Purusha und Fraunhoferlinie: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Purusha''' ([[Sanskrit]], m., पुरुष, {{IAST|puruṣa}}, Mann, Mensch, Menschheit, Person, Urseele) ist ein wichtiger Begriff in der [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Mythologie]], in der [[Sankhya]]-Philosophie (hier als oberstes Prinzip des [[Bewusstsein]]s der erste der 25 [[Tattva]]s oder [[Daseinsfaktor]]en) und im [[Wikipedia:Shivaismus|Shivaismus]]. Seiner Urbedeutung nach ist er der noch [[geist]]ige, [[kosmisch]]e [[Urmensch]], aus dem alles irdische Dasein entstanden ist und damit etwa dem [[Riese Ymir|Riesen Ymir]] der [[Wikipedia:Germanische Mythologie|germanischen Mythologie]], dem [[Pangu]] der [[Wikipedia:Chinesische Mythologie|chinesischen Mythologie]], dem [[Gayomart]] der [[Wikipedia:Persische Mythologie|Persische Mythologie]] oder dem [[Adam Kadmon]] der [[Kabbala]] vergleichbar. Im weiteren Sinn wird überhaupt das [[Geist]]ig-[[Seele|Seelische]] des [[Mensch]]en als Purusha bezeichnet, dem mit [[Prakriti]] das [[materiell]]e, [[leib]]liche Element gegenübersteht. Ihr Verhältnis zueinander wird durch die drei [[Gunas]] bestimmt.  
Die '''Fraunhoferlinien''' oder '''Fraunhofer'schen Linien''' sind [[Wikipedia:Absorptionslinie|Absorptionslinie]]n im [[Spektrum]] der [[Sonne]]. Sie entstehen durch [[Wikipedia:Resonanzabsorption|Resonanzabsorption]] der Gase in der [[Wikipedia:Photosphäre|Photosphäre]]. Die Fraunhoferlinien erlauben Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung und Temperatur der Gasatmosphäre der Sonne und von Sternen.


<div style="margin-left:20px">
[[file:Fraunhofer lines DE.svg|thumb|upright=2|Die wichtigsten Fraunhoferlinien im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums]]
"... in den Formen oder in der Prakriti, die alle Formen vom
[[File:FraunhoferLinesDiagram.jpg|thumb|[[Wikipedia:Echellegitter|Echellegitter]]-Spektrum der Sonne mit Fraunhoferlinien]]
groben physischen Leib bis hinauf zur Urflut umfaßt, in dieser Prakriti
[[File:Sonne Strahlungsintensitaet.svg|thumb|Die Furchen im Strahlungsspektrum der terrestrischen Sonnenstrahlung entsprechen den Fraunhoferlinien.]]
lebt Purusha, das Geistig-Seelische, das aber in einzelnen Seelen
monadisch vorgestellt wird, so daß die einzelnen Seelenmonaden
sozusagen ebenso anfang- und endlos gedacht werden, wie dieses
materielle Prinzip Prakriti - materiell nicht in unserem materialistischen
Sinn - anfang- und endlos vorgestellt wird. Es stellt sich
diese Philosophie also einen Pluralismus von Seelen vor, die untertauchten
in das Prakritiprinzip und sich herunterentwickelten von
der höchsten, undifferenzierten Form der Urflut, mit der sie sich
umgaben, bis herein in die Einkörperung in den groben physischen
Leib, um dann wiederum die Umkehr zu beginnen, nach der Überwindung
des groben physischen Leibes sich wieder hinaufzuentwikkeln
und wiederum dann zurückzukommen bis zur Urflut, sich
auch von dieser zu befreien, um als freie Seele in das reine Purusha
einzuziehen." {{Lit|{{G|142|39}}}}
</div>


Der Begriff "Purusha" hat im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht:
== Entdeckung ==
Der englische Chemiker [[Wikipedia:William Hyde Wollaston|William Hyde Wollaston]] war 1802 der erste Beobachter von dunklen Linien im Sonnenspektrum. Diese wurden jedoch unabhängig von ihm 1814 vom [[Wikipedia:München|München]]er [[Optik]]er [[Wikipedia:Joseph von Fraunhofer|Joseph von Fraunhofer]] neuentdeckt<ref>{{Literatur | Autor=Joseph Fraunhofer | Titel=Bestimmung des Brechungs- und des Farbenzerstreungs-Vermögens verschiedener Glasarten, in Bezug auf die Vervollkommnung achromatischer Fernröhre | Sammelwerk=Annalen der Physik | Band=56 | Nummer=7 | Jahr=1817 | Seiten=264–313 | DOI=10.1002/andp.18170560706}}</ref>, welcher sie daraufhin systematisch studierte und durch sorgfältige Messungen deren Wellenlängen bestimmte. Insgesamt verzeichnete er über 570 Linien, wobei er die markanten unter ihnen mit den Buchstaben A bis K versah.<ref>Francis A. Jenkins, Harvey E. White: ''Fundamentals of Optics.'' 4. Ausgabe. McGraw-Hill, 1981, ISBN 0-07-256191-2, S. 18.</ref> Die weniger stark ausgeprägten Linien erhielten andere Buchstaben.


*Der älteste Beleg ist im [[Rigveda]] (RV.10.90), dem sog. [[Purusha#Purusha-Sukta - Rigveda 10,90|Purusha-Sukta]], das auch die Entstehung der Kasten beschreibt. Purusha ist hier eine Art Urriese, der geopfert wird und aus dem die Welt und die [[Varna]]s ([[Kaste]]n) entstehen. Purusha wird mit tausend Köpfen und tausend Füßen beschrieben. Er bedeckte die Erde vollständig und ragte noch darüber hinaus. Er gilt als Herrscher der Unsterblichkeit. Er breitete sich aus und zwar durch Selbstzeugung. Er entließ die [[Viraj]], das weibliches Schöpfungsprinzip, aus sich und ließ dann aus ihr die Welt gebären. Den so geborenen Purusha bringen die Götter als Opfergabe dar. In diesem Opfer wurden die Verse und Gesänge geschaffen. Die Pferde und Kühe wurden geboren. Der Mund von Purusha wurde zu den [[Brahmanen]], die Arme zu den [[Kshatriya]]s ([[Rajanya]]s), die Schenkel zu den [[Vaishya]]s und die Füße zu den [[Shudra]]s. Aus seinem Geist wurde der Mond geboren, aus seinen Augen die Sonne. [[Indra]] und [[Agni]] kamen aus seinem Mund. Aus seinem Kopf entstand der Himmel, aus seinem Nabel das Weltall.
Später entdeckten [[Wikipedia:Gustav Robert Kirchhoff|Gustav Robert Kirchhoff]] und [[Wikipedia:Robert Bunsen|Robert Bunsen]], dass jedes [[Chemisches Element|chemische Element]] mit einer spezifischen Anzahl und Anordnung von Spektrallinien assoziiert war. Sie schlossen hieraus, dass die von Wollaston und Fraunhofer beobachteten Linien den Absorptionseigenschaften dieser Elemente in den oberen Schichten der Sonne geschuldet waren und diese daher auch in der [[Wikipedia:Photosphäre|Photosphäre]] vorliegen mussten. Einige der Linien werden jedoch auch durch die Bestandteile der Erdatmosphäre hervorgerufen.
*In der dualistischen [[Sankhya]]-Philosophie ist Purusha die Urseele, der ewige, metaphysische Weltgeist, der unveränderlich ist. Purusha befindet sich in Gegensatz zur weiblich gedachten [[Prakriti]] (Natur), der Welt der Phänomene. Man stellte die Urseele und die Urmaterie als Mann und Frau gegenüber und leitete ihre Verschiedenheit aus dieser Gegensätzlichkeit her. [[Prakriti]] ist die Frau und daher das schaffende und gebärende Prinzip. Purusha ist der Mann, sein Wesen ist es zu betrachten, zu schauen und zu erkennen. Purusha und [[Prakriti]] sind die zwei unterschiedlichen Prinzipien, auf die die Welt zurückgeführt wird. Purusha ist das Sankhya-Pendant zu [[Atman]] (Weltseele) in der monistischen [[Vedanta]]-Philosophie.
*In den [[Wikipedia:Shivaismus|shivaitischen]] Texten (z.B. Lingapurana) wird [[Shiva]] als höchstes Wesen über Purusha und Prakriti gestellt. Shivas männlicher Aspekt wird mit dem Purusha und dessen weiblicher Aspekt mit der [[Prakriti]] identifiziert. [[Prakriti]] wird als die Grundlage alles Materiellen und alles Dynamischem im Universum begriffen. Auch wird die [[Prakriti]] als seine Gattin, der Purusha als sein [[Lingam]] betrachtet. Ikonografisch wird Shiva als Purusha, als Uma-Maheshvara bezeichnet; die auf seinem linken Schenkel sitzende Uma wird als [[Prakriti]] aufgefasst, also Vater und Mutter der Schöpfung.  


