Demeter und Karl Julius Schröer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Karl Julius Schröer.jpg|thumb|Karl Julius Schröer (1825 - 1900)]]
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'''Karl Julius Schröer''' (* [[Wikipedia:11. Januar|11. Januar]] [[Wikipedia:1825|1825]] in [[Wikipedia:Bratislava|Preßburg]], damals [[Wikipedia:Kaisertum Österreich|Kaisertum Österreich]]; † [[Wikipedia:16. Dezember|16. Dezember]] [[Wikipedia:1900|1900]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]) war ein [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischer]] [[Sprache|Sprach]]- und [[Literatur]]wissenschaftler. Er schrieb auch unter den [[Wikipedia:Pseudonym|Pseudonym]]en ''K(arl) Julius'' und ''Julius Oeser d. J''.
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[[Bild:Demeter_MKL1888.png|thumb|Demeter (Wandgemälde in [[Wikipedia:Pompeji|Pompeji]])]]
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[[Bild:Demeter2_MKL1888.png|thumb|Demeter und [[Wikipedia:Persephone (Mythologie)|Persephone]], den jungen [[Wikipedia:Triptolemos|Triptolemos]] weihend (Relief von Eleusis, Athen)]]
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'''Demeter''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''Δημήτηρ, Δήμητρα, Δηώ'') ist eine dreifache [[Wikipedia:Mutterarchetyp|Muttergöttin]] aus dem griechisch-kleinasiatischen Raum. Sie ist zuständig für die Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und der Jahreszeiten. Als dreifaltige Göttin tritt sie in verschiedenen Manifestationen auf: als Jungfrau, Mutter oder Alte Frau. Andere Namen und Titel von Demeter waren "Despoina" (Gebieterin), "Daeira" (Göttin), "Gerstenmutter", "Weise der Erde", "Weise des Meeres" und "Überfluss". Ihre Manifestationen sind die [[Wikipedia:Kore|Kore]] (als Jungfrau/Frühjahrsgöttin), Demetrie (als Mutter/Sommer- und Erntegöttin) und Persephone (als Altes Weib/Todes-/Wintergöttin). Demeters römischer Göttername ist [[Wikipedia:Ceres (Mythologie)|Ceres]].
== Leben ==


== Mythologie ==
Karl Julius Schröer wurde am 11. Januar 1825 geboren als Sohn des Schriftstellers [[Tobias Gottfried Schröer]] und der Schriftstellerin ''Therese Schröer'', geb. ''Langwieser''.
In der heute bekanntesten Version der [[Wikipedia:griechische Mythologie|griechischen Mythologie]], der [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] von [[Wikipedia:Homer|Homer]], war [[Wikipedia:Zeus|Zeus]] ihr Bruder und Geliebter. Sie war die Tochter der Titanen [[Wikipedia:Kronos|Kronos]] und [[Wikipedia:Rhea (Mythologie)|Rhea]], Schwester von  [[Wikipedia:Hestia|Hestia]], [[Wikipedia:Poseidon|Poseidon]], Zeus, [[Wikipedia:Hera|Hera]] und [[Hades]]. Zusammen mit ihrem Bruder-Geliebten Zeus hatte sie eine Tochter, die je nach Version [[Persephone]] oder Kore genannt wird und einen Sohn, [[Wikipedia:Zagreus|Zagreus]]-[[Wikipedia:Dionysos|Dionysos]] (in diesem Zusammenhang auch [[Wikipedia:Iakchos|Iakchos]] genannt). Nach anderen Quellen stammte auch [[Pluto (Mythologie)|Pluto]] von ihr ab.


Die Hauptattribute von Demeter sind die Weizenähre und der Mohn. Sie wurde auch zusammen mit Blumen, Früchten und Samen dargestellt, oft mit einer Mohnblume. Ihre Tiere sind das Schwein und der Delfin, auf denen sie reitet. Als Zepter trägt Demeter die [[Wikipedia:Labrys|Labrys]] (Doppelaxt), die insbesondere bei den [[Wikipedia:Amazonen|Amazonen]] und auf Kreta als kultisches Symbol vorkam.
Schröer studierte Literatur und Sprachwissenschaft, unter anderem von 1843 bis 1846 auch in [[Wikipedia:Leipzig|Leipzig]], [[Wikipedia:Halle (Saale)|Halle]] und [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]. Nach 1849 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur in [[Wikipedia:Pest (Stadt)|Pest]]. Dann kehrte er 1851 nach Preßburg zurück und nahm ein Schullehramt an.


Hades brauchte eine Frau, worauf er und Zeus beschlossen, dass Demeters Tochter [[Persephone]] die Richtige wäre. Hades entführte sie in die Unterwelt, indem Zeus an der Stelle, an der sich Persephone aufhielt, eine [[Wikipedia:Hyazinthe|Hyazinthe]] wachsen ließ, und dadurch ihren Aufenthalt Hades kundtat. Demeter trauerte um ihre Tochter und suchte sie überall, konnte sie jedoch nirgends finden. Sie war so traurig, dass sie den Pflanzen zu wachsen verbot, den Bäumen, Früchte zu tragen und den Tieren, sich zu vermehren. Allein die alte [[Wikipedia:Baubo|Baubo]] konnte sie ablenken. Als die Menschen anfingen zu sterben, begannen Demeters Geschwister, die anderen Götter des Olymps, sich zu fürchten, und sie zwangen Hades, Persephone freizulassen. Demeter ließ aus Freude und Dankbarkeit die Erde wieder fruchtbar werden. Neun Monate jedes Jahres kann Persephone mit ihrer Mutter auf der Erde verbringen, drei Monate lang muss sie als Persephone in die Unterwelt zurück (erst in jüngeren Versionen der Geschichte wird Persephone nicht mehr als Todesgöttin, sondern als schöne Jungfrau dargestellt und mit der Demeter vermischt).
Wegen der politischen Entwicklung meinte Karl Julius Schröer Ungarn verlassen zu müssen, und er ging 1860 nach Wien. Er war 1861 bis 1866 Direktor der Vereinigten evangelischen Schulen am [[Wikipedia:Karlsplatz|Karlsplatz]]. Im Jahre 1866 wurde er Professor für Literaturgeschichte an der [[Wikipedia:Technische Universität Wien|Technischen Hochschule Wien]].


Das älteste bisher gefundene Standbild der Demeter stammt aus der "Schwarzen Höhle" (Mavrospelya) in [[Wikipedia:Phigalia|Phigalia]] ([[Wikipedia:Arkadien|Arkadien]]). Sie wird mit einem schwarzen Mantel und einem Pferdekopf dargestellt, [[Wikipedia:Gorgonen|gorgon]]ische Schlangen umwinden den Kopf. Die Göttin wird begleitet von einem Delphin und einer Taube. In [[Wikipedia:Mykene|Mykene]] war der Demeter-Kult bereits im 13. Jahrhundert v. Chr. bekannt.
In den folgenden Jahren betrieb Schröer die Erforschung des deutschen Volkstums in Ungarn. Im Rahmen dieser Forschungen entdeckte er in unmittelbarer Nähe Preßburgs die volkstümlichen [[Oberuferer Weihnachtspiele|Weihnachtsspiele von Oberufer]]. Er sammelte Handschriften, stellte textkritische Vergleiche an und veröffentlichte 1857/58 das Buch ''Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn''. Auf diese Arbeit stützten sich viele, vor allem aber Schröers späterer Schüler in Wien, [[Rudolf Steiner]], der nach dem Ersten Weltkrieg die Freien [[Waldorfschule]]n begründete, in denen bis heute die ''[[Weihnachtspiele|Oberuferer Weihnachtsspiele]]'' aufgeführt werden.


