Herz und Schönheit: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Herz''' ist das zentrale [[Organ]] des [[Blut]]kreislaufs. Es liegt als gut faustgroßes [[Muskel|muskuläres]] Hohlorgan, das einem abgerundeten Kegel gleicht, der mit der Spitze nach unten und links vorne gerichtet ist, leicht zur linken Körperseite versetzt hinter dem [[Wikipedia:Brustbein|Brustbein]]. Nur bei der relativ selten vorkommenden ''Rechtsherzigkeit'' ist es mehr nach der rechten Körperhälfte versetzt, meist bei insgesamt spiegelverkehrter Organanordnung ([[Wikipedia:Situs inversus|Situs inversus]]). Im [[Makrokosmos]] entspricht dem Herzen die [[Sonne]] und als [[Planetenmetall]] das [[Gold]].
'''Schönheit''' (von [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] schœne; über [[Althochdeutsch|ahd.]] sconi ''"schön, rein, glänzend, scheinend"'', [[Etymologie|etymologisch]] eng verwandt mit ''schauen'') ist nach [[geisteswissenschaft]]licher Anschauung die [[Offenbarung]] eines [[geist]]ig [[Wesen]]haften in der äußeren [[sinnlich]]en Erscheinung.  


== Das Herz als künftiges Willkürorgan ==
{{Zitat|Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben.|[[Johann Wolfgang Goethe]]|''Maximen und Reflexionen''|ref=<ref>Johann Wolfgang Goethe: ''Maximen und Reflexionen. Aphorismen und Aufzeichnungen''. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs hrsg. von Max Hecker, Verlag der Goethe-Gesellschaft, Weimar 1907. Aus Kunst und Altertum, 4. Bandes 2. Heft, 1823</ref>}}


Das Herz besteht hauptsächlich aus quergestreiften [[Muskel]]n, ähnlich unserer Skelettmuskulatur, die wir willkürlich betätigen können. Nach [[Rudolf Steiner]] kündigt sich darin schon die künftige Entwicklung an, durch die das Herz einmal zu einem Willkürorgan werden wird:
Das gilt insbesondere für den [[Mensch]]en selbst. Schönheit zu erstreben, zählt daher neben [[Weisheit]] und [[Güte]] zu den drei grundlegenden [[Tugend]]en des [[Eingeweihter|Eingeweihten]]. Der Ausdruck seiner Gesichtszüge, die Anmut seiner Bewegungen, die Körperhaltung und seine ganze äußere Lebensführung sollen dadurch immer mehr zum Ausdruck seines eigenen inneren Wesens werden.
 
== Der kosmische Ursprung der Schönheit ==
 
Im höchsten Maß erscheint die Schönheit dort, wo sich der ganze [[Kosmos]], das [[Urbild]] aller Schönheit, mit Hilfe der gestaltenden Kräfte des [[Ätherleib]]s in einem [[irdisch]]en Wesen abbildet.


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"Es ist dasjenige Organ, welches mit dem Blutkreislauf in innigem Zusammenhange steht. Nun glaubt die Wissenschaft, daß das Herz eine Art von Pumpe ist. Das ist eine groteske phantastische Vorstellung. Niemals hat der Okkultismus eine solch phantastische Behauptung aufgestellt wie der heutige Materialismus. Das, was die bewegende Kraft des Blutes ist, sind die Gefühle der Seele. Die Seele treibt das Blut, und das Herz bewegt sich, weil es vom Blute getrieben wird. Also genau das Umgekehrte ist wahr von dem, was die materialistische Wissenschaft sagt. Nur kann der Mensch sein Herz heute noch nicht willkürlich leiten; wenn er Angst hat, schlägt es schneller, weil das Gefühl auf das Blut wirkt und dieses die Bewegung des Herzens beschleunigt. Aber das, was der Mensch heute unwillkürlich erleidet, wird er später auf höherer Stufe der Entwickelung in der Gewalt haben. Er wird später sein Blut willkürlich treiben und sein Herz bewegen wie heute die Handmuskeln. Das Herz mit seiner eigentümlichen Konstruktion ist für die heutige Wissenschaft eine Crux, ein Kreuz. Es besitzt quergestreifte Muskelfasern, die sonst nur bei willkürlichen Muskeln gefunden werden. Warum? Weil das Herz heute noch nicht am Ende seiner Entwickelung angelangt, sondern ein Zukunftsorgan ist, weil es ein willkürlicher Muskel werden wird. Daher zeigt es heute schon die Anlage dazu in seinem Bau.
"Dadurch aber, daß ein Wesen gestaltet wird von der Peripherie des Weltenalls
 
herein, dadurch wird ihm aufgedrückt dasjenige, was nach der Urbedeutung dieses
So verändert alles, was in der Seele des Menschen vorgeht, den Bau des menschlichen Organismus." {{Lit|{{G|99|147f}}}}
Wortes das Wesen der «Schönheit» ist. Schönheit ist nämlich der Abdruck des Kosmos,
mit Hilfe des Ätherleibes, in einem physischen Erdenwesen." {{Lit|{{G|082|57}}}}
</div>
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== Herz und Blutkreislauf ==
Kosmisch betrachtet hat die Schönheit ihren Ursprung auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] und wird auf der [[Neue Venus|neuen Venus]] ihre Vollendung finden.
[[File:Anatomie Blutkreislauf.svg|mini|400px|Anatomie des menschlichen Blutkreislaufs]]


Aus dem strömenden Blutkreislauf beginnt sich das Herz schon ab der 3. Woche der [[Embryo]]nalentwicklung zu bilden und fängt ab dem 23. oder 24. Tag der Schwangerschaft eigenständig zu pulsieren an. Nach Ansicht Steiners ist die Gestalt des Herzens ein Ergebnis der sich stauenden Kräfteströmungen von links-rechts bzw. rechts-links und von oben und unten. Durch den Rückstau dieser Strömungen entstehen Verdickungen, aus denen sich die vier Herzkammern bilden. Aber nicht nur die Gestalt, sondern auch die Tätigkeit des Herzens ist nach Steiner ein Ergebnis der lebendigen Bewegung des Blutkreislauf. Das Herz fungiert seiner Ansicht nach nicht als [[Wikipedia:Pumpe|Pumpe]], die das Blut durch den Körper treibt, sondern der Blutkreislauf versetzt das Herz in Bewegung. Die linke Herzhälfte empfängt dabei das [[sauerstoff]]reiche Blut aus dem kleinen [[Lunge]]nkreislauf, die rechte Herzhälfte das sauerstoffarme Blut aus dem großen [[Körper]]kreislauf.
{{GZ|Auf dem Mond beginnt dann dasjenige, was die ästhetische Sphäre enthält. Das wird abgeschlossen sein auf der Venus. Wir können das etwa so zeichnen: Mond, abgeschlossen Venus; wir haben also hier die Entwickelung der Schönheit. Sie sehen, das greift über.|170|88f}}


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[[Datei:GA170 088.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 170, S 88]]
"Dieses Herz hat die
mechanisch-materialistische Anschauung zu einer Pumpe gemacht,
die das Blut durch den menschlichen Körper treibt. Es
ist das Gegenteil, dieses Herz: Ein Lebendiges ist die Blutzirkulation
- die Embryologie kann es exakt nachweisen,
wenn sie nur will - , und das Herz wird durch das innerlich
bewegte Blut in Tätigkeit versetzt. Das Herz ist dasjenige,
worinnen sich die Bluttätigkeit schließlich statuiert, worinnen
die Bluttätigkeit hereingenommen wird in die ganze
menschliche Individualität. Die Tätigkeit des Herzens ist
eine Folge der Bluttätigkeit, nicht die Bluttätigkeit eine
Folge der Herztätigkeit." {{Lit|{{G|74|92f}}}}
</div>


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'''Das Schöne''' ist nach [[Rudolf Steiner|Steiner]]s [[Ästhetik]] ''nicht'' die Erscheinung eines [[Idee]]llen, eines [[abstrakt]]en [[Geist]]igen, im sinnlichen Kleide, wie es insbesondere die [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealisten]] meinten, sondern das Sinnliche ist darin derart erhöht und veredelt, dass es selbst bereits ''als'' ein Geistiges erscheint. Die [[Kunst]], die das Schöne zur Erscheinung bringen will, geht nicht aus dem [[Intellekt]], sondern aus dem [[weisheit]]svollen [[schöpfer]]ischen [[Wille]]n hervor<ref name="Intellekt">Als Nachwirkung des deutschen Idealismus wurde, namentlich im deutschen Sprachraum, Kunst immer mehr als Verkörperung mehr oder weniger abstrakter Ideen, Ideale oder gar [[Wikipedia:Ideologie|Ideologien]] angesehen. Damit ging das Verständnis für das Schöne weitgehend verloren. Es ist ein Grundübel des künstlerischen Schaffens, wenn der Künstler zuvor das ''[[denken]]'' will, was er nachher ''schaffen'' soll. Kunst muss aus dem unmittelbaren Tun entspringen. Die Reflexion darf erst dann einsetzen, wenn das Werk bereits vollendet ist. Bis dahin hat sich das Denken auf rein praktisch-handwerkliche Fragen zu beschränken und darf sich nicht in den eigentlichen künstlerischen Werdeprozess einmischen.</ref>.
"Lernt man erkennen
das rhythmische System, wie es sich ausprägt in der Gestaltung
des Atmungsverlaufes, des Blutsverlaufes, so bricht man mit dem Aberglauben,
daß das Herz eine Pumpe ist, die das Blut wie irgendein Gewässer
durch den Organismus treibt. Dann lernt man erkennen, daß
das Geistige eingreift in die Blutzirkulation, daß also da der Rhythmus
den Stoffwechsel ergreift, die Blutzirkulation bewirkt und dann im
Verlaufe der menschlichen Entwickelung, schon in der Embryonalentwickelung,
das Herz herausplastiziert aus dem, was der Blutkreislauf
ist, so daß das Herz aus dem Blutkreislauf heraus, also aus dem
Geistigen heraus gebildet ist." {{Lit|{{G|203|151f}}}}
</div>


Im [[Okkultismus]] wird es der [[Sonne]] und dem damit verbundenen [[Metall]], dem [[Gold]], zugeordnet. [[William Harvey]], der Entdecker des Blutkreislaufs, schreibt über das Herz:
In der Natur draußen wie auch im menschlichen Leben kommt das, was geistig wesenhaft darin waltet, oft nur bruchstückhaft und unvollständig zur Erscheinung und wird durch mancherlei rein äußerliche Zufälligkeiten verdeckt. Die Aufgabe des [[Künstler]]s besteht darin, den Schutt der unwesentlichen Zufälligkeiten beiseite zu räumen, und das was in der Natur und im menschlichen Leben zwar veranlagt, aber nicht zu Ende geführt ist, zur vollständigen Erscheinung zu bringen. Steiners [[Ästhetik]] orientiert sich dabei sehr weitgehend an [[Goethe]]s künstlerischem Schaffen, der selbst gemeint hatte, das Schöne sei ''"eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben"''<ref name="Goethe">Goethe: ''Sprüche in Prosa''</ref>.


{{Zitat|Das Herz der Lebewesen ist der Grundstock ihres Lebens, der Fürst ihrer aller, der kleinen Welt Sonne, von der alles Leben abhängt, alle Frische und Kraft ausstrahlt. Gleicherweise ist ein König der Grundstock seiner Reiche und die Sonne seiner kleinen Welt, des Staates Herz, von dem alle Macht ausstrahlt, alle Gnade ausgeht. Diese Schrift hier über die Bewegung des Herzens habe ich Seiner Majestät (wie es Sitte dieser Zeit ist) um so mehr zu widmen gewagt, als […] beinahe alle menschlichen Taten wie auch die meisten Taten eines Königs unter der Eingebung des Herzens sich vollziehen.|William Harvey|Die Bewegung des Herzens und des Blutes (übersetzt nach der lateinische Originalausgabe von 1628).}}
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"''Merck'' bezeichnet einmal Goethes Schaffen mit den Worten: «Dein Bestreben, Deine unablenkbare Richtung ist, dem Wirklichen eine poetische Gestalt zu geben; die andern suchen das sogenannte Poetische, das Imaginative zu verwirklichen, und das gibt nichts wie dummes Zeug.» Damit ist ungefähr dasselbe gesagt wie mit Goethes Worten im zweiten Teil des «Faust»: «Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.» Es ist deutlich gesagt, worauf es in der Kunst ankommt. Nicht auf ein Verkörpern eines Übersinnlichen, sondern um ein Umgestalten des Sinnlich-Tatsächlichen. Das Wirkliche soll nicht zum Ausdrucksmittel herabsinken: nein, es soll in seiner vollen Selbständigkeit bestehen bleiben; nur soll es eine neue Gestalt bekommen, eine Gestalt, in der es uns befriedigt. Indem wir irgendein Einzelwesen aus dem Kreise seiner Umgebung herausheben und es in dieser gesonderten Stellung vor unser Auge stellen, wird uns daran sogleich vieles unbegreiflich erscheinen. Wir können es mit dem Begriffe, mit der Idee, die wir ihm notwendig zugrunde legen müssen, nicht in Einklang bringen. Seine Bildung in der Wirklichkeit ist eben nicht nur die Folge seiner eigenen Gesetzlichkeit, sondern es ist die angrenzende Wirklichkeit unmittelbar mitbestimmend. Hätte das Ding sich unabhängig und frei, unbeeinflußt von anderen Dingen entwickeln können, dann nur lebte es seine eigene Idee dar. Diese dem Dinge zugrunde liegende, aber in der Wirklichkeit in freier Entfaltung gestörte Idee muß der Künstler ergreifen und sie zur Entwickelung bringen. Er muß in dem Objekte den Punkt finden, aus dem sich ein Gegenstand in seiner vollkommensten Gestalt entwickeln läßt, in der er sich aber in der Natur selbst nicht entwickeln kann. Die Natur bleibt eben in jedem Einzelding hinter ihrer Absicht zurück; neben dieser Pflanze schafft sie eine zweite, dritte und so fort; keine bringt die volle Idee zu konkretem Leben; die eine diese, die andere jene Seite, soweit es die Umstände gestatten. Der Künstler muß aber auf das zurückgehen, was ihm als die Tendenz der Natur erscheint. Und das meint Goethe, wenn er sein Schaffen mit den Worten ausspricht: «Ich raste nicht, bis ich einen prägnanten Punkt finde, von dem sich vieles ableiten läßt.» Beim Künstler muß das ganze Äußere seines Werkes das ganze Innere zum Ausdruck bringen; beim Naturprodukt bleibt jenes hinter diesem zurück, und der forschende Menschengeist muß es erst erkennen. So sind die Gesetze, nach denen der Künstler verfährt, nichts anderes als die ewigen Gesetze der Natur, aber rein, unbeeinflußt von jeder Hemmung. Nicht was ist, liegt also den Schöpfungen der Kunst zugrunde, sondern was sein könnte, nicht das Wirkliche, sondern das Mögliche. Der Künstler schafft nach denselben Prinzipien, nach denen die Natur schafft; aber er behandelt nach diesen Prinzipien die Individuen, während, um mit einem Goetheschen Worte zu reden, die Natur sich nichts aus den Individuen macht. «Sie baut immer und zerstört immer», weil sie nicht mit dem Einzelnen, sondern mit dem Ganzen das Vollkommene erreichen will. Der Inhalt eines Kunstwerkes ist irgendein sinnenfällig wirklicher - dies ist das Was; in der Gestalt, die ihm der Künstler gibt, geht sein Bestreben dahin, die Natur in ihren eigenen Tendenzen zu übertreffen, das, was mit ihren Mitteln und Gesetzen möglich ist, in höherem Maße zu erreichen, als sie es selbst imstande ist.


== Das Herz als Sinnesorgan ==
Der Gegenstand, den der Künstler vor uns stellt, ist vollkommener, als er in seinem Naturdasein ist; aber er trägt doch keine andere Vollkommenheit als seine eigene an sich. In diesem Hinausgehen des Gegenstandes über sich selbst, aber doch nur auf Grundlage dessen, was in ihm schon verborgen ist, liegt das Schöne. Das Schöne ist also kein Unnatürliches; und Goethe kann mit Recht sagen: «Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben», oder an einem anderen Orte: «Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst.» In demselben Sinne, in dem man sagen kann, das Schöne sei ein Unreales, Unwahres, es sei bloßer Schein, denn was es darstellt, finde sich in dieser Vollkommenheit nirgends in der Natur, kann man auch sagen: das Schöne sei wahrer als die Natur, indem es das darstellt, was die Natur sein will und nur nicht sein kann. Über diese Frage der Realität in der Kunst sagt Goethe: «Der Dichter» - und wir können seine Worte ganz gut auf die gesamte Kunst ausdehnen -, «der Dichter ist angewiesen auf Darstellung. Das Höchste derselben ist, wenn sie mit der Wirklichkeit wetteifert, das heißt, wenn ihre Schilderungen durch den Geist dergestalt lebendig sind, daß sie als gegenwärtig für jedermann gelten können.» Goethe findet: «Es ist in der Natur nichts schön, was nicht naturgesetzlich als wahr motiviert wäre.» Und die andere Seite des Scheines, das Übertreffen des Wesens durch sich selbst, finden wir als Goethes Ansicht ausgesprochen in «Sprüchen in Prosa»: «In den Blüten tritt das vegetabilische Gesetz in seine höchste Erscheinung, und die Rose wäre nur wieder der Gipfel dieser Erscheinung . . . Die Frucht kann nie schön sein, denn da tritt das vegetabilische Gesetz in sich (ins bloße Gesetz) zurück.» Nun, da haben wir es doch ganz deutlich, wo sich die Idee ausbildet und auslebt, da tritt das Schöne ein, wo wir in der äußeren Erscheinung unmittelbar das Gesetz wahrnehmen; wo hingegen, wie in der Frucht, die äußere Erscheinung formlos und plump erscheint, weil sie von dem der Pflanzenbildung zugrunde liegenden Gesetz nichts verrät, da hört das Naturding auf, schön zu sein. Deshalb heißt es in demselben Spruch weiter: «Das Gesetz, das in die Erscheinung tritt, in der größten Freiheit, nach seinen eigensten Bedingungen, bringt das Objektiv-Schöne hervor, welches freilich würdige Subjekte finden muß, von denen es aufgefaßt wird.» Und in entschiedenster Weise kommt diese Ansicht Goethes in folgendem Ausspruch zum Vorschein, den wir in den Gesprächen mit Eckermann finden (III. 108): «Der Künstler muß freilich die Natur im einzelnen treu und fromm nachbilden . .. allein in den höhern Regionen des künstlerischen Verfahrens, wodurch ein Bild zum eigentlichen Bilde wird, hat er ein freieres Spiel, und er darf hier sogar zu Fiktionen schreiten.» Als die höchste Aufgabe der Kunst bezeichnet Goethe: «durch den Schein die Täuschung einer höheren Wirklichkeit zu geben. Ein falsches Bestreben sei es aber, den Schein so lange zu verwirklichen, bis endlich nur ein gemeines Wirkliche übrigbleibt.»" {{Lit|{{G|271|13ff}}}}
</div>


Das Herz ist ein sehr feines [[Sinne]]sorgan, durch das der Kopf, insbesondere vermittels des Kleinhirns, [[unterbewusst]] wahrnimmt, was im restlichen [[Organismus]], d.h. im [[Rhythmisches System|rhythmischen System]] und im [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]], vorgeht. Diese normalerweise unterbewusste Wahrnehmung versuchte man in der [[Mithras-Einweihung]] ins [[Bewusstsein]] zu heben. Dadurch lernte der Mithras-Schüler allmählich durch seine Herzorganisation sehr fein den Einfluss des Jahreslaufes auf sein Stoffwechsel-Gliedmaßen-System mitzuempfinden, das symbolisch durch den Stier dargestellt wurde. Indem der Geistesschüler so durch sein Herz auf sich selber zurückblickte, konnte er den Gang der Sonne durch den Tierkreis studieren und daraus Anweisungen dafür geben, was zu welcher Jahreszeit zu tun war. {{Lit|{{G|223|136ff}}}}
== Das Schöne ist das Erscheinen des Geistigen durch ein Äußeres ==


== Physisches und ätherisches Herz ==
Schönheit, wie sie [[Rudolf Steiner]] auffasst, entsteht also dann, wenn ein inneres [[Geist]]iges äußerlich im sinnlichen Bild zur [[Erscheinung]] gebracht wird und das [[Sinnliche Welt|Sinnliche]] dadurch so erhöht, dass es bereits als ein Geistiges erscheint:


Nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s hat sich seit dem Jahre [[1721]] der natürliche Zusammenhang zwischen dem [[physisch]]en und dem [[ätherisch]]en Herzen gelockert. Bis etwa [[2100]] wird sich der Ätherteil vollständig vom physischen Herzen gelöst haben.  
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"Das Wort «schön» umfaßt alle Worte, die in allen Sprachen bedeuten, daß ein Inneres, Geistiges in einem äußeren BiIde erscheint. «Schön sein» heißt, ein Innerliches erscheint äußerlich. Und wir verbinden heute noch den besten Begriff mit dem Worte Schönheit, wenn wir uns daran halten, daß in dem schönen Objekt ein irineres geistiges Wesen wie auf der 0berfläche sich im physischen Bilde darstellt. Wir nennen etwas schön, wenn wir sozusagen in dem äußeren Sinnlichen durchscheinen sehen das Geistige. Wann ist ein Marmorwerk schön? Wenn es in der äußeren Form die IIlusion erweckt: da lebt das Geistige darinnen. Das Erscheinen des Geistigen durch das Äußere, das ist das Schöne." {{Lit|{{G|122|137}}}}
</div>


