Hochmut und Mathesis: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Hochmut''' ({{ELSalt|ὕβρις}} ''[[Wikipedia:Hybris|Hybris]]''; {{laS|''arrogantia''}}, {{lang|la|''superbia''}}), auch die ''Anmaßung'', ''Arroganz'' oder ''Überheblichkeit'', veraltet auch ''Hoffart'' oder ''Dünkel'' genannt, wird in der christlich-abendländischen Tradition zu den [[sieben Hauptlaster|sieben Hauptlaster]]n gezählt. Für den [[Geistesschüler]] wird der Hochmut zu einer besonderen Gefahr, insbesondere dann, wenn er nach einem nicht genügend von [[Gedanke]]n durchdrungenen [[Hellsehen]] strebt.
'''Mathesis''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] μαθησις) nannten die [[Gnostiker]] die [[Mystik]], weil sie darin nach der selben [[Gedanke|gedanklichen]] Klarheit wie die [[Mathematik]] strebten.


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"Es gibt in der Gegenwart scharfe Denker, die
"Die Gnostiker, die großen Mystiker
können vernünftigerweise die geisteswissenschaftliche Weltanschauung
der ersten christlichen Jahrhunderte, haben anders über
einsehen. Warum kommen manchmal gerade diese so schwer
die Mystik gedacht. Und diejenigen, welche überhaupt
zum Hellsehen? - Verhältnismäßig leicht wird es gerade denen, die
etwas von der Mystik verstehen, denken zu allen Zeiten
nicht scharfe Denker sind, zum visionären Hellsehen zu kommen, und
anders über die Mystik. Die Gnostiker haben die Mystik
sie werden dann leicht hochmütig gegenüber dem Denken, während
«mathesis» genannt, Mathematik, nicht weil die Mystik
es schwierig ist für die scharfen Denker, zur Hellsichtigkeit zu kommen.
Mathematik wäre, sondern aus dem Grunde, weil der
Da ist haarscharf die Klippe vorhanden, wo ein gewisser maskierter
wahre Mystiker in bezug auf seine Ideen und Vorstellungen
Hochmut sich geltend macht. Es gibt ja kaum etwas, was den
von den höheren geistigen Welten dieselbe kristallklare,
Hochmut so sehr züchtet, wie ein nicht von Gedanken erhelltes Hellsehen,
durchsichtige Helligkeit anstrebt, welche auf gewissen
und es ist deshalb so besonders gefährlich, weil der Betreffende
anderen Gebieten die mathematischen Vorstellungen
in der Regel gar nicht weiß, daß er hochmütig ist, sondern sich sogar
und Begriffe haben. Die Mystik ist, wenn sie in Wahrheit
für demütig hält. Er weiß gar nicht zu beurteilen, was für ein ungeheurer
erfaßt wird, nicht ein dunkles, gefühlsmäßiges Erfassen der
Hochmut dazugehört, die denkerische Arbeit der Menschen
Welt, sondern das Klarste, Kristallklarste, was es überhaupt
gering zu achten und auf gewisse Eingebungen den Hauptwert zu
geben kann." {{Lit|{{G|055|209}}}}
legen. Es steckt darin ein maskierter Hochmut, der ungeheuerlich ist." {{Lit|{{G|117|86f}}}}
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In den alten vorchristlichen [[Mysterien]], als das [[Ego]] noch viel weniger entwickelt war, konnte der Geistesschüler nicht so leicht hochmütig werden.
== Literatur ==
 
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"Noch zur Zeit des Mysteriums von Golgatha und Jahrhunderte später
nannte man daher den Menschen, wie er auf Erden lebt, im Sinne
der alten Mysterienweisheit: den natürlichen Menschen. Aber man
war zu gleicher Zeit der Ansicht, dieser natürliche Mensch ist nicht
der wahre Mensch, ist nicht der volle Mensch, trägt das volle Menschenwesen
gar nicht in sich. Und man unterschied von diesem natürlichen
Menschen den pneumatischen Menschen, den geistigen Menschen.
Und man war der Ansicht, daß der Mensch erst, wenn er nach
Ablegung des physischen Leibes mit Durchschreiten der Todespforte
pneumatischer Mensch geworden ist, er erst als ein solcher pneumatischer
Mensch voller Mensch sein kann. Daher war mit der Mysterieneinweihung
der alten Zeiten die Entwickelung höchster Bescheidenheit
für das Erdenbewußtsein des Menschen verbunden. Hochmütig
konnte der Erdenmensch durch die Mysterieneinweihung nicht gemacht
werden, denn er bekam nicht etwa das Gefühl: du bist auf dieser
Erde schon im vollen Sinne des Wortes Mensch, sondern er bekam
das Bewußtsein: du bist gewissermaßen ein Kandidat des
Menschlichen hier auf Erden, und du mußt dein Erdenleben so anwenden,
daß du nach deinem Tode voll Mensch werden könntest." {{Lit|{{G|221|18}}}}
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== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit'', [[GA 55]] (1983), ISBN 3-7274-0550-3 {{Vorträge|055}}
#Rudolf Steiner: ''Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien'', [[GA 117]] (1986), ISBN 3-7274-1170-8 {{Vorträge|117}}
#Rudolf Steiner: ''Erdenwissen und Himmelserkenntnis'', [[GA 221]] (1998), ISBN 3-7274-2210-6 {{Vorträge|221}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Ethik]]
[[Kategorie:Mystik]] [[Kategorie:Gnosis]]

Version vom 2. Juni 2011, 23:40 Uhr

Mathesis (griech. μαθησις) nannten die Gnostiker die Mystik, weil sie darin nach der selben gedanklichen Klarheit wie die Mathematik strebten.

"Die Gnostiker, die großen Mystiker der ersten christlichen Jahrhunderte, haben anders über die Mystik gedacht. Und diejenigen, welche überhaupt etwas von der Mystik verstehen, denken zu allen Zeiten anders über die Mystik. Die Gnostiker haben die Mystik «mathesis» genannt, Mathematik, nicht weil die Mystik Mathematik wäre, sondern aus dem Grunde, weil der wahre Mystiker in bezug auf seine Ideen und Vorstellungen von den höheren geistigen Welten dieselbe kristallklare, durchsichtige Helligkeit anstrebt, welche auf gewissen anderen Gebieten die mathematischen Vorstellungen und Begriffe haben. Die Mystik ist, wenn sie in Wahrheit erfaßt wird, nicht ein dunkles, gefühlsmäßiges Erfassen der Welt, sondern das Klarste, Kristallklarste, was es überhaupt geben kann." (Lit.: GA 055, S. 209)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit, GA 55 (1983), ISBN 3-7274-0550-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.