 1973, S. 131–133.</ref>
Die Anfänge der hermetischen Kabbala können bei [[John Dee]] und [[Robert Fludd]] gesehen werden. Hermetiker waren empfänglich für die Kabbala, da diese Analogien zu platonischen Ideen aufwies.<ref name=walton>{{Internetquelle|url=http://www.greylodge.org/occultreview/glor_009/hermetic_cabala.htm|titel=Hermetic Cabala in the Monas Hieroglyphica and the Mosaicall Philosophy|autor=Michael T. Walton|hrsg=Grey Lodge|archiv-url=http://web.archive.org/web/20100807233233/http://www.greylodge.org/occultreview/glor_009/hermetic_cabala.htm|archiv-datum=2010-08-07|zugriff=2012-05-20|sprache=englisch}}</ref> Vertreter einer als okkulte Philosophie bezeichneten Strömung, wie Agrippa und [[Wikipedia:Giovanni Pico della Mirandola|Giovanni Pico della Mirandola]], versuchten, Philosophien zu entwickeln, die hermetisches, hebräisches und klassisches Wissen assimilieren, und diese Fusion mit der [[Wikipedia:Christliche Theologie|christlichen Theologie]] zu vereinigen.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=100}}</ref> Trotz ihres esoterischen Charakters wurden die der okkulten Philosophie zugrundeliegenden hermetischen und kabbalistischen Ideen im Europa der Renaissance anfangs positiv aufgenommen. Die Historikerin [[Wikipedia:Frances A. Yates|Frances A. Yates]] betrachtete die okkulte Philosophie sogar als zentrale Triebkraft hinter der Renaissance selbst.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=98}}</ref> Vermutlich ist es kein Zufall, dass die okkulte Philosophie, die Wert auf Einheit legte, während der Zeit der [[Wikipedia:Reformation|Reformation]] und der Renaissance populär wurde; möglicherweise wurde von ihr und ihrer Vereinigung so unterschiedlicher Quellen wie der klassischen Weisheit, der Magie, der hebräischen Kabbala und des Christentums erwartet, eine Lösung für das religiöse und politische Schisma der Zeit zu bieten.<ref name=duxfield-s108>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=108}}</ref> Während das [[Scholastik|scholastische]] Mittelalter Glauben und Frömmigkeit forderte, forderte die Renaissance individuelles Streben und die Suche nach Wissen; die Hermetik versuchte, Wissen und Glauben zu vereinigen.<ref>{{Literatur|Autor=Andrew Duxfield|Herausgeber=Sara Munson Deats|Titel=Doctor Faustus and Renaissance Hermeticism|Sammelwerk=Doctor Faustus|WerkErg=A Critical Guide|Verlag=Continuum|Ort=London u. a.|Jahr=2010|Seiten=107}}</ref> Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden christliche Magi<!-- Das ist kein Tippfehler, sondern der Plural von Magus. --> wie Agrippa und John Dee jedoch wegen ihrer [[Theurgie]] verdächtigt, und als Teil der [[Wikipedia:Gegenreformation|Gegenreformation]] wuchs auch die Reaktion gegen den Renaissance-[[Neuplatonismus]] und damit assoziierte okkulte Strömungen. Die christliche Kabbala, die zunächst der Legitimation okkulten Denkens diente, wurde nun wegen der okkulten Assoziation abgewertet und mit Hexerei assoziiert. Dee und [[Giordano Bruno]] wurden wegen ihrer Philosophie diskreditiert; ersterer verbrachte seine letzten Jahre in Armut, letzterer wurde 1600 verbrannt.<ref name=duxfield-s108/>


