Schiefer und Evidenztheorie der Wahrheit: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Schist.jpg|miniatur|300px|Glimmerschiefer aus dem Südosten New Yorks]]
Vertreter einer '''Evidenztheorie der Wahrheit''' sind [[René Descartes]], [[Baruch Spinoza]], [[Franz Brentano]] und [[Edmund Husserl]].
[[Datei:Schiefer anstehend.jpg|miniatur|300px|[[Wikipedia:Anstehendes Gestein|Anstehender]] Tonschiefer aus dem [[Wikipedia:Devon (Geologie)|Unterdevon]] mit deutlich ausgebildeten Schieferflächen (nördliche Eifel).]]
[[Bild:Goetheanum1_color.jpg|thumb|300px|Der Doppelkuppelbau des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] wurde mit norwegischem Dachschiefer gedeckt.]]


'''Schiefer''' ([[Wikipedia:althochdeutsch|ahd.]] ''scivaro''; [[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mhd.]] ''schiver(e)'' „Steinsplitter, Holzsplitter“; [[Wikipedia:mittelniederdeutsch|mnd.]] ''schiver'' „Schiefer, Schindel“) ist eine zusammenfassende Bezeichnung für [[Gestein]]e unterschiedlicher Herkunft, die sich durch ihre [[Wikipedia:Schieferung|schiefrige]] [[Struktur]] auszeichnen und dadurch sehr leicht in dünne Platten spalten lassen.  
====== Franz Brentano ======
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"Daß Descartes die Evidenz nicht aufgefallen sei, daß er den Unterschied zwischen Einsicht und blindem Urteil nicht bemerkt habe, kann man hienach gewiß nicht sagen. Aber er, der die Klasse des [[Urteil]]s von der des Vorstellens scheidet, läßt doch den auszeichnenden Charakter der Evidenz, den die einsichtigen Urteile haben, in der Klasse des Vorstellens zurück. Sie soll in einer besonderen Auszeichnung der [[Perzeption]], d.i. der Vorstellung, bestehn, die dem Urteil zugrunde liegt. Ja Descartes geht soweit, dieses Vorstellen geradezu ein 'cognoscere', ein 'Erkennen' zu nennen. Ein Erkennen also und doch kein Urteilen! - Das sind rudimentäre Glieder, welche uns nach dem Fortschritt, den die Lehre vom Urteil durch Descartes gemacht, an eine überwundene Stufe der Psychologie erinnern; (...) [Glieder, die] (...) in keiner Weise angepaßt, in höchstem Maße störend werden, ja alle ferneren Bemühungen Descartes' für die Erkenntnistheorie erfolglos machen. Er bleibt, um mit Leibniz zu sprechen, "im Vorzimmer der Wahrheit". Nur so wird Descartes' clara et distincta perceptio, von welcher selbst man so schwer eine deutliche und klare Vorstellung gewinnt, in ihrer eigentümlichen Zwitterhaftigkeit vollkommen verständlich. ''Zu helfen ist hier nur, wenn man das, was die Einsicht gegenüber anderen Urteilen auszeichnet, als innere Eigentümlichkeit in dem Akte des Einsehens selber sucht''.


== Schieferarten im Überblick ==
Freilich haben manche, die hier suchten, sie dennoch nicht gefunden." (Lit.: Wahrheit und Evidenz, S. 62, Hervh.i.Orig.)
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"Bei Evidenz ist Irrtum ausgeschlossen.