[[Bild:Herz_190.gif|thumb|Der Zusammenhang zwischen physischem und ätherischem Herzen]]
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<div style="margin-left:20px">
"Im großen und ganzen ist der Mensch ein physischer Leib, der in einen Ätherleib eingebettet ist; das andere brauchen wir heute nicht zu berücksichtigen. Aber die Innigkeit der Verbindung - ich meine jetzt nicht das räumliche Sich-Decken, aber das Dynamische in der Verbindung -, das ändert sich im Laufe der Erdenentwickelung, und die innigen Beziehungen zwischen dem Ätherkopfe und dem menschlichen physischen Kopf, die bestanden haben zum Beispiel in den Jahrhunderten, von denen man hauptsächlich spricht, wenn man von griechischer Kultur spricht, diese Beziehungen bestehen schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert nicht mehr. Seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert ist schon der alte Innigkeitszusammenhang zwischen dem Ätherkopf des Menschen und dem physischen Kopf verlorengegangen. Aber es ist doch immer aufrechterhalten geblieben ein recht inniger Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem menschlichen Ätherherzen. Aber seit dem Jahre [[1721]] lockert sich merkwürdigerweise immer mehr und mehr der Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem Ätherherzen. Wenn ich so sagen darf: Wenn das physische Herz da ist und das Ätherherz da (siehe Zeichnung) so war das früher mehr ein Ganzes, jetzt kann das Ätherherz geschüttelt werden ätherisch, es ist nicht mehr innerlich so dynamisch verbunden wie früher. Später werden noch andere Organe des Menschen sich vom Ätherischen lösen. Das aber, daß das Herz nach und nach sich löst von seinem Ätherteil, und bis in das 3. Jahrtausend hinein, bis man 2100 ungefähr schreiben wird, sich ganz gelöst haben wird, das macht auch in bezug auf die menschliche Entwickelung etwas sehr Bedeutsames aus. Was es ausmacht, das kann man in der folgenden Weise charakterisieren. Man muß sagen: Das macht das aus, daß die Menschen nötig haben, etwas, was ihnen früher von selbst kam durch den natürlichen Zusammenhang zwischen physischem Herzen und Ätherherzen, auf einem anderen Wege zu suchen, auf dem Wege des spirituellen Lebens. Dieses vom physischen Herzen losgetrennte Ätherherz, das wird seine richtige Beziehung zur geistigen Welt nur gewinnen, wenn der Mensch sucht spirituelles Wissen, wenn der Mensch sucht anthroposophisch orientierte geistige Gedanken. Das muß immer mehr und mehr gesucht werden." {{Lit|{{G|190|121ff}}}}
"Denn was scheint denn? Dasjenige, was wir mit den
Sinnen sehen, braucht uns nicht zu scheinen, das ist da. Das, was
uns scheint, was also im Sinnlichen ausstrahlt, sein Wesen im Sinnlichen
ankündigt, ist das Geistige. Wir fassen also, indem wir von
dem Schönen als Schönem objektiv sprechen, das künstlerisch
Schöne von vornherein als ein Geistiges, das sich durch die Kunst
in der Welt darlebt, offenbart. Es obliegt einmal der Kunst, das
Scheinende zu erfassen, die Ausstrahlung, die Offenbarung dessen,
was als Geist die Welt durchwebt und durchlebt. Und alle wirkliche
Kunst sucht das Geistige. Selbst wenn die Kunst, wie es auch
sein kann, das Häßliche, das Widerwärtige darstellen will, so will
sie nicht das Sinnlich-Widerwärtige darstellen, sondern das Geistige,
das in dem Sinnlich-Widerwärtigen sein Wesen ankündigt. Es
kann das Häßliche schön werden, wenn das Geistige sich im Häßlichen
scheinend offenbart. Aber es muß eben so sein, es muß die
Beziehung zum Geistigen immer da sein, wenn ein Künstlerisches
schön wirken soll." {{Lit|{{G|276|92f}}}}
</div>
</div>


== Herz-Lungen-System und Ätherleib ==
== Das subjektive Schönheitsempfinden ==


{{Hauptartikel|Rhythmisches System#Herz-Lungen-System und Ätherleib|titel1=Rhythmisches System}}
Ob das derart [[objektiv]] charakterisierte Schöne auch als solches empfunden wird, hängt allerdings noch von weiteren, [[subjektiv]]en Faktoren ab. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, er ist eine Frage des [[persönlich]]en Erlebens - und das mit gewissem Recht. Bei der [[ästhetisch]]en Empfindung haben wir es nämlich mit einem Zweifachen zu tun. Einerseits wirken die gestaltenden Kräfte des Kunstwerks unmittelbar im Inneren des [[Mensch]]en auf den [[Ätherleib]] und den [[Physischer Leib|physischen Leib]]. Dieser Vorgang bleibt zunächst weitgehend [[unbewusst]]. Auf der anderen Seite steht die [[bewusst]]e äußere [[Wahrnehmung]] des Kunstwerks mittels [[Astralleib]] und [[Ich]].


Durch das [[Herz-Lungensystem]] und den [[Sauerstoff]] werden die aufgenommenen [[Ernährung|Nahrungsstoffe]], die durch die [[Verdauung]] zunächst zerlegt und abgetötet werden, wieder verlebendigt und in die [[ätherische Organisation]] aufgenommen {{GZ||314|107}}.
<div style="margin-left:20px">
 
"Sie nehmen einen Gegenstand, den Sie so betrachten, wahr, erstens indem er eine gewisse Wirkung auf
== Das Herz der Erde ist der Christus ==
Sie ausübt, auf physischen und Ätherleib. Dies ist die eine Strömung, möchte ich sagen,
die von dem schönen Objekt zu Ihnen kommt, die Strömung, die auf den physischen
und auf den Ätherleib geht, gleichgültig, ob Sie eine Malerei, eine Skulptur
oder irgend etwas vor sich haben, die Wirkung geschieht auf physischen und Ätherleib.
Außerdem erleben Sie im Ich und im Astralleibe dasjenige mit, was draußen ist.
Sie erleben tatsächlich eine Doppelwahrnehmung. Und je nachdem Sie in der Lage
sind, das eine mit dem anderen in Harmonie oder Disharmonie zu bringen, finden
Sie das betreffende Objekt schön oder häßlich. Das Schöne ist unter allen Umständen
darin gelegen, daß auf der einen Seite Ihr Ich und Astralleib, auf der anderen Seite
Ihr physischer und Ätherleib zusammenschwingen, miteinander in Einklang
kommen. Es muß ein innerer Prozeß, ein innerer Vorgang stattfinden, damit Sie etwas
als schön erleben können." {{Lit|{{G|176|112f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
„Und wer sagen wollte: Man kann ohne den Christus bestehen – der würde so töricht sein, wie Augen und Ohren, wenn sie sagen wollten, sie könnten ohne Herz bestehen. Beim einzelnen Menschenleibe muß allerdings das Herz von Anfang an da sein, in den Erdenorganismus ist dieses Herz erst mit dem Christus eingezogen. Für die folgenden Zeiten muß aber dieses Christus-Herzensblut in alle Menschenherzen eingezogen sein, und wer sich nicht in seiner Seele mit ihm vereinigt, wird verdorren.{{Lit|{{G|127|132}}}}
"Hätten wir nicht die Möglichkeit zu träumen und die Fortsetzung
dieser Traumeskraft in unserem Innern, so hätten wir keine
Schönheit. Daß wir überhaupt Anlagen für die Schönheit haben, das
beruht darauf, daß wir träumen können. Für das prosaische Dasein
müssen wir sagen: Wir verdanken es der Traumeskraft, daß wir eine
Erinnerung haben; für das künstlerische Dasein des Menschen verTafel
4 danken wir der Traumeskraft die Schönheit. Also: Traumzustand
hängt zusammen mit der Schönheit. Die Art, wie wir ein Schönes
empfinden und ein Schönes schaffen, ist nämlich sehr ähnlich der
webenden wirkenden Kraft des Träumens." {{Lit|{{G|228|52}}}}
</div>
</div>


== Das Herz und der Heilige Gral ==
== Schönheit des Leibes als karmische Folge des Schmerzes ==


{{GZ|In dem Tempel des menschlichen Leibes befindet sich ein Heiligstes
Die Schönheit des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] ist - ähnlich wie die [[Weisheit]] - oft eine [[Karma|karmische]] Folge der in einer früheren [[Inkarnation]] erlittenen [[physisch]]en und [[seelisch]]en [[Leid]]en und [[Schmerz]]en.
vom Heiligen. Viele Menschen leben in dem Tempel, ohne etwas
davon zu wissen. Aber die, welche es ahnen, erhalten dadurch
die Kraft, sich so zu läutern, daß sie in dieses Heiligste hineingehen
dürfen. Da befindet sich das heilige Gefäß, welches durch Zeitepochen
hindurch vorbereitet wurde, auf daß, wenn die Zeit käme, es
fähig sein könne, das Christus-Blut, das Christus-Leben in sich zu
enthalten. Wenn der Mensch hineingegangen ist, so hat er auch den
Weg gefunden zu dem Allerheiligsten in dem großen Erdentempel.
Auch da leben viele auf der Erde, ohne davon zu wissen; aber wenn
der Mensch in seinem innersten Heiligtum sich gefunden hat, so
wird er auch da hineintreten dürfen und finden den Heiligen Gral.
Wie aus wunderbar glitzernden Kristallen geschliffen, welche Symbole
und Buchstaben formen, wird sich ihm das Gefäß zunächst zeigen,
bis er allmählich den heiligen Inhalt empfindet, so daß er für
ihn leuchtet im goldenen Glanze. In die Mysterienstätte seines eigenen
Herzens steigt ein Mensch hinein, dann geht ein göttliches
Wesen aus dieser Stätte hervor und verbindet sich mit dem Gott
draußen, mit dem Christus-Wesen. Es lebt in dem geistigen Lichte,
welches hineinstrahlt in das Gefäß und dieses dadurch heiligt.|265|418|419}}
 
== Das Herz als zukünftiges Erkenntnisorgan ==
 
{{Siehe auch|Herzdenken}}


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"In der Zukunft wird der Mensch in einem viel intimeren Zusammenhange mit der Weltgesetzlichkeit stehen als gegenwärtig. Und der Geheimschüler nimmt diese Intimität in der Entwickelung voraus. Der Kopf mit dem Gehirn ist nur ein Übergangsorgan der Erkenntnis. Das Organ, welches die eigentlich tiefen und zugleich machtvollen Blicke in die Welt tun wird, hat seine Anlage in dem gegenwärtigen Herzen. Aber wohlgemerkt: die Anlage zu diesem Organ ist im heutigen Herzen: um Erkenntnisorgan zu werden, muß sich das Herz noch in der mannigfaltigsten Weise umbilden. Aber dieses Herz ist der Quell und Born zur Menschheitsstufe der Zukunft. Die Erkenntnis wird dann, wenn das Herz ihr Organ sein wird, warm und innig sein, wie heute nur die Gefühle der Liebe und des Mitleids sind. Aber diese Gefühle werden aus der Dumpfheit und Dunkelheit, in der sie heute nur tasten, sich zu der Helligkeit und Klarheit hindurchringen, welche heute erst die feinsten, logischen Begriffe des Kopfes haben." {{Lit|{{G|267|90}}}}
"Die Schönheit des physischen Leibes ist vielfach, nicht immer,
aber sehr oft eine Folge von erduldetem Leiden im vorhergehenden
Leben. Leiden im vorhergehenden Leben - physisches Leiden und
auch Seelenleiden - werden zur Schönheit in einem nächsten Leben,
zur Schönheit des äußeren physischen Leibes. Es ist wirklich in diesen
Fällen so, daß man einen Vergleich gebrauchen darf, den ich
schon öfter angewendet habe. Wodurch entsteht die schöne Perle in
der Perlmuschel? Eigentlich durch eine Krankheit, sie ist das Ergebnis
einer Erkrankung. So ungefähr gibt es auch im karmischen
Zusammenhang einen Prozeß, der den Zusammenhang von Krankheit,
Leiden, mit der Schönheit darstellt. Diese Schönheit ist vielfach
mit Leiden und Krankheit erkauft." {{Lit|{{G|096|114}}}}
</div>
</div>


== Herz und Umstülpung ==
== [[Spinnenwesen]] ==
{{Hauptartikel|Spinnenwesen}}


{{Siehe auch|Umstülpung}}
[[Spinnenwesen]] sind abnorme [[Elementarwesen]], die im [[Mensch]]en erst den Sinn für wirkliche [[Kunst]] erwecken. Sie sind stets in der Umgebung von Künstlern und Kunstwerken zu finden, aber nur sehr schwer [[Hellsehen|hellsichtig]] zu beobachten und keineswegs [[luziferisch]]er Natur, wie man irrtümlich annehmen könnte. Diese spinnenartigen Wesen sind geradezu Urbilder der [[Hässlichkeit]] und leben vorwiegend im [[Wasser]]- und [[Luftelement]]. Sie gehören dem gleichen [[Elementarreich]] an, wie die [[Sylphen]] und [[Undinen]], mit denen sie aber im beständigen Kampf stehen. Anders als die regulären Elementarwesen sind sie in absteigender Entwicklung {{Lit|{{G|219|78ff}}}}.


