Merkaba und Theorie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Ezechiel Thronwagen.jpg|thumb|Der Thronwagen des [[Herr|HERRN]] in der Vision des [[Ezechiel (Prophet)|Ezechiel]].]]
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[[File:William Blake Ezekiel's Vision ca 1803-5 Boston Museum.jpg|thumb|[[Wikipedia:Wiliam Blake|Wiliam Blake]]: ''The Whirlwind: Ezekiel's Vision of the Cherubim and Eyed Wheels'' (ca. 1803 - 1805)]]
Der Begriff '''Theorie''' (von {{ELSalt|θεωρείν}} ''theôreîn'' „anschauen“, „betrachten“) bezog sich ursprünglich auf die unmittelbare [[Gottesschau]], die [[theoría]] ({{ELSalt|θεωρία}} „Gottesschau, Anschauung, Einsicht“), oder allgemeiner auf die [[Hellsehen|hellsichtige]] [[Wahrnehmung]] der [[Geistige Welt|geistigen Welt]]. Ein Nachklang davon war [[Platon]]s [[Ideenschau]]. So empfand es auch der österreichische Physiker [[Wolfgang Pauli]] (1900-1958), der die [[Archetyp]]enlehre [[C.G. Jung]]s maßgeblich mitgeprägt hat. Theorien werden seiner Meinung nach nicht primär durch einen [[diskursiv]]en [[Denkprozess]] gebildet, sondern beruhen auf dem vorbewussten [[Erleben]] bildhaft-symbolischer Archetypen. Diese seien ''„die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen, bedingen müßten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und
[[File:Ezekiel's vision.jpg|mini|Ezechiels Vision ([[Wikipedia:Matthäus Merian|Merian-Bibel]])]]
umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer unmittelbar sehen kann.“<ref>Karl von Meyenn (Hrsg.): ''Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel, Band III: 1940–1949. Springer. Berlin (1993) Brief #929, S. 496</ref>
[[Datei:Kern Vision des Ezechiel.jpg|mini|[[Wikipedia:Leonhard Kern|Leonhard Kern]]: ''Vision des Ezechiel'', Schwäbisch Hall um 1640–1650, Alabaster, vermutlich von einem Epitaph. Skulpturensammlung (Inv. 8482; aus der Kunstkammer), Bode-Museum Berlin.]]


'''Merkaba''' ({{HeS|מרכבה}}, „Wagen“) ist der '''Thronwagen Gottes''' oder besser der Thronwagen des [[Herr|HERRN]] in der Vision des [[Ezechiel]]. Die '''Merkabamystik''' prägte etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. die erste Epoche der [[jüdisch]]en [[Mystik]] und wurde noch vor der [[Kabbala]] entwickelt und war der Erforschung der ''himmlischen Thronwelt'' gewidmet, die in etwa dem [[Pleroma]] der [[Gnosis|Gnostiker]] entspricht. Hier sind die geistigen [[Urbild]]er der gesamten [[Schöpfung]] zu schauen.  
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"Die zusammenhängende Formulierung von Gedankensystemen, bestehend
aus mathematischen Gleichungen und aus Regeln, wie diese mit Erfahrungsdaten
zu verknüpfen sind, nennen wir eine physikalische Theorie,
die man dann innerhalb der Begrenzung ihres Anwendungsbereiches als
„Modell der Wirklichkeit" bezeichnen kann. Wie ich an anderer Stelle
ausgeführt habe<ref>Wolfgang Pauli: ''Theorie und Experiment'' in Dialectica 6, 141, 1952</ref>, halte ich es für müßig, darüber zu spekulieren, was
zuerst da war, die Idee oder das Experiment. Ich hoffe, daß niemand
mehr der Meinung ist, daß Theorien durch zwingende logische Schlüsse
aus Protokollbüchern abgeleitet werden, eine Ansicht, die in meinen Studententagen
noch sehr in Mode war. Theorien kommen zustande durch ein
vom empirischen Material inspiriertes V e r s t e h e n , welches am besten
im Anschluß an Plato als zur Deckung kommen von inneren Bildern mit
äußeren Objekten und ihrem Verhalten zu deuten ist. Die Möglichkeit
des Verstehens zeigt aufs Neue das Vorhandensein regulierender typischer
Anordnungen, denen sowohl das Innen wie das Außen des Menschen
unterworfen sind." {{Lit|Pauli, S 95}}
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== Der Einweihungsweg ==
Diese Ansicht Paulis wird allerdings nicht allgemein geteilt. Im heutigen wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist eine Theorie ein auf [[spekulativ]]en [[Hypothese]]n gegründetes [[Idee]]ngebilde, das einen bestimmten äußeren [[Phänomen]]bereich erklären soll. Es wird dazu ein [[Modell|Gedankenmodell]] entworfen, das eine auf bestimmte Zwecke ausgerichtete, verallgemeinerte und meist stark vereinfachende [[Gedanke|gedankliche]] Beschreibung der [[Wirklichkeit]] gibt. Die moderne [[Naturwissenschaft]] bedient sich im weiten Umfang derartiger theoretischer Modelle, zu deren Beschreibung eine vollständige [[Formalisierung]] angestrebt wird. {{Anker|Formalisierte Theorie}}Eine '''formalisierte Theorie''' zeichnet sich dadurch aus, dass ihre [[Aussage]]n durch [[Logik|logische]] [[Schlussfolgerung]]en mittels einer entsprechenden „Rechenvorschrift“ (einem [[Kalkül]]) aus ihren [[Axiom]]en abgeleitet werden können.
Der [[Einweihung]]sweg, auf dem manche Prüfungen bestanden und manche Schwellen überwunden werden mussten, führte den Mystiker durch die [[sieben]] [[Planetensphären]] und die sieben ''himmlischen Paläste'' oder [[Tempel]] bis vor den Thron Gottes, weshalb man auch von '''Hechalotmystik''' ({{HeS|היכלות|Hechaloth}}, von {{He|היכל}} ''Hechal'', „Halle, Tempel, Palast“) spricht. In der [[Saturnsphäre]] herrschen die [[Throne]] ({{HeS|גלגלים|Galgalim}} „Räder“), die wohl mit den von Ezechiel berschriebenen [[Ophanim]] ({{HeS|אוֹפַנִּים|„Räder“}}) gleichzusetzen sind. Darüber erhebt sich der [[Tierkreis]] mit den [[Cherubim]].


In der Fragenbeantwortung zu einem in Leipzig am 12. Januar 1908 gehaltenen Vortrag erläutert [[Rudolf Steiner]] die Bedeutung der „Räder“ und bringt sie in Zusammenhang mit den zehn [[Sephiroth]] der [[Kabbala]] und der Entwicklung der [[Wesensglieder]] des [[Mensch]]en:
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"Die größten Fehler, die im Wissenschaftsleben gemacht werden,
die bestehen darin, daß man versucht, Zusammenfassungen zu machen,
bevor man die Bedingungen dieses Zusammenfassens wirklich
hergestellt hat. Man hat den Hang, Theorien zu machen, das heißt
abschließende Ansichten zu gewinnen. Man kann gewissermaßen
nicht abwarten, bis die Bedingungen da sind zum Theorienmachen.
Und das muß in unser Wissenschaftsleben hineingeworfen werden,
daß man dazu kommt, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man
einfach nicht versuchen darf, gewisse Fragen zu beantworten, bevor
die Bedingungen zur Antwort wirklich hergestellt sind." {{Lit|{{G|323|286}}}}
</div>


{{BZ|Die Räder des Wagens, Merkabah, deuten die Umschwünge an,
[[Goethe]] stand der Theorienbildung sehr kritisch gegenüber und gründete seine Naturforschungen auf eine reine [[Phänomenologie]]. Seiner Ansicht nach tragen die [[Phänomen]]e selbst bereits ihre Erklärung in sich, sofern man sie in ihrem Werden und in ihrem systematischen gesetzmäßigen Zusammenhang betrachtet. Der moderne [[Goetheanismus]], der durch [[Rudolf Steiner]] angeregt wurde, folgt dieser Art der Naturbetrachtung.
durch welche der Mensch sich weiter vorausbewegt, und es sind damit Runden gemeint. Mit den zehn Sephirot sind Zeitabschnitte, Entwicklungsstufen bezeichnet, die der Mensch durchmachte. Vier Entwicklungsstufen machte der [[Physischer Leib|physische Leib]] durch: [[Alter Saturn|Saturn]], [[Alte Sonne|Sonne]], [[Alter Mond|Mond]], [[Erde (Planet)|Erde]]. Drei Stufen der [[Ätherleib]]: Sonne, Mond, Erde. Zwei Stufen der [[Astralleib]]: Mond, Erde. Das [[Ich]] steht auf der ersten Stufe: zusammen sind es zehn.|32|31}}


[[Physiognomik]] und [[Chiromantik]] spielten eine große Rolle bei der Auswahl geeigneter [[Neophyt]]en<ref>Scholem, S 51</ref>. Zur Vorbereitung des Aufstiegs durch die himmlischen Sphären musste für [[12]] oder sogar [[40]] Tage strenge [[Askese]] und die [[Meditation]] in einer speziellen Körperhaltung geübt werden, die das [[Vision|visionäre Erleben]] fördert, gleich der Gebetshaltung des [[Prophet]]en [[Elija]] auf dem Berg [[Wikipedia:Karmel (Gebirge)|Karmel]] {{Bibel|1 Kön|18|42|LUT}}.
== Metatheorie ==


{{Zitat|Viele Gelehrte
Als '''Metatheorie''' (von {{ELSalt|μετά}} ''meta'' „danach, hinter, zwischen, jenseits“) wird eine übergeordnete Theorie bezeichnet, die eine oder mehrere andere Theorien zum Forschungsgegenstand hat.
meinten, wer sich durch viele Qualitäten auszeichne, die in den Schriften
angeführt werden, und die Merkaba schauen und die Paläste der
Engel in der Höhe erblicken will, habe bestimmte Prozeduren einzuhalten.
Er müsse eine gewisse Anzahl von Tagen fasten und sein Haupt
zwischen seine Knie legen und viele Hymnen und Gesänge flüstern,
deren Text überliefert ist. Dann schaut er das Innere und die Kammern,
als ob er mit eigenen Augen in die sieben Paläste sähe, und er schaut, als
ob er von einem Palast in den anderen einträte, und sieht, was es dort
gibt.|Gaon Haj ben Scherira|(um 1000)<ref>zit. nach Scholem, S 53</ref>}}


Bei seinem Aufstieg (oder Abstieg<ref>Während in den älteren Texten der Hechalotmystik vom ''Aufstieg'' in die Thronwelt gesprochen wird, ist in den späteren Texten vom Abstieg zur Merkaba die Rede (vgl. Scholem, S 50)</ref>) zur Thronwelt begegnet der [[Geistesschüler]] [[Engel]]wesenheiten, die als Torwächter fungieren. [[Siegel]] mit magischen Sprüchen helfen ihm, die Gefahren der nächsten Stufe zu bemeistern. [[Proben]] wie etwa die [[Feuerprobe]]<ref>vgl. dazu etwa auch [[Dante]]s „[[Göttliche Komödie]]“, Purgatorio 27,7-18 oder die Proben in [[Wikipedia:Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] „[[Wikipedia:Die Zauberflöte|Zauberflöte]]“</ref>, die den Schleier der [[Sinnliche Welt|sinnlichen Welt]] verbrennt, und am Tor des sechsten Palasts<ref>Scholem, S 57</ref> die [[Wasserprobe]], bei der der [[Ätherleib]] gelockert wird, sind dabei zu bestehen. 
== Theosophische Theorienbildung ==


Die Merkaba wird auch als das '''''Lichtfahrzeug''''' gedeutet, das den Geistesschüler im [[Hellsehen|hellsichtigen]] Erleben durch die [[Astralwelt]] führt; gemeint ist damit die Verbindung von [[Ätherleib]] und [[Astralleib]], die so vom [[Physischer Leib|physischen Leib]] gelockert wurden, dass sich die Wahrnehmung der durch [[Meditation]] im Astralleib aktivierten [[Lotosblumen]] im Ätherleib abbilden und dadurch als [[Imagination]]en [[bewusst]] erlebt werden. In diesem Sinn wird der Name '''Mer-Ka-Ba''' auch gelegentlich aus dem [[Wikipedia:Altägyptische Sprache|Altägyptischen]] abgeleitet als Verbindung von ''Mer'' = [[Licht]], [[Ka]] = [[Ätherleib]] und ''[[Ba]]'' = [[Astralleib]].
<div style="margin-left:20px">
 
"... der Verstand des Menschen nämlich, der hat die Tendenz, auszuarten,
[[Gott]] wird in der Hechalotmystik als höchster König des Himmels mit allem Prunk und Glanz vorgestellt. Der Weg in in die göttliche Thronwelt wird durch [[Ekstase]], durch ein ''Außer-sich-sein'', beschritten. Gedanken über die [[Immanenz]] Gottes, die [[Schechinah]] ({{HeS|שכינה|„Einwohnung Gottes“}}), die später für die [[Kabbala]] ganz wesentlich sind, findet man hier fast gar nicht. Von einer [[Unio Mystica]] wie in der spätmittelalterlichen [[Mystik]] ist nicht die Rede. Auch von der [[Liebe]] Gottes oder der Liebe ''zu'' Gott wird kaum gesprochen. Die Merkaba-Mystik beschreibt eine Welt der [[Macht]], der [[Herrlichkeit]] und [[Strenge]].
Folgerungen zu ziehen, wenn irgendeine Beobachtung vorliegt.
 
Man kann das sowohl im äußeren, exoterischen Leben wie
Vermutlich aus dem [[Wikipedia:3. Jahrhundert|3. Jahrhundert]] stammt der [[Wikipedia:Midrasch|Midrasch]] [[Shi'ur Qomah]] ({{HeS|שיעור קומה|Die Maße Gottes}}), in dem die genauen Leibesmaße [[Gott]]es - in [[anthropomorph]]er [[Gestalt]] - und die geheimen Namen seiner „Körperteile“ beschrieben werden. Wer diese Lehren studiere, werde sicher der „kommenden Welt“ ({{HeS|עולם הבא|[[Olam ha-Ba]]}}) teilhaftig werden, d.h. des [[Ewiges Leben|ewigen Lebens]] im [[Paradies]]. Die Lehren sind zugleich eine Auslegung des [[Wikipedia:Hoheslied|Hoheliedes Salomos]] {{Bibel|Hld|5|11-16|LUT}}, in dem die Schönheit des „Geliebten“ mit durchaus erotischem Unterton poetisch blumenreich besungen wird.
auch auf dem Gebiete der theosophischen Bewegung hinlänglich
 
bemerken. Im äußeren, exoterischen Leben braucht man sich nur
== Der Thronwagen des HERRN (Hesekiel 1-3) ==
ein wenig umzusehen, so wird man bemerken, daß die Erfahrungen,
 
die wirklichen Beobachtungen, die der Mensch im Laufe der Zeiten
;Hesekiel schaut die  Herrlichkeit des HERRN (Hes 1)
gemacht hat, immer eine Unsumme von Theorien, Hypothesen hervorgerufen
 
haben. Wie viele Hypothesen sind im Laufe der Menschheitsentwicklung
{{Zitat|1 Im  dreißigsten Jahr am fünften Tage des vierten Monats, als ich unter den  Weggeführten am Fluss Kebar war, tat sich der Himmel auf, und Gott  zeigte mir Gesichte. 2 Am fünften Tag des Monats - es  war das fünfte Jahr, nachdem der König Jojachin gefangen weggeführt war  -, 3 da geschah das Wort des HERRN zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Lande der Chaldäer am  Fluss Kebar. Dort kam die Hand des HERRN über ihn. 4 Und ich sah, und siehe, es kam  ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes  Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie  blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten;  die waren anzusehen wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und  vier Flügel. 7 Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße  waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln  an ihren vier Seiten; die vier hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der  Richtung eines ihrer Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem  Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und  zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich  einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin  ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln  bedeckten sie ihren Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer  Angesichter; wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie; sie brauchten  sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es  aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die zwischen den  Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer  kamen Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es  aussah wie Blitze. 15 Als ich die Gestalten sah, siehe, da stand je  ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier  Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und  waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im  andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie gehen; sie  brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre  Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch  die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde emporhoben, so  hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie,  und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn  sie standen, so standen diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der  Erde, so hoben sich auch die Räder mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den Häuptern der Gestalten war es  wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich anzusehen, oben über  ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel gerade  ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten  sie ihren Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel  rauschen wie große Wasser, wie die Stimme des Allmächtigen, ein Getöse  wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden, ließen sie die  Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie  stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über  ihrem Haupt war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf  dem Thron saß einer, der aussah wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer  aufwärts von dem, was aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was  wie seine Hüften aussah, erblickte ich etwas wie Feuer und Glanz  ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in  den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen. Und als ich sie gesehen hatte, fiel  ich auf mein Angesicht und hörte einen reden.|{{B|Hes|1|1-28|LUT}}}}
als wertlos sozusagen in den Abgrund versunken!
 
Auf anthroposophisch-okkultem Gebiete kann man die Bemerkung
;Hesekiels Berufung zum  Prophetenamt (Hes 2)
machen, daß irgend jemand, der okkulte Schulung hat, der also in
 
einem gewissen Sinne hellseherische Kräfte hat, dieses oder jenes
{{Zitat|1 Und er sprach zu mir:  Du Menschenkind, tritt auf deine Füße, so will ich mit dir reden. 2 Und als er so mit mir redete, kam Leben in mich  und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir  redete. 3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende  dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig  geworden ist. Sie und ihre Väter haben bis auf diesen heutigen Tag wider  mich gesündigt. 4 Und die Söhne, zu denen ich dich sende, haben  harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht  Gott der HERR!« 5 Sie gehorchen oder lassen es -  denn sie sind ein Haus des Widerspruchs -, dennoch sollen sie wissen,  dass ein Prophet unter ihnen ist. 6 Und du, Menschenkind, sollst dich  vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl  widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter  Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich  vor ihrem Angesicht nicht entsetzen - denn sie sind ein Haus des  Widerspruchs -, 7 sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie  gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs. 8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage,  und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf  und iss, was ich dir geben werde. 9 Und ich sah, und siehe, da war  eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. 10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war  außen und innen beschrieben und darin stand geschrieben Klage, Ach und  Weh.|{{B|Hes|2|1-10|LUT}}}}
aus der wirklich hellseherischen Beobachtung heraus mitteilt und
 
daß dann die Theoretiker kommen und dann alle möglichen Schemas
;Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel (Hes 3)
und Theorien erfinden: die Dinge werden ausgebaut. Oftmals
 
ist die Beobachtung klein, aber die Schemas und Theorien, die darauf
{{Zitat|1 Und er sprach zu mir: Du  Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh  hin und rede zum Hause Israel!
aufgebaut sind, sind ganze Welten umfassend. Das ist eben
2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen
immer das Schlimme, daß solche Tendenz des Verstandes vorliegt.
3 und sprach zu mir: Du  Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich  hineinessen und deinen Leib damit füllen. Da aß ich sie und sie war in  meinem Munde so süß wie Honig.  
Wir haben ja diese Tendenz in einem gewissermaßen noch dezenten
4 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, geh hin  zum Hause Israel und verkündige ihnen meine Worte.
Sinn bei dem berühmten Buch «Esoterischer Buddhismus» von
5 Denn ich sende dich ja nicht zu einem Volk, das  unbekannte Worte und eine fremde Sprache hat, sondern zum Hause Israel,
Sinnett. Diesem Buch liegt eine Anzahl von wirklichen okkulten
6 nicht zu vielen Völkern, die unbekannte Worte und  eine fremde Sprache haben, deren Worte du nicht verstehen könntest. Und  wenn ich dich zu solchen sendete, würden "sie" dich gern hören.
Tatsachen zugrunde; die stehen in den mittleren Partien des Buches,
7 Aber das Haus Israel will "dich" nicht hören,  denn sie wollen "mich" nicht hören; denn das ganze Haus Israel hat harte  Stirnen und verstockte Herzen.
beziehen sich auf die mittlere Entwicklung der Erde. Dann aber ist
8 Siehe, ich habe dein Angesicht so  hart gemacht wie ihr Angesicht und deine Stirn so hart wie ihre Stirn.
darauf ein Schematismus gebaut von Runden und Rassen, und das
9 Ja, ich habe deine Stirn so hart wie einen  Diamanten gemacht, der härter ist als ein Kieselstein. Darum fürchte  dich nicht, entsetze dich auch nicht vor ihnen; denn sie sind ein Haus  des Widerspruchs.
rollt und kollert nur so um sich herum in immer mehr oder weniger
10 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, alle  meine Worte, die ich dir sage, die fasse mit dem Herzen und nimm sie zu  Ohren!
gleicher Weise. Das sind Folgerungen, Theorien, die gemacht
11 Und geh hin zu den  Weggeführten deines Volks und verkündige ihnen und sprich zu ihnen: »So  spricht Gott der HERR!«, sie hören oder lassen es.|{{B|Hes|3|1-11|LUT}}}}
worden sind aus den wenigen wirklichen, den Tatsachen entsprechenden
Angaben, die sich in diesem Buche auch finden." {{Lit|{{G|145|151f}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


* [[Gershom Scholem]]: ''Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen'', Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-518-27930-0
#Wolfgang Pauli: ''Phänomen und physikalische Realität'' (1954) [http://www.quantenphilosophie.de/docu/Pauli_Phaenomen_Realitaet1954.pdf]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Okkulte Zeichen und Symbole der astralen und der geistigen Welt'', Vortrag in Leipzig, 12. Januar 1908 (nicht in der [[GA]] veröffentlicht) [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19080112a-01-01.pdf pdf]
#Rudolf Steiner: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?'', [[GA 145]] (2005), ISBN 3-7274-1450-2 {{Vorträge|145}}
* ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 32, 1970 {{BE|32|30f}}
#Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Naturwissenschaften]]
* [http://www.johannesoffenbarung.ch/die_himmel/gott.php Die Merkabamystik (Thronwagenmystik) ]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Merkabamystik|!]]
[[Kategorie:Heilige Geometrie|N]]

Version vom 11. Dezember 2018, 14:27 Uhr

Der Begriff Theorie (von griech. θεωρείν theôreîn „anschauen“, „betrachten“) bezog sich ursprünglich auf die unmittelbare Gottesschau, die theoría (griech. θεωρία „Gottesschau, Anschauung, Einsicht“), oder allgemeiner auf die hellsichtige Wahrnehmung der geistigen Welt. Ein Nachklang davon war Platons Ideenschau. So empfand es auch der österreichische Physiker Wolfgang Pauli (1900-1958), der die Archetypenlehre C.G. Jungs maßgeblich mitgeprägt hat. Theorien werden seiner Meinung nach nicht primär durch einen diskursiven Denkprozess gebildet, sondern beruhen auf dem vorbewussten Erleben bildhaft-symbolischer Archetypen. Diese seien „die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen, bedingen müßten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer unmittelbar sehen kann.“[1]

"Die zusammenhängende Formulierung von Gedankensystemen, bestehend aus mathematischen Gleichungen und aus Regeln, wie diese mit Erfahrungsdaten zu verknüpfen sind, nennen wir eine physikalische Theorie, die man dann innerhalb der Begrenzung ihres Anwendungsbereiches als „Modell der Wirklichkeit" bezeichnen kann. Wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe[2], halte ich es für müßig, darüber zu spekulieren, was zuerst da war, die Idee oder das Experiment. Ich hoffe, daß niemand mehr der Meinung ist, daß Theorien durch zwingende logische Schlüsse aus Protokollbüchern abgeleitet werden, eine Ansicht, die in meinen Studententagen noch sehr in Mode war. Theorien kommen zustande durch ein vom empirischen Material inspiriertes V e r s t e h e n , welches am besten im Anschluß an Plato als zur Deckung kommen von inneren Bildern mit äußeren Objekten und ihrem Verhalten zu deuten ist. Die Möglichkeit des Verstehens zeigt aufs Neue das Vorhandensein regulierender typischer Anordnungen, denen sowohl das Innen wie das Außen des Menschen unterworfen sind." (Lit.: Pauli, S 95)

Diese Ansicht Paulis wird allerdings nicht allgemein geteilt. Im heutigen wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist eine Theorie ein auf spekulativen Hypothesen gegründetes Ideengebilde, das einen bestimmten äußeren Phänomenbereich erklären soll. Es wird dazu ein Gedankenmodell entworfen, das eine auf bestimmte Zwecke ausgerichtete, verallgemeinerte und meist stark vereinfachende gedankliche Beschreibung der Wirklichkeit gibt. Die moderne Naturwissenschaft bedient sich im weiten Umfang derartiger theoretischer Modelle, zu deren Beschreibung eine vollständige Formalisierung angestrebt wird. Eine formalisierte Theorie zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Aussagen durch logische Schlussfolgerungen mittels einer entsprechenden „Rechenvorschrift“ (einem Kalkül) aus ihren Axiomen abgeleitet werden können.

