Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären und Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Organische Entzweiung: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären''' lautet der Titel der von [[Johann Wolfgang von Goethe]] im Jahr 1790 verfassten botanischen Schrift.<ref>Johann Wolfgang Goethe: ''Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären.'' Ettingersche Buchhandlung, Gotha 1790.</ref> Goethe gilt mit seiner Schrift als Mitbegründer der vergleichenden Morphologie.<ref>Andreas Bresinsky; Strasburger, Eduard. ''Strasburger Lehrbuch der Botanik.'' 36 Auflage, 2008 ISBN 978-3-8274-1455-7</ref> 27 Jahre später veröffentlichte Goethe die Schrift ein zweites Mal als Artikel in der Schriftenreihe ''Zur Morphologie'' mit der Überschrift: ''Die Metamorphose der Pflanzen''.<ref>Goethe, Johann Wolfgang von; Dorothea Kuhn: ''Morphologische Hefte''. 2. Aufl. H. Böhlaus Nachfolger, Weimar 1994 ISBN: 3-7400-0928-4. </ref>
=== Johann Wolfgang Goethe ===
[[Datei:Tulipa Metamorphose Verwachsung Staengel-Bluetenblatt20090516.jpg|thumb|Tulpe, das letzte Stängelblatt und das erste Blütenblatt sind miteinander verwachsen]]
[[Datei:Prunus serrulata Bluete Metamorphose20080421.jpg|thumb|Japanische Zierkirsche, ein Fruchtblatt ist normal gebildet, das zweite verlaubt]]
[[Datei:Taraxacum officinalis Loewenzahn uebergang Bluete Frucht 1.jpg|thumb|Löwenzahn, die Hochblätter bilden einen doppelten Kelch, das Weiss der Schirmchen ist sichtbar]]
[[Datei:Taraxacum officinalis Loewenzahn Bluete Frucht 2.jpg|thumb|Löwenzahn, Umstülpung des "Blütenbodens", die Schirmchen haben sich entfaltet]]
== Inhalt der Schrift ==
Goethe schreibt in seiner Einleitung: "Die geheime Verwandtschaft der verschiedenen Pflanzenteile, als der Blätter des Kelchs, der Krone, der Staubfäden, welche sich nach einander und gleichsam aus einander entwickeln, ist von den Forschern im allgemeinen längst erkannt, ja auch besonders bearbeitet worden und man hat die Wirkung, wodurch ein und dasselbe Organ sich uns mannigfaltig verändert sehen lässt, die Metamorphose der Pflanzen genannt." Goethe unterscheidet drei Arten von Metamorphosen: die ''regelmäßige'', die ''unregelmäßige'' oder ''rückschreitende'' und die ''zufällige'' Metamorphose die von außen, besonders durch Insekten bewirkt wird.
{| class="wikitable"
|-
! Die Metamorphose der Pflanzen
Inhaltsverzeichnis
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::• Einleitung
::• Von den Samenblättern
::• Ausbildung der Stängelblätter von Knoten zu Knoten
::• Übergang zum Blütenstande
::• Bildung des Kelches
::• Bildung der Krone
::• Bildung der Staubwerkzeuge
::• Nektarien
::• Noch einiges von den Staubwerkzeugen
::• Bildung des Griffels
::• Von den Früchten
::• Von den unmittelbaren Hüllen des Samens
::• Rückblick und Übergang
::• Von den Augen und ihrer Entwicklung
::• Bildung der zusammengesetzten Blüten- und Fruchtstände
::• Durchgewachsene Rose
::• Durchgewachsene Nelke
::• Linnés Theorie von der Antizipation
::• Wiederholung
|-
|[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die_Metamorphose_der_Pflanzen|zur Inhalt]]
|}
Der Aufbau der Schrift folgt die Entwicklung der Pflanze vom Keimling über die grünenden bis zur blühenden Pflanze, danach folgen Frucht und Samen. Goethe vergleicht Keimblätter, Stängelblätter, Hochblätter, Kelchblätter, Kronenblätter, Staubblätter und Griffeln im Sinne einer Metamorphosenreihe miteinander und setzt bei den Früchten, Samen und Augen neu an. Es folgen mit der durchgewachsenen Rose und der durchgewachsenen Nelke zwei Beispiele der unregelmäßigen, rückschreitenden Metamorphose. Zum Schluss bespricht Goethe Linnés Darstellung der Metamorphose. Linné ging davon aus, dass die verschiedenen Kreise der Blütenorgane sich durch eine Metamorphose der kreisförmig angeordneten Gewebeschichten des Stängels bilden und nicht durch eine Verwandlung des Laubblattes. Linné stellte sich die Metamorphose, die in der Blütenknospe stattfindet, ähnlich vor wie die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling in der Schmetterlingspuppe.
Im letzten Kapitel XVIII Abschnitt 119 fasst Goethe seine Überlegungen zusammen: "So wie wir nun die verschiedenen Organe der sprossenden und blühenden Pflanze alle aus einem einzigen nämlich dem Blatt, welches sich gewöhnlich an jedem Knoten entwickelt, zu erklären gesucht haben; so haben wir auch diejenigen Früchte, welche ihre Samen fest in sich zu verschliessen Pflegen, aus der Blattgestalt herzuleiten gewagt."
Die Schrift behandelt in erster Linie die Metamorphose des Blattes, die Metamorphose des Stängels wird gestreift bei der Bildung der zusammengesetzten Blüten- und Fruchtstände, die Wurzel und ihre Metamorphosen behandelt Goethe nicht.


== Bedeutung der Schrift, inhaltlich ==
Aus dem Nachlass. Versuche zur Methode der Botanik.  
Die Morphologie hat seit Goethe große Fortschritte gemacht. Heutzutage ist die Schrift in Bezug auf ihrem Inhalt vor allem von historischem Interesse, dazu ein paar Beispiele. Goethe setzt Staubblatt und Griffel auf der gleichen Bildungsstufe. Das Staubblatt ist, wie wir heute wissen, mit dem Fruchtblatt - Griffel inklusive - zu vergleichen. Goethes Vergleich der Gestalt des Griffels mit der Gestalt des Staubblattes bleibt interessant. Die morphologischen Begriffe sind präziser geworden. Die Entdeckung des Generationenwechsels durch Wilhelm Hofmeister <ref>Wilhelm Hofmeister: ''Vergleichende Untersuchungen der Keimung, Entfaltung und Fruchtbildung höherer Kryptogamen (Moose, Farne, Equisetaceen, Rhizocarpeen und Lycopodiaceen) und der Samenbildung der Confieren''.: Leipzig 1851</ref> war für Julius Sachs Grund die Gleichstellung von Staubblatt und Stängelblatt abzulehnen.<ref>Julius Sachs: ''Vorlesungen über Pflanzenphysiologie.'' Leipzig 1882</ref> Goethe betrachtete das Staubblatt als ein verwandeltes Stängelblatt. Sachs unterscheidet zusätzlich zu den vegetativen Grundorganen Wurzel, Sprossachse und Blatt noch die generativen Grundorgane Sporangien und Gametangien, diese sind nicht aus dem Blatt ableitbar. Ein weiterer großer Fortschritt war die Unterscheidung zwischen homologen und analogen Strukturen. Ein Beispiel. Der Löwenzahn bildet ein Blütenköpfchen, das aus vielen kleinen Zungenblüten besteht. Der Gesamtgestalt sieht aus wie eine Blüte und, die die Blüte umhüllenden schuppenartigen Blättchen, benehmen sich wie Kelchblätter. Aus dem Vergleich mit anderen Familien weiss man aber das es Hochblätter sind und man die Kelchblätter anderswo suchen muss. Die "eigentlichen" Kelchblätter sieht man erst wenn der Löwenzahn fruchtet. Der Pappus, das Schirmchen ist eine Bildung der "richtigen" Kelchblätter. Die von Goethe mitbegründete vergleichende Methode führte zu der Bildung der Begriffe homolog (Organe mit gleicher Herkunft) und analog (Organe mit gleicher Funktion).  
VERSUCHE ZUR METHODE DER BOTANIK


== Bedeutung der Schrift, methodisch ==
== Ordnung des Unternehmens ==
Die vergleichende Morphologie hat sich als Methode bewährt. Goethe hat mit seiner Schrift die Morphologie mitgeprägt. Sie wurde mehrmals von Morphologen herausgegeben: Adolph Hansen (1907)<ref>Adolph Hansen: ''Goethes Metamorphose der Pflanzen. Geschichte einer botanischen Hypothese.'' Alfred Töpelmann, Gießen 1907</ref>; Wilhelm Troll (1926)<ref>Wilhelm Troll: ''Goethes Morphologische Schriften''. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1926</ref> und Agnes Arber (1946)<ref>Agnes Arber: ''Goethe's Botany''. In: Chronica Botanica, Vol. 10, 2. 1946</ref>. Ein Hauptwerk Wilhelm Trolls heißt Vergleichende Morphologie der höheren Pflanzen.<ref>Wilhelm Troll: ''Vergleichende Morphologie der höheren Pflanzen.'' Drei Bände. Otto Koeltz, Koenigstein-Taunus.1937-1943, Reprint 1967.</ref>
Kapitel I.


