Michael Ende und Soziale Plastik: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Michael.heinen-anders
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Michael Andreas Helmuth Ende''' (* [[12. November]] [[1929]] in [[Garmisch-Partenkirchen|Garmisch]]; † [[28. August]] [[1995]] in [[Filderstadt]]-Bonlanden) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Schriftsteller]] und [[Anthroposoph]]<ref>[http://anthroblog.anthroweb.info/2008/michael-ende-und-die-anthroposophie/ Lorenzo Ravagli: Michael Ende und die Anthroposophie]</ref>.
[[Bild:Documenta_7_Free_International_University_1982.jpg|thumb|right|200px|Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7]]
Die '''Soziale Plastik''', auch genannt die ''soziale Skulptur'', ist eine spezifische Definition eines ''[[Erweiterter Kunstbegriff|erweiterten Kunstbegriff]]s'' des deutschen Künstlers [[Joseph Beuys]]. Beuys nutzte die Begriffe, um damit seine Vorstellung einer gesellschaftsverändernden Kunst zu erläutern. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einem formalästhetisch begründeten Verständnis schließt das von Beuys propagierte Kunstkonzept dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf einer Strukturierung und Formung der Gesellschaft ausgerichtet ist. Damit wird der Kunstbegriff nicht mehr nur auf das materiell fassbare Artefakt beschränkt.<ref>Barbara Lange: ''Soziale Plastik'', in: Hubertus Butin: ''DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst'', S. 276.</ref>


== Leben ==
== Definition ==
Michael Ende war der Sohn des [[Surrealismus|surrealistischen]] Malers [[Edgar Ende]] und dessen Ehefrau Luise Bartholomä. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er in [[Pasing]] und im Münchener Stadtteil [[Schwabing]]. Ab 1940 besuchte Ende das [[Maximiliansgymnasium München|Maximiliansgymnasium]] in München. Drei Jahre später wurde diese Schule evakuiert und Ende kam mit dem Programm der [[Kinderlandverschickung]] in seinen Geburtsort zurück.
Die Theorie der „Sozialen Plastik“ besagt, jeder Mensch könne durch kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken. Aus dieser Vorstellung entstand die viel zitierte These der ''„Sozialen Plastik“'': ''„Jeder Mensch ist ein Künstler“'', die Joseph Beuys erstmals 1967 im Rahmen seiner politischen Aktivitäten äußerte.<ref>Wolfgang Zumdick: ''Joseph Beuys als Denker. PAN/XXX/ttt, Sozialphilosophie – Kunsttheorie − Anthroposophie'', Mayer, Stuttgart, Berlin 2002, S. 12</ref> Im Gegensatz dazu werden im üblichen Sprachgebrauch Menschen als Künstler angesehen, die auf dem Gebiet der bildenden oder der [[Darstellende Kunst|darstellenden Kunst]] und der Musik kreativ tätig sind. Sie erschaffen Kunstwerke oder stellen Ideen zu deren Schaffung bereit.


Als er wenige Wochen vor Kriegsende zur „Heimatverteidigung“ herangezogen werden sollte, desertierte Ende und schloss sich der Organisation [[Freiheitsaktion Bayern]] an. Erst 1948 konnte Ende seine Schulzeit an der [[Waldorfschule]] in [[Stuttgart]] erfolgreich absolvieren. Sofort im Anschluss daran besuchte er bis 1950 die [[Falckenberg-Schule]]. Nach erfolgreichem Abschluss agierte Ende bis 1953 an verschiedenen Theatern, u.a. mehrere Monate am Landestheater in Schleswig-Holstein.
Dem stellte Beuys seine Vorstellung gegenüber, dass jeder daran teilnehmen kann, das Leben insbesondere in Politik und Wirtschaft sozial und kreativ zu gestalten. Hierfür richtete er 1972 auf der [[Wikipedia:documenta 5|documenta 5]] ein Informationsbüro der [[Wikipedia:Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung|Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung]] ein und kandidierte 1979 als Vertreter der [[Wikipedia:Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]] für das Europaparlament. Zuvor rief er die [[Wikipedia:Deutsche Studentenpartei|Deutsche Studentenpartei]] (DSP) sowie die [[Wikipedia:Free International University|Free International University]] (FIU) ins Leben, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die ''Free International University'' gliederte sich später in die Bewegung ''der Grünen'' ein. Besondere Fähigkeiten zum Künstler als Erschaffer von Kunstwerken seien in diesem Sinne nicht erforderlich. Beuys ging davon aus, dass die notwendigen Fähigkeiten zur Verwirklichung einer Sozialen Plastik – er sprach hierbei oft von einem „Sozialen Organismus” – [[Spiritualität]], Offenheit, [[Kreativität]] und [[Phantasie]] seien, die in jedem Menschen bereits vorhanden sind. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden.


Während dieser Zeit verfasste Ende für verschiedene politische [[Kabarett]]s die Texte. Zwischen 1954 und 1962 war er auch als Filmkritiker für den [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunk]] tätig. Mit eigenen, meist dramatischen Theaterstücken war Ende jedoch erfolglos. Nachdem zwölf Verlage sein Manuskript ''[[Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer]]'' abgelehnt hatten, erschien dieses Kinderbuch 1960 im [[Thienemann Verlag]] und ist seitdem ein großer Erfolg.
Die Grundlage der Idee einer Sozialen Plastik ist der Mensch, der durch Denken und Sprache soziale Strukturen entwickelt. Diese Entwicklung der [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] verstand Joseph Beuys als einen kontinuierlichen kreativen Prozess. Die Aufgabe der Kunst sei es, dem Menschen diesen Prozess bewusst zu machen. Der Gesamtzusammenhang der Sozialen Plastik erklärt sich aus einem sozialen, also das Allgemeinwohl betreffenden Handeln und dem Begriff [[Plastik]], der ein modellierfähiges und formbares Gebilde benennt, das visuell, haptisch, akustisch und thermisch erfahrbar ist und mit der Wahrnehmung der Gesellschaft gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu einem rein formalästhethischen [[Wikipedia:Kunst#Geschichte des Kunstbegriffes|Kunstbegriff]] umfasst die Soziale Plastik als ein [[Wikipedia:Anthropologie|anthropologischer]] Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem, was der Mensch gestaltet und somit als eine geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, gilt der Einzelne als gesellschaftsverändernd aktiv.


Da verschiedene Kritiker Ende, gerade seines ''Jim Knopfs'' wegen, „Weltflucht“ vorwarfen und ihn als „Schreiberling für Kinder“ abtaten, ging er 1970 zusammen mit seiner ersten Frau [[Ingeborg Hoffmann (Schauspielerin)|Ingeborg Hoffmann]], die er 1964 geheiratet hatte, nach Italien und ließ sich in Genzano, ca. 25 km südöstlich von Rom, in der Villa Liocorno (Einhorn), nieder. Dort entstand 1973 sein märchenhafter Roman ''[[Momo]]''.  
Aus dieser Annahme heraus beschränkt sich die Kunst nicht mehr nur auf materielle Artefakte, die in einem Museum oder einer Galerie ausgestellt werden, sondern auf die gesamte Gesellschaft, in welcher in allen Bereichen nach der Forderung von Beuys die Kunst ihren Platz einnehmen muss, um veraltete Lebensformen durch neue zu ersetzen.<ref>Barbara Lange: ''Soziale Plastik'', in: Hubertus Butin: ''DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst'', S. 276.</ref><ref name="fr">Joseph Beuys: ''Aufruf zur Alternative'', Erstveröffentlichung in der ''[[Wikipedia:Frankfurter Rundschau|Frankfurter Rundschau]]'' am 23. Dezember 1978</ref>


Nach anderen Angaben lebte Ende in den Jahren 1965 bis 1971 im [[Altes Schloss (Valley)|Alten Schloss in Valley]] in der Nähe von München und schrieb hier seinen 1973 erschienen Roman ''Momo'', der 1986 verfilmt wurde.
== Hintergrund und Bedeutung ==
Einen großen Einfluss auf [[Wikipedia:Konzeptkunst|Konzeptkunst]], [[Wikipedia:Happening|Happening]] und [[Wikipedia:Fluxus|Fluxus]]  hatte [[Wikipedia:Marcel Duchamp|Marcel Duchamp]]. Zweifelsohne rezipierte Joseph Beuys diesen ''„Inspirator der modernen Kunst“''<ref name="Stachelhaus83">Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys''. S.83f.</ref> auch über seine Aktion ''Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet'' hinaus, die 1964 in Düsseldorf stattgefunden und in der er Duchamps „Anti-Kunstbegriff“ kritisch zur Disposition gestellt hatte. Duchamp hatte den Alltagsgegenstand zweckentfremdet im Museum eingeführt, Beuys befreite diese Alltagskunst nun aus dem Museum und stellte wiederum Duchamps Ansatz in Frage, der auf tradierten Kunstvorstellungen basierte und verkündete: „Wir werden gemeinsam den sozialen Kunstbegriff entwickeln als ein neugeborenes Kind aus den alten Disziplinen“.<ref name="Stachelhaus83" />


In enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten [[Mark Lothar]] entstand anschließend das [[Libretto]] zur Oper ''Momo und die Zeitdiebe''. Die Uraufführung fand 1978 am [[Landestheater Coburg]] statt. Im Jahr 1979 schrieb Michael Ende seinen phantastischen Roman ''[[Die unendliche Geschichte]]''. Das Buch verkaufte sich weltweit etwa zehn Millionen mal und wurde in 40 Sprachen übersetzt. 1985 war Ende auch einer der Autoren des Drehbuchs, nach dem [[Johannes Schaaf]] seinen Film ''[[Momo (Film)|Momo]]'' drehte. In diesem Film spielte Ende auch eine kleine Nebenrolle.
Beuys erweiterte nun den gewohnten physikalischen Aspekt der Kunst um die geistige, nicht greifbare, aber ebenso formbare ''plastische'' Komponente. Schließlich führte er ein Wechselspiel der Begrifflichkeiten ein, indem er Polaritäten definierte und Kunst und Anti-Kunst gegenüberstellte, was letztlich zu der einfachen Relation ''Alles und nichts ist Kunst'' führte. Als ''sozial'' definierte er dabei die Erkenntnis, dass der Mensch ein schöpferisches, die Welt bestimmendes Wesen sei und gemeinschaftlich an diesem sinnlichen Erlebnis teilhaben solle. Er formulierte diese Erkenntnis in dem oft zusammenhangslos und beliebig zitierten Ausspruch: ''„Jeder Mensch ist ein Künstler“''.


