Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

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Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft wurde von Rudolf Steiner im Anschluss an die Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft bei der Weihnachtstagung 1923/24 ins Leben gerufen. Es sollte damit die von Steiner von 1904 bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 in drei Klassen geführte Esoterische Schule neu konstituiert und um künstlerische und wissenschaftliche Sektionen erweitert werden. Ein ausserordentlicher Schritt war damit getan. Während die Esoterische Schule, der okkulten Tradition folgend, noch als Geheimschule geführt worden war, von deren Existenz nur diejenigen wussten, die zur Teilnahmen persönlich eingeladen wurden, war die Existenz der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft von Anfang an in den öffentlich einsehbaren Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft verankert.

"Es wird daher im allgemeinen so sein müssen, daß der Mensch die geistige Welt zuerst in der Ideenform kennenlernt. In dieser Art wird die Geisteswissenschaft in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft gepflegt.

Es wird aber Persönlichkeiten geben, die teilnehmen wollen an den Darstellungen der geistigen Welt, die von der Ideenform aufsteigen zu Ausdrucksarten, die der geistigen Welt selbst entlehnt sind. Und auch solche werden sich finden, welche die Wege in die geistige Welt kennenlernen wollen, um sie mit der eigenen Seele zu gehen. Für solche Persönlichkeiten werden die drei Klassen der «Schule» da sein. Da werden die Arbeiten aufsteigend einen immer höheren Grad der Esoterik erreichen. Die «Schule» wird den Teilnehmer hinaufleiten in die Gebiete der geistigen Welt, die nicht durch die Ideenform geoflfenbart werden können. Bei ihnen tritt die Notwendigkeit ein, Ausdrucksmittel für Imaginationen, Inspirationen und Intuitionen zu finden.

Da werden dann auch die Gebiete des künstlerischen, pädagogischen, ethischen Lebens und so weiter bis in die Gebiete geführt werden, in denen sie von der Esoterik ihre Beleuchtung und die Impulse zum Schaffen empfangen können." (Lit.: GA 260a, S 108f)

Infolge seiner Erkrankung im Herbst 1924 und seines Todes am 30. März 1925 konnte Steiner nur mit der Einrichtung der ersten Klasse und der Sektionen der Hochschule beginnen. Von den insgesamt 38 Klassenstunden, die Steiner bis zu seiner Erkrankung halten konnte, sind 29 Stunden in stenographische Mitschriften erhalten und wurden mittlerweile im Rahmen der Rudolf Steiner Gesamtausgabe veröffentlicht (Lit.: GA 270). In der ersten Stunde, die Steiner am 15. Februar 1924 in Dornach gehalten hatte, sagte er:

"... es wird innerhalb dieser Schule jedes Wort, das gesprochen wird, so gesprochen, daß ihm zugrunde liegt die volle Verantwortlichkeit gegenüber dem in unserem Zeitalter sich offenbarenden Geiste, jenem Geiste, der sich durch die Jahrhunderte und Jahrtausende der Menschheit offenbart, aber in jedem Zeitalter auf eine besondere Weise. Und dieser Geist, er will dasjenige dem Menschen geben, was der Mensch eben nur durch den Geist finden kann.

Wir müssen uns vom Anfange an klar sein, daß es nicht eine Feindlichkeit gegenüber all dem ist, was durch die Sinneswelt dem Menschen zukommt, wenn in einer Schule für Geisteswissenschaft auf die Offenbarungen des Geistes hingesehen wird. Wir müssen uns auch klar darüber sein, wie wir anerkennen - anerkennen in aller Tiefe -, anerkennen, daß die Welt der Sinne ihre großen, für das Leben so notwendigen Offenbarungen, notwendigen praktischen Winke dem Menschen gibt, müssen uns durch nichts veranlaßt fühlen, dasjenige, was aus der Sinneswelt dem Menschen zukommt, irgendwie gering zu achten." (Lit.: GA 270/1, S 1f)

Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft hat ihren Hauptsitz am Goetheanum in Dornach, arbeitet aber im weltweiten Zusammenhang ihrer Mitglieder. Ihre Zielsetzung besteht darin, die geistigen Forschung im Sinne der Anthroposophie Rudolf Steiners weiterzuführen und befruchtende Impulse für die verschiedensten anthroposophischen Arbeitsfelder zu geben, wozu auch ein umfangreiches Fortbildungsprogramm angeboten wird. Grundlage der Arbeit sind die sogenannten Klassenstunden, die Rudolf Steiner noch selbst im Rahmen der Ersten Klasse für die ersten Hochschulmitglieder gehalten hat. Für die Teilnahme an den Klassenstunden wird eine entsprechende Vertrautheit mit den Grundlagen der Anthroposophie und der meditativen Praxis vorausgesetzt.

Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft gliedert sich heute in eine allgemein anthroposophische und zehn Fachsektionen:

  1. Allgemeine Anthroposophische Sektion
  2. Mathematisch-Astronomische Sektion
  3. Medizinische Sektion
  4. Naturwissenschaftliche Sektion
  5. Sektion für Landwirtschaft
  6. Pädagogische Sektion
  7. Sektion für Bildende Künste
  8. Sektion für Redende und Musizierende Künste
  9. Sektion für Schöne Wissenschaften
  10. Sektion für Sozialwissenschaften

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum, GA 260a (1987), ISBN 3-7274-2606-3 html
  2. Rudolf Steiner: Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924, GA 270 I-IV (1999), ISBN 3-7274-2700-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Freie Hochschule für Geisteswissenschaft - die offizielle Website der Hochschule am Goetheanum