Sadduzäerfrage und Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Sadduzäerfrage''' oder '''Auferstehungsfrage''' ist in den [[Wikipedia:Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]] des [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testaments]] überliefert. Die [[Sadduzäer]], die die [[Auferstehung]] leugneten, wollten damit die von dem [[Jesus Christus]] verkündigte [[Auferstehung der Toten]] durch ein spitzfindig konstruiertes Fallbeispiel widerlegen: Bei den [[Hebräer]]n war es Brauch, dass eine Frau nach dem [[Tod]] ihres Gatten dessen Bruder ehelichte, sofern dieser noch nicht verheiratet war. Wenn eine Frau derart nach und nach alle sieben Brüdern einer Familie heiraten würde und am Ende nach ihren Ehemännern kinderlos stirbt, wessen Frau wäre sie dann nach der Auferstehung?
'''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''' ist der Titel eines von [[Rudolf Steiner]] [[Wikipedia:1907|1907]] verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab [[1919]] entwickelten [[Waldorfpädagogik]] zur Darstellung bringt.


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{{GZ|Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der
"18 Da traten die Sadduzäer zu ihm, die lehren, es gebe keine Auferstehung; die fragten ihn und sprachen:19 Meister, Mose hat uns vorgeschrieben (5.Mose 25,5-6): »Wenn jemand stirbt und hinterlässt eine Frau, aber keine Kinder, so soll sein Bruder sie zur Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.« 20 Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau; der starb und hinterließ keine Kinder. 21 Und der zweite nahm sie und starb und hinterließ auch keine Kinder. Und der dritte ebenso. 22 Und alle sieben hinterließen keine Kinder. Zuletzt nach allen starb die Frau auch. 23 Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen: wessen Frau wird sie sein unter ihnen? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt. 24 Da sprach Jesus zu ihnen: Ist's nicht so? Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. 25 Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. 26 Aber von den Toten, dass sie auferstehen, habt ihr nicht gelesen im Buch des Mose, bei dem Dornbusch, wie Gott zu ihm sagte und sprach (2.Mose 3,6): »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? 27 Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Ihr irrt sehr." {{Bibel|Mk|12|18-27|LUT}}
Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so
</div>
viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen»
durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die
Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen,
die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]


Der [[Christus]] hält ihnen entgegen, dass sie weder die Schrift noch die Kraft [[Gott]]es kennen. Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern ein Gott der Lebenden. Nach der Auferstehung erwartet die Menschen ein höheres [[Leben]], in dem es keinen [[Tod]], keine [[Fortpflanzung]] im irdischen Sinn und auch keine Heiraten gibt.
Hier soll dies für ''eine'' solche Frage gezeigt werden, für die
''Erziehungsfrage''. Nicht Forderungen und Programme sollen
aufgestellt, sondern die ''Kindesnatur'' soll einfach beschrieben
werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus
werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung
ergeben.


In seinen Vorträgen über das «[[Fünftes Evangelium|Fünfte Evangelium]]» berichtet [[Rudolf Steiner]] auch über das Gespräch des [[Christus Jesus]] mit den Sadduzäern:
Will man dieses Wesen des ''werdenden'' Menschen erkennen, so
muß man ausgehen von einer Betrachtung der ''verborgenen'' Natur
des Menschen überhaupt.|34|309ff}}


{{GZ|In einer merkwürdigen Weise wirkte der Christus Jesus gerade auf
Wirkliche [[Erziehungskunst]] erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte [[Erkenntnis]] der [[mensch]]lichen [[Wesenheit]] und ihrer [[Entwicklung]]. Ganz bewusst gebraucht [[Rudolf Steiner]] hier sogar den Vergleich mit der [[Maschine]]. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen [[Verstand]] ganz konkret erkennen, wie seine [[Wesensglieder]] am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.
seine Jünger. Ich bitte, wenn ich Ihnen, meine lieben Freunde, hiervon
erzähle, immer im Auge zu behalten, daß ich einfach erzähle, was
zu lesen ist in diesem Fünften Evangelium. Als er so durch die Lande
zog, da war seine Wirkung auf die Umgebung eine ganz eigentümliche.
Er war zwar mit den Aposteln, mit den Jüngern in Gemeinschaft,
aber es war, weil er die Christus-Wesenheit war, so, als wenn er gar
nicht bloß in seinem Leibe wäre. Wenn er so mit den Jüngern im
Lande umherging, dann fühlte dieser oder jener manchmal, als ob er
in ihm, in der eigenen Seele wäre, wenn er auch neben ihm ging.
Mancher fühlte, wie wenn jene Wesenheit, die zu dem Christus Jesus
gehörte, in der eigenen Seele wäre, und er fing dann an zu sprechen
die Worte, die eigentlich der Christus Jesus selber nur sprechen
konnte. Und da ging diese Schar herum und traf Leute, es wurde zu
ihnen gesprochen und derjenige, der da sprach, war durchaus nicht
immer Christus Jesus selber, sondern es sprach auch mancher der
Jünger; denn er hatte alles gemeinsam mit den Jüngern, auch seine
Weisheit.


Ich muß gestehen, ich war in hohem Maße erstaunt, als ich gewahr
{{GZ|Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung
wurde, daß zum Beispiel das Gespräch mit dem Sadduzäer, von
aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können
dem das Markus-Evangelium erzählt, gar nicht von dem Christus Jesus
die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur
aus dem Jesusleibe gesprochen wurde, sondern aus einem der
auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit
Jünger; aber natürlich sprach es der Christus. Und auch diese Erscheinung war häufig, daß wenn Christus Jesus einmal seine Schar verließ
kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet
- er trennte sich zuweilen von ihnen -, er doch unter ihnen war.
werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären,
Entweder wandelte er geistig mit ihnen, während er weit weg war,
sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt,
oder er war auch nur in seinem ätherischen Leibe bei ihnen. Sein
wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten
Ätherleib war unter ihnen, sein Ätherleib wandelte auch mit ihnen im
wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit
Lande umher, und man konnte oftmals nicht unterscheiden, ob er sozusagen
bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern
den physischen Leib mithatte, oder ob es nur die Erscheinung
mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt,
des Ätherleibes war.|148|94f}}
kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst
um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen
Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß
wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in
einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche
Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel,
daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie
hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das
liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die
Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen
Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche
Redensarten als das Ergebnis einer realistischen
Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet
werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde
genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich
gelten wird.|34|322f}}


== LIteratur ==
Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die [[1924]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] gehaltenen Vorträge über [[Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens]] ([[GA 308]]).


#Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium'', [[GA 148]] (1992), ISBN 3-7274-1480-4 {{Vorträge|148}}
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|34}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens'', [[GA 308]] (1986), ISBN 3-7274-3080-X {{Vorträge|308}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Christologie]]
== Weblinks ==
 
* [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a121.pdf Rudolf Steiner: ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''] - 1907
 
[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Aufsätze)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]

Version vom 24. Oktober 2020, 23:03 Uhr

Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft ist der Titel eines von Rudolf Steiner 1907 verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab 1919 entwickelten Waldorfpädagogik zur Darstellung bringt.

„Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen» durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen, die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]

Hier soll dies für eine solche Frage gezeigt werden, für die Erziehungsfrage. Nicht Forderungen und Programme sollen aufgestellt, sondern die Kindesnatur soll einfach beschrieben werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung ergeben.

Will man dieses Wesen des werdenden Menschen erkennen, so muß man ausgehen von einer Betrachtung der verborgenen Natur des Menschen überhaupt.“ (Lit.:GA 34, S. 309ff)

Wirkliche Erziehungskunst erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte Erkenntnis der menschlichen Wesenheit und ihrer Entwicklung. Ganz bewusst gebraucht Rudolf Steiner hier sogar den Vergleich mit der Maschine. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen Verstand ganz konkret erkennen, wie seine Wesensglieder am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.

„Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären, sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt, wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt, kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel, daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche Redensarten als das Ergebnis einer realistischen Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich gelten wird.“ (Lit.:GA 34, S. 322f)

Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die 1924 in Stuttgart gehaltenen Vorträge über Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens (GA 308).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks