imported>Joachim Stiller |
imported>Odyssee |
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| '''Wahrheit''' (von {{idg|*wēr-|Vertrauen, Treue, Zustimmung}}; [[lat.]] ''[[veritas]]''; {{ELSalt|ἀλήθεια}} [[Aletheia]], aus [[Wikipedia:Alpha privativum|α privativum]] und {{polytonisch|λῆθος}}, [[Wikipedia:Partizip Perfekt Passiv|P.P.P.]] von {{polytonisch|λανθάνω}}, „verbergen“, bedeutet also wörtlich: „das Unverborgene“) ist ein [[Philosophie|philosophischer]] [[Begriff|Grundbegriff]], der aber von verschiedenen [[Denken|Denkern]] sehr unterschiedlich gefasst wurde → [[Wikipedia:Wahrheit|Wahrheit]]. | | Die '''Fraunhoferlinien''' oder '''Fraunhofer'schen Linien''' sind [[Wikipedia:Absorptionslinie|Absorptionslinie]]n im [[Spektrum]] der [[Sonne]]. Sie entstehen durch [[Wikipedia:Resonanzabsorption|Resonanzabsorption]] der Gase in der [[Wikipedia:Photosphäre|Photosphäre]]. Die Fraunhoferlinien erlauben Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung und Temperatur der Gasatmosphäre der Sonne und von Sternen. |
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| {{GZ|Die Wahrheit ist aber nichts,
| | [[file:Fraunhofer lines DE.svg|thumb|upright=2|Die wichtigsten Fraunhoferlinien im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums]] |
| worüber man [[Meinung]]en haben kann. Eine Wahrheit weiß man, oder
| | [[File:FraunhoferLinesDiagram.jpg|thumb|[[Wikipedia:Echellegitter|Echellegitter]]-Spektrum der Sonne mit Fraunhoferlinien]] |
| man weiß sie nicht. Es kann niemand sagen, daß die drei Winkel im
| | [[File:Sonne Strahlungsintensitaet.svg|thumb|Die Furchen im Strahlungsspektrum der terrestrischen Sonnenstrahlung entsprechen den Fraunhoferlinien.]] |
| Dreieck 725 Grad haben statt 180.|93|108}}
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| == Was ist Wahrheit? == | | == Entdeckung == |
| [[Bild:Was_ist_Wahrheit.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Nikolai Nikolajewitsch Ge|Nikolai Nikolajewitsch Ge]]: ''Was ist Wahrheit'' – Quid est veritas? (1890); [[Pontius Pilatus]] zu [[Jesus von Nazareth|Jesus]] {{Bibel|Joh|18|38|LUT}}.]] | | Der englische Chemiker [[Wikipedia:William Hyde Wollaston|William Hyde Wollaston]] war 1802 der erste Beobachter von dunklen Linien im Sonnenspektrum. Diese wurden jedoch unabhängig von ihm 1814 vom [[Wikipedia:München|München]]er [[Optik]]er [[Wikipedia:Joseph von Fraunhofer|Joseph von Fraunhofer]] neuentdeckt<ref>{{Literatur | Autor=Joseph Fraunhofer | Titel=Bestimmung des Brechungs- und des Farbenzerstreungs-Vermögens verschiedener Glasarten, in Bezug auf die Vervollkommnung achromatischer Fernröhre | Sammelwerk=Annalen der Physik | Band=56 | Nummer=7 | Jahr=1817 | Seiten=264–313 | DOI=10.1002/andp.18170560706}}</ref>, welcher sie daraufhin systematisch studierte und durch sorgfältige Messungen deren Wellenlängen bestimmte. Insgesamt verzeichnete er über 570 Linien, wobei er die markanten unter ihnen mit den Buchstaben A bis K versah.<ref>Francis A. Jenkins, Harvey E. White: ''Fundamentals of Optics.'' 4. Ausgabe. McGraw-Hill, 1981, ISBN 0-07-256191-2, S. 18.</ref> Die weniger stark ausgeprägten Linien erhielten andere Buchstaben. |
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| Solange die Menschen noch von der alten Götterweisheit, die sie [[Hellsehen|hellsichtig]] empfangen hatten, zehren konnten, und sei es auch nur durch Überlieferung, solange brauchten sie die Frage nach der Wahrheit nicht zu stellen. [[Paulus]], als er noch Saulus war, vertraute noch ganz auf diese alte Offenbarung. Ein letzter Rest dieser - mittlerweile freilich substanzlos gewordenen - Gesinnung lebt noch in dem [[Wikipedia:1870|1870]] festgeschriebenen [[Wikipedia:Dogma|Dogma]] der [[Wikipedia:Päpstliche Unfehlbarkeit|Päpstlichen Unfehlbarkeit]] für alle [[Wikipedia:ex cathedra|ex cathedra]] verkündigten [[Glaube]]ns- und [[Moral|Sittenlehren]]. Quelle der Wahrheit ist hier nicht der [[Mensch]], aber ein allmächtiger Gott kann nach dem Anspruch dieses Dogmas die Unfehlbarkeit eines Menschen, nämlich des [[Wikipedia:Papst|Papst]]es, bewirken.
| | Später entdeckten [[Wikipedia:Gustav Robert Kirchhoff|Gustav Robert Kirchhoff]] und [[Wikipedia:Robert Bunsen|Robert Bunsen]], dass jedes [[Chemisches Element|chemische Element]] mit einer spezifischen Anzahl und Anordnung von Spektrallinien assoziiert war. Sie schlossen hieraus, dass die von Wollaston und Fraunhofer beobachteten Linien den Absorptionseigenschaften dieser Elemente in den oberen Schichten der Sonne geschuldet waren und diese daher auch in der [[Wikipedia:Photosphäre|Photosphäre]] vorliegen mussten. Einige der Linien werden jedoch auch durch die Bestandteile der Erdatmosphäre hervorgerufen. |
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| [[Pilatus]], als er den [[Christus]] verhörte, konnte sich der Wahrheit nicht mehr sicher sein:
| | {| class="wikitable" |
| | | |+ Die wichtigsten Fraunhoferlinien |
| {{Zitat|33 Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden?
| | |- bgcolor=#dddddd |
| 34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben dir's andere über mich gesagt?
| | ! Symbol |
| 35 Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?
| | ! [[Chemisches Element|Element]] |
| 36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.
| | ! style="border-right:2px solid #aaa" | [[Wikipedia:Wellenlänge|Wellenlänge]] in [[Wikipedia:Nanometer|nm]] |
| 37 Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
| | ! Symbol |
| 38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.|[[Johannesevangelium]]|{{BB|Joh|18|33-38|LUT}}}}
| | ! Element |
| | | ! Wellenlänge in nm |
| Durch [[Luzifer]] war der [[Mensch]] in die [[irdisch]]-[[sinnliche Welt]] versetzt worden. Dadurch kam er zugleich immer mehr in den Einflussbereich [[Ahriman]]s und verfiel dem [[Irrtum]] und der [[Sünde]].
| | |- |
| | | | y |
| <div style="margin-left:20px">
| | | [[Sauerstoff|O<sub>2</sub>]] |
| "Dadurch, daß der Mensch verfrüht herunterversetzt
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 898,765 |
| worden ist in die irdische Sphäre, daß ihn seine irdischen Interessen
| | | c |
| und Begierden heruntergedrängt haben, dadurch kam es anders, wie es
| | | Fe |
| sonst gekommen wäre in der Mitte der atlantischen Zeit.
| | | 495,761 |
| | | |- |
| Dadurch haben sich hineingemischt in das, was der Mensch hat
| | | Z |
| sehen und begreifen können, die ahrimanischen Geister, diejenigen
| | | O<sub>2</sub> |
| Geister, die eben auch mit dem Namen mephistophelische Geister
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 822,696 |
| bezeichnet werden können. Dadurch verfiel der Mensch in Irrtum,
| | | F |
| verfiel in das, was man eigentlich erst die bewußte Sünde nennen
| | | H β |
| könnte. Also von der Mitte der atlantischen Zeit an wirkt auf den
| | | 486,134 |
| Menschen die Schar der ahrimanischen Geister ein. Wozu hat nun diese
| | |- |
| Schar der ahrimanischen Geister sozusagen den Menschen verführt?
| | | A |
| Sie hat ihn dazu verführt, daß er das, was in seiner Umgebung ist,
| | | O<sub>2</sub> |
| für stofflich, für materiell hält, daß er nicht durch dieses Stoffliche
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 759,370 |
| hindurchsieht auf die wahren Untergründe des Stofflichen, auf das
| | | d |
| Geistige. Würde der Mensch in jedem Stein, in jeder Pflanze und in
| | | Fe |
| jedem Tier das Geistige sehen, er würde niemals verfallen sein in
| | | 466,814 |
| Irrtum und damit in das Böse, sondern der Mensch würde, wenn nur
| | |- |
| die fortschreitenden Geister auf ihn gewirkt hätten, bewahrt geblieben
| | | B |
| sein vor jenen Illusionen, denen er immer verfallen muß, wenn er nur
| | | O<sub>2</sub> |
| auf die Aussage der Sinneswelt baut." {{Lit|{{G|107|244ff}}}}
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 686,719 |
| </div> | | | e |
| | | | Fe |
| Erst nachdem der Mensch gelernt hatte, sich seines eigenen [[Verstand]]es zu bedienen, der aber eben auch durch den Einfluss [[Ahriman]]s dem [[Irrtum]] unterliegen kann, stellt sich immer wieder die Frage, die auch [[Pontius Pilatus]] stellen musste: „Was ist Wahrheit?“
| | | 438,355 |
| | | |- |
| <div style="margin-left:20px">
| | | C |
| "Unter
| | | [[Wasserstoff|H]] α |
| den hebräischen Menschen gab es Schriftgelehrte, die aus der Schrift
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 656,281 |
| wußten, was da noch aufbewahrt worden war von der alten Götterweisheit
| | | G' |
| her. Aus diesen Schriftgelehrten heraus entstand das Urteil,
| | | H γ |
| das den Christus Jesus zum Tode verurteilt hat. Solch ein Mensch wie
| | | 434,047 |
| Paulus, als er noch Saulus war, sieht also hinauf zu der Urgötterweisheit. Aus der strömt herunter bis zu den Schriftgelehrten seiner Zeit
| | |- |
| dasjenige, was diese Götterweisheit dem Menschen geworden ist. Indem
| | | a |
| hervorragende Menschen sich hingegeben haben dem Schrifttum,
| | | O<sub>2</sub> |
| konnte diese Götterweisheit nur dazu führen, daß gerechte Urteile
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 627,661 |
| gesprochen wurden. Ein Unschuldiger, der zum Kreuzestod verurteilt
| | | G |
| wird: unmöglich, unmöglich! wenn sich alles so vollzog, wie es sich
| | | Fe |
| vollzogen hat bei der Verurteilung des Christus Jesus. Nur der römische
| | | 430,790 |
| Landpfleger Pontius Pilatus, der war schon instinktiv hineinverstrickt
| | |- |
| in eine ganz andere Weltanschauung, der konnte das inhaltsvolle
| | | [[Natrium-D-Linie|D<sub>1</sub>]] |
| Wort aussprechen: Was ist Wahrheit? - Für Paulus, als er noch
| | | [[Natrium|Na]] |
| Saulus war, war keine Möglichkeit, auch nur daran zu denken, daß
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 589,594 |
| das, was nach gerechtem Urteile sich vollzogen hat, nicht hätte Wahrheit
| | | G |
| sein sollen.
| | | [[Calcium|Ca]] |
| | | | 430,774 |
| Zu welcher Überzeugung mußte sich denn Paulus durchringen? Zu
| |
| der Überzeugung, daß bei den Menschen Irrtum sein kann dasjenige,
| |
| was einmal von den Göttern als Wahrheit gekommen ist, daß die Menschen
| |
| es haben zum Irrtume machen können, zu solch starkem Irrtum,
| |
| daß der Schuldloseste durch den Kreuzestod geht.
| |
| | |
| Um ganz klar zu werden, machen wir uns davon eine schematische
| |
| Zeichnung:
| |
| | |
| [[Datei:GA211 118.gif|center|500px|GA 211, S 118]]
| |
| | |
| Ursprüngliche Götterweisheit, sie strömt herunter bis zu der Weisheit
| |
| der Schriftgelehrten, die die Zeitgenossen des Mysteriums von
| |
| Golgatha innerhalb des Hebräertums waren (weiß). Da kann nur die
| |
| Wahrheit drinnen sein, so mußte Saulus denken. Aber man mußte anders
| |
| denken. Paulus, als er noch Saulus war, sagte sich: Ist das wirklich
| |
| der Christus, der Messias, der durch den Kreuzestod gegangen ist, so
| |
| muß da drinnen in dieser Strömung (rot) Irrtum sein. Da muß Irrtum
| |
| zugemischt sein der Wahrheit, denn der Irrtum muß es sein, der den
| |
| Christus ans Kreuz gebracht hat; das heißt, die einstige Götter Wahrheit
| |
| muß in den Menschen zum Irrtum geworden sein.
| |
| | |
| Selbstverständlich konnte der Saulus sich nur überzeugen durch die
| |
| Tatsache, daß das so ist. Nur der Christus selbst konnte ihn überzeugen,
| |
| wenn er ihm erschien, wie das durch das Ereignis von Damaskus
| |
| geschehen ist. Was bedeutete das aber für den Saulus? Das bedeutete,
| |
| daß eben nicht mehr die alte Götterweisheit war, sondern daß in diese
| |
| das [[Ahriman]]ische hereingeströmt war.
| |
| | |
| So kam Paulus dazu, einzusehen, daß die Menschheitsentwickelung
| |
| von einem Feinde ergriffen war, und daß dieser Feind der Quell des
| |
| Irrtums auf der Erde ist." {{Lit|{{G|211|117ff}}}}
| |
| </div> | |
| | |
| === Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben === | |
| {{Textbox|<poem>Ich habe den MENSCHEN gesehn in seiner tiefsten
| |
| Gestalt,
| |
| ich kenne die Welt bis auf den Grundgehalt.
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| | |
| Ich weiß, daß Liebe, Liebe ihr tiefster Sinn,
| |
| und daß ich da, um immer mehr zu lieben, bin.
| |
| | |
| Ich breite die Arme aus, wie ER getan,
| |
| ich möchte die ganze Welt, wie ER, umfahn.
| |
| <small>Christian Morgenstern<ref>Christian Morgenstern: ''Wir fanden einen Pfad'', Piper, München 1914, S. 52</ref></small></poem>}}
| |
| Die Antwort auf die Frage des Pilatus nimmt der Christus schon während des [[Abendmahl|Letzten Abendmahls]] in seinen Abschiedsreden voraus, wie sie im [[Johannesevangelium]] überliefert sind, wenn er sagt: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben». Christus selbst ''ist'' die lebendige Wahrheit, zu der er auch den Weg bereitet - und dieser Weg führt durch den Christus zum [[Vater]], d.h. in das innerste Zentrum und die eigentliche Quelle des höchsten [[Gott|Göttlichen]]. Indem sich der Mensch aus freiem Entschluss auf ganz individuelle Weise mit der Christuskraft durchdringt, im Sinne des Paulinischen Wortes «[[Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir]]» {{Bibel|Gal|2|20|LUT}}, lebt in ihm die Wahrheit.
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| [[File:Christ at Rest, by Hans Holbein the Younger.jpg|mini|340px|[[Wikipedia:Hans Holbein der Jüngere|Hans Holbein der Jüngere]]: ''Christus im Elend'', 1519]]
| |
| {{Zitat|1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
| |
| 2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?
| |
| 3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.
| |
| 4 Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.
| |
| 5 Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?
| |
| 6 Jesus spricht zu ihm: '''Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben'''; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
| |
| 7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
| |
| 8 Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns.
| |
| 9 Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?
| |
| 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke.
| |
| 11 Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt doch um der Werke willen.
| |
| 12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.
| |
| 13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
| |
| 14 Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.|[[Johannesevangelium]]|{{BB|Joh|14|1-14|LUT}}}}
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| === Ecce homo === | |
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| In dem [[Christus Jesus]] ist die Wahrheit erstmals und in vollem Umfang leibhaftig Mensch geworden. Mit vollem Recht spricht Pilatus daher, als er den gegeißelten, blutüberströmten, in den purpurnen Königsmantel gehüllten und mit der [[Dornenkrone]] gekrönten Jesus Christus dem Volk präsentiert, sein [[Ecce homo]] ({{ELSalt|Ἰδοὺ ὁ ἄνθρωπος}} ''idoù ho ánthropos'' „Siehe, der Mensch“) {{Bibel|Joh|19|5|ELB}}.
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| | |
| Die Wahrheit erkennen heißt deshalb: ''Christus erkennen!'' Jenen Christus, dessen Wesen die reine Liebe ist, die sich frei verschenkt und darum auch Freiheit schenkt. Und wo immer ein Stück der Wahrheit erkannt wird, wird auch der Christus erkannt.
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| {{LZ|Wenn wir von
| |
| »Wahrheit« reden, meinen wir damit einen allgemeinen
| |
| Sinnverhalt, nämlich die Tatsache, daß wir irgend
| |
| etwas im Lichte der ewigen Wesenheit erkennen. Johannes
| |
| aber sagt im Prolog: Das ist ein bloßer Zwischengedanke, der nur bedingt gilt. Im Letzten ist die
| |
| Wahrheit Er, der Logos; und Erkennen bedeutet im
| |
| Letzen, den Logos, Christus zu erkennen und alle
| |
| Dinge in Ihm.|Guardini, S. 103f}}
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| | |
| Und weil der Christus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist, ist auch die Wahrheit ''göttlich'' und ''menschlich'' zugleich.
| |
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| == Wahrheitstheorien ==
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| {{Hauptartikel|Wahrheitstheorie}}
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| | |
| Im Lauf der [[Philosophiegeschichte]] wurden verschiedene [[Wahrheitstheorien]] entwickelt. Nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die wichtigsten Ansätze:
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| | |
| {| class="wikitable zebra" style="width: 90%; margin-left: 2em; text-align: center;"
| |
| !width="20%"|''Position''
| |
| !width="38%"|''Wahrheitsdefinition''
| |
| !width="20%"|''Wahrheitsträger''
| |
| !width="22%"|''Wahrheitskriterium''
| |
| |- | | |- |
| |[[Ontologisch-metaphysische Korrespondenztheorie]] | | | [[Natrium-D-Linie|D<sub>2</sub>]] |
| |„Veritas est adaequatio intellectus et rei“<br />Wahrheit ist die Übereinstimmung von erkennendem Verstand und Sache | | | Na |
| |Denken | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 588,997 |
| |Sachen in der Welt | | | h |
| | | H δ |
| | | 410,175 |
| |- | | |- |
| | [[Dialektisch-materialistische Widerspiegelungstheorie]] | | | D<sub>3</sub> oder d |
| |Übereinstimmung zwischen Bewusstsein und objektiver Realität | | | [[Helium|He]] |
| |Bewusstsein (orthodoxer Marxismus)<br />oder Aussage (moderner Marxismus) | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 587,562 |
| |Praxis<ref name="Wahrheit">Artikel „Wahrheit“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.</ref> | | | H |
| | | Ca<sup>+</sup> |
| | | 396,847 |
| |- | | |- |
| |[[Wikipedia:Wahrheit|Logisch-empiristische Bildtheorie]] | | | e |
| |Übereinstimmung der logischen Struktur des Satzes mit der des von ihm abgebildeten Sachverhalts | | | [[Quecksilber|Hg]] |
| |Satzstruktur | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 546,073 |
| |Struktur der Sachverhalte | | | K |
| | | Ca<sup>+</sup> |
| | | 393,368 |
| |- | | |- |
| |[[Semantische Theorie der Wahrheit]] | | | E<sub>2</sub> |
| |„x ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“ (Für „p“ ist eine beliebige Aussage, für „x“ ein beliebiger Eigennahmen dieser Aussage einzusetzen.) | | | [[Eisen|Fe]] |
| |Satz (der Objektsprache) | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 527,039 |
| |Diskursuniversum (der Objektsprache) | | | L |
| | | Fe |
| | | 382,044 |
| |- | | |- |
| |[[Redundanztheorie]] | | | b<sub>1</sub> |
| |Der Begriff der Wahrheit wird nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen. | | | [[Magnesium|Mg]] |
| | Sätze | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 518,362 |
| | – | | | N |
| | | Fe |
| | | 358,121 |
| |- | | |- |
| |[[Wikipedia:Wahrheit|Performative Theorie]] | | | b<sub>2</sub> |
| |das, was man tut, wenn man sagt, eine Aussage sei wahr | | | Mg |
| |Handlung / Sprechakt / Selbstverpflichtung | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 517,270 |
| |eigenes Verhalten | | | P |
| | | [[Titan (Element)|Ti]]<sup>+</sup> |
| | | 336,112 |
| |- | | |- |
| |[[Kohärenztheorie der Wahrheit|Kohärenztheorie]] | | | b<sub>3</sub> |
| |[[Widerspruchsfreiheit]] / Ableitungsbeziehungen einer Aussage zum System akzeptierter Aussagen | | | Fe |
| |Aussage | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 516,891 |
| |Kein Widerspruch von Aussage und bereits akzeptiertem Aussage-System | | | T |
| | | Fe |
| | | 302,108 |
| |- | | |- |
| |[[Konsenstheorie der Wahrheit|Konsensustheorie]] | | | b<sub>4</sub> |
| |[[diskurs]]iv einlösbarer [[Geltungsanspruch]], der mit einem konstativen Sprechakt verbunden ist | | | Fe |
| |Aussage/Proposition<ref name="Habermas">Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: [[Wikipedia:Helmut Fahrenbach|Helmut Fahrenbach]] (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 249: „Nur Aussagen können wahr oder falsch sein.“</ref> | | | style="border-right:2px solid #aaa" | 516,751 |
| |begründeter Konsens unter Bedingungen einer idealen Sprechsituation<ref name="Habermas" /> | | | t |
| | | [[Nickel|Ni]] |
| | | 299,444 |
| |- | | |- |
| | | b<sub>4</sub> |
| | | Mg |
| | | style="border-right:2px solid #aaa" | 516,733 |
| | | |
| | | |
| | | |
| |} | | |} |
|
| |
|
| == Die Wahrheit ist ein freies schöpferisches Erzeugnis des Menschen == | | == Anwendung == |
| [[Datei:GA3.jpg|thumb|200px|]]
| | Aufgrund ihrer bekannten Wellenlängen werden die Fraunhoferlinien oft zur Bestimmung des [[Wikipedia:Brechungsindex|Brechungsindex]] und der [[Wikipedia:Dispersion (Physik)|Dispersion]] von optischen Materialien genutzt. |
| | |
| {{Zitat|Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.|Johannes-Evangelium|{{BB|Joh|8|31-32|LUT}}}}
| |
| | |
| [[Rudolf Steiner]]s Wahrheitsbegriff deckt sich in ihrem wesentlichen Kern mit ''keiner'' der genannten [[Wahrheitstheorien]], sondern ist auf die [[schöpfer]]ische [[Freiheit]] des [[Individuum|individuellen]] Menschen gegründet.
| |
| | |
| Für [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]], an den Rudolf Steiner in seiner Dissertation anknüpft, muss die Wahrheit ''„thätig und mit Freiheit hervorgebracht werden, durch Anstrengung und eigne Kraftanwendung“''<ref>Johann Gottlieb Fichte: Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit. In: Johann Gottlieb Fichte: Werke. Bd. 8, S. 351</ref> und besteht letztlich darin, ''mit sich selbst'' übereinstimmend zu denken.
| |
| | |
| {{Zitat|Die Frage ist ja gar nicht, ob wir mit andern, sondern ob wir mit uns selbst übereinstimmend denken. Ist das leztere, so können wir des erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu sammeln, bey allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in Übereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie andre denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von aussen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie andre denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch andre. – Mit denen übereinzustimmend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?|Johann Gottlieb Fichte|Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit|ref=<ref>[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Fichte/Fichte_Ueber_Belebung_und_Erhoehung_des_reinen_Interesses_fuer_Wahrheit.pdf Johann Gottlieb Fichte: ''Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit'']</ref>}}
| |
| | |
| Wahrheit ist nichts fertig in der Welt Vorhandenes, sondern etwas [[Freiheit|frei]] und [[Individualität|individuell]] durch das [[Ich]] zu Schaffendes - diesen Standpunkt hat auch [[Rudolf Steiner]] in seinem [[Philosophie|philosophischen]] Grundlagenwerk «[[Wahrheit und Wissenschaft]]» (1892) vertreten:
| |
| | |
| {{GZ|Das Resultat dieser Untersuchungen ist, dass die Wahrheit
| |
| nicht, wie man gewöhnlich annimmt, die ideelle
| |
| Abspiegelung von irgendeinem Realen ist, sondern ein freies
| |
| Erzeugnis des Menschengeistes, das überhaupt nirgends
| |
| existierte, wenn wir es nicht selbst hervorbrächten. Die
| |
| Aufgabe der Erkenntnis ist nicht: etwas schon anderwärts
| |
| Vorhandenes in begrifflicher Form zu wiederholen, sondern
| |
| die: ein ganz neues Gebiet zu schaffen, das mit der
| |
| sinnenfällig gegebenen Welt zusammen erst die volle
| |
| Wirklichkeit ergibt. Damit ist die höchste Tätigkeit des
| |
| Menschen, sein geistiges Schaffen, organisch dem
| |
| allgemeinen Weltgeschehen eingegliedert. Ohne diese
| |
| Tätigkeit wäre das Weltgeschehen gar nicht als in sich
| |
| abgeschlossene Ganzheit zu denken. Der Mensch ist dem
| |
| Weltlauf gegenüber nicht ein müßiger
| |
| Zuschauer, der innerhalb seines Geistes das bildlich
| |
| wiederholt, was sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht,
| |
| sondern der tätige Mitschöpfer des Weltprozesses; und das
| |
| Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus des
| |
| Universums.|3|11f|11}}
| |
| | |
| Rudlof Steiner sieht sich damit im Einklang mit [[Goethe]]:
| |
| | |
| {{GZ|Dem
| |
| einzelnen Menschen erscheint die Wahrheit in einem
| |
| individuellen Kleide. Sie passt sich der Eigenart seiner
| |
| Persönlichkeit an. Besonders für die höchsten, dem Menschen
| |
| wichtigsten Wahrheiten gilt dies. Um sie zu gewinnen,
| |
| überträgt der Mensch seine geistigen, intimsten Erlebnisse auf
| |
| die angeschaute Welt und mit ihnen zugleich das Eigenartigste
| |
| seiner Persönlichkeit. Es gibt auch allgemeingültige
| |
| Wahrheiten, die jeder Mensch aufnimmt, ohne ihnen eine
| |
| individuelle Färbung zu geben. Dies sind aber die
| |
| oberflächlichsten, die trivialsten. Sie entsprechen dem
| |
| allgemeinen Gattungscharakter der
| |
| Menschen, der bei allen der gleiche ist. Gewisse
| |
| Eigenschaften, die in allen Menschen gleich sind, erzeugen über
| |
| die Dinge auch gleiche Urteile. Die Art, wie die Menschen die
| |
| Dinge nach Maß und Zahl ansehen, ist bei allen gleich. Daher
| |
| finden alle die gleichen mathematischen Wahrheiten. In den
| |
| Eigenschaften aber, in denen sich die Einzelpersönlichkeit von
| |
| dem allgemeinen Gattungscharakter abhebt, liegt auch der
| |
| Grund zu den individuellen Ausgestaltungen der Wahrheit.
| |
| Nicht darauf kommt es an, dass in dem einen Menschen die
| |
| Wahrheit anders erscheint als in dem andern, sondern darauf,
| |
| dass alle zum Vorschein kommenden individuellen Gestalten
| |
| einem einzigen Ganzen angehören, der einheitlichen ideellen
| |
| Welt. Die Wahrheit spricht im Innern der einzelnen Menschen
| |
| verschiedene Sprachen und Dialekte; in jedem großen
| |
| Menschen spricht sie eine eigene Sprache, die nur dieser einen
| |
| Persönlichkeit zukommt. Aber es ist immer die eine Wahrheit,
| |
| die da spricht. «Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur
| |
| Außenwelt, so heiß' ich's Wahrheit. Und so kann jeder seine
| |
| eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.» Dies
| |
| ist Goethes Meinung.|6|65f|59}}
| |
| | |
| Die „eine einzige Wahrheit“ kann sich nur auf das Vergangene, Gewordene, Tote beziehen - und versagt gegenüber dem [[Leben]]digen.
| |
| | |
| {{GZ|Dasjenige, was in dem gewöhnlichen Sinne des physischen Planes als wahr gilt,
| |
| das kann sich im Grunde genommen, wenn wir unter Wahrheit verstehen, die Übereinstimmung
| |
| mit dem, was schon ist, nur auf das Vergangene, das heißt auf das Notwendige
| |
| beziehen. Was im lebendigen Entstehen ist, das müssen wir immer produzieren.
| |
| Darinnen müssen wir leben. Darinnen müssen wir uns gerade aus dem Notwendigen
| |
| herausfließende, lebendige Begriffe aneignen gegenüber dem Lebendigen.
| |
| Da können wir nicht auf etwas, womit der Begriff übereinstimmt, hinschauen,
| |
| sondern nur in dem Begriff selber leben.|163|88}}
| |
| | |
| Ganz deutlich betonte Rudolf Steiner diesen schöpferischen Charakter des Erkennens auch in dem Ausblick, mit dem seine 1900 veröffentlichen „[[Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert]]“ ausklingen, die später zu „[[Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriss dargestellt]]“ ([[GA 18]]) erweitert wurden:
| |
| | |
| {{LZ|Wenn ich mit meinen Gedanken die Dinge durchdringe, so füge ich also ein seinem Wesen nach in mir Erlebtes zu den Dingen hinzu. Das Wesen der Dinge kommt mir nicht aus ihnen, sondern ich füge es zu ihnen hinzu. Ich erschaffe eine Ideenwelt, die mir als Wesen der Dinge gilt. Die Dinge erhalten durch mich ihr Wesen. Es ist also unmöglich, nach dem Wesen des Seins zu fragen. Im Erkennen der Ideen enthüllt sich mir gar nichts, was in den Dingen einen Bestand hat. Die Ideenwelt ist mein Erlebnis. Sie ist in keiner anderen Form vorhanden als in der von mir erlebten.|Rudolf Steiner: ''Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert'', Berlin 1900, [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA018_1900.pdf#page=370&view=Fit S. 188]}}
| |
| | |
| Schon in den «[[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hatte Rudolf Steiner geschrieben, dass der Mensch zwangsläufig einen offenbaren oder verhüllten [[Anthropomorphismus]] in seine [[Erkenntnis]]tätigkeit hineinträgt, ja, dass dadurch, wenn es in richtiger Weise geschieht, überhaupt erst Erkenntnis möglich wird. Er entfernt sich dadurch keineswegs von der Wirklichkeit, die grundsätzlich nur in einem Subjekt und Objekt übergreifenden Prozess zu erreichen ist:
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Der Mensch muß die Dinge aus seinem Geiste sprechen
| |
| lassen, wenn er ihr Wesen erkennen will. Alles, was er über
| |
| dieses Wesen zu sagen hat, ist den geistigen Erlebnissen seines
| |
| Innern entlehnt. Nur von sich aus kann der Mensch die
| |
| Welt beurteilen. Er muß anthropomorphisch denken. In die
| |
| einfachste Erscheinung, z. B. in den Stoß zweier Körper
| |
| bringt man einen Anthropomorphismus hinein, wenn man
| |
| sich darüber ausspricht. Das Urteil: «Der eine Körper
| |
| stößt den andern», ist bereits anthropomorphisch. Denn
| |
| man muß, wenn man über die bloße Beobachtung des Vorganges
| |
| hinauskommen will, das Erlebnis auf ihn übertragen,
| |
| das unser eigener Körper hat, wenn er einen Körper
| |
| der Außenwelt in Bewegung versetzt. Alle physikalischen
| |
| Erklärungen sind versteckte Anthropomorphismen. Man
| |
| vermenschlicht die Natur, wenn man sie erklärt, man legt
| |
| die inneren Erlebnisse des Menschen in sie hinein. Aber
| |
| diese subjektiven Erlebnisse sind das innere Wesen der
| |
| Dinge. Und man kann daher nicht sagen, daß der Mensch
| |
| die objektive Wahrheit, das «An sich» der Dinge nicht erkenne,
| |
| weil er sich nur subjektive Vorstellungen über sie
| |
| machen kann.<ref>Goethes Anschauungen stehen in dem denkbar schärfsten Gegensatz
| |
| zur Kantschen Philosophie. Diese geht von der Auffassung aus, daß
| |
| die Vorstellungswelt von den Gesetzen des menschlichen Geistes beherrscht
| |
| werde und deshalb alles, was ihr von außen entgegengebracht
| |
| wird, in ihr nur als subjektiver Abglanz vorhanden sein könne.
| |
| Der Mensch nehme nicht das «An sich» der Dinge wahr, sondern die
| |
| Erscheinung, die dadurch entsteht, daß die Dinge ihn affizieren und
| |
| er diese Affektionen nach den Gesetzen seines Verstandes und seiner
| |
| Vernunft verbindet. Daß durch diese Vernunft das Wesen der Dinge
| |
| spricht, davon haben Kant und die Kantianer keine Ahnung. Deshalb
| |
| konnte die Kantsche Philosophie für Goethe nie etwas bedeuten.
| |
| Wenn er sich einzelne ihrer Sätze aneignete, so gab er ihnen einen
| |
| völlig anderen Sinn, als sie innerhalb der Lehre ihres Urhebers
| |
| haben. Es ist durch eine Notiz, die erst nach Eröffnung des Weimarischen
| |
| Goethe-Archivs bekannt geworden ist, klar, daß Goethe den
| |
| Gegensatz seiner Weltauffassung und der Kantschen sehr wohl
| |
| durchschaute. Für ihn liegt der Grundfehler Kants darin, daß dieser
| |
| «das ''subjektive'' Erkenntnisvermögen nun selbst als ''Objekt'' betrachtet
| |
| und den Punkt, wo ''subjektiv'' und ''objektiv'' zusammentreffen,
| |
| zwar scharf aber nicht ganz richtig sondert». Subjektiv und objektiv
| |
| treten zusammen, wenn der Mensch das, was die Außenwelt ausspricht,
| |
| und das, was sein Inneres vernehmen läßt, zum ''einigen'' Wesen
| |
| der Dinge verbindet. Dann hört aber der Gegensatz von subjektiv
| |
| und objektiv ganz auf; er verschwindet in der geeinten Wirklichkeit.
| |
| Ich habe darauf schon hingedeutet in dieser Schrift S. 218 ff.
| |
| Gegen meine damaligen Ausführungen polemisiert nun K. ''Vorländer''
| |
| im 1. Heft der «Kantstudien». Er findet, daß meine Anschauung
| |
| über den Gegensatz von Goethescher und Kantscher Weltauffassung
| |
| «mindestens stark einseitig und mit klaren Selbstzeugnissen
| |
| Goethes in Widerspruch» sei und sich «aus dem völligen Mißverständnis
| |
| der transzendentalen Methode» Kants von meiner Seite
| |
| erkläre. ''Vorländer'' hat keine Ahnung von der Weltanschauung, in
| |
| der Goethe lebte. Mit ihm zu polemisieren würde mir gar nichts
| |
| nützen, denn wir sprechen verschiedene Sprachen. Wie klar sein
| |
| Denken ist, zeigt sich darin, daß er bei meinen Sätzen nie weiß, was
| |
| gemeint ist. Ich mache z. B. eine Bemerkung zu dem Goetheschen
| |
| Satze: «Sobald der Mensch die Gegenstände um sich her gewahr
| |
| wird, betrachtet er sie in bezug auf sich selbst, und mit Recht. Denn
| |
| es hängt sein ganzes Schicksal davon ab, ob sie ihm gefallen oder
| |
| mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen, ob sie ihm nützen oder
| |
| schaden. Diese ganz natürliche Art, die Sachen anzusehen und zu beurteilen, scheint so leicht zu sein, als sie notwendig ist . . . Ein weit
| |
| schwereres Tagewerk übernehmen diejenigen, deren lebhafter Trieb
| |
| nach Kenntnis die Gegenstände der Natur ''an sich selbst'' und in
| |
| ihren Verhältnissen untereinander zu beobachten strebt, sie suchen
| |
| und untersuchen, was ist, und nicht was behagt.» Meine Bemerkung
| |
| lautet: «Hier zeigt sich, wie Goethes Weltanschauung gerade der
| |
| entgegengesetzte Pol der Kantschen ist. Für Kant gibt es überhaupt
| |
| keine Ansicht über die Dinge, wie sie an sich sind, sondern nur wie
| |
| sie in bezug auf uns ''erscheinen''. Diese Ansicht läßt Goethe nur als
| |
| ganz untergeordnete Art gelten, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
| |
| zu setzen.» Dazu sagt ''Vorländer'': «Diese (Worte Goethes) wollen
| |
| weiter nichts als einleitend den trivialen Unterschied zwischen dem
| |
| Angenehmen und dem Wahren auseinandersetzen. Der Forscher soll
| |
| suchen, <''was ist'' und nicht was ''behagt''>. Wer, wie Steiner, die letztere
| |
| allerdings sehr untergeordnete Art, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
| |
| zu setzen, als diejenige Kants zu bezeichnen wagt, dem ist zu
| |
| raten, daß er sich erst die Grundbegriffe der Kantschen Lehre, z. B.
| |
| den Unterschied von subjektiver und objektiver Empfindung, etwa
| |
| aus § 3 der Kr. d. U. klarmache.» Nun habe ich durchaus nicht, wie
| |
| aus meinem Satze klar hervorgeht, gesagt, daß jene Art, sich zu den
| |
| Dingen in ein Verhältnis zu setzen, die Kants ist, sondern daß Goethe
| |
| die Kantsche Auffassung vom Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt
| |
| nicht entsprechend dem Verhältnis findet, in dem der Mensch
| |
| zu den Dingen steht, wenn er erkennen will, wie sie an sich sind.
| |
| Goethe ist der Ansicht, daß die Kantsche Definition nicht dem
| |
| menschlichen Erkennen, sondern nur dem Verhältnisse entspricht,
| |
| in das sich der Mensch zu den Dingen setzt, wenn er sie in bezug auf
| |
| sein Gefallen und Mißfallen betrachtet. Wer einen Satz in einer solchen
| |
| Weise mißverstehen kann wie ''Vorländer'', der mag es sich ersparen,
| |
| andern Leuten Ratschläge zu geben über ihre philosophische
| |
| Ausbildung, und lieber erst sich die Fähigkeit aneignen, einen Satz
| |
| richtig ''lesen'' zu lernen. Goethesche Zitate aufsuchen und sie historisch
| |
| zusammenstellen kann jeder; sie im Sinne der Goetheschen
| |
| Weltanschauung deuten, kann jedenfalls ''Vorländer'' nicht.</ref> Von einer andern als einer subjektiven
| |
| menschlichen Wahrheit kann gar nicht die Rede sein. Denn
| |
| Wahrheit ist Hineinlegen subjektiver Erlebnisse in den objektiven
| |
| Erscheinungszusammenhang. Diese subjektiven
| |
| Erlebnisse können sogar einen ganz individuellen Charakter
| |
| annehmen. Sie sind dennoch der Ausdruck des inneren
| |
| Wesens der Dinge. Man kann in die Dinge nur hineinlegen,
| |
| was man selbst in sich erlebt hat. Demnach wird auch jeder
| |
| Mensch, gemäß seinen individuellen Erlebnissen etwas in
| |
| gewissem Sinne anderes in die Dinge hineinlegen. Wie ich
| |
| mir gewisse Vorgänge der Natur deute, ist für einen andern,
| |
| der nicht das gleiche innerlich erlebt hat, nicht ganz
| |
| zu verstehen. Es handelt sich aber gar nicht darum, daß alle
| |
| Menschen das gleiche über die Dinge denken, sondern nur
| |
| darum, daß sie, wenn sie über die Dinge denken, im Elemente
| |
| der Wahrheit leben. Man kann deshalb die Gedanken
| |
| eines andern nicht als solche betrachten und sie annehmen
| |
| oder ablehnen, sondern man soll sie als die Verkünder
| |
| seiner Individualität ansehen. «Diejenigen, welche
| |
| widersprechen und streiten, sollten mitunter bedenken, daß
| |
| nicht jede Sprache jedem verständlich sei» (Natw. Schr.,
| |
| 4. Bd., 2. Abt., S. 355). Eine Philosophie kann niemals eine
| |
| allgemeingültige Wahrheit überliefern, sondern sie schildert
| |
| die inneren Erlebnisse des Philosophen, durch die er
| |
| die äußeren Erscheinungen deutet.
| |
| | |
| Wenn ein Ding durch das Organ des menschlichen Geistes
| |
| seine Wesenheit ausspricht, so kommt die volle Wirklichkeit
| |
| nur durch den Zusammenfluß des äußeren Objektiven
| |
| und des inneren Subjektiven zustande. Weder durch einseitiges
| |
| Beobachten, noch durch einseitiges Denken erkennt
| |
| der Mensch die Wirklichkeit. Diese ist nicht als etwas Fertiges
| |
| in der objektiven Welt vorhanden, sondern wird erst
| |
| durch den menschlichen Geist in Verbindung mit den Dingen
| |
| hervorgebracht. Die objektiven Dinge sind nur ein Teil
| |
| der Wirklichkeit. Wer ausschließlich die sinnliche Erfahrung
| |
| anpreist, dem muß man mit Goethe erwidern, «daß
| |
| die Erfahrung nur die Hälfte der Erfahrung ist» (Natw.
| |
| Schr., 4. Bd., 2. Abt., S. 503). «Alles Faktische ist schon
| |
| Theorie», d. h. es offenbart sich im menschlichen Geiste ein
| |
| Ideelles, wenn er ein Faktisches betrachtet. Diese Weltauffassung,
| |
| die in den Ideen die Wesenheit der Dinge erkennt
| |
| und die Erkenntnis auffaßt als ein Einleben in das Wesen
| |
| der Dinge, ist nicht ''[[Mystik]]''. Sie hat aber mit der Mystik das
| |
| gemein, daß sie die objektive Wahrheit nicht als etwas in
| |
| der Außenwelt Vorhandenes betrachtet, sondern als etwas,
| |
| das sich im Innern des Menschen wirklich ergreifen läßt.
| |
| Die entgegengesetzte Weltanschauung versetzt die Gründe
| |
| der Dinge hinter die Erscheinungen, in ein der menschlichen
| |
| Erfahrung jenseitiges Gebiet. Sie kann nun entweder sich
| |
| einem blinden ''[[Glauben]]'' an diese Gründe hingeben, der von
| |
| einer positiven Offenbarungsreligion seinen Inhalt erhält,
| |
| oder Verstandeshypothesen und Theorien darüber aufstellen,
| |
| wie dieses jenseitige Gebiet der Wirklichkeit beschaffen
| |
| ist. Der Mystiker sowohl wie der Bekenner der Goetheschen
| |
| Weltanschauung lehnen sowohl den Glauben an ein
| |
| Jenseitiges, wie auch die Hypothesen über ein solches ab,
| |
| und halten sich an das wirkliche Geistige, das sich in dem
| |
| Menschen selbst ausspricht." {{Lit|{{G|1|335ff|335}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| == Subjekt und Objekt ==
| |
| {{Textbox|<poem><center><small>Johann Wolfgang Goethe</small>
| |
| Vermächtnis</center>
| |
| Kein Wesen kann zu nichts zerfallen!
| |
| Das Ewge regt sich fort in allen,
| |
| Am Sein erhalte dich beglückt!
| |
| Das Sein ist ewig: denn Gesetze
| |
| Bewahren die lebendgen Schätze,
| |
| Aus welchen sich das All geschmückt.
| |
| | |
| Das Wahre war schon längst gefunden,
| |
| Hat edle Geisterschaft verbunden;
| |
| Das alte Wahre, faß es an!
| |
| Verdank es, Erdensohn, dem Weisen,
| |
| Der ihr, die Sonne zu umkreisen,
| |
| Und dem Geschwister wies die Bahn,
| |
| | |
| Sofort nun wende dich nach innen:
| |
| Das Zentrum findest du da drinnen,
| |
| Woran kein Edler zweifeln mag.
| |
| Wirst keine Regel da vermissen:
| |
| Denn das selbständige Gewissen
| |
| Ist Sonne deinem Sittentag.
| |
| | |
| Den Sinnen hast du dann zu trauen,
| |
| Kein Falsches lassen sie dich schauen,
| |
| Wenn dein Verstand dich wach erhält.
| |
| Mit frischem Blick bemerke freudig
| |
| Und wandle sicher wie geschmeidig,
| |
| Durch Auen reichbegabter Welt.
| |
| | |
| Genieße mäßig Füll und Segen;
| |
| Vernunft sei überall zugegen,
| |
| Wo Leben sich des Lebens freut.
| |
| Dann ist Vergangenheit beständig,
| |
| Das Künftige voraus lebendige
| |
| Der Augenblick ist Ewigkeit.
| |
| | |
| Und war es endlich dir gelungen,
| |
| Und bist du vom Gefühl durchdrungen:
| |
| Was fruchtbar ist, allein ist wahr –
| |
| Du prüfst das allgemeine Walten,
| |
| Es wird nach seiner Weise schalten,
| |
| Geselle dich zur kleinsten Schar.
| |
| | |
| Und wie von alters her, im stillen,
| |
| Ein Liebewerk nach eignem Willen
| |
| Der Philosoph, der Dichter schuf,
| |
| So wirst du schönste Gunst erzielen:
| |
| Denn edlen Seelen vorzufühlen
| |
| Ist wünschenswertester Beruf. <small><ref>Goethe: ''Gedichte - Ausgabe letzter Hand 1827'', Goethe-BA Bd. 1, 541 [http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Gedichte/Gedichte+%28Ausgabe+letzter+Hand.+1827%29/Gott+und+Welt/Verm%C3%A4chtnis]</ref></small></poem>}}
| |
| | |
| Tatsächlich lässt sich der Begriff der Wahrheit nur im [[Subjekt]] und [[Objekt]] übergreifenden, [[individuell]]en Bezug auf die [[Wirklichkeit]] sinnvoll formulieren, womit aber keineswegs ein willkürlicher [[Relativismus]] begründet wird. Der [[Quantenchemiker]] [[Hans Primas]] schreibt dazu:
| |
| | |
| {{LZ|In der von
| |
| René Descartes (1596 - 1650) begründeten
| |
| Philosophie zerlegt das Subjekt die Welt in
| |
| einfache Sachverhalte und betrachtet die objektive
| |
| Welt einfach als Summe dieser elementaren
| |
| Sachverhalte. Dagegen steht in der
| |
| Quantenmechanik so etwas wie ein «[[Ding an sich]]» nicht mehr zur Diskussion. Ein Subjekt
| |
| ist ein Subjekt, weil es in Relation zu einem
| |
| Objekt steht. Ein Objekt ist ein Objekt, weil
| |
| es in Relation zu einem Subjekt steht. Das bisher
| |
| übliche Kompartimentalisierungsdenken
| |
| muß aufgegeben werden. Die Quantenmechanik
| |
| beschreibt die materielle Welt primär als
| |
| ein unteilbares Ganzes; das Heraustrennen
| |
| einzelner Objekte bedarf einer Rechtfertigung,
| |
| welche prinzipiell außerhalb der Prinzipien
| |
| der Quantenmechanik liegt.
| |
| | |
| In jeder ganzheitlichen Theorie kann man
| |
| über ein Phänomen in Klarheit und Deutlichkeit
| |
| nur sprechen, wenn man zugleich den
| |
| [[Kontext]] angibt, von dem aus es bestimmt ist.
| |
| Isolierte «Fakten» beweisen wenig, sie erlangen
| |
| ihren Beweiswert erst durch die Angabe
| |
| des Kontexts, in dem sie beobachtet wurden.
| |
| Jeder Kontext hat seine implizierten Vorgaben,
| |
| die wir als Bezugspunkte zur Beschreibung
| |
| der Natur auswahlen. Entscheidet man
| |
| sich für andere Vorgaben, so wählt man einen
| |
| anderen Kontext mit anderer Perspektive, so
| |
| daß die Natur anders gesehen wird.|Primas, S. 114f.}}
| |
| | |
| Ähnlich dachte schon [[Johann Wolfgang von Goethe]]:
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "In monumentaler Weise hat Goethe den Gesichtspunkt der höchsten [[Erkenntnis]] in den Worten angedeutet:
| |
| | |
| «Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiß' ich's Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.»<ref name=goethe>Goethe: ''Maximen und Reflexionen'' (1923){{Zeno-Werk|http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Aphorismen+und+Aufzeichnungen/Maximen+und+Reflexionen/Aus+%C2%BBKunst+und+Altertum%C2%AB/Vierten+Bandes+zweites+Heft.+1823|Maximen und Reflexionen, 4. Band, 2. Heft (1823)|Johann Wolfgang Goethe}}</ref>
| |
| | |
| Jeder hat seine eigene Wahrheit: weil jeder ein individuelles, besonderes Wesen neben und mit anderen ist. Diese anderen Wesen wirken auf ihn durch seine Organe. Von dem individuellen Standpunkte aus, auf den er gestellt ist, und je nach der Beschaffenheit seines Wahrnehmungsvermögens bildet er sich im Verkehr mit den Dingen seine eigene Wahrheit. Er gewinnt sein Verhältnis zu den Dingen. Tritt er dann in die Selbsterkenntnis ein, lernt er sein Verhältnis zu sich selbst kennen, dann löst sich seine besondere Wahrheit in die allgemeine Wahrheit auf; diese allgemeine Wahrheit ist in allen dieselbige.
| |
| | |
| Das Verständnis für die Aufhebung des Individuellen,
| |
| des einzelnen Ich zum All-Ich in der Persönlichkeit betrachten | |
| tiefere Naturen als das im Innern des Menschen sich
| |
| offenbarende Geheimnis, als das Ur-Mysterium des Lebens.
| |
| Auch dafür hat ''Goethe'' einen treffenden Ausspruch
| |
| gefunden: «Und so lang du das nicht hast,dieses: Stirb
| |
| und Werde! Bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen
| |
| Erde.»
| |
| | |
| Nicht eine gedankliche Wiederholung, sondern ein reeller
| |
| Teil des Weltprozesses ist das, was sich im menschlichen
| |
| Innenleben abspielt. Die Welt wäre nicht, was sie ist, wenn
| |
| sich das zu ihr gehörige Glied in der menschlichen Seele
| |
| nicht abspielte. Und nennt man das höchste, das dem Menschen
| |
| erreichbar ist, das Göttliche, dann muß man sagen,
| |
| daß dieses Göttliche nicht als ein Äußeres vorhanden ist,
| |
| um ''bildlich'' im Menschengeiste wiederholt zu werden, sondern
| |
| daß dieses Göttliche im Menschen ''erweckt'' wird. Dafür
| |
| hat [[Angelus Silesius]] die rechten Worte gefunden: «Ich
| |
| weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben; werd'
| |
| ich zu nicht, er muß von Not den Geist aufgeben.» «Gott
| |
| mag nicht ''ohne mich'' ein einzig's Würmlein machen:
| |
| erhalt' ich's nicht mit ihm, so muß es stracks zerkrachen.»
| |
| Eine solche Behauptung kann nur der machen, welcher
| |
| voraussetzt, daß im Menschen etwas zum Vorschein
| |
| kommt, ohne welches ein äußeres Wesen nicht existieren
| |
| kann. Wäre alles, was zum «Würmlein» gehört, auch ohne
| |
| den Menschen da, dann könnte man unmöglich davon sprechen,
| |
| daß es «zerkrachen» müßte, wenn der Mensch es
| |
| nicht erhielte.
| |
| | |
| Als geistiger Inhalt kommt der innerste Kern der Welt
| |
| in der Selbsterkenntnis zum Leben. Das Erleben der Selbsterkenntnis
| |
| bedeutet für den Menschen Weben und Wirken
| |
| innerhalb des Weltenkernes." {{Lit|{{G|7|33f|33}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| Oder wie es [[Johannes Scottus Eriugena]] mit dem Hinweis auf [[Dionysius Areopagita]] ausdrückt:
| |
| | |
| {{Zitat|Denn die Gedanken der Dinge sind wahrhaft die Dinge selbst, wie der heilige Dionysius sagt: „die Erkenntnis des Seienden ist das Seiende selbst;“ aber ihre uranfänglichen Ursachen und Gründe werden durch Denktätigkeit, nicht durch die Dinge selbst zur Vereinigung geführt.|Johannes Scottus Eriugena|''Über die Einteilung der Natur''|ref=<ref>Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): ''Über die Eintheilung der Natur'', Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 133f [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf#page=140&view=Fit]</ref>}}
| |
| | |
| Die [[Subjekt-Objekt-Spaltung]], ohne die unser [[Ich-Bewusstsein]] nicht möglich wäre, durch die sich aber die Wahrheit zunächst unter dem Schleier der Objekte verhüllt, wird durch das [[Ich]] auf jeweils [[individuell]]e Weise hervorgerufen und kann auch nur durch das individuelle Ich wieder enthüllt werden. Indem im [[Erkenntnis]]akt die Wahrheit aufleuchtet, wird die durch unser [[Ich-Bewusstsein]] aufgerissene Kluft zwischen [[Ich]] und Welt wieder überwunden.
| |
| | |
| Mit dem an [[Sinne]] gebundenen [[Verstand]] stehen wir den Dingen ''gegenüber'', wir sind von ihnen getrennt. Wir sehen sie nur von außen und sie bleiben uns dadurch letztlich fremd. So ist es nicht in der wahren [[Erkenntnis]], wie auch die [[Gnosis|Gnostiker]] betonen. Hier ist die Trennung aufgehoben. Wir ''werden'' selbst, was wir erkennen - und darum ist ''diese'' Subjekt und Objekt übergreifende Erkenntnis zugleich immer auch ''wahre'' [[Selbsterkenntnis]]. Im [[apokryphen]] [[Valentinianer|valentinianischen]] [[Philippusevangelium]] heißt es entsprechend:
| |
| | |
| {{Zitat|Niemand kann etwas Unvergängliches wahrnehmen,
| |
| außer er wird selbst unvergänglich.
| |
| | |
| Es ist mit der Wahrheit nicht so wie auf der Welt,
| |
| wo der Mensch die Sonne sieht, ohne selbst Sonne zu
| |
| sein, wo er den Himmel sieht und die Erde und alles
| |
| Übrige, ohne selbst Himmel, Erde und dergleichen zu
| |
| sein. Sondern im Reich der Wahrheit siehst du etwas
| |
| von ihr und wirst selbst zu ihr. Du siehst den Geist
| |
| und wirst selbst zu Geist. Du siehst Christus: du wirst
| |
| Christus. Du siehst den Vater: du wirst zum Vater.
| |
| Hier auf dieser Welt also siehst du alle Dinge, siehst
| |
| aber dich selbst nicht. In der anderen Welt jedoch
| |
| siehst du dich selbst. Denn was du dort siehst, das
| |
| wirst du selbst.|[[Philippusevangelium]]|Spruch 44|ref= <ref>Dietzfelbringer, S. 107</ref>}}
| |
| | |
| Oder wie es der [[Wikipedia:österreich|österreich]]ische Arbeiterdichter [[Alfons Petzold]] poetisch ausdrückte:
| |
| | |
| {{Zitat|vor=|nach=|<poem>;ICH BIN DIE WELT
| |
| Der Erde Dasein ist in mir begründet,
| |
| ich bin ihr Raum und bin auch ihre Zeit,
| |
| und was der Tag an Kraft in mir entzündet,
| |
| das nimmt sie auf in ihre Ewigkeit.
| |
| | |
| Ich bin die Welt, in meinem Pulsgetriebe
| |
| sagt dies mir laut und deutlich jeder Schlag,
| |
| und was mich ewig macht, das ist die Liebe,
| |
| mit der ein Gott erschuf den ersten Tag.</poem>|Alfons Petzold|''Pfad aus der Dämmerung'', Wien 1947}}
| |
| | |
| == Die lebendige Wahrheit lebt im [[Ätherleib]] ==
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| Mit dem an das Werkzeug des [[physisch]]en [[Gehirn]]s gebundenen [[Verstand]]esdenken lassen sich nur ''tote'' Wahrheiten erfassen, die sich auf das bereits Gewordene beziehen, das bereits mehr oder weniger fertig in der Welt vorhanden ist. Zwar lassen sich auf diese Weise mannigfaltigste gesetzmäßige Beziehungen zwischen den einzelnen [[Erscheinung]]en der gewordenen Welt erhellen und in logisch zusammenhängender Weise darstellen, was durchaus zur [[Erkenntnis]] der [[Physische Welt|physischen Welt]] notwendig ist, doch bleibt die Erkenntnis dennoch unvollständig, solange das heute fertig Gewordene nicht in seinem ursprünglichen [[Werden]], aus dem es einst hervorgegangen ist, erfasst wird. Zwar lassen sich mit dem Verstandesdenken auch Veränderungen des bereits Gewordenen, das durchaus nicht starr und unveränderlich gedacht werden muss, beschreiben, in dem sie auf das gesetzmäßige Zusammenwirken einzelner Teilelemente des Gewordenen bezogen werden, doch ist damit das eigentliche ''lebendige'' Werden noch nicht erfasst. Man bleibt immer noch bei der bloßen Kombination fertiger ''toter'' Elemente stehen. Wahres Werden ist erst dort gegeben, wo etwas völlig Neues, zuvor noch nicht Vorhandenes und auch nicht aus bereits Vorhandenem Ableitbares gleichsam aus dem [[Nichts]] entsteht. Solange das lebendige Werden nicht begriffen wird, bleibt auch das Gewordene seinem eigentlichen Ursprung nach unverständlich, so wie der Leichnam unverständlich bleibt, solange er nicht als das Ergebnis eines ehemals Lebendigen erkannt wird. Die volle Wahrheit, die das lebendige Werden mit umfasst, kann erst durch die lebendige Tätigkeit des [[Ätherleib]]s ergriffen werden:
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| "Indem die Wahrheit in Form der Gedanken im Menschen lebt, lebt sie im
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| ätherischen Leib. Wahrheit erfaßt unmittelbar den Ätherteil des Kopfes und überträgt
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| sich da natürlich als Wahrheit auf den physischen Teil des Kopfes." {{Lit|{{G|170|72}}}}
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| "Das Wahre nimmt man eigentlich erst dann wahr, wenn es einem gelingt, die Urteile so
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| zu erfassen, daß man sie losbekommt vom physischen Leibe, daß man den Ätherleib
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| losbekommt vom physischen Leibe. Das erste Hellsehen ist schon das wirklich reine
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| Denken. Derjenige, der einen reinen Gedanken faßt, ist schon hellsehend. Nur ist
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| das gewöhnliche menschliche Denken eben kein reines Denken, sondern ein von
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| sinnlichen Vorstellungen, von Phantasmen erfülltes Denken. Aber derjenige, der einen
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| reinen Gedanken faßt, ist eigentlich schon hellsehend, denn der reine Gedanke
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| kann nur im Ätherleibe gefaßt werden." {{Lit|{{G|176|116}}}}
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| "Weil der Mensch mit seinem Bewußtsein nicht so untertaucht in seinen Ätherleib, kommt ihm die Wahrheit als etwas
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| Fertiges vor. Das ist gerade das Bestürzende, das Überraschende der [[Initiation]], daß man beginnt, die Wahrheit, wie sie da hineinpulst in den Ätherleib, als etwas ebenso Freies zu empfinden, wie man sonst das Hereinpulsieren der Moralität empfindet
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| oder der Schönheit in den astralischen Leib. Das ist dieses Bestürzende, Überraschende
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| aus dem Grunde, weil es den Menschen, der irgendeine Initiation durchgemacht
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| hat, in ein viel freieres Verhältnis zur Wahrheit bringt, und dadurch in ein
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| viel verantwortungsvolleres Verhältnis zur Wahrheit. Tritt die Wahrheit ganz unbewußt
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| in uns herein, dann ist sie fertig, und dann sagen wir einfach mit der gewöhnlichen
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| Logik: das ist wahr, das ist unwahr. Dann hat man ein viel geringeres Verantwortlichkeitsgefühl
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| gegenüber der Wahrheit, als wenn man weiß, daß die Wahrheit
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| geradeso im Grunde abhängig ist von tiefliegenden Sympathie- und Antipathiegefühlen
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| wie die Moralität und wie die Schönheit, so daß man ein gewisses freies Verhältnis
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| zur Wahrheit hat. Hier liegt ein subjektives Mysterium vor, das sich darin
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| äußert, daß manche, die nicht in richtiger, würdiger Weise sich dem Erlebnis der Initiation
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| nähern, an ihrem Wahrheitsgefühl nicht so gewinnen, daß sie ein größeres
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| Verantwortlichkeitsgefühl, das sie gegenüber der aufgezwungenen Wahrheit haben,
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| verlieren und in ein gewisses unwahres Element hineinkommen." {{Lit|{{G|170|72f}}}}
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| == Der Ursprung der Wahrheit auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] ==
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| Wahrheit, [[Schönheit]] und [[Güte]] sind die drei großen [[Tugend]]en des [[Eingeweihter|Eingeweihten]], der in dieser Beziehung nur den anderen Menschen beispielgebend voranschreitet, damit sie sich diese Tugenden auch einmal im vollen Umfang erwerben. Die Anlage zu diesen Tugenden haben wir bereits in der Vergangenheit zu suchen, allerdings sind sie sehr unterschiedlichen Alters. Da die Wahrheit im [[Ätherleib]] lebt, müssen wir ihren Ursprung dort suchen, wo der Ätherleib des Menschen entstanden ist. Die erste Anlage des menschlichen Ätherleibs wurde auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] als Gabe der [[Geister der Weisheit]] gebildet. Damals wurde auch die Wahrheit veranlagt und sie ist damit die älteste der drei genannten Tugenden; die Schönheit geht auf das [[Alter Mond|alte Mondendasein]] zurück, wo sich zugleich die Wahrheit weiter bis zur [[Weisheit]] geläutert hat, und der Sinn für das [[Gute]] wird erst auf der [[Erde (Planet)|Erde]] entwickelt:
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| "So steht der Mensch zum Wahren, Schönen, Guten. Im Wahren öffnet er seinen Ätherleib, zunächst den Ätherteil des Kopfes, unmittelbar dem Kosmos. Im Schönen öffnet er seinen astralischen Leib unmittelbar dem Kosmos. In der Moralität öffnet er unmittelbar sein Ich dem Kosmos. Im Wahren - wir werden diese Dinge morgen weiter ausführen und dann auch die Gesetze des Lebens zwischen Geburt und Tod und auch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt anführen -, im Wahren haben wir etwas, was am längsten schon vorbereitet ist für den Menschen. Im Schönen haben wir etwas, was verhältnismäßig kürzer vorbereitet ist; und im Moralischen haben wir etwas, was erst jetzt auf der Erde seinen Anfang nimmt. Was in der Wahrheit lebt, die sich zur Weisheit läutert, nimmt eigentlich schon während der Sonnenentwickelung seinen ersten Anfang, hat dann in einer gewissen Weise seinen Höhepunkt in der Mondenentwickelung, lebt sich weiter ein in der Erdenentwickelung, und wird im wesentlichen schon vollendet sein bei dem, was wir als die Jupiterentwickelung kennen. Da wird das menschliche Wesen mit Bezug auf den Inhalt der Weisheit einen gewissen vollen Abschluß erlangt haben. Schönheit - was eine sehr innerliche Sache für den Menschen ist - nimmt ihren Anfang während der Mondenentwickelung, setzt sich während der Erdenentwickelung fort, wird den Abschluß erlangen während der Venusentwickelung, was wir die Venusentwickelung nennen." {{Lit|{{G|170|74}}}}
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| Auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] konnte die Wahrheit vom [[Mensch]]en noch nicht [[individuell]] erfasst werden, ebensowenig auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] die [[Weisheit]], die sich dort entwickelt hat. Das konnte erst auf der [[Erde (Planet)|Erde]] beginnen, seit der Mensch hier sein [[Ich]] entwickelt. Seit dem tritt zur [[göttlich]]en Weisheit die individuelle menschliche hinzu.
| | Bei der spektroskopischen Temperaturbestimmung lässt sich aus der Intensitätsverteilung des Spektrums und mit Hilfe der [[Wikipedia:Boltzmannverteilung|Boltzmannverteilung]] die Oberflächentemperatur ermitteln. Sind beispielsweise die [[Wikipedia:Balmer-Serie|Balmerlinien]] im [[Wikipedia:Sonnenstrahlung|Spektrum der Sonne]] als Fraunhoferlinien zu beobachten, so muss die Temperatur so hoch sein, dass bei einem Teil der Wasserstoffatome der erste angeregte Zustand (n = 2) besetzt ist. Beispielsweise ist bei der Sonne mit 6000 K Oberflächentemperatur jedes hundertmillionste Wasserstoffatom im ersten [[Wikipedia:Angeregter Zustand|angeregten Zustand]]. |
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| ==Literatur==
| | Die ersten Hinweise auf das chemische Element [[Helium]] waren 1868 seine Absorptionslinien im Spektrum des Sonnenlichts. In der Astronomie werden Fraunhoferlinien genutzt, um die Zusammensetzung von Sternen zu bestimmen. |
| * [[Wikipedia:Romano Guardini|Romano Guardini]]: ''Die letzten Dinge: Die christliche Lehre vom Tode, der Läuterung nach dem Tode, Auferstehung, Gericht und Ewigkeit'', Topos Verlag 2008 (1. Aufl. 1952), ISBN 978-3836704618
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| *Konrad Dietzfelbringer: ''Apokryphe Evangelien aus Nag Hammadi'', Königsdorfer-Verlag 2004, ISBN 978-3980784733
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| *[[Hans Primas]]: ''Kann Chemie auf Physik reduziert werden?'' Erster Teil: ''Das Molekulare Programm'' in: [[Wikipedia:Chemie in unserer Zeit|Chemie in unserer Zeit]] 19/4 (August 1985) {{doi|10.1002/ciuz.19850190402}}
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| *Rudolf Steiner: ''Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert'', Verlag Siegfried Cronbach, Berlin 1900 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA018_1900.pdf pdf (1900)]
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| *Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
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| *Rudolf Steiner: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung''. 8. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2002, ISBN 3-7274-0020-X; '''Tb 629''', ISBN 978-3-7274-6290-0 {{Schriften|002}}
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| *Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7
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| *Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1990)
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| *Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
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| *Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
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| *Rudolf Steiner: ''Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung '', [[GA 163]] (1986), ISBN 3-7274-1630-0
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| *Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992)
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| *Rudolf Steiner: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten'', [[GA 176]] (1982)
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| *Rudolf Steiner: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]], (1980)
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| *Rudolf Steiner: ''Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung'', [[GA 211]] (1986), ISBN 3-7274-2110-X {{Vorträge|211}}
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| *[[Sigismund von Gleich]]: ''Die Wahrheit als Gesamtumfang aller Weltansichten'', J. Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1989
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| *[[Herbert Witzenmann]]: ''Das Wahrheitsproblem im Lichte der Urteilslehre Rudolf Steiners'', Aufsatz in: ''Verstandesblindheit und Ideenschau'', S.16-31, Gideon Spicker Verlag, Dornach, 1. Aufl. 1985
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| {{GA}}
| | Die Fraunhofer C-, F-, G'-, und h-Linien stimmen mit den alpha-, beta-, gamma- und delta-Linien der [[Wikipedia:Balmer-Serie|Balmer-Serie]] eines Wasserstoffatoms überein. Die Linien A, B, a, Y und Z sind nicht solaren, sondern terrestrischen Ursprungs, das heißt: Sie entstehen durch Absorption in der [[Wikipedia:Erdatmosphäre|Erdatmosphäre]]. |
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| == Siehe auch == | | == Einzelnachweise == |
| * {{WikipediaDE|Wahrheit}}
| | <references /> |
| * [[Wahrheitskriterium]]
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| * [[Wahrhaftigkeit]]
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| == Weblinks == | | == Weblinks == |
| * {{Eisler|Wahrheit}}
| | {{Commons|Fraunhofer lines|Fraunhoferlinie}} |
| * {{Kirchner|Wahrheit}}
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| * {{UTB-Philosophie|Brigitte Wiesen|948|Wahrheit}}
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| *[http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Philippusevangelium.htm Das Philippusevangelium] (Gerd Albrecht)
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| * [http://web.archive.org/web/20070912010206/http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node87.html#SECTION000190000000000000000 Das Philippusevangelium] (deutsche Übersetzung von Gerd Lüdemann und Martina Janßen)
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| * [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie2b.html Projekt Wahrheit] Website
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| == Einzelnachweis ==
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| <references/>
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