Peter Selg und Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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Dr. med. '''Peter Selg''' (* [[Wikipedia:5. August|5. August]] [[Wikipedia:1963|1963]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]) ist ein deutscher [[Wikipedia:Arzt|Facharzt]] für [[Wikipedia:Kinder- und Jugendpsychiatrie|Kinder- und Jugendpsychiatrie]] und Autor zahlreicher Publikationen besonders zur [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] und zur Geschichte der [[Anthroposophie]].
'''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''' ist der Titel eines von [[Rudolf Steiner]] [[Wikipedia:1907|1907]] verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab [[1919]] entwickelten [[Waldorfpädagogik]] zur Darstellung bringt.


== Leben ==
{{GZ|Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der
Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so
viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen»
durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die
Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen,
die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]


Peter Selg erwarb das Abitur am Robert Bosch-Gymnasium in Wendlingen am Neckar und wurde Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes (Hochbegabtenförderung). Nach dem Zivildienst studierte er Humanmedizin in Witten-Herdecke, Berlin und Zürich und promovierte mit einer ideengeschichtlichen Arbeit über die Konzeption einer Humanphysiologie im Werk Rudolf Steiners (die später unter dem Titel „Vom Logos menschlicher Physis“ auch in Buchform erschien). Er absolvierte eine Facharztausbildung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und arbeitete zeitweise als Oberarzt an der psychiatrischen Abteilung für Jugendliche und junge Erwachsene des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke (unter Peter F. Matthiessen).
Hier soll dies für ''eine'' solche Frage gezeigt werden, für die
''Erziehungsfrage''. Nicht Forderungen und Programme sollen
aufgestellt, sondern die ''Kindesnatur'' soll einfach beschrieben
werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus
werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung
ergeben.


Später war Peter Selg wissenschaftlicher Mitarbeiter des Freiburger Instituts für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie (wo er eine Werkbiographie Gerhard Kienles publizierte) und an der Medizinischen Sektion am Goetheanum. Von 2002 bis 2006 gehörte er dem Kollegium der leitenden Ärzte der Ita Wegman-Klinik Arlesheim an. Seitdem leitet er das Ita Wegman Institut für anthroposophische Grundlagenforschung und unterrichtet in Witten-Herdecke und Alfter. Zusammen mit dem Leiter des digitalen Archivs der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, dem polnischen Historiker Krzysztof Antonczyk,  führt er seit 2009 Seminare für Studenten zur medizinischen Ethik und zu den Medizinverbrechen des Nationalsozialismus in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau durch.
Will man dieses Wesen des ''werdenden'' Menschen erkennen, so
muß man ausgehen von einer Betrachtung der ''verborgenen'' Natur
des Menschen überhaupt.|34|309ff}}


Peter Selgs Bücher sind in zehn Sprachen übersetzt und bilden die Basis seiner internationalen Vortrags- und Seminartätigkeit zum Beitrag der anthroposophischen Geisteswissenschaft für die Zivilisation der Moderne. Er ist mit der Kunsthistorikern und Slawistin Julia Selg verheiratet; gemeinsam mit ihren fünf Kindern leben sie bei Freiburg im Breisgau.
Wirkliche [[Erziehungskunst]] erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte [[Erkenntnis]] der [[mensch]]lichen [[Wesenheit]] und ihrer [[Entwicklung]]. Ganz bewusst gebraucht [[Rudolf Steiner]] hier sogar den Vergleich mit der [[Maschine]]. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen [[Verstand]] ganz konkret erkennen, wie seine [[Wesensglieder]] am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.


