Dharma und Dreigliederung des menschlichen Organismus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Dharma''' ([[Sanskrit]], m., धर्म, dharma; [[Wikipedia:Pali|Pali]], '''dhamma''') bezeichnet im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] die Sitte, das Recht und Gesetz, die ethische und religiöse Verpflichtungen, ist also ein Ausdruck für das [[Moral|Moral-Gesetz]] und wird besonders mit [[Vishnu]] verbunden gesehen. Im [[Buddhismus]] versteht man darunter vor allem auch die Lehre des [[Buddha]] von den [[Vier Edle Wahrheiten|Vier Edlen Wahrheiten]]. Der Begriff ''Dharma'' löste im späteren Hinduismus den in der [[Wikipedia:Vedische Zeit|vedischen Zeit]] zentralen Begriff [[Rita (Hinduismus)|Rita]] ([[Sanskrit]]: ऋत ṛta ''n.'' „Wahrheit, Recht, Ordnung“) ab, der sowohl die natürliche Ordnung als auch die [[moral]]ische Ordnung der [[Mensch]]en und der [[Gesellschaft]] bezeichnete und eng verknüpft ist mit den beiden Gottheiten [[Mitra (Gott)|Mitra]] und [[Varuna (indische Gottheit)|Varuna]], die als ihre Hüter und Wächter erschienen.<ref>http://www.pantheon.org/articles/v/varuna.html</ref>. An Rita ist die Ordnung des [[Himmel]]s und der [[Erde (Planet)|Erde]] und aller [[Wesen]] gebunden, der [[Mensch]]en, [[Tiere]], [[Pflanzen]] und [[Götter]].
[[Datei:Steiner Der dreigliedrige Mensch 1.jpg|mini|250px|[[Rudolf Steiner]]: ''Der dreigliedrige Mensch'', Pastell auf Transparentpapier, 12. Juni 1923]]


Nach [[Rudolf Steiner]] ist Dharma das '''Gesetz der Seele''', das im klaren [[Ich-Bewusstsein]] erkannte und in der Folge durch das [[Ich]] bewusst vollzogene [[Karma|Schicksals-Gesetz]]. Je weiter die wahre Selbsterkenntnis des Menschen voranschreitet, desto mehr kann er aus der Einsicht in die geistigen Entwicklungsnotwendigkeiten seines [[Individuum|individuellen]] [[Wesen]]s zum bewussten Vollstrecker und Gestalter seines Schicksals werden. Das aus den unbewussten Tiefen der Seele wirkende Schicksal, das [[Karma]], wird dadurch nach und nach zum bewussten Gesetz der Seele, das sich der individuelle Menschengeist selbst gibt. Eben dieses bewusste Gesetz der menschlichen Seele wird mit dem indischen Ausdruck ''Dharma'' bezeichnet. Das nächste Ziel der menschlichen Entwicklung ist es, im Zuge der wiederholten Erdenleben Karma immer mehr in Dharma zu verwandeln. Ist dieses Ziel einmal erreicht, bedarf der Mensch, wie es Buddha erstmals ausgesprochen hat, für seine künftige Entwicklung keiner weiteren irdischen Verkörperungen mehr, sondern schreitet von da an auf einem rein geistigen Entwicklungspfad fort.  
Die '''Dreigliederung des menschlichen Organismus''' ist ein zentrales Prinzip der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] [[Menschenkunde]] und wurde von Rudolf Steiner erstmals [[Wikipedia:1917|1917]] in seinem Buch «[[Von Seelenrätseln]]» explizit dargestellt.


== Anmerkungen ==
{{GZ|Das Nerven- und Sinnessystem,
wie es im Kopfe zentralisiert ist, ist im menschlichen Organismus ein
eigenes, für sich bestehendes, selbständiges Glied. Was als Lungen- und
Herzsystem, als Zirkulationssystem vorliegt, ist wiederum ein für sich
bestehendes, selbständiges Glied. Ebenso das Stoffwechselsystem. Das
Genauere können Sie in meinem Buch «Von Seelenrätseln» nachlesen.
Das ist das Charakteristische im menschlichen Organismus, daß seine
Systeme gerade dadurch ihre rechte Entfaltung und Wirksamkeit entfalten,
daß sie nicht zentralisiert sind, sondern daß sie nebeneinander bestehen
und frei zusammenwirken. Kann man heute nicht einmal in dieser
umfassenden, eindringlichen Weise den menschlichen Organismus begreifen,
so kann man mit der Wissenschaft, die noch nicht reformiert ist,
die aber in geisteswissenschaftlichem Sinne reformiert werden muß, den
sozialen Organismus erst recht nicht verstehen. Man glaubt heute, der
menschliche Organismus ist etwas Zentralisiertes, während er eine Dreigliedrigkeit
ist.|328|21}}


<references/>
== Die drei Glieder des menschlichen Organismus ==


== Literatur ==
Deutlich lassen sich drei sehr unterschiedliche Glieder des [[mensch]]lichen [[Organismus]] unterscheiden:
# Annie Besant: ''Dharma'', The Theosophical Publishing House, Adyar, 1918
# Joachim Stiller: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_atomlehre.pdf Atomlehre, Dharmalehre, Monadenlehre] PDF
# Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (1985), Sechster Vortrag, Basel, 20. September 1909


*[[Nerven-Sinnessystem]]
*[[Rhythmisches System]]
*[[Stoffwechsel-Gliedmassensystem]]


{{GA}}
Das [[Nerven-Sinnessystem]] ist hauptsächlich im Kopf zentriert und ist das physische Werkzeug für die [[Sinnliche Wahrnehmung|sinnliche Wahrnehmung]], das [[Vorstellen]] und [[Denken]]. Es gibt dem Menschen die Grundlage für sein waches, der [[Sinnliche Welt|sinnlichen Welt]] hingegebenes [[Tagesbewusstsein]].
 
Das [[Rhythmisches System|Rhythmische System]] umfasst [[Atmung]] und [[Kreislauf]] und ist daher entsprechend im Brustbereich zentriert. Es ist das wesentlichste physische Werkzeug des Gefühlslebens und der im lebendig strömenden Atem tönenden menschlichen Sprache. Jede Stimmungsschwankung, jede Freude, jedes Leid spiegeln sich in einer leise veränderten Atmung und einem sich beschleunigenden oder verzögernden Pulsschlag wider, wie auch jede körperlich bedingte Veränderung in Atmung und Herzrhythmus sogleich auf unser Gefühlsleben zurückschlägt. Allerdings erleben wir diese Gefühle nicht so klar und wach wie das, was wir durch unser Nerven-Sinnessystem erfahren. In unserem [[Gefühl|Gefühlsleben]] träumen wir eigentlich beständig.
 
