Holismus und George Adams: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Holismus''' ({{ELSalt|ὅλος}} ''holos'' „ganz“) als moderne '''Ganzheitslehre''' vertritt den [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Standpunkt, dass ''das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile''. Die Bezeichnung wurde erstmals von [[Wikipedia:Jan Christiaan Smuts|Jan Christiaan Smuts]] in seinem [[Wikipedia:1926|1926]] erschienen Buch ''Holism and Evolution'' verwendet. Smuts schreibt dazu im Vorwort:
[[Datei:George Adams.jpg|thumb|George Adams]]
'''George Adams''', eigentlich ''George von Kaufmann'' (* [[Wikipedia:8. Februar|8. Februar]] [[Wikipedia:1894|1894]] in [[Wikipedia:Marijampolė|Marijampolė]], damals [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]]; † [[Wikipedia:30. März|30. März]] [[Wikipedia:1963|1963]] in [[Wikipedia:Birmingham|Birmingham]]) war ein [[Wikipedia:Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Wikipedia:Mathematiker|Mathematiker]] und [[Anthroposophie|Anthroposoph]].


{{Zitat|Dieser Faktor, der in der Folge Holismus genannt wird, liegt der synthetischen Tendenz im Universum zugrunde und ist das Prinzip, das für den Ursprung und den Fortschritt von Ganzheiten im Universum sorgt. Es wird versucht zu zeigen, dass diese ganzheitliche Tendenz von grundlegender Natur ist, dass sie einen gut gekennzeichneten, nachvollziehbaren Charakter hat und dass Evolution nichts ist als die allmähliche Entwicklung und Strukturierung einer fortschreitenden Reihe von Ganzheiten, die sich von den anorganischen Anfängen bis zu den höchsten Ebenen der geistigen Schöpfung erstrecken.|Jan Christiaan Smuts|''Holism and Evolution'', Vorwort|ref=<ref>„This factor, called Holism in the sequel, underlies the synthetic tendency in the universe, and is the principle which makes for the origin and progress of wholes in the universe. An attempt is made to show that this whole-making or holistic tendency is fundamental in nature, that it has a well-marked ascertainable character, and that Evolution is nothing but the gradual development and stratification of progressive series of wholes, stretching from the inorganic beginnings to the highest levels of spiritual creation.“<br />Jan Christiaan Smuts: ''Holism and Evolution'', Preface [https://archive.org/details/holismevolution00smut/page/n7]</ref>}}
== Leben ==
George Adams wurde als Sohn des australisch-deutschen Industriellen ''Georg von Kaufmann'' und der Engländerin ''Mary Adams'' im damaligen Ost[[Wikipedia:galizien|galizien]] geboren. Er studierte zwischen 1912 und 1918 Chemie (B.A.) und Mathematik (M.A.) an der [[Wikipedia:University of Cambridge|University of Cambridge]]; dabei beschäftigte er sich intensiv mit den Werken [[Wikipedia:Alfred North Whitehead|Whiteheads]] und [[Wikipedia:Bertrand Russell|Russells]].


Ansätze zu einem holistischen Weltbild finden sich  aber schon viel früher bei [[Gottfried Wilhelm Leibniz]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]] und [[Aristoteles]].
1914 lernte er die Anthroposophie [[Rudolf Steiner]]s kennen; er wirkte bei dessen Vorträgen in England als [[Wikipedia:Dolmetscher|Dolmetscher]] und übersetzte später zahlreiche Werke Steiners ins Englische. 1916 trat er der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] bei. Seine eigenen Arbeiten beschäftigen sich mit Fragestellungen des [[Goetheanismus]], etwa mit der [[Wikipedia:Projektive Geometrie|projektiven Geometrie]], nach 1935 teils zusammen mit seiner Mitarbeiterin Olive Whicher.


Der Holismus geht heute davon aus, dass die einzelnen Elemente, in die sich ein [[System]] gliedert, das als „[[Ganzheit]]“ oder „[[Gestalt]]“ aufgefasst wird, durch die inneren [[Struktur]]beziehungen vollständig bestimmt sind. Der Holismus steht damit im diametralen Gegensatz zu dem in den [[Naturwissenschaft]]en heute überwiegend vertretenen [[Reduktionismus]]. Das Hauptargument gegen den Reduktionismus ist dabei das Phänomen der „[[Emergenz]]“, d.h. der nicht vollständigen Erklärbarkeit des Ganzen aus den Teilen. Dass die [[Welt]] aber auch aus [[physik]]alischer Sicht letzlich als Ganzheit zu betrachten ist, hat der [[Physik]]er [[Hans-Peter Dürr]] nachdrücklich betont:
1939 meldete er sich in London freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zunächst als Dolmetscher in einem Gefangenenlager eingesetzt, jedoch nach einem halben Jahr entlassen. Nachdem seine deutschen Beziehungen kritisch geprüft wurden, nannte er sich ab 1940 ''George Adams''. Bis Kriegsende diente er darauf weiter als Abhörer beim [[Wikipedia:BBC Monitoring|BBC Monitoring]] und im Luftschutz.


{{LZ|So steht das Getrennte (etwa durch die Vorstellung isolierter Atome) nach neuer Sichtweise nicht am Anfang der Wirklichkeit, sondern näherungsweise Trennung ist mögliches Ergebnis einer Strukturbildung, nämlich: Erzeugung von Unverbundenheit durch Auslöschung im Zwischenbereich (Dürr 1992). Die Beziehungen zwischen Teilen eines Ganzen ergeben sich also nicht erst sekundär als Wechselwirkung von ursprünglich Isoliertem, sondern sind Ausdruck einer primären Identität von allem. Eine Beziehungsstruktur entsteht also nicht nur durch Kommunikation, einem wechselseitigen Austausch von Signalen, verstärkt durch Resonanz, sondern gewissermaßen auch durch Kommunion, durch Identifizierung...
Er starb bei einer befreundeten Familie im Birminghamer Stadtteil [[Wikipedia:Edgbaston|Edgbaston]], knapp vier Jahre nach einem schweren [[Wikipedia:Myokardinfarkt|Herzinfarkt]].


Die [[holistisch]]en Züge der Wirklichkeit, wie sie in der neuen fundamentalen Struktur der Materie zum Ausdruck kommen, bieten hierbei die entscheidende Voraussetzung dafür, daß die für uns wesentlichen Merkmale des Lebendigen dabei nicht zu mechanistischen Funktionen verstümmelt werden.|Dürr 1997}}
== Werke ==
*''Fruits of Anthroposophy'', London 1922
*''Christ and the Earth'', London 1927
*''Synthetische Geometrie, Goethesche Metamorphosenlehre und Mathematische Physik''. In: ''Mathesis'', Stuttgart 1931
*''The Anthroposophical Movement'', London 1932
*''Von dem ätherischen Raum''. In: ''Natura'', 6. Jg., Heft 5/6, 1933
**Buchausgabe: Freies Geistesleben (Studien und Versuche 6), Stuttgart 1964; 2. A. 1981, ISBN 3-7725-0036-6
*''Space and the Light of the Creation. A new Essay in Cosmic Theory'', London 1933
*''Strahlende Weltgestaltung. Synthetische Geometrie in geisteswissenschaftlicher Beleuchtung''. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1934; 2. A. ebd. 1965, ISBN 3-7235-0002-1
*''Christ in the Power of Memory and the Power of Love'', East Grinstead 1938
*''The Mysteries of the Rose-Cross'', East Grinstead 1955; London 1989
**Beide Titel auf deutsch als: ''Das Rosenkreuzertum als Mysterium der Trinität''. Freies Geistesleben (Anregungen zur anthroposophischen Arbeit 9), Stuttgart 1981; 2. A. 1994, ISBN 3-7725-1498-7
*''Physical and Ethereal Spaces'', London 1965; 1978
*''Universalkräfte in der Mechanik. Vektoren in Raum und Gegenraum. Urraumschrauben''. Mathematisch-Physikalisches Institut, Dornach 1973
**englische Ausgabe: ''Universal Forces in Mechanics'', London 1977
***überarbeitete Neuausgabe: ''Universalkräfte in der Mechanik. Perspektiven einer anthroposophisch erweiterten mathematischen Physik''. Verlag am Goetheanum (Mathematisch-Astronomische Blätter 20), Dornach 1996, ISBN 3-7235-0953-3
*''Grundfragen der Naturwissenschaft. Aufsätze zu einer Wissenschaft des Ätherischen''. Freies Geistesleben (Beiträge zur Anthroposophie 5), Stuttgart 1979, ISBN 3-7725-0405-1
*''Lemniskatische Regelflächen. Eine anschauliche Einführung in die Liniengeometrie und Imaginärtheorie''. Verlag am Goetheanum (Mathematisch-Astronomische Blätter 14), Dornach 1989, ISBN 3-7235-0514-7


Tatsächlich ist der einseitig holistische Ansatz nicht weniger problematisch als die einseitig reduktionistische Weltanschauung. Aus streng holistischer Sicht erklärt sich beispielsweise die menschliche [[Individualität]] restlos aus der Staats- und Gesellschaftsform, in der sie lebt, was offensichtlich falsch bzw. nicht die ganze Wahrheit ist, denn einzelne Individuen prägen ihrerseits durch ihre [[schöpferisch]]e Kraft die sozialen Gegebenheiten entscheidend mit.
Zusammen mit Olive Whicher:
 
*''The Living Plant and the Science of Physical and Ethereal Space'', Stourbridge 1949
== Siehe auch ==
*''The Plant between Sun and Earth'', Clent 1952; London 1980
 
**deutsch überarbeitet in einem Band als: ''Die Pflanze in Raum und Gegenraum. Elemente einer neuen Morphologie''. Freies Geistesleben, Stuttgart 1960; 2. erg. A. ebd. 1979, ISBN 3-7725-0450-7
* {{WikipediaDE|Holismus}}
*''Pflanze, Sonne, Erde'' (Kunstmappe mit Text und 24 Zeichnungen). Freies Geistesleben, Stuttgart 1963


== Literatur ==
== Literatur ==
*Olive Whicher: ''George Adams. Ein Geistsucher in unserer Zeit''. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1973


* Jan Christiaan Smuts: ''Holism and Evolution'', Macmillan, New York 1926 [https://archive.org/details/holismevolution00smut archive.org]
== Weblinks ==
** deutsch: ''Die holistische Welt'', Mit einem Vorwort des Verfassers zur deutschen Ausgabe und einem Geleitwort von Adolf Meyer, herausgegeben und übersetzt von Helmut Minkowski, Metzner, Berlin 1938
{{PND|100003990}}<!--nicht individualisiert!-->
*[[Hans-Peter Dürr]] (Hrsg.):  ''Rupert Sheldrake in der Diskussion'', Scherz-Verlag, Bern München Wien 1997, S 227ff
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=16 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls'' von Renatus Ziegler
 
== Einzelnachweise ==


<references />
{{DEFAULTSORT:Adams, George}}
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Mathematiker]]
[[Kategorie:Sachbuchautor]]
[[Kategorie:Autor (Mathematik)]]
[[Kategorie:Autor (Anthroposophie)]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Geboren 1894]]
[[Kategorie:Gestorben 1963]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 13. November 2018, 00:36 Uhr

George Adams

George Adams, eigentlich George von Kaufmann (* 8. Februar 1894 in Marijampolė, damals Österreich-Ungarn; † 30. März 1963 in Birmingham) war ein britischer Mathematiker und Anthroposoph.

Leben

George Adams wurde als Sohn des australisch-deutschen Industriellen Georg von Kaufmann und der Engländerin Mary Adams im damaligen Ostgalizien geboren. Er studierte zwischen 1912 und 1918 Chemie (B.A.) und Mathematik (M.A.) an der University of Cambridge; dabei beschäftigte er sich intensiv mit den Werken Whiteheads und Russells.

1914 lernte er die Anthroposophie Rudolf Steiners kennen; er wirkte bei dessen Vorträgen in England als Dolmetscher und übersetzte später zahlreiche Werke Steiners ins Englische. 1916 trat er der Anthroposophischen Gesellschaft bei. Seine eigenen Arbeiten beschäftigen sich mit Fragestellungen des Goetheanismus, etwa mit der projektiven Geometrie, nach 1935 teils zusammen mit seiner Mitarbeiterin Olive Whicher.

1939 meldete er sich in London freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zunächst als Dolmetscher in einem Gefangenenlager eingesetzt, jedoch nach einem halben Jahr entlassen. Nachdem seine deutschen Beziehungen kritisch geprüft wurden, nannte er sich ab 1940 George Adams. Bis Kriegsende diente er darauf weiter als Abhörer beim BBC Monitoring und im Luftschutz.

Er starb bei einer befreundeten Familie im Birminghamer Stadtteil Edgbaston, knapp vier Jahre nach einem schweren Herzinfarkt.

Werke

  • Fruits of Anthroposophy, London 1922
  • Christ and the Earth, London 1927
  • Synthetische Geometrie, Goethesche Metamorphosenlehre und Mathematische Physik. In: Mathesis, Stuttgart 1931
  • The Anthroposophical Movement, London 1932
  • Von dem ätherischen Raum. In: Natura, 6. Jg., Heft 5/6, 1933
    • Buchausgabe: Freies Geistesleben (Studien und Versuche 6), Stuttgart 1964; 2. A. 1981, ISBN 3-7725-0036-6
  • Space and the Light of the Creation. A new Essay in Cosmic Theory, London 1933
  • Strahlende Weltgestaltung. Synthetische Geometrie in geisteswissenschaftlicher Beleuchtung. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1934; 2. A. ebd. 1965, ISBN 3-7235-0002-1
  • Christ in the Power of Memory and the Power of Love, East Grinstead 1938
  • The Mysteries of the Rose-Cross, East Grinstead 1955; London 1989
    • Beide Titel auf deutsch als: Das Rosenkreuzertum als Mysterium der Trinität. Freies Geistesleben (Anregungen zur anthroposophischen Arbeit 9), Stuttgart 1981; 2. A. 1994, ISBN 3-7725-1498-7
  • Physical and Ethereal Spaces, London 1965; 1978
  • Universalkräfte in der Mechanik. Vektoren in Raum und Gegenraum. Urraumschrauben. Mathematisch-Physikalisches Institut, Dornach 1973
    • englische Ausgabe: Universal Forces in Mechanics, London 1977
      • überarbeitete Neuausgabe: Universalkräfte in der Mechanik. Perspektiven einer anthroposophisch erweiterten mathematischen Physik. Verlag am Goetheanum (Mathematisch-Astronomische Blätter 20), Dornach 1996, ISBN 3-7235-0953-3
  • Grundfragen der Naturwissenschaft. Aufsätze zu einer Wissenschaft des Ätherischen. Freies Geistesleben (Beiträge zur Anthroposophie 5), Stuttgart 1979, ISBN 3-7725-0405-1
  • Lemniskatische Regelflächen. Eine anschauliche Einführung in die Liniengeometrie und Imaginärtheorie. Verlag am Goetheanum (Mathematisch-Astronomische Blätter 14), Dornach 1989, ISBN 3-7235-0514-7

Zusammen mit Olive Whicher:

  • The Living Plant and the Science of Physical and Ethereal Space, Stourbridge 1949
  • The Plant between Sun and Earth, Clent 1952; London 1980
    • deutsch überarbeitet in einem Band als: Die Pflanze in Raum und Gegenraum. Elemente einer neuen Morphologie. Freies Geistesleben, Stuttgart 1960; 2. erg. A. ebd. 1979, ISBN 3-7725-0450-7
  • Pflanze, Sonne, Erde (Kunstmappe mit Text und 24 Zeichnungen). Freies Geistesleben, Stuttgart 1963

Literatur

  • Olive Whicher: George Adams. Ein Geistsucher in unserer Zeit. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1973

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel George Adams aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.