Freie Hochschule für Geisteswissenschaft und Kategorie:Hochschule: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Goetheanum 2018 Westansicht.jpg|thumb|300px|Das [[Goetheanum]] in [[Dornach]], Hauptsitz der ''Freien Hochschule für Geisteswissenschaft''.]]
[[Kategorie:Hochschulwesen]]
Die '''Freie Hochschule für Geisteswissenschaft''' wurde von [[Rudolf Steiner]] im Anschluss an die Neubegründung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] bei der [[Weihnachtstagung]] [[1923]]/[[1924|24]] ins Leben gerufen. Es sollte damit die von Steiner von [[1904]] bis zum Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|1. Weltkriegs]] [[1914]] in drei Klassen geführte [[Esoterische Schule]] neu konstituiert und um künstlerische und wissenschaftliche Sektionen erweitert werden. Ein ausserordentlicher Schritt war damit getan. Während die Esoterische Schule, der okkulten Tradition folgend, noch als Geheimschule geführt worden war, von deren Existenz nur diejenigen wussten, die zu Teilnahmen persönlich eingeladen wurden, war die Existenz der ''Freien Hochschule für Geisteswissenschaft'' von Anfang an in den öffentlich einsehbaren [http://www.goetheanum.org/256.html Statuten] der [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]] als Punkt 5 verankert.
[[Kategorie:Hochschule|!]]
 
[[Kategorie:Ausbildung]]
== Aufgabe und Aufbau der Freien Hochschule ==
[[Kategorie:Bildung]]
 
Die ''Freie Hochschule für Geisteswissenschaft'' hat ihren Hauptsitz am [[Goetheanum]] in [[Dornach SO|Dornach]], arbeitet aber im weltweiten Zusammenhang ihrer Mitglieder. Ihre Zielsetzung besteht darin, die geistige Forschung im Sinne der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s weiterzuführen und befruchtende Impulse für die verschiedensten anthroposophischen Arbeitsfelder zu geben, wozu auch ein umfangreiches Fortbildungsprogramm angeboten wird. Grundlage der Arbeit sind die sogenannten [[Klassenstunden]], die Rudolf Steiner noch selbst im Rahmen der [[Erste Klasse|Ersten Klasse]] für die ersten Hochschulmitglieder gehalten hat. Für die Teilnahme an den Klassenstunden wird eine entsprechende Vertrautheit mit den Grundlagen der [[Anthroposophie]] und der [[Meditation|meditativen]] Praxis vorausgesetzt.
 
Die ''Freie Hochschule'' sollte so wie die einstmalige Esoterische Schule in drei Klassen geführt werden:
 
{{GZ|«5. Die Anthroposophische Gesellschaft sieht ein Zentrum ihres
Wirkens in der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach.
Diese wird in drei Klassen bestehen.»
 
Bitte, erschrecken Sie nicht vor diesen drei Klassen, meine lieben
Freunde. Die drei Klassen waren ursprünglich in der Anthroposophischen
Gesellschaft schon da, nur in einer anderen Form, bis zum
Jahre 1914.
 
«In dieselbe werden auf ihre Bewerbung hin aufgenommen die
Mitglieder der Gesellschaft, nachdem sie eine durch die Leitung des
Goetheanums zu bestimmende Zeit die Mitgliedschaft inne hatten.
Sie gelangen dadurch in die erste Klasse der Freien Hochschule für
Geisteswissenschaft. Die Aufnahme in die zweite, beziehungsweise
in die dritte Klasse erfolgt, wenn die um dieselbe Ansuchenden von
der Leitung des Goetheanums als geeignet befunden werden.»|260|50f}}
 
In der Hochschularbeit soll die [[geistige Welt]], die in der [[Anthroposophie]] zunächst in [[Idee]]nform beschrieben wird, durch höhere Ausdrucksformen dargestellt werden, die unmittelbar der geistigen Welt selbst entlehnt sind:
 
<div style="margin-left:20px">
"Es wird daher im allgemeinen so sein müssen, daß der Mensch die
geistige Welt zuerst in der Ideenform kennenlernt. In dieser Art wird
die Geisteswissenschaft in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
gepflegt.
 
Es wird aber Persönlichkeiten geben, die teilnehmen wollen an den
Darstellungen der geistigen Welt, die von der Ideenform aufsteigen zu
Ausdrucksarten, die der geistigen Welt selbst entlehnt sind. Und auch
solche werden sich finden, welche die Wege in die geistige Welt kennenlernen
wollen, um sie mit der eigenen Seele zu gehen.
Für solche Persönlichkeiten werden die drei Klassen der «Schule» da
sein. Da werden die Arbeiten aufsteigend einen immer höheren Grad
der Esoterik erreichen. Die «Schule» wird den Teilnehmer hinaufleiten
in die Gebiete der geistigen Welt, die nicht durch die Ideenform geoffenbart
werden können. Bei ihnen tritt die Notwendigkeit ein, Ausdrucksmittel
für [[Imagination]]en, [[Inspiration]]en und [[Intuition]]en zu
finden.
 
Da werden dann auch die Gebiete des künstlerischen, pädagogischen,
ethischen Lebens und so weiter bis in die Gebiete geführt werden, in
denen sie von der [[Esoterik]] ihre Beleuchtung und die Impulse zum
Schaffen empfangen können." {{Lit|{{G|260a|108f}}}}
</div>
 
Infolge seiner Erkrankung im Herbst 1924 und seines Todes am [[30. März]] [[1925]] konnte Steiner  nur mit der Einrichtung der ersten Klasse und der Sektionen der Hochschule beginnen. Von den insgesamt 38 Klassenstunden, die Steiner bis zu seiner Erkrankung halten konnte, sind 29 Stunden in stenographischen Mitschriften erhalten und wurden mittlerweile im Rahmen der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe]] veröffentlicht {{Lit|[[GA 270]]}}.
 
<div style="margin-left:20px">
{|left
|-
|Band I:
|1. - 9. Stunde  {{Vorträge|270a}}
|-
|Band II:
|10. - 19. Stunde {{Vorträge|270b}}
|-
|Band III:
|7 Wiederholungsstunden, 4 Einzelstunden in Prag, Bern und London (2) {{Vorträge|270c}}
|-
|Band IV:
|Tafelband [http://anthrowiki.at/images/9/90/GA_270i.pdf pdf]
|-
|}
</div>
 
In der ersten Stunde, die Steiner am [[15. Februar]] [[1924]] in [[Wikipedia:Dornach (SO)|Dornach]] gehalten hatte, sagte er:
 
<div style="margin-left:20px">
"... es wird innerhalb dieser Schule jedes
Wort, das gesprochen wird, so gesprochen, daß ihm zugrunde liegt die volle
Verantwortlichkeit gegenüber dem in unserem Zeitalter sich offenbarenden Geiste,
jenem Geiste, der sich durch die Jahrhunderte und Jahrtausende der Menschheit
offenbart, aber in jedem Zeitalter auf eine besondere Weise. Und dieser Geist, er
will dasjenige dem Menschen geben, was der Mensch eben nur durch den Geist
finden kann.
 
Wir müssen uns vom Anfange an klar sein, daß es nicht eine Feindlichkeit
gegenüber all dem ist, was durch die Sinneswelt dem Menschen zukommt, wenn
in einer Schule für Geisteswissenschaft auf die Offenbarungen des Geistes hingesehen
wird. Wir müssen uns auch klar darüber sein, wie wir anerkennen - anerkennen
in aller Tiefe -, anerkennen, daß die Welt der Sinne ihre großen, für das Leben so
notwendigen Offenbarungen, notwendigen praktischen Winke dem Menschen gibt,
müssen uns durch nichts veranlaßt fühlen, dasjenige, was aus der Sinneswelt dem
Menschen zukommt, irgendwie gering zu achten." {{Lit|{{G|270a|1f|17}}}}
</div>
 
=== Sektionen ===
Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft gliedert sich heute in eine allgemein [[anthroposophisch]]e und zehn Fachsektionen:
 
#[http://www.goetheanum.org/allgemeine-anthroposophische-sektion/ Allgemeine Anthroposophische Sektion]
#[http://www.mas.goetheanum.org/ Mathematisch-Astronomische Sektion]
#[http://www.medsektion-goetheanum.org/ Medizinische Sektion]
#[http://www.forschungsinstitut.ch/ Naturwissenschaftliche Sektion]
#[http://www.sektion-landwirtschaft.org/ Sektion für Landwirtschaft]
#[http://www.paedagogik-goetheanum.ch/ Pädagogische Sektion]
#[http://www.sbk.goetheanum.org/ Sektion für Bildende Künste]
#[http://srmk.goetheanum.org/ Sektion für Redende und Musizierende Künste]
#[http://ssw.goetheanum.org/ Sektion für Schöne Wissenschaften]
#[http://sozial.goetheanum.org/ Sektion für Sozialwissenschaften]
#[http://www.youthsection.org/ Jugendsektion]
 