Die hermetische Kabbala blühte im 18./19. Jahrhundert auf und entfernte sich vom Christentum, mitunter bis hin zu einer antichristlichen Ausrichtung.<ref name=elia-s13f/> Im 19. und 20. Jahrhundert erschienen mehrere Werke des französischen [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Éliphas Lévi]], der kabbalistische Lehren verfälscht wiedergab<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]|Titel=Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen|Reihe=suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft|Band=330|Auflage=1|Verlag=suhrkamp Verlag|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1980|Seiten=3|Originaltitel=Major Trends in Jewish Mysticism|Originalsprache=englisch|Übersetzer=Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro}}</ref> und die Werke anderer Autoren niemals wirklichkeitsgetreu wiedergab<ref>{{Literatur|Autor=[[Wikipedia:Arthur Edward Waite|Arthur Edward Waite]]|Titel=Doctrine and Literature of the Kabalah|Verlag=Kessinger Publishing|Jahr=1992|Seiten=400|Online={{Google Buch|BuchID=Oj9sSDJz4C0C|Seite=400}}|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, während sich [[Wikipedia:Arthur Edward Waite|Arthur Edward Waite]] um eine korrekte Darstellung der Kabbala bemühte<ref>{{Literatur|Autor=Don Karr|Titel=The Study of Christian Cabala in English|Jahr=2012|Seiten=68f|Online=http://www.digital-brilliance.com/contributed/Karr/Biblios/ccinea.pdf|Zugriff=2012-05-20}}</ref>, jedoch nicht des [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] und [[Wikipedia:Aramäische Sprachen|Aramäischen]] mächtig war und daher Fehler aus [[Wikipedia:Jean de Pauly|Jean de Pauly]]s verfälschter [[Zohar]]-Übersetzung in sein Werk ''The Secret Doctrine in Israel'' übernahm<ref>{{Literatur|Autor=Gershom Scholem|Titel=Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen|Reihe=suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft|Band=330|Auflage=1|Verlag=suhrkamp Verlag|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1980|Seiten=232, 419|Originaltitel=Major Trends in Jewish Mysticism|Originalsprache=englisch|Übersetzer=Gershom Scholem und Nettie Katzenstein-Sutro}}</ref>.
# Abbildung – Ein Modell ist stets ein Modell von etwas, nämlich Abbildung, Repräsentation eines natürlichen oder eines künstlichen Originals, das selbst wieder Modell sein kann.
# Verkürzung – Ein Modell erfasst im Allgemeinen nicht alle Attribute des Originals, sondern nur diejenigen, die dem Modellschaffer bzw. Modellnutzer relevant erscheinen.
# [[Pragmatismus]] –  Modelle sind ihren Originalen nicht eindeutig zugeordnet. Sie erfüllen ihre Ersetzungsfunktion a) für bestimmte Subjekte (''Für Wen?''), b) innerhalb bestimmter Zeitintervalle (''Wann?'') und c) unter Einschränkung auf bestimmte gedankliche oder tätliche Operationen (''Wozu?'').
 
Zudem werden gelegentlich weitere Merkmale diskutiert, wie Extension und Distortion<ref>Thalheim (2010): Towards a Theory of Conceptual Modelling, Journal of Universal Computer Science, vol. 16, no. 20, S. 3120</ref> sowie Validität.<ref>D. Dörner: ''Thought and Design – Research Strategies, Single-case Approach and Methods of Validation''. In: E. Frankenberger u. a. (Hrsg.): ''Designers. The Key to Successful Product Development''. Springer-Verlag, Berlin u. a. 1998, S. 3–11.</ref> Der amerikanische Wissenschaftsphilosoph Michael Weisberg unterscheidet auf der obersten Ebene zwischen gegenständlichen (concrete) und mathematischen Modellen und stellt daneben die Computersimulationen (computational models) als eigene Klasse von Modellen auf <ref>M. Weisberg: "Simulation and Similarity - using models to understand the world". Oxford University Press, New York, New York, USA, 2013</ref>.
 
=== Mathematisches Modell ===
 
Ein '''mathemathisches Modell''' wird in den Wissenschaften häufig verwendet, um einen Teilbereich der [[Wirklichkeit]] in möglichst exakter, [[Mathematik|mathematisch]] idealisierter, berechenbarer Weise nachzubilden.
 
== Wortherkunft ==
Das Wort ''Modell'' entstand im Italien der [[Renaissance]] als ital. ''modello'', hervorgegangen aus [[lat.]] ''modulus'', einem Maßstab in der Architektur, und wurde bis ins 18.&nbsp;Jahrhundert in der bildenden Kunst als Fachbegriff verwendet. Um 1800 verdrängte ''Modell'' im Deutschen das ältere, direkt vom [[lat.]] ''modulus'' (Maß(stab)) entlehnte Wort ''[[wikipedia:Model (Form)|Model]]'' (Muster, Form, z.&nbsp;B. Kuchenform), das noch im Verb ''ummodeln'' und einigen [[Fachsprache]]n und [[Dialekt]]en fortlebt.
 
== Modellbildung ==
Die '''Modellbildung''' abstrahiert mit dem Erstellen eines Modells von der Realität, weil diese meist zu komplex ist, um sie genau abzubilden. Dies wird aber auch gar nicht beabsichtigt, vielmehr sollen lediglich die wesentlichen Einflussfaktoren identifiziert werden, die für den zu betrachtenden Prozess bedeutsam sind.
 
Man unterscheidet die strukturelle und die pragmatische Modellbildung. Bei struktureller Modellbildung ist die innere Struktur des Systems bekannt, es wird jedoch bewusst abstrahiert, modifiziert und reduziert. Man spricht hier von einem [[wikipedia:Whitebox-Modell|Whitebox-Modell]]. Bei pragmatischer Modellbildung ist die innere Struktur des Systems unbekannt, es lässt sich nur das Verhalten bzw. die [[wikipedia:Interaktion|Interaktion]] des Systems beobachten und modellieren. Die Hintergründe lassen sich meist nicht oder nur zum Teil verstehen – hier spricht man von einem [[wikipedia:Black Box (Systemtheorie)|Blackbox-Modell]]. Zudem gibt es Mischformen, bei denen Teile des Systems bekannt sind, andere wiederum nicht. Nicht alle Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen Teilkomponenten lassen sich nachvollziehen – hier spricht man vom [[wikipedia:Greybox-Modell|Greybox-Modell]]. Diese Mischform ist die häufigste, weil es aufgrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen meist ausreichend ist, das System auf diese Weise abzubilden.
 
== Modell und Wirklichkeit ==
 
Ein populäres Modell der Wissenschaft ist das [[wikipedia:Allgemeines Gleichgewichtsmodell|Allgemeine Gleichgewichtsmodell]] und das Modell des [[wikipedia:vollkommener Markt|vollkommenen Marktes]] der heutigen Volkswirtschaftslehre. Ein Teil dieses Modells ist die Lehre der Gleichgewichtsbildung von [[Angebot und Nachfrage]], und die Modellierung der [[wikipedia:Wirtschaftssubjekt|Wirtschaftssubjekt]]e als [[homo oeconomicus]], als [[wikipedia:Nutzenmaximierung|Nutzenmaximierer]].
 
Da die [[Volkswirtschaftslehre]] fast nur mit Modellen arbeitet, ist ihr Nutzen für die praktische Politik stark umstritten, denn jedem dieser Modelle wohnt entweder eine gewisse [[Redundanz]] oder auch ein starker [[Reduktionismus]] inne. Vollkommene Modelle der Wirklichkeit sind in der [[Volkswirtschaftslehre]] nicht bekannt.<ref>Vgl. Wolfgang Waldner: ''Trugschlüsse der Volkswirtschaftslehre''. Wie Professoren mit Modellen Studenten indoktrinieren und eine krisenverschärfende Wirtschaftspolitik fordern, BOD, Norderstedt 2011</ref>
 
[[Rudolf Steiner]] bemerkte dazu folgendes: "Soll man ins Praktische eingreifen, so muß man bereit sein, seine Begriffe fortwährend zu modifizieren. Man hat es nicht mit Substanz zu tun, die man plastisch bilden kann, sondern mit lebendigen Menschen. Und das ist das, was die [[Volkswirtschaftslehre]] zu einer Wissenschaft besonderer Art macht, weil sie durchdrungen sein muß von der Wirklichkeit."<ref>Rudolf Steiner: Nationalökonomisches Seminar, [[GA 341]], Dornach 1973, S. 14</ref>
 
Die vor allem in Deutschland noch bis ins späte 20. Jahrhundert hinein praktizierte [[historische Schule]] der [[Volkswirtschaftslehre]] (anzutreffend z.B. noch bis in die 90er Jahre in der Redaktion der: "Bausteine. Zeitschrift für theoretische Ökonomie und soziale Frage") verzichtete denn auch folgerichtig auf Modelltheorie in jeglicher Art und Weise.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Hermetische Kabbala}}
*{{wikipediaDE|Modell}}
*{{wikipediaDE|Modelltheorie}}
*{{UTB-Philosophie|Brigitte Wiesen|568|Modell}}


