Sephiroth und Soziale Dreigliederung: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Sephirothbaum.jpg|thumb|right|350px|Die 10 Sefirot und die 22 sie verbindenden Pfade des kabbalistischen Lebensbaums. Bezieht man dieses Diagramm auf den irdischen Menschen, so entspricht die rechte Seite der rechten Körperhälfte, die linke Seite der linken Körperhälfte - es ist also ein Bild des Menschen, wie es von ''hinten'' gesehen wird. In [[freimaurer]]ischen und [[rosenkreuzer]]ischen Darstellungen wird der Mensch meist von ''vorne'' betrachtet und im Diagramm erscheinen dann die linke und rechte Seite vertauscht.]]
Die '''Dreigliederung des sozialen Organismus''' – oder die ''Soziale Dreigliederung'' – ist ein [[wikipedia:Leitbild|Leitbild]] für gesellschaftliche Ordnung und Entwicklung, das in den Jahren 1917–1922 von [[Rudolf Steiner]] entworfen und ausgearbeitet wurde.
[[Datei:Ein_sof.png|thumb|350px|Die 10 Sephiroth, die sich aus dem göttlichen Urlicht [[Ain Soph Aur]] nach dem [[Tzimtzum]] in Form immer kleiner werdenden konzentrischen Kreisen (Igulim) herausbilden.]]
[[Datei:Tree of Life.jpg|thumb|350px|Diese Zeichnung zeigt den kabbalistischen Lebensbaum mit den beiden Säulen [[Jachin]] und [[Boas]] und der vermittelnden Säule zwischen diesen beiden. Zusammen bilden sie die drei [[Säulen der Manifestation]]. Jachin, die weiße Säule rechts, ist mit dem hebräischen Buchstaben י (Jod) bezeichnet, der, wie wir schon wissen, für die Ich-Kraft der Elohim steht, aus der auch unser eigenes Ich entsprungen ist. Boas, die schwarze Säule links, ist mit einem ב B (Beth) gekennzeichnet, das aber ohne [[Dagesch]], also ohne Punkt, geschrieben und daher als W gesprochen wird. Es ist die wellende, hüllenbildende Gestaltungskraft, die mehr oder weniger vom Rest der Seelenwelt abgesonderte Wesenheiten entstehen lässt. Von Malchut, das die Erdenwelt repräsentiert, werden im Zickzackkurs aufsteigend die Sephiroth den [[Planetensphären]] bis hinauf zum [[Primum Mobile]] zugeordnet. Von der [[Erde (Planet)|Erde]] schräg nach links aufsteigend kommt man zum [[Merkur]], waagrecht nach rechts weiter zur [[Venus]], von dort wieder nach links aufsteigend trifft man in der Mitte auf die [[Sonne]] und geht weiter zum [[Mars]], von wo man in horizontaler Linie nach rechts zum [[Jupiter]] gelangt. Von hier steigt man nach links weiter auf zum [[Saturn]], indem man dabei die sogenannte „unsichtbare Sphäre“ ([[Da’ath]]) durchschreitet (diese Verbindungslinie mit der darauf liegenden unsichtbaren Sphäre Da’ath findet man in der ersten Zeichnung nicht!). Waagrecht nach rechts geht es zum Zodiak, zum [[Tierkreis]] und von dort hinauf zum Primum Mobile, das dem [[Kristallhimmel]] entspricht (so etwa auch in Dantes Darstellung der himmlischen Sphären). Damit durcheilt man zugleich die [[Herrschaftsgebiete]] der himmlischen [[Hierarchien]], von den [[Engel]]n in der Mondensphäre bis hin zu den [[Cherubim]], den Tierkreiswesen, und den [[Seraphim]], die schon an den Kristallhimmel reichen. Jenseits davon sind die drei Schleier des Unbegrenzten, die auf die Trinität hindeuten – das [[Empyreum]] [[Dante]]s. In umgekehrter Reihenfolge gelesen, von [[Kether]] ausgehend, ist dies der [[Pfad des flammenden Schwerts]], der die 10 Sephiroth in der Reihenfolge ihrer Entstehung miteinander verbindet.]]
[[Datei:GA089 277.gif|thumb|350px|[[Adam Kadmon]] und der [[Sephirothbaum]] (Skizze von [[Rudolf Steiner]])]]
'''Sephiroth''' '''Sephirot''', '''Sefirot''' oder '''Sefiroth''' (Singular {{HeS|סְפִירָה}} ''Sefira'', Plural {{He|סְפִירוֹת}}, ''Sephiroth'' = Ziffern) ist nach den Lehren der [[jüdisch]]en [[Kabbala]] der [[Wikipedia:hebräische Sprache|hebräische]] Name der 10 [[Gott|göttlichen]] [[Emanation|Emanationen]]<ref>Streng genommen darf man hier nicht von «Emanationen» sprechen, denn nach der von [[Isaak Luria]] stark geprägten kabbalistischen Lehre entstand die Schöpfung nicht als «Ausstrahlung» [[Gott]]es, sondern vielmehr durch seinen ''Rückzug'' und seine ''Selbstbeschränkung'' nach dem [[Tzimtzum]] ({{HeS|צמצום|ṣimṣūm}}, wörtlich ''Zusammenziehung'' oder ''Rückzug''). Dadurch erst wurde Raum geschaffen für die [[Freiheit]] des [[Mensch]]en, aber auch für das [[Das Böse|Böse]].</ref>, die zusammen den '''Lebensbaum der Kabbala''' ({{HeS|עץ החיים}}, '''''Ez Ha-Chajim''''', oder kurz {{he|עץ חיים}}, '''''Ez Chajim''''') bilden, der zugleich symbolisch den ''himmlischen'', [[Makrokosmos|makrokosmischen]] Menschen, den ''[[Adam Kadmon]]'', als übergeschlechtliches, aber bipolares ''[[männlich]]-[[weiblich]]es'' [[Wesen]] darstellt, der sich am vollkommensten im irdischen Menschen als [[Mikrokosmos]], aber auch sonst überall in der [[Schöpfung]], wenn auch unvollkommener, abbildet. Ähnlich den 10 [[Kategorien]] des [[Aristoteles]] bilden die 10 Sephiroth ein geistiges [[Wikipedia:Alphabet|Alphabet]], mit dem sich der ganze [[Kosmos]] in seinem [[Sein]] und [[Werden]] systematisch beschreiben lässt. Die 10 Sephiroth sind durch 22 Pfade, die den 22 [[Wikipedia:Buchstabe|Buchstabe]]n des [[Hebräisches Alphabet|Hebräischen Alphabets]] entsprechen, miteinander verbunden; zusammen mit den 10 Sephiroth bilden sie die [[32 Pfade der Weisheit]].


==Wesen und Systematik der Sephiroth==
Die '''Soziale Dreigliederung''' beschreibt die Grundstruktur einer [[Gesellschaft]], in der die Koordination der gesamtgesellschaftlichen Lebensprozesse nicht zentral durch den [[Staat]] oder eine [[wikipedia:Machtelite|Führungselite]] erfolgt, sondern in der sich die drei Bereiche des sozialen Lebens: Geistesleben (Kultur), Rechtsleben bzw. Politik und Wirtschaft selbst verwalten und relativ autonom den je eigenen Funktionsprinzipien folgen.  
=== Namensherkunft und Anzahl der Sephiroth ===
Der Begriff Sephiroth ({{HeS|ספרות}}, Singular: Sephira  - {{he|ספרה}}, ''Ziffer'', ''[[wikt:Chiffre|Chiffre]]'') taucht erstmals im [[Sefer Jetzira]] auf, dem ältesten überlieferten Werk der [[Kabbala]], das der Legende nach auf [[Abraham]] selbst zurückgeht und das Ergebnis seiner [[Einweihung]] durch [[Melchisedek]] festhält. Das Wort geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r ({{he|ספר}}, vgl. Sefer Jezirah § 1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und, als Nomen gebraucht, auch „Buch“ (sefer) bedeuten kann, entlehnt aus [[Wikipedia:Arabisch|arabisch]] ''sifr'' „[[Null]], [[leer]]“, was wiederum lehnübersetzt ist von [[Wikipedia:altindisch|altindisch]] ''[[sunya]]'' „Null, leer“.  


Die Zahl [[0]] (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus {{Lit|GA 110, S 187}}, aus dem mit der [[10]] (okkult gelesen als [[Eins aus dem Ei]]) die neue [[Schöpfung]] hervorbricht. 10 entspricht dem hebräischen Buchstaben [[Jod (Hebräisch)|Jod]] (י), der für das göttliche [[Ich]] steht. 10 ist daher die Anzahl der Sephiroth:
Der '''soziale Organismus''', der den zentral verwalteten [[Einheitsstaat]] ablöst, soll analog des [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|dreigliedrigen menschlichen Organismus]] aus dem lebendigen Zusammenwirken der drei selbstständigen Glieder des [[Wirtschaft]]s-, [[Recht]]s- und [[Geistesleben]] entstehen. Das Wirtschaftsleben ist dabei vergleichbar dem [[Nerven-Sinnessystem]], das Rechtsleben dem [[Rhythmisches System|Rhythmischen System]] und das Geistesleben
dem [[Stoffwechselsystem]] {{GZ||197|82f}}<ref name="Analogie">Eine Vegleichbarkeit des sozialen Organismus mit dem menschlichen ist nur in gewissen Hinsichten gegeben, in anderen überhaupt nicht. Vgl. Lit: Christoph Strawe: Menschlicher und sozialer Organismus: Über einen Vergleich und seinen Sinn, 2007 [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Sozialer_Organismus.pdf PDF].</ref>


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.|Sefer Jezirah 1,4}}
* Das [[Wirtschaft]]sleben entfaltet sich auf der Grundlage des nutzbaren Bodens im Kreislauf der Warenherstellung (Produktion), des Vertriebs (Handel) und des Verbrauchs (Konsum). Es soll nach dem Prinzip der [[Brüderlichkeit]] durch [[Assoziationen]] geregelt werden.


Im ''Sefer Jetzira'' werden die 10 Sephiroth immer mit dem selben stehenden Ausdruck genannt, meist übersetzt als: ''"Zehn Zahlen ohne etwas"'' ({{HeS|עֶשֶׂר ספרות בלימה}}, 'esser sefirot ''belima''). ''Belima'' ({{HeS|בלימה}}) bedeutet wörtlich ''ohne etwas'' bzw. ''Nichts'' und wird mit dem zentralen Begriff der [[Kabbala]], dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף}}, ''nicht endlich''), in Verbindung gebracht; ''belima'' wäre dann auch zu übersetzten als ''ohne Ende'', oder, wenn man den Ursprung der Sephiroth aus dem ''Unbegrenzten'', aus dem ''Nichts'', betonen will, als: ''aus dem Nichts''.
* Das [[Rechtsleben]] umfasst das eigentlich Politische und das Verwaltungsrecht und regelt das Verhältnis von [[Mensch]] zu Mensch nach dem Prinzip der [[Gleichheit]] in für alle gleich geltenden Gesetzen.


Nach einem Hinweis [[Rudolf Steiner]]s gibt es allerdings in Wahrheit 12 Sephiroth, von denen aber die erste und letzte verborgen bleibt:
*Das auf [[Freiheit]] gegründete [[Geistesleben]] wird nicht staatlich reglementiert und umfasst u.a. das gesamte Bildungswesen, Kunst, Religion, technische Erfindungen, sowie auch die Rechtsprechung im Privat- und Strafrecht.


<div style="margin-left:20px">
== Begriff des dreigliedrigen sozialen Organismus und das Verhältnis seiner Glieder ==
"Die Kabbala unterscheidet innerhalb der Welt zwölf Glieder, wovon das erste und das letzte geheim bleiben, weil sie überhaupt nicht in Worte zu bringen sind. Nur die zehn übrigen werden in Worte gebracht." {{Lit|{{G|089|273|274}}}}  
Hierbei soll ein jedes dieser drei sozialen Glieder
</div>  
<div style="margin-left: 20px;">
„...in sich zentralisiert sein; und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen.“ {{Lit|{{G|023|071}}}}
</div>
Dies bedeutet nicht, der Wirklichkeit eine ausgedachte [[wikipedia:Utopie|Utopie]] überzustülpen, sondern heißt Wesenserkenntnis ohnehin schon vorhandener Wirkungsweisen nach dem Gesetz von Polarität und Steigerung, das [[Goethe]] als maßgeblich für die Morphologie <ref>Vgl. Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', Norderstedt 2010, S. 71 - 72</ref> erkannte:
<div style="margin-left: 20px;">
„...wir machen...auf eine höhere Maxime des Organismus aufmerksam, die wir folgendermaßen aussprechen. Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine Mehrheit,....Je unvollkommender das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich und desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommener das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die Teile einander....Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommenes Geschöpf.“<ref>Johann Wolfgang von Goethe: Schriften zur Naturwissenschaft, Stuttgart 1977, S. 48 f.</ref>
</div>
Steiner bezieht diese Vorstellung unmittelbar auf den sozialen Organismus, indem er sagt:
<div style="margin-left: 20px;">
„Die Auseinanderspaltung ist eigentlich immer da; es handelt sich nur darum, dass man findet wie die drei Glieder zusammen gebracht werden können, so dass sie nun tatsächlich im sozialen Organismus mit einer solchen inneren Vernunft wirken, wie, sagen wir, das Nerven-Sinnes-System, das Herz-Lungen-System und das Stoffwechselsystem im menschlichen Organismus wirken“ {{Lit|{{G|340|154}}}}<ref name="Analogie" />
</div>


Die Kabbala sieht in dem [[Name]]n und [[Begriff]] der Sephiroth auch den mystischen Ursprung des [[Wikipedia:Griechische Sprache|griechischen]] Wortes σφαιρα (''[[Sphäre]]''), mit dem es [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] tatsächlich verwandt ist. Manche frühe [[Kabbala|Kabbalisten]] gaben für ''Sephira'' auch noch andere etymologische Ableitungen, etwa von ''Saphir'' ({{HeS|סַפִּיר}}, saphir; im Sinne von ''lichtvoll, leuchtend'') oder ''Grenze'' ({{HeS|ספר}}, sapir) oder ''Schönschreiber'' ({{HeS|סופר}}, safra), die seitdem als Nebenbedeutung durchaus mitschwingen und dem ohnehin schon komplexen System der Sephiroth noch einen zusätzlichen, vielfältig schillernden Charakter verleihen.
Die anzustrebende funktionale Gliederung der Gesellschaft soll ja ausdrücklich nicht als Utopie verstanden werden, sondern beruht auf einer durch Empirie errungenen Erkenntnis von den notwendigen Lebensbedingungen dieser drei gesellschaftlichen Bereiche. Im nationalen Einheitsstaat seien diese drei Systeme in einer sich gegenseitig behindernden Weise miteinander verflochten. Erst in ihrer durchgreifenden funktionalen Trennung, ohne dass ein Gebiet in das andere in unberechtigter Weise eingreife und dadurch zu sozialen Komplikationen führe, könnten sie ihre eigenen Kräfte voll entfalten. Der Nationalstaat, der sich in einer nicht mehr zeitgemäßen Weise aus einem Volkszusammenhang herleite, sei damit überwunden. An seine Stelle trete eine Rechtsgemeinschaft. {{Lit|{{G|332a|151f.}}}}


=== Wesen der Sephiroth ===
Mit diesem ordnungspolitischen Konzept skizzierte Steiner eine Sozialordnung, von der er annahm,
Die Sephiroth sind nach der Lehre [[Isaak Luria]]s aus ''[[Licht]]'' ({{HeS|אור}}, ''[[or]]'') gestaltete Gefäße ({{HeS|כלי‎}}, ''qli'' oder ''[[kli]]''‎; Plural: {{he|כלים}}, ''keilim'' oder ''[[kelim]]''), etwa vergleichbar den kristallenen Schalen der [[Planetensphären]] der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechischen]] [[Kosmologie]], das dadurch begrenzt und geformt ist - denn das Licht ''an sich'' ist undifferenziert und entstammt dem ursprünglichen, grenzenlosen Licht ([[Ain Soph Aur]]). Und diese [[Form]], als reine ''Seelenform'', besteht in dem [[Wunsch]] oder Verlangen, von dem ''unendlichen Licht'' zu empfangen und von ihm erfüllt zu werden. Jede Sephira besteht also aus einem Gefäß und aus dem Licht, das dieses erfüllt. Die Verschiedenheit der Sephirot resultiert aus der Verschiedenheit der Gefäße. Das an sich unbegrenzte Licht passt sich dem jeweiligen Gefäß an und bringt dadurch das spezifische [[Wesen]] des Gefäßes zum Ausdruck.
<div style="margin-left: 20px;">
"dass in ihr Freiheit und Solidarität gleichermaßen zu verwirklichen sind und der Prozess fortschreitender Emanzipation nicht nur nicht behindert, sondern sogar positiv unterstützt wird."<ref>Luttermann, J.:''Dreigliederung des sozialen Organismus: Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners'', Frankfurt/M.:Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1989, Vorwort I</ref>
</div>
Den Begriff des sozialen Organismus will Steiner nicht als Analogieschema zu natürlichen Organismen verstanden wissen<ref name="Analogie" />. Diesen, in den Sozialwissenschaften seiner Zeit nicht ungebräuchlichen Begriff verwendet er, weil er ihm am geeignetsten erscheint, den in fortwährender dynamischer Veränderung befindlichen Prozessen der sozialen Sphäre gerecht zu werden. Um diese komplexen Vorgänge realistisch zu erfassen, bedarf es nach Steiners Ansicht eines Übergangs von einer statisch-abstrakten zu einer lebendig-beweglichen, will heißen einer `organischen` Betrachtungsweise. {{Lit|{{G|332a|007}} {{G|332a|155}}}}


==== Entstehung der Sephiroth ====
Die Dreigliedrigkeit des sozialen Organismus gewinnt jedoch durch den Vergleich<ref name="Analogie" /> mit dem [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|dreigliedrigen menschlichen Organismus]] in einem bestimmten Aspekt an Deutlichkeit, wobei es da nicht auf das organismische ankommt, sondern auf das Verhältnis der Glieder zu einander:
Damit die Sephirot entstehen konnten, musste sich das göttliche Licht nach dem [[Zimzum]] ({{HeS|צמצום}}), dem Prozess der ''Zusammenziehung'' und ''Selbstbeschränkung'' [[Gott]]es, zurückziehen und einen kreisförmigen ({{HeS|עִגּוּל}}, igul = ''Kreis''; Plural: {{he|עִגּוּלים}}, igulim) Leerraum ({{HeS|חלל}}, chalal = ''Raum'') freigeben, in dem sich die Schöpfung entfalten und gestalten konnte. In diesen begrenzten Raum wurde das zum feinen Lichtstrahl [[Kav]] (''oder'' Qav) ([[Hebräische Sprache|hebr.]] קו, ''Linie [des Lichts]'') verdichte schöpferische Licht hineingeworfen. Daraus bildete sich zuerst, noch vor der manifesten Schöpfung, das [[mensch]]liche-[[Kosmos|kosmische]] [[Urbild]] des [[Adam Kadmon]], von dessen [[Haupt]] aus Augen, Ohren, Nase, Mund und Stirn nun fünf Lichter hervorbrachen und schrittweise auf dem [[Pfad des flammenden Schwerts]] die Sephiroth entstehen ließen. So trat aus dem peripheren Umkreis ein zweiter, engerer Kreis hervor, dann noch einer usw., bis schließlich durch eine Folge weiterer Selbstbeschränkungen Gottes (Zimzum''im'', Plural) 10 Schöpfungskreise - eben die 10 Sephiroth - in einem ''streng geordneten Entwicklungslauf'' ([[Seder Hishtalshelut]], {{HeS|סדר הִשְׁתַּלְשְׁלוּת}}) entstanden waren.
<div style="margin-left: 20px;">
"Die freien, individuellen Menschen, die sich in eine soziale
Zwangsstruktur hineinstellen und ihre freie Geistigkeit steril machen,
lassen ebenso die soziale Struktur absterben, wie ein Mensch absterben
muß, dem Sie keine Nahrungsmittel geben. Das, was die
menschlichen Köpfe in die Welt hereinbringen, das sind die Nahrungsmittel
für den sozialen Organismus.
So daß man sagen kann: Das Produktive aus Nerven- und Sinnessphäre
ist die Nahrung für den sozialen Organismus. - Das, was beim
Menschen das rhythmische System ist, dem entspricht allerdings im
sozialen Organismus alles dasjenige, was eigentlich dem Staate übertragen
werden soll, wie ich schon gestern sagte: alles, was sich auf
Regulierung, auf die äußere Gesetzlichkeit, also staatliche Gesetzmäßigkeit
bezieht. Und was ist nun im Staat das Produktive? Dasjenige,
was aus der Naturgrundlage im weiteren Sinne herauskommt,
das Wirtschaftsleben. Das ist gewissermaßen der Kopf des Staates.
Das Wirtschaftsleben, die Naturgrundlage, alles das, was produziert
wird, das ist gewissermaßen der Kopf. Es ist umgekehrt wie beim
individuellen Menschen. So daß wir ebensogut sagen können: Wie der
Mensch produktiv ist durch seine Nerven und Sinne, so ist der soziale
Organismus durch seine Naturgrundlage produktiv. Und wie der
Mensch seinen Stoffwechsel von der Natur erhält, so erhält der soziale
Organismus seine Nahrung aus dem Menschenkopf heraus.
Den sozialen Organismus verstehen Sie im Verhältnis zum Menschen
nur richtig, wenn Sie den Menschen auf den Kopf stellen. Hier
im Menschenkopf ist eigentlich der Grund und Boden des Menschen.
Der Mensch wächst von oben nach unten, der staatliche Organismus
wächst von unten nach oben. Er hat seinen Kopf, wenn man ihn
schon mit dem Menschen vergleichen will, unten und steht auf dem
Kopf und hat seine Beine oben. Seine Nahrung bekommt er aus dem
einzelnen individuellen Menschen. So muß man innerlich das, was
sozialer Organismus ist, verstehen. Analogiespiel macht nichts aus;
aber der Hinblick auf die wahre Wirklichkeit, auf die echte Realität,
das ist es, worauf es ankommt." {{Lit|{{G|188|175f.}}}}
</div>


==== Bruch der Gefäße ====
== Die drei Glieder, Hauptbereiche oder Subsysteme der Gesellschaft bzw. des sozialen Organismus ==
Die inneren sechs Sephiroth, von [[Chesed]] abwärts bis [[Jesod]], konnten der Gewalt des zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standhalten. Es kam zum ''Bruch der Gefäße'' ([[Schvirat ha-Kelim]]) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') und bildeten derart die Grundlage des [[Das Böse|Bösen]].
Nach Rudolf Steiner gibt es drei und ''nur'' drei wesentlich verschiedene Hauptbereiche des sozialen Organismus:
* das '''Geistesleben''', das Bildung und Kultur umfasst, sowie die Zusammenarbeit der Menschen (verstanden als ''Kreativitätsfaktor'', etwa die Kultur der Entscheidungsprozesse oder das Betriebsklima betreffend). Als ''Produktionsfaktor'' wäre die Arbeit dem Wirtschaftsleben zuzuordnen.
* das '''Rechtsleben''', das Gesetze, Regeln und Vereinbarungen der Gesellschaft umfasst.
* das '''Wirtschaftsleben''', das die Produktion, den Handel und Konsum von Waren und Dienstleistungen umfasst.


==== Die fünf Gesichter ([[Parzufim]]) ====
Sie werden als autonom und gleichrangig, aber unterschiedlich in ihrem Wesen beschrieben. Jedem Hauptbereich ist ein Ideal der [[Wikipedia:Französische Revolution|Französischen Revolution]] als leitendes Prinzip zugeordnet: Die [[Freiheit]] ist dem Geistesleben zugeordnet,
[[Datei:Makroprosopos.jpg|thumb|left|Das Haupt des Makroprosopon.]]
die [[Gleichheit]] dem Rechtsleben, und die [[Brüderlichkeit]] dem Wirtschaftsleben.
Um weitere Zerstörung zu verhindern, mussten die Gefäße vor dem ''zweiten Schöpfungsakt'' aus dem Brennpunkt des Lichts gerückt und in ''[[fünf Gesichter]]'' ({{HeS|פרצוף}}, ''parzuf''; Plural: ''[[parzufim]]''; [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] πρόσωπον = ''Gesicht''), [[Gestalt]]en oder ''[[Person]]en'' verwandelt werden. [[Fünf]] ist die [[Zahl]] des [[Mensch]]en, des [[Mikrokosmos]], zugleich aber auch die [[Zahl des Bösen]] bzw. der [[Freiheit|Wahlfreiheit]] zwischen dem [[Das Gute|Guten]] und dem [[Das Böse|Bösen]].  