Ab 1978 arbeitete er mit dem Komponisten [[Wilfried Hiller]] zusammen. Aus dieser Partnerschaft entstanden zahlreiche Musiktheaterstücke, wie 1985 ''[[Der Goggolori]]'' oder das Hörspiel ''Norbert Nackendick oder das nackte Nashorn''
== Rezeption und Interpretation ==
Nach Beuys erhält jeder Mensch mit der Forderung der ''Sozialen Plastik'' im weitesten Sinn die innere und individuelle Freiheit, als einzelner innerhalb der Gesellschaft zu handeln; somit sei der Einzelne auch für die gesamte Gesellschaft verantwortlich. Die ''Soziale Plastik'' bringe die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft und insbesondere die Probleme einer Gesellschaft, wie vor allem die militärische Bedrohung, die ökologische Krise oder die Probleme der Wirtschaft, durch eine kreative Gestaltung und Mitverantwortung in eine inhaltliche Überschneidung, die einen „gesunden“ Austausch ermöglichen könne. Er sah dabei den  Gestaltungsbegriff als Möglichkeit, den „sozialen Organismus“ – von ihm auch ''„Sozial-Leib“'' genannt – aus seiner kranken Gestalt in eine gesunde zu überführen.<ref>[http://www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips/ Wilfried Heidt: ''Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Sommer 1987''. In: Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, hrsg. von der FIU Kassel, Stuttgart, 1989]. (abgerufen 6. Mai 2009)</ref>


Nach dem Tod seiner ersten Frau (1985) heiratete er 1989 die [[Japan|japanische]] Übersetzerin [[Mariko Satō ]]({{lang|ja|佐藤 真理子}}), die auch einige seiner Werke ins [[Japanische Sprache|Japanische]] übersetzt hat.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.michaelende.com/bio.php?id=40&lang=de|titel=Mariko Sato und Japan|werk=michaelende.com|hrsg=AVA international GmbH|zugriff=8. August 2009}}</ref>
Hinter der Forderung der ''Sozialen Plastik'' steht daher zudem die Hoffnung, dass die Kunst als [[Wikipedia:Interdisziplinarität|interdisziplinäre]] Sprache zwischen Natur und Mensch in Bezug auf die bestehende Umweltproblematik vermitteln kann und somit die Verwirklichung in allen Lebensbereichen der Gesellschaft das Leben auf der Erde zum Positiven verändert. Die Ausweitung des Kunstbegriffs auf die Politik hatte zur Folge, dass  Beuys’ künstlerisches Schaffen zugleich mit politischen Wertmaßstäben betrachtet wurde, obwohl Beuys nicht vordergründig politische  Wirkung erreichen wollte. Die Universalisierung  des Kunstbegriffs bedingte jedoch gleichermaßen das Politische.<ref>[http://nyitottegyetem.phil-inst.hu/kmfil/MERSCH/kunst_4.htm Beuys humanistischer Kunstbegriff und die Universalisierung des Politischen]. (abgerufen 25. Februar 2008)</ref>


1995 starb Michael Ende an einem Magenkrebsleiden im Alter von 65 Jahren in Filderstadt-Bonlanden bei Stuttgart. Seine letzte Ruhestätte hat er auf dem [[Waldfriedhof (München)|Waldfriedhof (alter Teil)]] in München (Grab Nr. 212-W-3) gefunden, die von einem überdimensionalen Buch in Bronze gekennzeichnet wird, aus dem Märchenfiguren seiner Werke reliefartig hervortreten. Ebenfalls als Bücher gestaltet sind zwei Sitzhocker davor und ein kleiner Tempel. Das Grabmal hat [[Ludwig Valentin Angerer]] geschaffen.
''„Jeder Mensch ist ein Künstler“'' verneinte nicht spezielle Begabungen, wie etwa in der Malerei, und stellte keine Anweisung an Jedermann dar, auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Beuys behauptet vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, eine Demokratie ebenso als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle [[Spiritualität]], Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind, Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er jedem Menschen zu. Er wandte sich damit gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will, oder wie es die [[Wikipedia:die tageszeitung|taz]] schließlich auf den essayistischen Punkt brachte: ''„So wollte es der erweiterte Kunstbegriff: Raus aus der Nische, [[Wikipedia:7000 Eichen|7.000 Eichen]] pflanzen und Honig in die Politik pumpen!“''<ref>[http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2001/05/12/a0122 ''politik verstehen, kunst leben: joseph beuys zum achtzigsten''] in: ''taz'', 12. Mai 2001</ref>


Seinen literarischen Nachlass verwaltet das [[Deutsches Literaturarchiv|Deutsche Literaturarchiv]] in [[Marbach am Neckar]]. Teile des Nachlasses befinden sich im Michael-Ende-Museum der [[Internationale Jugendbibliothek|Internationalen Jugendbibliothek]], München,  und im Michael-Ende-Archiv im Märchenmuseum Kurohime Dōwakan in [[Shinano (Nagano)|Shinanomachi]], Japan.<ref> Prospekt der Internationalen Jugendbibliothek zum Michael-Ende-Museum. [http://www.avis.ne.jp/~dowakan/index.html Website der Kurohime Dōwakan/Dōwa no Mori Gallery] (japanisch).</ref>
== Forschung und Lehre ==


== Rezeption ==
An der [[Wikipedia:Oxford Brookes University|Oxford Brookes University]] existiert eine ''Social Sculpture Research Unit (SSRU)'', an der es die Möglichkeit gibt, den Master-Studiengang ''Soziale Plastik'' zu belegen und zu diesem Themenbereich zu promovieren.<ref>[http://www.social-sculpture.org Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)]</ref> Mitbegründet wurde diese Forschungseinrichtung von der Beuys-Schülerin Shelley Sacks.<ref>[http://www.oya-online.de/article/read/446-Soziale_Plastik_heute.html Soziale Plastik heute] Interview mit Shelley Sacks in Oya 09/11</ref>
Endes Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 28 Millionen erreicht.<ref>Thienemann Verlag: [http://cms.thienemann.de/index.php?option=com_thienemann&section=1&av=1&Itemid=1&view=liste&type=T&id=39 Kurzportrait Michael Ende] (abgerufen am 26. Juli 2010)</ref> Besonderen Erfolg hatte sein Kinderbuch ''Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer'', das u. a. in der szenischen Darstellung der ''[[Augsburger Puppenkiste]]'' im Fernsehen gezeigt wurde. Die Verfilmungen seiner Romane ''[[Momo]]'' und ''[[Die unendliche Geschichte]]'' trugen ebenfalls zu seiner Bekanntheit bei, wobei Ende sich selbst von der Verfilmung der ''Unendlichen Geschichte'' distanzierte. Sowohl ''Momo'' als auch die ''Unendliche Geschichte'' thematisieren die Gefahr einer Welt, in der [[Fantasie]] und [[Menschlichkeit]] im Verschwinden begriffen sind. In Tilman Urbachs Film ''Michael Ende – der Vater der Unendlichen Geschichte'' betont sein Lektor Roman Hocke, dass Ende sich als reiner „Märchenonkel“ verkannt sah. Die Filmsprecherin: „Michael Endes Bücher sind trotz aller Phantasterien Zivilisationskritiken, hinter denen die Vision einer anderen, besseren Welt steht.