Streng genommen sind Schiefer nach gegenwärtiger [[Geologie|geologischer]] Definition [[Tektonik|tektonisch]] gefaltete (deformierte) [[Metamorphite]]; durch historisch bedingte Gesteinsbezeichnungen werden aber teilweise auch gut spaltbare geschieferte [[Sedimentgestein]]e als Schiefer bezeichnet. So wurden etwa auch tektonisch nicht deformierte, feinkörnige Sedimentgesteine mit einem hohen Anteil an [[Tonminerale]]n noch bis weit ins 20. Jahrhundert unter die Schiefer eingereiht. Auch der an organischen Materialen reiche [[Wikipedia:Ölschiefer|Ölschiefer]] ist kein echter Schiefer im geologischen Sinn. Ölschiefer enthalten bis zu 20%, selten sogar bis 30% [[Wikipedia:Kerogen|Kerogen]], eine Vorstufe des [[Wikipedia:Erdöl|Erdöl]]s.
Bei Evidenz ist Zweifel ausgeschlossen, aber weder Freiheit von [[Irrtum]], noch Freiheit von [[Zweifel]] machen das Urteil zu einem evidenten Urteil, sondern eine Eigentümlichkeit, die es als richtig charakterisiert." (e.d., S. 144)
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Echte Schiefer sind z.B. die [[Wikipedia:Tonschiefer|Tonschiefer]], die klastische (von {{ELSalt|κλαστός}} ''klastós'' „in Stücke gebrochen“) [[Gestein]]e (''Trümmergesteine'') sind, oder [[kristall]]ine Gesteine wie [[Wikipedia:Grünschiefer|Grünschiefer]], [[Wikipedia:Glimmerschiefer|Glimmerschiefer]], [[Wikipedia:Glaukophanschiefer|Glaukophanschiefer]].
Brentano wendet gegen die schon von [[Aristoteles]] vertretene Auffassung, eine Aussage oder ein Urteil sei dann wahr, wenn es mit dem Gegenstand übereinstimme ([[Korrespondenztheorie der Wahrheit|Korrespondenztheorie]]), ein, daß diese Wahrheitsdefinition in einen unendlichen Regreß führen würde. Denn um die Übereinstimmung feststellen zu können, muß der Gegenstand, und was ihm im Bewußtsein entsprechen soll, bereits erkannt sein.  
 
== Schieferdeckung des Ersten und Zweiten Goetheanums ==
 
Dunkle Tonschiefer (''„Dachschiefer“'') werden oft für die Deckung von Dächern verwendet. Für die Dachdeckung des [[Erstes Goetheanum|Ersten]] und [[Zweites Goetheanum|Zweiten Goetheanums]] wurde auf Wunsch [[Rudolf Steiner]]s norwegischer Dachschiefer mit einem hohen Anteil an [[Wikipedia:Muskovit|Muskovit]]glimmer verwendet.


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"Als ich bei meinem letzten Vortragszyklus in Norwegen von
"Auf die Frage, was unter Wahrheit zu verstehen sei, antwortet man sehr gewöhnlich, man verstehe darunter die Übereinstimmung des Verstandes mit der Sache ... [es kann aber] unmöglich eine Übereinstimmung erkannt werden, wenn nicht jedes der beiden, um deren Übereinstimmung es sich handelt, von uns erkannt ist. (...) Die wahre Garantie für die Wahrheit eines Urteils liegt in der Evidenz, die es entweder unmittelbar besitzt oder mittels des Beweises durch die Verbindung mit anderen Urteilen, welche unmittelbar evident sind, erlangt." (e.d., S. 137)
Kristiania nach Bergen fuhr, konnte ich jene Schieferbrüche sehen,
die mir dazumal den Gedanken gaben, zu erstreben, den Schiefer von
dorther zu bekommen. Das ist uns gelungen, es ist tatsächlich, man
kann sagen, eine karmische Fügung. Aber wenn wir den Blick werfen
werden auf das von jenem Schiefer jetzt bedeckte Dach der Kuppeln,
mit dem Eigentümlichen, das gerade dieser Schiefer hat, der wie kein
anderer Schiefer wirkt, dann müssen wir sagen: das hat etwas von
dem Aufschließenden und zugleich Verbergenden des Seelenlebens.
Und wir werden, wenn wir die Kuppel wirklich zum Seelenleben
machen wollen, Liebe zur Geisteswissenschaft entwickeln müssen.
Denn es soll das, was im Inneren der Kuppel gemalt werden wird, uns
wirklich entgegentreten wie eine Art Spiegelbild in Farben und Formen,
eine Art Spiegelbild dessen, was uns die Geisteswissenschaft sein
kann." {{Lit|{{G|275|121}}}}
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"Dieser Schiefer unterscheidet sich im Speziellen durch sein hohes Alter gegenüber herkömmlichem Naturschiefer (250
Millionen Jahre älter). Er wurde vor rund 500 Millionen Jahren durch Sedimentablagerungen im Gebiet des späteren kaledonischen Gebirges gebildet (Kambriumzeit). Durch seinen hohen Anteil an Quarzen wurde dies ein sehr harter Quarzitschiefer. Das Ursprungsland ist Norwegen. Diese Zusammensetzung ist einmalig und gibt dem Schiefer durch den hohen Anteil an Muskovitglimmer seinen schönen Glanz. Die chemische Zusammensetzung ist: 62 % Quarzit, 15 % Feldspat, 15 % Muskovitglimmer,  3 % Kalkspat, 3 % Epidot, 2 % Erze. Der Abbau des Schiefers erfolgt unter Tage. Die Produk­tion dieser Schiefergrube begann 1895; die Originalgrube, die Rudolf Steiner ausgesucht hat, ist inzwischen geschlossen, da die Qualität der Schiefer nicht mehr gewährleistet werden konnte. 1920 waren dort etwa 300 Arbeiter beschäftigt (alles Handarbeit). Heute ist diese Grube geschlossen." {{Lit|Bauzeitung, S. 4}}
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
 