[[Kether]], die erste Sephira, wurde zum Kopf ({{HeS|רֹאשׁ}}, Rosh) des [[Makroprosopon]] ({{HeS|אריך אנפין}}, [[Arik Anpin]], ''langes'' oder ''großes Gesicht'') transformiert. [[Chochmah]], die [[Weisheit]], wurde zum ''Vater'' ({{HeS|אבא}}, Abba) als aktiv-männlichem Prinzip und [[Binah]], der [[Verstand]], zur ''Mutter'' ({{HeS|אִמָּא}}, Imma) als empfangendem weiblichen Prinzip. Die sechs zerbrochenen Sephiroth, mit ihrem Zentrum in der Sephira [[Tifereth]] (Schönheit), wurden umgebildet zum männlichen Kind, auch [[Mikroprosopon]] ({{HeS|זעיר אנפין}}, [[Zeir Anpin]], ''kurzes'' oder ''kleines Gesicht'') genannt und beschrieben als voll verkörperte männliche Gestalt mit ''Kopf'' und ''Körper'' ({{HeS|גּוּף}}, [[Guph]]), die als eigentlicher [[Demiurg]] der [[Schöpfung]] wirkt. [[Malchuth]] aber, das Reich, wurde zum weiblichen Kind ({{HeS|נוקבא}}, [[Nukvah]], ''weiblich''; auch {{HeS|בַּת}}, Bath, ''Tochter'') und zur Braut {{HeS|כַּלָּה}}, Kallah) des Zeir Anpin. Diese ''fünf'' Gesichter oder Personen sind seitdem in allen [[vier Welten]] (siehe unten) zu finden.
=== Geistesleben ===


==== Die fünf Seelenarten und ihre beständige Wiedergeburt bis zur endgültigen Erlösung ====
Die Freiheit im Geistesleben soll den Menschen die Ausbildung und Ausübung ihrer individuellen Fähigkeiten und eine kulturelle Vielfalt und Weiterentwicklung ermöglichen.
Aus diesen ''fünf Gesichtern'' [[Emanation|emanierten]] die fünf Arten der [[Seele]] (die höheren [[seelisch]]en und [[geist]]igen [[Wesensglieder]] des [[Mensch]]en): [[Jechidah]] ([[Geistesmensch]]), [[Chaja]] ([[Lebensgeist]]), [[Neschamah]] ([[Geistselbst]]/[[Bewusstseinsseele]]), [[Ruach]] ([[Verstandesseele]]) und [[Nephesch]] ([[Empfindungsseele]]). Jede dieser fünf Seelen wurde zusammen mit den entsprechenden [[Organ]]en [[Adam]]s geschaffen. Und so wie es niedere und höhere Organe gibt, gibt es auch niedere und höhere Seelenarten. Jede menschliche Seele ist ein Funke ({{HeS|נִיצוֹץ}}, ''nitzotz'') der Seele Adams. Durch den [[Sündenfall]] wurden diese Seelenarten durcheinandergebracht und selbst den reinsten wurde etwas von den geistverlassenen "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') beigemischt. Diese Verwirrung der Seelen wird nach [[Isaak Luria]] erst mit dem Erscheinen des [[Messias]] verschwinden. Bis dahin kann die Seele nicht zu ihrer Quelle zurückkehren und erlöst werden, sondern muss durch zahllose Wiedergeburten ([[Gilgul Neschamot]], {{HeS|גִלְגּוּל נְשָמוֹת}}, wörtl. das ''Rollen der Seelen'') wandern - nach Luria nicht nur in menschlichen Körpern, sondern auch in Tieren, Pflanzen und sogar in unbelebten Dingen wie Flüssen, Holz und Stein. Damit ist aber nicht die [[Reinkarnation]] des [[Geist]]es gemeint, sondern die alte [[Wikipedia:Orient|orientalische]] [[Seelenwanderung]]slehre, die sich auf das Verhalten des [[Astralleib]]s nach dem Tod bezieht!
Diese Freiheit könne sich nur in einer Struktur der Autonomie entfalten, in der das geistige und kulturelle Leben sowohl von den Interessen des Staates als auch von denen der Wirtschaft unabhängig bleibe. Die geringe Durchschlagskraft des intellektuellen und künstlerischen Bereiches für die gesellschaftliche Entwicklung leitet Steiner von dieser Abhängigkeit ab:
<div style="margin-left: 20px;">
„Man muss darauf hinschauen, was das Geistesleben in der Abhängigkeit von der Staatsgewalt und der mit ihr verbundenen kapitalistischen Gewalt geworden ist. {{Lit|{{G|333|014}}}}
</div>
Kultur und Wissenschaft können ihr Potential nur entfalten und die nötigen innovativen Impulse geben, wenn ihre Triebkräfte nicht von den Verwertungsinteressen der Wirtschaft oder den wechselnden Machtinteressen der Politik gespeist werden. Die Richtlinien und Ziele für Erziehung und Bildung können zur größtmöglichen Entfaltung der individuellen Fähigkeiten nur aus den Erkenntnissen ihres eigenen Bereiches gewonnen werden. Diese Autonomie soll nicht nur die Lehrenden, Erziehenden und Kulturschaffenden in ihrer spezifischen Tätigkeit betreffen, sondern auch die Verwaltung dieses Gebietes umfassen, welche somit von den hierin Arbeitenden möglichst selbst durchgeführt wird.  
<div style="margin-left: 20px;">
„Dem Geistesleben kann nur seine Kraft werden, wenn es von dem Staatsleben wieder losgelöst wird, wenn es ganz auf sich selbst gestellt wird. Was im Geistesleben lebt, insbesondere das Schulwesen, muss seiner Selbstverwaltung übergeben werden, von der obersten Spitze der Verwaltung des Geisteslebens bis zum Lehrer der untersten Schulstufe.“ {{Lit|{{G|333|014}}}}
</div>


Nicht nur an seiner eigenen Vervollkommnung hat der [[Mensch]] dabei zu arbeiten, sondern im fortlaufenden Prozess des [[Tikkun Olam]] ({{HeS|תיקון עולם}}, wörtlich etwa das ''„Reparieren der Welt“'') ist er auch dazu aufgerufen, an der Wiederherstellung der reinen Schöpfungsordnung mitzuarbeiten.
<div style="margin-left: 20px;">
"Es wird also angestrebt, daß das Geistesleben nicht mehr abhängt vom
Staatsleben und nicht mehr abhängt vom Wirtschaftsleben, sondern
gerade frei und unabhängig sein kann, gerade so sein kann, wie es die
Katholische Kirche niemals war, die sich immer mit dem Staat und Wirtschaftsleben zusammen konfundiert hat."  {{Lit|{{G|196|122}}}}
</div>
 
=== Rechtsleben ===
 
Die Gleichheit im Rechtsleben soll die Rechte und Möglichkeiten jedes Einzelnen sichern.
Der Staat soll nach den Vorstellungen der sozialen Dreigliederung als zentrale Machtinstanz zurücktreten und einen Teil seiner Aufgaben an die Gesellschaft abgeben. Das heißt jedoch nicht, dass diese autonomen Aufgabengebiete im rechtsfreien Raum stattfinden können. Sie stehen auf dem Boden der rechtsstaatlichen Verfassung. Die auf demokratischem Wege entstandene Rechtsordnung durchdringt alle Bereiche des Wirtschafts- und Geisteslebens und gibt den darin sich betätigenden Menschen die Sicherheit vor Willkür und Machtmissbrauch.<ref>Nach Behrens, ''Der Mensch – Bildner des sozialen Organismus'', Hamburg 1958, S. 85ff.</ref>


==== Die 10 [[Prajapati]]s des Bewusstseins ====
=== Wirtschaftsleben ===
Bei [[H.P. Blavatsky]] findet sich auch der Hinweis, dass die 10 Sephiroth den 10 [[Prajapati]]s des [[Bewusstsein]]s entsprechen<ref>H. P. Blavatsky: ''Die Geheimlehre, Band I: Kosmogenesis'', S 380</ref>, die auch [[Rudolf Steiner]] in seinen frühen Vorträgen erwähnt. Die ''Prajapatis'' sind jene [[Wesenheit]]en, die im Zuge der [[Weltentwicklung]] einen [[Bewusstseinszustände|Bewusstsein]]s-, [[Lebenszustände|Leben]]s- oder [[Formzustand]] in den nächsten hinüberführen. Dementsprechend gibt es höhere und niedere Prajapatis und zwar nach Steiner 10 Prajapatis des Bewusstseins, 6 Prajapatis des Lebens und 5 Prajapatis der Form, insgesamt also 21.


<div style="margin-left:20px">
Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben soll durch [[Assoziationen]] von Verbrauchern, Händlern und Produzenten in einem freien Markt gerechte Preise, sowie eine gerechte Güterverteilung ermöglichen. Aufgabe des Rechtslebens wäre es, den dazu erforderlichen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der Privateigentum an Produktionsmitteln und Kapital nicht enteignet oder verstaatlicht, sondern in Treuhandeigentum transformiert. Ein auf diese Weise neutralisiertes Kapital kann weder verkauft, noch vererbt, sondern nur in einer Art Schenkung an neue Eigentümer übertragen werden. Daher basiert der Kapitalbegriff der Sozialen Dreigliederung
"Darauf bezieht sich in der «Secret Doctrine» von H. P. Blavatsky Strophe 4 des Buches Dzyan: «Die Eins aus dem Ei, die Sechs, die Fünf.» Die Zehn wird genannt: die Eins aus dem Ei = 0. Aus dem Ei (0), den 10 Prajapatis des Bewußtseins, kam zuerst der erste Prajapati des Lebens, dann folgten sechs andere Prajapatis des Lebens und fünf Prajapatis der Form = 1065, Quersumme 21 (Wert von Jehova)." {{Lit|{{G|089|179|180}}}}
auf der durchzuführenden [[Kapitalneutralisierung]].
<div style="margin-left: 20px;">
„Das Eigentum hört auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überwundenen Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem.{{Lit|{{G|023|100}}}}
</div>
</div>
Dadurch wäre es kapitalistischem Missbrauch durch gewinnmaximierenden Weiterverkauf oder Börsenspekulation entzogen. Andererseits wäre die Freiheit am Gemeinwohl orientierter Unternehmer und die Sozialbindung des Eigentums gesichert.


=== Ez Chajim - der Lebensbaum der Kabbala ===
Neben der Umwandlung des alten Eigentumsbegriffs hinsichtlich der Produktionsmittel, tritt die Grundüberzeugung, dass Arbeit nicht bezahlbar ist, mithin nicht gekauft werden kann. Der Warencharakter der menschlichen Arbeit ist nach Ansicht Steiners eine Restform der Sklaverei, deren vollständige Überwindung erst mit der Abschaffung des Lohnprinzips gegeben ist. Statt Arbeitslohn gibt es einen vertraglich vereinbarten Anteil am Gewinn. Innerhalb eines Betriebes entfallen durch die Neutralisierung des Kapitals die klassischen Rollen des Arbeitgebers und Arbeitnehmers. Steiner schlug als eine neue Möglichkeit der Benennung die Begriffe Arbeitleister und Arbeitleiter vor. Diese stehen in einem Vertragsverhältnis:
Der '''[[Lebensbaum]]''' oder '''Ez Chajim''' ist in der [[Kabbala]] die Darstellung der 10 Sephiroth und der 22 sie verbindenden Pfade. Die Sephiroth werden mit Namen und Ziffern, die sie verbindenden Pfade mit den 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]] bezeichnet - ein Hinweis auf die beiden höchsten [[Äther]]arten, den [[Zahlenäther]] und den [[Wortäther]]. Die Zählung der Pfade beginnt mit 11, die zusammen mit den 10 Sephiroth die insgesamt [[32 Pfade der Weisheit]] bilden. Der Lebensbaum mit dem System der Sephiroth wird grundlegend im Buch [[Sefer Jezirah|'''Sefer Jezirah''']] ([[Hebräische Sprache|hebr.]]: "Buch der Formung") dargestellt, einem der frühesten und wichtigsten Werke der Kabbala, das vor dem 6. Jahrhundert u. Z. entstand.  
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„Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen.“  {{Lit|{{G|023|079}}}}
</div>
In verschiedenen Interpretationen und Weiterentwicklungen der sozialen Dreigliederung variieren die Beschreibungen und Abgrenzungen der drei gesellschaftlichen Subsysteme ebenso wie konkrete Vorschläge zur Umsetzung und zur Organisation der Selbstverwaltung dieser drei Bereiche. Zentral ist jedoch die Zuordnung der drei Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu den drei Sphären der Gesellschaft Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben.


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.|Sefer Jezirah 1,2}}
== Bezug zur Dreigliederung des menschlichen Organismus<ref name="Analogie" /> ==


Das sind die Kräfte, die den [[Baum des Lebens]] bilden: der [[Zahlenäther]] und der [[Wortäther|Wort]]- oder [[Lebensäther]]. Die Verfügung über diese [[ätherisch]]en Kräfte wurde dem [[Mensch]]en nach dem [[Sündenfall]] und der Vertreibung aus dem [[Paradies]] entzogen. Bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des [[Christus]] neu und [[Bewusstsein|vollbewusst]] wieder gewinnen. Und diese Kräfte beschränken sich keineswegs allein auf die [[ätherische Welt]]; sie haben ihr Äquivalent auf allen Weltebenen (siehe unten: [[Sephiroth#Vier Welten|Vier Welten]]).  
{{GZ|Wenn man so äußerlich Analogien bilden würde, dann würde man
sagen: Wir haben die Dreigliederung des sozialen Organismus und die
Dreigliederung des menschlichen Organismus. Der Kopf ist das geistige
Organ, also muß man es vergleichen mit dem geistigen Leben des dreigliedrigen
Organismus; das rhythmische System, das bringt Einklang
zwischen den verschiedenen Funktionen als Herztätigkeit, als Atmungstätigkeit
- also Rechtsteil des sozialen Organismus; den Stoffwechsel,
das Gröbste, Materiellste, dasjenige, worauf der Mystiker mit einer
gewissen Verachtung herabsieht, trotzdem auch er erklärt, daß er essen
und trinken muß, den vergleicht man mit dem wirtschaftlichen Leben.


==== Das System der 10 Sephiroth ====
Das ist aber nicht so! Ich habe öfter darauf aufmerksam gemacht
Das Sefer Jetzira nennt noch keine Namen der Sephiroth. Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13.&nbsp; Jahrhundert im [[Sohar]] und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet. Ihr Wesen wird aber grundlegend charakterisiert, wenn es heißt:
bei andern Gelegenheiten, daß die Dinge eben in Wirklichkeit anders
liegen, als man nach bloßen Analogien glaubt, daß man zum Beispiel
nicht sagen kann, die Sommerzeit lasse sich mit dem Wachzustand der
Erde vergleichen und die Winterzeit mit dem Schlaf zustand. Die Wahrheit
ist eine andere. Im Sommer schläft die Erde, im Winter wacht sie.
Das habe ich ja in seinen Einzelheiten ausgeführt.


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts: <br>Eins: Geist des lebendigen Gottes. <br>Zwei: Wind aus dem heiligen Geist. <br>Drei: Wasser aus Wind. <br>Vier: Feuer aus Wasser.<br>Oben,<br>Unten,<br>Osten,<br>Westen,<br>Norden<br>und Süden.|Sefer Jetzira, §11}}
Aber so ist es auch, wenn man auf die Wirklichkeit und nicht auf
Analogien geht, bei dem Vergleichen des sozialen Organismus mit dem
menschlichen Organismus. Da muß man vergleichen just das Wirtschaftsleben
im sozialen Organismus mit der menschlichen Kopftätigkeit;
dasjenige, was Rechtsleben ist, das muß man allerdings - weil es
das Mittlere ist, so haben sich die Leute auch nicht geirrt bei der Analogie
- mit der rhythmischen Tätigkeit vergleichen. Aber das Geistesleben,
das muß man vergleichen mit dem Stoffwechsel. Also das Wirtschaftsleben
ist zu vergleichen mit den geistigen Organen, das geistige
Leben im sozialen Organismus mit den Stoffwechselorganen. Da hilft
nichts. Das Wirtschaftsleben ist der Kopf des sozialen Organismus, und
das geistige Leben ist Magen, Leber und Milz für den sozialen Organismus,
nicht für den einzelnen individuellen Menschen.|197|82f}}


Ihr Ursprung liegt im Geist des lebendigen Gottes, dann folgen die 3 [[Mütter (Kabbala)|Mütter]] (siehe unten) bzw. [[Elemente]] [[Luft]], [[Wasser]] und [[Feuer]] und die sechs Richtungen des ([[Seele]]n-)[[Raum]]es, die den [[Raumwürfel]] (siehe unten) aufbauen.
== Die Beziehung des sozialen Organismus zum vorgeburtlichen, inkarnierten, und nachtodlichen Menschen ==
"Es liegen also große Prinzipien auch in dieser Beziehung in der Dreigliederung
des sozialen Organismus. Wir gliedern in drei Glieder aus
dem Grunde, weil wir die verschiedensten Gebiete, die mit dem Übersinnlichen
etwas zu tun haben, von demjenigen abtrennen müssen, was
nur mit dem Sinnlichen zwischen der Geburt und dem Tode etwas zu
tun hat. (...) Damit weise ich Sie hin auf dasjenige, was für die Bekräftigung der
Dreigliederungsidee nur aus der Initiationswissenschaft heraus gewonnen
werden kann."  {{Lit|{{G|196|128}}}}


Die später gebrauchten Namen der 10 Sephiroth sind dem [[Wikipedia:Tanach|Tanach]] entnommen, vor allem dem [[Wikipedia:1. Buch der Chronik|1. Buch der Chronik]]. Die erste allgemein anerkannte Systematik der 10 Sephiroth stammt von [[Moshe Cordevero]] (1522–1570) ({{HeS|משה קורדובירו‎}}), der in [[Wikipedia:Safed|Safed]] ([[Wikipedia:Israel|Israel]]) wirkte:
==== Vorgeburtliches Leben und Geistesleben auf der Erde ====
"Nun erinnern Sie sich an etwas, was ich Ihnen hier schon auseinandergesetzt
habe, was ich aber noch einmal für diejenigen, die das nicht gehört
haben, wiederholen will. Der Mensch, indem er hier auf der Erde
lebt zwischen Geburt und Tod, ist ja nicht bloß dieses Wesen, das hier
zwischen Geburt und Tod lebt, sondern er trägt in sich die Nachklänge
desjenigen, was er durchlebt hat erstens in früheren Inkarnationen, aber
namentlich desjenigen, was er durchlebt hat zwischen dem letzten Tode
und der Geburt, die seinem jetzigen Leben vorangegangen ist. In dieser
Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt haben wir in der
geistigen Welt Erlebnisse durchgemacht, und diese Erlebnisse klingen
nach in dem gegenwärtigen Leben. Und wie klingen sie nach im öffentlichen
sozialen Leben ? - So, daß alles, was die Menschen hineinbringen
in das öffentliche Leben durch ihre Talente, durch ihre besonderen Begabungen,
was also überhaupt das öffentliche Geistesleben ist, ja gar
nicht von der Erde ist, sondern alles Nachklang ist aus dem vorirdischen
Leben. (...)Und was hier auf der
Erde an Kunst, Wissenschaft, an religiösen Impulsen bei den Menschen
entwickelt wird, das heißt, was entwickelt wird als irdisches Geistesleben,
das: ist alles Nachklang des überirdischen Geisteslebens, wie es die
Menschen durch die Pforte der Geburt hier hereinbringen. (...) Wir haben also in
diesem sozialen Leben hinsichtlich der Kräfte ein Element drinnenstecken,
das uns einfach heruntergeschickt wird aus den geistigen Welten. {{Lit|{{G|196|126f.}}}}


{{Zitat|Die drei ersten Sephiroth können als Einheit betrachtet werden. Die erste stellt gewissermaßen das Erkennen an sich, die zweite den Erkennenden, die dritte das Erkannte dar. Um sich diese Einheit zu erklären, muss man sich vergegenwärtigen, dass das Erkennen des Schöpfers nicht das der Geschöpfe ist. Denn bei diesen ist das Erkennen unterschieden von dem Erkennenden und dem Erkannten, das Erkannte ebenso wiederum von dem Erkennenden. Daher unterscheiden wir: Das Denken, den Denkenden und das Gedachte. Der Schöpfer hingegen ist zugleich Erkennen, Erkennender, und Erkanntes. Seine Art des Erkennens besteht nicht wie beim Menschen darin, sich in Dingen außerhalb seines Seins zu versenken, sondern indem er sich erkennt und weiß, erkennt er alles, was ist. Gibt es doch nichts, das nicht mit ihm vereint wäre und was er nicht in seinem eigenen Wesen fände. Er ist der Typus allen Seins, und alle Dinge existieren in ihm als der reinsten und vollkommensten Form. Daher sind die Geschöpfe in dem Maße vollendet, in dem sie mit ihm, der Quelle ihres Seins, vereint sind. Je weiter sie sich von dieser Quelle entfernt haben, desto mehr fehlt ihnen dieser vollkommene und erhabene Zustand. So haben die Dinge dieser Welt ihre Form in den Sephiroth, und die Sephiroth haben ihre Form in ihrem göttlichen Urquell.|Moshe Cordovero: Pardes Rimmonim; zit. nach {{Lit|Werner, S 190}}}}
==== Wirtschaftsleben auf der Erde und nachtodliches Leben ====
[[Datei:Sephiroth hebrew.gif|thumb|250px|Der Sephirothbaum in vereinfachter aufrechter Darstellung.]]
"Dasjenige aber, was im Wirtschaftsleben gewirkt wird durch
Brüderlichkeit oder Unbrüderlichkeit, was die Menschen füreinander
tun, wirtschaften, das hat, so sonderbar es klingt, nicht nur eine Bedeutung
für dieses Leben zwischen Geburt und Tod, sondern gerade
eine große Bedeutung für das Leben nach dem Tode. (...)
Dasjenige,was sich hier abspielt als wirtschaftliches Leben, das ist die Ursache, wie
Menschen leben werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.
Wenn zum Beispiel eine wirtschaftliche Ordnung bloß auf Egoismus
aufgebaut ist, so bedeutet das, daß die Menschen im hohen Grade Einsiedler
werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, daß sie die
größten Schwierigkeiten haben, andere Menschenwesen zu finden, kurz,
es hat eine riesige Bedeutung für das Leben zwischen dem Tod und der
nächsten Geburt, wie der Mensch sich hier wirtschaftlich verhält." {{Lit|{{G|196|127}}}}


Die 10 Sephiroth bilden zugleich die ersten 10 der [[32 Pfade der Weisheit]], die die aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen der [[Kosmische Intelligenz|kosmischen Intelligenz]] repräsentieren.
==== Das Rechtsleben als rein irdisches Leben ====
"Es bleibt daher einzig und allein als rein irdisch das Rechts- oder
Staatsleben. Das hat weder eine Bedeutung für vorgeburtliches Leben
noch für das nachtodliche Leben, das hat nur eine Bedeutung für das,
was hier auf der Erde geschieht. Trennen wir reinlich ab dieses rechtsstaatliche
Leben von den beiden andern Gebieten, so trennen wir das
Irdische ab von allem Überirdischen, das hier auf die Erde hereinspielt." {{Lit|{{G|196|128}}}}


{|border="0"
== Aufsteigende und absteigende Kräfte ==
|align="left" |
#[[Kether]] (Krone) - die bewundernswerte oder wundervolle Intelligenz, die erste Herrlichkeit, das Licht der uranfänglichen Intelligenz
#[[Chochmah]] (Weisheit, Klugheit, Geschicklichkeit) - die erleuchtende Intelligenz, die zweite Herrlichkeit, der Glanz der Einheit
#[[Binah]] (Einsicht,Verstand; analytische Intelligenz) - die geheiligte Intelligenz, das feste Fundament der uranfänglichen Weisheit und die Grundlage des [[Glaube]]ns
#[[Chesed]] (göttliche Liebe, Gnade, Gunst); auch [[Gedulla]] (Größe) genannt - die messende, zusammenhaltende oder empfangende Intelligenz
#[[Geburah]] (Stärke, Macht, Sieg, Gerechtigkeit); auch als [[Din]] (die strafende und richtende Macht Gottes) bezeichnet - die Wurzelintelligenz
#[[Tifereth]] (Herrlichkeit, Ruhm, Pracht, Schönheit - das Herz des Himmels); auch als [[Rachamim]] (die ausgleichende Barmherzigkeit Gottes) oder [[Schalom]] (Friede) bezeichnet - die Intelligenz des trennenden Einflusses
#[[Nezach]] (Dauer, Beständigkeit, Sieg) - die okkulte oder verborgene Intelligenz
#[[Hod]] (Pracht, Glanz, Majestät) - die vollkommene Intelligenz
#[[Jesod]] (Gründung, Grund, Grundstein, Grundlage, Fundament) - die reine Intelligenz
#[[Malchuth]] (Reich, Königreich, Herrschaft, königliche Würde, Regierung) - das Reich Gottes als geistiges Menschenreich; in der Kabbala oft gleichgesetzt mit der [[Schechinah]] ({{HeS|שכינה}}), der Einwohnung Gottes auf Erden bzw. in Israel - die strahlende Intelligenz
|}


Kether selbst ist von drei Schleiern umgeben, aus denen es sich als bewusstes Zentrum heraus verdichtet. Diese drei Schleier der negativen, d.h. grenzenlosen und positiv nicht zu erfassenden Existenz, vergleichbar der [[Trinität]], werden als ''Ain'' (das ''[[Nichts]]''), ''[[Ain Soph]]'' (das ''Grenzenlose'') und ''Ain Soph Aur'' (das ''grenzenlose Licht'') bezeichnet.
<div style="margin-left:20px">
"Der soziale Organismus stirbt zwar nicht,
dadurch unterscheidet er sich zum Beispiel von dem
menschlichen Organismus, aber er wandelt sich, und
aufsteigende und absteigende Kräfte sind ihm naturgemäß.
Nur der begreift den sozialen Organismus, der
weiß: wenn man die besten Absichten verwirklicht und
irgend etwas auf irgendeinem Gebiet des sozialen Lebens
herstellt, was aus den Verhältnissen heraus gewonnen ist,
wird es nach einiger Zeit dadurch, daß Menschen mit ihren
Individualitäten drinnen arbeiten, Absterbekräfte,
Niedergangskräfte zeigen. Was für das Jahr zwanzig eines
Jahrhunderts das Richtige ist, das hat sich bis zum
Jahre vierzig desselben Jahrhunderts so verwandelt, daß
es bereits seine Niedergangskräfte in sich enthält." {{Lit|{{G|083|284}}}}
</div>


==== Die [[32 Pfade der Weisheit]] ====
== Globalisierung ==
[[Datei:GA340 Tafel1.jpg|thumb|80px|Tafel 1]]
Im Zeitalter der Weltwirtschaft, die sich mit der [[Wikipedia:Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftlichen Liberalisierung]] und der [[Wikipedia:Industrielle Revolution|industriellen Revolution]] seit der Mitte des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s immer stärker herausgebildet hat, kann der soziale Organismus realistisch nur als globales Gebilde aufgefasst werden:


Die [[32 Pfade der Weisheit]] enstehen aus den 10 Sephiroth und den 22 sie verbindenden Pfaden, die den [[Wikipedia:Buchstabe|Buchstabe]]n des [[Hebräisches Alphabet|Hebräischen Alphabets]] entsprechen. Sie repräsentieren 32 Entwicklungsstufen der [[Kosmische Intelligenz|kosmischen Intelligenz]].
<div style="margin-left:20px">
"Aber all die Nationalökonomien, von Adam
Smith angefangen bis herauf zu den neuesten, rechnen eigentlich mit
kleinen Gebieten als sozialen Organismen. Sie beachten da nicht einmal,
daß, wenn man schon eine bloße Analogie wählt, diese stimmen
muß. Die Menschen beachten gar nicht, daß sie stimmen muß. Haben
Sie schon einen wirklichen ausgewachsenen Organismus
gesehen, der so ist: Hier ist zum Beispiel ein
Mensch, hier ist der zweite Mensch, hier ist der dritte
Mensch und so weiter. Es wären niedliche Menschenorganismen,
die in solcher Weise aneinanderkleben
würden; das gibt es doch bei ausgewachsenen Organismen
nicht. Das ist aber doch bei den Staaten der
Fall. Organismen brauchen die Leere um sich herum
bis zu dem anderen Organismus. Das, womit Sie die
einzelnen Staaten vergleichen können, sind höchstens
die Zellen des Organismus, und Sie können nur
die ganze Erde als Wirtschaftskörper mit einem Organismus vergleichen.
Das müßte beachtet werden. Das ist mit Händen zu greifen,
seit wir Weltwirtschaft haben, daß wir die einzelnen Staaten nur mit
Zellen vergleichen können. Die ganze Erde, als Wirtschaftsorganismus
gedacht, ist der soziale Organismus." {{Lit|{{G|340|22}}}}
</div>


{{Zitat|In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, [[JHVH]] Zabaoth, Gott Israels, lebendiger [[Elohim]], König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim ({{HeS|םפרים}}): Erzählung ({{HeS|סִפּוּר}},''sippur''), Zahl ({{HeS|סִפְרָה}}, ''sefar'', Ziffer) und  Zeichen ({{HeS|סֵפֶר}}, ''sefer''; Buchstabe).|Sefer Jezirah 1,2}}
== Geschichte ==
Rudolf Steiner entwickelte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Grundgedanken zur [[Soziale Frage|sozialen Frage]]. 1898 formulierte er – als Antwort auf eine Schrift des Philosophen [[wikipedia:Ludwig Stein|Ludwig Stein]] – in zwei Aufsätzen sein „[[soziologisches Grundgesetz]]“:
<div style="margin-left: 20px;">
„Die Menschheit strebt im Anfange der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen.“<ref>[http://www.dreigliederung.de/soziologischesgrundgesetz Online-Quelle mit den beiden Aufsätzen]</ref>
</div>


Das sind die Kräfte, die den [[Baum des Lebens]] bilden: der [[Zahlenäther]] und der [[Wortäther|Wort]]- oder [[Lebensäther]]. Die Verfügung über diese [[ätherisch]]en Kräfte wurde dem [[Mensch]]en nach dem [[Sündenfall]] und der Vertreibung aus dem [[Paradies]] entzogen. Bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des [[Christus]] neu und [[Bewusstsein|vollbewusst]] wieder gewinnen.
1905 veröffentlichte er in der theosophischen Zeitschrift ''[[Lucifer-Gnosis]]'' sein „[[soziales Hauptgesetz]]“:
 
<div style="margin-left: 20px;">
==== Die 10 Sephiroth bei Isaak Luria ====
„Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.“<ref>[http://www.dreigliederung.de/sozialeshauptgesetz Quelle mit zahlreichen ergänzenden Texten]</ref>
</div>


Wenig später, noch im [[Wikipedia:16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]], entwarf [[Isaak Luria]], wie [[Moshe Cordevero]] aus [[Wikipedia:Safed|Safed]] stammend, ein leicht, aber bedeutsam verändertes Schema der 10 Sephiroth, indem er [[Kether]] herausnahm und dafür [[Daath]] hinzufügte als [[Bewusstsein|bewusste]] Manifestation der noch unbewussten, ungeformten [[Kether]], die damit in den Bereich des unbegrenzten Lichts ([[Ain Soph Aur]]) hinaufrückte und nicht mehr als in ein gestaltetes Gefäß gegegossene Sephira aufgefasst wurde<ref>Jacob Immanuel Schochet: ''Mystical Concepts in Chassidism'', Kehot Publications. Chapter on Sephirot. Available separately or printed at back of bilinguel Hebrew-English [[Tanya]]</ref>. In Daat vereinigen sich die Kräfte von [[Weisheit]] ([[Chochmah]]) und [[Verstand]] ([[Binah]]) zum bewussten, in geformte [[Gedanke]]n gefassten [[Wissen]]. Damit ergibt sich folgendes Schema:
1917 richtete er auf Vermittlung und in Zusammenarbeit mit [[Ludwig Polzer-Hoditz]] und [[Otto Graf von Lerchenfeld]] Memoranden an die österreichische und deutsche Regierung zu einem Friedensangebot der [[wikipedia:Mittelmächte|Mittelmächte]], welches im Geiste der sozialen Dreigliederung eine wirksame Alternative zu dem verhängnisvollen [[wikipedia:14-Punkte-Programm|14-Punkte-Programm]] zur Selbstbestimmung der Nationen des amerikanischen Präsidenten [[wikipedia:Woodrow Wilson|Woodrow Wilson]] hätte bilden können. Der ehemalige Kabinettschef des österreichischen Kaisers Karl, Arthur Polzer-Hoditz machte diesen im November 1917 mit der Idee der Dreigliederung bekannt. Er wurde aufgefordert das ganze System der Dreigliederung in einer Denkschrift niederzulegen. Im Februar 1918 übergab er diese dem Kaiser und informierte noch am selben Tag den damaligen Ministerpräsidenten Seidel umfassend über den Inhalt der Ausarbeitung. Eine Reaktion blieb jedoch aus. <ref>Siehe: Renate Riemeck, ''Mitteleuropa. Bilanz eines Jahrhunderts'', Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1983, S. 145</ref>


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Der wesentliche Grund für die negative Bewertung der Wilsonschen Thesen ist das dort postulierte [[wikipedia:Selbstbestimmungsrecht der Völker|Selbstbestimmungsrecht der Völker]]. In diesem sah Steiner eine illusionäre Idee, die im Gegensatz zu ihrer vordergründigen Plausibilität eine Epoche des Nationalismus und Rassismus einleiten würde. Dieser, in einer immer mehr von vielfältigen kulturellen und ethnischen Zugehörigkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit, zerstörerischen Idee stellte er das „Selbstbestimmungsrecht des Individuums“ entgegen.<ref>Siehe dazu: Jens Heisterkamp (Hrsg.), ''Die Jahrhundertillusion. Wilsons Selbstbestimmungsrecht der Völker, Steiners Kritik und die Frage der nationalen Minderheiten heute'', Frankfurt am Main 2002</ref>
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#[[Chochmah]] (Weisheit, Klugheit, Geschicklichkeit)
#[[Binah]] (Einsicht,Verstand; analytische Intelligenz)
#[[Daath]] (Wissen, Wissenschaft)
#[[Chesed]] (Liebe, Gnade, Gunst)
#[[Geburah]] (Stärke, Macht, Sieg, Gerechtigkeit)
#[[Tifereth]] (Verherrlichung, Ruhm, Pracht, Schönheit)
#[[Nezach]] (Dauer, Beständigkeit, Sieg; Ruhm, Glanz, Blut, Saft)
#[[Hod]] (Pracht, Glanz, Majestät)
#[[Jesod]] (Gründung, Grund, Grundstein, Grundlage, Fundament)
#[[Malchuth]] (Reich, Königreich, Herrschaft, königliche Würde, Regierung).
|}


==== 11 Sephiroth ====
Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte er mit dem Unternehmer [[Emil Molt]] einige Jahre lang im Rahmen des Bundes für Dreigliederung Mitstreiter zu finden, um diese Idee in Deutschland zu verwirklichen, konkret zunächst 1919 in Württemberg.


In manchen Darstellungen nach der Lehre [[Isaak Luria]]s werden 11 Sephiroth gezeigt, wobei [[Kether]] und [[Daath]] als ''unbewusste'' und ''bewusste'' Manifestation des selben Prinzips angesehen werden, sodass auch hier letztlich nur 10 [[Kategorien]] vorliegen. Kether bleibt nach diesem System im Verborgenen und vermittelt zwischen der Schöpfungsquelle, dem [[Ain Soph]], und der geschaffenen Welt der 10 Sephiroth.
Im Zuge dieser Bemühungen kam es zur Begründung der ersten [[Waldorfschule]]. Die Dreigliederung sollte in der Unsicherheit nach dem Ersten Weltkrieg den Strömungen des [[Nationalismus]] und des [[wikipedia:Kommunismus|Kommunismus]] entgegenwirken und den [[Kapitalismus]] eindämmen.
1921 gab es in Oberschlesien einen weiteren Versuch, öffentlich für die Konzeption der sozialen Dreigliederung zu wirken, um mit der Etablierung eines freien Geisteslebens die nationalen Gegensätze zu überwinden und das Auseinanderbrechen des Landes zu verhindern (Oberschlesische Aktion des Bundes für Dreigliederung). Auch dieser Aktion war kein Erfolg beschieden, aber es dürfte ihr mit zu verdanken sein, dass das Land nicht in einem Bürgerkrieg versank.


=== Drei Darstellungsarten des Systems der Sephiroth: Kreise, Gerade und Kubus ===
Als Steiner sah, dass er in der damaligen Nachkriegssituation in Mitteleuropa die Soziale Dreigliederung nicht realisieren konnte, beendete er seine diesbezüglichen Aktivitäten und beschränkte sich darauf, die Ideen der Dreigliederung in Vorträgen und Seminaren weiter zu entwickeln. Nachdrücklich wies er darauf hin, dass die Zukunft eine dreigliedrige Entwicklung des sozialen Organismus in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in jedem Falle bringen werde, entweder durch Einsicht künftiger Generationen bewerkstelligt oder durch unvorstellbare Katastrophen erzwungen.
[[Bild:GA_110_05_01.gif|thumb|300px|Die Igulim (Kreise) als kosmische [[Sphäre]]n und die Herrschaftsgebiete der höheren geistigen [[Hierarchien]]. Die inneren Kreise unterhalb der Sonnensphäre sind hier nicht dargestellt.]]
Seit der [[Wikipedia:mittelalter|mittelalter]]lichen [[Kabbala]] und dem [[Sohar]] haben sich vor allem zwei Darstellungsweisen für das System der zehn Sephiroth verbreitet, die dann ab dem [[Wikipedia:16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] in der [[Isaak Luria|Lurianischen Kabbala]] als zwei aufeinanderfolgende Entwicklungsstadien angesehen wurden.  


==== Kreise ([[Igulim]]) ====
Die Erinnerung an dieses Leitbild blieb weitgehend nur in anthroposophischen Kreisen lebendig und führte auch dort nach Rudolf Steiners Tod bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein eher randständiges Dasein.


10 ineinandergeschachtelte Kreise ({{HeS|עִגּוּלים}}, [[igulim]]; Singular:{{He|עִגּוּל}}, igul), deren Entstehung oben besprochen wurde, repräsentieren die ursprüngliche kosmische Schöpfungsordnung. Sie entsprechen den [[Planetensphären]] bis hinauf zum [[Tierkreis]] und damit zugleich den [[Herrschaftsgebiete der Hierarchien|Herrschaftsgebieten der geistigen Hierarchien]]. Der innerste Kreis ist die [[Erdenwelt]] und entspricht [[Malchuth]], der äußerste steht für den [[Kristallhimmel]], der zugleich die Grenze bildet, die aus dem initialen [[Zimzum]] hervorgegangen ist. Je weiter innen die Kreise liegen, desto mehr haben sie sich auch von ihrem Ursprung im göttlichen Urlicht [[Ain Soph Aur]] entfernt und wurden vom [[Das Böse|Bösen]] ergriffen.  
Im Zuge der 68er-Bewegung gab es eine bedeutsame Renaissance der Dreigliederungsbewegung, getragen von einer kleinen Minderheit der damals „Bewegten“, die jedoch, trotz größter Bemühungen um Öffentlichkeit, in der herrschenden Medienöffentlichkeit kaum zu Wort gekommen oder wahrgenommen wurde.


==== Gerade (Yosher) ====
[[Folkert Wilken]] und [[Hans-Georg Schweppenhäuser]] entwickelten in dieser Zeit sehr grundlegende Ansätze, etwa, wie die [[Kapitalneutralisierung]] oder wie die Zähmung des [[Geldwesen]]s zu bewerkstelligen sei.
 
In verschiedenen außerparlamentarischen Gesprächskreisen, Gruppierungen und Einrichtungen Westdeutschlands, der Schweiz, Österreichs, der Niederlande und Skandinaviens wurde die ideelle Übereinstimmung des sozialen und emanzipatorischen Gedankenguts von Denkern wie dem jungen [[Karl Marx|Marx]], [[wikipedia:Voltaire|Voltaire]], [[wikipedia:Rosa Luxemburg|Rosa Luxemburg]] mit den Idealen der sozialen Dreigliederung gewürdigt, diskutiert und herausgestellt. Begeisterung für den Prager Frühling, für die von [[wikipedia:Eugen Löbl|Eugen Löbl]] formulierte Forderung, ''„den Sozialismus mit dem großen Programm der Freiheit [zu] verbinden“'', gab diesen Gruppierungen enormen Auftrieb. [[wikipedia:Rudi Dutschke|Rudi Dutschke]] wusste um diese Zusammenhänge. Sein Wille zur Zusammenarbeit konnte durch das Attentat und seinen späteren frühen Tod leider nicht realisiert werden.


Die Gerade ({{HeS|ישר}}, ''yosher'' oder ''joscher'') steht für den aufgerichteten, [[moral]]isch aufrechten [[Mensch]]en. Nur durch die Mithilfe des Menschen kann die durch das Böse gestörte reine Schöpfungsordnung wieder hergestellt werden. Das wird ausgedrückt durch den schon früh geprägten Begriff [[Tikkun Olam]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]]: תיקון עולם), was etwa bedeutet: das „Reparieren der Welt“. Diese menschliche Dimension des Sephirothbaums wird durch die üblichen Darstellungen mit seinen drei [[Säulen der Manifestation]] ([[Jachin]], [[Boas]] und in der Mitte die ausgleichende [[Säule der Milde]]) und den die Sephiroth verbindenden Linien veranschaulicht.
[[Image:ink-a.jpg|thumb|right|300px|[[INKA|Internationales Kulturzentrum]] [[wikipedia:Achberg|Achberg]]]]
__NOTOC__
[[Wilfried Heidt]] vom Republikanischen Club Lörrach und [[Peter Schilinski]] vom Republikanischen Club Sylt ergriffen 1969 mit ihren Mitarbeitern die Initiative zur Begründung eines Internationalen Kulturzentrums als Begegnungsstätte aller Menschen, die an der Zielsetzung eines „dritten Weges“ zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Staatssozialismus (und dazu zählten sich auch die „Dreigliederer“) interessiert sind. Als dann mit Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts diese Begegnungsstätte als [[Internationales Kulturzentrum Achberg]] im Geiste „aktiver Toleranz“ ihre Arbeit aufnehmen konnte, fand dort – neben vielen anderen bedeutsamen Begegnungen etwa mit Emigranten des Prager Frühlings oder der russischen Opposition – auch innerhalb der „Dreigliederer“ ein wichtiger und beflügelnder Brückenschlag der Generationen statt. Noch lebende Zeitzeugen und Mitstreiter der ersten Dreigliederungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sich mit jungen Menschen, die diese Ideale weiterführen wollten, zusammen. Im Rahmen entsprechender Arbeitstagungen des Internationalen Kulturzentrums Achberg erfuhren die Zielvorstellungen eines freien Geisteslebens sowie der Gleichheit im Rechtsleben eine aktuelle Konkretisierung in der Forderung nach gesichertem, freien und gleichberechtigtem Zugang meinungsbildender Initiativen zu den Massenmedien, als Voraussetzung der Einführung von Elementen [[Direkte Demokratie|direkter Demokratie]] mit Volksinitiativen und Volksabstimmungen zur Ergänzung der parlamentarischen Demokratie. Des Weiteren spielte, angesichts einer unkontrollierten internationalen Kapitalmacht, die Frage eines neu geordneten, unabhängigen, jedoch demokratisch legitimierten und am Gemeinwohl orientierten Geldwesens eine wachsende Rolle.


==== Der Raumwürfel ====
Ausgangspunkt hierfür bildeten vor allem die Ideen [[Wilhelm Schmundt]]s (1898–1992). Wilfried Heidt, damals Leiter des Achberger Instituts für Sozialforschung, förderte federführend und moderierend während der 70er Jahre die geistige Zusammenarbeit einer Kerngruppe von Menschen mit Wilhelm Schmundt, dem Künstler [[Joseph Beuys]] und vielen Mitarbeitern und Gästen des Internationalen Kulturzentrums. Die damals vertiefend erarbeiteten Urbilder eines zeitgemäßen Geldbegriffs bildeten das detaillierte geistige Fundament jener späteren prägnanten Kurzformel: ''Kunst = Kreativität = Kapital'', mit der Joseph Beuys, der Wilhelm Schmundt seinen „großen Lehrer“ genannt hatte, auf die Kernpunkte einer alternativen Geldordnung aufmerksam machen wollte.
[[Datei:Kabbala_Raumwuerfel.gif|thumb|300px|Der Raumwürfel der Kabbala]]
Der '''Raumwürfel''' ist ein weiteres, grundlegendes, gegenüber dem bekannteren [[Sephirothbaum]] meist viel weniger beachtetes, aber schon im [[Sefer Jetzira]], dem ältesten überlieferten Werk der Kabbala, eingeführtes Grundkonzept der [[jüdisch]]en [[Kabbala]], das die [[Wikipedia:Würfel (Geometrie)|kubische]] Grundstruktur der [[Schöpfung]] symbolisiert. Wie beim Sephirothbaum werden auch dem Raumwürfel nach und nach die zehn [[Sephiroth]] und die 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]] gemäß ihrer Gliederung in 3 Mütter, 7 Doppelte und 12 Einfache zugeordnet.  


Die Würfelgestalt der Welt darf dabei nicht im physisch-räumlichen Sinn missverstanden werden. Sie ergibt sich vielmehr aus einer systematischen Gliederung der [[Seelenwelt]] in verschiedene Gegensatzpaare, die nach ihrer [[seelisch]]-[[moral]]ischen [[Qualität]] zueinander in Beziehung gesetzt werden. ''Höhe'' und ''Tiefe'' etwa sind hier nicht primär räumlich aufzufassen, sondern eher im Sinn von ''moralisch Erhaben'' oder ''moralisch Niedrig''. Im ''Osten'' geht das geht das [[geist]]ige [[Licht]] auf, im ''Westen'' zieht es sich zurück usw. Die räumliche Struktur, die wir in der [[Sinnliche Welt|sinnlichen Welt]] erleben, ist nur das äußere schattenhafte Abbild dieser seelischen Beziehungen.
Seitdem hatte Joseph Beuys wesentlich dazu beigetragen, dass Positionen der sozialen Dreigliederung immer wieder auch in die Öffentlichkeit getragen wurden. Er hatte den Grundgedanken der Dreigliederung im Rahmen eines erweiterten Kunstbegriffs in seine Idee der [[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]] integriert. Nach Beuys können ''„alle Fragen der Menschen (...) nur Fragen der Gestaltung sein“''. Dieser neue Kunstbegriff bezieht sich ''„auf alles Gestalten in der Welt. Und nicht nur auf künstlerisches Gestalten, sondern auch auf soziales Gestalten, [...] oder auf andere Gestaltungsfragen und Erziehungsfragen“''.<ref>Gespräch zwischen J. Beuys, B. Blume und H. G. Prager vom 15. November 1975, veröffentlicht in der Rheinischen Bienenzeitung, Heft 12/1975</ref>


Der Raumwürfel der Kabbala ist ein Konzept, das die gegenwärtige [[Schöpfung]] in ihrem Sein und Werden beschreibt. In der [[Apokalypse des Johannes]] wird auf die künftige [[Planet|planetarische]] Verkörperung unserer [[Erde (Planet)|Erde]] hingewiesen, auf den [[Neuer Jupiter|neuen Jupiter]], der aber hier als das [[Neues Jerusalem|Neue Jerusalem]] bezeichnet und als vollkommener Würfel beschrieben wird {{Bibel|Offb|21|14|LUT}}.
Im April 1989 veröffentlichte [[wikipedia:Rolf Henrich|Rolf Henrich]] in der Bundesrepublik sein in der DDR geschriebenes Buch ''Der vormundschaftliche Staat – Vom Versagen des real existierenden Sozialismus''. Es wurde zu einem der wichtigen Texte der Bürgerbewegung. Hierin analysierte er die Wirklichkeit der gesellschaftlichen Situation und konstatierte den ''„kulturellen Niedergang der sozialistischen Gesellschaft“''.<ref>Henrich, ''Der vormundschaftliche Staat'', Reinbek 1989, S. 316.</ref> Henrich stellte die Dreigliederung und seine Vision eines neu gestalteten blockfreien, anationalen Mitteleuropa vor:''„Allerdings böte, was die inneren Verhältnisse betrifft, die Dreigliederung des sozialen Organismus und die Selbstverwaltung seiner Glieder wohl die besten Möglichkeiten, um die ‚verhärtete Haut‘ endlich abzulegen, damit sich die bisher durch den Staat in der Mitte und im Osten Europas nach innen zurückgeworfenen Kräfte in einen freien menschlichen Austausch einbringen könnten.“''<ref>AaO, S. 303.</ref>


In seinen Vorträgen über [[Apokalypse und Priesterwirken]] hat Rudolf Steiner sehr ausgeführlich geschildert, wie der Aufbau des Neuen Jerusalem - und damit die Umwandlung der alten Schöpfung in die neue - eigentlich im Menschen stattfindet. Bis zum [[Mysterium von Golgatha]] bzw. bis zur Zerstörung des alten Jerusalems überwog der Aufbau von unten aus den Naturkräften, seitdem ist der Aufbau von oben aus den geistigen Kräften wichtiger und das ist der Aufbau des geistigen neuen Jerusalems. Steiner schildert dabei, wie die mit der Nahrung aufgenommenen irdischen Stoffe tatsächlich nur die Organe des [[Nerven-Sinnes-System]]s aufbauen, nicht aber den [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System|Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen]]. Das ist auch an der Umwandlung des [[Gehirn]]s abzulesen, durch die das Vorderhirn immer ähnlicher einem Verdauungsorgan wird. {{Lit|GA 346, S 132ff}}
Heutzutage gibt es eine Vielzahl kleiner und großer Initiativen, die die Ideen der sozialen Dreigliederung propagieren und teilweise auch umzusetzen versuchen. 2003 erhielten mit [[wikipedia:Nicanor Perlas|Nicanor Perlas]], Vertreter der philippinischen Zivilgesellschaft und [[Ibrahim Abouleish]], Begründer der [[Sekem]]-Farm in Ägypten, zwei Menschen bzw. Organisationen den [[wikipedia:Right Livelihood Award|Alternativen Nobelpreis]], die das Leitbild der sozialen Dreigliederung teilen und propagieren. In Deutschland arbeitet etwa die [[GLS Gemeinschaftsbank|GLS Bank Bochum]] auf Grundlage der sozialen Dreigliederung.


In einem überlieferten Gespräch mit [[Johanna Gräfin Keyserlingk]] zeigt Steiner auch die Verbindung zur [[Gralsburg]] auf: Die Gralsburg existiere wirklich in der ätherischen Welt. Das neue Jerusalem sei das Urbild, wie es in Zukunft
== Abgrenzung von anderen sozial- und gesellschaftstheoretischen Konzepten ==
sein werde.<ref>''Koberwitz 1924'', herausgegeben v. Adalbert Graf Keyserlingk Stuttgart 1974, S 82</ref>
Die Grundidee der Dreigliederung scheint intuitiv leicht nachvollziehbar, Wirtschaft und Politik zeigen sich heute jedem als eigenständige Bereiche des sozialen Lebens (obwohl miteinander verquickt), für die jeweils unterschiedliche Regeln des Handelns gelten. Der Kulturbereich ist schwieriger zu fassen, ergibt sich aber irgendwie als das andere des sozialen Lebens, das nicht (oder nicht nur) ökonomisch oder rechtlich/politisch geprägt ist. Traditionell werden [[Kunst]], [[Wissenschaft]] und [[Religion]] dem Kulturbereich zugeordnet.


Für eine ausführlichere Darstellung siehe auch: [[Raumwürfel]].
Schon [[Max Weber]] ermittelte unterschiedliche "Sphären" des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, die den Menschen jeweils ganz unterschiedliche Sinnhorizonte für Situationsbewertung und angemessenes soziales Handeln vorgeben. [[Talcott Parsons]] unterschied vier Subsysteme der Gesellschaft Wirtschaft, Politik, Kultur und Gemeinwesen, die jeweils unverzichtbare Funktionen für die Gesamtgesellschaft wahrnehmen. [[wikipedia:Daniel Bell (Soziologe)|Daniel Bell]] differenziert zwischen einem ökonomisch-technologischen, politischen und kulturellen Bereich. Für [[Niklas Luhmann]] sind das Rechtsystem und das Politiksystem unterschiedliche eigenständige Bereiche, für das Kulturgebiet beobachtet er eine ganze Reihe selbstständiger "[[Autopoiesis|autopoietischer]]" Systeme, wie etwa das Erziehungssystem oder die Massenmedien.


=== Ursprung der 10 Sephiroth ===
Damit ist die Aufgabe gestellt, das "Eigentliche" der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners schärfer herauszuarbeiten.
==== Gestaltlosigkeit und Gestalt der Göttlichen ====
[[Datei:Sefirotbaum.gif|thumb|250px|Sefirotbaum nach [[Wikipedia:Lazarus Goldschmidt|Lazarus Goldschmidt]]: ''Sepher Jesirah - Das Buch der Schöpfung'', Frankfurt am Main 1894.]]
Über den Ursprung der Sephiroth berichtet der [[Sohar]]:


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».. . Alle Lebewesen« - das sind die heiligen Tierwesen - sind in den Zeichen des heiligen Namens genannt. Und hiervon ist geschrieben: »Alles, was mit Meinem Namen genannt ist und zu Meiner Ehre, Ich habe es geschaffen, gebildet und auch gewirkt« (Jesaia 43,7). Und auch alle Geschöpfe, die durch jene geschaffen worden sind. Es gibt kein Geschöpf, das nicht mit jenem Namen gezeichnet wäre, um Kunde zu geben von dem, der es erschaffen hat. Und so ist das Jod Urbild des Hauptes allen Geschöpfen, das doppelte He Urbild des rechten und linken Armes mit ihren fünf Fingern; das Waw, Urbild des Rumpfes. Deshalb sprach Er: »Und wem wollt ihr Mich vergleichen, daß Ich gleich sei, so spricht der Heilige« (Jesaia 40,25). Es gibt kein Geschöpf, das Mir vergleichbar wäre, selbst jene nicht, welche Ich im Bilde Meiner Lautzeichen erschuf. Denn Ich vermag es, diese Form wieder zu tilgen, oder, so oft Ich will, sie wieder zu erzeugen. Aber es ist kein anderer Gott über Mir, der Meine Form zu tilgen vermöchte. Darum: »Nicht wie unsere Form ist ihre Form . . .« (5. Moses 32,31). So aber ein Mensch die Frage stellt nach dem Satz: »Denn ihr habet keinerlei Gestalt gesehen« (5. Moses 4,15), so wird ihm entgegengehalten, daß wir diese eine Form doch gesehen haben, da es ja heißt: »Und die Bildform JHWHS wird er erblicken« (4. Moses 12,8), nicht aber eine andere Bildform, eines Geschöpfes, das Er in den Lautzeichen des Menschen geformt hätte. Und darum heißt es: »Und wem wollt ihr Mich vergleichen, daß Ich ihm gleich sei?« Und ferner: »Und wem wollt ihr Gott vergleichen, und welche Gestalt Ihm beimessen?« (Jesaia 40,18). Denn auch jene Gestalt ist Ihm nicht an Seiner Stätte eigen, sondern erst, wenn Er herabsteigt zur Herrschaft über die Welt und über die Wesen sich breitet: dann erscheint Er jedem Wesen nach dessen Bilde- und Vorstellkraft, und darum heißt es: »Und durch die Propheten wurde Ich bildhaft vorgestellt« (Hosea 12,11). Und darum spricht Er: Obwohl Ich euch in eurem Urbild gleiche, »wem wollt ihr Mich vergleichen, daß Ich gleich sei?« (Jesaia 40,25). Ehe nämlich der Allheilige Abbild und Form in der Welt erschaffen, war Er allein, ohne Form und Gleichnis, und wer Ihm erkennend genaht wäre in bezug auf den Zustand vor der Schöpfung, nicht dürfte er Ihm Form und Bild in der Welt geben, nicht im Zeichen des He und nicht im Zeichen des Jod, ja auch nicht im heiligen Namen wie in keinem Konsonant- und Vokalzeichen der Welt. Davon ist gesagt: »Denn ihr habet keinerlei Gestalt gesehen von irgend einem Ding, das Gestalt hat, und keinerlei Ähnliches habt ihr gesehen.« Nachdem Er aber jenes Bild des Wagens erschaffen hatte, darin der obere Mensch herabsteigt, wird Er in dieser Bildform JHWH geheißen, daß man Ihn kennenlerne in Seinen Eigenschaften und dann nach jeder einzelnen Ihn benenne: El, Elohim, Schaddai, Zebaot, Ehejeh, daß man Ihn in jeder Eigenschaft erkenne, mit der die Welt geführt wird in Liebe und in richtender Strenge gemäß den Taten der Menschenkinder. Denn wenn Sein Lichtstrom nicht über alle Wesen sich breitete, wie könnte Er ihnen bekannt werden, wie könnten die Worte Geltung haben: »Voll ist die ganze Erde Seiner Herrlichkeit«? (Jesaia 6,3). Wehe, wer Ihn irgend einem Attribut gleichsetzte von Seinen eigenen und gar erst von solchen der Menschen, »die im Staube gegründet sind« (Hiob 4,19), als vergängliche Gefäße. Die Vorstellung von Ihm entspricht nur Seiner Herrschaft über irgend ein Attribut oder auch über alle Geschöpfe. Wird dieses aber nicht mehr von Ihm vorgestellt, dann ist an Ihm kein Attribut, keine Vorstellung, keine Form. Dem Meer gleich, dessen Wasser, soweit sie nur aus ihm hervorgehen, nicht Fassung und nicht Form haben, erst wenn sie sich ausbreiten und in ein Gefäß aufgenommen werden, welches die Erde ist, kommt Vorstellung zustande und können wir rechnende Gedanken bilden. So ist da zuerst der Ursprung aus dem Meere, der in seiner Ausbreitung in ein Gefäß aufgenommen wird, das die Rundung des Jod hat- dieser Ursprung ist eins. Und der Quell, der daraus hervorkommt -zwei. Dann erst wird ein großes Gefäß geschaffen, wie wenn einer eine weite Grube gräbt, die mit dem Wasser des Quells sich füllt. Dieses Gefäß wird »Meer« genannt: es ist das dritte. Dieses große Gefäß spaltet sich in sieben, gestreckten Gefäßen vergleichbar. Und breitet sich das Wasser aus dem Meere in sieben Bäche: das sind zehn. Wenn aber der Meister diese Gefäße, die er gebaut, zerbräche, dann kehrte das Wasser zum Ursprung zurück und verblieben zerbrochene Gefäße, dürr und wasserlos. So hat die »Ursache der Ursachen« zehn Sefirot hervorgebracht und nannte die »Krone« Ursprung: in ihr ist kein Ende des Strömens und Quellens: deshalb nannte Er sich selbst: »Endloser«. So hat Er nicht Bild und Form, und kein Gefäß ist, Ihn zu fassen, von Ihm irgend nur zu wissen. Darum sagte man: »Nach dem, was dir entrückt, forsche nicht, und nach dem, was dir verborgen, suche nicht.« Dann erschuf Er ein kleines Gefäß, es ist das Jod, das des Wassers voll wird, und nannte es sprudelnden Quell und »Weisheit«, und sich selbst darinnen »Weiser«. Dann erschuf Er ein großes Gefäß und nannte es »Meer« und nannte es »Einsicht« und sich selbst darinnen »Einsichtiger«, »Weiser« durch Sein Wesen. »Einsichtiger« durch Sein Wesen, denn die »Weisheit« wird nicht aus sich selbst »Weisheit« genannt, sondern nach dem Weisen, der sie füllt, und die »Einsicht« wird nicht aus sich selbst »Einsicht« genannt, sondern nach dem Einsichtigen, der sie füllt. Denn wenn Er Sich entzöge, bliebe es »Dürre«, wie es heißt: »Fortgegangen sind die Wasser vom Meere und der Strom vertrocknet und verdorrt« (Hiob 14,11). Dann aber ist auch geschrieben: »Und Er schlug ihn zu sieben Bächen« (Jesaia 11,15) - das heißt: zu sieben kostbaren Gefäßen. Und nannte sie: Größe, Stärke, Herrlichkeit, Siegeskraft, Schönheit, Fundament, Reich. Und nannte Sich selbst: »groß« in der »Größe«, »stark« in der »Stärke«, »herrlich« in der »Herrlichkeit«, »siegreich« in der »Siegeskraft«. In der »Schönheit« nannte Er Seinen Namen »Schönheit unseres Bildners«, im »Fundament« jedoch »Zaddik« (vgl. Sprüche 10,25). Und im Fundament ist alles gestützt: alle Gefäße und alle Welten. Im »Reiche« endlich nannte Er Seinen Namen »König«, dessen ist »die Größe, die Stärke, die Herrlichkeit, die Siegeskraft und die Schönheit, denn alles ist im Himmel« (Chronik I. 29,11) - damit ist der »Zaddik« gemeint. »Und Sein ist die Herrschaft« - das ist »Reich«, und alles in Seiner Befugnis, die Gefäße zu vermindern und das Quellen darinnen zu mehren nach Seinem Willen. Über ihm jedoch kein Gott, der mehren oder mindern könnte. Dann schuf Er dienende Wesen jenen Gefäßen: einen Thron auf vier Säulen und sechs Stufen des Thrones: das sind zehn. Und der ganze Thron wie der Segensbecher, an dem zehn Worte bereitet sind um der Thora willen, die in zehn Worten gegeben wurde. Denn auch die Welt, das Urschöpfungswerk, ward in zehn Worten erschaffen (s. Sprüche der Väter, Kap. 5). Dann errichtete Er dem Throne Engelgruppen zum Dienste; Engel, Ar'elim, Seraphim, Tierwesen, Ofanim, Chaschmalim, Elim, Elohim, Söhne der Elohim, Individualitäten. Und diesen wieder machte Er zu Dienern Samael und all dessen Scharen - die sind wie Wolken, darauf zu reiten, um auf die Erde hinabzusteigen, oder wie Rosse. Und daß die Rosse als Reitsitze bezeichnet wurden, bezeugen die Worte: »Siehe, JHWH reitet auf leichter Wolke und kommt nach Mizrajim« (Jesaia 19,1). Das ist das Herrscherwesen Ägyptens. Sie sahen es im Bilde eines Rosses, auf dem der Allheilige einherfährt; da erschwankten die Götzen Ägyptens und das Herz Ägyptens schmolz hin. {{Lit|Sohar, S 65ff}}
"Ich halte den Luhmann für den Philosophen des Unwesentlichen, denn er macht ja alles Wesentliche zu einem Surrogat. Zu einem Vorgestellten. ... Oder ich könnte auch sagen, Luhmann ist für mich jemand des „Dran vorbei“, ja? Ein Organismus ist etwas total anderes, als ein System. Aber alle Leute lieben heute das System. Das System tut. Na, das eignet sich wunderbar. Alle Moleküle versammeln sich im System und das System beschließt, ja? Das System beschließt also jetzt machen wir den aufrechten Menschen oder wir machen die Qualle oder so. Na, Unsinn ist das!" ([[Konrad Schily]] 2010 in einem Interview<ref>zitiert nach http://www.dreigliederung.de/essays/2010-08-001.html: Thomas Brunner, Ralf Gleide und Clara Steinkellner im Gespräch mit Dr. Konrad Schily, Witten, 17.8.2010. Eine gekürzte Fassung ist in Die Drei, Ausgabe 2011/1 erschienen.</ref><ref>Vergleiche auch zum Thema des Interviews den Artikel in der taz: Die Bildung kennt ihre Grenzen nicht, 17.02.2004, von Dirk Baecker (Dirk Baecker ist Luhmannianer) [http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/02/17/a0218]).</ref>)
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== Sinn und Anwendung der Sephiroth ==
Neben den unterschiedlichen Einteilungen und der Verwirrung, was denn jeweils unter Sphären, Bereichen, Organismen, Strukturen oder Systemen, ihrer Autonomie und ihrem Zusammenwirken präzise zu verstehen ist, herrscht auch Uneinigkeit, inwieweit die soziale Dreigliederung bereits verwirklicht ist, oder wo schon in der gesellschaftlichen Entwicklung ein bemerkenswerter Fortschritt im Sinne dieser Idee festzustellen ist. Ein ehemaliger Bezirkspräsident Baden-Württembergs konnte sogar zu der Ansicht kommen: "Wir haben die Dreigliederung bereits!", und meinte damit die realexistierende [[wikipedia:soziale Marktwirtschaft|soziale Marktwirtschaft]] der Bundesrepublik Ende der 80er Jahre.<ref>Interview in Info3 (?)</ref>
[[Datei:Tree of life hebrew.png|thumb|300px|Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den [[Pfad des flammenden Schwerts]] (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt.]]


=== Der Sephirothbaum als lebendiges, vielgestaltiges System ===
[[Diether Lauenstein]] hält die frühen systemtheoretischen Auffassungen Luhmanns (die sich allerdings von seiner späteren Systemtheorie (seit "[[wikipedia:Soziale Systeme (1984)|Soziale Systeme" (1984)]] in wesentlichen Punkten unterscheiden)) für mit der Dreigliederungsidee identisch, jedenfalls das gleiche meinend, und sieht "erfolgversprechende Entwicklungen":
Der [[Kabbala|kabbalistische]] '''Lebensbaum''' spiegelt die göttliche Schöpfung zugleich im [[Mikrokosmos]] und [[Makrokosmos]]. Aufgebaut wird der Sephirothbaum durch die Abfolge der Ziffern von 1 bis 10 (1 = Keter, 10 = Malchut), die zu beiden Seiten als Gegensatzpaare angeordnet sind, die auf der mittleren Achse ihren Ausgleich finden. Die rechte Seite entspricht dabei der Vollkommenheit des Alls, die linke bringt die Entzweiung, die die äußere Schöpfung überhaupt erst möglich macht, zugleich aber auch der Ursprung des Zwistes ist und letztlich zur [[Hölle]] hinabführt. Im [[Sohar]] heißt es dazu:


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"»Und es sprach Gott: »Es sei eine Scheide inmitten der Wasser!« Hier folgt im besonderen das Geheimnis der Scheidung der oberen und unteren Wasser: im Zeichen der linken Seite. Denn diese steht im Geheimnis der Entzweiung, während bis dahin nur von dem Geheimnis der rechten Seite gesprochen wurde. Die Rechte aber bezeichnet die Vollkommenheit des Alls und wird darum mit dem Namen »Alles« benannt, weil von ihr alle Vollendung abhängt. Das Erwachen der Linken ist das Erwachen des Zwistes; und an diesem Zwist kommt das Feuer des Grimmes zur Erstarkung. So hat von jenem Zwist die Hölle ihren Ursprung, die an der linken Seite erwacht und ihr verbunden bleibt. . . Dieses nahm die Weisheit des Mose wahr und gewann so Einblick in das Schöpfungswerk: wie in diesem Werke selbst schon der Zwist des Linken gegen das Rechte liegt und wie aus diesem Zwist, indem die Linke zur Erweckung kommt, auch die Hölle ihren Ursprung nimmt. Dann aber verbindet sich mit beiden die mittlere Säule, das ist der dritte Tag, tritt zwischen sie und schlichtet den Streit und versöhnt die beiden Seiten. Dadurch sinkt die Hölle hinab, die Linke vollendet sich an der Rechten, und wird Friede in allem." {{Lit|Sohar, S 110}}
"Wir haben uns zu besinnen, ob wir nur Erzeuger und Verbraucher zu sein wünschen, oder ob wir auch andere unabdingbare Ziele haben. Wenn solches der Fall ist, dann müssen wir auch diesen Zielen kräftige allgemeine Formen verleihen. Den Hinweis auf eine neue erfolgversprechende Entwicklung geben heute Luhmanns vier Kommunikationsmittel der Gesellschaft - Liebe, Geld, Macht und Wahrheit -, die jedes, außer der Liebe, eine eigene ihr angemessene und ziemlich selbständige Organisation bilden können. Vor einem halben Jahrhundert regt Steiner '''dasselbe''' an als '[[Dreigliederung des sozialen Organismus]]'" (Lauenstein: in 'Das Ich und die Gesellschaft', S. 329, (Hervorh. nicht i. Orig.))
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Die 10 Sephiroth, die sich zum Lebensbaum vereinigen, bilden kein starres, formales System, wenn das auch auf den ersten Blick so scheinen mag, sondern sie sollen flexibel und lebendig dem [[individuell]]en [[geist]]igen Bedürfnis angepasst werden. Spekulative Kabbalisten (theoretische Kabbala) benutzen den Sephirothbaum als [[Meditation]]sobjekt, praktische [[Magier]] (praktische Kabbala) verwenden ihn als Vorlage für magische Operationen.  
Abgesehen davon, dass die Gleichsetzung Lauensteins von Steiners Dreigliederungsidee und Luhmanns Systemtheorie ein Missverständnis zu sein scheint (das an anderer Stelle näher zu untersuchen ist<ref>Für ein tieferes Verständnis des Eigentlichen der Dreigliederungsidee scheint die Kontrastierung mit der frühen Systemtheorie Luhmanns, mit der Systemtheorie Talcott Parsons, der Kritik an ihr, und mit der damaligen [[Habermas]]-Luhmann-Debatte (1971) lohnender als mit der späteren Systemtheorie Luhmanns. Ein deutscher Soziologe, der gegen Luhmann an Parsons Konzept festhält und es weiter ausgearbeitet hat, ist [[wikipedia:Richard Münch|Richard Münch]]. Vgl. dazu auch die Artikel über [[Niklas Luhmann]] und [[Freies Geistesleben]] in diesem Anthrowiki.</ref>) , findet sich in den Zitaten von Konrad Schily und Diether Lauenstein auch eine Gemeinsamkeit. Schily betont, ein Organismus sei etwas total anderes als ein System. Zudem sagt er, daß ein System keine Fähigkeit zur (Selbst-)gestaltung habe. Lauenstein spricht von "kräftigen allgemeinen Formen", die wir unseren Zielen verleihen müssen. Damit scheint angedeutet, dass man den sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederung als ein Gestaltungsprodukt anzusehen hat, das im Gegensatz zu verfestigten sozialen Strukturen und verselbständigten Systemen (Max Weber spricht vom "stählernen Gehäuse der Hörigkeit"), seine Gestaltbarkeit nicht verliert, und einer jeden (sachgerechten) Umgestaltung, die Ausdruck des Wollens einer sozialen Gemeinschaft ist, sich nicht widersetzt. <ref>Es gibt dazu eine Anmerkung von Steiner, daß soziale Institutionen, also auch eine Waldorfschule, die Tendenz haben, in ihren Formen zu erstarren, unlebendig zu werden. Das Ergebnis davon ist dann die Organisation von der Art, wie sie Schily kritisiert. Um es nicht zu solcher System- bzw. Organisationsbildung, Verknöcherung kommen zu lassen, gilt es fortwährend dagegen anzukämpfen<Quelle> ... Es wäre dann insofern auch auch ganz falsch, die Waldorfschule mit so einer Organisation zu identifizieren. Die Organisation könnte so allenfalls etwas sein, auf das sich die Waldorfschule stützt, wie auf ein Skelett gewissermaßen. </ref>


Den 10 Sephirot werden dabei sämtliche Inhalte der irdischen und göttlichen Welt systematisch zugeordnet. Dazu gehören tiefgründige Deutungen der [[Wikipedia:Tanach|hebräischen Bibel]], [[Farben]], [[Form]]en, [[Hebräisches Alphabet|hebräische Buchstaben]], [[Engelhierarchien]], [[Welten]], [[Planetensphären]], Körperglieder usw.
== Verschiedene Ebenen zur Umsetzung der Sozialen Dreigliederung ==


Entsprechend gibt es viele unterschiedliche Darstellungen des Sephirothbaumes, die zwar alle dem einen Grundschema folgen, sich aber doch in wichtigen Details unterscheiden, ohne sich deshalb zu widersprechen, wenn man sie von einer höheren Warte aus betrachtet. Das eine, einzig richtige System der Sephiroth gibt es nicht. Das mag auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, aber erst durch diese Flexibilität, die den ganz individuellen Zugang ermöglicht, werden die Sephiroth zur wahren [[bewusstsein]]weckenden Kraft - was wäre auch ein "Lebensbaum", wenn er nicht stets lebendig beweglich wäre und sich in den mannigfaltigsten [[Metamorphose]]n zeigen könnte, die aber doch alle dem einen Urbild treu bleiben?
Entsprechend den Dimensionen sozialen Handelns gibt es unterschiedliche Ebenen zur Umsetzung der Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus. Es sind dies die [[mikrosozial]]e Ebene, die [[mesosozial]]e Ebene und die [[makrosozial]]e Ebene.


=== Vier Welten ===
Mikrosozial ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch, etwa in einer Leih- und Schenkgemeinschaft.
[[Vier Welten]] oder [[Weltebenen]] bilden nach den Lehren der [[jüdisch]]en [[Kabbala]] die Stufen, durch die sich aus dem grenzenlosen Schöpfungsurgrund '''[[Ain Soph]]''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] אין סוף, ''nicht endlich'') die [[Schöpfung]] bis zur [[Physische Welt|physischen Welt]] verdichtet. [[Isaak Luria]] fügte dem Schema als ''fünfte'' und höchste Welt noch '''[[Adam Kadmon]]''' ([[Wikipedia:aramäisch|aramäisch]]: אדמ קדמון "ursprünglicher Mensch") hinzu:
Eine einzelne Einrichtung zu schaffen, etwa eine [[Waldorfschule]] ist demnach mesosozial, größere Arbeitszusammenhänge zu schaffen, auch etwa eine (teilautonome) Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ist demnach ebenfalls mesosozial, die Gesamtidee der [[Soziale Dreigliederung|Sozialen Dreigliederung]] zu realisieren ist schließlich makrosozial angesiedelt.<ref>Dieter Brüll: Der Anthroposophische Sozialimpuls, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, S. 9 - 10</ref>


* '''[[Atziluth]]''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] אֲצִילוּת = Vornehmheit, Erhabenheit, Güte, Feuer; auch ''Olam Atzilut'', עולם אצילות,  die ''Welt der Erhabenheit''), die dem [[Devachan]] entspricht.
== Wachsender Organismus vs. künstliche Organisiertheit ==
* '''[[Briah]]''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] Olam Briyah, עולם בריאה, die ''Welt der Schöpfung''), die [[astralische Welt]].
"Ebensowenig kann man davon sprechen, daß man organisieren soll,
* '''[[Jetzira]]''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] עולם יצירה, Olam Yetsirah, die ''Welt der Formgebung''), die [[ätherische Welt]].
damit die Dreigliederung herauskäme. Was ein Organismus ist, das
* '''[[Assiah]]''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] עולם עשיה, Olam Asiyah,  die ''Welt der Tat''), die [[physische Welt]].
organisiert man eben nicht; das wächst. Es ist ja gerade das Wesen des Organismus, daß man ihn nicht zu organisieren hat, daß er sich selbst organisiert. Was man organisieren kann, ist kein Organismus." {{G|339|28}}


Die oberste Triade (Kether, Chochma und Bina) des kabbalistischen Lebensbaumes verweist auf die [[Vernunftwelt]], also auf die eigentliche [[geistige Welt]], aus der der Mensch seine geistigen Fähigkeiten schöpft. Die mittlere Triade (Chesed, Gebura und Tifereth) bezieht sich auf die [[Seelenwelt]] ([[Astralwelt]]), während die unterste Triade auf die  vitalen Kräfte der [[Ätherwelt]] zeigt. Malchut (Reich) bezeichnet die [[physische Welt]], die allein sinnlich erfahrbar ist; alle darüber liegenden Weltbereiche sind nur der übersinnlichen Erfahrung zugänglich.
Es "bekommt dasjenige, was wirtschaftliche Organisation ist, zuerst eine gewisse Verwaltung im rechtlichen Sinn, indem die Städte immer mehr und mehr auftauchen und die Städte nun
dieses wirtschaftliche Leben zunächst organisieren, während es früher gewachsen ist, als die Dorfgemeinden tonangebend waren." {{G|339|29}}


Folgt man der [[Isaak Luria|Lurianischen Kabbala]], so erscheint das System der vier bzw. fünf Welten und des Lebensbaumes noch wesentlich komplexer. Nach [[Isaak Luria]] enthält jede dieser Welten ihren eigenen 10-gliedrigen Sephirothbaum, der sich aber wieder in die vier Weltbereiche untergliedert. Von diesen enthält auch wieder jeder seinen eigenen Lebensbaum - und so geht es letztlich im endlosen Regress weiter. Das verleiht dem System in hohem Maß [[Ganzheit]]lichkeit und Flexibilität.
"Aber geradeso wie in einem Organismus jede Einzelheit notwendig
so geformt ist, wie sie eben geformt ist, so ist in der Welt, in der wir leben und an der wir mitgestalten, alles so zu formen, wie es im Sinne des Ganzen an seinem Orte geformt werden muß." {{G|339|30}}


== Die 10 Sephiroth in der Darstellung Rudolf Steiners ==
"Dann ist man so weit, daß man nun auseinandersetzen
kann, wie das geistige Leben wiederum Realität gewinnen
muß, weil es ja zur Ideologie wirklich geworden ist. Wenn
man vom Geiste nur Ideen hat, nicht den Zusammenhang mit dem
wirklichen geistigen Sein und Wesen, dann ist es eben eine Ideologie.
So bekommt man von da aus die Brücke zu dem Gebiet, auf dem man
eine Vorstellung hervorrufen kann von der Realität des geistigen Lebens.
Und dann wird es einem möglich, darauf hinzuweisen, wie das
geistige Leben eben eine in sich geschlossene Realität, nicht ein Produkt
des wirtschaftlichen Lebens, nicht eine bloße Ideologie ist, sondern
ein in sich selbst gegründetes Reales ist. (...) Wenn das geistige Leben nur eine Ideologie ist, so strömen eben
diese Ideen herauf aus dem wirtschaftlichen Leben. Da muß man sie
organisieren, da muß man ihnen eine künstliche Wirksamkeit und Organisation
verschaffen. Das hat ja auch der Staat getan. In dem Zeitalter,
wo das geistige Leben in Ideologie verdunstete, hat der Staat es
in die Hand genommen, um der Sache wenigstens die Realität, die man
nicht in der geistigen Welt selber erlebt hat, zu geben." {{G|339|60}}f.


[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass die 10 Sephiroth Buchstaben eines geistigen Alphabets sind, das uns tiefe Einblicke in das Wesen des [[Mensch]]en geben kann. Die Sephiroth, hier nun nach der Bezeichnungsweise und Anordnung Rudolf Steiners angeführt, die sich teilweise von üblichen kabbalistischen Darstellungen unterscheidet, hängen eng mit dem [[Dreigliederung|dreigliedrigen]] Bau des Menschen zusammen. Kether (Krone), Chokmah (Weisheit) und Binah (Intelligenz, unterscheidender Verstand) bezeichnen die auf und durch das [[Kopfsystem]] wirkenden Kräfte. Chesed (Freiheit), Geburah (Lebenskraft) und Tipheret (Schönheit) wirken auf das [[Rhythmisches System|Rhythmische System]] und Netsah (Überwindung), Hod (Mitgefühl) und Jesod (Fundament) auf das [[Gliedmassen-Stoffwechsel-System]]. Die zehnte Kraft, Malchuth (Reich, Feld) genannt, wirkt von der [[Erde (Planet)|Erde]] her.
"Das Geistesleben aber ist, wenn man ihm gegenübersteht
als einem Elemente, das auf sich selbst gebaut ist, ein sehr strenges
Element, ein Element, demgegenüber man fortwährend seine Freiheit
bewahren muß, das deshalb nicht anders als auch in der Freiheit organisiert
werden darf. Lassen Sie einmal eine Generation ihr Geistesleben
freier entfalten und dann dieses Geistesleben organisieren, wie sie
es will: es ist die reinste Sklaverei für die nächstfolgende Generation.
Das Geistesleben muß wirklich, nicht etwa bloß der Theorie nach, sondern
dem Leben nach, frei sein. Die Menschen, die darinnenstehen,
müssen die Freiheit erleben. Das Geistesleben wird zur großen Tyrannei,
wenn es überhaupt auf der Erde sich ausbreitet, denn ohne daß
eine Organisation eintritt, kann es sich nicht ausbreiten, und wenn eine
Organisation eintritt, wird sogleich die Organisation zur Tyrannin.
Daher muß fortwährend in Freiheit, in lebendiger Freiheit gekämpft
werden gegen die Tyrannis, zu der das Geistesleben selber neigt." {{G|339|72}}


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== Die Zukunft des sozialen Organismus ==
[[Bild:Sephirothbaum.gif|thumb|Der Sephirothbaum in seinem Zusammenhang mit der dreigliedrigen Natur des Menschen]]
"Nun wollen wir uns heute einmal klarmachen, was die alten Juden mit diesem Sephirothbaum eigentlich gemeint haben. Nicht wahr, sie dachten sich das so: Der Mensch steht da in der Welt, aber die Kräfte der Welt wirken von allen Seiten auf ihn ein. Wenn man den Menschen, wie er dasteht in der Welt (es wird gezeichnet), anschaut, so können wir ihn uns, schematisch gezeichnet, so vorstellen. Also so stellen wir uns den in der Welt stehenden stofflichen Menschen einmal vor. Diesen Menschen haben sich nun die alten Juden so vorgestellt, daß auf ihn von allen Seiten die Kräfte der Welt wirken. Hier zeichne ich einen Pfeil, der so bis ins Herz hineingeht: Also auf den Menschen wirkend die Kräfte der Welt; hier unten die Kraft der Erde.


[[Bild:GA_353_tafel_15.gif|thumb|left|Der dreigliedrige Mensch]]
"Lange Zeit hat gepocht an das Tor der wichtigsten menschlichen Erwägungen und Entschlüsse die soziale Frage. Jetzt ist sie eingedrungen in das Haus der Menschheit. Sie kann nicht wieder hinausgeworfen werden, denn sie ist in gewisser Beziehung der Menschheitsentwicklung gegenüber eine Zauberin. Sie wirkt nicht nur auf das Äußere des Menschheitsgefüges, sie wirkt so, dass die Menschen vor der Notwendigkeit stehen, entweder umzudenken oder zu dem schon vorhandenen Unglück ein immer vermehrteres Unglück zu fügen." (Lit.: [[GA 328]], Vortrag vom 12.02.1919).
Nun haben die Juden gesagt: Zunächst wirken drei Kräfte auf den menschlichen Kopf - die habe ich in der Zeichnung mit diesen Pfeilen: 1, 2, 3 bezeichnet -, drei Kräfte auf die menschliche Mitte, auf die Brust, auf die Atmung und die Blutzirkulation hauptsächlich (Pfeile 4, 5, 6 der Zeichnung). Dann wirken drei Kräfte mehr auf die Gliedmaßen des Menschen (Pfeile 7, 8,9), und eine zehnte Kraft, die wirkt von der Erde aus auf den Menschen (Pfeil 10, von unten). Also zehn Kräfte, stellten sich die alten Juden vor, wirken von außen auf den Menschen.
In gewisser Weise kann gesagt werden, von der Selbst-Befähigung der Menschheit die [[Soziale Dreigliederung]] als die "[[Christus|Christus-gemäße]] Gestalt" (Rudolf Steiner) des sozialen Organismus einmal zu erkennen und zum zweiten, wenigstens modellhaft in irgendeinem Erdengebiet aufzubauen, hängen in gewisser Weise auch künftige, die Menschheit zum lebensbewahrenden Fortschritt befähigende Erfindungen ab, die das künftige Leben auf diesem Planeten Erde
angesichts der fortschreitenden Zerfallskräfte durch die menschliche Nutzung der [[Atomkraft]] und weitere technische Machinationen erst weiter ermöglichen werden.<ref>Vgl. Peter Tradowsky: Das Mysterium von Golgatha, Radioaktivität und Atomkraft, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 49 ff und Peter Tradowsky: Die Dreigliederung als die "Christus gemäße Gestalt" des sozialen Organismus und die Widersachermächte, Freie Vereinigung für Anthroposophie - MORGENSTERN, Berlin 2007, S. 8 ff</ref>


Betrachten wir zunächst die drei Kräfte, die sozusagen von den weitesten Partien, von den entferntesten Partien des Weltenalls kommen und auf den menschlichen Kopf wirken, den menschlichen Kopf eigentlich rund machen, wie ein Bild vom ganzen runden Weltenall machen. Diese drei Kräfte, also 1, 2, 3, sind die edelsten; die kommen sozusagen, wenn man mit einem späteren Ausdrucke sprechen will, mit einem griechischen Ausdruck zum Beispiel, von den höchsten Himmeln her. Die formen den menschlichen Kopf, indem sie ihn zu einem runden Abbilde des ganzen runden Weltenalls machen.
Damit ist ausgesprochen, dass die [[Soziale Dreigliederung]] im Sinne [[Rudolf Steiner]]s nicht eine bloße Theorie, sondern eine pure Entwicklungsnotwendigkeit ist.


Nun müssen wir aber gleich dabei einen Begriff entwickeln, welcher Sie stören könnte, wenn ich ihn einfach Ihnen sagen würde. Denn, sehen Sie, in diesen zehn Begriffen, die da die Juden an die Spitze ihrer Weisheit gestellt haben, da ist der erste da oben (1) ein solcher, der später furchtbar mißbraucht worden ist; denn später haben diejenigen Menschen, welchen es gelungen ist, die Macht an sich zu reißen, die Zeichen dieser Macht und auch die Worte für diese Macht in den äußeren Machtbereich heruntergezogen. Und so haben gewisse Menschen, welche sich die Macht der Völker angeeignet und auf ihre Nachkommen übertragen haben, sich angeeignet dasjenige, was man Krone nennt. Krone war früher, in alten Zeiten, ein Wort für das Höchste, was dem Menschen an Geistigkeit geschenkt werden kann. Und die Krone durfte nur derjenige tragen, der in dem Sinne, wie ich es Ihnen erklärt habe, durch die Einweihung gegangen ist, der also die höchste Weisheit errungen hat. Sie war ein Zeichen der höchsten Weisheit. Ich habe Ihnen ja auseinandergesetzt, wie die Orden ursprünglich alle etwas bedeutet haben, wie sie später angelegt worden sind aus Eitelkeit und nichts mehr bedeuten. Namentlich aber müssen wir so etwas gegenüber dem Ausdruck «Krone» in Betracht ziehen. Krone war für die Alten der Inbegriff von alldem, was sich an Übermenschlichkeit aus der geistigen Welt in die Menschen herniederzusenken hat. Kein Wunder, daß die Könige sich die Krone aufgesetzt haben. Die waren ja, wie Sie wissen, nicht immer weise und haben nicht immer die höchsten Himmelsgaben in sich vereinigt, aber sie haben sich das Zeichen aufgesetzt. Und man darf, wenn so etwas nach alten Sitten ausgesprochen worden ist, das nicht verwechseln mit dem, was daraus durch Mißbrauch geworden ist. Also das Höchste, die höchsten Weltengaben, die höchsten Geistesgaben, die sich auf den Menschen niedersenken können, die er vereinigen kann mit seinem Kopfe, wenn er viel weiß, das nannte man im alten Judentum Kether, die Krone. Nun, sehen Sie, das war also das Höchste. Das war dasjenige, was vom Weltenall herein geistig den Kopf formte.
== Literatur ==
 
=== Werke Rudolf Steiners zur Sozialen Frage und zur Sozialen Dreigliederung ===
Und dann brauchte dieser Menschenkopf noch zwei andere Kräfte. Diese zwei anderen Kräfte kamen ihm von rechts und von links zu. Man dachte sich: Das Höchste kommt von oben herunter; von rechts und links kommen ihm die zwei anderen Kräfte, die beiden Weltenkräfte, die im ganzen Weltenall ausgebreitet sind. Nun, die eine, die wie durchs rechte Ohr hineingeht, nannte man Chokmah = Weisheit. Wir würden heute, wenn wir das Wort übersetzen wollten, sagen: Weisheit. Und auf der anderen Seite kam herein aus der Welt: Binah. Wir würden heute sagen: Intelligenz (2 und 3 der Zeichnung). Die alten Juden unterschieden zwischen Weisheit und Intelligenz. Heute betrachtet man einen jeden Menschen, der intelligent ist, auch so, als ob er weise wäre. Aber das ist ja nicht der Fall. Man kann intelligent sein und die größte Dummheit denken. Es werden die größten Dummheiten sehr intelligent ausgedacht. Namentlich wenn man in vieles von der heutigen Wissenschaft hineinsieht, muß man sagen, intelligent ist diese Wissenschaft eigentlich auf allen Gebieten, aber weise ist sie sicher nicht. Die alten Juden haben Chokmah und Binah, die alte Weisheit, von der alten Intelligenz schon früh voneinander unterschieden. -Also den menschlichen Kopf, alles das eigentlich, was im Menschen zum Sinnessystem gehört, auch das, was an Nerven im Sinnessystem ausgebreitet liegt, all das bezeichnete man mit den drei Ausdrücken Kether, Chokmah, Binah - Krone, Weisheit, Intelligenz.
* [[GA 23| Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft (GA 23)]]
* [[GA 24| Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage (GA 24)]]
* [[GA 76| Sozialwissenschaft und soziale Praxis, 5. Vortrag u. folgendes (GA 76, 1921, S. 167-240) ]]
* [[GA 83| Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit, (GA 83) (1981) ]]
* [[GA 185a|Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils (GA 185a)]]
* [[GA 186| Die soziale Grundforderung unserer Zeit in geänderter Zeitlage (GA 186)]]
* [[GA 188| Menschenwissenschaft und Sozialwissenschaft (GA 188)]]
* [[GA 189| Die soziale Frage als Bewußtseinsfrage (GA 189)]]
* [[GA 190| Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen (GA 190)]]
* [[GA 191|Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis (GA 191)]]
* [[GA 192|Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen (GA 192)]]
* [[GA 193|Der innere Aspekt des sozialen Rätsels (GA 193)]]
* [[GA 196|Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung (GA 196)]]
* [[GA 197|Gegensätze in der Menschheitsentwickelung (GA 197)]]
* [[GA 198|Heilfaktoren für den sozialen Organismus (GA 198)]]
* [[GA 199|Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung (GA 199)]]
* [[GA 200|Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts (GA 200), insbesondere der 4. Vortrag: Schillers «Ästhetische Briefe» und Goethes «Märchen» in ihrer Beziehung zur Anthroposophie und zur Dreigliederung.]]
* [[GA 328|Die soziale Frage (GA 328)]]
* [[GA 329|Die Befreiung des Menschenwesens als Grundlage für eine soziale Neugestaltung (GA 329)]]
* [[GA 330|Neugestaltung des sozialen Organismus (GA 330)]]
* [[GA 331|Betriebsräte und Sozialisierung (GA 331)]]
* [[GA 331a|Arbeiterräte im Sinne der Dreigliederung des sozialen Organismus (GA 331a)]]
* [[GA 331b|Kulturräte und Sozialisierung. Räteorganisation im Sinne der Dreigliederung des sozialen Organismus (GA 331b)]]
* [[GA 332a|Soziale Zukunft (GA 332a)]]
* [[GA 333|Gedankenfreiheit und soziale Kräfte. Die sozialen Forderungen der Gegenwart und ihre praktische Verwirklichung (GA 333)]]
* [[GA 334|Vom Einheitsstaat zum dreigliedrigen sozialen Organismus (GA 334)]]
* [[GA 335|Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken (GA 335)]]
* [[GA 337a|Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen
Organismus in Stuttgart (GA 337a)]]
* [[GA 337b|Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des
sozialen Organismus (GA 337b)]]
* [[GA 338|Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus? (GA 338)]]
* [[GA 339|Anthroposophie, soziale Dreigliederung und Redekunst (GA 339)]]
* [[GA 340|Nationalökonomischer Kurs (GA 340)]]
* [[GA 341|Nationalökonomisches Seminar (GA 341)]]
* [[GA 36|Die Falsche und die wahre Dreigliederung des Sozialen Organismus (GA 36, S. 40-43)]]
*Rudolf Steiner; Spitta, Dietrich (Hrsg.): ''Soziale Frage und Anthroposophie'', (Themen aus dem Gesamtwerk Nr. 13), Verlag Freies Geistesleben, TB, 1985, ISBN 3772500838 (Neuauflage 2011 ISBN 3772521134)


So wird, nach der Ansicht der alten Juden, der menschliche Kopf aufgebaut aus dem Weltenall herein. Es ist also ein starkes Bewußtsein vorhanden gewesen - sonst hätte man eine solche Lehre nicht ausgebildet -, daß der Mensch ein Glied im ganzen Weltenall ist. Wir können zum Beispiel beim menschlichen Körper fragen: Was ist mit der Leber? Nun, die Leber bekommt von der Blutzirkulation ihre Adern; sie bekommt ihre Kräfte von der menschlichen Umgebung. So haben die alten Juden gesagt: Der Mensch bekommt von der Weltumgebung die Kräfte, die dann, zunächst im Mutterleib und später auch, seine Kopfbildung bewirken.
=== Relevantes aus den Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe ===
* [[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 11, 1963, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-011-1963.pdf S. 16f. (Rudolf Steiner: Welchen Sinn hat die Arbeit des modernen Proletariers?, Konzept für einen öffentlichen Vortrag, gehalten am 8. März 1919) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 13, 1965, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-013-1965.pdf S. 16-28, (Rudolf Steiner: Notizbucheintragung 1918, u.a.) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 15, 1966, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-015-1966.pdf S. 1-14, 20-23, (Rudolf Steiner: Aufzeichnung zur sozialen Frage 1919, u.a.) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 21, 1968, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-021-1968.pdf S. 13-16, (Rudolf Steiner: Notizen) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 23, 1968, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-023-1968.pdf S. 23f., (Rudolf Steiner: Notizen) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 24/25, 1969, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-024.025-1969.pdf (50 Jahre "Die Kernpunkte der sozialen Frage" 1919 - 1969) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 27/28, 1969, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-027.028-1969.pdf (1919 - das Jahr der Dreigliederungsbewegung und der Gründung der Waldorfschule) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 39, 1972, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-039-1972.pdf (West-Ost-Kongress und soziale Dreigliederung) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 41, 1973, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-041-1973.pdf S. 1-12 (Notizen zu GA 192) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 60/61, 1978, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-061.062-1978.pdf S. 48-54 pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 88, 1985, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-088-1985.pdf (Die soziale Frage - Vor 66 Jahren: Dreigliederungszeit) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 93/94, 1986, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-093.094-1986.pdf S. 4-41, (Polnisch oder deutsch? Oberschlesien, ein Schulbeispiel für die Notwendigkeit der Dreigliederung) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 103, 1989, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-103-1989.pdf (Alle Macht den Räten? Rudolf Steiner und die Betriebsrätebewegung 1919 Vorträge - Berichte - Dokumente) pdf]
*[[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 106, 1991, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-106-1991.pdf S. 43-62, (Aus der Geschichte der Dreigliederungsbewegung - Dreigliederung in der Diskussion - Juli 1919) pdf]


Nun, dann gibt es drei andere Kräfte (4, 5, 6 der Zeichnung); die wirken mehr auf den mittleren Menschen, auf den Menschen, in dem das Herz, in dem die Lunge ist. Sie wirken also auf den mittleren Menschen; sie kommen weniger von oben herunter, sie leben mehr in der Umgebung. Sie leben im Sonnenschein, der auf der Erde herumgeht, sie leben in Wind und Wetter. Da kommen diejenigen drei Kräfte in Betracht, die die alten Juden genannt haben: Chesed, Geburah, Tiphereth. Wenn wir das mit heutigen Ausdrücken sagen wollen, so könnten wir es ausdrücken als: Chesed = Freiheit; Geburah = Kraft; Tiphereth = Schönheit.
=== Weitere Literatur ===
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==== Einführungen, Grundlagen, Allgemeines ====
*Bos, Lex: Was ist Dreigliederung...?, 2.Aufl., Verlag am Goetheanum, 1992
*Brüll, Dieter (*1922): Der anthroposophische Sozialimpuls, Einführung in anthroposophische Themen Bd. 2, Novalis Verlag, 1984 (Neuauflage: Vlg. für Anthroposophie, 2012)
*Hardorp, Benediktus: Anthroposophie und Dreigliederung, Verlag Freies Geistesleben, 1986 Was meint sozialer Organismus?
*Kloss, Heinz: Selbstverwaltung und die Dreigliederung des sozialen Organismus, Bd.3, Vittorio Klostermann, 1983
*König, Karl: ''Mensch unter Menschen werden: Über die soziale Dreigliederung (Karl König Werkausgabe Abt. 5)'', Ein Aufsatz aus dem Jahr 1944 und acht Vorträge zu Ostern und Michaeli 1964 in Föhrenbühl und Brachenreuthe, hrsg. v. Richard Steel, ISBN 978-3-7725-2405-9
*Leber, Stefan (*1937):  Selbstverwirklichung, Mündigkeit, Sozialität, Fischer Tb Verlag, 1982
*Leber, Stefan (*1937): Das Soziale Hauptgesetz, Band 1, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Herausgeber Stefan Leber)
*Leinhas, Emil (1878-1967): Zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Bürger-Verlag Alfons Bürger, 1946
*Lindenau, Christof: Soziale Dreigliederung: Der Weg zu einer lernenden Gesellschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1983
*Luttermann, J.:''Dreigliederung des sozialen Organismus: Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners'', Frankfurt/M.;Bern;New York; Paris: Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss.: 1989.
*Strawe, Christoph: Soziale Dreigliederung, Verlag am Goetheanum, 1989
*Strawe, Christoph: Menschlicher und sozialer Organismus. Über einen Vergleich und seinen Sinn, in: Sozialimpulse 01/2007, S. 13 - 21, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Sozialer_Organismus.pdf PDF]
*Schilinski, Peter: Kommentare zu den "Kernpunkten der sozialen Frage", Jedermann Verlag
*Schmundt, Wilhelm (1898-1992): Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982/2003(2)
*Schmundt, Wilhelm: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, FIU-Verlag, 1993


Gehen wir hier vor allen Dingen von der mittleren Kraft aus, von Geburah. Ich habe Ihnen gesagt, ich will den Pfeil so zeichnen, daß er ins Herz geht! Die Kraft, die der Mensch hat, diese Herzhaftig-keit, Seelenkraft und physische Kraft zugleich, die wird angedeutet durch das menschliche Herz. Daher stellten sich die Juden vor: Wenn der Atem hineinkommt in den Menschen, wenn der Atem in das Herz läuft, da kommen von außen nicht nur diese physischen Atemkräfte in ihn, sondern es kommt die geistige Kraft, Geburah, die mit dem Atem verbunden ist. Wir würden also sagen, wenn wir es noch genauer ausdrücken wollten: die Lebenskraft, die Kraft, durch die er auch etwas kann = Geburah. Aber an der einen Seite von Geburah ist dasjenige, was man Chesed nannte, die menschliche Freiheit. Und auf der anderen Seite Tiphereth, die Schönheit. Der Mensch ist ja tatsächlich in seiner Gestalt das Schönste auf der Erde! Der alte Jude hat sich vorgestellt: Höre ich den Herzschlag, so vernehme ich die Lebenskraft, die in den Menschen hineinkommt. Strecke ich die rechte Hand aus, so vernehme ich, daß ich ein freier Mensch bin; da kommt, wenn die Muskeln sich strecken, die Kraft der Freiheit. Die linke Hand, die mehr sanft sich bewegt, die mehr sanft greifen kann, die bringt dasjenige, was der Mensch in Schönheit macht.
==== Geistesleben ====
*Leber, Stefan (*1937): Die Sozialgestalt der Waldorfschule, Verlag Freies Geistesleben, 2. Aufl. 1978
*Schily, Konrad: Der staatlich bewirtschaftete Geist, Wege aus der Bildungskrise, ECON Verlag, 1993,
*Wilken, Folkert (1890-1981): Das Kapital und die Zukunft, Novalis Verlag 1981
*Wilken, Folkert: Das Kapital – sein Wesen, seine Geschichte und sein Wirken, Novalis Vlg. 1976


Also diese drei Kräfte: Chesed = Freiheit, Geburah = Lebenskraft, Tiphereth = Schönheit, die entsprechen dem im Menschen, was mit dem Atem und mit der Blutzirkulation, all dem, was in Bewegung ist und sich immer wiederholt, zusammenhängt. Es gehört dazu schon auch die Bewegung des Schlafens, der Wechsel von Tag und Nacht. Das gehört auch zu der Bewegung; da gehört der Mensch auch mit dazu.
==== Rechtsleben ====
*Boos, Roman (Hrsg.): Landwirtschaft und Industrie - Neuordnung des Bodenrechtes als soziale Forderung der Gegenwart, Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, 1957
*Christian Czesla (Hrsg.): ''Eigentum: Die Frage nach der Sozialbindung des Eigentums an Boden und Unternehmen'', Sozialwissenschaftliches Forum, Band 5, Verlag Freies Geistesleben, 2000, ISBN  978-3-7725-1535-4
*Denzlinger, Karl-Heinz (*1930): Auf der Suche nach dem Rechtsstaat Mitteleuropas, Verlag am Goetheanum, 1990
*Frei, Dieter W. (*1933): Menschengemässe Politik, Verlag am Goetheanum, 1988
*Leber, Stefan u.a.: ''Der Staat. Aufgaben und Grenzen. Beiträge zur Überwindung struktureller Vormundschaft im Rechtsleben'', Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Bd. 4, herausgegeben von der Sozialwissenschaftlichen Forschungsgesellschaft Stuttgart e.V. durch Stefan Leber, Verlag Freies Geistesleben, 1992, ISBN 377250924X
*Röschert, Günter: Die Trinität als politisches Problem, Zu den geistigen Grundlagen von Recht und Staat, Verlag Freies Geistesleben, 1989
*Schmundt, Wilhelm: Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975
*Schweppenhäuser, Hans Georg: Das Eigentum an den Produktionsmitteln, Berlin 1963
*Schweppenhäuser, Hans Georg: Macht des Eigentums. Auf dem Weg in eine neue soziale Zukunft, Radius Verlag, Stuttgart 1970
*Vogel, Diether (1905-1969): Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit, Novalis Verlag 1990
*Wilken, Folkert: Die Befreiung der Arbeit, Vlg. Die Kommenden 1965


Dann aber ist der Mensch außerdem ein Wesen, das seine Stellung im Raume ändern kann, das herumgehen kann, das nicht so wie die Pflanze immer an einem Ort bleiben muß. Das Tier kann ja auch schon herumgehen. Das hat der Mensch gemeinsam mit dem Tier. Das Tier hat nicht Chokmah, nicht Tiphereth, noch nicht Chesed, es hat aber schon Geburah = Lebenskraft. Und die drei, die ich da bezeichnet habe, die hat der Mensch gemeinschaftlich mit dem Tiere nur dadurch, daß er die anderen hat.
==== Wirtschaftsleben ====
*Attali, Jacques: ''Brüderlichkeit, Eine notwendige Utopie im Zeitalter der Globalisierung'', Verlag Freies Geistesleben, 2003 (deutsche Übersetzung aus dem Französischen)
*Canal, Georg F. von: ''Geisteswissenschaft und Ökonomie'', Novalis Verlag AG, 1992
*Caspar, Alexander: ''Wirtschaften in der Zukunft'', Klett und Balmer & Co. Verlag, Zug (CH), 1996
*Eisenhut, Stephan: ''Zur Komposition des Nationalökonomischen Kurses'', Sonderheft der Die Drei, 2015, [http://diedrei.org/details/inhalt/artikelserie-zur-komposition-des-nationaloekonomischen-kurses.html]
*Häusler, Friedrich: ''Geld und Geist'', Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1963
*Gengenbach, Heinz / Limbacher, Max (Hrsg.): ''Kooperation oder Konkurs? Die Landwirtschaft braucht neue Sozialformen'', Verlag Freies Geistesleben, 1989
*[[Wilfried Heidt|Heidt]], Wilfried (Hrsg.): ''Abschied vom Wachstumswahn'', Achberger Verlag, 1980
*[[Michael Heinen-Anders|Heinen-Anders, Michael]]: ''Kapitalneutralisierung als Dreigliederungsaufgabe'', BOD, Norderstedt 2013
*[[Udo Herrmannstorfer|Herrmannstorfer]], Udo: ''Schein-Marktwirtschaft'', Verlag Freies Geisteslebeben, 3. erw. Aufl. 1997
*Kannenberg-Rentschler, Manfred: ''Die Dreigliederung des Geldes'', Verlag am Goetheanum, 1988
*Latrille, Wolfgang (*1905): Assoziative Wirtschaft - ein Weg zur sozialen Neugestaltung, Verlag Freies Geistesleben, 1985
*[[Stefan Leber|Leber, Stefan]]: ''Die wirtschaftlichen Assoziationen'', Band 2, Verlag Freies Geistesleben, 1987
*Leber, Stefan: ''Wesen und Funktion des Geldes'', Band 3, Verlag Freies Geistesleben, 1989
*Lietaer, Bernhard A.: ''Das Geld der Zukunft, Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu'', 1. Aufl., Riemann Verlag, Juni 2002
*[[Hans-Georg Schweppenhäuser|Schweppenhäuser]], Hans Georg: ''Das kranke Geld. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen'', Fischer Taschenbuch Verlag, 1982
*ders.:''Das soziale Rätsel: Fallstudien'' Heft 1 - 3, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1985, Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V., Freiburg, 1980; (Heft 1: Der Assoziationsgedanke als Grundlage einer zukünftigen Wirtschaftsordnung - Eigentumsrecht und Wirtschaft in ihrem Zusammenhang - Der Nachholbedarf der Jurisprudenz; Heft 2: Idee und Praxis des Assoziationsprinzips (Demeter-Assoziation) - Der Assoziationsgedanke und das Verlagswesen; Heft 3: Die Assoziation im Dialog - Das Wesen der wirtschaftlichen Assoziationen - Rudolf-Steiner-Texte (zusammengestellt von Fritz Götte))
*Suhr, Dieter: ''Alterndes Geld'', Novalis Verlag AG,1988
*[[Witzenmann]], Herbert: ''Sozialorganik, Ideen zu einer Neugestaltung der Wirtschaft'', Gideon Spicker Verlag 1998
*Witzenmann, Herbert (1905 - 1988): ''Der Gerechte Preis, Eine Grundfrage des sozialen Lebens'', Gideon Spicker Verlag 1993
*Witzenmann, Herbert: ''Geldordnung, Als Bewusstseinsfrage'', Gideon Spicker Verlag 1995


Dieses, daß man herumgehen kann, daß man nicht festgebannt ist an einen Ort, das nannten die Juden: Netsah, und das bedeutet, daß man den festen Stand der Erde überwindet, daß man sich bewegt (Pfeil 7 der Zeichnung). Netsah ist Überwindung. Nun, dasjenige, was mehr auf die Mitte des Menschen wirkt, da wo sein Schwerpunkt ist - es ist interessant, wissen Sie: das ist der Punkt, der etwa hier gelegen ist; er ist etwas höher im Wachen und senkt sich herunter im Schlafen, was auch bezeugt, daß beim Schlafen etwas draußen ist -, dasjenige, was in der Körpermitte wirkt, was beim Menschen auch die Fortpflanzung hervorbringt, was also mit der Sexualität zusammenhängt, das nannten die alten Juden Hod. Wir würden es heute bezeichnen mit dem Worte, das etwa ausdrücken würde Mitgefühl. Sie sehen, die Ausdrücke werden schon menschlicher. - Also mit dem Netsah ist die äußere Bewegung gemeint - wir gehen hinaus in den Raum -, mit Hod das innere Fühlen, die innere Bewegung, das innere Mitgefühl mit der Außenwelt, das ist alles Hod (Pfeil 8). Dann unter 9: Jesod; das ist nun dasjenige, auf dem der Mensch eigentlich steht, das Fundament. Der Mensch also fühlt sich da an die Erde gebunden; daß er auf der Erde stehen kann, ist das Fundament, ist Jesod. Daß er ein solches Fundament hat, rührt eben auch von den Kräften her, die von außen an ihn herankommen.
==== Historisches, Chronik ====
*Kühn, Hans (1889-1977): Dreigliederungs-Zeit, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1978
*Kühne, Walter (1885-1970): Die Stuttgarter Verhältnisse, Novalis Verlag, 1989
*Lindenberg, Christoph: ''Der geschichtliche Ort der Dreigliederungsinitiativen Rudolf Steiners. Eine historische Untersuchung der Jahre 1916 - 1921'', in: Die Drei Nr. 9, Jg.55, 1985, S. 641- 672
*Schmelzer, Albert (*1950): Die Dreigliederungsbewegung 1919, Ed. Hardenberg im Verlag Freies Geistesleben, 1991
*Schmelzer, Albert: ''Rudolf Steiners Initiative für eine mündige Gesellschaft. Die Dreigliederungsbewegung des Jahres 1919. Ausgangspunkt der Waldorfschulgründung'', in: Erziehungskunst, Jg. 53, Nr. 8/9, 1989, S. 634-653, PDF:[http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1980-1989/1989_08_09_Jg_53.pdf#2]
*Schöffler, Heinz Herbert: Das Wirken Rudolf Steiners 1917 - 1925, Verlag am Goetheanum, 1987, Band IV (von vier Bildbänden zu Rudolf Steiners Lebensgang)
*Wilken, Folkert: Selbstgestaltung der Wirtschaft, Novalis Verlag 1949


Und dann wirken die Kräfte der Erde selber auf ihn (Pfeil 10), nicht nur die umgebenden Kräfte, sondern die Kräfte der Erde selber wirken auf ihn. Das nannte man dann Malkuth. Wir würden es heute übersetzen: das Feld, auf dem der Mensch wirkt, die irdische Außenwelt; Malkuth - das Feld. Man kann schwer einen richtigen Ausdruck für dieses Malkuth prägen, man kann sagen: Reich, Feld; aber alle Dinge sind eigentlich mißbraucht worden, und die heutigen Namen bezeichnen eben nicht mehr dieses, was der alte Jude fühlte: daß da die Erde eigentlich auf ihn wirkt.
*Strawe, Christoph: ''Die Dreigliederungsbewegung 1917 - 1922 und ihre aktuelle Bedeutung'', zuerst veröffentlicht im Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Heft 3/1998. Für die [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Dreigliederungsbewegung.pdf Internetveröffentlichung] wurde er durchgesehen und geringfügig redigiert.


Wir brauchen uns nur vorzustellen, wir hätten hier die Mitte des Menschen; da setzt ein Oberschenkelknochen ein, auf jeder Seite des Menschen - das geht hier bis zum Knie, da wären die Kniescheiben. Auf diesen Knochen wirken alle diese Kräfte auch; aber daß er eigentlich so durchbohrt wird, daß er eigentlich eine Röhre ist, das kommt dadurch, daß die Erdenkräfte eindringen. Also all das, wo die Erdenkräfte eindringen, das bezeichnete der alte Jude mit Malkuth, das Feld.
*Strawe, Christoph: Entstehungsbedingungen und Wirkungsgeschichte des Arbeitsansatzes der Dreigliederung des sozialen Organismus. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschaftsverlag 2011, S. 649 - 705


Sie sehen also, man muß an den Menschen herankommen, wenn man von diesem Sephirothbaum sprechen will! Alle zehn zusammen, also: Kether, Chokmah, Binah, Chesed, Geburah, Tiphereth, Netsah, Hod, Jesod, Malkuth nannten die Juden die zehn Sephiroth. Diese zehn Kräfte sind dasjenige, wodurch der Mensch eigentlich mit der höheren, mit der geistigen Welt zusammenhängt. Nur die zehnte Kraft, Malkuth, ist eben in die Erde hineinversenkt. Also im Grunde genommen ist das hier der physische Mensch (auf die Zeichnung deutend), und diesen physischen Menschen umgibt der geistige Mensch, unten zunächst als die Erdenkräfte, dann aber als die Kräfte, die mehr schon nahen der Erde, aber doch noch aus der Umgebung herein wirken: Netsah, Hod, Jesod. Das gehört also alles geistig zum Menschen dazu, wie diese Kräfte hereinwirken. Dann die Kräfte, die auf seine Blutzirkulation und Atmung wirken: Chesed, Geburah, Tiphereth. Und dann die edelsten Kräfte, die auf den Menschen wirken, die auf sein Kopfsystem wirken: Kether, Chokmah, Binah. So daß sich die Juden eigentlich so, wie ich es Ihnen hier farbig aufgezeichnet habe, den Menschen mit der Welt nach allen Seiten verbunden dachten. Der Mensch ist eben durchaus so, daß er auch ein Übersinnliches in sich enthält. Und dieses Übersinnliche, das haben sie sich so vorgestellt." {{Lit|{{G|353|210ff}}}}
==== Biographisches ====
</div>
*Hemleben, Johannes: Rudolf Steiner, Rowohlt, 1977
*Hoe, Susanna: The man who gave his company away. A Biography of Ernest Bader, Founder of the Scott Bader Commonwealth, William Heinemann Ltd., 1978
*Lindenberg, Christoph: Rudolf Steiner. Eine Biographie, Stuttgart, 1997
*Molt, Emil (1876-1936): Entwurf meiner Lebensbeschreibung, Verlag Freies Geistesleben, 1972
*Rappmann (Hrsg.), Rainer: Denker, Künstler, Revolutionäre - Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt: Vier Leben für Freiheit,Demokratie und Sozialismus, Wangen, 1996, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-13-1


== Sefirot im außerjüdischen Kontext ==
==== Spezielles ====
*Harlan / Rappmann / Schata: Soziale Plastik - Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1984, beziehbar u.a. via FIU-Verlag
*Janitzki, Axel / Burkart, Walter (Hrsg.): Alternativen zu Mietwohnung und Eigenheim - gemeinsam finanzieren, selbst verwalten, Verlag Freies Geistesleben, 1992
*[[Karl König|König]], Karl: Der Impuls der Dorfgemeinschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1994
*Brüll, Ramon; Rappmann, Rainer: ''Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?: Der Impuls der Dreigliederung und die Gründung des Internationalen Kulturzentrums Achberg. Erinnerungen, Reflexionen, Ausblicke'', Info3-Verlag, 2016, ISBN 3957790352


Der Lebensbaum hat in esoterischen Traditionen auch im außerjüdischen Kontext erheblichen Einfluss erlangt. So bringt die [[Hermetik]] des [[Golden Dawn]] die Karten des [[Tarot#Kabbala|Tarot]] damit in Verbindung.
==== Sonstiges, keine Einordnung ====
*Barkhoff, Wilhelm-Ernst: ''Wir können lieben, wen wir wollen: Soziale Erneuerungskraft am Werk. Aufsätze und Vorträge'', Reihe Praxis Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben, 1995
*Bos, Lex: ''Leitbilder für Sozialkünstler'', Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996
*Buchleitner, Karl: Wer macht die Realität? Das Schicksal der Dreigliederungsidee, Novalis Verlag, 1989 ''(Aufsätze aus der Zeitschrift 'Die Kommenden', Mißverstandenes Soziales Hauptgesetz, Gescheiterte Dreigliederung, Gesundheitspolitik, Medizin, Europäische Union u.a.)''
*Giese, Reinhard (Hrsg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, 1980
*Gutowski, Klaus: ''Memorandum zu einer Neugestaltung des sozialen Lebens getragen von einer menschenwürdigen Boden-, Geld- und Arbeits-Politik'', Mellinger Verlag, 1999
*Hardorp, Benediktus: Vortrag in der Universität Witten/Herdecke am 23. April 1989 Anthroposophie und die sozialen Herausforderungen, Verlag am Goetheanum, 1994
*[[Michael Heinen-Anders|Heinen-Anders]], Michael: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010
*Heinen-Anders, Michael: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II, BOD, Norderstedt 2012
*Heinen-Anders, Michael: Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2013
*[[Karl Heyer|Heyer, Karl]]: Wer ist der deutsche Volksgeist? 2. Aufl., Perseus Verlag Basel, 1990 (zuerst 1961) ''(Aufsatzsammlung, enthält u.a. die Aufsätze "Sozialimpulse des Mittelalters und ihre Wandlung zur Dreigliederung des sozialen Organismus", "Von den Reichen des 'goldenen', 'silbernen' und 'gemischten' Königs in der Geschichte", und einen Anhang: "Esoterische Grundlagen und Aspekte der sozialen Dreigliederung. Hinweise Rudolf Steiners")''
*Initiative EuroVision (Hrsg.): ''Die Dreigliederung des sozialen Organismus als Aufgabe Europas im 21. Jahrhundert. Einladung zur Mitwirkung an einem aktuellen Projekt. Mit einem 'offenen Brief' an die anthroposophische Bewegung'', Edition Medianum, 2000, ISBN 3881030190, ''([[Wilfried Heidt]], Achberg)''
*Lievegoed, Bernhard C.J.(1905-1992): Dem einundzwanzigsten Jahrhundert entgegen, 5. Aufl., Info-Drei Verlag, 1991
*Normann Waage, Peter: Mensch, Markt, Macht, Rudolf Steiners Sozialimpuls im Spannungsfeld der Globalisierung, Rudolf Steiner Verlag, 2003
*Rappmann (Hrsg.), Rainer: Die Kunst des sozialen Bauens - Beiträge zu Wilhelm Schmundt, Wangen 1993, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-05-0
*Schmundt, Wilhelm: Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts, Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988


== Siehe auch: ==  
=== Zeitschriften ===
*[[Kabbala]]  
==== Historisch ====
*[[Sefer Jezirah]]
*''Dreigliederung des sozialen Organismus'', erschienen von 1919 bis 1922, wöchentlich, diente der Verbreitung der Idee der Dreigliederung, [http://www.agraffenverlag.ch/wp-content/uploads/2015/06/Register-Dreigliederung-des-soz.-Organismus.pdf Register (Archivverlag Agraffe)]
*[[Sohar]]
*''Mitteilungsblatt des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus'', 1991 - 1920 (9 Nummern) (daneben gab es interne Rundschreiben des Bundes für Dreigliederung)
*''Soziale Zukunft'', 1919 - 1921, Organ des Schweizer Bundes für soziale Dreigliederung
*''Phänomene und Symptome der geistigen, politischen und wirtschaftlichen Weltlage'', Monatszeitschrift von 1926 - 1927 ''(Hauptsächlich [[Roman Boos]])''
*''The Threefold Commonwealth'', 1920 - 1922, London
*''Drieledige Indeeling van het Sociale Organisme'', 1920 - 1921, Utrecht
''(ausführliche Angaben zu diesen und weiteren Zeitschriften und denen nach 1945 finden sich in 'Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985', siehe [[:Kategorie:Anthroposophische Zeitschrift]])''


== Anmerkungen ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>
== Literatur ==
#Ernst Müller (Hrsg. und Übersetzer): ''Der Sohar - Das heilige Buch der Kabbala'', Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005 (Diederichs Gelbe Reihe), ISBN 3-7205-2643-7
#Helmut Werner: ''Die Kabbala'', Komet Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-89836-165-1
#Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001) {{Vorträge|089}}
#Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1991) {{Vorträge|110}}
# Rudolf Steiner: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen und sein Selbst?'', [[GA 145]] (1986) {{Vorträge|145}}
# Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V'', [[GA 346]] (2001) {{Vorträge|346}}
#Rudolf Steiner: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988), Zwölfter Vortrag, Dornach, 10. Mai 1924 {{Vorträge|353}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.rodurago.net/index.php?site=lebensbaum Interaktiver Kabbalistischer Lebensbaum]
* [http://www.dreigliederung.de Institut für soziale Dreigliederung]
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalabuch.htm Einführung in den hermetisch-kabbalistischen Lebensbaum]
* [http://www.sozialimpulse.de Institut für soziale Gegenwartsfragen]
* [http://www.scherm.de/kabbala/ Die poetische Kabbala]
* [http://www.globenet3.org Global Network for Social Threefolding] (englisch)
* [http://www.kabbala-info.net/deutsch/zehn-sefirot1-german.htm Die Lehre von den Zehn Sefirot] von Rabbi Yitzhak Luria - ARI mit dem Kommentar des Kabbalisten Rabbi Yehuda Levi Ashlag (1882-1955) über "Der Baum des Lebens" des ARI
* [http://www.fiu-verlag.com FIU-Verlag] Texte von und zu Joseph Beuys
* [http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=438&letter=S&search=sefirot Sefirot] - Artikel in der [[Wikipedia:Jewish Encyclopedia|Jewish Encyclopedia]]  
* [http://www.sozialimpuls.info Sozialimpulse] anthroposophischer Sozialimpuls
 
* [http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/m1.html Menschen und soziale Dreigliederung]
[[Kategorie:Kabbala]]
* [http://www.kulturzentrum-achberg.de Internationales Kulturzentrum Achberg (INKA)] [[Internationales Kulturzentrum Achberg]]
[[Kategorie:Soziales Leben]]
[[Kategorie:Gesellschaftsmodell]]
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaft]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
{{Wikipedia}}

Version vom 17. Juni 2016, 10:09 Uhr

Die Dreigliederung des sozialen Organismus – oder die Soziale Dreigliederung – ist ein Leitbild für gesellschaftliche Ordnung und Entwicklung, das in den Jahren 1917–1922 von Rudolf Steiner entworfen und ausgearbeitet wurde.

Die Soziale Dreigliederung beschreibt die Grundstruktur einer Gesellschaft, in der die Koordination der gesamtgesellschaftlichen Lebensprozesse nicht zentral durch den Staat oder eine Führungselite erfolgt, sondern in der sich die drei Bereiche des sozialen Lebens: Geistesleben (Kultur), Rechtsleben bzw. Politik und Wirtschaft selbst verwalten und relativ autonom den je eigenen Funktionsprinzipien folgen.

Der soziale Organismus, der den zentral verwalteten Einheitsstaat ablöst, soll analog des dreigliedrigen menschlichen Organismus aus dem lebendigen Zusammenwirken der drei selbstständigen Glieder des Wirtschafts-, Rechts- und Geistesleben entstehen. Das Wirtschaftsleben ist dabei vergleichbar dem Nerven-Sinnessystem, das Rechtsleben dem Rhythmischen System und das Geistesleben dem Stoffwechselsystem (Lit.:GA 197, S. 82f)[1]

  • Das Wirtschaftsleben entfaltet sich auf der Grundlage des nutzbaren Bodens im Kreislauf der Warenherstellung (Produktion), des Vertriebs (Handel) und des Verbrauchs (Konsum). Es soll nach dem Prinzip der Brüderlichkeit durch Assoziationen geregelt werden.
  • Das Rechtsleben umfasst das eigentlich Politische und das Verwaltungsrecht und regelt das Verhältnis von Mensch zu Mensch nach dem Prinzip der Gleichheit in für alle gleich geltenden Gesetzen.
  • Das auf Freiheit gegründete Geistesleben wird nicht staatlich reglementiert und umfasst u.a. das gesamte Bildungswesen, Kunst, Religion, technische Erfindungen, sowie auch die Rechtsprechung im Privat- und Strafrecht.

Begriff des dreigliedrigen sozialen Organismus und das Verhältnis seiner Glieder

Hierbei soll ein jedes dieser drei sozialen Glieder

„...in sich zentralisiert sein; und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen.“ (Lit.: GA 023, S. 071)

Dies bedeutet nicht, der Wirklichkeit eine ausgedachte Utopie überzustülpen, sondern heißt Wesenserkenntnis ohnehin schon vorhandener Wirkungsweisen nach dem Gesetz von Polarität und Steigerung, das Goethe als maßgeblich für die Morphologie [2] erkannte:

„...wir machen...auf eine höhere Maxime des Organismus aufmerksam, die wir folgendermaßen aussprechen. Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine Mehrheit,....Je unvollkommender das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich und desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommener das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die Teile einander....Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommenes Geschöpf.“[3]

Steiner bezieht diese Vorstellung unmittelbar auf den sozialen Organismus, indem er sagt:

„Die Auseinanderspaltung ist eigentlich immer da; es handelt sich nur darum, dass man findet wie die drei Glieder zusammen gebracht werden können, so dass sie nun tatsächlich im sozialen Organismus mit einer solchen inneren Vernunft wirken, wie, sagen wir, das Nerven-Sinnes-System, das Herz-Lungen-System und das Stoffwechselsystem im menschlichen Organismus wirken“ (Lit.: GA 340, S. 154)[1]

Die anzustrebende funktionale Gliederung der Gesellschaft soll ja ausdrücklich nicht als Utopie verstanden werden, sondern beruht auf einer durch Empirie errungenen Erkenntnis von den notwendigen Lebensbedingungen dieser drei gesellschaftlichen Bereiche. Im nationalen Einheitsstaat seien diese drei Systeme in einer sich gegenseitig behindernden Weise miteinander verflochten. Erst in ihrer durchgreifenden funktionalen Trennung, ohne dass ein Gebiet in das andere in unberechtigter Weise eingreife und dadurch zu sozialen Komplikationen führe, könnten sie ihre eigenen Kräfte voll entfalten. Der Nationalstaat, der sich in einer nicht mehr zeitgemäßen Weise aus einem Volkszusammenhang herleite, sei damit überwunden. An seine Stelle trete eine Rechtsgemeinschaft. (Lit.: GA 332a, S. 151f.)

Mit diesem ordnungspolitischen Konzept skizzierte Steiner eine Sozialordnung, von der er annahm,

"dass in ihr Freiheit und Solidarität gleichermaßen zu verwirklichen sind und der Prozess fortschreitender Emanzipation nicht nur nicht behindert, sondern sogar positiv unterstützt wird."[4]

Den Begriff des sozialen Organismus will Steiner nicht als Analogieschema zu natürlichen Organismen verstanden wissen[1]. Diesen, in den Sozialwissenschaften seiner Zeit nicht ungebräuchlichen Begriff verwendet er, weil er ihm am geeignetsten erscheint, den in fortwährender dynamischer Veränderung befindlichen Prozessen der sozialen Sphäre gerecht zu werden. Um diese komplexen Vorgänge realistisch zu erfassen, bedarf es nach Steiners Ansicht eines Übergangs von einer statisch-abstrakten zu einer lebendig-beweglichen, will heißen einer `organischen` Betrachtungsweise. (Lit.: GA 332a, S. 007 GA 332a, S. 155)

Die Dreigliedrigkeit des sozialen Organismus gewinnt jedoch durch den Vergleich[1] mit dem dreigliedrigen menschlichen Organismus in einem bestimmten Aspekt an Deutlichkeit, wobei es da nicht auf das organismische ankommt, sondern auf das Verhältnis der Glieder zu einander:

"Die freien, individuellen Menschen, die sich in eine soziale Zwangsstruktur hineinstellen und ihre freie Geistigkeit steril machen, lassen ebenso die soziale Struktur absterben, wie ein Mensch absterben muß, dem Sie keine Nahrungsmittel geben. Das, was die menschlichen Köpfe in die Welt hereinbringen, das sind die Nahrungsmittel für den sozialen Organismus. So daß man sagen kann: Das Produktive aus Nerven- und Sinnessphäre ist die Nahrung für den sozialen Organismus. - Das, was beim Menschen das rhythmische System ist, dem entspricht allerdings im sozialen Organismus alles dasjenige, was eigentlich dem Staate übertragen werden soll, wie ich schon gestern sagte: alles, was sich auf Regulierung, auf die äußere Gesetzlichkeit, also staatliche Gesetzmäßigkeit bezieht. Und was ist nun im Staat das Produktive? Dasjenige, was aus der Naturgrundlage im weiteren Sinne herauskommt, das Wirtschaftsleben. Das ist gewissermaßen der Kopf des Staates. Das Wirtschaftsleben, die Naturgrundlage, alles das, was produziert wird, das ist gewissermaßen der Kopf. Es ist umgekehrt wie beim individuellen Menschen. So daß wir ebensogut sagen können: Wie der Mensch produktiv ist durch seine Nerven und Sinne, so ist der soziale Organismus durch seine Naturgrundlage produktiv. Und wie der Mensch seinen Stoffwechsel von der Natur erhält, so erhält der soziale Organismus seine Nahrung aus dem Menschenkopf heraus. Den sozialen Organismus verstehen Sie im Verhältnis zum Menschen nur richtig, wenn Sie den Menschen auf den Kopf stellen. Hier im Menschenkopf ist eigentlich der Grund und Boden des Menschen. Der Mensch wächst von oben nach unten, der staatliche Organismus wächst von unten nach oben. Er hat seinen Kopf, wenn man ihn schon mit dem Menschen vergleichen will, unten und steht auf dem Kopf und hat seine Beine oben. Seine Nahrung bekommt er aus dem einzelnen individuellen Menschen. So muß man innerlich das, was sozialer Organismus ist, verstehen. Analogiespiel macht nichts aus; aber der Hinblick auf die wahre Wirklichkeit, auf die echte Realität, das ist es, worauf es ankommt." (Lit.: GA 188, S. 175f.)

Die drei Glieder, Hauptbereiche oder Subsysteme der Gesellschaft bzw. des sozialen Organismus

Nach Rudolf Steiner gibt es drei und nur drei wesentlich verschiedene Hauptbereiche des sozialen Organismus:

  • das Geistesleben, das Bildung und Kultur umfasst, sowie die Zusammenarbeit der Menschen (verstanden als Kreativitätsfaktor, etwa die Kultur der Entscheidungsprozesse oder das Betriebsklima betreffend). Als Produktionsfaktor wäre die Arbeit dem Wirtschaftsleben zuzuordnen.
  • das Rechtsleben, das Gesetze, Regeln und Vereinbarungen der Gesellschaft umfasst.
  • das Wirtschaftsleben, das die Produktion, den Handel und Konsum von Waren und Dienstleistungen umfasst.

Sie werden als autonom und gleichrangig, aber unterschiedlich in ihrem Wesen beschrieben. Jedem Hauptbereich ist ein Ideal der Französischen Revolution als leitendes Prinzip zugeordnet: Die Freiheit ist dem Geistesleben zugeordnet, die Gleichheit dem Rechtsleben, und die Brüderlichkeit dem Wirtschaftsleben.

Geistesleben

Die Freiheit im Geistesleben soll den Menschen die Ausbildung und Ausübung ihrer individuellen Fähigkeiten und eine kulturelle Vielfalt und Weiterentwicklung ermöglichen. Diese Freiheit könne sich nur in einer Struktur der Autonomie entfalten, in der das geistige und kulturelle Leben sowohl von den Interessen des Staates als auch von denen der Wirtschaft unabhängig bleibe. Die geringe Durchschlagskraft des intellektuellen und künstlerischen Bereiches für die gesellschaftliche Entwicklung leitet Steiner von dieser Abhängigkeit ab:

„Man muss darauf hinschauen, was das Geistesleben in der Abhängigkeit von der Staatsgewalt und der mit ihr verbundenen kapitalistischen Gewalt geworden ist. (Lit.: GA 333, S. 014)

Kultur und Wissenschaft können ihr Potential nur entfalten und die nötigen innovativen Impulse geben, wenn ihre Triebkräfte nicht von den Verwertungsinteressen der Wirtschaft oder den wechselnden Machtinteressen der Politik gespeist werden. Die Richtlinien und Ziele für Erziehung und Bildung können zur größtmöglichen Entfaltung der individuellen Fähigkeiten nur aus den Erkenntnissen ihres eigenen Bereiches gewonnen werden. Diese Autonomie soll nicht nur die Lehrenden, Erziehenden und Kulturschaffenden in ihrer spezifischen Tätigkeit betreffen, sondern auch die Verwaltung dieses Gebietes umfassen, welche somit von den hierin Arbeitenden möglichst selbst durchgeführt wird.

„Dem Geistesleben kann nur seine Kraft werden, wenn es von dem Staatsleben wieder losgelöst wird, wenn es ganz auf sich selbst gestellt wird. Was im Geistesleben lebt, insbesondere das Schulwesen, muss seiner Selbstverwaltung übergeben werden, von der obersten Spitze der Verwaltung des Geisteslebens bis zum Lehrer der untersten Schulstufe.“ (Lit.: GA 333, S. 014)

"Es wird also angestrebt, daß das Geistesleben nicht mehr abhängt vom Staatsleben und nicht mehr abhängt vom Wirtschaftsleben, sondern gerade frei und unabhängig sein kann, gerade so sein kann, wie es die Katholische Kirche niemals war, die sich immer mit dem Staat und Wirtschaftsleben zusammen konfundiert hat." (Lit.: GA 196, S. 122)

Rechtsleben

Die Gleichheit im Rechtsleben soll die Rechte und Möglichkeiten jedes Einzelnen sichern. Der Staat soll nach den Vorstellungen der sozialen Dreigliederung als zentrale Machtinstanz zurücktreten und einen Teil seiner Aufgaben an die Gesellschaft abgeben. Das heißt jedoch nicht, dass diese autonomen Aufgabengebiete im rechtsfreien Raum stattfinden können. Sie stehen auf dem Boden der rechtsstaatlichen Verfassung. Die auf demokratischem Wege entstandene Rechtsordnung durchdringt alle Bereiche des Wirtschafts- und Geisteslebens und gibt den darin sich betätigenden Menschen die Sicherheit vor Willkür und Machtmissbrauch.[5]

Wirtschaftsleben

Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben soll durch Assoziationen von Verbrauchern, Händlern und Produzenten in einem freien Markt gerechte Preise, sowie eine gerechte Güterverteilung ermöglichen. Aufgabe des Rechtslebens wäre es, den dazu erforderlichen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der Privateigentum an Produktionsmitteln und Kapital nicht enteignet oder verstaatlicht, sondern in Treuhandeigentum transformiert. Ein auf diese Weise neutralisiertes Kapital kann weder verkauft, noch vererbt, sondern nur in einer Art Schenkung an neue Eigentümer übertragen werden. Daher basiert der Kapitalbegriff der Sozialen Dreigliederung auf der durchzuführenden Kapitalneutralisierung.

„Das Eigentum hört auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überwundenen Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem.“ (Lit.: GA 023, S. 100)

Dadurch wäre es kapitalistischem Missbrauch durch gewinnmaximierenden Weiterverkauf oder Börsenspekulation entzogen. Andererseits wäre die Freiheit am Gemeinwohl orientierter Unternehmer und die Sozialbindung des Eigentums gesichert.

Neben der Umwandlung des alten Eigentumsbegriffs hinsichtlich der Produktionsmittel, tritt die Grundüberzeugung, dass Arbeit nicht bezahlbar ist, mithin nicht gekauft werden kann. Der Warencharakter der menschlichen Arbeit ist nach Ansicht Steiners eine Restform der Sklaverei, deren vollständige Überwindung erst mit der Abschaffung des Lohnprinzips gegeben ist. Statt Arbeitslohn gibt es einen vertraglich vereinbarten Anteil am Gewinn. Innerhalb eines Betriebes entfallen durch die Neutralisierung des Kapitals die klassischen Rollen des Arbeitgebers und Arbeitnehmers. Steiner schlug als eine neue Möglichkeit der Benennung die Begriffe Arbeitleister und Arbeitleiter vor. Diese stehen in einem Vertragsverhältnis:

„Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen.“ (Lit.: GA 023, S. 079)

In verschiedenen Interpretationen und Weiterentwicklungen der sozialen Dreigliederung variieren die Beschreibungen und Abgrenzungen der drei gesellschaftlichen Subsysteme ebenso wie konkrete Vorschläge zur Umsetzung und zur Organisation der Selbstverwaltung dieser drei Bereiche. Zentral ist jedoch die Zuordnung der drei Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu den drei Sphären der Gesellschaft Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben.

Bezug zur Dreigliederung des menschlichen Organismus[1]

„Wenn man so äußerlich Analogien bilden würde, dann würde man sagen: Wir haben die Dreigliederung des sozialen Organismus und die Dreigliederung des menschlichen Organismus. Der Kopf ist das geistige Organ, also muß man es vergleichen mit dem geistigen Leben des dreigliedrigen Organismus; das rhythmische System, das bringt Einklang zwischen den verschiedenen Funktionen als Herztätigkeit, als Atmungstätigkeit - also Rechtsteil des sozialen Organismus; den Stoffwechsel, das Gröbste, Materiellste, dasjenige, worauf der Mystiker mit einer gewissen Verachtung herabsieht, trotzdem auch er erklärt, daß er essen und trinken muß, den vergleicht man mit dem wirtschaftlichen Leben.

Das ist aber nicht so! Ich habe öfter darauf aufmerksam gemacht bei andern Gelegenheiten, daß die Dinge eben in Wirklichkeit anders liegen, als man nach bloßen Analogien glaubt, daß man zum Beispiel nicht sagen kann, die Sommerzeit lasse sich mit dem Wachzustand der Erde vergleichen und die Winterzeit mit dem Schlaf zustand. Die Wahrheit ist eine andere. Im Sommer schläft die Erde, im Winter wacht sie. Das habe ich ja in seinen Einzelheiten ausgeführt.

Aber so ist es auch, wenn man auf die Wirklichkeit und nicht auf Analogien geht, bei dem Vergleichen des sozialen Organismus mit dem menschlichen Organismus. Da muß man vergleichen just das Wirtschaftsleben im sozialen Organismus mit der menschlichen Kopftätigkeit; dasjenige, was Rechtsleben ist, das muß man allerdings - weil es das Mittlere ist, so haben sich die Leute auch nicht geirrt bei der Analogie - mit der rhythmischen Tätigkeit vergleichen. Aber das Geistesleben, das muß man vergleichen mit dem Stoffwechsel. Also das Wirtschaftsleben ist zu vergleichen mit den geistigen Organen, das geistige Leben im sozialen Organismus mit den Stoffwechselorganen. Da hilft nichts. Das Wirtschaftsleben ist der Kopf des sozialen Organismus, und das geistige Leben ist Magen, Leber und Milz für den sozialen Organismus, nicht für den einzelnen individuellen Menschen.“ (Lit.:GA 197, S. 82f)

Die Beziehung des sozialen Organismus zum vorgeburtlichen, inkarnierten, und nachtodlichen Menschen

"Es liegen also große Prinzipien auch in dieser Beziehung in der Dreigliederung des sozialen Organismus. Wir gliedern in drei Glieder aus dem Grunde, weil wir die verschiedensten Gebiete, die mit dem Übersinnlichen etwas zu tun haben, von demjenigen abtrennen müssen, was nur mit dem Sinnlichen zwischen der Geburt und dem Tode etwas zu tun hat. (...) Damit weise ich Sie hin auf dasjenige, was für die Bekräftigung der Dreigliederungsidee nur aus der Initiationswissenschaft heraus gewonnen werden kann." (Lit.: GA 196, S. 128)

Vorgeburtliches Leben und Geistesleben auf der Erde

"Nun erinnern Sie sich an etwas, was ich Ihnen hier schon auseinandergesetzt habe, was ich aber noch einmal für diejenigen, die das nicht gehört haben, wiederholen will. Der Mensch, indem er hier auf der Erde lebt zwischen Geburt und Tod, ist ja nicht bloß dieses Wesen, das hier zwischen Geburt und Tod lebt, sondern er trägt in sich die Nachklänge desjenigen, was er durchlebt hat erstens in früheren Inkarnationen, aber namentlich desjenigen, was er durchlebt hat zwischen dem letzten Tode und der Geburt, die seinem jetzigen Leben vorangegangen ist. In dieser Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt haben wir in der geistigen Welt Erlebnisse durchgemacht, und diese Erlebnisse klingen nach in dem gegenwärtigen Leben. Und wie klingen sie nach im öffentlichen sozialen Leben ? - So, daß alles, was die Menschen hineinbringen in das öffentliche Leben durch ihre Talente, durch ihre besonderen Begabungen, was also überhaupt das öffentliche Geistesleben ist, ja gar nicht von der Erde ist, sondern alles Nachklang ist aus dem vorirdischen Leben. (...)Und was hier auf der Erde an Kunst, Wissenschaft, an religiösen Impulsen bei den Menschen entwickelt wird, das heißt, was entwickelt wird als irdisches Geistesleben, das: ist alles Nachklang des überirdischen Geisteslebens, wie es die Menschen durch die Pforte der Geburt hier hereinbringen. (...) Wir haben also in diesem sozialen Leben hinsichtlich der Kräfte ein Element drinnenstecken, das uns einfach heruntergeschickt wird aus den geistigen Welten. (Lit.: GA 196, S. 126f.)

Wirtschaftsleben auf der Erde und nachtodliches Leben

"Dasjenige aber, was im Wirtschaftsleben gewirkt wird durch Brüderlichkeit oder Unbrüderlichkeit, was die Menschen füreinander tun, wirtschaften, das hat, so sonderbar es klingt, nicht nur eine Bedeutung für dieses Leben zwischen Geburt und Tod, sondern gerade eine große Bedeutung für das Leben nach dem Tode. (...) Dasjenige,was sich hier abspielt als wirtschaftliches Leben, das ist die Ursache, wie Menschen leben werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Wenn zum Beispiel eine wirtschaftliche Ordnung bloß auf Egoismus aufgebaut ist, so bedeutet das, daß die Menschen im hohen Grade Einsiedler werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, daß sie die größten Schwierigkeiten haben, andere Menschenwesen zu finden, kurz, es hat eine riesige Bedeutung für das Leben zwischen dem Tod und der nächsten Geburt, wie der Mensch sich hier wirtschaftlich verhält." (Lit.: GA 196, S. 127)

Das Rechtsleben als rein irdisches Leben

"Es bleibt daher einzig und allein als rein irdisch das Rechts- oder Staatsleben. Das hat weder eine Bedeutung für vorgeburtliches Leben noch für das nachtodliche Leben, das hat nur eine Bedeutung für das, was hier auf der Erde geschieht. Trennen wir reinlich ab dieses rechtsstaatliche Leben von den beiden andern Gebieten, so trennen wir das Irdische ab von allem Überirdischen, das hier auf die Erde hereinspielt." (Lit.: GA 196, S. 128)

Aufsteigende und absteigende Kräfte

"Der soziale Organismus stirbt zwar nicht, dadurch unterscheidet er sich zum Beispiel von dem menschlichen Organismus, aber er wandelt sich, und aufsteigende und absteigende Kräfte sind ihm naturgemäß. Nur der begreift den sozialen Organismus, der weiß: wenn man die besten Absichten verwirklicht und irgend etwas auf irgendeinem Gebiet des sozialen Lebens herstellt, was aus den Verhältnissen heraus gewonnen ist, wird es nach einiger Zeit dadurch, daß Menschen mit ihren Individualitäten drinnen arbeiten, Absterbekräfte, Niedergangskräfte zeigen. Was für das Jahr zwanzig eines Jahrhunderts das Richtige ist, das hat sich bis zum Jahre vierzig desselben Jahrhunderts so verwandelt, daß es bereits seine Niedergangskräfte in sich enthält." (Lit.: GA 083, S. 284)

Globalisierung

Tafel 1

Im Zeitalter der Weltwirtschaft, die sich mit der wirtschaftlichen Liberalisierung und der industriellen Revolution seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer stärker herausgebildet hat, kann der soziale Organismus realistisch nur als globales Gebilde aufgefasst werden:

"Aber all die Nationalökonomien, von Adam Smith angefangen bis herauf zu den neuesten, rechnen eigentlich mit kleinen Gebieten als sozialen Organismen. Sie beachten da nicht einmal, daß, wenn man schon eine bloße Analogie wählt, diese stimmen muß. Die Menschen beachten gar nicht, daß sie stimmen muß. Haben Sie schon einen wirklichen ausgewachsenen Organismus gesehen, der so ist: Hier ist zum Beispiel ein Mensch, hier ist der zweite Mensch, hier ist der dritte Mensch und so weiter. Es wären niedliche Menschenorganismen, die in solcher Weise aneinanderkleben würden; das gibt es doch bei ausgewachsenen Organismen nicht. Das ist aber doch bei den Staaten der Fall. Organismen brauchen die Leere um sich herum bis zu dem anderen Organismus. Das, womit Sie die einzelnen Staaten vergleichen können, sind höchstens die Zellen des Organismus, und Sie können nur die ganze Erde als Wirtschaftskörper mit einem Organismus vergleichen. Das müßte beachtet werden. Das ist mit Händen zu greifen, seit wir Weltwirtschaft haben, daß wir die einzelnen Staaten nur mit Zellen vergleichen können. Die ganze Erde, als Wirtschaftsorganismus gedacht, ist der soziale Organismus." (Lit.: GA 340, S. 22)

Geschichte

Rudolf Steiner entwickelte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Grundgedanken zur sozialen Frage. 1898 formulierte er – als Antwort auf eine Schrift des Philosophen Ludwig Stein – in zwei Aufsätzen sein „soziologisches Grundgesetz“:

„Die Menschheit strebt im Anfange der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen.“[6]

1905 veröffentlichte er in der theosophischen Zeitschrift Lucifer-Gnosis sein „soziales Hauptgesetz“:

„Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.“[7]

1917 richtete er auf Vermittlung und in Zusammenarbeit mit Ludwig Polzer-Hoditz und Otto Graf von Lerchenfeld Memoranden an die österreichische und deutsche Regierung zu einem Friedensangebot der Mittelmächte, welches im Geiste der sozialen Dreigliederung eine wirksame Alternative zu dem verhängnisvollen 14-Punkte-Programm zur Selbstbestimmung der Nationen des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson hätte bilden können. Der ehemalige Kabinettschef des österreichischen Kaisers Karl, Arthur Polzer-Hoditz machte diesen im November 1917 mit der Idee der Dreigliederung bekannt. Er wurde aufgefordert das ganze System der Dreigliederung in einer Denkschrift niederzulegen. Im Februar 1918 übergab er diese dem Kaiser und informierte noch am selben Tag den damaligen Ministerpräsidenten Seidel umfassend über den Inhalt der Ausarbeitung. Eine Reaktion blieb jedoch aus. [8]

Der wesentliche Grund für die negative Bewertung der Wilsonschen Thesen ist das dort postulierte Selbstbestimmungsrecht der Völker. In diesem sah Steiner eine illusionäre Idee, die im Gegensatz zu ihrer vordergründigen Plausibilität eine Epoche des Nationalismus und Rassismus einleiten würde. Dieser, in einer immer mehr von vielfältigen kulturellen und ethnischen Zugehörigkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit, zerstörerischen Idee stellte er das „Selbstbestimmungsrecht des Individuums“ entgegen.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte er mit dem Unternehmer Emil Molt einige Jahre lang im Rahmen des Bundes für Dreigliederung Mitstreiter zu finden, um diese Idee in Deutschland zu verwirklichen, konkret zunächst 1919 in Württemberg.

Im Zuge dieser Bemühungen kam es zur Begründung der ersten Waldorfschule. Die Dreigliederung sollte in der Unsicherheit nach dem Ersten Weltkrieg den Strömungen des Nationalismus und des Kommunismus entgegenwirken und den Kapitalismus eindämmen.

1921 gab es in Oberschlesien einen weiteren Versuch, öffentlich für die Konzeption der sozialen Dreigliederung zu wirken, um mit der Etablierung eines freien Geisteslebens die nationalen Gegensätze zu überwinden und das Auseinanderbrechen des Landes zu verhindern (Oberschlesische Aktion des Bundes für Dreigliederung). Auch dieser Aktion war kein Erfolg beschieden, aber es dürfte ihr mit zu verdanken sein, dass das Land nicht in einem Bürgerkrieg versank.

Als Steiner sah, dass er in der damaligen Nachkriegssituation in Mitteleuropa die Soziale Dreigliederung nicht realisieren konnte, beendete er seine diesbezüglichen Aktivitäten und beschränkte sich darauf, die Ideen der Dreigliederung in Vorträgen und Seminaren weiter zu entwickeln. Nachdrücklich wies er darauf hin, dass die Zukunft eine dreigliedrige Entwicklung des sozialen Organismus in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in jedem Falle bringen werde, entweder durch Einsicht künftiger Generationen bewerkstelligt oder durch unvorstellbare Katastrophen erzwungen.

Die Erinnerung an dieses Leitbild blieb weitgehend nur in anthroposophischen Kreisen lebendig und führte auch dort nach Rudolf Steiners Tod bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein eher randständiges Dasein.

Im Zuge der 68er-Bewegung gab es eine bedeutsame Renaissance der Dreigliederungsbewegung, getragen von einer kleinen Minderheit der damals „Bewegten“, die jedoch, trotz größter Bemühungen um Öffentlichkeit, in der herrschenden Medienöffentlichkeit kaum zu Wort gekommen oder wahrgenommen wurde.

Folkert Wilken und Hans-Georg Schweppenhäuser entwickelten in dieser Zeit sehr grundlegende Ansätze, etwa, wie die Kapitalneutralisierung oder wie die Zähmung des Geldwesens zu bewerkstelligen sei.

In verschiedenen außerparlamentarischen Gesprächskreisen, Gruppierungen und Einrichtungen Westdeutschlands, der Schweiz, Österreichs, der Niederlande und Skandinaviens wurde die ideelle Übereinstimmung des sozialen und emanzipatorischen Gedankenguts von Denkern wie dem jungen Marx, Voltaire, Rosa Luxemburg mit den Idealen der sozialen Dreigliederung gewürdigt, diskutiert und herausgestellt. Begeisterung für den Prager Frühling, für die von Eugen Löbl formulierte Forderung, „den Sozialismus mit dem großen Programm der Freiheit [zu] verbinden“, gab diesen Gruppierungen enormen Auftrieb. Rudi Dutschke wusste um diese Zusammenhänge. Sein Wille zur Zusammenarbeit konnte durch das Attentat und seinen späteren frühen Tod leider nicht realisiert werden.

Internationales Kulturzentrum Achberg

Wilfried Heidt vom Republikanischen Club Lörrach und Peter Schilinski vom Republikanischen Club Sylt ergriffen 1969 mit ihren Mitarbeitern die Initiative zur Begründung eines Internationalen Kulturzentrums als Begegnungsstätte aller Menschen, die an der Zielsetzung eines „dritten Weges“ zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Staatssozialismus (und dazu zählten sich auch die „Dreigliederer“) interessiert sind. Als dann mit Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts diese Begegnungsstätte als Internationales Kulturzentrum Achberg im Geiste „aktiver Toleranz“ ihre Arbeit aufnehmen konnte, fand dort – neben vielen anderen bedeutsamen Begegnungen etwa mit Emigranten des Prager Frühlings oder der russischen Opposition – auch innerhalb der „Dreigliederer“ ein wichtiger und beflügelnder Brückenschlag der Generationen statt. Noch lebende Zeitzeugen und Mitstreiter der ersten Dreigliederungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sich mit jungen Menschen, die diese Ideale weiterführen wollten, zusammen. Im Rahmen entsprechender Arbeitstagungen des Internationalen Kulturzentrums Achberg erfuhren die Zielvorstellungen eines freien Geisteslebens sowie der Gleichheit im Rechtsleben eine aktuelle Konkretisierung in der Forderung nach gesichertem, freien und gleichberechtigtem Zugang meinungsbildender Initiativen zu den Massenmedien, als Voraussetzung der Einführung von Elementen direkter Demokratie mit Volksinitiativen und Volksabstimmungen zur Ergänzung der parlamentarischen Demokratie. Des Weiteren spielte, angesichts einer unkontrollierten internationalen Kapitalmacht, die Frage eines neu geordneten, unabhängigen, jedoch demokratisch legitimierten und am Gemeinwohl orientierten Geldwesens eine wachsende Rolle.

Ausgangspunkt hierfür bildeten vor allem die Ideen Wilhelm Schmundts (1898–1992). Wilfried Heidt, damals Leiter des Achberger Instituts für Sozialforschung, förderte federführend und moderierend während der 70er Jahre die geistige Zusammenarbeit einer Kerngruppe von Menschen mit Wilhelm Schmundt, dem Künstler Joseph Beuys und vielen Mitarbeitern und Gästen des Internationalen Kulturzentrums. Die damals vertiefend erarbeiteten Urbilder eines zeitgemäßen Geldbegriffs bildeten das detaillierte geistige Fundament jener späteren prägnanten Kurzformel: Kunst = Kreativität = Kapital, mit der Joseph Beuys, der Wilhelm Schmundt seinen „großen Lehrer“ genannt hatte, auf die Kernpunkte einer alternativen Geldordnung aufmerksam machen wollte.

Seitdem hatte Joseph Beuys wesentlich dazu beigetragen, dass Positionen der sozialen Dreigliederung immer wieder auch in die Öffentlichkeit getragen wurden. Er hatte den Grundgedanken der Dreigliederung im Rahmen eines erweiterten Kunstbegriffs in seine Idee der Sozialen Plastik integriert. Nach Beuys können „alle Fragen der Menschen (...) nur Fragen der Gestaltung sein“. Dieser neue Kunstbegriff bezieht sich „auf alles Gestalten in der Welt. Und nicht nur auf künstlerisches Gestalten, sondern auch auf soziales Gestalten, [...] oder auf andere Gestaltungsfragen und Erziehungsfragen“.[10]

Im April 1989 veröffentlichte Rolf Henrich in der Bundesrepublik sein in der DDR geschriebenes Buch Der vormundschaftliche Staat – Vom Versagen des real existierenden Sozialismus. Es wurde zu einem der wichtigen Texte der Bürgerbewegung. Hierin analysierte er die Wirklichkeit der gesellschaftlichen Situation und konstatierte den „kulturellen Niedergang der sozialistischen Gesellschaft“.[11] Henrich stellte die Dreigliederung und seine Vision eines neu gestalteten blockfreien, anationalen Mitteleuropa vor:„Allerdings böte, was die inneren Verhältnisse betrifft, die Dreigliederung des sozialen Organismus und die Selbstverwaltung seiner Glieder wohl die besten Möglichkeiten, um die ‚verhärtete Haut‘ endlich abzulegen, damit sich die bisher durch den Staat in der Mitte und im Osten Europas nach innen zurückgeworfenen Kräfte in einen freien menschlichen Austausch einbringen könnten.“[12]

Heutzutage gibt es eine Vielzahl kleiner und großer Initiativen, die die Ideen der sozialen Dreigliederung propagieren und teilweise auch umzusetzen versuchen. 2003 erhielten mit Nicanor Perlas, Vertreter der philippinischen Zivilgesellschaft und Ibrahim Abouleish, Begründer der Sekem-Farm in Ägypten, zwei Menschen bzw. Organisationen den Alternativen Nobelpreis, die das Leitbild der sozialen Dreigliederung teilen und propagieren. In Deutschland arbeitet etwa die GLS Bank Bochum auf Grundlage der sozialen Dreigliederung.

Abgrenzung von anderen sozial- und gesellschaftstheoretischen Konzepten

Die Grundidee der Dreigliederung scheint intuitiv leicht nachvollziehbar, Wirtschaft und Politik zeigen sich heute jedem als eigenständige Bereiche des sozialen Lebens (obwohl miteinander verquickt), für die jeweils unterschiedliche Regeln des Handelns gelten. Der Kulturbereich ist schwieriger zu fassen, ergibt sich aber irgendwie als das andere des sozialen Lebens, das nicht (oder nicht nur) ökonomisch oder rechtlich/politisch geprägt ist. Traditionell werden Kunst, Wissenschaft und Religion dem Kulturbereich zugeordnet.

Schon Max Weber ermittelte unterschiedliche "Sphären" des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, die den Menschen jeweils ganz unterschiedliche Sinnhorizonte für Situationsbewertung und angemessenes soziales Handeln vorgeben. Talcott Parsons unterschied vier Subsysteme der Gesellschaft Wirtschaft, Politik, Kultur und Gemeinwesen, die jeweils unverzichtbare Funktionen für die Gesamtgesellschaft wahrnehmen. Daniel Bell differenziert zwischen einem ökonomisch-technologischen, politischen und kulturellen Bereich. Für Niklas Luhmann sind das Rechtsystem und das Politiksystem unterschiedliche eigenständige Bereiche, für das Kulturgebiet beobachtet er eine ganze Reihe selbstständiger "autopoietischer" Systeme, wie etwa das Erziehungssystem oder die Massenmedien.

Damit ist die Aufgabe gestellt, das "Eigentliche" der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners schärfer herauszuarbeiten.

"Ich halte den Luhmann für den Philosophen des Unwesentlichen, denn er macht ja alles Wesentliche zu einem Surrogat. Zu einem Vorgestellten. ... Oder ich könnte auch sagen, Luhmann ist für mich jemand des „Dran vorbei“, ja? Ein Organismus ist etwas total anderes, als ein System. Aber alle Leute lieben heute das System. Das System tut. Na, das eignet sich wunderbar. Alle Moleküle versammeln sich im System und das System beschließt, ja? Das System beschließt also jetzt machen wir den aufrechten Menschen oder wir machen die Qualle oder so. Na, Unsinn ist das!" (Konrad Schily 2010 in einem Interview[13][14])

Neben den unterschiedlichen Einteilungen und der Verwirrung, was denn jeweils unter Sphären, Bereichen, Organismen, Strukturen oder Systemen, ihrer Autonomie und ihrem Zusammenwirken präzise zu verstehen ist, herrscht auch Uneinigkeit, inwieweit die soziale Dreigliederung bereits verwirklicht ist, oder wo schon in der gesellschaftlichen Entwicklung ein bemerkenswerter Fortschritt im Sinne dieser Idee festzustellen ist. Ein ehemaliger Bezirkspräsident Baden-Württembergs konnte sogar zu der Ansicht kommen: "Wir haben die Dreigliederung bereits!", und meinte damit die realexistierende soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik Ende der 80er Jahre.[15]

Diether Lauenstein hält die frühen systemtheoretischen Auffassungen Luhmanns (die sich allerdings von seiner späteren Systemtheorie (seit "Soziale Systeme" (1984) in wesentlichen Punkten unterscheiden)) für mit der Dreigliederungsidee identisch, jedenfalls das gleiche meinend, und sieht "erfolgversprechende Entwicklungen":

"Wir haben uns zu besinnen, ob wir nur Erzeuger und Verbraucher zu sein wünschen, oder ob wir auch andere unabdingbare Ziele haben. Wenn solches der Fall ist, dann müssen wir auch diesen Zielen kräftige allgemeine Formen verleihen. Den Hinweis auf eine neue erfolgversprechende Entwicklung geben heute Luhmanns vier Kommunikationsmittel der Gesellschaft - Liebe, Geld, Macht und Wahrheit -, die jedes, außer der Liebe, eine eigene ihr angemessene und ziemlich selbständige Organisation bilden können. Vor einem halben Jahrhundert regt Steiner dasselbe an als 'Dreigliederung des sozialen Organismus'" (Lauenstein: in 'Das Ich und die Gesellschaft', S. 329, (Hervorh. nicht i. Orig.))

Abgesehen davon, dass die Gleichsetzung Lauensteins von Steiners Dreigliederungsidee und Luhmanns Systemtheorie ein Missverständnis zu sein scheint (das an anderer Stelle näher zu untersuchen ist[16]) , findet sich in den Zitaten von Konrad Schily und Diether Lauenstein auch eine Gemeinsamkeit. Schily betont, ein Organismus sei etwas total anderes als ein System. Zudem sagt er, daß ein System keine Fähigkeit zur (Selbst-)gestaltung habe. Lauenstein spricht von "kräftigen allgemeinen Formen", die wir unseren Zielen verleihen müssen. Damit scheint angedeutet, dass man den sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederung als ein Gestaltungsprodukt anzusehen hat, das im Gegensatz zu verfestigten sozialen Strukturen und verselbständigten Systemen (Max Weber spricht vom "stählernen Gehäuse der Hörigkeit"), seine Gestaltbarkeit nicht verliert, und einer jeden (sachgerechten) Umgestaltung, die Ausdruck des Wollens einer sozialen Gemeinschaft ist, sich nicht widersetzt. [17]

Verschiedene Ebenen zur Umsetzung der Sozialen Dreigliederung

Entsprechend den Dimensionen sozialen Handelns gibt es unterschiedliche Ebenen zur Umsetzung der Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus. Es sind dies die mikrosoziale Ebene, die mesosoziale Ebene und die makrosoziale Ebene.

Mikrosozial ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch, etwa in einer Leih- und Schenkgemeinschaft. Eine einzelne Einrichtung zu schaffen, etwa eine Waldorfschule ist demnach mesosozial, größere Arbeitszusammenhänge zu schaffen, auch etwa eine (teilautonome) Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ist demnach ebenfalls mesosozial, die Gesamtidee der Sozialen Dreigliederung zu realisieren ist schließlich makrosozial angesiedelt.[18]

Wachsender Organismus vs. künstliche Organisiertheit

"Ebensowenig kann man davon sprechen, daß man organisieren soll, damit die Dreigliederung herauskäme. Was ein Organismus ist, das organisiert man eben nicht; das wächst. Es ist ja gerade das Wesen des Organismus, daß man ihn nicht zu organisieren hat, daß er sich selbst organisiert. Was man organisieren kann, ist kein Organismus." GA 339, S. 28

Es "bekommt dasjenige, was wirtschaftliche Organisation ist, zuerst eine gewisse Verwaltung im rechtlichen Sinn, indem die Städte immer mehr und mehr auftauchen und die Städte nun dieses wirtschaftliche Leben zunächst organisieren, während es früher gewachsen ist, als die Dorfgemeinden tonangebend waren." GA 339, S. 29

"Aber geradeso wie in einem Organismus jede Einzelheit notwendig so geformt ist, wie sie eben geformt ist, so ist in der Welt, in der wir leben und an der wir mitgestalten, alles so zu formen, wie es im Sinne des Ganzen an seinem Orte geformt werden muß." GA 339, S. 30

"Dann ist man so weit, daß man nun auseinandersetzen kann, wie das geistige Leben wiederum Realität gewinnen muß, weil es ja zur Ideologie wirklich geworden ist. Wenn man vom Geiste nur Ideen hat, nicht den Zusammenhang mit dem wirklichen geistigen Sein und Wesen, dann ist es eben eine Ideologie. So bekommt man von da aus die Brücke zu dem Gebiet, auf dem man eine Vorstellung hervorrufen kann von der Realität des geistigen Lebens. Und dann wird es einem möglich, darauf hinzuweisen, wie das geistige Leben eben eine in sich geschlossene Realität, nicht ein Produkt des wirtschaftlichen Lebens, nicht eine bloße Ideologie ist, sondern ein in sich selbst gegründetes Reales ist. (...) Wenn das geistige Leben nur eine Ideologie ist, so strömen eben diese Ideen herauf aus dem wirtschaftlichen Leben. Da muß man sie organisieren, da muß man ihnen eine künstliche Wirksamkeit und Organisation verschaffen. Das hat ja auch der Staat getan. In dem Zeitalter, wo das geistige Leben in Ideologie verdunstete, hat der Staat es in die Hand genommen, um der Sache wenigstens die Realität, die man nicht in der geistigen Welt selber erlebt hat, zu geben." GA 339, S. 60f.

"Das Geistesleben aber ist, wenn man ihm gegenübersteht als einem Elemente, das auf sich selbst gebaut ist, ein sehr strenges Element, ein Element, demgegenüber man fortwährend seine Freiheit bewahren muß, das deshalb nicht anders als auch in der Freiheit organisiert werden darf. Lassen Sie einmal eine Generation ihr Geistesleben freier entfalten und dann dieses Geistesleben organisieren, wie sie es will: es ist die reinste Sklaverei für die nächstfolgende Generation. Das Geistesleben muß wirklich, nicht etwa bloß der Theorie nach, sondern dem Leben nach, frei sein. Die Menschen, die darinnenstehen, müssen die Freiheit erleben. Das Geistesleben wird zur großen Tyrannei, wenn es überhaupt auf der Erde sich ausbreitet, denn ohne daß eine Organisation eintritt, kann es sich nicht ausbreiten, und wenn eine Organisation eintritt, wird sogleich die Organisation zur Tyrannin. Daher muß fortwährend in Freiheit, in lebendiger Freiheit gekämpft werden gegen die Tyrannis, zu der das Geistesleben selber neigt." GA 339, S. 72

Die Zukunft des sozialen Organismus

"Lange Zeit hat gepocht an das Tor der wichtigsten menschlichen Erwägungen und Entschlüsse die soziale Frage. Jetzt ist sie eingedrungen in das Haus der Menschheit. Sie kann nicht wieder hinausgeworfen werden, denn sie ist in gewisser Beziehung der Menschheitsentwicklung gegenüber eine Zauberin. Sie wirkt nicht nur auf das Äußere des Menschheitsgefüges, sie wirkt so, dass die Menschen vor der Notwendigkeit stehen, entweder umzudenken oder zu dem schon vorhandenen Unglück ein immer vermehrteres Unglück zu fügen." (Lit.: GA 328, Vortrag vom 12.02.1919). In gewisser Weise kann gesagt werden, von der Selbst-Befähigung der Menschheit die Soziale Dreigliederung als die "Christus-gemäße Gestalt" (Rudolf Steiner) des sozialen Organismus einmal zu erkennen und zum zweiten, wenigstens modellhaft in irgendeinem Erdengebiet aufzubauen, hängen in gewisser Weise auch künftige, die Menschheit zum lebensbewahrenden Fortschritt befähigende Erfindungen ab, die das künftige Leben auf diesem Planeten Erde angesichts der fortschreitenden Zerfallskräfte durch die menschliche Nutzung der Atomkraft und weitere technische Machinationen erst weiter ermöglichen werden.[19]

Damit ist ausgesprochen, dass die Soziale Dreigliederung im Sinne Rudolf Steiners nicht eine bloße Theorie, sondern eine pure Entwicklungsnotwendigkeit ist.

Literatur

Werke Rudolf Steiners zur Sozialen Frage und zur Sozialen Dreigliederung

Relevantes aus den Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe

Weitere Literatur

Hauptartikel --> Soziale Dreigliederung Literaturliste

Einführungen, Grundlagen, Allgemeines

  • Bos, Lex: Was ist Dreigliederung...?, 2.Aufl., Verlag am Goetheanum, 1992
  • Brüll, Dieter (*1922): Der anthroposophische Sozialimpuls, Einführung in anthroposophische Themen Bd. 2, Novalis Verlag, 1984 (Neuauflage: Vlg. für Anthroposophie, 2012)
  • Hardorp, Benediktus: Anthroposophie und Dreigliederung, Verlag Freies Geistesleben, 1986 Was meint sozialer Organismus?
  • Kloss, Heinz: Selbstverwaltung und die Dreigliederung des sozialen Organismus, Bd.3, Vittorio Klostermann, 1983
  • König, Karl: Mensch unter Menschen werden: Über die soziale Dreigliederung (Karl König Werkausgabe Abt. 5), Ein Aufsatz aus dem Jahr 1944 und acht Vorträge zu Ostern und Michaeli 1964 in Föhrenbühl und Brachenreuthe, hrsg. v. Richard Steel, ISBN 978-3-7725-2405-9
  • Leber, Stefan (*1937): Selbstverwirklichung, Mündigkeit, Sozialität, Fischer Tb Verlag, 1982
  • Leber, Stefan (*1937): Das Soziale Hauptgesetz, Band 1, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Herausgeber Stefan Leber)
  • Leinhas, Emil (1878-1967): Zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Bürger-Verlag Alfons Bürger, 1946
  • Lindenau, Christof: Soziale Dreigliederung: Der Weg zu einer lernenden Gesellschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1983
  • Luttermann, J.:Dreigliederung des sozialen Organismus: Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners, Frankfurt/M.;Bern;New York; Paris: Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss.: 1989.
  • Strawe, Christoph: Soziale Dreigliederung, Verlag am Goetheanum, 1989
  • Strawe, Christoph: Menschlicher und sozialer Organismus. Über einen Vergleich und seinen Sinn, in: Sozialimpulse 01/2007, S. 13 - 21, PDF
  • Schilinski, Peter: Kommentare zu den "Kernpunkten der sozialen Frage", Jedermann Verlag
  • Schmundt, Wilhelm (1898-1992): Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982/2003(2)
  • Schmundt, Wilhelm: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, FIU-Verlag, 1993

Geistesleben

  • Leber, Stefan (*1937): Die Sozialgestalt der Waldorfschule, Verlag Freies Geistesleben, 2. Aufl. 1978
  • Schily, Konrad: Der staatlich bewirtschaftete Geist, Wege aus der Bildungskrise, ECON Verlag, 1993,
  • Wilken, Folkert (1890-1981): Das Kapital und die Zukunft, Novalis Verlag 1981
  • Wilken, Folkert: Das Kapital – sein Wesen, seine Geschichte und sein Wirken, Novalis Vlg. 1976

Rechtsleben

  • Boos, Roman (Hrsg.): Landwirtschaft und Industrie - Neuordnung des Bodenrechtes als soziale Forderung der Gegenwart, Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, 1957
  • Christian Czesla (Hrsg.): Eigentum: Die Frage nach der Sozialbindung des Eigentums an Boden und Unternehmen, Sozialwissenschaftliches Forum, Band 5, Verlag Freies Geistesleben, 2000, ISBN 978-3-7725-1535-4
  • Denzlinger, Karl-Heinz (*1930): Auf der Suche nach dem Rechtsstaat Mitteleuropas, Verlag am Goetheanum, 1990
  • Frei, Dieter W. (*1933): Menschengemässe Politik, Verlag am Goetheanum, 1988
  • Leber, Stefan u.a.: Der Staat. Aufgaben und Grenzen. Beiträge zur Überwindung struktureller Vormundschaft im Rechtsleben, Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Bd. 4, herausgegeben von der Sozialwissenschaftlichen Forschungsgesellschaft Stuttgart e.V. durch Stefan Leber, Verlag Freies Geistesleben, 1992, ISBN 377250924X
  • Röschert, Günter: Die Trinität als politisches Problem, Zu den geistigen Grundlagen von Recht und Staat, Verlag Freies Geistesleben, 1989
  • Schmundt, Wilhelm: Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975
  • Schweppenhäuser, Hans Georg: Das Eigentum an den Produktionsmitteln, Berlin 1963
  • Schweppenhäuser, Hans Georg: Macht des Eigentums. Auf dem Weg in eine neue soziale Zukunft, Radius Verlag, Stuttgart 1970
  • Vogel, Diether (1905-1969): Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit, Novalis Verlag 1990
  • Wilken, Folkert: Die Befreiung der Arbeit, Vlg. Die Kommenden 1965

Wirtschaftsleben

  • Attali, Jacques: Brüderlichkeit, Eine notwendige Utopie im Zeitalter der Globalisierung, Verlag Freies Geistesleben, 2003 (deutsche Übersetzung aus dem Französischen)
  • Canal, Georg F. von: Geisteswissenschaft und Ökonomie, Novalis Verlag AG, 1992
  • Caspar, Alexander: Wirtschaften in der Zukunft, Klett und Balmer & Co. Verlag, Zug (CH), 1996
  • Eisenhut, Stephan: Zur Komposition des Nationalökonomischen Kurses, Sonderheft der Die Drei, 2015, [2]
  • Häusler, Friedrich: Geld und Geist, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1963
  • Gengenbach, Heinz / Limbacher, Max (Hrsg.): Kooperation oder Konkurs? Die Landwirtschaft braucht neue Sozialformen, Verlag Freies Geistesleben, 1989
  • Heidt, Wilfried (Hrsg.): Abschied vom Wachstumswahn, Achberger Verlag, 1980
  • Heinen-Anders, Michael: Kapitalneutralisierung als Dreigliederungsaufgabe, BOD, Norderstedt 2013
  • Herrmannstorfer, Udo: Schein-Marktwirtschaft, Verlag Freies Geisteslebeben, 3. erw. Aufl. 1997
  • Kannenberg-Rentschler, Manfred: Die Dreigliederung des Geldes, Verlag am Goetheanum, 1988
  • Latrille, Wolfgang (*1905): Assoziative Wirtschaft - ein Weg zur sozialen Neugestaltung, Verlag Freies Geistesleben, 1985
  • Leber, Stefan: Die wirtschaftlichen Assoziationen, Band 2, Verlag Freies Geistesleben, 1987
  • Leber, Stefan: Wesen und Funktion des Geldes, Band 3, Verlag Freies Geistesleben, 1989
  • Lietaer, Bernhard A.: Das Geld der Zukunft, Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu, 1. Aufl., Riemann Verlag, Juni 2002
  • Schweppenhäuser, Hans Georg: Das kranke Geld. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen, Fischer Taschenbuch Verlag, 1982
  • ders.:Das soziale Rätsel: Fallstudien Heft 1 - 3, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1985, Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V., Freiburg, 1980; (Heft 1: Der Assoziationsgedanke als Grundlage einer zukünftigen Wirtschaftsordnung - Eigentumsrecht und Wirtschaft in ihrem Zusammenhang - Der Nachholbedarf der Jurisprudenz; Heft 2: Idee und Praxis des Assoziationsprinzips (Demeter-Assoziation) - Der Assoziationsgedanke und das Verlagswesen; Heft 3: Die Assoziation im Dialog - Das Wesen der wirtschaftlichen Assoziationen - Rudolf-Steiner-Texte (zusammengestellt von Fritz Götte))
  • Suhr, Dieter: Alterndes Geld, Novalis Verlag AG,1988
  • Witzenmann, Herbert: Sozialorganik, Ideen zu einer Neugestaltung der Wirtschaft, Gideon Spicker Verlag 1998
  • Witzenmann, Herbert (1905 - 1988): Der Gerechte Preis, Eine Grundfrage des sozialen Lebens, Gideon Spicker Verlag 1993
  • Witzenmann, Herbert: Geldordnung, Als Bewusstseinsfrage, Gideon Spicker Verlag 1995

Historisches, Chronik

  • Kühn, Hans (1889-1977): Dreigliederungs-Zeit, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1978
  • Kühne, Walter (1885-1970): Die Stuttgarter Verhältnisse, Novalis Verlag, 1989
  • Lindenberg, Christoph: Der geschichtliche Ort der Dreigliederungsinitiativen Rudolf Steiners. Eine historische Untersuchung der Jahre 1916 - 1921, in: Die Drei Nr. 9, Jg.55, 1985, S. 641- 672
  • Schmelzer, Albert (*1950): Die Dreigliederungsbewegung 1919, Ed. Hardenberg im Verlag Freies Geistesleben, 1991
  • Schmelzer, Albert: Rudolf Steiners Initiative für eine mündige Gesellschaft. Die Dreigliederungsbewegung des Jahres 1919. Ausgangspunkt der Waldorfschulgründung, in: Erziehungskunst, Jg. 53, Nr. 8/9, 1989, S. 634-653, PDF:[3]
  • Schöffler, Heinz Herbert: Das Wirken Rudolf Steiners 1917 - 1925, Verlag am Goetheanum, 1987, Band IV (von vier Bildbänden zu Rudolf Steiners Lebensgang)
  • Wilken, Folkert: Selbstgestaltung der Wirtschaft, Novalis Verlag 1949
  • Strawe, Christoph: Die Dreigliederungsbewegung 1917 - 1922 und ihre aktuelle Bedeutung, zuerst veröffentlicht im Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Heft 3/1998. Für die Internetveröffentlichung wurde er durchgesehen und geringfügig redigiert.
  • Strawe, Christoph: Entstehungsbedingungen und Wirkungsgeschichte des Arbeitsansatzes der Dreigliederung des sozialen Organismus. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschaftsverlag 2011, S. 649 - 705

Biographisches

  • Hemleben, Johannes: Rudolf Steiner, Rowohlt, 1977
  • Hoe, Susanna: The man who gave his company away. A Biography of Ernest Bader, Founder of the Scott Bader Commonwealth, William Heinemann Ltd., 1978
  • Lindenberg, Christoph: Rudolf Steiner. Eine Biographie, Stuttgart, 1997
  • Molt, Emil (1876-1936): Entwurf meiner Lebensbeschreibung, Verlag Freies Geistesleben, 1972
  • Rappmann (Hrsg.), Rainer: Denker, Künstler, Revolutionäre - Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt: Vier Leben für Freiheit,Demokratie und Sozialismus, Wangen, 1996, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-13-1

Spezielles

  • Harlan / Rappmann / Schata: Soziale Plastik - Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1984, beziehbar u.a. via FIU-Verlag
  • Janitzki, Axel / Burkart, Walter (Hrsg.): Alternativen zu Mietwohnung und Eigenheim - gemeinsam finanzieren, selbst verwalten, Verlag Freies Geistesleben, 1992
  • König, Karl: Der Impuls der Dorfgemeinschaft, Verlag Freies Geistesleben, 1994
  • Brüll, Ramon; Rappmann, Rainer: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?: Der Impuls der Dreigliederung und die Gründung des Internationalen Kulturzentrums Achberg. Erinnerungen, Reflexionen, Ausblicke, Info3-Verlag, 2016, ISBN 3957790352

Sonstiges, keine Einordnung

  • Barkhoff, Wilhelm-Ernst: Wir können lieben, wen wir wollen: Soziale Erneuerungskraft am Werk. Aufsätze und Vorträge, Reihe Praxis Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben, 1995
  • Bos, Lex: Leitbilder für Sozialkünstler, Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996
  • Buchleitner, Karl: Wer macht die Realität? Das Schicksal der Dreigliederungsidee, Novalis Verlag, 1989 (Aufsätze aus der Zeitschrift 'Die Kommenden', Mißverstandenes Soziales Hauptgesetz, Gescheiterte Dreigliederung, Gesundheitspolitik, Medizin, Europäische Union u.a.)
  • Giese, Reinhard (Hrsg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, 1980
  • Gutowski, Klaus: Memorandum zu einer Neugestaltung des sozialen Lebens getragen von einer menschenwürdigen Boden-, Geld- und Arbeits-Politik, Mellinger Verlag, 1999
  • Hardorp, Benediktus: Vortrag in der Universität Witten/Herdecke am 23. April 1989 Anthroposophie und die sozialen Herausforderungen, Verlag am Goetheanum, 1994
  • Heinen-Anders, Michael: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010
  • Heinen-Anders, Michael: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II, BOD, Norderstedt 2012
  • Heinen-Anders, Michael: Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2013
  • Heyer, Karl: Wer ist der deutsche Volksgeist? 2. Aufl., Perseus Verlag Basel, 1990 (zuerst 1961) (Aufsatzsammlung, enthält u.a. die Aufsätze "Sozialimpulse des Mittelalters und ihre Wandlung zur Dreigliederung des sozialen Organismus", "Von den Reichen des 'goldenen', 'silbernen' und 'gemischten' Königs in der Geschichte", und einen Anhang: "Esoterische Grundlagen und Aspekte der sozialen Dreigliederung. Hinweise Rudolf Steiners")
  • Initiative EuroVision (Hrsg.): Die Dreigliederung des sozialen Organismus als Aufgabe Europas im 21. Jahrhundert. Einladung zur Mitwirkung an einem aktuellen Projekt. Mit einem 'offenen Brief' an die anthroposophische Bewegung, Edition Medianum, 2000, ISBN 3881030190, (Wilfried Heidt, Achberg)
  • Lievegoed, Bernhard C.J.(1905-1992): Dem einundzwanzigsten Jahrhundert entgegen, 5. Aufl., Info-Drei Verlag, 1991
  • Normann Waage, Peter: Mensch, Markt, Macht, Rudolf Steiners Sozialimpuls im Spannungsfeld der Globalisierung, Rudolf Steiner Verlag, 2003
  • Rappmann (Hrsg.), Rainer: Die Kunst des sozialen Bauens - Beiträge zu Wilhelm Schmundt, Wangen 1993, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-05-0
  • Schmundt, Wilhelm: Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts, Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988

Zeitschriften

Historisch

  • Dreigliederung des sozialen Organismus, erschienen von 1919 bis 1922, wöchentlich, diente der Verbreitung der Idee der Dreigliederung, Register (Archivverlag Agraffe)
  • Mitteilungsblatt des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus, 1991 - 1920 (9 Nummern) (daneben gab es interne Rundschreiben des Bundes für Dreigliederung)
  • Soziale Zukunft, 1919 - 1921, Organ des Schweizer Bundes für soziale Dreigliederung
  • Phänomene und Symptome der geistigen, politischen und wirtschaftlichen Weltlage, Monatszeitschrift von 1926 - 1927 (Hauptsächlich Roman Boos)
  • The Threefold Commonwealth, 1920 - 1922, London
  • Drieledige Indeeling van het Sociale Organisme, 1920 - 1921, Utrecht

(ausführliche Angaben zu diesen und weiteren Zeitschriften und denen nach 1945 finden sich in 'Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985', siehe Kategorie:Anthroposophische Zeitschrift)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Eine Vegleichbarkeit des sozialen Organismus mit dem menschlichen ist nur in gewissen Hinsichten gegeben, in anderen überhaupt nicht. Vgl. Lit: Christoph Strawe: Menschlicher und sozialer Organismus: Über einen Vergleich und seinen Sinn, 2007 PDF.
  2. Vgl. Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, Norderstedt 2010, S. 71 - 72
  3. Johann Wolfgang von Goethe: Schriften zur Naturwissenschaft, Stuttgart 1977, S. 48 f.
  4. Luttermann, J.:Dreigliederung des sozialen Organismus: Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners, Frankfurt/M.:Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1989, Vorwort I
  5. Nach Behrens, Der Mensch – Bildner des sozialen Organismus, Hamburg 1958, S. 85ff.
  6. Online-Quelle mit den beiden Aufsätzen
  7. Quelle mit zahlreichen ergänzenden Texten
  8. Siehe: Renate Riemeck, Mitteleuropa. Bilanz eines Jahrhunderts, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1983, S. 145
  9. Siehe dazu: Jens Heisterkamp (Hrsg.), Die Jahrhundertillusion. Wilsons Selbstbestimmungsrecht der Völker, Steiners Kritik und die Frage der nationalen Minderheiten heute, Frankfurt am Main 2002
  10. Gespräch zwischen J. Beuys, B. Blume und H. G. Prager vom 15. November 1975, veröffentlicht in der Rheinischen Bienenzeitung, Heft 12/1975
  11. Henrich, Der vormundschaftliche Staat, Reinbek 1989, S. 316.
  12. AaO, S. 303.
  13. zitiert nach http://www.dreigliederung.de/essays/2010-08-001.html: Thomas Brunner, Ralf Gleide und Clara Steinkellner im Gespräch mit Dr. Konrad Schily, Witten, 17.8.2010. Eine gekürzte Fassung ist in Die Drei, Ausgabe 2011/1 erschienen.
  14. Vergleiche auch zum Thema des Interviews den Artikel in der taz: Die Bildung kennt ihre Grenzen nicht, 17.02.2004, von Dirk Baecker (Dirk Baecker ist Luhmannianer) [1]).
  15. Interview in Info3 (?)
  16. Für ein tieferes Verständnis des Eigentlichen der Dreigliederungsidee scheint die Kontrastierung mit der frühen Systemtheorie Luhmanns, mit der Systemtheorie Talcott Parsons, der Kritik an ihr, und mit der damaligen Habermas-Luhmann-Debatte (1971) lohnender als mit der späteren Systemtheorie Luhmanns. Ein deutscher Soziologe, der gegen Luhmann an Parsons Konzept festhält und es weiter ausgearbeitet hat, ist Richard Münch. Vgl. dazu auch die Artikel über Niklas Luhmann und Freies Geistesleben in diesem Anthrowiki.
  17. Es gibt dazu eine Anmerkung von Steiner, daß soziale Institutionen, also auch eine Waldorfschule, die Tendenz haben, in ihren Formen zu erstarren, unlebendig zu werden. Das Ergebnis davon ist dann die Organisation von der Art, wie sie Schily kritisiert. Um es nicht zu solcher System- bzw. Organisationsbildung, Verknöcherung kommen zu lassen, gilt es fortwährend dagegen anzukämpfen<Quelle> ... Es wäre dann insofern auch auch ganz falsch, die Waldorfschule mit so einer Organisation zu identifizieren. Die Organisation könnte so allenfalls etwas sein, auf das sich die Waldorfschule stützt, wie auf ein Skelett gewissermaßen.
  18. Dieter Brüll: Der Anthroposophische Sozialimpuls, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, S. 9 - 10
  19. Vgl. Peter Tradowsky: Das Mysterium von Golgatha, Radioaktivität und Atomkraft, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 49 ff und Peter Tradowsky: Die Dreigliederung als die "Christus gemäße Gestalt" des sozialen Organismus und die Widersachermächte, Freie Vereinigung für Anthroposophie - MORGENSTERN, Berlin 2007, S. 8 ff

Weblinks

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