{{GZ|Das ist dasjenige, was ich Ihnen heute sagen wollte, meine lieben
== Literatur ==
Freunde, über die ganz andersartige Erfahrung, die wir haben, wenn
* Michael Hauskeller: ''Was das Schöne sei. Klassische Texte von Platon bis Adorno'', dtv-Taschenbuch 1999, ISBN 3423301503
wir in der geistigen Welt sind, als hier in der physischen. Und doch
* [[Rudolf Steiner]]: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994) {{Vorträge|82}}
wiederum hängen die Dinge zusammen. Aber sie hängen so zusammen,
* [[Rudolf Steiner]]: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|96}}
daß wir ganz umgestülpt sind. Wenn wir hier den Menschen so umstülpen
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984) {{Vorträge|122}}
könnten, daß wir sein Inneres nach außen wenden würden,
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}
daß also zum Beispiel das Innere, das Herz dann die Oberfläche des
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten'', [[GA 176]] (1982) {{Vorträge|176}}
Menschen wäre - er würde dabei nicht leben bleiben als physischer
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit.'', [[GA 219]] (1994), ISBN 3-7274-2190-8 {{Vorträge|219}}
Mensch, das können Sie ja glauben -, aber wenn man ihn umstülpen
* [[Rudolf Steiner]]: ''Initiationswissenschaft und Sternenerkenntnis'', [[GA 228]] (2002), ISBN 3-7274-2280-7 {{Vorträge|228}}
könnte, im Herzen innerlich anfassen und ihn so wie einen Handschuh
* [[Rudolf Steiner]]: ''Kunst und Kunsterkenntnis'', [[GA 271]] (1985) {{Vorträge|271}}
umstülpen, dann bliebe er nicht ein solcher Mensch, wie er hier
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Künstlerische in seiner Weltmission'', [[GA 276]] (2002), ISBN 3-7274-2760-4 {{Vorträge|276}}
ist, dann vergrößerte er sich zu einem Universum. Denn wenn man sich
in einen Punkt, ins Herz hinein konzentriert und dann die Fähigkeit
hat, im Geiste sich selber umzustülpen, dann wird man diese Welt, die
man sonst erlebt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Das ist
das Geheimnis des menschlichen Inneren, welches nur in der physischen
Welt nicht nach außen gestülpt werden kann. Aber das menschliche
Herz ist eine umgestülpte Welt auch, und so hängt wiederum
zusammen die physische Erdenwelt mit der geistigen Welt. Wir müssen
uns gewöhnen an dieses Umstülpen. Wenn wir uns nicht daran gewöhnen,
so bekommen wir nie eine richtige Vorstellung von dem, wie
sich eigentlich die hiesige physische Welt zu der geistigen Welt verhält.|214|157}}


== Literatur ==
{{GA}}


#Rudolf Steiner: ''Die Philosophie des Thomas von Aquino'', [[GA 74]] (1993), ISBN 3-7274-0741-7 {{Vorträge|074}}
== Einzelnachweise ==
#Rudolf Steiner: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), Dreizehnter Vortrag, München, 5. Juni 1907 {{Vorträge|099}}
<references/>
#Rudolf Steiner: ''Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen'', [[GA 190]] (1980) {{Vorträge|190}}
#Rudolf Steiner: ''Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt'', [[GA 203]] (1989), ISBN 3-7274-2030-8 {{Vorträge|203}}
#Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis der Trinität'', [[GA 214]] (1999), ISBN 3-7274-2140-1 {{Vorträge|214}}
#Rudolf Steiner: ''Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten'', [[GA 223]] (1990), Achter Vortrag, Dornach, 30. September 1923 {{Vorträge|223}}
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Vorträge|265}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft und Medizin'', [[GA 312]] (1990), Zweiter Vortrag, Dornach, 22. März 1920 {{Vorträge|312}}
#Rudolf Steiner: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}


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Version vom 16. Mai 2022, 05:19 Uhr

Schönheit (von mhd. schœne; über ahd. sconi "schön, rein, glänzend, scheinend", etymologisch eng verwandt mit schauen) ist nach geisteswissenschaftlicher Anschauung die Offenbarung eines geistig Wesenhaften in der äußeren sinnlichen Erscheinung.

„Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben.“

Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen[1]

Das gilt insbesondere für den Menschen selbst. Schönheit zu erstreben, zählt daher neben Weisheit und Güte zu den drei grundlegenden Tugenden des Eingeweihten. Der Ausdruck seiner Gesichtszüge, die Anmut seiner Bewegungen, die Körperhaltung und seine ganze äußere Lebensführung sollen dadurch immer mehr zum Ausdruck seines eigenen inneren Wesens werden.

Der kosmische Ursprung der Schönheit

Im höchsten Maß erscheint die Schönheit dort, wo sich der ganze Kosmos, das Urbild aller Schönheit, mit Hilfe der gestaltenden Kräfte des Ätherleibs in einem irdischen Wesen abbildet.

"Dadurch aber, daß ein Wesen gestaltet wird von der Peripherie des Weltenalls herein, dadurch wird ihm aufgedrückt dasjenige, was nach der Urbedeutung dieses Wortes das Wesen der «Schönheit» ist. Schönheit ist nämlich der Abdruck des Kosmos, mit Hilfe des Ätherleibes, in einem physischen Erdenwesen." (Lit.: GA 082, S. 57)

Kosmisch betrachtet hat die Schönheit ihren Ursprung auf dem alten Mond und wird auf der neuen Venus ihre Vollendung finden.

„Auf dem Mond beginnt dann dasjenige, was die ästhetische Sphäre enthält. Das wird abgeschlossen sein auf der Venus. Wir können das etwa so zeichnen: Mond, abgeschlossen Venus; wir haben also hier die Entwickelung der Schönheit. Sie sehen, das greift über.“ (Lit.:GA 170, S. 88f)

Zeichnung aus GA 170, S 88
Zeichnung aus GA 170, S 88

Das Schöne ist nach Steiners Ästhetik nicht die Erscheinung eines Ideellen, eines abstrakten Geistigen, im sinnlichen Kleide, wie es insbesondere die deutschen Idealisten meinten, sondern das Sinnliche ist darin derart erhöht und veredelt, dass es selbst bereits als ein Geistiges erscheint. Die Kunst, die das Schöne zur Erscheinung bringen will, geht nicht aus dem Intellekt, sondern aus dem weisheitsvollen schöpferischen Willen hervor[2].

In der Natur draußen wie auch im menschlichen Leben kommt das, was geistig wesenhaft darin waltet, oft nur bruchstückhaft und unvollständig zur Erscheinung und wird durch mancherlei rein äußerliche Zufälligkeiten verdeckt. Die Aufgabe des Künstlers besteht darin, den Schutt der unwesentlichen Zufälligkeiten beiseite zu räumen, und das was in der Natur und im menschlichen Leben zwar veranlagt, aber nicht zu Ende geführt ist, zur vollständigen Erscheinung zu bringen. Steiners Ästhetik orientiert sich dabei sehr weitgehend an Goethes künstlerischem Schaffen, der selbst gemeint hatte, das Schöne sei "eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben"[3].

"Merck bezeichnet einmal Goethes Schaffen mit den Worten: «Dein Bestreben, Deine unablenkbare Richtung ist, dem Wirklichen eine poetische Gestalt zu geben; die andern suchen das sogenannte Poetische, das Imaginative zu verwirklichen, und das gibt nichts wie dummes Zeug.» Damit ist ungefähr dasselbe gesagt wie mit Goethes Worten im zweiten Teil des «Faust»: «Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.» Es ist deutlich gesagt, worauf es in der Kunst ankommt. Nicht auf ein Verkörpern eines Übersinnlichen, sondern um ein Umgestalten des Sinnlich-Tatsächlichen. Das Wirkliche soll nicht zum Ausdrucksmittel herabsinken: nein, es soll in seiner vollen Selbständigkeit bestehen bleiben; nur soll es eine neue Gestalt bekommen, eine Gestalt, in der es uns befriedigt. Indem wir irgendein Einzelwesen aus dem Kreise seiner Umgebung herausheben und es in dieser gesonderten Stellung vor unser Auge stellen, wird uns daran sogleich vieles unbegreiflich erscheinen. Wir können es mit dem Begriffe, mit der Idee, die wir ihm notwendig zugrunde legen müssen, nicht in Einklang bringen. Seine Bildung in der Wirklichkeit ist eben nicht nur die Folge seiner eigenen Gesetzlichkeit, sondern es ist die angrenzende Wirklichkeit unmittelbar mitbestimmend. Hätte das Ding sich unabhängig und frei, unbeeinflußt von anderen Dingen entwickeln können, dann nur lebte es seine eigene Idee dar. Diese dem Dinge zugrunde liegende, aber in der Wirklichkeit in freier Entfaltung gestörte Idee muß der Künstler ergreifen und sie zur Entwickelung bringen. Er muß in dem Objekte den Punkt finden, aus dem sich ein Gegenstand in seiner vollkommensten Gestalt entwickeln läßt, in der er sich aber in der Natur selbst nicht entwickeln kann. Die Natur bleibt eben in jedem Einzelding hinter ihrer Absicht zurück; neben dieser Pflanze schafft sie eine zweite, dritte und so fort; keine bringt die volle Idee zu konkretem Leben; die eine diese, die andere jene Seite, soweit es die Umstände gestatten. Der Künstler muß aber auf das zurückgehen, was ihm als die Tendenz der Natur erscheint. Und das meint Goethe, wenn er sein Schaffen mit den Worten ausspricht: «Ich raste nicht, bis ich einen prägnanten Punkt finde, von dem sich vieles ableiten läßt.» Beim Künstler muß das ganze Äußere seines Werkes das ganze Innere zum Ausdruck bringen; beim Naturprodukt bleibt jenes hinter diesem zurück, und der forschende Menschengeist muß es erst erkennen. So sind die Gesetze, nach denen der Künstler verfährt, nichts anderes als die ewigen Gesetze der Natur, aber rein, unbeeinflußt von jeder Hemmung. Nicht was ist, liegt also den Schöpfungen der Kunst zugrunde, sondern was sein könnte, nicht das Wirkliche, sondern das Mögliche. Der Künstler schafft nach denselben Prinzipien, nach denen die Natur schafft; aber er behandelt nach diesen Prinzipien die Individuen, während, um mit einem Goetheschen Worte zu reden, die Natur sich nichts aus den Individuen macht. «Sie baut immer und zerstört immer», weil sie nicht mit dem Einzelnen, sondern mit dem Ganzen das Vollkommene erreichen will. Der Inhalt eines Kunstwerkes ist irgendein sinnenfällig wirklicher - dies ist das Was; in der Gestalt, die ihm der Künstler gibt, geht sein Bestreben dahin, die Natur in ihren eigenen Tendenzen zu übertreffen, das, was mit ihren Mitteln und Gesetzen möglich ist, in höherem Maße zu erreichen, als sie es selbst imstande ist.

Der Gegenstand, den der Künstler vor uns stellt, ist vollkommener, als er in seinem Naturdasein ist; aber er trägt doch keine andere Vollkommenheit als seine eigene an sich. In diesem Hinausgehen des Gegenstandes über sich selbst, aber doch nur auf Grundlage dessen, was in ihm schon verborgen ist, liegt das Schöne. Das Schöne ist also kein Unnatürliches; und Goethe kann mit Recht sagen: «Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben», oder an einem anderen Orte: «Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst.» In demselben Sinne, in dem man sagen kann, das Schöne sei ein Unreales, Unwahres, es sei bloßer Schein, denn was es darstellt, finde sich in dieser Vollkommenheit nirgends in der Natur, kann man auch sagen: das Schöne sei wahrer als die Natur, indem es das darstellt, was die Natur sein will und nur nicht sein kann. Über diese Frage der Realität in der Kunst sagt Goethe: «Der Dichter» - und wir können seine Worte ganz gut auf die gesamte Kunst ausdehnen -, «der Dichter ist angewiesen auf Darstellung. Das Höchste derselben ist, wenn sie mit der Wirklichkeit wetteifert, das heißt, wenn ihre Schilderungen durch den Geist dergestalt lebendig sind, daß sie als gegenwärtig für jedermann gelten können.» Goethe findet: «Es ist in der Natur nichts schön, was nicht naturgesetzlich als wahr motiviert wäre.» Und die andere Seite des Scheines, das Übertreffen des Wesens durch sich selbst, finden wir als Goethes Ansicht ausgesprochen in «Sprüchen in Prosa»: «In den Blüten tritt das vegetabilische Gesetz in seine höchste Erscheinung, und die Rose wäre nur wieder der Gipfel dieser Erscheinung . . . Die Frucht kann nie schön sein, denn da tritt das vegetabilische Gesetz in sich (ins bloße Gesetz) zurück.» Nun, da haben wir es doch ganz deutlich, wo sich die Idee ausbildet und auslebt, da tritt das Schöne ein, wo wir in der äußeren Erscheinung unmittelbar das Gesetz wahrnehmen; wo hingegen, wie in der Frucht, die äußere Erscheinung formlos und plump erscheint, weil sie von dem der Pflanzenbildung zugrunde liegenden Gesetz nichts verrät, da hört das Naturding auf, schön zu sein. Deshalb heißt es in demselben Spruch weiter: «Das Gesetz, das in die Erscheinung tritt, in der größten Freiheit, nach seinen eigensten Bedingungen, bringt das Objektiv-Schöne hervor, welches freilich würdige Subjekte finden muß, von denen es aufgefaßt wird.» Und in entschiedenster Weise kommt diese Ansicht Goethes in folgendem Ausspruch zum Vorschein, den wir in den Gesprächen mit Eckermann finden (III. 108): «Der Künstler muß freilich die Natur im einzelnen treu und fromm nachbilden . .. allein in den höhern Regionen des künstlerischen Verfahrens, wodurch ein Bild zum eigentlichen Bilde wird, hat er ein freieres Spiel, und er darf hier sogar zu Fiktionen schreiten.» Als die höchste Aufgabe der Kunst bezeichnet Goethe: «durch den Schein die Täuschung einer höheren Wirklichkeit zu geben. Ein falsches Bestreben sei es aber, den Schein so lange zu verwirklichen, bis endlich nur ein gemeines Wirkliche übrigbleibt.»" (Lit.: GA 271, S. 13ff)

Das Schöne ist das Erscheinen des Geistigen durch ein Äußeres

Schönheit, wie sie Rudolf Steiner auffasst, entsteht also dann, wenn ein inneres Geistiges äußerlich im sinnlichen Bild zur Erscheinung gebracht wird und das Sinnliche dadurch so erhöht, dass es bereits als ein Geistiges erscheint:

"Das Wort «schön» umfaßt alle Worte, die in allen Sprachen bedeuten, daß ein Inneres, Geistiges in einem äußeren BiIde erscheint. «Schön sein» heißt, ein Innerliches erscheint äußerlich. Und wir verbinden heute noch den besten Begriff mit dem Worte Schönheit, wenn wir uns daran halten, daß in dem schönen Objekt ein irineres geistiges Wesen wie auf der 0berfläche sich im physischen Bilde darstellt. Wir nennen etwas schön, wenn wir sozusagen in dem äußeren Sinnlichen durchscheinen sehen das Geistige. Wann ist ein Marmorwerk schön? Wenn es in der äußeren Form die IIlusion erweckt: da lebt das Geistige darinnen. Das Erscheinen des Geistigen durch das Äußere, das ist das Schöne." (Lit.: GA 122, S. 137)

"Denn was scheint denn? Dasjenige, was wir mit den Sinnen sehen, braucht uns nicht zu scheinen, das ist da. Das, was uns scheint, was also im Sinnlichen ausstrahlt, sein Wesen im Sinnlichen ankündigt, ist das Geistige. Wir fassen also, indem wir von dem Schönen als Schönem objektiv sprechen, das künstlerisch Schöne von vornherein als ein Geistiges, das sich durch die Kunst in der Welt darlebt, offenbart. Es obliegt einmal der Kunst, das Scheinende zu erfassen, die Ausstrahlung, die Offenbarung dessen, was als Geist die Welt durchwebt und durchlebt. Und alle wirkliche Kunst sucht das Geistige. Selbst wenn die Kunst, wie es auch sein kann, das Häßliche, das Widerwärtige darstellen will, so will sie nicht das Sinnlich-Widerwärtige darstellen, sondern das Geistige, das in dem Sinnlich-Widerwärtigen sein Wesen ankündigt. Es kann das Häßliche schön werden, wenn das Geistige sich im Häßlichen scheinend offenbart. Aber es muß eben so sein, es muß die Beziehung zum Geistigen immer da sein, wenn ein Künstlerisches schön wirken soll." (Lit.: GA 276, S. 92f)

Das subjektive Schönheitsempfinden

Ob das derart objektiv charakterisierte Schöne auch als solches empfunden wird, hängt allerdings noch von weiteren, subjektiven Faktoren ab. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, er ist eine Frage des persönlichen Erlebens - und das mit gewissem Recht. Bei der ästhetischen Empfindung haben wir es nämlich mit einem Zweifachen zu tun. Einerseits wirken die gestaltenden Kräfte des Kunstwerks unmittelbar im Inneren des Menschen auf den Ätherleib und den physischen Leib. Dieser Vorgang bleibt zunächst weitgehend unbewusst. Auf der anderen Seite steht die bewusste äußere Wahrnehmung des Kunstwerks mittels Astralleib und Ich.

"Sie nehmen einen Gegenstand, den Sie so betrachten, wahr, erstens indem er eine gewisse Wirkung auf Sie ausübt, auf physischen und Ätherleib. Dies ist die eine Strömung, möchte ich sagen, die von dem schönen Objekt zu Ihnen kommt, die Strömung, die auf den physischen und auf den Ätherleib geht, gleichgültig, ob Sie eine Malerei, eine Skulptur oder irgend etwas vor sich haben, die Wirkung geschieht auf physischen und Ätherleib. Außerdem erleben Sie im Ich und im Astralleibe dasjenige mit, was draußen ist. Sie erleben tatsächlich eine Doppelwahrnehmung. Und je nachdem Sie in der Lage sind, das eine mit dem anderen in Harmonie oder Disharmonie zu bringen, finden Sie das betreffende Objekt schön oder häßlich. Das Schöne ist unter allen Umständen darin gelegen, daß auf der einen Seite Ihr Ich und Astralleib, auf der anderen Seite Ihr physischer und Ätherleib zusammenschwingen, miteinander in Einklang kommen. Es muß ein innerer Prozeß, ein innerer Vorgang stattfinden, damit Sie etwas als schön erleben können." (Lit.: GA 176, S. 112f)

"Hätten wir nicht die Möglichkeit zu träumen und die Fortsetzung dieser Traumeskraft in unserem Innern, so hätten wir keine Schönheit. Daß wir überhaupt Anlagen für die Schönheit haben, das beruht darauf, daß wir träumen können. Für das prosaische Dasein müssen wir sagen: Wir verdanken es der Traumeskraft, daß wir eine Erinnerung haben; für das künstlerische Dasein des Menschen verTafel 4 danken wir der Traumeskraft die Schönheit. Also: Traumzustand hängt zusammen mit der Schönheit. Die Art, wie wir ein Schönes empfinden und ein Schönes schaffen, ist nämlich sehr ähnlich der webenden wirkenden Kraft des Träumens." (Lit.: GA 228, S. 52)

Schönheit des Leibes als karmische Folge des Schmerzes

Die Schönheit des physischen Leibes ist - ähnlich wie die Weisheit - oft eine karmische Folge der in einer früheren Inkarnation erlittenen physischen und seelischen Leiden und Schmerzen.

"Die Schönheit des physischen Leibes ist vielfach, nicht immer, aber sehr oft eine Folge von erduldetem Leiden im vorhergehenden Leben. Leiden im vorhergehenden Leben - physisches Leiden und auch Seelenleiden - werden zur Schönheit in einem nächsten Leben, zur Schönheit des äußeren physischen Leibes. Es ist wirklich in diesen Fällen so, daß man einen Vergleich gebrauchen darf, den ich schon öfter angewendet habe. Wodurch entsteht die schöne Perle in der Perlmuschel? Eigentlich durch eine Krankheit, sie ist das Ergebnis einer Erkrankung. So ungefähr gibt es auch im karmischen Zusammenhang einen Prozeß, der den Zusammenhang von Krankheit, Leiden, mit der Schönheit darstellt. Diese Schönheit ist vielfach mit Leiden und Krankheit erkauft." (Lit.: GA 096, S. 114)

Spinnenwesen

Hauptartikel: Spinnenwesen

Spinnenwesen sind abnorme Elementarwesen, die im Menschen erst den Sinn für wirkliche Kunst erwecken. Sie sind stets in der Umgebung von Künstlern und Kunstwerken zu finden, aber nur sehr schwer hellsichtig zu beobachten und keineswegs luziferischer Natur, wie man irrtümlich annehmen könnte. Diese spinnenartigen Wesen sind geradezu Urbilder der Hässlichkeit und leben vorwiegend im Wasser- und Luftelement. Sie gehören dem gleichen Elementarreich an, wie die Sylphen und Undinen, mit denen sie aber im beständigen Kampf stehen. Anders als die regulären Elementarwesen sind sie in absteigender Entwicklung (Lit.: GA 219, S. 78ff).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen. Aphorismen und Aufzeichnungen. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs hrsg. von Max Hecker, Verlag der Goethe-Gesellschaft, Weimar 1907. Aus Kunst und Altertum, 4. Bandes 2. Heft, 1823
  2. Als Nachwirkung des deutschen Idealismus wurde, namentlich im deutschen Sprachraum, Kunst immer mehr als Verkörperung mehr oder weniger abstrakter Ideen, Ideale oder gar Ideologien angesehen. Damit ging das Verständnis für das Schöne weitgehend verloren. Es ist ein Grundübel des künstlerischen Schaffens, wenn der Künstler zuvor das denken will, was er nachher schaffen soll. Kunst muss aus dem unmittelbaren Tun entspringen. Die Reflexion darf erst dann einsetzen, wenn das Werk bereits vollendet ist. Bis dahin hat sich das Denken auf rein praktisch-handwerkliche Fragen zu beschränken und darf sich nicht in den eigentlichen künstlerischen Werdeprozess einmischen.
  3. Goethe: Sprüche in Prosa