*[[Korrespondenztheorie der Wahrheit]]
* {{WikipediaDE|Schiefer}}
*[[Kohärenztheorie der Wahrheit]]
*[[Wahrheit]]
*[[Wahrheitskriterium]]


== Literatur ==
== Literatur ==
#[[Johann Wolfgang von Goethe]], Dankmar Bosse (Hrsg.): ''Die Metamorphose des Granits. Substanz- und Gestaltbildung des Erdorganismus'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1994 (Hrsg.) ISBN 978-3772505485
*[[Franz Brentano]]: ''Wahrheit und Evidenz. Erkenntnistheoretische Abhandlungen und Briefe'', Felix Meiner Verlag, 2013, ISBN 3787300201, ''(Verlagsauskunft: "Brentanos Reflexionen über das Verhältnis von Wahrheit und Evidenz wurden erst 1930 herausgegeben. Ihre Kenntnis ist unentbehrlich für das Verständnis seines Verhältnisses zu den an ihn anknüpfenden Denkern, insbesondere zu Husserl.")''
#[[Walther Cloos]]: ''Lebensstufen der Erde. Beiträge zu einer organischen Gesteins- und Mineralkunde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1984 ISBN 978-3772504853
#Helmut Knauer: ''Erdenantlitz und Erdenstoffe'', Verlag am Goetheanum, Dornach 1961, ISBN 978-3723500705
#[[Wolfhard Wimmenauer]]: ''Zwischen Feuer und Wasser: Gestalten und Prozesse im Mineralbereich'', Urachhaus Verlag, Stuttgart 1992 ISBN 978-3878389453
#[[Dankmar Bosse]]: ''Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch: Entwurf einer Geologie und Paläontologie der lebendigen Erde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgat 2002, ISBN 978-3772515934
#Dankmar Bosse: ''Die Lebenssphäre der Erde: Ihre Evolution in den geologischen Phänomenen, Rudolf Steiners Forschungen und in Goethes Studien'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2012. ISBN 978-3905919370
#Dankmar Bosse: ''Goethes Initiation und die Ursphäre der Erde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995 ISBN 978-3772500701
#Dankmar Bosse: ''Die Evolution der Minerale zwischen Kosmos und Erde: Entwurf einer Mineralogie und Kristallografie der lebendigen Erde'', Verlag des Ita Wegman Instituts, Arlesheim 2015, ISBN 978-3905919684
#[http://www.goetheanum.org/fileadmin/presse/Dokumente/BauZeitung1_web.pdf#page=4 BauZeitung 1. März 2013] - Zum norwegischen Dachschiefer: Hoher Anteil an Muskovitglimmer (Goetheanum)
#Rudolf Steiner: ''Kunst im Lichte der Mysterienweisheit'', [[GA 275]] (1990), ISBN 3-7274-2750-7 {{Vorträge|275}}


{{GA}}
== Weblinks ==
* {{UTB-Philosophie|Thomas Blume|314|Evidenz}}
* {{UTB-Philosophie|Thomas Blume|189|Clare et distincte}} (Descartes, Hinweis auf Husserl)


[[Kategorie:Mineralreich]] [[Kategorie:Mineral]] [[Kategorie:Umwandlungsgestein|S101]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]][[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
{{wikipedia}}

Version vom 15. Juli 2015, 21:05 Uhr

Vertreter einer Evidenztheorie der Wahrheit sind René Descartes, Baruch Spinoza, Franz Brentano und Edmund Husserl.

Franz Brentano

"Daß Descartes die Evidenz nicht aufgefallen sei, daß er den Unterschied zwischen Einsicht und blindem Urteil nicht bemerkt habe, kann man hienach gewiß nicht sagen. Aber er, der die Klasse des Urteils von der des Vorstellens scheidet, läßt doch den auszeichnenden Charakter der Evidenz, den die einsichtigen Urteile haben, in der Klasse des Vorstellens zurück. Sie soll in einer besonderen Auszeichnung der Perzeption, d.i. der Vorstellung, bestehn, die dem Urteil zugrunde liegt. Ja Descartes geht soweit, dieses Vorstellen geradezu ein 'cognoscere', ein 'Erkennen' zu nennen. Ein Erkennen also und doch kein Urteilen! - Das sind rudimentäre Glieder, welche uns nach dem Fortschritt, den die Lehre vom Urteil durch Descartes gemacht, an eine überwundene Stufe der Psychologie erinnern; (...) [Glieder, die] (...) in keiner Weise angepaßt, in höchstem Maße störend werden, ja alle ferneren Bemühungen Descartes' für die Erkenntnistheorie erfolglos machen. Er bleibt, um mit Leibniz zu sprechen, "im Vorzimmer der Wahrheit". Nur so wird Descartes' clara et distincta perceptio, von welcher selbst man so schwer eine deutliche und klare Vorstellung gewinnt, in ihrer eigentümlichen Zwitterhaftigkeit vollkommen verständlich. Zu helfen ist hier nur, wenn man das, was die Einsicht gegenüber anderen Urteilen auszeichnet, als innere Eigentümlichkeit in dem Akte des Einsehens selber sucht.

Freilich haben manche, die hier suchten, sie dennoch nicht gefunden." (Lit.: Wahrheit und Evidenz, S. 62, Hervh.i.Orig.)

"Bei Evidenz ist Irrtum ausgeschlossen.

Bei Evidenz ist Zweifel ausgeschlossen, aber weder Freiheit von Irrtum, noch Freiheit von Zweifel machen das Urteil zu einem evidenten Urteil, sondern eine Eigentümlichkeit, die es als richtig charakterisiert." (e.d., S. 144)

Brentano wendet gegen die schon von Aristoteles vertretene Auffassung, eine Aussage oder ein Urteil sei dann wahr, wenn es mit dem Gegenstand übereinstimme (Korrespondenztheorie), ein, daß diese Wahrheitsdefinition in einen unendlichen Regreß führen würde. Denn um die Übereinstimmung feststellen zu können, muß der Gegenstand, und was ihm im Bewußtsein entsprechen soll, bereits erkannt sein.

"Auf die Frage, was unter Wahrheit zu verstehen sei, antwortet man sehr gewöhnlich, man verstehe darunter die Übereinstimmung des Verstandes mit der Sache ... [es kann aber] unmöglich eine Übereinstimmung erkannt werden, wenn nicht jedes der beiden, um deren Übereinstimmung es sich handelt, von uns erkannt ist. (...) Die wahre Garantie für die Wahrheit eines Urteils liegt in der Evidenz, die es entweder unmittelbar besitzt oder mittels des Beweises durch die Verbindung mit anderen Urteilen, welche unmittelbar evident sind, erlangt." (e.d., S. 137)

Siehe auch

Literatur

  • Franz Brentano: Wahrheit und Evidenz. Erkenntnistheoretische Abhandlungen und Briefe, Felix Meiner Verlag, 2013, ISBN 3787300201, (Verlagsauskunft: "Brentanos Reflexionen über das Verhältnis von Wahrheit und Evidenz wurden erst 1930 herausgegeben. Ihre Kenntnis ist unentbehrlich für das Verständnis seines Verhältnisses zu den an ihn anknüpfenden Denkern, insbesondere zu Husserl.")

Weblinks

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