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[[Datei:Stammbaum der Hominidae.svg|mini|250px|[[Kladogramm]] der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Menschenaffen]] (Hominidae) und ihrer Unterfamilien [[w:Orang-Utans#Äußere Systematik|Ponginae]] und [[w:Hominini#Systematik|Homininae]] sowie der heute noch lebenden [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] [[w:Orang-Utans|''Pongo'' (Orang-Utans)]], ''[[w:Gorillas|Gorilla]]'', [[w:Schimpansen|''Pan'' (Schimpansen)]] und ''[[Homo]]'']]
'''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''' ist der Titel eines von [[Rudolf Steiner]] [[Wikipedia:1907|1907]] verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab [[1919]] entwickelten [[Waldorfpädagogik]] zur Darstellung bringt.


'''Homo''' ([[Latein|lat.]], abgeleitet von der [[Indogermanische Sprachen|indogerm. Sprachwurzel]] *ghdem-, *gh(d)om-) , die [[latein]]ische Bezeichnung für den [[Mensch]]en, bedeutet ''irdisch'', ''zur Erde, zur Sippe gehörig''. Aus der gleichen Sprachwurzel leitet sich das Wort ''Humus'', die fruchtbare Ackererde, ab. Zugrunde liegt die Ursilbe [[Hom]], von der in der [[Persische Mythologie|persischen Mythologie]] auch die Bezeichnung für das Schöpfungswort [[Honover]] abgeleitet wird. Im [[Griechische Sprache|Griechischen]] entspricht dem das Wort ''chton'' = [[Erde]]; der alte Name, den die Ägypter ihrem Land gegeben haben, ''kemi'' oder ''chemi'' (die Wurzel unseres modernen Begriffs «Chemie»), leitet sich ebenfalls davon ab und bezeichnete eigentlich den fruchtbaren Schlamm, den die Nilschwemme regelmäßig zurückließ. Auch die biblische Benennung des ersten Menschen, [[Adam]], das bedeutet rote Erde, weist in dieselbe Richtung.
{{GZ|Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der
Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so
viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen»
durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die
Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen,
die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]


Es wird mit dieser Bezeichnung darauf hingewiesen, dass sich der irdische Mensch von allen anderen [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] dadurch grundlegend unterscheidet, dass er das feste [[Erdelement]] in sich aufgenommen hat.
Hier soll dies für ''eine'' solche Frage gezeigt werden, für die
''Erziehungsfrage''. Nicht Forderungen und Programme sollen
aufgestellt, sondern die ''Kindesnatur'' soll einfach beschrieben
werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus
werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung
ergeben.


== Biologie ==
Will man dieses Wesen des ''werdenden'' Menschen erkennen, so
muß man ausgehen von einer Betrachtung der ''verborgenen'' Natur
des Menschen überhaupt.|34|309ff}}


In der [[Biologie]] bezeichnet '''Homo''' jene zur [[Tribus (Biologie)|Tribus]] der [[w:Hominini|Hominini]] gehörige [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Menschenaffen]] (''Hominidae''), der [[Anatomie|anatomisch]] auch der heutige [[Mensch]] und seine nächsten ausgestorbenen Verwandten zugeordnet wird. Ein charakteristisches gemeinsames morphologisches Merkmal sind die sechs oder sieben Höcker (lat. [[w:Tuberkel|Tuberculum]]) auf den hinteren [[Backenzahn|Backenzähnen]]. Sie unterscheiden sich dadurch von den [[w:Australopithecina|Australopithecinen]], den „Vormenschen“, aus denen sie hervorgegangen sind, aber weniger Höcker hatten<ref>[[w:Friedemann Schrenk|Friedemann Schrenk]] in: ''[[w:Spektrum der Wissenschaft|Spektrum der Wissenschaft]].'' Nr. 9/2010, S. 69.</ref> und vor etwa 3,5 und 1,8 Millionen Jahren lebten.<ref>Margaret J. Schoeninger: ''In search of the australopithecines.'' In: ''[[Nature]].'' Band 474, 2011, S. 43, [[doi:10.1038/474043a]]</ref> Charakteristisch ist auch, dass der Bau des [[Becken (Anatomie)|Beckens]] und der [[Bein]]e an eine gewohnheitsmäßig aufgerichtete Körperhaltung und an den [[aufrechter Gang|aufrechten Gang]] angepasst sind. Die [[Arme]] sind kürzer als die Beine; der [[Daumen]] ist gut ausgebildet und vollständig [[Opposition (Anatomie)|opponierbar]], die [[Hand]] ist sowohl zum Kraftgriff als auch zum Präzisionsgriff befähigt.
Wirkliche [[Erziehungskunst]] erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte [[Erkenntnis]] der [[mensch]]lichen [[Wesenheit]] und ihrer [[Entwicklung]]. Ganz bewusst gebraucht [[Rudolf Steiner]] hier sogar den Vergleich mit der [[Maschine]]. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen [[Verstand]] ganz konkret erkennen, wie seine [[Wesensglieder]] am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.


=== Arten ===
{{GZ|Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung
Die ältesten Vertreter der Gattung ''Homo'' sind [[w:Homo rudolfensis|Homo rudolfensis]] und [[w:Homo habilis|Homo habilis]], die vor rund 2,5 bis 1,5 Millionen Jahren lebten.
aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können
die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur
auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit
kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet
werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären,
sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt,
wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten
wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit
bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern
mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt,
kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst
um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen
Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß
wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in
einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche
Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel,
daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie
hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das
liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die
Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen
Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche
Redensarten als das Ergebnis einer realistischen
Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet
werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde
genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich
gelten wird.|34|322f}}


* [[w:Homo antecessor|Homo antecessor]] †
Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die [[1924]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] gehaltenen Vorträge über [[Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens]] ([[GA 308]]).
* [[w:Homo denisova|Homo denisova]] †
* [[w:Homo erectus|Homo erectus]] †
* [[w:Homo ergaster|Homo ergaster]] †
* [[w:Homo floresiensis|Homo floresiensis]]
* [[w:Hominine Fossilien von Dmanisi|„Homo georgicus“]]
* [[w:Homo habilis|Homo habilis]]
* [[w:Homo heidelbergensis|Homo heidelbergensis]]
* [[w:Homo luzonensis|Homo luzonensis]] †
* [[w:Homo naledi|Homo naledi]] †<ref>[[w:Lee Berger|Lee Berger]] et al.: Homo naledi, a new species of the genus Homo from the Dinaledi Chamber, South Africa. In: eLife 4. 4:e09560, 2015, [[doi:10.7554/eLife.09560]]</ref>
* [[w:Neandertaler|Homo neanderthalensis]] †
* [[w:Homo rhodesiensis|Homo rhodesiensis]] †
* [[w:Homo rudolfensis|Homo rudolfensis]] †
* [[Mensch|Homo sapiens]]


<gallery class="center" heights="180px" widths="180px" caption="Vertreter der Gattung Homo">
== Literatur ==
Berlin Naturkundemuseum Homo Rudolfensis Schaedel.jpg|Nachbildung des Schädels eines [[w:Homo rudolfensis|Homo rudolfensis]] im Naturkundemuseum Berlin
* [[Rudolf Steiner]]: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|34}}
Homo habilis-2.JPG|[[Gesicht]]srekonstruktion des [[w:Homo habilis|Homo habilis]] im [[w:Westfälisches Museum für Archäologie|Westfälischen Museum für Archäologie]], [[w:Herne|Herne]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens'', [[GA 308]] (1986), ISBN 3-7274-3080-X {{Vorträge|308}}
Homo erectus adult female - head model - Smithsonian Museum of Natural History - 2012-05-17.jpg|Gesichtsrekonstruktion eines weiblichen [[w:Homo erectus|Homo erectus]] ([[w:National Museum of Natural History|National Museum of Natural History]], USA)
Homo heidelbergensis-Cranium -5.jpg|Schädel eines [[w:Homo heidelbergensis|Homo heidelbergensis]] aus der „Sima de los huesos“ bei [[w:Atapuerca|Atapuerca]]
Neandertaler reconst.jpg|Rekonstruktion eines [[w:Neandertaler|Neandertalers]] (Neanderthal Museum)
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== Einzelnachweise ==
{{GA}}


<references />
== Weblinks ==


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien|I]] [[Kategorie:Mensch]]
* [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a121.pdf Rudolf Steiner: ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''] - 1907
{{Wikipedia}}
 
[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Aufsätze)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]

Version vom 24. Oktober 2020, 22:03 Uhr

Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft ist der Titel eines von Rudolf Steiner 1907 verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab 1919 entwickelten Waldorfpädagogik zur Darstellung bringt.

„Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen» durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen, die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]

Hier soll dies für eine solche Frage gezeigt werden, für die Erziehungsfrage. Nicht Forderungen und Programme sollen aufgestellt, sondern die Kindesnatur soll einfach beschrieben werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung ergeben.

Will man dieses Wesen des werdenden Menschen erkennen, so muß man ausgehen von einer Betrachtung der verborgenen Natur des Menschen überhaupt.“ (Lit.:GA 34, S. 309ff)

Wirkliche Erziehungskunst erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte Erkenntnis der menschlichen Wesenheit und ihrer Entwicklung. Ganz bewusst gebraucht Rudolf Steiner hier sogar den Vergleich mit der Maschine. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen Verstand ganz konkret erkennen, wie seine Wesensglieder am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.

„Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären, sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt, wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt, kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel, daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche Redensarten als das Ergebnis einer realistischen Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich gelten wird.“ (Lit.:GA 34, S. 322f)

Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die 1924 in Stuttgart gehaltenen Vorträge über Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens (GA 308).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks