Purusha

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Purusha (Sanskrit, m., पुरुष, puruṣa, Mann, Mensch, Menschheit, Person, Urseele) ist ein wichtiger Begriff in der indischen Mythologie, in der Sankhya-Philosophie und im Shivaismus. Seiner Urbedeutung nach ist er der noch geistige, kosmische Urmensch, aus dem alles irdische Dasein entstanden ist und damit etwa dem Riesen Ymir der germanischen Mythologie vergleichbar. Im weiteren Sinn wird überhaupt das Geistig-Seelische des Menschen als Purusha bezeichnet, dem mit Prakriti das materielle, leibliche Element gegenübersteht. Ihr Verhältnis zueinander wird durch die drei Gunas bestimmt.

Der Begriff "Purusha" hat im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht:

  • Der älteste Beleg ist im Rigveda (RV.10.90), dem sog. Purusha-Sukta, das auch die Entstehung der Kasten beschreibt. Purusha ist hier eine Art Urriese, der geopfert wird und aus dem die Welt und die Varnas (Kasten) entstehen. Purusha wird mit tausend Köpfen und tausend Füßen beschrieben. Er bedeckte die Erde vollständig und ragte noch darüber hinaus. Er gilt als Herrscher der Unsterblichkeit. Er breitete sich aus und zwar durch Selbstzeugung. Er entließ die Viraj (weibliches Schöpfungsprinzip) aus sich und ließ dann aus ihr die Welt gebären. Den so geborenen Purusha bringen die Götter als Opfergabe dar. In diesem Opfer wurden die Verse und Gesänge geschaffen. Die Pferde und Kühe wurden geboren. Der Mund von Purusha wurde zu den Brahmanen, die Arme zu den Kshatriyas, die Schenkel zu den Vaishyas und die Füße zu den Shudras. Aus seinem Geist wurde der Mond geboren, aus seinen Augen die Sonne. Indra und Agni kamen aus seinem Mund. Aus seinem Kopf entstand der Himmel, aus seinem Nabel das Weltall.
  • In der dualistischen Sankhya-Philosophie ist Purusha die Urseele, der ewige, metaphysische Weltgeist, der unveränderlich ist. Purusha befindet sich in Gegensatz zur weiblich gedachten Prakriti (Natur), der Welt der Phänomene. Man stellte die Urseele und die Urmaterie als Mann und Frau gegenüber und leitete ihre Verschiedenheit aus dieser Gegensätzlichkeit her. Prakriti ist die Frau und daher das schaffende und gebärende Prinzip. Purusha ist der Mann, sein Wesen ist es zu betrachten, zu schauen und zu erkennen. Purusha und Prakriti sind die zwei unterschiedlichen Prinzipien, auf die die Welt zurückgeführt wird. Purusha ist das Sankhya-Pendant zu Atman (Weltseele) in der monistischen Vedanta-Philosophie.
  • In den shivaitischen Texten (z.B. Lingapurana) wird Shiva als höchstes Wesen über Purusha und Prakriti gestellt. Shivas männlicher Aspekt wird mit dem Purusha und dessen weiblicher Aspekt mit der Prakriti identifiziert. Prakriti wird als die Grundlage alles Materiellen und alles Dynamischem im Universum begriffen. Auch wird die Prakriti als seine Gattin, der Purusha als sein Lingam betrachtet. Ikonografisch wird Shiva als Purusha, als Uma-Maheshvara bezeichnet; die auf seinem linken Schenkel sitzende Uma wird als Prakriti aufgefasst, also Vater und Mutter der Schöpfung.
  • Sri Aurobindo stellt in seinem Werk "Die Synthese des Yoga" die Behauptung auf, dass es immer der beiden Kräfte Purusha (Seele) und Prakriti (Natur) bedarf um die Manifestationen des Kosmos zu erstellen. Weiterhin führt er aus, dass der Suchende im Yoga feststellt, dass die Einwirkungen der Natur auf ihn nur durch eine Einwilligung oder Sanktionierung seiner Seele möglich sind und dass eine "schweigende" Seele dieses nicht zulassen muss.


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