imported>Odyssee |
imported>Joachim Stiller |
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| Die '''Vorstellung''' tritt als inneres, im weitesten Sinn [[bild]]haftes [[seelisch]]es Erleben auf. Sie steht zwischen [[Wahrnehmung]] und [[Begriff]] und ist nach [[Rudolf Steiner]]s [[Philosophie der Freiheit]] ein auf eine bestimmte [[Wahrnehmung]] bezogener und dadurch '''individualisierter Begriff''', der dem [[Gedächtnis]] eingeprägt wird - sie ist daher in diesem Sinn eine '''Erinnerungsvorstellung''' und als solche eine bereits begrifflich durchdrungene [[mental]]e '''Repräsentation''' (von [[lat.]] ''repraesentare'' ‚vergegenwärtigen‘) der ursprünglichen Wahrnehmung, aber nicht deren ''reines'' begriffsloses seelisches [[Abbild]]. Die [[Fähigkeit]], Vorstellungen zu bilden, wird als '''Vorstellungsvermögen''' oder '''Vorstellungskraft''' bezeichnet und ist eng verwandt der freier gestaltenden [[Phantasie]], wobei der Übergang zwischen Erinnerungsvorstellungen und Phantasievorstellungen durchaus gleitend ist.
| | '''Dharma''' ([[Sanskrit]], m., धर्म, dharma; [[Wikipedia:Pali|Pali]], '''dhamma''') bezeichnet im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] die Sitte, das Recht und Gesetz, die ethische und religiöse Verpflichtungen, ist also ein Ausdruck für das [[Moral|Moral-Gesetz]] und wird besonders mit [[Vishnu]] verbunden gesehen. Im [[Buddhismus]] versteht man darunter vor allem auch die Lehre des [[Buddha]] von den [[Vier Edle Wahrheiten|Vier Edlen Wahrheiten]]. Der Begriff ''Dharma'' löste im späteren Hinduismus den in der [[Wikipedia:Vedische Zeit|vedischen Zeit]] zentralen Begriff [[Rita (Hinduismus)|Rita]] ([[Sanskrit]]: ऋत ṛta ''n.'' „Wahrheit, Recht, Ordnung“) ab, der sowohl die natürliche Ordnung als auch die [[moral]]ische Ordnung der [[Mensch]]en und der [[Gesellschaft]] bezeichnete und eng verknüpft ist mit den beiden Gottheiten [[Mitra (Gott)|Mitra]] und [[Varuna (indische Gottheit)|Varuna]], die als ihre Hüter und Wächter erschienen.<ref>http://www.pantheon.org/articles/v/varuna.html</ref>. An Rita ist die Ordnung des [[Himmel]]s und der [[Erde (Planet)|Erde]] und aller [[Wesen]] gebunden, der [[Mensch]]en, [[Tiere]], [[Pflanzen]] und [[Götter]]. |
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| == Wahrnehmung und Vorstellung ==
| | Nach [[Rudolf Steiner]] ist Dharma das '''Gesetz der Seele''', das im klaren [[Ich-Bewusstsein]] erkannte und in der Folge durch das [[Ich]] bewusst vollzogene [[Karma|Schicksals-Gesetz]]. Je weiter die wahre Selbsterkenntnis des Menschen voranschreitet, desto mehr kann er aus der Einsicht in die geistigen Entwicklungsnotwendigkeiten seines [[Individuum|individuellen]] [[Wesen]]s zum bewussten Vollstrecker und Gestalter seines Schicksals werden. Das aus den unbewussten Tiefen der Seele wirkende Schicksal, das [[Karma]], wird dadurch nach und nach zum bewussten Gesetz der Seele, das sich der individuelle Menschengeist selbst gibt. Eben dieses bewusste Gesetz der menschlichen Seele wird mit dem indischen Ausdruck ''Dharma'' bezeichnet. Das nächste Ziel der menschlichen Entwicklung ist es, im Zuge der wiederholten Erdenleben Karma immer mehr in Dharma zu verwandeln. Ist dieses Ziel einmal erreicht, bedarf der Mensch, wie es Buddha erstmals ausgesprochen hat, für seine künftige Entwicklung keiner weiteren irdischen Verkörperungen mehr, sondern schreitet von da an auf einem rein geistigen Entwicklungspfad fort. |
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| Nach Steiner muss zunächst deutlich zwischen Wahrnehmung und Vorstellung unterschieden werden:
| | == Anmerkungen == |
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| "Die Rose zum Beispiel übt einen Eindruck auf uns
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| aus: Rot, Duft, Form, Ausdehnung. Wenden wir uns ab von der Rose,
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| so behalten wir in der Seele etwas zurück wie einen abgeblaßten
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| Rest des Roten, des Duftes, der Ausdehnung, und so weiter. Dieser
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| abgeblaßte Rest ist die Vorstellung. Man sollte nicht verwechseln
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| Wahrnehmung und Vorstellung. Die Vorstellung eines Dinges ist
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| das, wo das Ding nicht mehr dabei ist. Die Vorstellung ist schon ein
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| Erinnerungsbild der Wahrnehmung.
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| Wir sind aber immer noch nicht zum Begriff gekommen. Die
| | == Literatur == |
| Vorstellung erhalten wir, indem wir uns den Eindrücken der Außenwelt
| | # Annie Besant: ''Dharma'', The Theosophical Publishing House, Adyar, 1918 |
| aussetzen. Wir behalten dann als Bild die Vorstellung zurück.
| | # Joachim Stiller: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_atomlehre.pdf Atomlehre, Dharmalehre, Monadenlehre] PDF |
| Die meisten Menschen kommen Zeit ihres Lebens nicht über
| | # Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (1985), Sechster Vortrag, Basel, 20. September 1909 |
| die Vorstellung hinaus, sie dringen nicht vor zum eigentlichen Begriff." {{Lit|{{G|108|199}}}}
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| == Vorstellung und Begriff ==
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| Mit der Vorstellung ist noch nicht der ''reine'' [[Begriff]] gegeben:
| | {{GA}} |
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| "Was ein Begriff ist und wie er sich verhält zur Vorstellung,
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| wird am besten gezeigt an einem Beispiel aus der Mathematik. Nehmen
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| wir den Kreis. Wenn wir mit einem Kahn auf das Meer hinausfahren,
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| bis dort, wo wir schließlich nichts weiter sehen als die Meeresfläche
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| und den Himmel, so können wir, wenn es ganz ruhig ist,
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| den Horizont wahrnehmen als einen Kreis. Schließen wir dann die
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| Augen, so behalten wir von dieser Wahrnehmung als Erinnerungsbild
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| die Vorstellung des Kreises zurück. Um zum Begriff des Kreises
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| zu kommen, müssen wir einen anderen Weg einschlagen. Wir dürfen
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| keinen äußeren Anlaß für die Vorstellung suchen, sondern wir
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| konstruieren im Geiste alle Punkte einer Fläche, welche von einem
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| bestimmten festen Punkte gleich weit entfernt sind; wiederholen
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| wir dies unzählige Male und verbinden im Geiste diese Punkte
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| durch eine Linie, so baut sich vor unserem Geiste das Bild eines
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| Kreises auf. Wir können auch mit Kreide an der Tafel eine Illustration
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| dieses geistigen Bildes geben. Wenn wir uns nun dieses nicht
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| durch äußere Eindrücke, sondern durch inneres Konstruieren entstandene
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| Bild des Kreises vor Augen stellen und es vergleichen mit
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| dem Bild der Meeresfläche und des Horizontes, das sich der äußeren
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| Wahrnehmung darbot, so können wir finden, daß der innerlich
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| konstruierte Kreis dem Bild der äußeren Wahrnehmung durchaus
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| entspricht.
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| Wenn nun die Menschen wirklich logisch denken, im strengen logischen
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| Sinne denken, so tun sie etwas anderes als äußerlich wahrnehmen
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| und das Wahrgenommene sich wieder vergegenwärtigen;
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| dies ist nur eine Vorstellung. Beim logischen Denken aber muß jeder
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| Gedanke innerlich konstruiert sein, er muß ähnlich geschaffen
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| sein, wie ich es eben am Beispiele des Kreises erklärt habe. Mit diesem
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| inneren Gedankenbilde geht der Mensch dann erst an die äußere
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| Wirklichkeit heran und findet Harmonie zwischen dem inneren
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| Bilde und der äußeren Wirklichkeit. Die Vorstellung steht mit der
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| äußeren Wahrnehmung in Verbindung, der Begriff ist entstanden
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| durch inneres Konstruieren. Immer haben die Menschen so innerlich
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| konstruiert, die wirklich logisch dachten. So hat Kepler, als er
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| seine Gesetze aufstellte, diese innerlich konstruiert, und er fand sie
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| dann in Harmonie mit der äußeren Wirklichkeit.
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| Der Begriff ist also nichts anderes als ein Gedankenbild, er hat seine
| | == Weblinks == |
| Genesis, seinen Ursprung im Gedanken. Eine äußere Illustration
| | #[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/theosophie/Annie_Besant_Dharma.pdf Annie Besant: ''Dharma''] - der ganze Text zum Download als PDF. |
| ist nur eine Krücke, ein Hilfsmittel, um den Begriff anschaulich zu
| | #[http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_GA_114_LukasEvangelium.htm Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium''] - der ganze Text online. |
| machen. Nicht durch äußere Wahrnehmung wird der Begriff gewonnen,
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| er lebt zunächst nur in der reinen Innerlichkeit." {{Lit|{{G|108|199f}}}}
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| "In dem Augenblicke, wo eine Wahrnehmung in meinem Beobachtungshorizonte auftaucht, betätigt sich durch mich auch das Denken. Ein Glied in meinem Gedankensysteme, eine bestimmte Intuition, ein Begriff verbindet sich mit der Wahrnehmung. Wenn dann die Wahrnehmung aus meinem Gesichtskreise verschwindet: was bleibt zurück? Meine Intuition mit der Beziehung auf die bestimmte Wahrnehmung, die sich im Momente des Wahrnehmens gebildet hat. Mit welcher Lebhaftigkeit ich dann später diese Beziehung mir wieder vergegenwärtigen kann, das hängt von der Art ab, in der mein geistiger und körperlicher Organismus funktioniert. Die Vorstellung ist nichts anderes als eine auf eine bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff, der einmal mit einer Wahrnehmung verknüpft war, und dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist. Mein Begriff eines Löwen ist nicht aus meinen Wahrnehmungen von Löwen gebildet. Wohl aber ist meine Vorstellung vom Löwen an der Wahrnehmung gebildet. Ich kann jemandem den Begriff eines Löwen beibringen, der nie einen Löwen gesehen hat. Eine lebendige Vorstellung ihm beizubringen, wird mir ohne sein eigenes Wahrnehmen nicht gelingen.
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| Die Vorstellung ist also ein individualisierter Begriff. Und nun ist es uns erklärlich, dass für uns die Dinge der Wirklichkeit durch Vorstellungen repräsentiert werden können. Die volle Wirklichkeit eines Dinges ergibt sich uns im Augenblicke der Beobachtung aus dem Zusammengehen von Begriff und Wahrnehmung. Der Begriff erhält durch eine Wahrnehmung eine individuelle Gestalt, einen Bezug zu dieser bestimmten Wahrnehmung. In dieser individuellen Gestalt, die den Bezug auf die Wahrnehmung als eine Eigentümlichkeit in sich trägt, lebt er in uns fort und bildet die Vorstellung des betreffenden Dinges. Treffen wir auf ein zweites Ding, mit dem sich derselbe Begriff verbindet, so erkennen wir es mit dem ersten als zu derselben Art gehörig; treffen wir dasselbe Ding ein zweites Mal wieder, so finden wir in unserem Begriffssysteme nicht nur überhaupt einen entsprechenden Begriff, sondern den individualisierten Begriff mit dem ihm eigentümlichen Bezug auf denselben Gegenstand, und wir erkennen den Gegenstand wieder." {{Lit|{{G|004|106f}}}}
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| == Die Erfahrung als die Summe aller im Leben gebildeten Vorstellungen == | |
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| Die Summe dessen, worüber sich ein Mensch Vorstellungen bilden kann, bestimmt seine [[Erfahrung]].
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| Indem ich mir eine Vorstellung bilde, bekommt die Wahrnehmung einen konkreten Bezug zu meinem eigenen Selbst. Durch die Wahrnehmung werde ich auf die Außenwelt verwiesen, die Vorstellung hingegen erlebe ich in meiner eigenen Innenwelt, wobei mit Außenwelt keineswegs bloß die [[Sinnliche Welt|sinnliche Außenwelt]] gemeint ist, sondern auch die [[Geistige Welt|geistige Außenwelt]] mit umfasst, eben insgesamt jeden Weltbereich, der außerhalb meines Selbst liegt.
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| "Ich nehme nicht nur andere Dinge wahr, sondern ich nehme mich selbst wahr. Die Wahrnehmung meiner selbst hat zunächst den Inhalt, dass ich das Bleibende bin gegenüber den immer kommenden und gehenden Wahrnehmungsbildern. Die Wahrnehmung des Ich kann in meinem Bewusstsein stets auftreten, während ich andere Wahrnehmungen habe. Wenn ich in die Wahrnehmung eines gegebenen Gegenstandes vertieft bin, so habe ich vorläufig nur von diesem ein Bewusstsein. Dazu kann dann die Wahrnehmung meines Selbst treten. Ich bin mir nunmehr nicht bloß des Gegenstandes bewusst, sondern auch meiner Persönlichkeit, die dem Gegenstand gegenüber steht und ihn beobachtet. Ich sehe nicht bloß einen Baum, sondern ich weiß auch, dass ich es bin, der ihn sieht. Ich erkenne auch, dass in mir etwas vorgeht, während ich den Baum beobachte. Wenn der Baum aus meinem Gesichtskreise verschwindet, bleibt für mein Bewusstsein ein Rückstand von diesem Vorgange: ein Bild des Baumes. Dieses Bild hat sich während meiner Beobachtung mit meinem Selbst verbunden. Mein Selbst hat sich bereichert; sein Inhalt hat ein neues Element in sich aufgenommen. Dieses Element nenne ich meine Vorstellung von dem Baume. Ich käme nie in die Lage, von Vorstellungen zu sprechen, wenn ich diese nicht in der Wahrnehmung meines Selbst erlebte. Wahrnehmungen würden kommen und gehen; ich ließe sie vorüberziehen. Nur dadurch, dass ich mein Selbst wahrnehme und merke, dass mit jeder Wahrnehmung sich auch dessen Inhalt ändert, sehe ich mich gezwungen, die Beobachtung des Gegenstandes mit meiner eigenen Zustandsveränderung in Zusammenhang zu bringen und von meiner Vorstellung zu sprechen.
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| Die Vorstellung nehme ich an meinem Selbst wahr, in dem Sinne, wie Farbe, Ton usw. an andern Gegenständen. Ich kann jetzt auch den Unterschied machen, dass ich diese andern Gegenstände, die sich mir gegenüberstellen, Außenwelt nenne, während ich den Inhalt meiner Selbstwahrnehmung als Innenwelt bezeichne. Die Verkennung des Verhältnisses von Vorstellung und Gegenstand hat die größten Missverständnisse in der neueren Philosophie herbeigeführt. Die Wahrnehmung einer Veränderung in uns, die Modifikation, die mein Selbst erfährt, wurde in den Vordergrund gedrängt und das diese Modifikation veranlassende Objekt ganz aus dem Auge verloren. Man hat gesagt: wir nehmen nicht die Gegenstände wahr, sondern nur unsere Vorstellungen. Ich soll nichts wissen von dem Tische an sich, der Gegenstand meiner Beobachtung ist, sondern nur von der Veränderung, die mit mir selbst vorgeht, während ich den Tisch wahrnehme." {{Lit|{{G|004|67}}}}
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| == Die irrige Ansicht Immanuel Kants, dass wir nur von unseren Vorstellungen wissen können ==
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| Irrig ist die besonders von [[Kant]] und [[Schopenhauer]] vertretene Ansicht, dass der Mensch an die eigentliche [[Wirklichkeit]] nicht heranreiche und überhaupt nur durch Vorstellungen etwas von der Welt wissen könne. Wie Steiner streng philosophisch nachgewiesen hat, steht der Mensch inmitten der Wirklichkeit, wenn er im [[Erkenntnis]]prozess die unmittelbare Wahrnehmung mit dem zugehörigen Begriff verbindet. Die Vorstellung ist die subjektive Repräsentation dieser Wirklichkeit.
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| "Als Wahrnehmung und Begriff stellt sich uns die Wirklichkeit, als Vorstellung die subjektive Repräsentation dieser Wirklichkeit dar." {{Lit|{{G|004|108}}}}
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| "Die Hauptschwierigkeit bei der Erklärung der Vorstellungen wird von den Philosophen in dem Umstande gefunden, dass wir die äußeren Dinge nicht selbst sind, und unsere Vorstellungen doch eine den Dingen entsprechende Gestalt haben sollen. Bei genauerem Zusehen stellt sich aber heraus, dass diese Schwierigkeit gar nicht besteht. Die äußeren Dinge sind wir allerdings nicht, aber wir gehören mit den äußeren Dingen zu ein und derselben Welt. Der Ausschnitt aus der Welt, den ich als mein Subjekt wahrnehme, wird von dem Strome des allgemeinen Weltgeschehens durchzogen. Für mein Wahrnehmen bin ich zunächst innerhalb der Grenzen meiner Leibeshaut eingeschlossen. Aber was da drinnen steckt in dieser Leibeshaut, gehört zu dem Kosmos als einem Ganzen. Damit also eine Beziehung bestehe zwischen meinem Organismus und dem Gegenstande außer mir, ist es gar nicht nötig, dass etwas von dem Gegenstande in mich hereinschlüpfe oder in meinen Geist einen Eindruck mache, wie ein Siegelring in Wachs. Die Frage: wie bekomme ich Kunde von dem Baume, der zehn Schritte von mir entfernt steht, ist völlig schief gestellt. Sie entspringt aus der Anschauung, dass meine Leibesgrenzen absolute Scheidewände seien, durch die die Nachrichten von den Dingen in mich hereinwandern. Die Kräfte, welche innerhalb meiner Leibeshaut wirken, sind die gleichen wie die außerhalb bestehenden. Ich bin also wirklich die Dinge; allerdings nicht Ich, insofern ich Wahrnehmungssubjekt bin, aber Ich, insofern ich ein Teil innerhalb des allgemeinen Weltgeschehens bin. Die Wahrnehmung des Baumes liegt mit meinem Ich in demselben Ganzen. Dieses allgemeine Weltgeschehen ruft in gleichem Maße dort die Wahrnehmung des Baumes hervor, wie hier die Wahrnehmung meines Ich. Wäre ich nicht Welterkenner, sondern Weltschöpfer, so entstünde Objekt und Subjekt (Wahrnehmung und Ich) in einem Akte. Denn sie bedingen einander gegenseitig. Als Welterkenner kann ich das Gemeinsame der beiden als zusammengehöriger Wesenseiten nur durch Denken finden, das durch Begriffe beide aufeinander bezieht.
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| Am schwierigsten aus dem Felde zu schlagen werden die Sogenannten physiologischen Beweise für die Subjektivität unserer Wahrnehmungen sein. Wenn ich einen Druck auf die Haut meines Körpers ausführe, so nehme ich ihn als Druckempfindung wahr. Denselben Druck kann ich durch das Auge als Licht, durch das Ohr als Ton wahrnehmen. Einen elektrischen Schlag nehme ich durch das Auge als Licht, durch das Ohr als Schall, durch die Hautnerven als Stoß, durch das Geruchsorgan als Phosphorgeruch wahr. Was folgt aus dieser Tatsache? Nur dieses: Ich nehme einen elektrischen Schlag wahr (respektive einen Druck) und darauf eine Lichtqualität, oder einen Ton beziehungsweise einen gewissen Geruch und so weiter. Wenn kein Auge da wäre, so gesellte sich zu der Wahrnehmung der mechanischen Erschütterung in der Umgebung nicht die Wahrnehmung einer Lichtqualität, ohne die Anwesenheit eines Gehörorgans keine Tonwahrnehmung usw. Mit welchem Rechte kann man sagen, ohne Wahrnehmungsorgane wäre der ganze Vorgang nicht vorhanden? Wer von dem Umstande, dass ein elektrischer Vorgang im Auge Licht hervorruft, zurückschließt also ist das, was wir als Licht empfinden, außer unserem Organismus nur ein mechanischer Bewegungsvorgang, der vergisst, dass er nur von einer Wahrnehmung auf die andere übergeht und durchaus nicht auf etwas außerhalb der Wahrnehmung. Ebenso gut wie man sagen kann: das Auge nimmt einen mechanischen Bewegungsvorgang seiner Umgebung als Licht wahr, ebenso gut kann man behaupten: eine gesetzmäßige Veränderung eines Gegenstandes wird von uns als Bewegungsvorgang wahrgenommen. Wenn ich auf den Umfang einer rotierenden Scheibe ein Pferd zwölfmal male, und zwar genau in den Gestalten, die sein Körper im fortgehenden Laufe annimmt, so kann ich durch Rotieren der Scheibe den Schein der Bewegung hervorrufen. Ich brauche nur durch eine Öffnung zu blicken und zwar so, dass ich in den entsprechenden Zwischenzeiten die aufeinanderfolgenden Stellungen des Pferdes sehe. Ich sehe nicht zwölf Pferdebilder, sondern das Bild eines dahineilenden Pferdes." {{Lit|{{G|004|104ff}}}}
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| Da nach Steiner die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen nicht auf die [[sinnliche Welt]] beschränkt ist, sondern sich nach entsprechender [[Schulungsweg|Schulung]] der Seelenkräfte auch auf [[Geistige Welt|geistige Weltbereiche]] erstreckt, so sind auch diese der Erfahrung zugänglich und können streng methodisch [[Wissenschaft|wissenschaftlich]] erforscht werden.
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| == Literatur ==
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| #Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1962)
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| #Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}}
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| [[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] | | [[Kategorie:Hinduismus]] [[Kategorie:Buddhismus]] |