== Literatur ==
== Anmerkungen ==
* Frater Achad (eigentl. Charles Stanfield Jones, 1886–1950): ''Q.B.L. Or The Bridge’s Reception – Being A Short Qabalistic Treatise On The Nature And Use Of The Tree Of Life With A Brief Introduction And A Lenghty Appendix'' [http://www.hermetic.com/browe-archive/achad/qbl/QBL%20title%20and%20TOC.htm]. Der Magier und Dichter war einer von [[Wikipedia:Aleister Crowley|Aleister Crowley]]s bevorzugten Schülern.
<references/>
* [[Franz Bardon]]: ''Der Schlüssel zur wahren Kabbalah''; Wuppertal: Rüggeberg, 1998.
* [[Wikipedia:Aleister Crowley|Aleister Crowley]]: ''777 and Other Qabalistic Writings.''
* [[Wikipedia:Dion Fortune|Dion Fortune]]: ''Die mystische Kabbala''; Hamburg: Aurinia, 2004; ISBN 3-937392-00-9. Der Klassiker der esoterischen Kabbala, gute Einführung.
* [[Éliphas Lévi]] (eigentl. Alphonse Louis Constant): ''Les mystères de la Kabbale ou l’harmonie occulte des deux Testaments''; Paris: Ed. de la Maisnie, 1977; ISBN 2-85707-021-7.
* [[Papus]] (eigentl. Gerard Encausse): ''Die Kabbala'' In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler (mit einem Vorwort von Dr. Gerold Necker). Überarbeitet und wissenschaftlich betreut von [[Wikipedia:Michael Tilly|Michael Tilly]]. 3. Aufl. Marix-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-937715-61-2. Studie aus Sicht eines christlichen Universitätsprofessors und Okkultisten des späten 19. Jahrhunderts.
* Alan Richardson: ''Einführung in die Mystische Kabbala. Geheimnisse des Baum des Lebens''; Basel: Sphinx-Verlag, 1982; ISBN 3-85914-307-7. Einstieg in [[Ritualmagie|rituelle Magie]] nach Art des [[Hermetic Order of the Golden Dawn|Golden Dawn]].


== Einzelnachweise ==
== Weblinks ==
<references/>
http://www.deutschlandradiokultur.de/oekonom-kritisiert-krampfhaftes-festhalten-an.1008.de.html?dram:article_id=164702


[[Kategorie:Hermetik]]
{{wikipedia}}
[[Kategorie:Hermetische Kabbala|!]]
[[Kategorie:Kabbala]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Philosophie]]

Version vom 9. Januar 2019, 15:23 Uhr

Ein Modell (von lat. modulus „Maß, Maßstab“) ist ein in der Regel vereinfachtes reales oder gedankliches Abbild der Wirklichkeit bzw. das Vorbild eines zu schaffenden Werkes.

Kunst

In der bildenden Kunst dient ein Modell ganz allgemein als sinnliches Vorbild eines Kunstwerks, in der Bildhauerei und Malerei meist eine nackte (Aktmodell) oder bekleidete Person, in der Bildhauerkunst auch ein gegenständlich-plastischer Entwurf des zu schaffenden Werkes. In der Architektur handelt es sich dabei um die maßstäbliche Darstellung eines Entwurfs.

Wissenschaft

In in den Wissenschaften ist das Modell ein beschränktes, gegenständliches oder theoretisches Abbild der Wirklichkeit. In letzterem Fall spricht man auch von einer Modellvorstellung bzw. von einem Gedankenmodell. Nach Herbert Stachowiak ist es durch mindestens drei Merkmale gekennzeichnet:[1]

  1. Abbildung – Ein Modell ist stets ein Modell von etwas, nämlich Abbildung, Repräsentation eines natürlichen oder eines künstlichen Originals, das selbst wieder Modell sein kann.
  2. Verkürzung – Ein Modell erfasst im Allgemeinen nicht alle Attribute des Originals, sondern nur diejenigen, die dem Modellschaffer bzw. Modellnutzer relevant erscheinen.
  3. Pragmatismus – Modelle sind ihren Originalen nicht eindeutig zugeordnet. Sie erfüllen ihre Ersetzungsfunktion a) für bestimmte Subjekte (Für Wen?), b) innerhalb bestimmter Zeitintervalle (Wann?) und c) unter Einschränkung auf bestimmte gedankliche oder tätliche Operationen (Wozu?).

Zudem werden gelegentlich weitere Merkmale diskutiert, wie Extension und Distortion[2] sowie Validität.[3] Der amerikanische Wissenschaftsphilosoph Michael Weisberg unterscheidet auf der obersten Ebene zwischen gegenständlichen (concrete) und mathematischen Modellen und stellt daneben die Computersimulationen (computational models) als eigene Klasse von Modellen auf [4].

Mathematisches Modell

Ein mathemathisches Modell wird in den Wissenschaften häufig verwendet, um einen Teilbereich der Wirklichkeit in möglichst exakter, mathematisch idealisierter, berechenbarer Weise nachzubilden.

Wortherkunft

Das Wort Modell entstand im Italien der Renaissance als ital. modello, hervorgegangen aus lat. modulus, einem Maßstab in der Architektur, und wurde bis ins 18. Jahrhundert in der bildenden Kunst als Fachbegriff verwendet. Um 1800 verdrängte Modell im Deutschen das ältere, direkt vom lat. modulus (Maß(stab)) entlehnte Wort Model (Muster, Form, z. B. Kuchenform), das noch im Verb ummodeln und einigen Fachsprachen und Dialekten fortlebt.

Modellbildung

Die Modellbildung abstrahiert mit dem Erstellen eines Modells von der Realität, weil diese meist zu komplex ist, um sie genau abzubilden. Dies wird aber auch gar nicht beabsichtigt, vielmehr sollen lediglich die wesentlichen Einflussfaktoren identifiziert werden, die für den zu betrachtenden Prozess bedeutsam sind.

Man unterscheidet die strukturelle und die pragmatische Modellbildung. Bei struktureller Modellbildung ist die innere Struktur des Systems bekannt, es wird jedoch bewusst abstrahiert, modifiziert und reduziert. Man spricht hier von einem Whitebox-Modell. Bei pragmatischer Modellbildung ist die innere Struktur des Systems unbekannt, es lässt sich nur das Verhalten bzw. die Interaktion des Systems beobachten und modellieren. Die Hintergründe lassen sich meist nicht oder nur zum Teil verstehen – hier spricht man von einem Blackbox-Modell. Zudem gibt es Mischformen, bei denen Teile des Systems bekannt sind, andere wiederum nicht. Nicht alle Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen Teilkomponenten lassen sich nachvollziehen – hier spricht man vom Greybox-Modell. Diese Mischform ist die häufigste, weil es aufgrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen meist ausreichend ist, das System auf diese Weise abzubilden.

Modell und Wirklichkeit

Ein populäres Modell der Wissenschaft ist das Allgemeine Gleichgewichtsmodell und das Modell des vollkommenen Marktes der heutigen Volkswirtschaftslehre. Ein Teil dieses Modells ist die Lehre der Gleichgewichtsbildung von Angebot und Nachfrage, und die Modellierung der Wirtschaftssubjekte als homo oeconomicus, als Nutzenmaximierer.

Da die Volkswirtschaftslehre fast nur mit Modellen arbeitet, ist ihr Nutzen für die praktische Politik stark umstritten, denn jedem dieser Modelle wohnt entweder eine gewisse Redundanz oder auch ein starker Reduktionismus inne. Vollkommene Modelle der Wirklichkeit sind in der Volkswirtschaftslehre nicht bekannt.[5]

Rudolf Steiner bemerkte dazu folgendes: "Soll man ins Praktische eingreifen, so muß man bereit sein, seine Begriffe fortwährend zu modifizieren. Man hat es nicht mit Substanz zu tun, die man plastisch bilden kann, sondern mit lebendigen Menschen. Und das ist das, was die Volkswirtschaftslehre zu einer Wissenschaft besonderer Art macht, weil sie durchdrungen sein muß von der Wirklichkeit."[6]

Die vor allem in Deutschland noch bis ins späte 20. Jahrhundert hinein praktizierte historische Schule der Volkswirtschaftslehre (anzutreffend z.B. noch bis in die 90er Jahre in der Redaktion der: "Bausteine. Zeitschrift für theoretische Ökonomie und soziale Frage") verzichtete denn auch folgerichtig auf Modelltheorie in jeglicher Art und Weise.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Allgemeine Modelltheorie, 1973, S. 131–133.
  2. Thalheim (2010): Towards a Theory of Conceptual Modelling, Journal of Universal Computer Science, vol. 16, no. 20, S. 3120
  3. D. Dörner: Thought and Design – Research Strategies, Single-case Approach and Methods of Validation. In: E. Frankenberger u. a. (Hrsg.): Designers. The Key to Successful Product Development. Springer-Verlag, Berlin u. a. 1998, S. 3–11.
  4. M. Weisberg: "Simulation and Similarity - using models to understand the world". Oxford University Press, New York, New York, USA, 2013
  5. Vgl. Wolfgang Waldner: Trugschlüsse der Volkswirtschaftslehre. Wie Professoren mit Modellen Studenten indoktrinieren und eine krisenverschärfende Wirtschaftspolitik fordern, BOD, Norderstedt 2011
  6. Rudolf Steiner: Nationalökonomisches Seminar, GA 341, Dornach 1973, S. 14

Weblinks

http://www.deutschlandradiokultur.de/oekonom-kritisiert-krampfhaftes-festhalten-an.1008.de.html?dram:article_id=164702


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Modell aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.