Noch unbewusster bleiben uns die inneren Vorgänge des [[Stoffwechsel-Gliedmassensystem]]s, das grundlegend für die Entfaltung unseres Willens ist. Insbesondere ist auch der aufrechte Gang des Menschen in diesem System begründet. Was tatsächlich in den Tiefen unseres [[Organismus]] vorgeht, wenn wir aufrecht durch die Welt schreiten, oder mit den dadurch freigewordenen Händen willentlich einen Gegenstand ergreifen, entzieht sich weitestgehend unserem Bewusstsein. Gerade darin liegt aber erst die eigentliche Realität des menschlichen Willens, und nicht in der blossen gedanklichen Vorstellung, die ihn begleitet. Im [[Wille]]n schlafen wir eigentlich beständig.
 
Bei den [[Tier]]en, namentlich bei den höheren Tieren, zeichnet sich diese [[Dreigliederung]] des Organismus zwar schon deutlich ab, ist aber nirgends so ausgewogen wie beim Menschen. Nur die fein abgestimmte Harmonie, mit der diese drei Glieder, einander lebendig durchdringend, beim Menschen zusammenwirken, ermöglicht ihm seine [[Aufrechte Haltung|aufrechte Haltung]], die artikulierte Lautsprache und das verstandesmässige Denken.
 
{{GZ|Faßt man
nun zusammen alles dasjenige Seelische, das als Vorstellen
erlebt wird und sucht man nach den leiblichen Vorgängen,
mit denen dieses Seelische in Beziehung zu setzen ist, so findet
man den entsprechenden Zusammenhang, indem man
dabei in weitgehendem Maße den Ergebnissen der gegenwärtigen
physiologischen Psychologie sich anschließen
kann. Die körperlichen Gegenstücke zum Seelischen des
Vorstellens hat man in den Vorgängen des Nervensystems
mit ihrem Auslaufen in die Sinnesorgane einerseits und in
die leibliche Innenorganisation andrerseits zu sehen. So sehr
man vom anthroposophischen Gesichtspunkte aus manches
wird anders zu denken haben, als es die gegenwärtige Wissenschaft
tut: eine Grundlage vorzüglicher Art ist in dieser
Wissenschaft vorhanden. Nicht so steht es, wenn man die
leiblichen Gegenstücke für das Fühlen und Wollen bestimmen
will. In bezug darauf muß man sich innerhalb der Ergebnisse
gegenwärtiger Physiologie erst den richtigen Weg
bahnen. Ist man auf denselben gelangt, so findet man, daß
man wie das Vorstellen zur Nerventätigkeit so das Fühlen
in Beziehung bringen muß zu demjenigen Lebensrhythmus,
der in der Atmungstätigkeit seine Mitte hat und mit ihr zusammenhängt.
Man hat dabei zu berücksichtigen, daß man
zu dem angestrebten Ziele den Atmungsrhythmus mit allem,
was mit ihm zusammenhängt, bis in die äußersten peripherischen
Teile der Organisation verfolgen muß. Um auf
diesem Gebiete zu konkreten Ergebnissen zu gelangen,
müssen die Erfahrungen der physiologischen Forschung in
einer Richtung verfolgt werden, welche heute noch vielfach
ungewohnt ist. Erst wenn man dies vollbringt, werden alle
Widersprüche verschwinden, die sich zunächst ergeben,
wenn Fühlen und Atmungsrhythmus zusammengebracht
werden. Was zunächst zum Widerspruch herausfordert,
wird bei näherem Eingehen zum Beweise für diese Beziehung. Aus dem weiten Gebiet, das hier verfolgt werden
muß, sei nur ein einziges Beispiel herausgehoben. Das Erleben
des Musikalischen beruht auf einem Fühlen. Der Inhalt
des musikalischen Gebildes aber lebt in dem Vorstellen,
das durch die Wahrnehmungen des Gehörs vermittelt wird.
Wodurch entsteht das musikalische Gefühls-Erlebnis?
Die ''Vorstellung'' des Tongebildes, die auf Gehörorgan und
Nervenvorgang beruht, ist noch nicht dieses musikalische
Erlebnis. Das letztere entsteht, indem im Gehirn der Atmungsrhythmus
in seiner Fortsetzung bis in dieses Organ
hinein, sich begegnet mit dem, was durch Ohr und Nervensystem
vollbracht wird. Und die Seele lebt nun nicht in dem
bloß Gehörten und Vorgestellten, sondern sie lebt in dem
Atmungsrhythmus; sie erlebt dasjenige, was im Atmungsrhythmus
ausgelöst wird dadurch, daß gewissermaßen das
im Nervensystem Vorgehende heranstößt an dieses rhythmische
Leben. Man muß nur die Physiologie des Atmungsrhythmus
im rechten Lichte sehen, so wird man umfänglich
zur Anerkennung des Satzes kommen: die Seele erlebt fühlend,
indem sie sich dabei ähnlich auf den Atmungsrhythmus
stützt wie im Vorstellen auf die Nervenvorgänge. -
Und bezüglich des Wollens findet man, daß dieses sich in
ähnlicher Art stützt auf Stoffwechsel Vorgänge. Wieder muß
da in Betracht gezogen werden, was alles an Verzweigungen
und Ausläufern der Stoffwechselvorgänge im ganzen Organismus
in Betracht kommt. Wie dann, wenn etwas «vorgestellt» wird, sich ein Nerven Vorgang abspielt, auf Grund
dessen die Seele sich ihres Vorgestellten bewußt wird, wie
ferner dann, wenn etwas «gefühlt» wird, eine Modifikation
des Atmungsrhythmus verläuft, durch die der Seele ein Gefühl
auflebt: so geht, wenn etwas «gewollt» wird, ein Stoffwechselvorgang vor sich, der die leibliche Grundlage ist für
das als Wollen in der Seele Erlebte. - Nun ist in der Seele ein
vollbewußtes waches Erleben nur für das vom Nervensystem
vermittelte Vorstellen vorhanden. Was durch den Atmungsrhythmus
vermittelt wird, das lebt im gewöhnlichen
Bewußtsein in jener Stärke, welche die Traumvorstellungen
haben. Dazu gehört alles Gefühlsartige, auch alle Affekte,
alle Leidenschaften und so weiter. Das Wollen, das auf StofTwechselvorgänge
gestützt ist, wird in keinem höheren
Grade bewußt erlebt als in jenem ganz dumpfen, der im
Schlafe vorhanden ist. Man wird bei genauer Betrachtung
des hier in Frage Kommenden bemerken, daß man das Wollen
ganz anders erlebt als das Vorstellen. Das letztere erlebt
man wie man etwa eine von Farbe bestrichene Fläche sieht;
das Wollen so, wie eine schwarze Fläche innerhalb eines farbigen
Feldes. Man «sieht» innerhalb der Fläche, auf der
keine Farbe ist, eben deshalb etwas, weil im Gegensatz zu
der Umgebung, von der Farben-Eindrücke ausgehen, von
dieser Fläche keine solchen Eindrücke kommen: man «stellt
das Wollen vor», weil innerhalb der Vorstellungs-Erlebnisse
der Seele an gewissen Stellen sich ein Nicht-Vorstellen
einfügt, das sich in das vollbewußte Erleben hineinstellt
ähnlich wie die im Schlafe zugebrachten Unterbrechungen
des Bewußtseins in den bewußten Lebenslauf. Aus diesen
verschiedenen Arten des bewußten Erlebens ergibt sich die
Mannigfaltigkeit des seelischen Erfahrens in Vorstellen,
Fühlen und Wollen.|21|150ff}}
 
== Dreigliederung, nicht Dreiteilung ==
Da es sich um eine [[ganzheit]]liche Drei''gliederung'' und ''nicht'' um eine Drei''teilung'' des Organismus handelt, trägt jedes System auch die jeweils anderen in modifizierter Form in sich. [[Kopf]] und [[Gliedmaßen]] stehen dabei in einem polaren Verhältnis zueinander und der [[Rumpf]] vermittelt zwischen den beiden.
 
=== Kopf ===
{{GZ|Wenn wir diese Dreigliederung des menschlichen Leibes ins Auge
fassen, dann wird es uns ganz besonders deutlich werden, wie das
Haupt, der Kopf des Menschen, ein ganzer Mensch schon ist, ein aus
der Tierreihe heraufgehobener ganzer Mensch.
 
Wir haben am Kopfe den eigentlichen Kopf. Wir haben am Kopf
den Rumpf: das ist alles dasjenige, was zur Nase gehört. Und wir haben
am Kopf den Gliedmaßenteil, der sich in die Leibeshöhle fortsetzt:
das ist alles dasjenige, was den Mund umschließt. So daß wir
am menschlichen Haupte sehen können, wie da der ganze Mensch
leiblich vorhanden ist. Nur ist die Brust des Kopfes schon verkümmert.
Sie ist so verkümmert, daß gewissermaßen alles, was zur Nase gehört,
nur noch undeutlich erkennen läßt, wie es mit dem Lungenartigen
zusammenhängt. Aber es hängt dasjenige, was zur Nase gehört,
mit dem Lungenartigen zusammen. Es ist gewissermaßen diese menschliche
Nase etwas wie eine metamorphosierte Lunge. Sie gestaltet daher
auch den Atmungsprozeß so um, daß sie ihn mehr nach dem Physischen
hin ausbildet. Daß Sie die Lunge vielleicht als weniger geistig
ansehen als die Nase, das ist ein Irrtum. Die Lunge ist kunstvoller gebaut.
Sie ist mehr vom Geistigen, wenigstens vom Seelischen durchdrungen
als die Nase, die eigentlich, wenn man die Sache wirklich
richtig auffaßt, mit einer großen Unverschämtheit sich nach außen hin
in das menschliche Antlitz stellt, während die Lunge ihr Dasein, trotzdem
sie seelischer ist als die Nase, viel keuscher verbirgt.
 
Verwandt mit allem, was dem Stoffwechsel, was der Verdauung
und Ernährung angehört und sich aus den Gliedmaßenkräften in den
Menschen herein fortsetzt, verwandt mit alledem ist dasjenige, was
zum menschlichen Munde gehört, der ja auch seine Verwandtschaft mit
der Ernährung und mit alledem, was zu den menschlichen Gliedmaßen
gehört, nicht verleugnen kann. So ist das Haupt, der Kopf des Menschen
ein ganzer Mensch, bei dem nur das Nichtkopfliche verkümmert
ist. Brust und Unterleib sind am Kopfe, aber sie sind am Kopfe verkümmert.|293|195f|196}}
 
=== Gliedmaßen ===
 
{{GZ|Wenn wir im Gegensatz dazu den Gliedmaßenmenschen ansehen,
so ist der in alledem, was er uns äußerlich darbietet, in seiner äußerlichen
gestaltlichen Bildung im wesentlichen die Umgestaltung der
beiden Kinnladen des Menschen, der oberen und unteren Kinnlade.
Was unten und oben Ihren Mund einschließt, das ist, nur verkümmert,
dasjenige, was Ihre Beine und Füße und Ihre Arme und Hände sind.|293|196|197}}
 
{{GGZ|Während der richtige
Kopf des Menschen ein leiblich-materieller Kopf ist, ist der Kopf, der
zu den Gliedmaßen dazugehört, der geistige Kopf. Aber er wird ein
Stückchen materiell, damit er fortwährend den Menschen verzehren
kann. Und im Tode, wenn der Mensch stirbt, hat er ihn ganz aufgezehrt.
Das ist in der Tat der wunderbare Prozeß, daß unsere Gliedmaßen
so gebaut sind, daß sie uns fortwährend aufessen. Wir schlüpfen
fortwährend mit unserem Organismus in den aufgesperrten Mund
unserer Geistigkeit hinein. Das Geistige verlangt von uns fortwährend
das Opfer unserer Hingabe. Und auch in unserer Leibesgestaltung ist
dieses Opfer unserer Hingabe ausgedrückt. Wir verstehen die menschliche
Gestalt nicht, wenn wir nicht dieses Opfer der Hingabe an den
Geist schon ausgedrückt finden in der Beziehung der menschlichen
Glieder zu dem übrigen menschlichen Leib. So daß wir sagen können:
Kopf- und Gliedmaßennatur des Menschen sind entgegengesetzt, und
die Brust- oder Rumpfnatur des Menschen, die in der Mitte liegt, ist
in gewisser Beziehung dasjenige, was zwischen diesen beiden Gegensätzen
die Waage hält.|293|197|198}}
 