*[[Wikipedia:Sri Aurobindo|Sri Aurobindo]] stellt in seinem Werk "Die Synthese des Yoga" die Behauptung auf, dass es immer der beiden Kräfte Purusha (Seele) und [[Prakriti]] (Natur) bedarf um  die Manifestationen des Kosmos zu erstellen. Weiterhin führt er aus, dass der Suchende im Yoga feststellt, dass die Einwirkungen der Natur auf ihn nur durch eine Einwilligung oder Sanktionierung seiner  Seele möglich sind und dass eine "schweigende" Seele dieses nicht zulassen muss.
{| class="wikitable"
|+ Die wichtigsten Fraunhoferlinien
|- bgcolor=#dddddd
! Symbol
! [[Chemisches Element|Element]]
! style="border-right:2px solid #aaa" | [[Wikipedia:Wellenlänge|Wellenlänge]] in [[Wikipedia:Nanometer|nm]]
! Symbol
! Element
! Wellenlänge in nm
|-
| y
| [[Sauerstoff|O<sub>2</sub>]]
| style="border-right:2px solid #aaa" | 898,765
| c
| Fe
| 495,761
|-
| Z
| O<sub>2</sub>
| style="border-right:2px solid #aaa" | 822,696
| F
| H β
| 486,134
|-
| A
| O<sub>2</sub>
| style="border-right:2px solid #aaa" | 759,370
| d
| Fe
| 466,814
|-
| B
| O<sub>2</sub>
| style="border-right:2px solid #aaa" | 686,719
| e
| Fe
| 438,355
|-
| C
| [[Wasserstoff|H]] α
| style="border-right:2px solid #aaa" | 656,281
| G'
| H γ
| 434,047
|-
| a
| O<sub>2</sub>
| style="border-right:2px solid #aaa" | 627,661
| G
| Fe
| 430,790
|-
| [[Natrium-D-Linie|D<sub>1</sub>]]
| [[Natrium|Na]]
| style="border-right:2px solid #aaa" | 589,594
| G
| [[Calcium|Ca]]
| 430,774
|-
| [[Natrium-D-Linie|D<sub>2</sub>]]
| Na
| style="border-right:2px solid #aaa" | 588,997
| h
| H δ
| 410,175
|-
| D<sub>3</sub> oder d
| [[Helium|He]]
| style="border-right:2px solid #aaa" | 587,562
| H
| Ca<sup>+</sup>
| 396,847
|-
| e
| [[Quecksilber|Hg]]
| style="border-right:2px solid #aaa" | 546,073
| K
| Ca<sup>+</sup>
| 393,368
|-
| E<sub>2</sub>
| [[Eisen|Fe]]
| style="border-right:2px solid #aaa" | 527,039
| L
| Fe
| 382,044
|-
| b<sub>1</sub>
| [[Magnesium|Mg]]
| style="border-right:2px solid #aaa" | 518,362
| N
| Fe
| 358,121
|-
| b<sub>2</sub>
| Mg
| style="border-right:2px solid #aaa" | 517,270
| P
| [[Titan (Element)|Ti]]<sup>+</sup>
| 336,112
|-
| b<sub>3</sub>
| Fe
| style="border-right:2px solid #aaa" | 516,891
| T
| Fe
| 302,108
|-
| b<sub>4</sub>
| Fe
| style="border-right:2px solid #aaa" | 516,751
| t
| [[Nickel|Ni]]
| 299,444
|-
| b<sub>4</sub>
| Mg
| style="border-right:2px solid #aaa" | 516,733
|
|
|
|}


== Purusha-Sukta - Rigveda 10,90 ==
== Anwendung ==
;An Purusa
Aufgrund ihrer bekannten Wellenlängen werden die Fraunhoferlinien oft zur Bestimmung des [[Wikipedia:Brechungsindex|Brechungsindex]] und der [[Wikipedia:Dispersion (Physik)|Dispersion]] von optischen Materialien genutzt.
<poem>
1. Tausendköpfig, tausendäugig, tausendfüßig ist Purusa; er bedeckte vollständig die Erde und
erhob sich zehn Finger hoch darüber.
2. Purusa allein ist diese ganze Welt, die vergangene und die zukünftige, und er ist der Herr
über die Unsterblichkeit und auch über das, was durch Speise noch weiter wächst.
3. Solches ist seine Größe und noch gewaltiger als dies ist Purusa. Ein Viertel von ihm sind alle
Geschöpfe, drei Viertel von ihm ist das Unsterbliche im Himmel.
4. Zu drei Vierteln stieg Purusa empor, ein Viertel von ihm verjüngte sich hienieden. Von dem
aus ging er nach allen Seiten auseinander und erstreckte sich über alles was Speise ißt und
was nicht ißt.
5. Aus ihm ward die Viraj geboren, aus der Viraj der Purusa. Geboren ragte er hinten und vorn
über die Erde hinaus.
6. Als die Götter mit Purusa das Opfer vollzogen, da war der Frühling dessen Schmelzbutter,
der Sommer das Brennholz, der Herbst die Opfergabe.
7. Ihn besprengten, weihten sie als Opfer auf dem Barhis, den am Anfang geborenen Purusa.
Diesen brachten die Götter, die Sadhya´s und die Rishi´s sich zum Opfer.
8. Aus diesem vollständig geopferten Opfer wurde das Opferschmalz gewonnen. Das machte er
zu den in der Luft, im Wald und im Dorfe lebenden Tieren.
9. Aus diesem vollständig geopferten Opfer entstanden die Verse und Sangesweisen, aus ihm
entstanden die Metren, aus ihm entstand der Opferspruch.
10. Aus ihm entstanden die Rosse und alle Tiere mit doppelter Zahnreihe, aus ihm entstanden die
Rinder, aus ihm sind die Ziegen und Schafe entstanden.
11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund,
was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?
12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine
beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.
13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem
Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.
14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen
die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.
15. Sieben waren seine Umleghölzer, dreimal sieben Brennhölzer wurden gemacht, als die Götter
das Opfer vollzogen und Purusa als Opfertier anbanden.
16. Mit dem Opfer opferten die Götter dem Opfer. Dies waren die ersten Normen des Opfers.
Diese Mächte schlossen sich dem Himmel an, in dem die früheren Götter, die Sadhya´s, sich
befinden.<ref>Karl Friedrich Geldner: ''Rig-Veda: Das Heilige Wissen Indiens'', 1923, vollständige Übersetzung, neu herausgegeben von Peter Michel, Marix-Verlag, 2008. ISBN 978-3-86539-165-0
</ref>
</poem>


== Quellen ==
Bei der spektroskopischen Temperaturbestimmung lässt sich aus der Intensitätsverteilung des Spektrums und mit Hilfe der [[Wikipedia:Boltzmannverteilung|Boltzmannverteilung]] die Oberflächentemperatur ermitteln. Sind beispielsweise die [[Wikipedia:Balmer-Serie|Balmerlinien]] im [[Wikipedia:Sonnenstrahlung|Spektrum der Sonne]] als Fraunhoferlinien zu beobachten, so muss die Temperatur so hoch sein, dass bei einem Teil der Wasserstoffatome der erste angeregte Zustand (n&nbsp;=&nbsp;2) besetzt ist. Beispielsweise ist bei der Sonne mit 6000&nbsp;K Oberflächentemperatur jedes hundertmillionste Wasserstoffatom im ersten [[Wikipedia:Angeregter Zustand|angeregten Zustand]].


<references/>
Die ersten Hinweise auf das chemische Element [[Helium]] waren 1868 seine Absorptionslinien im Spektrum des Sonnenlichts. In der Astronomie werden Fraunhoferlinien genutzt, um die Zusammensetzung von Sternen zu bestimmen.


== Literatur ==
Die Fraunhofer C-, F-, G'-, und h-Linien stimmen mit den alpha-, beta-, gamma- und delta-Linien der [[Wikipedia:Balmer-Serie|Balmer-Serie]] eines Wasserstoffatoms überein. Die Linien A, B, a, Y und Z sind nicht solaren, sondern terrestrischen Ursprungs, das heißt: Sie entstehen durch Absorption in der [[Wikipedia:Erdatmosphäre|Erdatmosphäre]].
#Rudolf Steiner: ''Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe'', [[GA 142]] (1982), ISBN 3-7274-1420-0 {{Vorträge|142}}


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Kategorie:Indische Mythologie]]
 
[[Kategorie:Indische Philosophie]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Yoga]]
{{Commons|Fraunhofer lines|Fraunhoferlinie}}
 
 
[[Kategorie:Sonne]]
[[Kategorie:Spektrum]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 26. Juni 2015, 09:07 Uhr

Die Fraunhoferlinien oder Fraunhofer'schen Linien sind Absorptionslinien im Spektrum der Sonne. Sie entstehen durch Resonanzabsorption der Gase in der Photosphäre. Die Fraunhoferlinien erlauben Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung und Temperatur der Gasatmosphäre der Sonne und von Sternen.

Die wichtigsten Fraunhoferlinien im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums
Echellegitter-Spektrum der Sonne mit Fraunhoferlinien
Die Furchen im Strahlungsspektrum der terrestrischen Sonnenstrahlung entsprechen den Fraunhoferlinien.

Entdeckung

Der englische Chemiker William Hyde Wollaston war 1802 der erste Beobachter von dunklen Linien im Sonnenspektrum. Diese wurden jedoch unabhängig von ihm 1814 vom Münchener Optiker Joseph von Fraunhofer neuentdeckt[1], welcher sie daraufhin systematisch studierte und durch sorgfältige Messungen deren Wellenlängen bestimmte. Insgesamt verzeichnete er über 570 Linien, wobei er die markanten unter ihnen mit den Buchstaben A bis K versah.[2] Die weniger stark ausgeprägten Linien erhielten andere Buchstaben.

Später entdeckten Gustav Robert Kirchhoff und Robert Bunsen, dass jedes chemische Element mit einer spezifischen Anzahl und Anordnung von Spektrallinien assoziiert war. Sie schlossen hieraus, dass die von Wollaston und Fraunhofer beobachteten Linien den Absorptionseigenschaften dieser Elemente in den oberen Schichten der Sonne geschuldet waren und diese daher auch in der Photosphäre vorliegen mussten. Einige der Linien werden jedoch auch durch die Bestandteile der Erdatmosphäre hervorgerufen.

Die wichtigsten Fraunhoferlinien
Symbol Element Wellenlänge in nm Symbol Element Wellenlänge in nm
y O2 898,765 c Fe 495,761
Z O2 822,696 F H β 486,134
A O2 759,370 d Fe 466,814
B O2 686,719 e Fe 438,355
C H α 656,281 G' H γ 434,047
a O2 627,661 G Fe 430,790
D1 Na 589,594 G Ca 430,774
D2 Na 588,997 h H δ 410,175
D3 oder d He 587,562 H Ca+ 396,847
e Hg 546,073 K Ca+ 393,368
E2 Fe 527,039 L Fe 382,044
b1 Mg 518,362 N Fe 358,121
b2 Mg 517,270 P Ti+ 336,112
b3 Fe 516,891 T Fe 302,108
b4 Fe 516,751 t Ni 299,444
b4 Mg 516,733

Anwendung

Aufgrund ihrer bekannten Wellenlängen werden die Fraunhoferlinien oft zur Bestimmung des Brechungsindex und der Dispersion von optischen Materialien genutzt.

Bei der spektroskopischen Temperaturbestimmung lässt sich aus der Intensitätsverteilung des Spektrums und mit Hilfe der Boltzmannverteilung die Oberflächentemperatur ermitteln. Sind beispielsweise die Balmerlinien im Spektrum der Sonne als Fraunhoferlinien zu beobachten, so muss die Temperatur so hoch sein, dass bei einem Teil der Wasserstoffatome der erste angeregte Zustand (n = 2) besetzt ist. Beispielsweise ist bei der Sonne mit 6000 K Oberflächentemperatur jedes hundertmillionste Wasserstoffatom im ersten angeregten Zustand.

Die ersten Hinweise auf das chemische Element Helium waren 1868 seine Absorptionslinien im Spektrum des Sonnenlichts. In der Astronomie werden Fraunhoferlinien genutzt, um die Zusammensetzung von Sternen zu bestimmen.

Die Fraunhofer C-, F-, G'-, und h-Linien stimmen mit den alpha-, beta-, gamma- und delta-Linien der Balmer-Serie eines Wasserstoffatoms überein. Die Linien A, B, a, Y und Z sind nicht solaren, sondern terrestrischen Ursprungs, das heißt: Sie entstehen durch Absorption in der Erdatmosphäre.

Einzelnachweise

  1.  Joseph Fraunhofer: Bestimmung des Brechungs- und des Farbenzerstreungs-Vermögens verschiedener Glasarten, in Bezug auf die Vervollkommnung achromatischer Fernröhre. In: Annalen der Physik. 56, Nr. 7, 1817, S. 264–313, doi:10.1002/andp.18170560706.
  2. Francis A. Jenkins, Harvey E. White: Fundamentals of Optics. 4. Ausgabe. McGraw-Hill, 1981, ISBN 0-07-256191-2, S. 18.

Weblinks

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