"Die größten Fehler, die im Wissenschaftsleben gemacht werden, die bestehen darin, daß man versucht, Zusammenfassungen zu machen, bevor man die Bedingungen dieses Zusammenfassens wirklich hergestellt hat. Man hat den Hang, Theorien zu machen, das heißt abschließende Ansichten zu gewinnen. Man kann gewissermaßen nicht abwarten, bis die Bedingungen da sind zum Theorienmachen. Und das muß in unser Wissenschaftsleben hineingeworfen werden, daß man dazu kommt, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man einfach nicht versuchen darf, gewisse Fragen zu beantworten, bevor die Bedingungen zur Antwort wirklich hergestellt sind." (Lit.: GA 323, S. 286)

Goethe stand der Theorienbildung sehr kritisch gegenüber und gründete seine Naturforschungen auf eine reine Phänomenologie. Seiner Ansicht nach tragen die Phänomene selbst bereits ihre Erklärung in sich, sofern man sie in ihrem Werden und in ihrem systematischen gesetzmäßigen Zusammenhang betrachtet. Der moderne Goetheanismus, der durch Rudolf Steiner angeregt wurde, folgt dieser Art der Naturbetrachtung.

Metatheorie

Als Metatheorie (von griech. μετά meta „danach, hinter, zwischen, jenseits“) wird eine übergeordnete Theorie bezeichnet, die eine oder mehrere andere Theorien zum Forschungsgegenstand hat.

Theosophische Theorienbildung

"... der Verstand des Menschen nämlich, der hat die Tendenz, auszuarten, Folgerungen zu ziehen, wenn irgendeine Beobachtung vorliegt. Man kann das sowohl im äußeren, exoterischen Leben wie auch auf dem Gebiete der theosophischen Bewegung hinlänglich bemerken. Im äußeren, exoterischen Leben braucht man sich nur ein wenig umzusehen, so wird man bemerken, daß die Erfahrungen, die wirklichen Beobachtungen, die der Mensch im Laufe der Zeiten gemacht hat, immer eine Unsumme von Theorien, Hypothesen hervorgerufen haben. Wie viele Hypothesen sind im Laufe der Menschheitsentwicklung als wertlos sozusagen in den Abgrund versunken! Auf anthroposophisch-okkultem Gebiete kann man die Bemerkung machen, daß irgend jemand, der okkulte Schulung hat, der also in einem gewissen Sinne hellseherische Kräfte hat, dieses oder jenes aus der wirklich hellseherischen Beobachtung heraus mitteilt und daß dann die Theoretiker kommen und dann alle möglichen Schemas und Theorien erfinden: die Dinge werden ausgebaut. Oftmals ist die Beobachtung klein, aber die Schemas und Theorien, die darauf aufgebaut sind, sind ganze Welten umfassend. Das ist eben immer das Schlimme, daß solche Tendenz des Verstandes vorliegt. Wir haben ja diese Tendenz in einem gewissermaßen noch dezenten Sinn bei dem berühmten Buch «Esoterischer Buddhismus» von Sinnett. Diesem Buch liegt eine Anzahl von wirklichen okkulten Tatsachen zugrunde; die stehen in den mittleren Partien des Buches, beziehen sich auf die mittlere Entwicklung der Erde. Dann aber ist darauf ein Schematismus gebaut von Runden und Rassen, und das rollt und kollert nur so um sich herum in immer mehr oder weniger gleicher Weise. Das sind Folgerungen, Theorien, die gemacht worden sind aus den wenigen wirklichen, den Tatsachen entsprechenden Angaben, die sich in diesem Buche auch finden." (Lit.: GA 145, S. 151f)

Literatur

  1. Wolfgang Pauli: Phänomen und physikalische Realität (1954) [1]
  2. Rudolf Steiner: Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?, GA 145 (2005), ISBN 3-7274-1450-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie, GA 323 (1997), ISBN 3-7274-3230-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
  1. Karl von Meyenn (Hrsg.): Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel, Band III: 1940–1949. Springer. Berlin (1993) Brief #929, S. 496
  2. Wolfgang Pauli: Theorie und Experiment in Dialectica 6, 141, 1952