George Adams und Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:George Adams.jpg|thumb|George Adams]]
'''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''' ist der Titel eines von [[Rudolf Steiner]] [[Wikipedia:1907|1907]] verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab [[1919]] entwickelten [[Waldorfpädagogik]] zur Darstellung bringt.
'''George Adams''', eigentlich ''George von Kaufmann'' (* [[Wikipedia:8. Februar|8. Februar]] [[Wikipedia:1894|1894]] in [[Wikipedia:Marijampolė|Marijampolė]], damals [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]]; † [[Wikipedia:30. März|30. März]] [[Wikipedia:1963|1963]] in [[Wikipedia:Birmingham|Birmingham]]) war ein [[Wikipedia:Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Wikipedia:Mathematiker|Mathematiker]] und [[Anthroposophie|Anthroposoph]].


== Leben ==
{{GZ|Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der
George Adams wurde als Sohn des australisch-deutschen Industriellen ''Georg von Kaufmann'' und der Engländerin ''Mary Adams'' im damaligen Ost[[Wikipedia:galizien|galizien]] geboren. Er studierte zwischen 1912 und 1918 Chemie (B.A.) und Mathematik (M.A.) an der [[Wikipedia:University of Cambridge|University of Cambridge]]; dabei beschäftigte er sich intensiv mit den Werken [[Wikipedia:Alfred North Whitehead|Whiteheads]] und [[Wikipedia:Bertrand Russell|Russells]].
Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so
viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen»
durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die
Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen,
die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]


1914 lernte er die Anthroposophie [[Rudolf Steiner]]s kennen; er wirkte bei dessen Vorträgen in England als [[Wikipedia:Dolmetscher|Dolmetscher]] und übersetzte später zahlreiche Werke Steiners ins Englische. 1916 trat er der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] bei. Seine eigenen Arbeiten beschäftigen sich mit Fragestellungen des [[Goetheanismus]], etwa mit der [[Wikipedia:Projektive Geometrie|projektiven Geometrie]], nach 1935 teils zusammen mit seiner Mitarbeiterin Olive Whicher.
Hier soll dies für ''eine'' solche Frage gezeigt werden, für die
''Erziehungsfrage''. Nicht Forderungen und Programme sollen
aufgestellt, sondern die ''Kindesnatur'' soll einfach beschrieben
werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus
werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung
ergeben.


1939 meldete er sich in London freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zunächst als Dolmetscher in einem Gefangenenlager eingesetzt, jedoch nach einem halben Jahr entlassen. Nachdem seine deutschen Beziehungen kritisch geprüft wurden, nannte er sich ab 1940 ''George Adams''. Bis Kriegsende diente er darauf weiter als Abhörer beim [[Wikipedia:BBC Monitoring|BBC Monitoring]] und im Luftschutz.
Will man dieses Wesen des ''werdenden'' Menschen erkennen, so
muß man ausgehen von einer Betrachtung der ''verborgenen'' Natur
des Menschen überhaupt.|34|309ff}}


Er starb bei einer befreundeten Familie im Birminghamer Stadtteil [[Wikipedia:Edgbaston|Edgbaston]], knapp vier Jahre nach einem schweren [[Wikipedia:Myokardinfarkt|Herzinfarkt]].
Wirkliche [[Erziehungskunst]] erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte [[Erkenntnis]] der [[mensch]]lichen [[Wesenheit]] und ihrer [[Entwicklung]]. Ganz bewusst gebraucht [[Rudolf Steiner]] hier sogar den Vergleich mit der [[Maschine]]. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen [[Verstand]] ganz konkret erkennen, wie seine [[Wesensglieder]] am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.


== Werke ==
{{GZ|Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung
*''Fruits of Anthroposophy'', London 1922
aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können
*''Christ and the Earth'', London 1927
die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur
*''Synthetische Geometrie, Goethesche Metamorphosenlehre und Mathematische Physik''. In: ''Mathesis'', Stuttgart 1931
auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit
*''The Anthroposophical Movement'', London 1932
kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet
*''Von dem ätherischen Raum''. In: ''Natura'', 6. Jg., Heft 5/6, 1933
werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären,
**Buchausgabe: Freies Geistesleben (Studien und Versuche 6), Stuttgart 1964; 2. A. 1981, ISBN 3-7725-0036-6
sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt,
*''Space and the Light of the Creation. A new Essay in Cosmic Theory'', London 1933
wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten
*''Strahlende Weltgestaltung. Synthetische Geometrie in geisteswissenschaftlicher Beleuchtung''. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1934; 2. A. ebd. 1965, ISBN 3-7235-0002-1
wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit
*''Christ in the Power of Memory and the Power of Love'', East Grinstead 1938
bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern
*''The Mysteries of the Rose-Cross'', East Grinstead 1955; London 1989
mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt,
**Beide Titel auf deutsch als: ''Das Rosenkreuzertum als Mysterium der Trinität''. Freies Geistesleben (Anregungen zur anthroposophischen Arbeit 9), Stuttgart 1981; 2. A. 1994, ISBN 3-7725-1498-7
kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst
*''Physical and Ethereal Spaces'', London 1965; 1978
um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen
*''Universalkräfte in der Mechanik. Vektoren in Raum und Gegenraum. Urraumschrauben''. Mathematisch-Physikalisches Institut, Dornach 1973
Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß
**englische Ausgabe: ''Universal Forces in Mechanics'', London 1977
wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in
***überarbeitete Neuausgabe: ''Universalkräfte in der Mechanik. Perspektiven einer anthroposophisch erweiterten mathematischen Physik''. Verlag am Goetheanum (Mathematisch-Astronomische Blätter 20), Dornach 1996, ISBN 3-7235-0953-3
einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche
*''Grundfragen der Naturwissenschaft. Aufsätze zu einer Wissenschaft des Ätherischen''. Freies Geistesleben (Beiträge zur Anthroposophie 5), Stuttgart 1979, ISBN 3-7725-0405-1
Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel,
*''Lemniskatische Regelflächen. Eine anschauliche Einführung in die Liniengeometrie und Imaginärtheorie''. Verlag am Goetheanum (Mathematisch-Astronomische Blätter 14), Dornach 1989, ISBN 3-7235-0514-7
daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie
hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das
liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die
Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen
Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche
Redensarten als das Ergebnis einer realistischen
Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet
werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde
genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich
gelten wird.|34|322f}}


Zusammen mit Olive Whicher:
Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die [[1924]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] gehaltenen Vorträge über [[Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens]] ([[GA 308]]).
*''The Living Plant and the Science of Physical and Ethereal Space'', Stourbridge 1949
*''The Plant between Sun and Earth'', Clent 1952; London 1980
**deutsch überarbeitet in einem Band als: ''Die Pflanze in Raum und Gegenraum. Elemente einer neuen Morphologie''. Freies Geistesleben, Stuttgart 1960; 2. erg. A. ebd. 1979, ISBN 3-7725-0450-7
*''Pflanze, Sonne, Erde'' (Kunstmappe mit Text und 24 Zeichnungen). Freies Geistesleben, Stuttgart 1963


== Literatur ==
== Literatur ==
*Olive Whicher: ''George Adams. Ein Geistsucher in unserer Zeit''. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1973
* [[Rudolf Steiner]]: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|34}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens'', [[GA 308]] (1986), ISBN 3-7274-3080-X {{Vorträge|308}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{PND|100003990}}<!--nicht individualisiert!-->
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=16 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls'' von Renatus Ziegler


{{DEFAULTSORT:Adams, George}}
* [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a121.pdf Rudolf Steiner: ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''] - 1907
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Mathematiker]]
[[Kategorie:Autor (Mathematik)]]
[[Kategorie:Autor (Anthroposophie)]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Geboren 1894]]
[[Kategorie:Gestorben 1963]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Aufsätze)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]

Version vom 24. Oktober 2020, 23:03 Uhr

Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft ist der Titel eines von Rudolf Steiner 1907 verfassten Aufsatzes zu den Grundfragen der Erziehung, der bereits die wesentlichen Grundlagen der später ab 1919 entwickelten Waldorfpädagogik zur Darstellung bringt.

„Das gegenwärtige Leben stellt mancherlei in Frage, was der Mensch von seinen Vorfahren ererbt hat. Deshalb zeitigt es so viele «Zeitfragen» und «Zeitforderungen». Was für «Fragen» durchschwirren doch heute die Welt: die soziale Frage, die Frauenfrage, die Erziehungs- und Schulfragen, die Rechtsfragen, die Gesundheitsfragen usw. usw. [...]

Hier soll dies für eine solche Frage gezeigt werden, für die Erziehungsfrage. Nicht Forderungen und Programme sollen aufgestellt, sondern die Kindesnatur soll einfach beschrieben werden. Aus dem Wesen des werdenden Menschen heraus werden sich wie von selbst die Gesichtspunkte für die Erziehung ergeben.

Will man dieses Wesen des werdenden Menschen erkennen, so muß man ausgehen von einer Betrachtung der verborgenen Natur des Menschen überhaupt.“ (Lit.:GA 34, S. 309ff)

Wirkliche Erziehungskunst erfordert eine ganz klare, an den Fakten orientierte Erkenntnis der menschlichen Wesenheit und ihrer Entwicklung. Ganz bewusst gebraucht Rudolf Steiner hier sogar den Vergleich mit der Maschine. So wie man bei dieser genau wissen muss, wie ihre Teile zusammenarbeiten müssen, damit sie gut läuft, so muss man auch beim Menschen mit klarem, geradezu nüchternen Verstand ganz konkret erkennen, wie seine Wesensglieder am besten zusammenwirken, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.

„Nicht allgemeine Redensarten, wie etwa «harmonische Ausbildung aller Kräfte und Anlagen» und dergleichen, können die Grundlage einer echten Erziehungskunst sein, sondern nur auf einer wirklichen Erkenntnis der menschlichen Wesenheit kann eine solche aufgebaut werden. Es soll nicht etwa behauptet werden, daß die angedeuteten Redensarten unrichtig wären, sondern nur, daß sich mit ihnen ebensowenig anfangen läßt, wie wenn man etwa einer Maschine gegenüber behaupten wollte, man müsse alle ihre Teile harmonisch in Wirksamkeit bringen. Nur wer nicht mit allgemeinen Redensarten, sondern mit wirklicher Kenntnis der Maschine im einzelnen an sie herantritt, kann sie handhaben. So handelt es sich auch für die Erziehungskunst um eine Kenntnis der Glieder der menschlichen Wesenheit und deren Entwickelung im einzelnen... Man muß wissen, auf welchen Teil der menschlichen Wesenheit man in einem bestimmten Lebensalter einzuwirken hat, und wie solche Einwirkung sachgemäß geschieht. Es ist ja kein Zweifel, daß sich eine wirklich realistische Erziehungskunst, wie sie hier angedeutet wird, nur langsam Bahn brechen kann. Das liegt in der Anschauungsweise unserer Zeit, die noch lange die Tatsachen der geistigen Welt als den Ausfluß einer tollen Phantastik ansehen wird, während ihr allgemeine, völlig unwirkliche Redensarten als das Ergebnis einer realistischen Denkungsart erscheinen werden. Hier soll rückhaltlos gezeichnet werden, was gegenwärtig von vielen als Phantasiegemälde genommen werden wird, was aber einmal als selbstverständlich gelten wird.“ (Lit.:GA 34, S. 322f)

Eine gute Ergänzung und Vertiefung zu diesem Aufsatz bilden die 1924 in Stuttgart gehaltenen Vorträge über Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens (GA 308).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks