Marie Steiner und Bernardus Silvestris: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Bernardus Silvestris''' war einer der bedeutendsten Lehrer der [[Schule von Chartres]] im [[Wikipedia:12. Jahrhundert|12. Jahrhundert]]. Weder sein Geburtsdatum, noch sein Sterbedatum ist bekannt und auch über sein Leben ist nichts überliefert. Bernardus hat zwei bedeutende Werke hinterlassen, zum einen einen ''Kommentar zur Aeneide des Vergil'' und zum andern das bedeutende, auch als die ''Cosmographia'' bezeichnete, enzyklopädische Werk ''De mundi universitate libri duo sive megacosmus et microcosmus'' (''Über die allumfassende Einheit der Welt'').
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'''Marie Steiner''' auch ''Marie Steiner-von Sivers'', geborene '''Marie von Sivers''' oder Sievers, Siebers (* [[Wikipedia:14. März|14. März]] [[Wikipedia:1867|1867]] in [[Wikipedia:Wloclawek|Wloclawek]], [[Wikipedia:Polen|Polen]]; † [[Wikipedia:27. Dezember|27. Dezember]] [[Wikipedia:1948|1948]] in [[Wikipedia:Beatenberg|Beatenberg]], [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]]) war eine russisch/deutsche [[Schauspielerin]], [[Theosophie|Theosophin]], [[Anthroposophie|Anthroposophin]] und die zweite Ehefrau von [[Rudolf Steiner]], dem Begründer der Anthroposophie.  
== Leben ==
Über Bernardus' Leben ist wenig bekannt. André Vernet, der Herausgeber von Bernardus' Hauptwerk ''Cosmographia'', gibt an, dass er von 1085 bis 1178 gelebt habe, andere Forscher nennen 1160 als Todesjahr. Gesichert ist, dass die Cosmographia 1147 Papst [[Wikipedia:Eugen III.|Eugen III.]] vorgelegt wurde. Es gibt Hinweise darauf, dass Bernardus einer spanischen philosophischen Tradition verbunden war. Wahrscheinlich stammte er aus [[Wikipedia:Tours|Tours]], denn dass er mit dieser Stadt und ihrer Umgebung vertraut war, zeigen die genauen Beschreibungen in der ''Cosmographia''. Auch spätere mittelalterliche Autoren haben ihn mit Tours in Verbindung gebracht.


==Leben und Wirken==
Mit Sicherheit studierte und lehrte Bernardus in [[Wikipedia:Chartres|Chartres]], wo die bedeutendste Kathedralschule Westeuropas, die [[Schule von Chartres]], bis zum Aufkommen der [[Wikipedia:Universität|Universität]]en im späteren 12. Jahrhundert ihren Sitz hatte. Im 19. und im frühen 20. Jahrhundert wurde angenommen, dass Bernardus Silvestris mit [[Bernhard von Chartres]] identisch sei, doch diese Identifikation ist als falsch erwiesen worden und wird heute nicht mehr vertreten.
===Kindheit und Jugend===
Marie Steiner wurde am 14. März 1867 in Wloclawek, damals zu [[Wikipedia:Russland|Russland]] gehörend, heute ein Teil Polens, als eines von acht Kindern geboren. Der Vater ''Jacob von Sievers'', aus einem [[Wikipedia:Livland|livländischen]] Geschlecht stammend, war Militär in russischen Diensten im Rang eines [[Wikipedia:Generalleutnant|Generalleutnant]]s und Stadtkommandant des Ortes. Die Mutter ''Caroline Baum'' stammte aus einer [[Wikipedia:Ripuarische Dialektgruppe|Rheinischen]] Familie, die sich im nordrussischen [[Wikipedia:Archangelsk|Archangelsk]] angesiedelt hatte. Um 1874/75 zog die Familie aufgrund einer Dienstversetzung des Vaters nach [[Wikipedia:Riga|Riga]], und um 1877, nach der Pensionierung des Vaters, folgte ein weiterer Umzug nach [[Wikipedia:Sankt Petersburg|Sankt Petersburg]]. Dort besuchte Marie eine deutsche Privatschule, nach deren Abschluss folgte sie einem ihrer Brüder auf ein heruntergewirtschaftetes Bauerngut bei [[Wikipedia:Weliki Nowgorod|Nowgorod]], wo sie als Lehrerin tätig war. 1894/95 starb der Bruder, und Marie musste zurück nach Sankt Petersburg.


===Hinwendung zur Kunst===
== Werke ==
Mit finanzieller Unterstützung ihrer Familie studierte sie von 1895 bis 1897 in [[Wikipedia:Paris|Paris]] am [[Wikipedia:Conservatoire de Paris|Conservatoire de Paris]] [[Theaterwiki:Rezitation|Rezitation]] und [[Theaterwiki:Fach (Schauspielkunst)|Schauspielkunst]], letzteres Studium vertiefte sie nach ihrer Rückkehr nach Sankt Petersburg noch weiter. 1899 erhielt sie ein Angebot, am [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]er [[Wikipedia:Schillertheater (Berlin)|Schillertheater]] zu spielen, woraufhin sie nach Deutschland übersiedelte. Die Enge des Bühnenbetriebs sagte ihr jedoch nicht zu, worauf sie noch im selben Jahr das Theater wieder verließ. Nachdem sie die Werke von [[Eduard Schuré]] kennen und schätzen gelernt hatte, nahm sie im Oktober 1900 mit diesem Kontakt auf, worauf sich ein reger Briefwechsel entwickelte und sie mehrere Werke Schurés aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte.


===In der Theosophischen Gesellschaft===
=== Cosmographia ===
Durch einen Hinweis Schurés aufmerksam geworden, trat sie im November 1900 der [[Deutsche Theosophische Gesellschaft|Deutschen Theosophischen Gesellschaft]] (D.T.G.) in Berlin bei. Dort lernte sie noch im selben Monat in der Bibliothek von ''[[Cay Lorenz Graf von Brockdorff]]'' und dessen Frau ''[[Sophie Gräfin von Brockdorff]]'' sowie [[Rudolf Steiner]] kennen, welcher in diesen Räumen seit Ende September 1900 Vorträge hielt. Diese Begegnung prägte von nun an ihr Leben bis zu ihrem Tod im Jahr 1948. Nachdem Graf Brockdorff aus Altersgründen von seiner Funktion als Leiter der Berliner D.T.G.-Loge zurückgetreten war, wurde Steiner am 17. Januar 1902 sowohl Mitglied der D.T.G. als auch neuer Leiter der Berliner Loge, mit Marie als seiner Sekretärin und rechten Hand. Bei der am 19. Oktober 1902 folgenden Gründung der [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft|Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] (DSdTG) übernahm Steiner den Posten des Generalsekretärs, weiterhin mit Marie als seiner Sekretärin.


Von Anfang an arbeitete Sivers auf das engste mit Steiner zusammen, dabei war sie es, die zum größten Teil die administrativen und organisatorischen Arbeiten bei der DSdTG bewältigte und damit maßgeblich für deren Aufbau verantwortlich zeichnete. Daneben organisierte sie die immer umfangreicher werdende Vortragstätigkeit Steiners, führte seine dadurch notwendig werdende Korrespondenz, begleitete ihn auf vielen seiner Reisen und fungierte im Ausland auch als seine Dolmetscherin. Um die zahlreichen Schriften Steiners einfacher publizieren zu können, gründete sie 1908  in Berlin den ''Philosophisch-Theosophischen Verlag''. Ein wesentlicher Grund hierfür war, dass Steiners Werke zunehmend [[Esoterik|esoterischer]] wurden und sich deshalb immer weniger Verleger, wegen befürchteter geringer Absatzzahlen, zu einer Veröffentlichung bereit erklärten. 1913 wurde die Einrichtung in ''Philosophisch-Anthroposophischer Verlag'' umbenannt und 1923 ins schweizerische [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] verlegt.
Bernardus bekanntestes Werk ist die ''Cosmographia'' (''De mundi universitate libri duo sive megacosmus et microcosmus''), der er auch seinen Beinamen verdankt, da er darin die [[Materie]] als ''silva'' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''[[hyle]]'') bezeichnet. Die Cosmoraphia ist ein [[Wikipedia:Epos|episches]] Gedicht über die [[Schöpfung|Erschaffung der Welt]] aus der Sicht eines stark vom [[Platonismus]] geprägten hochmittelalterlichen Denkers. Dieses Gedicht beeinflusste [[Wikipedia:Geoffrey Chaucer|Geoffrey Chaucer]] und andere durch seinen bahnbrechenden Gebrauch der [[Allegorie]] zur Diskussion [[Wikipedia:Metaphysik|metaphysischer]] und [[Wissenschaft|wissenschaftlicher]] Fragen. Bernardus greift darin auf Ideen aus dem ''[[Timaios]]''-Kommentar des [[Wikipedia:Calcidius|Calcidius]] zurück.


===In der Anthroposophischen Gesellschaft===
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Um die Jahreswende 1912/13 kam es zur Trennung von der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]], Steiner gründete am 3. Februar 1913 die [[Anthroposophische Gesellschaft]] und Marie übernahm neben [[Carl Unger]] und [[Michael Bauer]] den Vorsitz der neuen Gesellschaft. 1916 gab sie diesen Posten, einem Rat Steiners folgend, jedoch wieder auf. Ende 1923 wurde sie, neben Steiner und anderen, Vorstandsmitglied bei der neu gegründeten ''Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft''.
"Am Beginn sehnt sich das formlose
Chaos nach harmonischer Ordnung. [[Natura]] erhebt darüber Klage
bei Noys (= [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] {{Polytonisch|νοῦς}}), die eine weibliche Emanation der Gottheit
ist. Im Semitischen ist ''die'' Heilige Geist weiblich. Noys ist der
Intellekt des höchsten Gottes und die Vorsehung, in welchem er wie
in einem Spiegel den Ablauf der Zeiten sieht. Es treten die Kulturheroen
und wichtigsten Beispielfiguren auf. Die Exponenten der klassischen
Antike sind dem Autor wichtiger als die Jungfrau Maria und der
Papst, welche die beiden letzten Plätze einnehmen. Aus der Weltseele
lässt Noys den Himmel und die Gestirne hervorgehen. Über dem
Himmel thront wie in der Gnosis der "außerweltliche Gott". Detailliert
wird das Inventar der Erde beschrieben. Natura lobt ihr Werk wie
der Schöpfer in der Genesis (1,10.12.). Sie hatte die Materie geformt,
den Gestirnen die Bahn gewiesen und die Erde mit dem Samen des
Lebens begabt. Nun plante sie, ihre Schöpfung durch die Erschaffung
des Menschen zu krönen. Noys rät ihr, Urania und Physis aufzusuchen,
die sie im fünften, unwandelbaren Element findet. Urania begrüsst
Natura als leibliche Schwester und steigt mit ihr zum heiligsten
Himmelsort des Tugaton (= [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] ''to ágaton'') auf. Dann steigen
sie durch die Planetensphären, denen je ein antiker Gott als Herrscher
vorsteht wie in der Gnosis. Die Mondregion ist die Mitte der ''aurea catena'' (goldene Kette), Nabel der oberen und der unteren Welt. Im Lustort (''locus amoenus'') Granusion wohnt Physis mit ihren Töchtern
Theorie und Praxis. Zusammen mit Noys entwerfen sie die Idee des
Menschen, der zugleich göttlich und irdisch sein soll. Das Werk
schließt mit einer poetischen Beschreibung des Menschen, der sich als
Spiegelung des Makrokosmos im Mikrokosmos erweist." {{Lit|Ribi, S 185f}}
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Während sich langsam die neue Bewegungskunst der [[Eurythmie]] herauszubilden begann, wurde parallel zu einem theosophischen Kongress vom 18. bis 21. Mai 1907 in [[Wikipedia:München|München]] das durch Sivers übersetzte und von Steiner inszenierte [[Eduard Schuré|Schuré]]-Stück ''Das heilige [[Theaterwiki:Drama]] von Eleusis'' aufgeführt, weitere derartige Ereignisse folgten in den Jahren darauf. In den von Steiner verfassten ''Mysteriendramen'', welche in den Jahren 1910 bis 1913, ebenfalls in München, zur Aufführung kamen, spielte Sivers Hauptrollen.
=== Mathematicus ===


Am 24. Dezember 1914 besiegelte die standesamtliche Heirat zwischen ihr und Steiner die bereits jahre alte Verbindung der beiden, Sivers nahm den Nachnamen ihres Mannes an, wird aber bis heute auch ''Marie Steiner- von Sievers'' genannt. - Die Ehe blieb kinderlos.
Bernardus verfasste auch das Gedicht ''Mathematicus''. Mit "Mathematicus" ist nicht ein Mathematiker gemeint, sondern ein Astrologe, der die Bahnen der Gestirne und die von ihnen abhängigen Schicksale der Menschen errechnet. Dieses in 17 Handschriften erhaltene, in elegischen [[Wikipedia:Distichon|Distichen]] verfasste Gedicht (854 Verse) behandelt die ethische Problematik eines astrologischen [[Fatalismus]] und [[Determinismus]] anhand eines Stoffs aus der Antike. Den Eltern des Helden hat vor dessen Geburt ein Astrologe vorausgesagt, dass das Kind einst seinen Vater ermorden wird. Darauf beschließen sie gemeinsam, das Kind nach der Geburt zu töten. Die Frau vermag diesen Vorsatz aber nicht auszuführen, sondern täuscht ihren Mann und schickt den neugeborenen Knaben an einen fernen Ort, wo er aufgezogen wird. Er erhält den Namen Patricida (Vatermörder). Später bewährt er sich als Feldherr und erlangt dann die Königswürde. Als die Eltern von seinem Ruhm erfahren, gesteht die Frau ihrem Mann die Rettung seines Sohnes. Gemeinsam suchen sie den König auf und enthüllen ihm die ganze Wahrheit. Darauf beschließt der König, sich selbst zu töten. Er bittet die Volksversammlung und den Senat, ihm die Erlaubnis dazu zu erteilen, und legt die Königswürde nieder. – Auffallend ist die Unbefangenheit, mit der Bernardus die von der mittelalterlichen Theologie tabuisierten Themen Determinismus und Selbsttötung behandelt und die Absicht des Helden, lieber seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen als den Vater zu töten, in positivem Licht darstellt.      


Bereits seit 1907 war Marie an der Entwicklung der später so genannten [[Eurythmie]] beteiligt. Deren Name (das altgriechische Wort für ''Gleichmaß)'' geht auf ihren Vorschlag zurück. Ab Ende 1914 entwickelte Marie Steiner eine spezielle [[Theaterwiki:Rezitation|Kunst der Rezitation]] für die Eurythmie. 1919, nach dem Ende des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]], bereiste sie mehrere europäische Länder, gab Eurythmievorstellungen und gründete Eurythmieschulen. Daneben widmete sie sich der Abhaltung von Sprachkursen und der [[Theaterwiki:Dramaturgie|Dramaturgie]].
=== Experimentarius und weitere Werke ===
Bernardus schrieb wahrscheinlich auch das Gedicht ''Experimentarius'' sowie eine Anzahl kleinerer Gedichte. Im späteren Verlauf des Mittelalters wurden ihm noch andere Werke zugeschrieben, darunter ein Kommentar zu [[Wikipedia:Vergil|Vergil]]s [[Wikipedia:Aeneis|Aeneis]] und ein Kommentar zu [[Wikipedia:Martianus Mineus Felix Capella|Martianus Capella]], die beide unzweifelhaft vom selben Verfasser stammen. Der Kommentar zur Aeneis ist der längste mittelalterliche Kommentar zu diesem Werk, obwohl er unvollständig ist und etwa nach zwei Dritteln des sechsten Buches abbricht. Die Autorschaft ist weiterhin umstritten.<ref>Siehe Stephen Gersh: ''(Pseudo-?) Bernard Silvestris and the Revival of Neoplatonic Virgilian Exegesis'', in: ''Sophies maietores, "Chercheurs de sagesse". Hommage à Jean Pépin'', hg. Marie-Odile Goulet-Cazé, Paris 1992, S. 573-593. Er tritt S. 576-580 in Auseinandersetzung mit der älteren Forschung wieder vorsichtig für Bernardus' Autorschaft ein.</ref>


===Die Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung===
== Moderne Rezeption ==
Nach [[Rudolf Steiner]]s Tod, am 30. März 1925, verwaltete sie, als testamentarische Erbin, seinen gesamten literarischen und künstlerischen Nachlass. Es war vor allem ihr Verdienst, dass Rudolf Steiners Werk als Einheit und unverändert herausgegeben werden konnte. Diese Aufgabe war nicht leicht, angesichts von rund 5900 Vorträgen, die zu einem großen Teil nur als [[Wikipedia:Stenografie|stenografische]] Notizen erhalten waren, sowie einer längeren Reihe von Aufsätzen und Briefen und 28 Büchern Steiners. Die ''Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', die allerdings bis heute (2006) noch nicht zur Gänze herausgegeben ist, umfasst denn auch über 300 Bände, darunter voluminöse Exemplare, oft noch in Teilbände untergliedert. Marie Steiner selbst bearbeitete dabei über 500 Publikationen und fasste zu ihnen Einführungen und Erläuterungen ab.  
[[Wikipedia:C.S. Lewis|C.S. Lewis]] schreibt über Bernardus Silvestris gegen Ende seines [[Wikipedia:Science Fiction|Science-Fiction-Romans]] ''Out of the Silent Planet'' (''Jenseits des Schweigenden Sterns'', erster Band der ''Perelandra''-Trilogie).


Um das von ihr begonnene Werk fortzusetzen, gründete Marie Steiner 1943 die ''Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Verein zur Verwaltung des literarischen und künstlerischen Nachlasses von Dr. Rudolf Steiner''. Am 1. Dezember 1947 übertrug sie ihr offiziell sämtliche Rechte an den Werken Steiners. Diese Absicht hatte schon seit 1945 zu Streitigkeiten mit der [[Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]] (AAG) geführt, welche ihrerseits Rechte am Werk Steiners geltend machte. Die Differenzen mündeten 1949 in eine Spaltung der AAG, es gab nun auch eine [[Anthroposophische Vereinigung in der Schweiz]], die bis heute besteht.
== Textausgaben und Übersetzungen ==
*Winthrop Wetherbee: ''The Cosmographia of Bernardus Silvestris'', New York 1990 [englische Übersetzung]
*Bernardus Silvestris, ''Über die allumfassende Einheit der Welt. Makrokosmos und Mikrokosmos'', übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Rath, 2. Auflage, J. Ch. Mellinger Verlag, Stuttgart 1989
*Bernardus Silvestris: ''Mathematicus'', hrsg. von Jan Prelog, übers. von Manfred Heim und Michael Kießlich, EOS Verlag, St. Ottilien 1993. ISBN 3-88096-909-4 [kritische Edition mit deutscher Übersetzung]


Marie Steiner starb im 81. Lebensjahr, am 27. Dezember 1948, in Beatenberg.
== Literatur ==
*Christine Ratkowitsch: ''Die Cosmographia des Bernardus Silvestris. Eine [[Wikipedia:Theodizee|Theodizee]]'', Köln 1995. ISBN 3-412-03595-5
*Alfred Ribi: ''Eros und Abendland'', Peter Lang Verlag, Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2005. ISBN 978-3-03910-243-3
*Frank Teichmann: ''Der Mensch und sein Tempel, Bd. 4: Chartres - Schule und Kathedrale'', Urachhaus Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3878386889


== Bedeutung für Steiners Werk und Leben ==
== Weblinks ==
{{PND|118994077}}


Marie von Sivers trat wenige Jahre nach dem Ende von Rudolf Steiners Zeit als Mitarbeiter der Weimarer Ausgabe von [[Goethe]]s Werken in dessen Leben und war damit ähnlich pünktlich wie Christiane Vulpius, die 1788, nach Goethes Rückkehr aus Italien, zu ihm kam, um Hilfe für ihren schriftstellernden Bruder August zu erbitten. Ihr Auftauchen fällt nahezu zusammen mit der Begründung der [[Anthroposophie]] durch Steiner und markiert grob den Beginn von dessen esoterischer Zeit bei der Theosophischen und später bei der Anthroposophischen Gesellschaft. Durch ihre Sprachkenntnisse und ihren unermüdlichen künstlerischen und menschlichen Beistand war Sivers von Anfang an ein grundlegender Bestandteil des esoterischen Berufslebens von Rudolf Steiner: nicht nur ''Hilfe,'' sondern auch von Verständnis noch für die komplexesten philosophisch-anthroposophischen Einlassungen des Ehemannes getragen, die sie innerlich mit vertreten hat. In ihren Erinnerungen zeichnet sie recht wirklichkeitsnah das Bild ihres Mannes als eines oft Angefeindeten und Unverstandenen, der in ehrlicher Weise Geistesarbeit leistet und aus der Masse der ihn umgebenden Literaten deutlich herausragt.
== Einzelnachweise ==
<references/>


==Werke (Auswahl)==
[[Kategorie:Theologe]]
* ''Aphoristisches zur Rezitationskunst''. Der kommende Tag, Stuttgart 1922
[[Kategorie:Philosoph]]
* ''Rudolf Steiner und die Künste, Ein Aufsatz aus dem Jahr 1927''. Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1961
[[Kategorie:Schule von Chartres]]
* ''Rudolf Steiner und die redenden Künste, Eurythmie, Sprachgestaltung und dramatische Kunst, gesammelte Aufsätze und Berichte''. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1974; ISBN 3-7274-5169-6
[[Kategorie:Autor]]
* ''Aus dem Wirken von Marie Steiner, Gesammelte Aufsätze''. Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1951
[[Kategorie:Geboren im 12. Jahrhundert]]
'''Als Übersetzerin:'''
[[Kategorie:Gestorben im 12. Jahrhundert]]
* Schuré, Eduouard: ''Das heilige Drama von Eleusis, Rekonstruiert von Edouard Schuré, In freie Rhythmen gebracht durch Rudolf Steiner''. Verlag am Goetheanum, Dornach 1939
[[Kategorie:Mann]]
* Schuré, Edouard: ''Die großen Eingeweihten, Geheimlehren der Religionen''. Barth, München 1992; ISBN 3-502-65542-1
* Die Heiligtümer des Orients, Ägypten - Griechenland - Palästina''. Engel und Seefels, Stuttgart 1991; ISBN 3-927118-02-8
* Solov'ev, Vladimir Sergeevich: ''Gedichte''. Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1969


==Literatur==
{{Personendaten
* Hammacher, Wilfried: ''Marie Steiner, Lebensspuren einer Individualität''. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998; ISBN 3-7725-1798-6
|NAME=Bernardus Silvestris
* Poeppig, Fred: ''Marie Steiner, ein Leben im Dienst der Wiedergeburt des Wortes''. Lohengrin-Verlag, Rendsburg 1990
|ALTERNATIVNAMEN=
* Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung (Hrsg.): ''Marie Steiner- von Sivers, ein Leben für die Anthroposophie , eine biografische Dokumentation in Briefen und Dokumenten, Zeugnissen von Rudolf Steiner, Maria Strauch, Edouard Schuré und anderen''. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1988; ISBN 3-7274-5321-4
|KURZBESCHREIBUNG=Philosoph und Dichter des 12. Jahrhunderts
* Samweber, Anna: ''Aus meinem Leben, Erinnerungen an Rudolf Steiner und Marie Steiner- von Sivers''. Verlag Die Pforte, Basel 1983; ISBN 3-85636-063-8
|GEBURTSDATUM=
* Schubert, Ilona: ''Selbsterlebtes im Zusammensein mit Rudolf Steiner und Marie Steiner''. Zbinden, Basel 1977; ISBN 3-85989-383-1
|GEBURTSORT=
 
|STERBEDATUM=
==Weblinks==
|STERBEORT=
* [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=672 Ausführliche Biografie und Bilder]
}}
 
[[Kategorie:Frau|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Russe|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Deutscher|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Schauspieler|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Anthroposoph|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Theosoph|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Geboren 1867|Steiner, Marie]]
[[Kategorie:Gestorben 1948|Steiner, Marie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 8. August 2017, 19:28 Uhr

Bernardus Silvestris war einer der bedeutendsten Lehrer der Schule von Chartres im 12. Jahrhundert. Weder sein Geburtsdatum, noch sein Sterbedatum ist bekannt und auch über sein Leben ist nichts überliefert. Bernardus hat zwei bedeutende Werke hinterlassen, zum einen einen Kommentar zur Aeneide des Vergil und zum andern das bedeutende, auch als die Cosmographia bezeichnete, enzyklopädische Werk De mundi universitate libri duo sive megacosmus et microcosmus (Über die allumfassende Einheit der Welt).

Leben

Über Bernardus' Leben ist wenig bekannt. André Vernet, der Herausgeber von Bernardus' Hauptwerk Cosmographia, gibt an, dass er von 1085 bis 1178 gelebt habe, andere Forscher nennen 1160 als Todesjahr. Gesichert ist, dass die Cosmographia 1147 Papst Eugen III. vorgelegt wurde. Es gibt Hinweise darauf, dass Bernardus einer spanischen philosophischen Tradition verbunden war. Wahrscheinlich stammte er aus Tours, denn dass er mit dieser Stadt und ihrer Umgebung vertraut war, zeigen die genauen Beschreibungen in der Cosmographia. Auch spätere mittelalterliche Autoren haben ihn mit Tours in Verbindung gebracht.

Mit Sicherheit studierte und lehrte Bernardus in Chartres, wo die bedeutendste Kathedralschule Westeuropas, die Schule von Chartres, bis zum Aufkommen der Universitäten im späteren 12. Jahrhundert ihren Sitz hatte. Im 19. und im frühen 20. Jahrhundert wurde angenommen, dass Bernardus Silvestris mit Bernhard von Chartres identisch sei, doch diese Identifikation ist als falsch erwiesen worden und wird heute nicht mehr vertreten.

Werke

Cosmographia

Bernardus bekanntestes Werk ist die Cosmographia (De mundi universitate libri duo sive megacosmus et microcosmus), der er auch seinen Beinamen verdankt, da er darin die Materie als silva (griech. hyle) bezeichnet. Die Cosmoraphia ist ein episches Gedicht über die Erschaffung der Welt aus der Sicht eines stark vom Platonismus geprägten hochmittelalterlichen Denkers. Dieses Gedicht beeinflusste Geoffrey Chaucer und andere durch seinen bahnbrechenden Gebrauch der Allegorie zur Diskussion metaphysischer und wissenschaftlicher Fragen. Bernardus greift darin auf Ideen aus dem Timaios-Kommentar des Calcidius zurück.

"Am Beginn sehnt sich das formlose Chaos nach harmonischer Ordnung. Natura erhebt darüber Klage bei Noys (= griech. νοῦς), die eine weibliche Emanation der Gottheit ist. Im Semitischen ist die Heilige Geist weiblich. Noys ist der Intellekt des höchsten Gottes und die Vorsehung, in welchem er wie in einem Spiegel den Ablauf der Zeiten sieht. Es treten die Kulturheroen und wichtigsten Beispielfiguren auf. Die Exponenten der klassischen Antike sind dem Autor wichtiger als die Jungfrau Maria und der Papst, welche die beiden letzten Plätze einnehmen. Aus der Weltseele lässt Noys den Himmel und die Gestirne hervorgehen. Über dem Himmel thront wie in der Gnosis der "außerweltliche Gott". Detailliert wird das Inventar der Erde beschrieben. Natura lobt ihr Werk wie der Schöpfer in der Genesis (1,10.12.). Sie hatte die Materie geformt, den Gestirnen die Bahn gewiesen und die Erde mit dem Samen des Lebens begabt. Nun plante sie, ihre Schöpfung durch die Erschaffung des Menschen zu krönen. Noys rät ihr, Urania und Physis aufzusuchen, die sie im fünften, unwandelbaren Element findet. Urania begrüsst Natura als leibliche Schwester und steigt mit ihr zum heiligsten Himmelsort des Tugaton (= griech. to ágaton) auf. Dann steigen sie durch die Planetensphären, denen je ein antiker Gott als Herrscher vorsteht wie in der Gnosis. Die Mondregion ist die Mitte der aurea catena (goldene Kette), Nabel der oberen und der unteren Welt. Im Lustort (locus amoenus) Granusion wohnt Physis mit ihren Töchtern Theorie und Praxis. Zusammen mit Noys entwerfen sie die Idee des Menschen, der zugleich göttlich und irdisch sein soll. Das Werk schließt mit einer poetischen Beschreibung des Menschen, der sich als Spiegelung des Makrokosmos im Mikrokosmos erweist." (Lit.: Ribi, S 185f)

Mathematicus

Bernardus verfasste auch das Gedicht Mathematicus. Mit "Mathematicus" ist nicht ein Mathematiker gemeint, sondern ein Astrologe, der die Bahnen der Gestirne und die von ihnen abhängigen Schicksale der Menschen errechnet. Dieses in 17 Handschriften erhaltene, in elegischen Distichen verfasste Gedicht (854 Verse) behandelt die ethische Problematik eines astrologischen Fatalismus und Determinismus anhand eines Stoffs aus der Antike. Den Eltern des Helden hat vor dessen Geburt ein Astrologe vorausgesagt, dass das Kind einst seinen Vater ermorden wird. Darauf beschließen sie gemeinsam, das Kind nach der Geburt zu töten. Die Frau vermag diesen Vorsatz aber nicht auszuführen, sondern täuscht ihren Mann und schickt den neugeborenen Knaben an einen fernen Ort, wo er aufgezogen wird. Er erhält den Namen Patricida (Vatermörder). Später bewährt er sich als Feldherr und erlangt dann die Königswürde. Als die Eltern von seinem Ruhm erfahren, gesteht die Frau ihrem Mann die Rettung seines Sohnes. Gemeinsam suchen sie den König auf und enthüllen ihm die ganze Wahrheit. Darauf beschließt der König, sich selbst zu töten. Er bittet die Volksversammlung und den Senat, ihm die Erlaubnis dazu zu erteilen, und legt die Königswürde nieder. – Auffallend ist die Unbefangenheit, mit der Bernardus die von der mittelalterlichen Theologie tabuisierten Themen Determinismus und Selbsttötung behandelt und die Absicht des Helden, lieber seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen als den Vater zu töten, in positivem Licht darstellt.

Experimentarius und weitere Werke

Bernardus schrieb wahrscheinlich auch das Gedicht Experimentarius sowie eine Anzahl kleinerer Gedichte. Im späteren Verlauf des Mittelalters wurden ihm noch andere Werke zugeschrieben, darunter ein Kommentar zu Vergils Aeneis und ein Kommentar zu Martianus Capella, die beide unzweifelhaft vom selben Verfasser stammen. Der Kommentar zur Aeneis ist der längste mittelalterliche Kommentar zu diesem Werk, obwohl er unvollständig ist und etwa nach zwei Dritteln des sechsten Buches abbricht. Die Autorschaft ist weiterhin umstritten.[1]

Moderne Rezeption

C.S. Lewis schreibt über Bernardus Silvestris gegen Ende seines Science-Fiction-Romans Out of the Silent Planet (Jenseits des Schweigenden Sterns, erster Band der Perelandra-Trilogie).

Textausgaben und Übersetzungen

  • Winthrop Wetherbee: The Cosmographia of Bernardus Silvestris, New York 1990 [englische Übersetzung]
  • Bernardus Silvestris, Über die allumfassende Einheit der Welt. Makrokosmos und Mikrokosmos, übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Rath, 2. Auflage, J. Ch. Mellinger Verlag, Stuttgart 1989
  • Bernardus Silvestris: Mathematicus, hrsg. von Jan Prelog, übers. von Manfred Heim und Michael Kießlich, EOS Verlag, St. Ottilien 1993. ISBN 3-88096-909-4 [kritische Edition mit deutscher Übersetzung]

Literatur

  • Christine Ratkowitsch: Die Cosmographia des Bernardus Silvestris. Eine Theodizee, Köln 1995. ISBN 3-412-03595-5
  • Alfred Ribi: Eros und Abendland, Peter Lang Verlag, Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2005. ISBN 978-3-03910-243-3
  • Frank Teichmann: Der Mensch und sein Tempel, Bd. 4: Chartres - Schule und Kathedrale, Urachhaus Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3878386889

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe Stephen Gersh: (Pseudo-?) Bernard Silvestris and the Revival of Neoplatonic Virgilian Exegesis, in: Sophies maietores, "Chercheurs de sagesse". Hommage à Jean Pépin, hg. Marie-Odile Goulet-Cazé, Paris 1992, S. 573-593. Er tritt S. 576-580 in Auseinandersetzung mit der älteren Forschung wieder vorsichtig für Bernardus' Autorschaft ein.


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