== Kritik an der derzeitigen Praxis der Klassenstunden ==
 
{{LZ|Die Fortführung der «Hochschule» mit dem Halten der so genannten [[Klassenstunden]] in nicht veränderter Form auch nach dem Tod [[Rudolf Steiner]]s, der selbst bewusst keinen Nachfolger für die esoterische Schule benannt hat, wurde 1995 von ''Pietro Archiati'' als «Phänomen der Sukzession», der Nachfolge, innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Für die Aufnahme in die auch nach 1925 weitergeführte «[[Michaelschule]]» musste weiterhin ein detailliertes Aufnahmegesuch gestellt werden. Man unterzog sich damit einer moralischen Beurteilung - jetzt durch den zuständigen [[Lektor]] -, mit der Möglichkeit einer Ablehnung, was wiederholt vorgekommen ist. Bis heute können viele Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in dieser von Dornach in Anspruch genommenen Nachfolge kein geistiges Unrecht erkennen.
 
Aus eigenem Erleben einer langjährigen Mitgliedschaft und 21-jähriger Tätigkeit als von Dornach beauftragter [[Lektor]] kann ich bestätigen, wie verheerend sich für eine okkulte Bewegung diese Verquickung von [[Esoterik]] und [[Wikipedia:Macht|Macht]] - die sich auf eine nicht wahre Aussage stützt und einer Institution geistige [[Wikipedia:Macht|Macht]] verleiht - auswirkt. (...).
Es ist höchst Zeit, dass die von Dornach bewirkte Abgrenzung der [[Esoterik]] überwunden wird. Die [[Mantram|Mantren]] entwickeln ihre Kraft nicht durch eine Institution, sondern durch die innere Haltung und den Ernst, mit dem der Einzelne mit diesem geistigen Gut umgeht.|Heinz Eckhoff, Vorwort, S. 3 - 4}}
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/24'', [[GA 260]] (1994), ISBN 3-7274-2602-0 {{Vorträge|260}}
#Rudolf Steiner: ''Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum'', [[GA 260a]] (1987), ISBN 3-7274-2606-3 {{Vorträge|260a}} {{Vorträge1|148}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270]] I-IV (1999),  ISBN 3-7274-2700-0
#Rudolf Steiner: ''Der Meditationsweg der Michaelschule in neunzehn Stufen''. Rudolf Steiners esoterisches Vermächtnis aus dem Jahre 1924, Perseus Vlg. Basel 2011 ISBN 978-3-907564-79-0
#Rudolf Steiner: ''Der Meditationsweg der Michaelschule, Ergänzungsband''. Die Wiederholungsstunden in Prag, Bern, London und Dornach, Perseus Vlg., Basel 2011 ISBN ISBN 978-3-907564-87-5
#Rudolf Steiner: ''Für alle Menschen, Bd. 3: Die innere Entwicklung'', Verlag Rudolf Steiner Ausgaben, Bad Liebenzell 2017, ISBN 978-3-86772-075-5
#Rudolf Steiner: ''Die Mantren'', 2. erweiterte Auflage, Verlag Rudolf Steiner Ausgaben, Bad Liebenzell 2017, ISBN 978-3-86772-222-3
#Judith von Halle: ''Krise und Chance. Die Freie Hochschule und ihre Bedeutung für das Karma der Anthroposophischen Gesellschaft'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2010
#Heinz Eckhoff: ''Vorwort'', in: Rudolf Steiner: ''Werde der du bist'', Archiati Verlag 2005, S. 3 - 4
#''Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum - Zur Orientierung und Einführung''. Herausgegeben für das Hochschulkollegium der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum von Johannes Kühl, Bodo von Plato und Heinz Zimmermann, Verlag am Goetheanum, Dornach 2008, ISBN 978-3-7235-1328-6
#Johannes Kiersch: ''Steiners individualisierte Esoterik einst und jetzt. Zur Entwicklung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2012. ISBN 978-3-7235-1464-1
#Sergej O. Prokofieff: ''Die erste Klasse der Michael-Schule und ihre christologischen Grundlagen'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 2009 (nur für Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft)
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
#[http://www.goetheanum.org/hochschule.html Freie Hochschule für Geisteswissenschaft] - die offizielle Website der Hochschule am Goetheanum
 
[[Kategorie:Hochschule]] [[Kategorie:Goetheanum]]

Version vom 19. März 2020, 15:37 Uhr