===Brust ===
 
{{GGZ|In der Brust des Menschen ist in der Tat ebensoviel Kopf- wie Gliedmaßennatur.
Gliedmaßennatur und Kopfnatur vermischen sich miteinander
in der Brustnatur. Die Brust hat nach oben hin fortwährend
die Anlage, Kopf zu werden und nach unten hin fortwährend die
Anlage, den entgegengestreckten Gliedmaßen, der Außenwelt, sich
anzuorganisieren, sich anzupassen, also, mit anderen Worten, Gliedmaßennatur
zu werden. Der obere Teil der Brustnatur hat fortwährend
die Tendenz, Kopf zu werden, der untere Teil hat fortwährend
die Tendenz, Gliedmaßenmensch zu werden. Also der obere Teil des
menschlichen Rumpfes will fortwährend Kopf werden, er kann es nur
nicht. Der andere Kopf verhindert ihn daran. Daher bringt er nur fortwährend
ein Abhild des Kopfes hervor, man möchte sagen, etwas, was
ausmacht den Beginn der Kopfbildung. Können wir nicht deutlich erkennen,
wie im oberen Teil der Brustbildung der Ansatz gemacht wird
zur Kopfbildung? Ja, da ist der Kehlkopf da, der ja aus der naiven
Sprache heraus sogar Kehlkopf genannt wird. Der Kehlkopf des Menschen
ist ganz und gar ein verkümmertes Haupt des Menschen, ein
Kopf, der nicht ganz Kopf werden kann und der daher seine Kopfesnatur
auslebt in der menschlichen Sprache. Die menschliche Sprache
ist der fortwährend vom Kehlkopf in der Luft unternommene Versuch,
Kopf zu werden. Wenn der Kehlkopf versucht, der oberste Teil
des Kopfes zu werden, da kommen zum Vorschein diejenigen Laute,
welche deutlich zeigen, daß sie am stärksten von der menschlichen
Natur zurückgehalten werden. Wenn der menschliche Kehlkopf versucht,
Nase zu werden, da kann er nicht Nase werden, weil ihn die
wirklich vorhandene Nase daran verhindert. Aber er bringt hervor
in der Luft den Versuch, Nase zu werden, in den Nasenlauten. Die
vorhandene Nase staut also die Luftnase, die da entstehen will, in den
Nasenlauten. Es ist außerordentlich bedeutungsvoll, wie der Mensch,
indem er spricht, fortwährend in der Luft den Versuch macht, Stücke
von einem Kopf hervorzubringen, und wie sich wiederum diese Stücke
von dem Kopf in welligen Bewegungen fortsetzen, die sich dann stauen
an dem leiblich ausgebildeten Kopf. Da haben Sie dajenige, was die
menschliche Sprache ist.|197f|198}}
 
== Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus ==
 
{{Siehe auch|Wesensglieder}}
 
[[Datei:GA 317 30.6.1924.jpg|thumb|400px|Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus (Tafel 7 zum Vortrag vom 30.6.1924 in Dornach)]]
 
Die Anordnung der Wesensglieder im [[Kopf]]bereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im [[Nerven-Sinnes-System]] liegt das [[Ich]] ganz innen, dann folgt der [[Astralleib]] und die äußere Hülle bilden der [[Ätherleib]] und der [[Physischer Leib|physische Leib]]. Im [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das [[Rhythmisches System|rhythmische System]] vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen {{Lit|{{G|317|76ff}}}} ([[Heilpädagogischer Kurs]]).
 
{{GZ|Ich möchte, damit
das alles deutlich wird, in der folgenden Zeichnung die Ich-Organisation
immer rot zeichnen. Ich möchte dann die astralische Organisation
mit diesem Violett zeichnen, möchte dann die Ätherorganisation
in diesem Gelb zeichnen, und möchte die physische Organisation
in diesem Weiß zeichnen. Wollen wir also heute dasjenige, was für uns
in Betracht kommt, ganz genau einmal festhalten, wollen wir uns bemühen,
die Sache genau ins Auge zu fassen. Es ist nämlich nicht so in
der menschlichen Organisation, daß wir sagen können: Da ist die Ich-Organisation, da ist die astralische Organisation, da ist die Ätherorganisation
und so weiter -, sondern die Sache ist so: Stellen Sie sich
einmal vor eine Wesenheit, welche so organisiert ist, daß die Ich-Organisation zunächst außen liegt; daß dann weiter nach innen die
Astralorganisation liegt, dann die Ätherorganisation kommt, und dann
die physische Organisation. So daß wir also gewissermaßen hier ein
Wesen haben, das seine Ich-Organisation nach außen präsentiert, weiter
nach innen drängt die Astralorganisation, weiter nach innen die
Ätherorganisation und am weitesten nach innen drängt die physische
Organisation (siehe Tafel 7, Mitte).
 
Stellen wir daneben eine andere Anordnung, wo wir hatten die Ich-
Organisation ganz im Innern, nach außen gewissermaßen strahlend die
Astralorganisation, noch weiter nach außen die Ätherorganisation, und
noch weiter nach außen die physische Organisation (siehe Tafel 7, oben links). Sehen Sie, jetzt haben wir zwei polarisch sozusagen entgegengesetzte
Wesenheiten. Wenn Sie ansehen diese zwei polarisch einander
entgegengesetzten Wesenheiten, so können Sie sich sagen: Die zweite
Wesenheit wird nach außen eine starke physische Organisation zeigen,
in die noch die ätherische Organisation hineinspielt, dann wird mehr
nach innen verschwinden die Astral- und Ich-Organisation. - Nun
kann aber dadurch, daß das so ist, die Konfiguration etwas sich ändern.
Die Konfiguration desjenigen, was ich hier an zweiter Stelle hergezeichnet
habe, kann so sein: wir können die physische Organisation gewissermaßen
nach oben voll ausgebildet haben und nach unten offen, verkümmert.
Wir können dann die ätherische Organisation wiederum
nach unten etwas stärker als die physische Organisation ausgebildet,
aber doch noch verkümmert haben. Wir können die Astralorganisation
schon mehr nach unten ausschweifend haben und die Ich-Organisation
gewissermaßen wie eine Art von Faden nach unten gehend. Denn dasjenige,
was schematisch hier in Kugelform angeordnet ist, kann nämlich
durchaus so erscheinen (siehe Tafel 7, unten links).
 
Nun will ich aber die Sache noch etwas anschaulicher machen, indem
ich diese Ich-Organisation hier Ihnen so zeichne, darauf die Astralorganisation,
die Ätherorganisation und die physische Organisation.
Und jetzt wollen wir anschließen das andere Wesen. Dieses andere
Wesen wollen wir so anschließen, daß wir zunächst die Ich-Organisation,
die hier außen ist, etwas konfiguriert sein lassen; also statt daß
ich einen Kreis gezogen habe, habe ich den Kreis etwas konfiguriert
sein lassen. So ist es ja immer in den Bildsamkeiten des Naturwesens,
des Weltwesens überhaupt, daß dasjenige, was kugelig, was kreisig ist,
sich in verschiedener Weise konfiguriert. Weiter nach innen habe ich
jetzt an die Ich-Organisation anzuschließen die Astralorganisation,
noch weiter nach innen die Ätherorganisation und endlich ganz nach
innen geschlagen die physische Organisation (siehe Tafel 7, rechts).
Und Sie haben das eine, erste Wesen, in den Kopf des Menschen
verwandelt. Sie haben das zweite Wesen in das Stoffwechsel-Gliedmaßenwesen
des Menschen verwandelt. Und, in der Tat, in Wirklichkeit
ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige
haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch
verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert
der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des
Antlitzes.
 
Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache
so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit
des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend
vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch,
und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen.
So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen,
die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen
nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation
angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend,
so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder
von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System
dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem. So
daß zwischen Systole und Diastole die Sache so verläuft, daß man
sagen kann: Kopfsystem-Gliedmaßensystem &#61; Ausatmung-Einatmung.
Nun sehen Sie also, daß wir, vermittelt durch den mittleren Teil
des rhythmischen Organismus, eigentlich zwei vollständig polarisch
entgegengesetzte Wesenheiten in uns tragen. Was folgt daraus? Daraus
folgt etwas außerordentlich wichtiges.
 
Denken Sie sich, wir nehmen etwas auf durch unseren Kopf, wie bei
der Vermittlung durch die Sprache des andern, nehmen etwas auf mit
dem Kopf, so geht das zunächst in das Ich hinein, in den Astralleib.
Aber die Dinge stehen im Organismus in Wechselwirkung, und in dem
Augenblicke, wo etwas hier angeschlagen wird, durch einen Eindruck
in der einen Ich-Organisation, vibriert das auch in die andere Ich-Organisation, und in dem Augenblick, wo etwas in die eine astralische
Organisation einschlägt, vibriert das auch durch in die andere astralische
Organisation. Wenn das nicht wäre, meine lieben Freunde,
hätten wir kein Gedächtnis, denn alle Eindrücke, die wir von der
Außenwelt bekommen, haben ihre Spiegelbilder in der Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation; und habe ich einen Eindruck von außen, so
verschwindet er von der Kopforganisation, die vom Physischen nach
dem Ich hinein zentripetal angeordnet ist. Das Ich muß sich aufrecht
erhalten, das kann nicht einen einzigen Eindruck stundenlang haben,
sonst würde es identisch werden mit dem Eindruck. Aber unten bleiben
die Eindrücke, und da müssen sie wieder herauf, wenn erinnert wird.|317|76ff}}


== Weblinks ==
==Literatur==
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/theosophie/Annie_Besant_Dharma.pdf Annie Besant: ''Dharma''] - der ganze Text zum Download als PDF.
# Rudolf Steiner: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] (1983), ISBN 3-7274-0210-5; '''Tb 637''', ISBN 978-3-7274-6370-9 {{Schriften|021}}
#[http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_GA_114_LukasEvangelium.htm Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium''] - der ganze Text online.
# Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
# Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
# [[Wolfgang Schad]]: ''Säugetiere und Mensch: Ihre Gestaltbiologie in Raum und Zeit'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2012, ISBN 978-3772511509
# [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_dreigliederung_menschlicher_organismus.pdf Die Dreigliederung des menschen Organismus] PDF
# Lothar Vogel: ''Der dreigliedrige Mensch: Morphologische Grundlagen einer allgemeinen Menschenkunde'', 4. Auflage, Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 978-3723512302


[[Kategorie:Hinduismus]] [[Kategorie:Buddhismus]]
{{GA}}
[[Kategorie:Mensch]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
[[Kategorie:Organismus]]
[[Kategorie:Dreigliederung des menschlichen Organismus|!]]
[[Kategorie:Menschlicher und sozialer Organismus im Vergleich|!]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung|!]]

Version vom 21. Dezember 2017, 05:03 Uhr

Rudolf Steiner: Der dreigliedrige Mensch, Pastell auf Transparentpapier, 12. Juni 1923

Die Dreigliederung des menschlichen Organismus ist ein zentrales Prinzip der anthroposophischen Menschenkunde und wurde von Rudolf Steiner erstmals 1917 in seinem Buch «Von Seelenrätseln» explizit dargestellt.

„Das Nerven- und Sinnessystem, wie es im Kopfe zentralisiert ist, ist im menschlichen Organismus ein eigenes, für sich bestehendes, selbständiges Glied. Was als Lungen- und Herzsystem, als Zirkulationssystem vorliegt, ist wiederum ein für sich bestehendes, selbständiges Glied. Ebenso das Stoffwechselsystem. Das Genauere können Sie in meinem Buch «Von Seelenrätseln» nachlesen. Das ist das Charakteristische im menschlichen Organismus, daß seine Systeme gerade dadurch ihre rechte Entfaltung und Wirksamkeit entfalten, daß sie nicht zentralisiert sind, sondern daß sie nebeneinander bestehen und frei zusammenwirken. Kann man heute nicht einmal in dieser umfassenden, eindringlichen Weise den menschlichen Organismus begreifen, so kann man mit der Wissenschaft, die noch nicht reformiert ist, die aber in geisteswissenschaftlichem Sinne reformiert werden muß, den sozialen Organismus erst recht nicht verstehen. Man glaubt heute, der menschliche Organismus ist etwas Zentralisiertes, während er eine Dreigliedrigkeit ist.“ (Lit.:GA 328, S. 21)

Die drei Glieder des menschlichen Organismus

Deutlich lassen sich drei sehr unterschiedliche Glieder des menschlichen Organismus unterscheiden:

Das Nerven-Sinnessystem ist hauptsächlich im Kopf zentriert und ist das physische Werkzeug für die sinnliche Wahrnehmung, das Vorstellen und Denken. Es gibt dem Menschen die Grundlage für sein waches, der sinnlichen Welt hingegebenes Tagesbewusstsein.

Das Rhythmische System umfasst Atmung und Kreislauf und ist daher entsprechend im Brustbereich zentriert. Es ist das wesentlichste physische Werkzeug des Gefühlslebens und der im lebendig strömenden Atem tönenden menschlichen Sprache. Jede Stimmungsschwankung, jede Freude, jedes Leid spiegeln sich in einer leise veränderten Atmung und einem sich beschleunigenden oder verzögernden Pulsschlag wider, wie auch jede körperlich bedingte Veränderung in Atmung und Herzrhythmus sogleich auf unser Gefühlsleben zurückschlägt. Allerdings erleben wir diese Gefühle nicht so klar und wach wie das, was wir durch unser Nerven-Sinnessystem erfahren. In unserem Gefühlsleben träumen wir eigentlich beständig.

Noch unbewusster bleiben uns die inneren Vorgänge des Stoffwechsel-Gliedmassensystems, das grundlegend für die Entfaltung unseres Willens ist. Insbesondere ist auch der aufrechte Gang des Menschen in diesem System begründet. Was tatsächlich in den Tiefen unseres Organismus vorgeht, wenn wir aufrecht durch die Welt schreiten, oder mit den dadurch freigewordenen Händen willentlich einen Gegenstand ergreifen, entzieht sich weitestgehend unserem Bewusstsein. Gerade darin liegt aber erst die eigentliche Realität des menschlichen Willens, und nicht in der blossen gedanklichen Vorstellung, die ihn begleitet. Im Willen schlafen wir eigentlich beständig.

Bei den Tieren, namentlich bei den höheren Tieren, zeichnet sich diese Dreigliederung des Organismus zwar schon deutlich ab, ist aber nirgends so ausgewogen wie beim Menschen. Nur die fein abgestimmte Harmonie, mit der diese drei Glieder, einander lebendig durchdringend, beim Menschen zusammenwirken, ermöglicht ihm seine aufrechte Haltung, die artikulierte Lautsprache und das verstandesmässige Denken.

„Faßt man nun zusammen alles dasjenige Seelische, das als Vorstellen erlebt wird und sucht man nach den leiblichen Vorgängen, mit denen dieses Seelische in Beziehung zu setzen ist, so findet man den entsprechenden Zusammenhang, indem man dabei in weitgehendem Maße den Ergebnissen der gegenwärtigen physiologischen Psychologie sich anschließen kann. Die körperlichen Gegenstücke zum Seelischen des Vorstellens hat man in den Vorgängen des Nervensystems mit ihrem Auslaufen in die Sinnesorgane einerseits und in die leibliche Innenorganisation andrerseits zu sehen. So sehr man vom anthroposophischen Gesichtspunkte aus manches wird anders zu denken haben, als es die gegenwärtige Wissenschaft tut: eine Grundlage vorzüglicher Art ist in dieser Wissenschaft vorhanden. Nicht so steht es, wenn man die leiblichen Gegenstücke für das Fühlen und Wollen bestimmen will. In bezug darauf muß man sich innerhalb der Ergebnisse gegenwärtiger Physiologie erst den richtigen Weg bahnen. Ist man auf denselben gelangt, so findet man, daß man wie das Vorstellen zur Nerventätigkeit so das Fühlen in Beziehung bringen muß zu demjenigen Lebensrhythmus, der in der Atmungstätigkeit seine Mitte hat und mit ihr zusammenhängt. Man hat dabei zu berücksichtigen, daß man zu dem angestrebten Ziele den Atmungsrhythmus mit allem, was mit ihm zusammenhängt, bis in die äußersten peripherischen Teile der Organisation verfolgen muß. Um auf diesem Gebiete zu konkreten Ergebnissen zu gelangen, müssen die Erfahrungen der physiologischen Forschung in einer Richtung verfolgt werden, welche heute noch vielfach ungewohnt ist. Erst wenn man dies vollbringt, werden alle Widersprüche verschwinden, die sich zunächst ergeben, wenn Fühlen und Atmungsrhythmus zusammengebracht werden. Was zunächst zum Widerspruch herausfordert, wird bei näherem Eingehen zum Beweise für diese Beziehung. Aus dem weiten Gebiet, das hier verfolgt werden muß, sei nur ein einziges Beispiel herausgehoben. Das Erleben des Musikalischen beruht auf einem Fühlen. Der Inhalt des musikalischen Gebildes aber lebt in dem Vorstellen, das durch die Wahrnehmungen des Gehörs vermittelt wird. Wodurch entsteht das musikalische Gefühls-Erlebnis? Die Vorstellung des Tongebildes, die auf Gehörorgan und Nervenvorgang beruht, ist noch nicht dieses musikalische Erlebnis. Das letztere entsteht, indem im Gehirn der Atmungsrhythmus in seiner Fortsetzung bis in dieses Organ hinein, sich begegnet mit dem, was durch Ohr und Nervensystem vollbracht wird. Und die Seele lebt nun nicht in dem bloß Gehörten und Vorgestellten, sondern sie lebt in dem Atmungsrhythmus; sie erlebt dasjenige, was im Atmungsrhythmus ausgelöst wird dadurch, daß gewissermaßen das im Nervensystem Vorgehende heranstößt an dieses rhythmische Leben. Man muß nur die Physiologie des Atmungsrhythmus im rechten Lichte sehen, so wird man umfänglich zur Anerkennung des Satzes kommen: die Seele erlebt fühlend, indem sie sich dabei ähnlich auf den Atmungsrhythmus stützt wie im Vorstellen auf die Nervenvorgänge. - Und bezüglich des Wollens findet man, daß dieses sich in ähnlicher Art stützt auf Stoffwechsel Vorgänge. Wieder muß da in Betracht gezogen werden, was alles an Verzweigungen und Ausläufern der Stoffwechselvorgänge im ganzen Organismus in Betracht kommt. Wie dann, wenn etwas «vorgestellt» wird, sich ein Nerven Vorgang abspielt, auf Grund dessen die Seele sich ihres Vorgestellten bewußt wird, wie ferner dann, wenn etwas «gefühlt» wird, eine Modifikation des Atmungsrhythmus verläuft, durch die der Seele ein Gefühl auflebt: so geht, wenn etwas «gewollt» wird, ein Stoffwechselvorgang vor sich, der die leibliche Grundlage ist für das als Wollen in der Seele Erlebte. - Nun ist in der Seele ein vollbewußtes waches Erleben nur für das vom Nervensystem vermittelte Vorstellen vorhanden. Was durch den Atmungsrhythmus vermittelt wird, das lebt im gewöhnlichen Bewußtsein in jener Stärke, welche die Traumvorstellungen haben. Dazu gehört alles Gefühlsartige, auch alle Affekte, alle Leidenschaften und so weiter. Das Wollen, das auf StofTwechselvorgänge gestützt ist, wird in keinem höheren Grade bewußt erlebt als in jenem ganz dumpfen, der im Schlafe vorhanden ist. Man wird bei genauer Betrachtung des hier in Frage Kommenden bemerken, daß man das Wollen ganz anders erlebt als das Vorstellen. Das letztere erlebt man wie man etwa eine von Farbe bestrichene Fläche sieht; das Wollen so, wie eine schwarze Fläche innerhalb eines farbigen Feldes. Man «sieht» innerhalb der Fläche, auf der keine Farbe ist, eben deshalb etwas, weil im Gegensatz zu der Umgebung, von der Farben-Eindrücke ausgehen, von dieser Fläche keine solchen Eindrücke kommen: man «stellt das Wollen vor», weil innerhalb der Vorstellungs-Erlebnisse der Seele an gewissen Stellen sich ein Nicht-Vorstellen einfügt, das sich in das vollbewußte Erleben hineinstellt ähnlich wie die im Schlafe zugebrachten Unterbrechungen des Bewußtseins in den bewußten Lebenslauf. Aus diesen verschiedenen Arten des bewußten Erlebens ergibt sich die Mannigfaltigkeit des seelischen Erfahrens in Vorstellen, Fühlen und Wollen.“ (Lit.:GA 21, S. 150ff)

Dreigliederung, nicht Dreiteilung

Da es sich um eine ganzheitliche Dreigliederung und nicht um eine Dreiteilung des Organismus handelt, trägt jedes System auch die jeweils anderen in modifizierter Form in sich. Kopf und Gliedmaßen stehen dabei in einem polaren Verhältnis zueinander und der Rumpf vermittelt zwischen den beiden.

Kopf

„Wenn wir diese Dreigliederung des menschlichen Leibes ins Auge fassen, dann wird es uns ganz besonders deutlich werden, wie das Haupt, der Kopf des Menschen, ein ganzer Mensch schon ist, ein aus der Tierreihe heraufgehobener ganzer Mensch.

Wir haben am Kopfe den eigentlichen Kopf. Wir haben am Kopf den Rumpf: das ist alles dasjenige, was zur Nase gehört. Und wir haben am Kopf den Gliedmaßenteil, der sich in die Leibeshöhle fortsetzt: das ist alles dasjenige, was den Mund umschließt. So daß wir am menschlichen Haupte sehen können, wie da der ganze Mensch leiblich vorhanden ist. Nur ist die Brust des Kopfes schon verkümmert. Sie ist so verkümmert, daß gewissermaßen alles, was zur Nase gehört, nur noch undeutlich erkennen läßt, wie es mit dem Lungenartigen zusammenhängt. Aber es hängt dasjenige, was zur Nase gehört, mit dem Lungenartigen zusammen. Es ist gewissermaßen diese menschliche Nase etwas wie eine metamorphosierte Lunge. Sie gestaltet daher auch den Atmungsprozeß so um, daß sie ihn mehr nach dem Physischen hin ausbildet. Daß Sie die Lunge vielleicht als weniger geistig ansehen als die Nase, das ist ein Irrtum. Die Lunge ist kunstvoller gebaut. Sie ist mehr vom Geistigen, wenigstens vom Seelischen durchdrungen als die Nase, die eigentlich, wenn man die Sache wirklich richtig auffaßt, mit einer großen Unverschämtheit sich nach außen hin in das menschliche Antlitz stellt, während die Lunge ihr Dasein, trotzdem sie seelischer ist als die Nase, viel keuscher verbirgt.

Verwandt mit allem, was dem Stoffwechsel, was der Verdauung und Ernährung angehört und sich aus den Gliedmaßenkräften in den Menschen herein fortsetzt, verwandt mit alledem ist dasjenige, was zum menschlichen Munde gehört, der ja auch seine Verwandtschaft mit der Ernährung und mit alledem, was zu den menschlichen Gliedmaßen gehört, nicht verleugnen kann. So ist das Haupt, der Kopf des Menschen ein ganzer Mensch, bei dem nur das Nichtkopfliche verkümmert ist. Brust und Unterleib sind am Kopfe, aber sie sind am Kopfe verkümmert.“ (Lit.:GA 293, S. 195f)

Gliedmaßen

„Wenn wir im Gegensatz dazu den Gliedmaßenmenschen ansehen, so ist der in alledem, was er uns äußerlich darbietet, in seiner äußerlichen gestaltlichen Bildung im wesentlichen die Umgestaltung der beiden Kinnladen des Menschen, der oberen und unteren Kinnlade. Was unten und oben Ihren Mund einschließt, das ist, nur verkümmert, dasjenige, was Ihre Beine und Füße und Ihre Arme und Hände sind.“ (Lit.:GA 293, S. 196)

„Während der richtige Kopf des Menschen ein leiblich-materieller Kopf ist, ist der Kopf, der zu den Gliedmaßen dazugehört, der geistige Kopf. Aber er wird ein Stückchen materiell, damit er fortwährend den Menschen verzehren kann. Und im Tode, wenn der Mensch stirbt, hat er ihn ganz aufgezehrt. Das ist in der Tat der wunderbare Prozeß, daß unsere Gliedmaßen so gebaut sind, daß sie uns fortwährend aufessen. Wir schlüpfen fortwährend mit unserem Organismus in den aufgesperrten Mund unserer Geistigkeit hinein. Das Geistige verlangt von uns fortwährend das Opfer unserer Hingabe. Und auch in unserer Leibesgestaltung ist dieses Opfer unserer Hingabe ausgedrückt. Wir verstehen die menschliche Gestalt nicht, wenn wir nicht dieses Opfer der Hingabe an den Geist schon ausgedrückt finden in der Beziehung der menschlichen Glieder zu dem übrigen menschlichen Leib. So daß wir sagen können: Kopf- und Gliedmaßennatur des Menschen sind entgegengesetzt, und die Brust- oder Rumpfnatur des Menschen, die in der Mitte liegt, ist in gewisser Beziehung dasjenige, was zwischen diesen beiden Gegensätzen die Waage hält.“ (S. 197)

Brust

„In der Brust des Menschen ist in der Tat ebensoviel Kopf- wie Gliedmaßennatur. Gliedmaßennatur und Kopfnatur vermischen sich miteinander in der Brustnatur. Die Brust hat nach oben hin fortwährend die Anlage, Kopf zu werden und nach unten hin fortwährend die Anlage, den entgegengestreckten Gliedmaßen, der Außenwelt, sich anzuorganisieren, sich anzupassen, also, mit anderen Worten, Gliedmaßennatur zu werden. Der obere Teil der Brustnatur hat fortwährend die Tendenz, Kopf zu werden, der untere Teil hat fortwährend die Tendenz, Gliedmaßenmensch zu werden. Also der obere Teil des menschlichen Rumpfes will fortwährend Kopf werden, er kann es nur nicht. Der andere Kopf verhindert ihn daran. Daher bringt er nur fortwährend ein Abhild des Kopfes hervor, man möchte sagen, etwas, was ausmacht den Beginn der Kopfbildung. Können wir nicht deutlich erkennen, wie im oberen Teil der Brustbildung der Ansatz gemacht wird zur Kopfbildung? Ja, da ist der Kehlkopf da, der ja aus der naiven Sprache heraus sogar Kehlkopf genannt wird. Der Kehlkopf des Menschen ist ganz und gar ein verkümmertes Haupt des Menschen, ein Kopf, der nicht ganz Kopf werden kann und der daher seine Kopfesnatur auslebt in der menschlichen Sprache. Die menschliche Sprache ist der fortwährend vom Kehlkopf in der Luft unternommene Versuch, Kopf zu werden. Wenn der Kehlkopf versucht, der oberste Teil des Kopfes zu werden, da kommen zum Vorschein diejenigen Laute, welche deutlich zeigen, daß sie am stärksten von der menschlichen Natur zurückgehalten werden. Wenn der menschliche Kehlkopf versucht, Nase zu werden, da kann er nicht Nase werden, weil ihn die wirklich vorhandene Nase daran verhindert. Aber er bringt hervor in der Luft den Versuch, Nase zu werden, in den Nasenlauten. Die vorhandene Nase staut also die Luftnase, die da entstehen will, in den Nasenlauten. Es ist außerordentlich bedeutungsvoll, wie der Mensch, indem er spricht, fortwährend in der Luft den Versuch macht, Stücke von einem Kopf hervorzubringen, und wie sich wiederum diese Stücke von dem Kopf in welligen Bewegungen fortsetzen, die sich dann stauen an dem leiblich ausgebildeten Kopf. Da haben Sie dajenige, was die menschliche Sprache ist.“ (S. 198)

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Siehe auch: Wesensglieder
Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus (Tafel 7 zum Vortrag vom 30.6.1924 in Dornach)

Die Anordnung der Wesensglieder im Kopfbereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im Nerven-Sinnes-System liegt das Ich ganz innen, dann folgt der Astralleib und die äußere Hülle bilden der Ätherleib und der physische Leib. Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das rhythmische System vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen (Lit.: GA 317, S. 76ff) (Heilpädagogischer Kurs).

„Ich möchte, damit das alles deutlich wird, in der folgenden Zeichnung die Ich-Organisation immer rot zeichnen. Ich möchte dann die astralische Organisation mit diesem Violett zeichnen, möchte dann die Ätherorganisation in diesem Gelb zeichnen, und möchte die physische Organisation in diesem Weiß zeichnen. Wollen wir also heute dasjenige, was für uns in Betracht kommt, ganz genau einmal festhalten, wollen wir uns bemühen, die Sache genau ins Auge zu fassen. Es ist nämlich nicht so in der menschlichen Organisation, daß wir sagen können: Da ist die Ich-Organisation, da ist die astralische Organisation, da ist die Ätherorganisation und so weiter -, sondern die Sache ist so: Stellen Sie sich einmal vor eine Wesenheit, welche so organisiert ist, daß die Ich-Organisation zunächst außen liegt; daß dann weiter nach innen die Astralorganisation liegt, dann die Ätherorganisation kommt, und dann die physische Organisation. So daß wir also gewissermaßen hier ein Wesen haben, das seine Ich-Organisation nach außen präsentiert, weiter nach innen drängt die Astralorganisation, weiter nach innen die Ätherorganisation und am weitesten nach innen drängt die physische Organisation (siehe Tafel 7, Mitte).

Stellen wir daneben eine andere Anordnung, wo wir hatten die Ich- Organisation ganz im Innern, nach außen gewissermaßen strahlend die Astralorganisation, noch weiter nach außen die Ätherorganisation, und noch weiter nach außen die physische Organisation (siehe Tafel 7, oben links). Sehen Sie, jetzt haben wir zwei polarisch sozusagen entgegengesetzte Wesenheiten. Wenn Sie ansehen diese zwei polarisch einander entgegengesetzten Wesenheiten, so können Sie sich sagen: Die zweite Wesenheit wird nach außen eine starke physische Organisation zeigen, in die noch die ätherische Organisation hineinspielt, dann wird mehr nach innen verschwinden die Astral- und Ich-Organisation. - Nun kann aber dadurch, daß das so ist, die Konfiguration etwas sich ändern. Die Konfiguration desjenigen, was ich hier an zweiter Stelle hergezeichnet habe, kann so sein: wir können die physische Organisation gewissermaßen nach oben voll ausgebildet haben und nach unten offen, verkümmert. Wir können dann die ätherische Organisation wiederum nach unten etwas stärker als die physische Organisation ausgebildet, aber doch noch verkümmert haben. Wir können die Astralorganisation schon mehr nach unten ausschweifend haben und die Ich-Organisation gewissermaßen wie eine Art von Faden nach unten gehend. Denn dasjenige, was schematisch hier in Kugelform angeordnet ist, kann nämlich durchaus so erscheinen (siehe Tafel 7, unten links).

Nun will ich aber die Sache noch etwas anschaulicher machen, indem ich diese Ich-Organisation hier Ihnen so zeichne, darauf die Astralorganisation, die Ätherorganisation und die physische Organisation. Und jetzt wollen wir anschließen das andere Wesen. Dieses andere Wesen wollen wir so anschließen, daß wir zunächst die Ich-Organisation, die hier außen ist, etwas konfiguriert sein lassen; also statt daß ich einen Kreis gezogen habe, habe ich den Kreis etwas konfiguriert sein lassen. So ist es ja immer in den Bildsamkeiten des Naturwesens, des Weltwesens überhaupt, daß dasjenige, was kugelig, was kreisig ist, sich in verschiedener Weise konfiguriert. Weiter nach innen habe ich jetzt an die Ich-Organisation anzuschließen die Astralorganisation, noch weiter nach innen die Ätherorganisation und endlich ganz nach innen geschlagen die physische Organisation (siehe Tafel 7, rechts). Und Sie haben das eine, erste Wesen, in den Kopf des Menschen verwandelt. Sie haben das zweite Wesen in das Stoffwechsel-Gliedmaßenwesen des Menschen verwandelt. Und, in der Tat, in Wirklichkeit ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des Antlitzes.

Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch, und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen. So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen, die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend, so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem. So daß zwischen Systole und Diastole die Sache so verläuft, daß man sagen kann: Kopfsystem-Gliedmaßensystem = Ausatmung-Einatmung. Nun sehen Sie also, daß wir, vermittelt durch den mittleren Teil des rhythmischen Organismus, eigentlich zwei vollständig polarisch entgegengesetzte Wesenheiten in uns tragen. Was folgt daraus? Daraus folgt etwas außerordentlich wichtiges.

Denken Sie sich, wir nehmen etwas auf durch unseren Kopf, wie bei der Vermittlung durch die Sprache des andern, nehmen etwas auf mit dem Kopf, so geht das zunächst in das Ich hinein, in den Astralleib. Aber die Dinge stehen im Organismus in Wechselwirkung, und in dem Augenblicke, wo etwas hier angeschlagen wird, durch einen Eindruck in der einen Ich-Organisation, vibriert das auch in die andere Ich-Organisation, und in dem Augenblick, wo etwas in die eine astralische Organisation einschlägt, vibriert das auch durch in die andere astralische Organisation. Wenn das nicht wäre, meine lieben Freunde, hätten wir kein Gedächtnis, denn alle Eindrücke, die wir von der Außenwelt bekommen, haben ihre Spiegelbilder in der Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation; und habe ich einen Eindruck von außen, so verschwindet er von der Kopforganisation, die vom Physischen nach dem Ich hinein zentripetal angeordnet ist. Das Ich muß sich aufrecht erhalten, das kann nicht einen einzigen Eindruck stundenlang haben, sonst würde es identisch werden mit dem Eindruck. Aber unten bleiben die Eindrücke, und da müssen sie wieder herauf, wenn erinnert wird.“ (Lit.:GA 317, S. 76ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Von Seelenrätseln, GA 21 (1983), ISBN 3-7274-0210-5; Tb 637, ISBN 978-3-7274-6370-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, GA 293 (1992), ISBN 3-7274-2930-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Heilpädagogischer Kurs, GA 317 (1995), ISBN 3-7274-3171-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Wolfgang Schad: Säugetiere und Mensch: Ihre Gestaltbiologie in Raum und Zeit, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2012, ISBN 978-3772511509
  5. Joachim Stiller: Die Dreigliederung des menschen Organismus PDF
  6. Lothar Vogel: Der dreigliedrige Mensch: Morphologische Grundlagen einer allgemeinen Menschenkunde, 4. Auflage, Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 978-3723512302
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