Michael Endes Werke wurden vielfältig rezipiert und interpretiert. Unter anderem wurden Museumsausstellungen organisiert.<ref>[http://www.isarbote.de/kunst___kult/michael_ende/michael_ende.html isarbote.de] zu Museumsausstellungen, 25. November 2007</ref> Ebenfalls widmete die Band [[Tocotronic]] ihm 1995 ein ironisches Lied (''Michael Ende, du hast mein Leben zerstört''), welches die große Popularität von Endes Werk reflektiert.
== Kritik ==
An einem Diskussionabend Ende August 1920, der mit einem Vortrag [[Ernst Uehli]]is mit dem Thema "Der Künstler im dreigliedrigen Organismus" eingeleitet wurde, wird von einem Teilnehmer folgende Frage gestellt: "In welchem Verhältnis steht der Künstler beziehungsweise  seine  Arbeitsleistung  zur  sozialen  Urzelle?  Hat  er  nicht  auch  Arbeitsleistungen  zu  erbringen  in  Zeiten  der  Vorbereitung?" Die Thematik ist dabei, welche Lebens- und Schaffensbedingungen der Künstler in einem dreigegliederten Organismus hat. Rudolf Steiner bemerkt, seine Antwort einleitend, wie folgt:


Die meisten seiner Bücher erschienen zuerst im [[Thienemann Verlag]], später auch auf Betreiben seines Verlegers und Lektors [[Hansjörg Weitbrecht (Verleger)|Hansjörg Weitbrecht]] in dessen Tochterunternehmen, der ''Edition Weitbrecht''. Auch wurden seine Geschichten vertont und als Hörbücher und Hörspiele mit bekannten Sprechern veröffentlicht.
{{GZ|Wenn es sich um Kunst und soziales Leben handelt,
so habe ich eigentlich immer ein gewisses unbefriedigendes
Gefühl bei einer diese beiden Dinge betreffenden Diskussion, aus
dem einfachen Grunde, weil schon die ganze Art der Gedankeneinstellung,
der Seeleneinstellung, die in Frage kommt, wenn man
von sozialer Gestaltung, von sozialer Struktur spricht, eine etwas
andere sein muß als diejenige, die man haben muß, wenn man
von Kunst, von ihrem richtigen Hervorgehen aus der Menschennatur
und ihrer Geltendmachung im Leben, vor den Menschen
reden soll.
In einer gewissen Beziehung sind die beiden Gebiete miteinander
nicht recht vergleichbar."|337b|97}}


== Auszeichnungen ==
Später wird diese Ansicht nochmals bekräftigt: Soziales Leben und künstlerisches Leben sind zwei völlig verschiedene Gebiete:
* 1961 [[Deutscher Jugendliteraturpreis]] für ''Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer''
* 1967 [[Hugo-Jacobi-Preis]]
* 1974 [[Deutscher Jugendliteraturpreis]] für ''Momo''
* 1979 [[Buxtehuder Bulle]] für ''Die unendliche Geschichte''
* 1980 [[Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach]]
* 1980 [[Silberner Griffel]] für ''Die unendliche Geschichte''
* 1980 [[Wilhelm-Hauff-Preis]] für ''Die unendliche Geschichte''
* 1981 [[Internationaler Janusz-Korczak-Literaturpreis]] für ''Die unendliche Geschichte''
* 1982 Lorenzo il Magnifico
* 1983 [[Silberner Griffel]]
* 1989 [[Bundesverdienstkreuz am Bande]]
* 1990 [[La vache qui lit]] für ''Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch''
* 1996 [[Kurd-Laßwitz-Preis]] für ''Der lange Weg nach Santa Cruz''


== Werke ==
{{GZ|Deshalb ist eine Diskussion über diese Dinge
=== Kinder- und Jugendbücher ===
eigentlich mißlich, denn es sind zu disparate Gebiete - das soziale
* ''[[Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer]]''. Thienemann, Stuttgart 1960
Leben und das künstlerische Leben.|337b|103}}
* ''[[Jim Knopf und die Wilde 13]]''. Thienemann, Stuttgart 1962
* ''Das Schnurpsenbuch''. Thienemann, Stuttgart 1969; 3. erw. A. ebd. 1997, ISBN 3-522-12890-7
* ''Tranquilla Trampeltreu die beharrliche Schildkröte''. Thienemann, Stuttgart 1972; ebd. 2009, ISBN 978-3-522-43630-4
* ''[[Momo]]''. Ein Märchen-Roman. Thienemann, Stuttgart 1973; Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-25349-9
* ''Das kleine Lumpenkasperle''. Bilder von [[Roswitha Quadflieg]]. Urachhaus, Stuttgart 1975; Thienemann, Stuttgart 2006, ISBN 3-522-43537-0
* ''[[Das Traumfresserchen]]''. Thienemann, Stuttgart 1978, ISBN 3522415000
* ''Lirum Larum Willi Warum''. Urachhaus, Stuttgart 1978; Thienemann, Stuttgart 1995, ISBN 3-522-43198-7
* ''[[Die unendliche Geschichte]]''. Bilder von Roswitha Quadflieg. Thienemann, Stuttgart 1979; ebd. 2004, ISBN 3-522-17684-7
* ''Der Lindwurm und der Schmetterling oder Der seltsame Tausch''. Thienemann, Stuttgart 1981; ebd. 2005, ISBN 3-522-43495-1
* ''Die Schattennähmaschine''. Thienemann, Stuttgart 1982, ISBN 3-522-12790-0
* ''Filemon Faltenreich''. Thienemann, Stuttgart 1984; ebd. 2004, ISBN 3-522-43483-8
* ''Norbert Nackendick oder das nackte Nashorn''. Thienemann, Stuttgart 1984, ISBN 3-522-42430-1
* ''Ophelias Schattentheater''. Thienemann, Stuttgart 1988, ISBN 3-522-42520-0
* ''[[Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch]]''. Bilder von [[Regina Kehn]]. Thienemann, Stuttgart 1989; Carlsen, Hamburg 2008, ISBN 978-3-551-35830-1
* ''Die Geschichte von der Schüssel und vom Löffel''. Thienemann, Stuttgart 1990, ISBN 3-522-14870-3
* ''Lenchens Geheimnis''. Thienemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-522-16690-6
* ''Der lange Weg nach Santa Cruz''. Thienemann, Stuttgart 1992, ISBN 3-522-16809-7
* ''Der Teddy und die Tiere''. Thienemann, Stuttgart 1993; ebd. 2007, ISBN 978-3-522-43552-9
* ''Die Zauberschule im Wünschelreich''. Thienemann, Stuttgart 1999, ISBN 3-522-17282-5
* ''Vom Wunsch aller Wünsche und andere Geschichten''. Thienemann, Stuttgart 1998
* ''Die Rüpelschule''. Thienemann, Stuttgart 2002, ISBN 3-522-43381-5


=== Weitere Prosa ===
Rudolf Steiner legt allerdings einen traditionellen Begriff von Kunst und künstlerischem Schaffen zugrunde. Wahre Künstler hätten eine besondere und exklusive genialische Begabung, die sie vom Durchschnittsmenschen unterscheide, und zudem dränge es sie in einer geradezu schicksalhaften Weise, der mitgebrachten Begabung Ausdruck zu verleihen, aller Hindernisse zum Trotz. Trotzdem würde es den Künstlern im verwirklichten dreigegliederten Organismus leichter gemacht, ihr Künstlertum zu leben, indem sie die wünschenswerte Anerkennung erhalten, und auch für ihren Lebensunterhalt gesorgt ist. An einen unmittelbaren Einsatz der künstlerischen Fähigkeiten für die Sozialgestaltung wird nicht gedacht. Der günstige Einfluß auf das soziale Leben, der von den Künstlern und ihrer Kunst ausgeht, ergibt sich eher indirekt über die Rezeption der Kunstwerke durch die Menschen. Die Kunst hat ja bekanntlich positive Auswirkungen auf das Seelenleben. Dies ist ein Vorgang innerhalb des Geisteslebens.  
* ''[[Der Spiegel im Spiegel|Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth]]''. Weitbrecht, Stuttgart 1984; dtv, München 2006, ISBN 3-423-13503-4
* ''Die Archäologie der Dunkelheit. Gespräche über Kunst und das Werk des Malers Edgar Ende'' (mit [[Jörg Krichbaum]]). Weitbrecht, Stuttgart 1985, ISBN 3-522-70190-9
* ''Das Gefängnis der Freiheit''. Erzählungen. Weitbrecht, Stuttgart 1992; Piper, München 2007, ISBN 978-3-492-24990-4
* ''Die Vollmondlegende''. Piper, München 1993, ISBN 3-492-71460-9
* ''Zettelkasten. Skizzen und Notizen''. Weitbrecht, Stuttgart 1994; Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-26356-6
* ''Der Niemandsgarten''. Aus dem Nachlass. Weitbrecht, Stuttgart 1998; Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-25717-6


=== Lyrik ===
Trotzdem die Thematik nicht diejenige eines Vergleichs von künstlerischer Tätigkeit und Sozialgestaltung ist, muß doch konstatiert werden, daß offenbar nicht einmal die Fragestellung damals eine solche war, daß das Soziale etwas haben könnte, was einem Kunstwerk gleicht. Der soziale dreigegliederte Organismus ist (bei Zugrundelegung der Steinerschen Kunstauffassung) offenbar nicht als Kunstwerk zu verstehen. Die Sozialgestaltung ist mehr eine Sache des Alltags, der nüchternen, praktischen Arbeit. Die entsprechenden Begabungen, die für die Gestaltung des sozialen Lebens erforderlichen kreativen Vermögen, Einsichten und Ausführungs"künste" sind nicht hohe Kunst, die Steiner für eine Blüte des Geisteslebens ansieht. Demgegenüber findet in der sozialen Praxis mehr eine nüchterne Handwerkskunst statt. ''Jeder Mensch ist ein Handwerker'', oder kann es jedenfalls sein, könnte man zugespitzt formulieren: Die Fähigkeiten, Kompetenzen, auch die erforderliche Kreativität für das Soziale kann sich jeder Durchschnittsmensch aneignen. Die hohe Kunst, das Schaffen von Kunstwerken ist Sache nur weniger, besonders begabter und auch zu ihrer Kunst berufener Menschen.
* ''Trödelmarkt der Träume. Mitternachtslieder und leise Balladen''. [[Weitbrecht|Edition Weitbrecht]], Stuttgart 1986; Piper, München 2006, ISBN 3-492-24798-9


=== Sachbücher ===
Freilich ist der von Steiner zugrundegelegte Kunstbegriff strittig, und Beuys gilt als ein Künstler, der die Überwindung einer solchen, eher elitären Auffassung mit am meisten vorangebracht hat. Aber man muß auch darauf sehen, was der Gegenstand, das Gestaltungsobjekt ist. Das soziale Leben ist nicht im gleichen Sinne Material, wie das Material des Künstlers. Nun gibt es heute Aktionskunst, Publikumsintegration in eine Performance und dergleichen. Dennoch ist das Kunstverständnis heute weiter bestimmt durch die klassische Materialauffassung. Der Künstler bearbeitet, gestaltet Material nach seiner Idee, und zwar reichlich gewaltsam, er zwingt dem Material seine Idee auf, allerdings unter Beachtung der Materialgemäßheit. Im sozialen Leben geht das so nicht. Man kann mit anderen Menschen nicht so schalten und walten, wie mit Farben und Tönen. Es gibt solche Praxis, aber sie ist Manipulieren von Menschen, also gerade nicht das, was eine gute Sozialgestaltung ausmacht. Auch wenn daran festgehalten werden soll, von Sozialkunst zu sprechen, so muß doch, was Rudolf Steiner in der Fragenbeantwortung betont hat, beachtet werden, daß es sich um verschiedene Gebiete handelt, die ihre je eigenen, unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten haben, mag man die soziale Praxis ein künstlerisches Tun nennen, oder nicht.
* ''Kunst und Politik – ein Gespräch'' (mit [[Joseph Beuys]]). Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1989, ISBN 3-926673-07-9
* ''Phantasie / Kultur / Politik. Protokoll eines Gesprächs'' (mit [[Erhard Eppler]] und [[Hanne Tächl]]). Weitbrecht, Stuttgart 1982, ISBN 3-522-70020-1


=== Als Herausgeber ===
Nun hat allerdings Rudolf Steiner 1906 selbst von einer sozialen Kunst, ''der'' [[Königliche Kunst|königlichen Kunst]], gesprochen, die es in der Zukunft geben wird: "Die königliche Kunst wird in der Zukunft eine soziale Kunst sein." Im Gegensatz zu der aus dem Zusammenhang genommenen Zitierung dieses Satz andernorts, der dadurch mißverständlich sein muß, seien hier die davor liegenden Worte Steiners mitangeführt. Gemeint ist die [[königliche Kunst]] der [[Freimaurerei]].
* ''Mein Lesebuch''. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-596-25323-3


=== Theaterstücke und Opernlibretti ===
{{GZ|Das letzte Ereignis
* ''[[Die Spielverderber]]'' (Theaterstück, 1967)
auf sozialem Gebiet, das durch die alte [[Freimaurerei|Maurerei]] herbeigeführt wurde,
* ''[[Momo und die Zeitdiebe]]'' (Libretto, 1978; Musik: [[Mark Lothar]])
war die Französische Revolution, in der mit den Ideen Gleichheit,
* ''[[Das Gauklermärchen]]'' (Theaterstück, 1982)
Freiheit, Brüderlichkeit konsequent die Grundidee der alten Maurerei
* ''[[Der Goggolori]]'' (Eine bairische Mär, Stück in acht Bildern, 1984; Musik: [[Wilfried Hiller]])
auf sozialem Gebiete in die Öffentlichkeit kam. Die das wissen, wissen
* ''Die Jagd nach dem Schlarg. Variationen in Lewis Carrolls [[The Hunting of the Snark|gleichnamigem Nonsensgedicht]].'' (Libretto, 1987; Musik: Wilfried Hiller)
auch, daß durch unzählige Kanäle die Ideen, die vom Gral ausgegangen
* ''Der Rattenfänger'' (Libretto, 1993; Musik: Wilfried Hiller)
sind, verbreitet wurden und die eigentlich wirkenden Kräfte in
der Französischen Revolution waren.
Nur als ein mißglückter, als ein unmöglicher Versuch, als letzter,
ich möchte sagen, verzweifelter Kampf innerhalb der zu Ende gehenden
Menschheitswelle steht das da, was man heute Sozialismus nennt.
Er kann ein wirklich positives Resultat nicht herbeiführen. Was durch
ihn erreicht werden soll, kann nur durch das lebendige Wirken erreicht
werden; die Säule der Stärke genügt nicht. Der Sozialismus
kann nicht mehr durch unlebendige Kräfte bemeistert werden. Die
Ideen der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
waren die letzten Ideen, die aus dem Unlebendigen flossen. Unfruchtbar,
dem Sterben geweiht ist alles dasjenige, was noch in demselben
Geleise bleibt. Denn das heute in der Welt bestehende große
Übel, das ungeheure Elend, das mit so furchtbarer Gewalt zum Ausdruck
kommt in dem, was man die soziale Frage nennt, kann nicht
mehr mit dem Unlebendigen gemeistert werden. Dazu bedarf es einer
königlichen Kunst; und diese königliche Kunst ist es, die inauguriert
worden ist in dem Symbol des Heiligen Gral.
Der Mensch muß durch diese königliche Kunst etwas in seine Hand
bekommen, was ähnlich ist derjenigen Kraft, die in der Pflanze sproßt,
derjenigen Kraft, die der Magier verwendet, wenn er die Pflanze, die
vor ihm steht, schneller wachsen macht. In ähnlicher Weise muß von
dieser Kraft ein Teil verwendet werden zum sozialen Heil. Diese
Kraft, die beschrieben worden ist von solchen, die etwas von den
rosenkreuzerischen Geheimnissen wissen, wie zum Beispiel von Bulwer
in seinem Zukunftsroman «Vril», ist gegenwärtig aber noch in elementarem
Keimzustande. Sie wird in der Freimaurerei der Zukunft
der eigentliche Inhalt der höheren Grade sein. Die königliche Kunst
wird in der Zukunft eine soziale Kunst sein.|93|280f.}}


=== Verfilmungen ===
Unter der "Freimaurerei der Zukunft" hat man wohl das Wirken von christlichen Eingeweihten zu verstehen, von denen Rudolf Steiner selbst auch schon einer war. Sein Vorschlag, die Gesellschaft neu zu ordnen nach der Idee der sozialen Dreigliederung, ist eine erste solche Tat einer "königlichen Kunst". Und es ist natürlich auch so, daß die Menschheit insgesamt fortschreitet, und sich dann mit ihrer Vervollkommnung immer mehr Menschen zu dieser königlichen Kunst befähigen werden.
* ''Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer'' (D, 1961, schwarz-weiß), 5 Teile mit Figuren der [[Augsburger Puppenkiste]]
* ''Jim Knopf und die wilde 13'' (D, 1962, schwarz-weiß), 5 Teile mit Figuren der Augsburger Puppenkiste
* ''Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer'' (D, 1977, Farbe), unter der Regie von [[Manfred Jenning]], 4 Teile mit Figuren der Augsburger Puppenkiste
* ''Jim Knopf und die wilde 13'' (D, 1978, Farbe), unter der Regie von Manfred Jenning, 4 Teile mit Figuren der Augsburger Puppenkiste
* ''[[Die unendliche Geschichte (Film)|Die unendliche Geschichte]]'' (D, 1984), unter der Regie von [[Wolfgang Petersen]], mit [[Barret Oliver]], [[Gerald McRaney]], [[Drum Garrett]], [[Darryl Cooksey]], [[Tilo Prückner]], [[Heinz Reincke]] u. a.
* ''[[Momo (Film)|Momo]]'' (D, 1986), unter der Regie von [[Johannes Schaaf]], mit [[Radost Bokel]], [[Mario Adorf]], [[Armin Mueller-Stahl]] u. a.
* ''The NeverEnding Story II. The Next Chapter'' (dt. ''[[Die unendliche Geschichte II – Auf der Suche nach Phantásien]]'') (USA, D 1990), unter der Regie von [[George Trumbull Miller]], mit [[Jonathan Brandis]], [[Kenny Morrison]], [[Clarissa Burt]] u. a.
* ''The NeverEnding Story III'' (dt. ''[[Die_unendliche_Geschichte_3_–_Rettung_aus_Phantasien|Die Unendliche Geschichte III – Rettung aus Phantásien]]'') (USA, D 1994), unter der Regie von [[Peter MacDonald]], mit [[Jason James Richter]], [[Melody Kay]], [[Jack Black]], [[Carole Finn]] u. a.


=== Hörspiel- und Hörbuchadaptionen ===
Man wird aber doch für eine Sozialgestaltung in solchem Sinne wieder einen anderen, besonderen Begriff von Kunst zugrundelegen müssen. Die Freimaurer waren Baumeister, d.h. Handwerker. Auch wenn ein künstlerischer Aspekt hinzukommt, geht es in erster Linie um das technische Können, das dem Durchschnittsmenschen so nicht gegeben ist. Schon gar nicht kann ein allgemeines kreatives Vermögen im Sinne von "Jeder Mensch ist ein Künstler" einfach so zu solcher zukünftigen königlichen Kunst, die sich heute schon in Ansätzen zeigen mag, in Beziehung gesetzt werden.
Die Hörspiele<ref>[http://www.hoerspielhelden.de/sammlung/ende.htm hoerspielhelden.de], Hörspiele nach den bekannten Kinderbüchern von Michael Ende mit Abbildungen</ref>, besonders dasjenige der ''Unendlichen Geschichte'', gelten bei den Rezipienten Endes, die sowohl die Hörspiele, als auch die Kinofilme kennen, nicht zuletzt aufgrund der eindringlichen Musik [[Frank Duval]]s sowie der einprägsamen Erzählstimme [[Harald Leipnitz]]' als gelungener als die Filmadaptionen. Bis auf das Hörbuch und das Hörspiel vom ''satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch'' wurden alle Hörspiele ursprünglich von der [[Deutsche Grammophon|Deutschen Grammophon]] für das Tochterlabel [[PolyGram|Fontana]] für LP produziert, gingen dann in den Vertrieb von [[Philips]] über, waren ab 1984 im Vertrieb von [[Karussell (Label)|Karussell]] erst auf MC, heute schließlich als CD bei [[Universal Music Group|Universal]] erhältlich.


* Hörspiel: ''Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer'', 3 Teile, Erzähler: Michael Ende, u.a. mit: [[Rainer Plank]] und [[Heinz Stöwer]], Musik: Aleida Montijn, Regie: Michael Ende
Der Vergleich mit dem Wachsenlassen der Pflanzen deutet auch darauf hin, daß die Gesetze, denen das Soziale unterliegt, nicht mißachtet werden. Man wird diese Gesetzmäßigkeiten zur vollen Entfaltung bringen, und was ihnen widerspricht, wie z.B. die Unzulänglichkeiten des heutigen [[Einheitsstaat]]s, des "[[Gemischter König|gemischten König]]s" im Sozialen, beiseite schaffen, bzw. eben mit der königlichen Kunst praktisch bearbeiten, umgestalten. Es ist natürlich schon denkbar, daß Joseph Beuys, wenn nicht selbst ein Eingeweihter in solchem Sinne, so doch von solchen Eingeweihten inspiriert war, im Sinne solcher königlichen Kunst beginnen zu wirken. Für den Durchschnittsmenschen geht es dann darum, danach zu streben, diese königliche Kunst anfänglich zu erlernen, angeleitet durch Rudolf Steiner, Joseph Beuys und andere.
* Hörspiel: ''Jim Knopf und die Wilde 13'', 2 Teile, Erzähler: [[Harald Leipnitz]], Regie: Anke Beckert
 
* Hörspiel: ''Die Unendliche Geschichte'', 3 bzw. 2 (LP, MC und CD) Teile, Erzähler: [[Harald Leipnitz]], Musik: Frank Duval, Regie: Anke Beckert
Bei der heutigen Betonung von kreativen Vermögen wird viel zu sehr lediglich betont, wie kreative Quellen anzuzapfen seien. So genügt es dann vielen schon, sich inspiriert zu fühlen, und zusammen mit anderen "was zu machen". Aber wie macht man es, wie sieht die praktische Durchführung aus? Kunst kommt von Können.
* Hörspiel: ''Momo'', 2 CD bzw. 3 (LP + MC) Teile, Erzähler: [[Harald Leipnitz]], Musik: Frank Duval, Regie: Anke Beckert
 
* Hörspiel: ''Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch'', u.a. mit: [[Thomas Piper]] und [[Grete Wurm]], Regie: Klaus-Dieter Pittrich (1991 vom [[WDR]] produziert)
=== Soziale Plastik und gemischter König ===
* Hörspiel: ''Die Zauberschule im Wünschelreich'', u.a. mit: [[Achim Schülke]], [[Günther Lüdke]] und [[Eva Michaelis]], Regie: [[Hans-Joachim Herwald]]
Man könnte die These aufstellen, daß die soziale Plastik die Auflösung des gemischten Königs ist. Dabei hätte die Auflösung eine doppelte Bedeutung: Sie wäre der Weg dorthin und sein Ergebnis. Diese These wird sich aber so nicht halten lassen. Der gemischte König ist ebenfalls soziale Plastik, nicht nur in der alten Form des Einheitsstaats, sondern insbesondere auch in seinen vielen ''neuen'' Formen, die vorgeben, keine retardischen im Sinne der Figur des [[Retardus]] zu sein, sondern sich als progressive Neugestalten mit zumindest langfristiger Auflösungsqualität gerieren. Letztlich läßt sich jede soziale Plastik, der keine Auflösungsqualität zukommt (wer kann dies beurteilen?), als eine interpretieren, die auf dem Weg zu solcher Auflösung ist, oder den Weg zur Auflösung des gemischten Königs bzw. die Wegbereitung für den goldenen, silbernen und ehernen König, indirekt unterstützt und dergleichen.
* Hörbuch: ''Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch'', Erzähler: Michael Ende (in den frühen neunziger Jahren produziert)
 
* Hörbuch: ''Der Teddy und die Tiere'', Erzähler: [[Wolfgang Völz]], [[Max Urlacher]] u.&nbsp;a., Musik: [[Franz Bartzsch]], Produktion: [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]], ISBN 978-3-89813-663-1
Aber auch die bloßen Versuche und das wirklich Mißratene gehören zur sozialen Gesamtplastik dazu, auch weil Schüler schon volle Künstler sind. Mit Recht, denn man kann im Sozialen nicht probeweise tätig sein, oder dies nur in engen Grenzen, bei bestimmten Bedingungen. Trotzdem so manche soziale Plastiken oder Teilstücke also als mißraten anzusehen sind, - die drei Könige wären dann nicht vollständig (d.h. auch in ''richtiger'' Relation) befreit, sondern nur teils und auf falsche Weise, und in anderen Hinsichten auch wieder neu verquickt, vermischt usw. -, sind sie doch gleichermaßen Bestandteile des Gesamtkunstwerks sozialer Organismus. Sie müssen wieder rausgearbeitet werden, oder kommen schließlich durch neue Bezüge in ein Verhältnis, in dem sie sich zum Guten, bzw. man muß wohl sagen, zum Schönen fügen.
* Hörbuch: ''Die Welt des Michael Ende. Geschichten und Gedanken über Freiheit, Fantasie und Menschlichkeit''. ISBN 978-3-88698-468-8
 
== Zitate ==
:"Ich möchte einmal in Anlehnung an Joseph Beuys folgende Frage aufwerfen: Kann eine Plastik die Welt verändern? Antwort: Ja..." ([[Joachim Stiller]])
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Soziale Plastik}}
* [[Joseph Beuys]]
* [[Kunst im Sozialen]]
* [[Erweiterter Kunstbegriff]]
* [[Soziale Dreigliederung]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Heidi Aschenberg: ''Eigennamen im Kinderbuch. Eine textlinguistische Studie''. Narr, Tübingen 1991, ISBN 3-8233-4202-9
''Schriften von Joseph Beuys''  
* Werner Beer: ''Michael Ende und sein „Jim Knopf“''<ref>Auszüge daraus: [http://www.hoerspielhelden.de/sammlung/ende/autor.htm ''Michael Ende und sein „Jim Knopf“ Geistiger Standort und Selbstverständnis als Schriftsteller'']</ref>. In: Albrecht Weber (Hrsg.): ''Handbuch der Literatur in Bayern. Vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Geschichte und Interpretationen''. Pustet, Regensburg 1987, ISBN 3-7917-1042-7 <small>(über Endes Auseinandersetzung mit der abendländischen Literaturtradition und Philosophie in seinen Werken)</small>
 
* Klaus Berger: ''Michael Ende. Heilung durch magische Phantasie''. [[Evangelische Gesellschaft für Deutschland|EGfD]], Wuppertal 1985, ISBN 3-87857-203-4
* [[Joseph Beuys]]: ''Jeder Mensch ein Künstler Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus'' ([[Wikipedia:FIU-Verlag|FIU-Verlag]]), ISBN 3-928780-52-2
* Gabriele Berger-Faragó: ''Zeit. Menschliches Maß, kosmische Kraft oder Geschenk Gottes? Augustin, Michael Ende, Eilert Herms und Kohelet über Zeit und Ewigkeit''. Ibidem, Stuttgart 2003, ISBN 3-89821-188-6
* [[Joseph Beuys]]: ''Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst'', Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3-926673-02-8
* Peter Boccarius: ''Michael Ende. Der Anfang der Geschichte''. Nymphenburger, München 1990; Ullstein, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-548-23844-0
* [[Joseph Beuys]]: ''Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77'' anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
* Fabian Michael Friedrich: ''Jim Knopf. Über Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“''. EDFC, Passau 2004, ISBN 3-932621-74-3
* [[Joseph Beuys]]: ''KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4
* Viola Herzig-Danielson: ''Winnetou in Phantásien. Interaktion von Bibliotherapie und Literaturwissenschaft am Beispiel der „Winnetou“-Trilogie von Karl May und des Romans „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende''. DOBU, Hamburg 2004, ISBN 3-934632-06-8
 
* Roman Hocke, Uwe Neumahr (Hrsg.): ''Michael Ende Magische Welten''. Katalog zur Ausstellung im [[Deutsches Theatermuseum|Deutschen Theatermuseum]]. Henschel, Leipzig 2007, ISBN 978-3-89487-583-1
''Weitere Literatur''
* Roman und Patrick Hocke: ''Michael Ende. Die unendliche Geschichte. Das Phantásien-Lexikon''. Thienemann Verlag Stuttgart 2009, ISBN 978-3-522-20050-9
 
* Wilfried Kuckartz: ''Michael Ende, „Die unendliche Geschichte“. Ein Bildungsmärchen''. Die Blaue Eule, Essen 1984, ISBN 3-924368-13-9
* [[Volker Harlan]], [[Rainer Rappmann]], Peter Schata: ''Soziale Plastik Materialien zu Joseph Beuys'', Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), ISBN 3-88103-065-4
* Nils Kulik: ''Das Gute und das Böse in der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur. Eine Untersuchung bezogen auf Werke von Joanne K. Rowling, J. R. R. Tolkien, Michael Ende, Astrid Lindgren, Wolfgang und Heike Hohlbein, Otfried Preußler und Frederik Hetmann''. Lang, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-631-53446-9
* [[Thomas Mayer]] & [[Johannes Stüttgen]] ''Kunstwerk Volksabstimmung'', Wangen 2004 (FIU-Verlag), ISBN 3-9287-80239
* Claudia Ludwig: ''Was du ererbt von deinen Vätern hast … Michael Endes Phantásien – Symbolik und literarische Quellen''. Lang, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-8204-1181-X
* Volker Harlan: ''Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys'' , Stuttgart 1986 (Urachhaus), ISBN 3-87838-482-3
* Friedhelm Moser: ''Jim Knopf und die sieben Weisen. Eine philosophische Einführung in den lummerländischen Lokomotivismus''. Eichborn, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-8218-3452-8
* Hiltrud Oman: ''Joseph Beuys. Die Kunst auf dem Weg zum Leben'', München 1998, (Heyne), ISBN 3-453-14135-0
* Lutz Müller: ''Schöpferische Seele. Auf der Suche nach den Wassern des Lebens''. MVG, Landsberg am Lech 1988, ISBN 3-478-03690-9
* [[Wolfgang Zumdick]]: ''Über das Denken bei Josef Beuys und Rudolf Steiner'', Basel 1995 (Wiese Verlag), ISBN 3909164285
* Jacek Rzeszotnik (Hrsg.): ''Zwischen Phantasie und Realität. Michael Ende Gedächtnisband 2000''. EDFC, Passau 2000, ISBN 3-932621-29-8
* [[Wolfgang Zumdick]]: ''Ursache Zukunft. Joseph Beuys und Rudolf Steiner. Soziale Skulptur heute'', in: In: Vernissage, Heidelberg, Vernissage Verlag, Nr. 3(2007), S. 29 - 35, Ill.
* Tilman Schröder: ''Erwachsene nur in Begleitung von Kindern zugelassen!'' Erinnerungen an Jim Knopf, Momo und Michael Ende zu dessen 75. Geburtstag<ref>[http://www.uni-stuttgart.de/esg/zettelkasten/Ende.pdf Online Ressource] (PDF; 89 KB)</ref> <small>(Redemanuskript, 3. November 2004, mit vielen biografischen Details)</small>
* Mareen Scholl: ''Soziale Plastik 48 Stunden Neukölln'', Cultura21 eBooks Reihe zu Kultur und Nachhaltigkeit, Bd. 5, 2012, ISBN 978-3-945253-08-3, [http://magazin.cultura21.de/_data/magazin-cultura21-de_addwp/2012/03/Mareen_Scholl_c21_ebook_vol5.pdf PDF]
* Hajna Stoyan: ''Die phantastischen Kinderbücher von Michael Ende. Mit einer Einleitung zur Entwicklung der Gattungstheorie und einem Exkurs zur phantastischen Kinderliteratur der DDR''. Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-51784-X
* Johannes Thiele / Stefan Weishaupt: ''Die soziale Skulptur – die Erweiterung des Ich durch die Kunst'', Edition AQINarte, Schriftenreihe Das schöpferische Prinzip in der Kunst, Nr. XVIII, ISBN 978-3-933332-41-9, [http://www.aquinarte.de/programm/schriftenreihe/?id=45 Verlagsauskunft]
* Julia Voss: ''Darwins Jim Knopf''. S. Fischer Verlag 2009, ISBN 978-3-10-095805-1
''Zitierte Literatur''
* [[Rudolf Steiner]]: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus'', [[GA 337b]] (1999), ISBN 3-7274-3372-8 {{Vorträge|337b}}, 6. Diskussionsabend: Der Künstler im dreigliedrigen sozialen Organismus, S. 97 - 109
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Michael Ende}}
* [http://www.social-sculpture.org Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)]
* {{DNB-Portal|118530259}}
* [http://www.fiu-verlag.com/fiu-alt/textekunst.php?zweig=textekunst&liste=va_list_brd.php Johannes Stüttgen Vortrag über den Erweiterten Kunstbegriff (5. Juni 1982)]
* [http://www.michaelende.de Website zu Michael Ende] der AVA international GmbH
* [http://www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips/ Wilfried Heidt Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Kassel, Sommer 1987]
* [http://www.thienemann.de/me/ Website zu Michael Ende] der Thienemann Verlag GmbH
*[http://www.oya-online.de/article/read/446-soziale_plastik_heute.html Soziale Plastik heute. Hildegard Kurt sprach mit Shelley Sacks über die Arbeit am Forschungszentrum für Soziale Plastik an der Brookes University in Oxford und über ein neues ­Verständnis von Ästhetik (2011)] (abgerufen am 9.7.2016)
* [http://www.ub.fu-berlin.de/service_neu/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/autore/ende.html Linksammlung] der [[Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin]]
* [http://www.ende.phil-fak.uni-duesseldorf.de Lehr- und Forschungsprojekt] an der [[Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf]]
* [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=420 Forschungsstelle Kulturimpuls: Biographische Würdigung des Autors und Anthroposophen Michael Ende]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


{{Normdaten|PND=118530259|LCCN=n/80/162724|VIAF=34456245}}
[[Kategorie:Ästhetik]]
 
[[Kategorie:Joseph Beuys]]
{{SORTIERUNG:Ende, Michael}}
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Michael Ende| ]]
[[Kategorie:Philosophie des Sozialen]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Soziale Kunst]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Internationales Kulturzentrum Achberg]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Erweiterter Kunstbegriff|R]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
[[Kategorie:Roman, Epik]]
[[Kategorie:Erzählung]]
[[Kategorie:Drama]]
[[Kategorie:Libretto]]
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]
[[Kategorie:Jugendliteratur]]
[[Kategorie:Kinderliteratur]]
[[Kategorie:Phantastische Literatur]]
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande]]
[[Kategorie:Person der Freiheitsaktion Bayern]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1929]]
[[Kategorie:Gestorben 1995]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Personendaten
|NAME=Ende, Michael
|ALTERNATIVNAMEN=Ende, Michael Andreas Helmuth
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Schriftsteller
|GEBURTSDATUM=12. November 1929
|GEBURTSORT=[[Garmisch-Partenkirchen|Garmisch]]
|STERBEDATUM=28. August 1995
|STERBEORT=[[Filderstadt]]-Bonlanden
}}
 
 
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 16. April 2021, 18:55 Uhr

Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7

Die Soziale Plastik, auch genannt die soziale Skulptur, ist eine spezifische Definition eines erweiterten Kunstbegriffs des deutschen Künstlers Joseph Beuys. Beuys nutzte die Begriffe, um damit seine Vorstellung einer gesellschaftsverändernden Kunst zu erläutern. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einem formalästhetisch begründeten Verständnis schließt das von Beuys propagierte Kunstkonzept dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf einer Strukturierung und Formung der Gesellschaft ausgerichtet ist. Damit wird der Kunstbegriff nicht mehr nur auf das materiell fassbare Artefakt beschränkt.[1]

Definition

Die Theorie der „Sozialen Plastik“ besagt, jeder Mensch könne durch kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken. Aus dieser Vorstellung entstand die viel zitierte These der „Sozialen Plastik“: „Jeder Mensch ist ein Künstler“, die Joseph Beuys erstmals 1967 im Rahmen seiner politischen Aktivitäten äußerte.[2] Im Gegensatz dazu werden im üblichen Sprachgebrauch Menschen als Künstler angesehen, die auf dem Gebiet der bildenden oder der darstellenden Kunst und der Musik kreativ tätig sind. Sie erschaffen Kunstwerke oder stellen Ideen zu deren Schaffung bereit.

Dem stellte Beuys seine Vorstellung gegenüber, dass jeder daran teilnehmen kann, das Leben insbesondere in Politik und Wirtschaft sozial und kreativ zu gestalten. Hierfür richtete er 1972 auf der documenta 5 ein Informationsbüro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung ein und kandidierte 1979 als Vertreter der Grünen für das Europaparlament. Zuvor rief er die Deutsche Studentenpartei (DSP) sowie die Free International University (FIU) ins Leben, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die Free International University gliederte sich später in die Bewegung der Grünen ein. Besondere Fähigkeiten zum Künstler als Erschaffer von Kunstwerken seien in diesem Sinne nicht erforderlich. Beuys ging davon aus, dass die notwendigen Fähigkeiten zur Verwirklichung einer Sozialen Plastik – er sprach hierbei oft von einem „Sozialen Organismus” – Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasie seien, die in jedem Menschen bereits vorhanden sind. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden.

Die Grundlage der Idee einer Sozialen Plastik ist der Mensch, der durch Denken und Sprache soziale Strukturen entwickelt. Diese Entwicklung der Gesellschaft verstand Joseph Beuys als einen kontinuierlichen kreativen Prozess. Die Aufgabe der Kunst sei es, dem Menschen diesen Prozess bewusst zu machen. Der Gesamtzusammenhang der Sozialen Plastik erklärt sich aus einem sozialen, also das Allgemeinwohl betreffenden Handeln und dem Begriff Plastik, der ein modellierfähiges und formbares Gebilde benennt, das visuell, haptisch, akustisch und thermisch erfahrbar ist und mit der Wahrnehmung der Gesellschaft gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu einem rein formalästhethischen Kunstbegriff umfasst die Soziale Plastik als ein anthropologischer Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem, was der Mensch gestaltet und somit als eine geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, gilt der Einzelne als gesellschaftsverändernd aktiv.

Aus dieser Annahme heraus beschränkt sich die Kunst nicht mehr nur auf materielle Artefakte, die in einem Museum oder einer Galerie ausgestellt werden, sondern auf die gesamte Gesellschaft, in welcher in allen Bereichen nach der Forderung von Beuys die Kunst ihren Platz einnehmen muss, um veraltete Lebensformen durch neue zu ersetzen.[3][4]

Hintergrund und Bedeutung

Einen großen Einfluss auf Konzeptkunst, Happening und Fluxus hatte Marcel Duchamp. Zweifelsohne rezipierte Joseph Beuys diesen „Inspirator der modernen Kunst“[5] auch über seine Aktion Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet hinaus, die 1964 in Düsseldorf stattgefunden und in der er Duchamps „Anti-Kunstbegriff“ kritisch zur Disposition gestellt hatte. Duchamp hatte den Alltagsgegenstand zweckentfremdet im Museum eingeführt, Beuys befreite diese Alltagskunst nun aus dem Museum und stellte wiederum Duchamps Ansatz in Frage, der auf tradierten Kunstvorstellungen basierte und verkündete: „Wir werden gemeinsam den sozialen Kunstbegriff entwickeln als ein neugeborenes Kind aus den alten Disziplinen“.[5]

Beuys erweiterte nun den gewohnten physikalischen Aspekt der Kunst um die geistige, nicht greifbare, aber ebenso formbare plastische Komponente. Schließlich führte er ein Wechselspiel der Begrifflichkeiten ein, indem er Polaritäten definierte und Kunst und Anti-Kunst gegenüberstellte, was letztlich zu der einfachen Relation Alles und nichts ist Kunst führte. Als sozial definierte er dabei die Erkenntnis, dass der Mensch ein schöpferisches, die Welt bestimmendes Wesen sei und gemeinschaftlich an diesem sinnlichen Erlebnis teilhaben solle. Er formulierte diese Erkenntnis in dem oft zusammenhangslos und beliebig zitierten Ausspruch: „Jeder Mensch ist ein Künstler“.

Rezeption und Interpretation

Nach Beuys erhält jeder Mensch mit der Forderung der Sozialen Plastik im weitesten Sinn die innere und individuelle Freiheit, als einzelner innerhalb der Gesellschaft zu handeln; somit sei der Einzelne auch für die gesamte Gesellschaft verantwortlich. Die Soziale Plastik bringe die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft und insbesondere die Probleme einer Gesellschaft, wie vor allem die militärische Bedrohung, die ökologische Krise oder die Probleme der Wirtschaft, durch eine kreative Gestaltung und Mitverantwortung in eine inhaltliche Überschneidung, die einen „gesunden“ Austausch ermöglichen könne. Er sah dabei den Gestaltungsbegriff als Möglichkeit, den „sozialen Organismus“ – von ihm auch „Sozial-Leib“ genannt – aus seiner kranken Gestalt in eine gesunde zu überführen.[6]

Hinter der Forderung der Sozialen Plastik steht daher zudem die Hoffnung, dass die Kunst als interdisziplinäre Sprache zwischen Natur und Mensch in Bezug auf die bestehende Umweltproblematik vermitteln kann und somit die Verwirklichung in allen Lebensbereichen der Gesellschaft das Leben auf der Erde zum Positiven verändert. Die Ausweitung des Kunstbegriffs auf die Politik hatte zur Folge, dass Beuys’ künstlerisches Schaffen zugleich mit politischen Wertmaßstäben betrachtet wurde, obwohl Beuys nicht vordergründig politische Wirkung erreichen wollte. Die Universalisierung des Kunstbegriffs bedingte jedoch gleichermaßen das Politische.[7]

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ verneinte nicht spezielle Begabungen, wie etwa in der Malerei, und stellte keine Anweisung an Jedermann dar, auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Beuys behauptet vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, eine Demokratie ebenso als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind, Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er jedem Menschen zu. Er wandte sich damit gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will, oder wie es die taz schließlich auf den essayistischen Punkt brachte: „So wollte es der erweiterte Kunstbegriff: Raus aus der Nische, 7.000 Eichen pflanzen und Honig in die Politik pumpen!“[8]

Forschung und Lehre

An der Oxford Brookes University existiert eine Social Sculpture Research Unit (SSRU), an der es die Möglichkeit gibt, den Master-Studiengang Soziale Plastik zu belegen und zu diesem Themenbereich zu promovieren.[9] Mitbegründet wurde diese Forschungseinrichtung von der Beuys-Schülerin Shelley Sacks.[10]

Kritik

An einem Diskussionabend Ende August 1920, der mit einem Vortrag Ernst Uehliis mit dem Thema "Der Künstler im dreigliedrigen Organismus" eingeleitet wurde, wird von einem Teilnehmer folgende Frage gestellt: "In welchem Verhältnis steht der Künstler beziehungsweise seine Arbeitsleistung zur sozialen Urzelle? Hat er nicht auch Arbeitsleistungen zu erbringen in Zeiten der Vorbereitung?" Die Thematik ist dabei, welche Lebens- und Schaffensbedingungen der Künstler in einem dreigegliederten Organismus hat. Rudolf Steiner bemerkt, seine Antwort einleitend, wie folgt:

„Wenn es sich um Kunst und soziales Leben handelt, so habe ich eigentlich immer ein gewisses unbefriedigendes Gefühl bei einer diese beiden Dinge betreffenden Diskussion, aus dem einfachen Grunde, weil schon die ganze Art der Gedankeneinstellung, der Seeleneinstellung, die in Frage kommt, wenn man von sozialer Gestaltung, von sozialer Struktur spricht, eine etwas andere sein muß als diejenige, die man haben muß, wenn man von Kunst, von ihrem richtigen Hervorgehen aus der Menschennatur und ihrer Geltendmachung im Leben, vor den Menschen reden soll. In einer gewissen Beziehung sind die beiden Gebiete miteinander nicht recht vergleichbar."“ (Lit.:GA 337b, S. 97)

Später wird diese Ansicht nochmals bekräftigt: Soziales Leben und künstlerisches Leben sind zwei völlig verschiedene Gebiete:

„Deshalb ist eine Diskussion über diese Dinge eigentlich mißlich, denn es sind zu disparate Gebiete - das soziale Leben und das künstlerische Leben.“ (Lit.:GA 337b, S. 103)

Rudolf Steiner legt allerdings einen traditionellen Begriff von Kunst und künstlerischem Schaffen zugrunde. Wahre Künstler hätten eine besondere und exklusive genialische Begabung, die sie vom Durchschnittsmenschen unterscheide, und zudem dränge es sie in einer geradezu schicksalhaften Weise, der mitgebrachten Begabung Ausdruck zu verleihen, aller Hindernisse zum Trotz. Trotzdem würde es den Künstlern im verwirklichten dreigegliederten Organismus leichter gemacht, ihr Künstlertum zu leben, indem sie die wünschenswerte Anerkennung erhalten, und auch für ihren Lebensunterhalt gesorgt ist. An einen unmittelbaren Einsatz der künstlerischen Fähigkeiten für die Sozialgestaltung wird nicht gedacht. Der günstige Einfluß auf das soziale Leben, der von den Künstlern und ihrer Kunst ausgeht, ergibt sich eher indirekt über die Rezeption der Kunstwerke durch die Menschen. Die Kunst hat ja bekanntlich positive Auswirkungen auf das Seelenleben. Dies ist ein Vorgang innerhalb des Geisteslebens.

Trotzdem die Thematik nicht diejenige eines Vergleichs von künstlerischer Tätigkeit und Sozialgestaltung ist, muß doch konstatiert werden, daß offenbar nicht einmal die Fragestellung damals eine solche war, daß das Soziale etwas haben könnte, was einem Kunstwerk gleicht. Der soziale dreigegliederte Organismus ist (bei Zugrundelegung der Steinerschen Kunstauffassung) offenbar nicht als Kunstwerk zu verstehen. Die Sozialgestaltung ist mehr eine Sache des Alltags, der nüchternen, praktischen Arbeit. Die entsprechenden Begabungen, die für die Gestaltung des sozialen Lebens erforderlichen kreativen Vermögen, Einsichten und Ausführungs"künste" sind nicht hohe Kunst, die Steiner für eine Blüte des Geisteslebens ansieht. Demgegenüber findet in der sozialen Praxis mehr eine nüchterne Handwerkskunst statt. Jeder Mensch ist ein Handwerker, oder kann es jedenfalls sein, könnte man zugespitzt formulieren: Die Fähigkeiten, Kompetenzen, auch die erforderliche Kreativität für das Soziale kann sich jeder Durchschnittsmensch aneignen. Die hohe Kunst, das Schaffen von Kunstwerken ist Sache nur weniger, besonders begabter und auch zu ihrer Kunst berufener Menschen.

Freilich ist der von Steiner zugrundegelegte Kunstbegriff strittig, und Beuys gilt als ein Künstler, der die Überwindung einer solchen, eher elitären Auffassung mit am meisten vorangebracht hat. Aber man muß auch darauf sehen, was der Gegenstand, das Gestaltungsobjekt ist. Das soziale Leben ist nicht im gleichen Sinne Material, wie das Material des Künstlers. Nun gibt es heute Aktionskunst, Publikumsintegration in eine Performance und dergleichen. Dennoch ist das Kunstverständnis heute weiter bestimmt durch die klassische Materialauffassung. Der Künstler bearbeitet, gestaltet Material nach seiner Idee, und zwar reichlich gewaltsam, er zwingt dem Material seine Idee auf, allerdings unter Beachtung der Materialgemäßheit. Im sozialen Leben geht das so nicht. Man kann mit anderen Menschen nicht so schalten und walten, wie mit Farben und Tönen. Es gibt solche Praxis, aber sie ist Manipulieren von Menschen, also gerade nicht das, was eine gute Sozialgestaltung ausmacht. Auch wenn daran festgehalten werden soll, von Sozialkunst zu sprechen, so muß doch, was Rudolf Steiner in der Fragenbeantwortung betont hat, beachtet werden, daß es sich um verschiedene Gebiete handelt, die ihre je eigenen, unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten haben, mag man die soziale Praxis ein künstlerisches Tun nennen, oder nicht.