Goethes Einfluss geht über die Morphologie hinaus. Die Genetiker Eliot Meyerowitz<ref>Meyerowitz E.M., Smyth D.R., Bowman J.L.,: ''Abnormal flowers and pattern formation in floral development.'' Development; 106, S. 209-217, 1989</ref> und Enrico Coen<ref>Enrico Coen: ''Goethe and the ABC model of flower development''. In: Acad. Sci. Paris, Life Sciences 324 1-8. 2000</ref> berufen sich in ihren Arbeiten ausdrücklich auf Goethe. Goethe betonte die Wichtigkeit der unregelmäßigen Metamorphose für das Verständnis der regelmäßigen Metamorphose. Die molekulare Genetik hat sich darauf spezialisiert Missbildungen hervor zurufen, sie braucht diese für das Verständnis des intakten Organismus. In ihren Arbeiten weisen die Genetiker mit Verweis auf Goethe die Blattnatur von Staub- und Fruchtblatt nach.<ref>Peer Schilperoord-Jarke: ''Goethes Metamorphose der Pflanzen und die moderne Pflanzengenetik''. In: Peter Heusser(Hg): ''Goethes Beitrag zur Erneuerung der Naturwissenschaften.'' S. 131-170. Bern 2000 ISBN 3-258-06083-5</ref>
:Das Unternehmen zu ordnen ist groß und schwer
:Mit Ordnung zu wissen erfordert genauere Kenntnis der einzelnen Gegenstände
:Aufmerksamkeit auf ihre Charaktere also Unterschied und Übereinstimmungen
:Hiezu ist schon weit mehr als der sinnliche Blick und als das Gedächtnis nötig.  
:Einsicht in das Bezeichnende und Urteil hierüber.  
:Streben des menschlichen Geists was er behandelt zum Ganzen zu bilden .
:Ungeduld des Menschen sich nicht genug vorzubereiten.  
:Übereilung im Abschließen
:Kann nicht immer getadelt werden.  
:Erfahrungen der verschiedenen Zeitalter
:Die früheren weniger vollständig.  
:Niemand, wer eine wissenschaftliche Kenntnis sich zuzueignen denkt fühlt gleich im Anfange die Notwendigkeit Voraus daß er seine Denk- und Vorstellungsart immer werde höher spannen müssen.  
:Diejenigen, die sich mit den Wissenschaften beschäftigen fühlten dieses Bedürfnis nur erst nach und nach.
:Heut zu Tage, da so vieles Allgemeine zur Sprache gekommen kommt der beinah nur handwerksmäßige botanische Gärtner stufenweise bis zu den schwersten Fragen, aber da er von den Standpunkten nichts weiß von wo aus sie zu beantworten wären so muß er sich entweder mit Worten bezahlen lassen oder kommt in eine Art von staunender Verwirrung.  
:Man tut also wohl sich gleich von Anfang auf ernsthafte Fragen und ernste Beantwortungen vorzubereiten.  
:Wenn man sich hierüber einigermaßen beruhigen will und eine heitere Aussicht verschaffen will, so kann man sich sagen daß niemand eine Frage an die Natur tue die er nicht beantworten könne, denn in der Frage liegt die Antwort das Gefühl daß sich über einen solchen Punkt etwas denken etwas ahnden lasse.
:Freilich wird nach der verschiednen Weise der Menschen gar verschiedentlich gefragt.  
:Um uns in diesen verschiedenen Arten einigermaßen zu orientieren wollen wir sie einteilen in:
::Nutzende
::Wissende
::Anschauende und
::Umfassende
# Die Nutzenden, Nutzen-Suchenden, -Fordernden sind die ersten die das Feld der Wissenschaft gleichsam umreißen, das Praktische ergreifen; das Bewusstsein durch Erfahrung gibt ihnen Sicherheit das Bedürfnis eine gewisse Breite.
# Die Wissbegierigen bedürfen eines ruhigen uneigennützigen Blickes einer neugierigen Unruhe eines klaren Verstands und stehn immer im Verhältnis mit jenen, sie verarbeiten auch nur im wissenschaftlichen Sinn dasjenige was sie vorfinden.
# Die Anschauenden verhalten sich schon produktiv und das Wissen indem es sich selbst steigert fordert ohne es zu bemerken das Anschauen und geht dahin über, und so sehr sich auch die Wissenden vor der Imagination kreuzigen und segnen so müssen sie doch ehe sie sichs versehen die produktive Einbildungskraft zu Hülfe rufen.  
# Die Umfassenden die man in einem stolzern Sinne die Erschaffenden nennen könnte verhalten sich im höchsten Grade produktiv, indem sie nämlich von Ideen ausgehen sprechen sie die Einheit des Ganzen schon aus und es ist gewissermaßen, nachher die Sache der Natur sich in diese Idee zu fügen.  
:Gleichnis von Wegen hergenommen
Beispiel vom Aquädukt das Phantastische vom Idealen zu unterscheiden-  
:Beispiel vom dramatischen Dichter .
:Hervorbringende Einbildungskraft mit möglicher Realität. Bei allem wissenschaftlichen Bestreben muß man sich deutlich machen daß man sich in diesen vier Regionen befinden wird.  
:Man muß das Bewusstsein sich erhalten in welcher man sich eben befindet.
:Und die Neigung sich in einer SO frei und gemütlich als in der andern zu bewegen.  
:Das Objektive und Subjektive des Vortrags wird also hier voraus bekannt und gesondert wodurch man hoffen kann wenigstens einiges Vertrauen zu erregen.  


Für den [[Goetheanismus]] hat die Schrift eine zentrale Bedeutung. Goethes Methodik, die Fragestellungen, das Vergleichen bedingen ein innerliches Nachvollziehen der Formverwandlungen. Die innere Beweglichkeit des Vorstellens wird angeregt. Das miterlebende Nachvollziehen ist ein wichtiger methodischer Bestandteil einer [[Goetheanismus|goetheanistischen]] Betrachtung.
== Genetische Behandlung ==
Kapitel II.


== Der Versuch war ein Versuch ==
:Es fällt in die Augen daß wir uns bei unsern Vorträgen meist auf den Grenzen der zweiten und dritten Region aufhalten werden, wir werden uns mit Bewusstsein aus einer in die andere bewegen.  
Goethe hat sich nicht zufrieden gegeben mit seiner Schrift. Er hat weitere für das Verständnis der Metamorphose wichtige Überlegungen angestellt. Aber auch schon in seiner Schrift gibt es stellen die über eine reine Blattmetamorphose hinausweisen. So fragt er sich wie der Zusammenhang zwischen Augen und Samenbildung ist (92). Einige Beispiele: Goethe spricht von der Trennung der Geschlechter, von organischer Entzweiung, von Polarität, von der generativen Vermehrung als Steigerung der vegetativen, Elemente die in seiner Metamorphose der Pflanzen keinen Eingang mehr gefunden haben.  
:Gewöhnlich nehmen die Wissenden instinktartig ihre Zuflucht zu den Anschauenden ob sie auch gleich oft in theoretischen Fällen durch einen falschen teleologischen Weg sich zu den Nutzenden zurückbegeben worunter wir alle Naturforschenden zur Ehre Gottes rechnen.
:Ein Punkt, wo die Nähe der beiden Regionen anschaulich gemacht und genutzt werden kann ist die genetische Behandlung.  
:Wenn ich eine entstandne Sache vor mir sehe nach der Entstehung frage und den Gang zurück messe so weit ich ihn verfolgen kann, so werde ich eine Reihe Stufen gewahr die ich zwar nicht neben einander sehen kann sondern mir in der Erinnerung zu einem gewissen idealen Ganzen vergegenwärtigen muß.
:Erst bin ich geneigt mir gewisse Stufen zu denken, weil aber die Natur keinen Sprung macht, bin ich zuletzt genötigt mir die Folge einer ununterbrochenen Tätigkeit als ein Ganzes anzuschauen indem ich das Einzelne aufhebe ohne den Eindruck zu zerstören.
:Teilung in gröbere Momente. Versuch einer feinern
:Versuch noch mehrerer Zwischenpunkte.
:Wenn man sich die Resultate dieser Versuche denkt, so sieht man daß zuletzt die Erfahrung aufhören das Anschauen eines Werdenden eintreten und die Idee zuletzt ausgesprochen werden muß.
:Beispiel einer Stadt als Menschenwerks.
:Beispiel der Metamorphose der Insekten als Naturwerks.
:Lehre von der Metamorphose der Pflanzen in ihrer ganzen Bedeutung.  


== Literatur ==
<references />


== Organische Einheit ==
Kapitel III.
:Identität der Teile in den verschiedensten Gestalten. 
:Eintretende wichtige Fragen
:ob aus dem Samen das Vorhandene entwickelt wird?
:Oder ob gegebene Anfänge gesetzmäßig fort- und umgebildet werden.
:Atomistische Vorstellungsart hat eine gewisse Nähe zur gemeinen Ansicht
:Zu einer gewissen Sinnesart.
:Ist nicht ganz in Naturbetrachtungen zu entbehren
:Aber sie ist hinderlich, wenn man ihr durchaus treu bleiben will.
:Gewisse Geister können sich nicht davon los machen
:Dynamische Vorstellungsart.
:Ihre anfänglichen Schwierigkeiten.
:Ihre Vorteile in der Folge, mehrere Gegensätze der beiden. Letztere zu unserm Vortrag einstweilen anzunehmen. Sie muß sich durch den Gebrauch legitimieren
:Bei Betrachtung der Pflanze wird ein lebendiger Punkt an- genommen, der ewig seines gleichen hervorbringt.
:Und zwar tut er es bei den geringsten Pflanzen durch Wiederholung eben desselbigen. 
:Ferner bei den vollkommnere durch progressive Ausbildung und Umbildung des Grundorgans in immer vollkommnere und wirksamere Organe um zuletzt den höchsten Punkt organischer Tätigkeit hervorzubringen, Individuen durch Zeugung und Geburt aus dem organischen Ganzen abzusondern und abzulösen.
:Höchste Ansicht organischer Einheit.
== Organische Entzweiung ==
Kapitel IV.
'''Organische Entzweiung.'''
:Vorher ward die Pflanze als Einheit betrachtet.
:Die empirische Einheit können wir mit Augen sehen.
:Sie entsteht aus der Verbindung vieler verschiednen Teile von der größten Mannigfaltigkeit zu einem scheinbaren Individuo.
:Eine einjährige vollendete Pflanze ausgerauft.
:Ideale Einheit.
:Wenn diese verschiednen Teile aus einem idealen Urkörper entsprungen und nach und nach in verschiedenen Stufen aus- gebildet gedacht werden.
:Diesen idealen Urkörper mögen wir ihn in unsern Gedanken so einfach konzipieren als möglich, müssen wir schon in seinem Innern entzweit denken denn ohne vorhergedachte Entzweiung des einen läßt sich kein drittes Entstehendes denken.
:Diesen idealen Urkörper, der schon eine gewisse Bestimmbarkeit zur Zweiheit bei sich trägt, lassen wir vorerst im Schoße der Natur ruhen.
:Wir bemerken nur daß sich hier die atomistische und dynamische Vorstellungsarten die Entwicklungs- und Bildungsmethoden gleich einander entgegen setzen.
:Kurze Darstellung des Dualismus der Natur überhaupt
:Übergang auf die Pflanze
:Sie ist obgleich an einem organischen Körper beinah physisch.
:Keim der Wurzel und des Blatts
:Sie sind mit einander ursprünglich vereint ja eins läßt sich nicht ohne das andere denken.
:Sie sind auch einander ursprünglich entgegengesetzt.
:Wir beantworten die Frage warum die Wurzelkeime sich abwärts, die Blätterkeime sich aufwärts entwickeln dadurch, daß wir sagen sie seien einander nach dem allgemeinen Naturdualism, der hier in ihnen spezifiziert ist, entgegengesetzt.
:Indessen läßt sich über die nähern Bedingungen etwas sagen.
:Eine Pflanze, wie jedes Naturwesen läßt sich nicht ohne umgebende Bedingungen denken.
:Sie verlangt eine Base der Existenz zur Befestigung zur Hauptnahrung der Masse nach.
:Sie verlangt Luft und Licht zur mannigfaltigen Entwicklung, feinere Nahrung und Ausbildung.
:Wir finden die Wurzel bedürfe der Feuchtigkeit und der Finsternis, das Blatt des Lichts und der Trockne um sich zu entwickeln.
:Und so sind diese Bedürfnisse von Anfang an bis zu Ende einander entgegen gesetzt.
:An jedem Knoten, ja an noch viel mehrern Punkten des Pflanzenkörpers kann sich die Wurzel entwickeln wenn die Bedingungen Feuchtigkeit und Finsternis, ja nur jene gewissermaßen allein, gegenwärtig ist.
:An jedem Punkte der Pflanze kann sich der Blattkeim entwickeln sobald Licht und Trockne darauf wirken.
:Beispiele.
:Hauptunterschied des Wurzel- und Blattkeims.
:Jener bleibt immer einfach
:Es ist nur eine Fortsetzung der Fortsetzung ohne Mannigfaltigkeit.
:Diese entwickelt sich aufs mannigfaltigste und nähert sich stufenweise der Vollendung.
:Diese befördern Licht und Trockenheit.
:Feuchte und Finsternis hindern sie.
:Gewisse Pflanzen besonders die rankenden welche an ihren Zweigen eine Quasiwurzel trotz Licht und Luft entwickeln haben bei einer gewissen Zähheit und Reizbarkeit viel Wässriges in ihrer Mischung.
:Wenn nun ein solches Wesen ursprünglich und anfänglich in seinem Ganzen mit einem Gegensatz gedacht wird, so werden wir in seinen Teilen auch eine solche Trennung wieder finden.
:Wir werden sie wieder finden in der obern und untern Fläche des Blatts.
:Im Splint der nach innen das Holz, nach außen die Rinde bildet usw. bis wir endlich den Gipfel der organischen Trennung die Scheidung in zwei Geschlechter erreichen.
[[Kategorie:Goethe (Text)]]
[[Kategorie:Goethe (Text)]]

Aktuelle Version vom 20. November 2011, 14:36 Uhr

Johann Wolfgang Goethe

Aus dem Nachlass. Versuche zur Methode der Botanik. VERSUCHE ZUR METHODE DER BOTANIK

Ordnung des Unternehmens

Kapitel I.

Das Unternehmen zu ordnen ist groß und schwer
Mit Ordnung zu wissen erfordert genauere Kenntnis der einzelnen Gegenstände
Aufmerksamkeit auf ihre Charaktere also Unterschied und Übereinstimmungen
Hiezu ist schon weit mehr als der sinnliche Blick und als das Gedächtnis nötig.
Einsicht in das Bezeichnende und Urteil hierüber.
Streben des menschlichen Geists was er behandelt zum Ganzen zu bilden .
Ungeduld des Menschen sich nicht genug vorzubereiten.
Übereilung im Abschließen
Kann nicht immer getadelt werden.
Erfahrungen der verschiedenen Zeitalter
Die früheren weniger vollständig.
Niemand, wer eine wissenschaftliche Kenntnis sich zuzueignen denkt fühlt gleich im Anfange die Notwendigkeit Voraus daß er seine Denk- und Vorstellungsart immer werde höher spannen müssen.
Diejenigen, die sich mit den Wissenschaften beschäftigen fühlten dieses Bedürfnis nur erst nach und nach.
Heut zu Tage, da so vieles Allgemeine zur Sprache gekommen kommt der beinah nur handwerksmäßige botanische Gärtner stufenweise bis zu den schwersten Fragen, aber da er von den Standpunkten nichts weiß von wo aus sie zu beantworten wären so muß er sich entweder mit Worten bezahlen lassen oder kommt in eine Art von staunender Verwirrung.
Man tut also wohl sich gleich von Anfang auf ernsthafte Fragen und ernste Beantwortungen vorzubereiten.
Wenn man sich hierüber einigermaßen beruhigen will und eine heitere Aussicht verschaffen will, so kann man sich sagen daß niemand eine Frage an die Natur tue die er nicht beantworten könne, denn in der Frage liegt die Antwort das Gefühl daß sich über einen solchen Punkt etwas denken etwas ahnden lasse.
Freilich wird nach der verschiednen Weise der Menschen gar verschiedentlich gefragt.
Um uns in diesen verschiedenen Arten einigermaßen zu orientieren wollen wir sie einteilen in:
Nutzende
Wissende
Anschauende und
Umfassende
  1. Die Nutzenden, Nutzen-Suchenden, -Fordernden sind die ersten die das Feld der Wissenschaft gleichsam umreißen, das Praktische ergreifen; das Bewusstsein durch Erfahrung gibt ihnen Sicherheit das Bedürfnis eine gewisse Breite.
  2. Die Wissbegierigen bedürfen eines ruhigen uneigennützigen Blickes einer neugierigen Unruhe eines klaren Verstands und stehn immer im Verhältnis mit jenen, sie verarbeiten auch nur im wissenschaftlichen Sinn dasjenige was sie vorfinden.
  3. Die Anschauenden verhalten sich schon produktiv und das Wissen indem es sich selbst steigert fordert ohne es zu bemerken das Anschauen und geht dahin über, und so sehr sich auch die Wissenden vor der Imagination kreuzigen und segnen so müssen sie doch ehe sie sichs versehen die produktive Einbildungskraft zu Hülfe rufen.
  4. Die Umfassenden die man in einem stolzern Sinne die Erschaffenden nennen könnte verhalten sich im höchsten Grade produktiv, indem sie nämlich von Ideen ausgehen sprechen sie die Einheit des Ganzen schon aus und es ist gewissermaßen, nachher die Sache der Natur sich in diese Idee zu fügen.
Gleichnis von Wegen hergenommen

Beispiel vom Aquädukt das Phantastische vom Idealen zu unterscheiden-

Beispiel vom dramatischen Dichter .
Hervorbringende Einbildungskraft mit möglicher Realität. Bei allem wissenschaftlichen Bestreben muß man sich deutlich machen daß man sich in diesen vier Regionen befinden wird.
Man muß das Bewusstsein sich erhalten in welcher man sich eben befindet.
Und die Neigung sich in einer SO frei und gemütlich als in der andern zu bewegen.
Das Objektive und Subjektive des Vortrags wird also hier voraus bekannt und gesondert wodurch man hoffen kann wenigstens einiges Vertrauen zu erregen.

Genetische Behandlung

Kapitel II.

Es fällt in die Augen daß wir uns bei unsern Vorträgen meist auf den Grenzen der zweiten und dritten Region aufhalten werden, wir werden uns mit Bewusstsein aus einer in die andere bewegen.
Gewöhnlich nehmen die Wissenden instinktartig ihre Zuflucht zu den Anschauenden ob sie auch gleich oft in theoretischen Fällen durch einen falschen teleologischen Weg sich zu den Nutzenden zurückbegeben worunter wir alle Naturforschenden zur Ehre Gottes rechnen.
Ein Punkt, wo die Nähe der beiden Regionen anschaulich gemacht und genutzt werden kann ist die genetische Behandlung.
Wenn ich eine entstandne Sache vor mir sehe nach der Entstehung frage und den Gang zurück messe so weit ich ihn verfolgen kann, so werde ich eine Reihe Stufen gewahr die ich zwar nicht neben einander sehen kann sondern mir in der Erinnerung zu einem gewissen idealen Ganzen vergegenwärtigen muß.
Erst bin ich geneigt mir gewisse Stufen zu denken, weil aber die Natur keinen Sprung macht, bin ich zuletzt genötigt mir die Folge einer ununterbrochenen Tätigkeit als ein Ganzes anzuschauen indem ich das Einzelne aufhebe ohne den Eindruck zu zerstören.
Teilung in gröbere Momente. Versuch einer feinern
Versuch noch mehrerer Zwischenpunkte.
Wenn man sich die Resultate dieser Versuche denkt, so sieht man daß zuletzt die Erfahrung aufhören das Anschauen eines Werdenden eintreten und die Idee zuletzt ausgesprochen werden muß.
Beispiel einer Stadt als Menschenwerks.
Beispiel der Metamorphose der Insekten als Naturwerks.
Lehre von der Metamorphose der Pflanzen in ihrer ganzen Bedeutung.


Organische Einheit

Kapitel III.

Identität der Teile in den verschiedensten Gestalten.
Eintretende wichtige Fragen
ob aus dem Samen das Vorhandene entwickelt wird?
Oder ob gegebene Anfänge gesetzmäßig fort- und umgebildet werden.
Atomistische Vorstellungsart hat eine gewisse Nähe zur gemeinen Ansicht
Zu einer gewissen Sinnesart.
Ist nicht ganz in Naturbetrachtungen zu entbehren
Aber sie ist hinderlich, wenn man ihr durchaus treu bleiben will.
Gewisse Geister können sich nicht davon los machen
Dynamische Vorstellungsart.
Ihre anfänglichen Schwierigkeiten.
Ihre Vorteile in der Folge, mehrere Gegensätze der beiden. Letztere zu unserm Vortrag einstweilen anzunehmen. Sie muß sich durch den Gebrauch legitimieren
Bei Betrachtung der Pflanze wird ein lebendiger Punkt an- genommen, der ewig seines gleichen hervorbringt.
Und zwar tut er es bei den geringsten Pflanzen durch Wiederholung eben desselbigen.
Ferner bei den vollkommnere durch progressive Ausbildung und Umbildung des Grundorgans in immer vollkommnere und wirksamere Organe um zuletzt den höchsten Punkt organischer Tätigkeit hervorzubringen, Individuen durch Zeugung und Geburt aus dem organischen Ganzen abzusondern und abzulösen.
Höchste Ansicht organischer Einheit.

Organische Entzweiung

Kapitel IV.

Organische Entzweiung.

Vorher ward die Pflanze als Einheit betrachtet.
Die empirische Einheit können wir mit Augen sehen.
Sie entsteht aus der Verbindung vieler verschiednen Teile von der größten Mannigfaltigkeit zu einem scheinbaren Individuo.
Eine einjährige vollendete Pflanze ausgerauft.
Ideale Einheit.
Wenn diese verschiednen Teile aus einem idealen Urkörper entsprungen und nach und nach in verschiedenen Stufen aus- gebildet gedacht werden.
Diesen idealen Urkörper mögen wir ihn in unsern Gedanken so einfach konzipieren als möglich, müssen wir schon in seinem Innern entzweit denken denn ohne vorhergedachte Entzweiung des einen läßt sich kein drittes Entstehendes denken.
Diesen idealen Urkörper, der schon eine gewisse Bestimmbarkeit zur Zweiheit bei sich trägt, lassen wir vorerst im Schoße der Natur ruhen.
Wir bemerken nur daß sich hier die atomistische und dynamische Vorstellungsarten die Entwicklungs- und Bildungsmethoden gleich einander entgegen setzen.
Kurze Darstellung des Dualismus der Natur überhaupt
Übergang auf die Pflanze
Sie ist obgleich an einem organischen Körper beinah physisch.
Keim der Wurzel und des Blatts
Sie sind mit einander ursprünglich vereint ja eins läßt sich nicht ohne das andere denken.
Sie sind auch einander ursprünglich entgegengesetzt.
Wir beantworten die Frage warum die Wurzelkeime sich abwärts, die Blätterkeime sich aufwärts entwickeln dadurch, daß wir sagen sie seien einander nach dem allgemeinen Naturdualism, der hier in ihnen spezifiziert ist, entgegengesetzt.
Indessen läßt sich über die nähern Bedingungen etwas sagen.
Eine Pflanze, wie jedes Naturwesen läßt sich nicht ohne umgebende Bedingungen denken.
Sie verlangt eine Base der Existenz zur Befestigung zur Hauptnahrung der Masse nach.
Sie verlangt Luft und Licht zur mannigfaltigen Entwicklung, feinere Nahrung und Ausbildung.
Wir finden die Wurzel bedürfe der Feuchtigkeit und der Finsternis, das Blatt des Lichts und der Trockne um sich zu entwickeln.
Und so sind diese Bedürfnisse von Anfang an bis zu Ende einander entgegen gesetzt.
An jedem Knoten, ja an noch viel mehrern Punkten des Pflanzenkörpers kann sich die Wurzel entwickeln wenn die Bedingungen Feuchtigkeit und Finsternis, ja nur jene gewissermaßen allein, gegenwärtig ist.
An jedem Punkte der Pflanze kann sich der Blattkeim entwickeln sobald Licht und Trockne darauf wirken.
Beispiele.
Hauptunterschied des Wurzel- und Blattkeims.
Jener bleibt immer einfach
Es ist nur eine Fortsetzung der Fortsetzung ohne Mannigfaltigkeit.
Diese entwickelt sich aufs mannigfaltigste und nähert sich stufenweise der Vollendung.
Diese befördern Licht und Trockenheit.
Feuchte und Finsternis hindern sie.
Gewisse Pflanzen besonders die rankenden welche an ihren Zweigen eine Quasiwurzel trotz Licht und Luft entwickeln haben bei einer gewissen Zähheit und Reizbarkeit viel Wässriges in ihrer Mischung.
Wenn nun ein solches Wesen ursprünglich und anfänglich in seinem Ganzen mit einem Gegensatz gedacht wird, so werden wir in seinen Teilen auch eine solche Trennung wieder finden.
Wir werden sie wieder finden in der obern und untern Fläche des Blatts.
Im Splint der nach innen das Holz, nach außen die Rinde bildet usw. bis wir endlich den Gipfel der organischen Trennung die Scheidung in zwei Geschlechter erreichen.