Die wichtigste Kultstätte der Demeter befand sich in [[Wikipedia:Eleusis|Eleusis]], wo auch ein Eingang zur Unterwelt (dem Hades) angenommen wurde. Die so genannten [[Mysterien von Eleusis|eleusinischen Mysterien]] fanden alljährlich zu Ehren Demeters und der Ankunft ihres göttlichen Kindes [[Wikipedia:Demetrios|Demetrios]] als Erretter der Menschen statt. Das aufkeimende Christentum stand dem Demeter-Kult in Eleusis negativ gegenüber, 396 wurde der Tempel von Christen zerstört.  
{{GZ|Von besonderer Bedeutung aber wurden für mich die Vorlesungen, die Karl Julius Schröer damals über die deutsche Literatur an der technischen Hochschule hielt. Er las im ersten Jahre meines Hochschulstudiums über «Deutsche Literatur seit Goethe» und über «Schillers Leben und Werke». Schon von seiner ersten Vorlesung an war ich gefesselt. Er entwickelte einen Überblick über das deutsche Geistesleben in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts und setzte da in dramatischer Art auseinander, wie Goethes erstes Auftreten in dieses Geistesleben einschlug. Die Wärme seiner Behandlungsart, die begeisternde Art, wie er innerhalb der Vorlesungen aus den Dichtern vorlas, führten auf eine verinnerlichte Weise in die Dichtung ein.


Über ganz Griechenland gab es ein drei Tage andauerndes Fest zu Ehren der Demeter, die sogenannten ''[[Wikipedia:Thesmophorien|Thesmophorien]]''.
Daneben hatte er «Übungen im mündlichen Vortrag und schriftlicher Darstellung» eingerichtet. Die Schüler sollten da vortragen, oder vorlesen, was sie selbst ausgearbeitet hatten. Schröer gab dann anknüpfend an die Schülerleistungen Unterweisungen über Stil, Vortragsform usw. Ich hielt da zuerst einen Vortrag über Lessings Laokoon. Dann machte ich mich an eine größere Aufgabe. Ich arbeitete das Thema aus: Inwiefern ist der Mensch in seinen Handlungen ein freies Wesen? Ich geriet bei dieser Arbeit stark in die Herbart'sche Philosophie hinein. Das gefiel Schröer gar nicht. Er hat die Strömung für Herbart, die damals in Österreich sowohl auf den philosophischen Lehrkanzeln wie in der Pädagogik die herrschende war, nicht mitgemacht. Er war ganz an Goethes Geistesart hingegeben. Da erschien ihm denn alles, was an Herbart anknüpfte, trotzdem er an ihm die Denkdisziplin anerkannte, als pedantisch und nüchtern.|28|41f}}


Noch heute lebt der Kult der Demeter in den Bräuchen der griechischen Landbevölkerung weiter. So wird die letzte geerntete Getreidegarbe eines Jahres "Demeter" genannt und bei Erntedankfesten in Frauenkleider gehüllt.
In Wien tat sich Schröer besonders als Goetheforscher hervor. Er war 1878 Mitbegründer des „Wiener Goethevereins“, dessen Chronik er 1886 herausgab. Er kommentierte Goethes Werke und beschäftigte sich besonders mit der ''[[Goethes Faust|Faust]]''-Forschung, die er in einer zweibändigen ''Faust''-Ausgabe darlegte. Goethes Dramen gab er in sechs Bänden heraus. Schließlich bemühte sich Schröer um die Schaffung eines Goethe-Denkmals in Wien; es wurde 1894 öffentlich ausgeschrieben und von Edmund Hellmann geschaffen. Einen Tag vor Schröers Tod konnte es enthüllt werden.


Hinsichtlich der Fruchtbarkeitskulte ist bemerkenswert, dass sie wie der besonders in Deutschland und Frankreich bekannte [[Wikipedia:Kornfuchs|Kornfuchs]] des dortigen Volksglaubens als in der letzten Garbe sitzend und diese bewachend gedacht wird, wodurch ein Bezug zum Fuchs gegeben ist. Da dieser auch als eines der Symboltiere von [[Wikipedia:Dionysos|Dionysos]] gilt, und dieser Gott mit Demeter verbunden ist, scheint tiefere Zusammenhänge anzudeuten.
Gewisse Züge Schröers finden sich in der Figur des [[Professor Capesius]] in Steiners [[Mysteriendramen]] wieder:


== Kunst ==
{{GZ|Nicht die ganze Individualität, aber gerade einige Züge von Schröer sind dann auf meinen Capesius in den Mysterien übergegangen, den Professor Capesius. Man kann schon sagen: Wir haben da ein glänzendes Beispiel für die Tatsache, daß in die Gegenwart herein nur unter gewissen Bedingungen die spirituellen Strömungen des Altertums getragen werden können. Und man möchte schon sagen: In Schröer zeigte sich das Zurückschrecken vor der Intellektualität. Hätte er die Intellektualität erreicht und sie vereinigen können mit der Spiritualität des Plato: Anthroposophie wäre gekommen.|238|163}}


In der Kunst sieht man, dass Demeter eng verbunden ist mit ihrer Tochter [[Wikipedia:Persephone|Persephone]] und deren Gatten [[Wikipedia:Hades|Hades]]. Alle drei Götter stehen für Fruchtbarkeit und werden dementsprechend oft mit Getreideähren dargestellt. Reliefs und Vasen zeigen häufig die Rückkehr der [[Wikipedia:Persephone|Persephone]] aus der Unterwelt oder wiederum deren Abstieg.
== Schriften (Auswahl) ==
* ''Gedichte''. Zamarsky, Wien 1856.
* ''Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn''. Braumüller, Wien 1862.
* ''Versuch einer Darstellung der deutschen Mundarten des ungrischen Berglandes mit Sprachproben und Erläuterungen''. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Wien 1863.
* ''Die Laute der deutschen Mund arten des ungrischen Berglandes''. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Wien 1864.
* ''Wörterbuch der Mundart von [[Gottscheerisch|Gottschee]]''. Gerold, Wien 1870.
* ''Alpharts Tod.'' In neuer Gestalt von Karl Julius Schröer. Reclam, Leipzig 1874.
* ''Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe''. K.K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874.
* ''Die Deutschen in Österreich-Ungarn und ihre Bedeutung für die Monarchie''. Habel, Berlin 1879.
* ''Faust von Goethe.'' Mit Einleitung und fortlaufender Erklärung, herausgegeben von K. J. Schröer. 2 Bde., Verlag Gebr. Henninger, Heilbronn 1881.


Ein bekanntes Relief ist das [http://gipsmuseum.uni-graz.at/themen/weihreliefeleusis.html eleusinische Weihrelief], das Demeter und Persephone mit einem jungen Mysten zeigt.
==Literatur==
*Walter Beck: ''Karl Julius Schröer – Eine Biographie mit neuen Dokumenten'', Dornach 1993
* [[Wikipedia:Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950|Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950]], Band 11, [[Wikipedia:Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichische Akademie der Wissenschaften]], 1999, ISBN 3-7001-2803-7 [http://www.biographien.ac.at/ Online-Edition]
*[[Rudolf Steiner]]: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6 {{Vorträge|28}}
*[[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}


Demeter gilt als besonders deutliche Ausprägung des sog. [[Wikipedia:Mutterarchetyp|Mutterarchetyp]]s im Sinne der [[Wikipedia:Analytische Psychologie|Analytischen Psychologie]] [[Wikipedia:Carl Gustav Jung|Carl Gustav Jung]]s.
{{GA}}
 
== Demeter-Landwirtschaft ==
 
Der Zusammenschluss der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamisch wirtschaftenden]] Bauernhöfe unter dem Namen [[Demeter (Marke)|Demeter-Bund]] trägt den Namen dieser Göttin. Es soll dadurch an die Bedeutung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit erinnert werden. Waren aus dieser Produktionsweise werden unter dem Warenzeichen ''Demeter'' vermarktet.
 
==Siehe auch==
{{Wiktionary|Demeter}}
 
*[[Wikipedia:Portal:Mythologie|Portal:Mythologie]], [[Wikipedia:Stammbaum_der_griechischen_G%C3%B6tter_und_Helden#Kronos_.26_Rhea|Stammbaum der griechischen Götter]], [[Wikipedia:Thorikos|Thorikos]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{PND|118671421}}
* [http://kulturportal-west-ost.eu/biographien/schroer-karl-julius-2 Hans Kobialka: Schröer, Karl Julius (Biographaphischer Eintrag Kulturportal West Ost)]
{{Commons|Category:Demeter|Demeter}}
*E. Streitfeld: "Schröer Karl Julius". In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Vol. 11, Östereichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, p. 238 f., [http://www.biographien.ac.at/oebl_11/238.pdf#view=Fit S. 238 PDF], [http://www.biographien.ac.at/oebl_11/239.pdf#view=Fit S. 239 PDF]
 
{{DEFAULTSORT:Schroer, Karl Julius}}
{{Navigationsleiste Die zwölf olympischen Götter}}
*[https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Karl_Julius_Schr%C3%B6er Karl Julius Schröer (Wien-Wiki)]


[[Kategorie:Griechische Mythologie]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
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Version vom 21. Dezember 2021, 09:57 Uhr

Karl Julius Schröer (1825 - 1900)

Karl Julius Schröer (* 11. Januar 1825 in Preßburg, damals Kaisertum Österreich; † 16. Dezember 1900 in Wien) war ein österreichisch-ungarischer Sprach- und Literaturwissenschaftler. Er schrieb auch unter den Pseudonymen K(arl) Julius und Julius Oeser d. J.

Leben

Karl Julius Schröer wurde am 11. Januar 1825 geboren als Sohn des Schriftstellers Tobias Gottfried Schröer und der Schriftstellerin Therese Schröer, geb. Langwieser.

Schröer studierte Literatur und Sprachwissenschaft, unter anderem von 1843 bis 1846 auch in Leipzig, Halle und Berlin. Nach 1849 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur in Pest. Dann kehrte er 1851 nach Preßburg zurück und nahm ein Schullehramt an.

Wegen der politischen Entwicklung meinte Karl Julius Schröer Ungarn verlassen zu müssen, und er ging 1860 nach Wien. Er war 1861 bis 1866 Direktor der Vereinigten evangelischen Schulen am Karlsplatz. Im Jahre 1866 wurde er Professor für Literaturgeschichte an der Technischen Hochschule Wien.

In den folgenden Jahren betrieb Schröer die Erforschung des deutschen Volkstums in Ungarn. Im Rahmen dieser Forschungen entdeckte er in unmittelbarer Nähe Preßburgs die volkstümlichen Weihnachtsspiele von Oberufer. Er sammelte Handschriften, stellte textkritische Vergleiche an und veröffentlichte 1857/58 das Buch Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn. Auf diese Arbeit stützten sich viele, vor allem aber Schröers späterer Schüler in Wien, Rudolf Steiner, der nach dem Ersten Weltkrieg die Freien Waldorfschulen begründete, in denen bis heute die Oberuferer Weihnachtsspiele aufgeführt werden.

„Von besonderer Bedeutung aber wurden für mich die Vorlesungen, die Karl Julius Schröer damals über die deutsche Literatur an der technischen Hochschule hielt. Er las im ersten Jahre meines Hochschulstudiums über «Deutsche Literatur seit Goethe» und über «Schillers Leben und Werke». Schon von seiner ersten Vorlesung an war ich gefesselt. Er entwickelte einen Überblick über das deutsche Geistesleben in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts und setzte da in dramatischer Art auseinander, wie Goethes erstes Auftreten in dieses Geistesleben einschlug. Die Wärme seiner Behandlungsart, die begeisternde Art, wie er innerhalb der Vorlesungen aus den Dichtern vorlas, führten auf eine verinnerlichte Weise in die Dichtung ein.

Daneben hatte er «Übungen im mündlichen Vortrag und schriftlicher Darstellung» eingerichtet. Die Schüler sollten da vortragen, oder vorlesen, was sie selbst ausgearbeitet hatten. Schröer gab dann anknüpfend an die Schülerleistungen Unterweisungen über Stil, Vortragsform usw. Ich hielt da zuerst einen Vortrag über Lessings Laokoon. Dann machte ich mich an eine größere Aufgabe. Ich arbeitete das Thema aus: Inwiefern ist der Mensch in seinen Handlungen ein freies Wesen? Ich geriet bei dieser Arbeit stark in die Herbart'sche Philosophie hinein. Das gefiel Schröer gar nicht. Er hat die Strömung für Herbart, die damals in Österreich sowohl auf den philosophischen Lehrkanzeln wie in der Pädagogik die herrschende war, nicht mitgemacht. Er war ganz an Goethes Geistesart hingegeben. Da erschien ihm denn alles, was an Herbart anknüpfte, trotzdem er an ihm die Denkdisziplin anerkannte, als pedantisch und nüchtern.“ (Lit.:GA 28, S. 41f)

In Wien tat sich Schröer besonders als Goetheforscher hervor. Er war 1878 Mitbegründer des „Wiener Goethevereins“, dessen Chronik er 1886 herausgab. Er kommentierte Goethes Werke und beschäftigte sich besonders mit der Faust-Forschung, die er in einer zweibändigen Faust-Ausgabe darlegte. Goethes Dramen gab er in sechs Bänden heraus. Schließlich bemühte sich Schröer um die Schaffung eines Goethe-Denkmals in Wien; es wurde 1894 öffentlich ausgeschrieben und von Edmund Hellmann geschaffen. Einen Tag vor Schröers Tod konnte es enthüllt werden.

Gewisse Züge Schröers finden sich in der Figur des Professor Capesius in Steiners Mysteriendramen wieder:

„Nicht die ganze Individualität, aber gerade einige Züge von Schröer sind dann auf meinen Capesius in den Mysterien übergegangen, den Professor Capesius. Man kann schon sagen: Wir haben da ein glänzendes Beispiel für die Tatsache, daß in die Gegenwart herein nur unter gewissen Bedingungen die spirituellen Strömungen des Altertums getragen werden können. Und man möchte schon sagen: In Schröer zeigte sich das Zurückschrecken vor der Intellektualität. Hätte er die Intellektualität erreicht und sie vereinigen können mit der Spiritualität des Plato: Anthroposophie wäre gekommen.“ (Lit.:GA 238, S. 163)

Schriften (Auswahl)

  • Gedichte. Zamarsky, Wien 1856.
  • Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn. Braumüller, Wien 1862.
  • Versuch einer Darstellung der deutschen Mundarten des ungrischen Berglandes mit Sprachproben und Erläuterungen. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Wien 1863.
  • Die Laute der deutschen Mund arten des ungrischen Berglandes. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Wien 1864.
  • Wörterbuch der Mundart von Gottschee. Gerold, Wien 1870.
  • Alpharts Tod. In neuer Gestalt von Karl Julius Schröer. Reclam, Leipzig 1874.
  • Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe. K.K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874.
  • Die Deutschen in Österreich-Ungarn und ihre Bedeutung für die Monarchie. Habel, Berlin 1879.
  • Faust von Goethe. Mit Einleitung und fortlaufender Erklärung, herausgegeben von K. J. Schröer. 2 Bde., Verlag Gebr. Henninger, Heilbronn 1881.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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