Nun hat allerdings Rudolf Steiner 1906 selbst von einer sozialen Kunst, der königlichen Kunst, gesprochen, die es in der Zukunft geben wird: "Die königliche Kunst wird in der Zukunft eine soziale Kunst sein." Im Gegensatz zu der aus dem Zusammenhang genommenen Zitierung dieses Satz andernorts, der dadurch mißverständlich sein muß, seien hier die davor liegenden Worte Steiners mitangeführt. Gemeint ist die königliche Kunst der Freimaurerei.

„Das letzte Ereignis auf sozialem Gebiet, das durch die alte Maurerei herbeigeführt wurde, war die Französische Revolution, in der mit den Ideen Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit konsequent die Grundidee der alten Maurerei auf sozialem Gebiete in die Öffentlichkeit kam. Die das wissen, wissen auch, daß durch unzählige Kanäle die Ideen, die vom Gral ausgegangen sind, verbreitet wurden und die eigentlich wirkenden Kräfte in der Französischen Revolution waren. Nur als ein mißglückter, als ein unmöglicher Versuch, als letzter, ich möchte sagen, verzweifelter Kampf innerhalb der zu Ende gehenden Menschheitswelle steht das da, was man heute Sozialismus nennt. Er kann ein wirklich positives Resultat nicht herbeiführen. Was durch ihn erreicht werden soll, kann nur durch das lebendige Wirken erreicht werden; die Säule der Stärke genügt nicht. Der Sozialismus kann nicht mehr durch unlebendige Kräfte bemeistert werden. Die Ideen der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit waren die letzten Ideen, die aus dem Unlebendigen flossen. Unfruchtbar, dem Sterben geweiht ist alles dasjenige, was noch in demselben Geleise bleibt. Denn das heute in der Welt bestehende große Übel, das ungeheure Elend, das mit so furchtbarer Gewalt zum Ausdruck kommt in dem, was man die soziale Frage nennt, kann nicht mehr mit dem Unlebendigen gemeistert werden. Dazu bedarf es einer königlichen Kunst; und diese königliche Kunst ist es, die inauguriert worden ist in dem Symbol des Heiligen Gral. Der Mensch muß durch diese königliche Kunst etwas in seine Hand bekommen, was ähnlich ist derjenigen Kraft, die in der Pflanze sproßt, derjenigen Kraft, die der Magier verwendet, wenn er die Pflanze, die vor ihm steht, schneller wachsen macht. In ähnlicher Weise muß von dieser Kraft ein Teil verwendet werden zum sozialen Heil. Diese Kraft, die beschrieben worden ist von solchen, die etwas von den rosenkreuzerischen Geheimnissen wissen, wie zum Beispiel von Bulwer in seinem Zukunftsroman «Vril», ist gegenwärtig aber noch in elementarem Keimzustande. Sie wird in der Freimaurerei der Zukunft der eigentliche Inhalt der höheren Grade sein. Die königliche Kunst wird in der Zukunft eine soziale Kunst sein.“ (Lit.:GA 93, S. 280f.)

Unter der "Freimaurerei der Zukunft" hat man wohl das Wirken von christlichen Eingeweihten zu verstehen, von denen Rudolf Steiner selbst auch schon einer war. Sein Vorschlag, die Gesellschaft neu zu ordnen nach der Idee der sozialen Dreigliederung, ist eine erste solche Tat einer "königlichen Kunst". Und es ist natürlich auch so, daß die Menschheit insgesamt fortschreitet, und sich dann mit ihrer Vervollkommnung immer mehr Menschen zu dieser königlichen Kunst befähigen werden.

Man wird aber doch für eine Sozialgestaltung in solchem Sinne wieder einen anderen, besonderen Begriff von Kunst zugrundelegen müssen. Die Freimaurer waren Baumeister, d.h. Handwerker. Auch wenn ein künstlerischer Aspekt hinzukommt, geht es in erster Linie um das technische Können, das dem Durchschnittsmenschen so nicht gegeben ist. Schon gar nicht kann ein allgemeines kreatives Vermögen im Sinne von "Jeder Mensch ist ein Künstler" einfach so zu solcher zukünftigen königlichen Kunst, die sich heute schon in Ansätzen zeigen mag, in Beziehung gesetzt werden.

Der Vergleich mit dem Wachsenlassen der Pflanzen deutet auch darauf hin, daß die Gesetze, denen das Soziale unterliegt, nicht mißachtet werden. Man wird diese Gesetzmäßigkeiten zur vollen Entfaltung bringen, und was ihnen widerspricht, wie z.B. die Unzulänglichkeiten des heutigen Einheitsstaats, des "gemischten Königs" im Sozialen, beiseite schaffen, bzw. eben mit der königlichen Kunst praktisch bearbeiten, umgestalten. Es ist natürlich schon denkbar, daß Joseph Beuys, wenn nicht selbst ein Eingeweihter in solchem Sinne, so doch von solchen Eingeweihten inspiriert war, im Sinne solcher königlichen Kunst beginnen zu wirken. Für den Durchschnittsmenschen geht es dann darum, danach zu streben, diese königliche Kunst anfänglich zu erlernen, angeleitet durch Rudolf Steiner, Joseph Beuys und andere.

Bei der heutigen Betonung von kreativen Vermögen wird viel zu sehr lediglich betont, wie kreative Quellen anzuzapfen seien. So genügt es dann vielen schon, sich inspiriert zu fühlen, und zusammen mit anderen "was zu machen". Aber wie macht man es, wie sieht die praktische Durchführung aus? Kunst kommt von Können.

Soziale Plastik und gemischter König

Man könnte die These aufstellen, daß die soziale Plastik die Auflösung des gemischten Königs ist. Dabei hätte die Auflösung eine doppelte Bedeutung: Sie wäre der Weg dorthin und sein Ergebnis. Diese These wird sich aber so nicht halten lassen. Der gemischte König ist ebenfalls soziale Plastik, nicht nur in der alten Form des Einheitsstaats, sondern insbesondere auch in seinen vielen neuen Formen, die vorgeben, keine retardischen im Sinne der Figur des Retardus zu sein, sondern sich als progressive Neugestalten mit zumindest langfristiger Auflösungsqualität gerieren. Letztlich läßt sich jede soziale Plastik, der keine Auflösungsqualität zukommt (wer kann dies beurteilen?), als eine interpretieren, die auf dem Weg zu solcher Auflösung ist, oder den Weg zur Auflösung des gemischten Königs bzw. die Wegbereitung für den goldenen, silbernen und ehernen König, indirekt unterstützt und dergleichen.

Aber auch die bloßen Versuche und das wirklich Mißratene gehören zur sozialen Gesamtplastik dazu, auch weil Schüler schon volle Künstler sind. Mit Recht, denn man kann im Sozialen nicht probeweise tätig sein, oder dies nur in engen Grenzen, bei bestimmten Bedingungen. Trotzdem so manche soziale Plastiken oder Teilstücke also als mißraten anzusehen sind, - die drei Könige wären dann nicht vollständig (d.h. auch in richtiger Relation) befreit, sondern nur teils und auf falsche Weise, und in anderen Hinsichten auch wieder neu verquickt, vermischt usw. -, sind sie doch gleichermaßen Bestandteile des Gesamtkunstwerks sozialer Organismus. Sie müssen wieder rausgearbeitet werden, oder kommen schließlich durch neue Bezüge in ein Verhältnis, in dem sie sich zum Guten, bzw. man muß wohl sagen, zum Schönen fügen.

Zitate

"Ich möchte einmal in Anlehnung an Joseph Beuys folgende Frage aufwerfen: Kann eine Plastik die Welt verändern? Antwort: Ja..." (Joachim Stiller)

Siehe auch

Literatur

Schriften von Joseph Beuys

Weitere Literatur

Zitierte Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barbara Lange: Soziale Plastik, in: Hubertus Butin: DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, S. 276.
  2. Wolfgang Zumdick: Joseph Beuys als Denker. PAN/XXX/ttt, Sozialphilosophie – Kunsttheorie − Anthroposophie, Mayer, Stuttgart, Berlin 2002, S. 12
  3. Barbara Lange: Soziale Plastik, in: Hubertus Butin: DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, S. 276.
  4. Joseph Beuys: Aufruf zur Alternative, Erstveröffentlichung in der Frankfurter Rundschau am 23. Dezember 1978
  5. 5,0 5,1 Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys. S.83f.
  6. Wilfried Heidt: Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Sommer 1987. In: Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, hrsg. von der FIU Kassel, Stuttgart, 1989. (abgerufen 6. Mai 2009)
  7. Beuys humanistischer Kunstbegriff und die Universalisierung des Politischen. (abgerufen 25. Februar 2008)
  8. politik verstehen, kunst leben: joseph beuys zum achtzigsten in: taz, 12. Mai 2001
  9. Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)
  10. Soziale Plastik heute Interview mit Shelley Sacks in Oya 09/11
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Soziale Plastik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.