Heute arbeitet er als Leiter des [[Ita Wegman]]-Instituts für anthroposophische Grundlagenforschung, als Professor für medizinische Anthropologie an der [[Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft]] und als leitender Arzt an der [[Ita Wegman-Klinik|Ita Wegman Klinik]].
{{GZ|Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung
aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können
die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur
auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit
kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet
werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären,
sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt,
wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten
wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit
bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern
mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt,
kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst
um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen
Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß
wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in
einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche
Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel,
daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie
hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das
liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die
Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen
Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche
Redensarten als das Ergebnis einer realistischen
Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet
werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde
genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich
gelten wird.|34|322f}}


==Werke==
Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die [[1924]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] gehaltenen Vorträge über [[Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens]] ([[GA 308]]).
===Zur anthroposophischen Medizin===
*''Vom Logos menschlicher Physis. Die Entfaltung einer anthroposophischen Humanphysiologie im Werk Rudolf Steiners''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000; erweiterte Neuausgabe in zwei Bänden 2006, ISBN 3-7235-1245-3
*''Anthroposophische Ärzte. Lebens- und Arbeitswege im 20. Jahrhundert. Nachrufe und Kurzbiographien''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000, ISBN 3-7235-1069-8
*''Anfänge anthroposophischer Heilkunst. Ita Wegman, [[Friedrich Husemann]], [[Eugen Kolisko]], [[Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven]], [[Karl König]], Gerhard Kienle''. Verlag am Goetheanum (Pioniere der Anthroposophie 18), Dornach 2000, ISBN 3-7235-1088-4
*''Krankheit und Christus-Erkenntnis. Anthroposophische Medizin als christliche Heilkunst''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2001, ISBN 3-7235-1114-7
*''Gerhard Kienle. Leben und Werk'' (Band 1: ''Eine Biographie''; Band 2: ''Ausgewählte Aufsätze und Vorträge''). Verlag am Goetheanum, Dornach 2003, ISBN 3-7235-1165-1
*''Helene von Grunelius und Rudolf Steiners Kurse für junge Mediziner. Eine biographische Studie''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2003, ISBN 3-7235-1174-0
*''Mysterium cordis: Von der Mysterienstätte des Menschenherzens. Studien zur sakramentalen Physiologie des Herzorgans. [[Aristoteles]], [[Thomas von Aquin]], Rudolf Steiner''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2003, ISBN 3-7235-1194-5
*''Krankheit, Heilung und Schicksal des Menschen. Über Rudolf Steiners geisteswissenschaftliches Pathologie- und Therapieverständnis''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2004, ISBN 3-7235-1215-1
*''Die „Wärme-Meditation“. Geschichtlicher Hintergrund und ideelle Beziehungen''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1218-6
*''Christliche Medizin. Die ideellen Beziehungen des Christentums zur Heilkunde und die Anthroposophische Medizin''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1243-7
*''Der therapeutische Blick. Rudolf Steiner sieht Kinder''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1254-2
*''Willfried Immanuel Kunert. Zur Lebens- und Therapiegeschichte eines Kindes aus dem „Heilpädagogischen Kurs“''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1276-3
*''Die Medizin muss Ernst machen mit dem geistigen Leben. Rudolf Steiners Hochschulkurse für die „jungen Mediziner“''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1280-1
*''„Und in der Tat, dies wirkte“. Die Krankengeschichten des Buches „Grundlegendes zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen“ von Rudolf Steiner und Ita Wegman. Eine Dokumentation''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 3-7235-1315-8


===Zu Ita Wegman===
== Literatur ==
*''„Ich bin für Fortschreiten“. Ita Wegman und die Medizinische Sektion''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-1140-6
* [[Rudolf Steiner]]: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|34}}
*''Die letzten drei Jahre. Ita Wegman in Ascona 1940–1943''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2004, ISBN 3-7235-1205-4
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens'', [[GA 308]] (1986), ISBN 3-7274-3080-X {{Vorträge|308}}
*''Der Engel über dem Lauenstein. [[Siegfried Pickert]], Ita Wegman und die Heilpädagogik''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2004, ISBN 3-7235-1209-7
*''Sterben, Tod und geistiges Leben. Die Kondolenzbriefe Ita Wegmans und das Todesverständnis der anthroposophischen Geisteswissenschaft''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1228-3
*''Geistiger Widerstand und Überwindung. Ita Wegman 1933–1935''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1229-1
*''Ita Wegman und Karl König. Eine biographische Dokumentation''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 3-7235-1293-3
*''„Ich bleibe bei Ihnen“. Rudolf Steiner und Ita Wegman''. Freies Geistesleben, Stuttgart 2007, ISBN 3-7725-1943-1


===Zu verschiedenen Themen===
{{GA}}
*''Eine grandiose Metamorphose. Zur geisteswissenschaftlichen Anthropologie und Pädagogik des Jugendalters''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1237-2
*[[Friedrich Schiller]]. Die Geistigkeit des Willens. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1240-2
*''Rudolf Steiner und das Fünfte Evangelium. Eine Studie''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 3-7235-1265-8
*''[[Michael Bauer]]. Ein esoterischer Schüler Rudolf Steiners''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1266-6
*''Die Kultur der Selbstlosigkeit. Rudolf Steiner, das Fünfte Evangelium und das Zeitalter der Extreme''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1267-4
*''Der geistige Weg von [[Geschwister Scholl|Hans und Sophie Scholl]]. „Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst“''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1275-5
*''[[Marie Steiner|Marie Steiner-von Sivers]]. Aufbau und Zukunft des Werkes von Rudolf Steiner''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1278-X
*''[[Edith Maryon]]. Rudolf Steiner und die Dornacher Christus-Plastik''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 3-7235-1286-0
*''Die Arbeit des Einzelnen und der Geist der Gemeinschaft. Rudolf Steiner und das „Soziale Hauptgesetz“''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 3-7235-1292-5
*''Vom Umgang mit Rudolf Steiners Werk. Ursprung, Krise und Zukunft des Dornacher Goetheanums''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 3-7235-1294-1
*''[[Wikipedia:Rainer Maria Rilke|Rainer Maria Rilke]] – [[Wikipedia:Franz Kafka|Franz Kafka]]. Lebensweg und Krankheitsschicksal im 20. Jahrhundert''. Pforte Verlag, Dornach 2007, ISBN 3-85636-175-8
*''Rudolf Steiner – zur Gestalt eines geistigen Lehrers. Eine Einführung''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 3-7235-1303-4
*''Rudolf Steiners innere Situation zur Zeit der „Philosophie der Freiheit“. Eine Studie''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2007, ISBN 3-7235-1307-7
*''[[Christian Morgenstern]]. Sein Weg mit Rudolf Steiner''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2008, ISBN 3-7235-1318-2
*''Rudolf Steiner und Christian Rosenkreutz'', Vlg. des Ita Wegmann Instituts, Arlesheim 2011, ISBN 978-3-905919-25-7


==Weblinks==
== Weblinks ==
*[http://www.quinte.ch/quinteonline/default.aspx/NAV/143,332,202 Peter Selg als Begründer der jugendpsychiatrischen Ambulanzsprechstunde] an der Ita Wegman-Klinik


{{DEFAULTSORT:Selg, Peter}}
* [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a121.pdf Rudolf Steiner: ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''] - 1907
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Mediziner]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1963]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Aufsätze)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]
|NAME=Selg, Peter
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Anthroposoph, Facharzt für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
|GEBURTSDATUM=5. August 1963
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
}}
 
{{Wikipedia}}

Version vom 24. Oktober 2020, 23:03 Uhr

Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft ist der Titel eines von Rudolf Steiner 1907 verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab 1919 entwickelten Waldorfpädagogik zur Darstellung bringt.

„Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen» durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen, die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]

Hier soll dies für eine solche Frage gezeigt werden, für die Erziehungsfrage. Nicht Forderungen und Programme sollen aufgestellt, sondern die Kindesnatur soll einfach beschrieben werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung ergeben.

Will man dieses Wesen des werdenden Menschen erkennen, so muß man ausgehen von einer Betrachtung der verborgenen Natur des Menschen überhaupt.“ (Lit.:GA 34, S. 309ff)

Wirkliche Erziehungskunst erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte Erkenntnis der menschlichen Wesenheit und ihrer Entwicklung. Ganz bewusst gebraucht Rudolf Steiner hier sogar den Vergleich mit der Maschine. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen Verstand ganz konkret erkennen, wie seine Wesensglieder am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.

„Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären, sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt, wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt, kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel, daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche Redensarten als das Ergebnis einer realistischen Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich gelten wird.“ (Lit.:GA 34, S. 322f)

Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die 1924 in Stuttgart gehaltenen Vorträge über Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens (GA 308).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks